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Autor: Gast - Der Kreuzberger

Tresentest: Kater Holzig

Sag nie, das du von zu Hause kommst, oder besser du gehst gar nicht erst hin!!!!

Am Sonntag stand ein neuer Tresentest an, diesmal im Kater Holzig. Um nicht allein dazustehen, verabredete ich mich mit zwei Freundinnen dort. Es war ein ruhiger Nachmittag, und so gegen 17 Uhr traf ich bei Sonnenschein und guter Laune vor der Kasse der Location ein. Es war wirklich nicht viel los und ich stand mit ca. 16 Personen vor dem Eingang. Der Türsteher sprach mit jedem Gast, was ich nicht genau mitbekam, und schickte dann über die Hälfte der Schlange wieder weg. Erst ein junges Pärchen, dann eine einzelne Frau, zwischendurch durfte mal ein Pärchen rein (was sich optisch nicht von dem anderen unterschied), wieder ein einzelner Mann nicht usw.

Ein wenig irritiert schaute ich der Türpolitik zu, ohne eine System zu erkennen. Schließlich kam ich an die Reihe: „Wieviele seid ihr ?“ wurde ich gefragt. Äh, ich drehte mich um, schaute, ob sich jemand hinter mir versteckt hatte, und dachte nur: Was sieht dieser Junge was ich nicht sehe?, denn ich stand alleine vor ihm. Ohne seinen Geisteszustand in Frage zu stellen, blieb ich ruhig und antwortete höflich, dass ich es wäre, um den es geht. Zweite Frage: „Wo kommst du her ?“ – langsam stieg eine gewisse Aggression in mir auf, was dieser abgebrochene Zwerg von mir wollte, eigentlich wollte ich ihm entgegnen, dass es ihn einen Scheißdreck angeht, wo ich herkomme, diese Frage beantworte ich nicht mal den Bullen und schon gar nicht einem dahergelaufenen Vollpfosten.

„Von zu Hause“ sagte ich ihm mit leicht gerümpfter Nase, obwohl sich meine Stimmung eher auf Schmerz zufügen einstimmte. Dann glotzte er mich von unten bis oben an (wie bei einer Musterung), dann von oben nach unten und sagte: „Ich kann dich leider nicht reinlassen!“. „Ach“, kam es aus mir heraus, „drinnen warten Freunde auf mich!“. „Sorry, kommst nicht rein!“ Ich schüttelte den Kopf und ging, schaute mir noch ein wenig die Türpolitik an und konnte beim besten Willen nicht erkennen, warum die einen rein durften, andere jedoch nicht. Selbst meine Bekannte wurde zur Bittstellerin, weil sie kurz den Laden verlassen wollte, um zum Auto zu gehen. Erst nach längerer Diskussion mit dem Türpersonal wurde es ihr erlaubt. Was soll das? Wo sind wir denn hier? Man sollte wissen, es war Nachmittag und der Laden war leer!

Fazit:

Somit fiel der Tresentest aus, na eigentlich nicht ganz, denn es gibt ein klares Urteil.

Wir Berliner gehen da nicht mehr hin, Punkt !!!!

Ich selbst war DJ und habe Technopartys organisiert und trieb mich mehrere Jahre aktiv in der Clubszene in Berlin rum. Mir ist daher auch klar, dass es eine Türpolitik geben muss, um eine gute Balance im Club zu gewährleisten, es geht mir auch nicht darum, mal abgewiesen zu werden. Das „Wie“ ist aber eine andere Sache. Dass sich dort ein paar Egomanen aufspielen und den Dicken raushängen lassen, kotzt mich an. Das sind genau diese kleinen Lichter, denen man Vertrauen gibt und Machtmissbrauch erntet. Zwar hatten mich meine Freunde schon gewarnt, dass dies nur noch ein Laden für Kokser ‘und Touristen ist, aber man lernt halt nie aus. Ich war wohl zu nüchtern, denn wer von zu hause kommt ist meistens nüchtern !

Es gibt so viele gute Clubs und Raves in Berlin, wo man freundlich begrüßt wird, wenn man feiern und Geld ausgeben will. Kater Holzig gehört definitiv nicht dazu, die Bar 25 war schon arrogant, aber sie wollen wohl immer noch höher hinaus und glauben fest daran, nicht Mainstream zu sein, wie süß ! Zuviel Drogen machen halt doch Scheiße im Kopf !

Gute Subkultur sieht definitiv anders aus.

Für mich ist klar, dass war das letzte marl !!! hehe, so reimt es sich wenigstens !




Theater, das funktioniert – Theaterforum Kreuzberg

Ohne großartige Werbung, ohne Leuchtreklame und ohne Stars im Ensemble kommt ein kleines Theater in Kreuzberg aus, das vorbildlich gut funktioniert: das Theaterforum Kreuzberg (TFK) in der Eisenbahnstraße 21, als Adresse für anspruchsvolles, selten gespieltes Sprechtheater, Forum für junge Theaterproduktionen und ungewöhnliche Projekte. Laufkundschaft verirrt sich eh kaum einmal in diese Ecke. Trotzdem sind die Vorstellungen hier oft richtig voll, und insgesamt konnte die Auslastung in den letzten Jahren auf durchschnittlich stolze 60 Prozent gesteigert werden!

Dass das so ist, liegt ganz maßgeblich an Annemone Poland, die zufällig als Schauspielerin ins Ensemble des Theaterforum Kreuzberg kam und bis heute dort geblieben ist. 1996 hat sie die künstlerische Leitung übernommen und für etliche strukturelle Änderungen gesorgt. Dadurch hat sich das TFK einen guten Stand erarbeitet und hat inzwischen nicht nur künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich Erfolg.

Gegründet wurde das TFK vor 20 Jahren von jungen Theaterleuten, die mit dem herkömmlichen Stadttheater-Betrieb unzufrieden waren und für sich eine Alternative suchten: eine Art Theaterlabor für Experimente und künstlerischen Austausch. Gearbeitet wurde nach der Schauspielmethodik von Michael Tschechow und die daraus entstandene Schauspielschule hat sich ebenfalls weiterentwickelt und bietet jetzt eine reguläre dreijährige Ausbildung mit anschließender staatlicher Prüfung an. Für Training, Proben und Aufführungen bauten die damaligen Ensemblemitglieder einen alten Ballsaal zum Theater aus, das zwar gut genutzt wurde, aber nur selten für öffentliche Aufführungen.

Das hat sich durch Annemone Poland gründlich geändert, die den Gastspielbetrieb, der zunächst nur ausnahmsweise gestattet wurde, systematisch ausgebaut hat. Aus den vielen Gastspiel-Bewerbungen – vorwiegend von Berliner Ensembles, aber auch immer öfters aus dem Ausland – wählt sie höchstpersönlich selber aus, was auf den Spielplan kommt, mit einem untrüglichen Sinn für Qualität. Dabei haben auch ambitionierte Amateurtheater und Newcomer gute Chancen.

„Ich bin immer neugierig auf junge Leute“, sagt Annemone Poland, die auf diese Weise schon hochinteressante Entdeckungen gemacht hat: Der junge Regisseur Nurkan Erpulat, der als erster Türke in die Regieklasse der Ernst-Busch-Schule aufgenommen wurde, inzwischen bei der Ruhrtriennale inszeniert, von der dortigen Presse als „Regie-Star aus der Türkei“ gefeiert wird und mit seiner aktuellen Produktion zum Theatertreffen in Berlin eingeladen wurde, hat sein erstes großes Theaterprojekt auf der Bühne des TFK gezeigt.

Insgesamt gastierten mittlerweile pro Jahr rund 20 verschiedene Ensembles. Damit ist gleichzeitig dem TFK durch entsprechende Mieteinnahmen geholfen, wie vielen freien Ensembles, die keine eigene Spielstätte haben und händeringend nach Auftrittsmöglichkeiten suchen. Was die Konditionen betrifft, so hat Annemone Poland klare Vorgaben und lässt nicht mich sich handeln. Schließlich kann sich das Theaterforum, das 40 Prozent des Gesamtbudgets selber erwirtschaften muss (der Rest ergibt sich durch Fördermittel des Forum Kreuzberg Fördervereins, Spenden und gelegentlich Stiftungsgelder), keine großen Sprünge leisten. Straffes Haushalten ist ganz wichtig und Bühnenbild, Kostüme und anderes wird von einer Produktion zur nächsten recycelt, wo immer das geht.

Aber fair behandelt wird hier jedes Gast-Ensemble, und für Aufführungen steht alles bereit, was man braucht. Das Haus ist gut ausgestattet, der hauseigene Bühnentechniker steht zur Verfügung und eine Generalprobe vor der Aufführung ist möglich. Das geht auch ganz anders, schildert der Berliner Schauspieler Jean Denis Römer, der hauptsächlich bei Film und Fernsehen arbeitet und nebenher mit der Theatergruppe Wild Bunch regelmäßig an verschiedenen Bühnen gastiert und die Bedingungen am TFK sehr zu schätzen weiß.

Die Bühne des TFK hat die gleichen Maße wie die berühmte Bauhausbühne in Dessau und ist als klassische Guckkastenbühne mit fast quadratischer Spielfläche extrem funktional. Sehr begehrt ist das TFK deshalb bei Tanztheatern, die sich im Theater wohler fühlen, als im Studio. Und hier ist vor allem genug Platz für die jährlichen Eigenproduktionen mit großem Ensemble und hohem choreografischen Anteil. Typisch für die Handschrift der Chefin, die vor ihrem Schauspielstudium bei Prof. Erika Dannhoff eine klassische Ballettausbildung an der Berliner Tanzakademie gemacht hat.

Bei der Stückauswahl hat Annemone Poland eine Vorliebe für osteuropäische Theaterautoren und findet hier immer wieder Stücke, die in Deutschland noch gar nicht gespielt wurden . Deshalb hat das TFK eine ungewöhnlich hohe Quote an Uraufführungen – reizvoll fürs Publikum und für die Schauspieler. 12-13 Leute sind dauerhaft im Stammensemble, denn genauso treu wie das Publikum sind beim TFK auch die Schauspieler und es herrscht ein ideales „Betriebsklima“. „Das Haus ist einfach großartig. Auf dieser Bühne zu spielen, ist herrlich“, schwärmt die Schauspielerin Inka Papst, die seit drei Jahren im TFK-Ensemble spielt und hier auch schon ein Solostück auf die Bühne gebracht hat.

Allerdings trotz aller Fairness und bestmöglicher Bedingungen: Verdienen lässt sich für die Schauspieler auch am TFK nicht wirklich was, auch wenn es eine Probenpauschale gibt und auf Einnahmeteilung gespielt wird. So hat eigentlich jeder noch mindestens einen anderen Job am Laufen. Das gilt auch für die künstlerische Leiterin, die zusätzlich als Lehrbeauftragte an der HDK Berlin arbeitet, als Werkstattleiterin bei der Sommerakademie in Marburg, als Gastdozentin an der FH Potsdam und am College of Arts Darington/England. Aber ihre liebsten Termine im vollen Kalender, das wird klar, sind die beim Theaterforum Kreuzberg.

Info: Das TFK beendet am 7. August seine Sommerpause und startet mit drei Gastspielproduktionen in die neue Saison. Als Wiederaufnahme wird ab 9. September „Jakob oder die Unterwerfung“ von Eugène Ionesco in der Inszenierung von Annemone Poland gezeigt, und die nächste TFK-Eigenproduktion hat Ende Februar Premiere.

Den Spielplan und weitere Informationen findet ihr unter www.tfk-berlin.de

Geschrieben von Jutta Wunderlich




Sensations

Manchmal weiß ich nicht genau, warum ich ein bestimmtes Motiv auswähle. Es könnte eine Komposition, die Farben oder ein aktuelles Ereignis sein. Es kommt auch vor, dass ein Motiv, das ich mal abgelehnt hatte, mein Interesse zu einem späteren Zeitpunkt weckt.

In der Literatur über Edward Hopper wird seine ausweichende Haltung gegenüber seinen eigenen Bildern beschrieben: „I am hoping that ideas less easy to define have, perhaps, crept in also (Ich hoffe, dass Ideen, die nicht so leicht zu definieren sind, vielleicht, auch eingesickert sind).“ Hopper verlässt sich auf seine subjektive „sensations“, als Nachempfinden seines inneren Lebens. Die spezifischen Orte, die er malte, sind von sekundärem Interesse.

Bei mir ist es eher umgekehrt. Mein Ausgangspunkt ist soziologischer Natur, mehr am Mikrokosmos Nachbarschaft orientiert, wo Menschen ihren Alltag gestalten und erleben. Trotzdem strebe ich keine umfassende Bestandsaufnahme bestimmter Stadtteile an. Ein subjektiver Entscheidungswille – abgeleitet von meiner persönlichen Erfahrung – ist in meinem Oeuvre offensichtlich. Mit meinem Bezug zum Realismus stelle ich als Maler kein künstliches Mysterium her, das nur wenigen „eingeweihten“ Betrachtern zugänglich ist. Auf einer kommunikativen Ebene freuen sich viele Betrachter über die Erkennbarkeit, die ihren persönlichen Genius loci bestätigt. Andere Betrachter erkennen in manchen Bildern eine sozio-kritische Haltung.

Während des Malens verändern sich meine Absichten. Es entstehen oft neue, zusätzliche Inhalte. Nach meinem Ermessen lasse ich mich ein auf die Betrachtungen von Passanten und auf das, was ich selber entdecke, sei es das Motiv selbst oder das Bild, an dem ich gerade arbeite. Diese Arbeitsweise ist essentiell für die Entstehung meiner vor Ort gemalten Bilder. Ich reagiere darauf, in dem ich etwas weglasse oder ein Detail betone. Auch im Nachhinein – wenn ich Abstand zu einem Bild gewonnen habe – entdecke ich neue inhaltliche Zusammenhänge. Es ist äußerst selten, dass ich ein Bild im Atelier weiter bearbeite, weil ich eine Authentizität des Erlebten mit dem Vorortmalen gewährleisten möchte.

Beispiel „Am Spreeufer: Pfuelstraße“: Im Bild ist die O2 Arena mit dem großen monströsen Werbeträger im Hintergrund zu sehen, vorne angeschnitten ist das ehemalige Speichergebäude mit privater „Spreeterrasse“. Im gleichen Zeitraum sind mir auf der Straße zwei Menschen begegnet, die mir über ihre persönliche Beziehung zum Haus Pfuelstraße 5 erzählt haben: Einer wohnte früher dort in einer Rehabilitations-WG, der andere wohnt jetzt im Haus nach der Sanierung. Aktuell werden die Räume des Hauses mit vergitterten Fenstern als Filmlocation für €1500 pro Tag angeboten. Die unruhige Spree deutet auf die bevorstehenden baulichen Änderungen an ihren Ufern hin; die vergitterten Fenster und die Spreeterrasse verdeutlichen die daraus resultierenden wirtschaftlichen Trennungen in der Gesellschaft.

Es gibt Orte, die nach Präsenz und Aufmerksamkeit durch persönliche und teils eigenwillige Gestaltung und Farbgebung streben. Der kleine Imbiss „Burgersteig“ mit den intensiven komplementären Farben, Rot und Grün, in unterschiedlichen Tönungen ist mir aufgefallen. Mein Bild vom Laden habe ich glücklicherweise gemalt bevor das ursprüngliche Konzept durch die selbstgefälligen Piktogramm-artigen Darstellungen von den im Laden offerierten Speisen verunstaltet und geschwächt wurde.

In dem Bild „Berghain Areal“ sagt die äußere Erscheinung, die ich als Motiv ausgewählt habe, wenig über die lautstarken Feste, die dort allabendlich stattfinden. Das Bild entwickelte sich inhaltlich erst über drei ruhige Maltage. Durch meine Beobachtungen überkam mich allmählich das Gefühl in einer Laubenkolonie zu sein. Die Szenerie ist friedlich, die Mitarbeiter sind untereinander und mit mir freundlich.

PS. Ich heiße alle Willkommen zu meiner Ausstellung am ersten Septemberwochenende in der „Kapelle am Urban“ im Rahmen von „Art Kreuzberg“, Atelier und Galerie Rundgang im Bergmannkiez und Umgebung. Weitere Informationen auf meiner Website und auf www.artkreuzberg.de.

William Wires, Juli 2011

 




INDECT – Big Brother geht in Rente!

Indect ist die Abkürzung für „Intelligent information system supporting observation, searching and detection for security of citizens in urban environment“. Was übersetzt bedeutet, ein Informationssystem zur Unterstützung bei der Suche, der Entdeckung und der Überwachung von Bürgern in städtischen Umgebungen. Die Forschungszeit soll 5 Jahre betragen (2009-2013). Insgesamt 17 Organisationen sind daran beteiligt, von Wirtschaftsunternehmen über Polizeibehörden bis Universitäten ist alles vertreten. Das Ziel, die Überwachung des öffentlichen Raums und des Internets.

Aha, also nur eins mehr von diesen zahlreichen Überwachungssystemen, die es eh schon gibt? Leider knapp daneben, es soll ganz anders kommen. Die Europäische Union lässt sich diese neue Spielerei ca. 15 Millionen Euro kosten. Auf deutscher Seite sind dabei die Bergische Universität Wuppertal, bei der sich schon die Studentenvertretung gegen dieses Projekt ausgesprochen hat, die Innotec Data Gmbh & Co KG und eine Firma namens Psi Transcom Gmbh.

 

Was ist das Problem?

Die heutige Dichte an Überwachung, sei es durch Kameras im öffentlichen Raum, Handys, Internet usw. wird zum Problem bei der Auswertung. Die Fülle an Informationen kann nicht mehr effektiv analysiert werden und es fehlen die Instrumente, verschiedene Quellen miteinander zu verknüpfen und zuzuordnen! Hier soll Abhilfe geschaffen werden.

 

Aber was genau soll passieren?

Einmal soll im Internet Aufrufe von Gewalt, Bedrohung oder sich sonst wie auffälliges „abnormales Verhalten“ versteckt hat aufgespürt und herausgefiltert werden. Also die Liebhaber von Facebook & Co sollten bei ihrer Bilderauswahl beachten, dass ihre Schnappschüsse nicht nur von ihren Freunden begeistert aufgenommen werden. Suchprogramme, die „ständig“ und „automatisch“ öffentliche Quellen wie Websites, Foren, Usent-Gruppen, Fileserver, P2P-Netzwerke und „individuelle Computersysteme“ durchsuchen, um entweder Informationen über Personen oder Dokumente zu erhalten, sollen uns als Dauereinrichtungen ausspionieren. Zweitens sollen bewegliche Objekte lokalisiert und beobachtet werden können, dabei ist es egal, ob es Schiffe, Fahrzeuge, oder du mit deinem Freund oder Freundin es bist, die ins Visier geraten sind.

Des Weiteren sollen Bilder und Videos mit Wasserzeichen, durch spezielle Suchmaschinen, schnell gefunden und verwaltet werden.

Aber was ist nun der qualitative Unterschied zu bestehenden Techniken ? Es geht hier um eine Verknüpfung von verschiedensten Datenbanken. Alle bereits bestehenden Überwachungsinstrumente, wie die Kameras im öffentlichen Raum, die Ortung der Handys, Vorratsdatenspeicherung, Gesichtsscanning, Telefon- und Internetüberwachung werden zu einem großen Netzwerk zusammengeführt und personalisiert. Die Überlegungen gehen so weit, unbemannte Drohnen einzusetzen, die z.B. bewegliche Objekte oder Personen verfolgen können. Es soll also auch Militärtechnik im zivilen Bereich installiert werden, finanziert jedoch aus zivilen Geldtöpfen (Steuern/Forschungsetat). Es geht hier nicht um Gefahrenabwehr, sondern um die komplette Überwachung der Bevölkerung. Nicht mehr ein Mensch, sondern eine Software bestimmt was auffälliges Verhalten ist und was nicht und wer schließlich einer Überprüfung unterzogen wird.

Doch was kann man sich unter „abnormalem Verhalten“ vorstellen? Hier ein paar Beispiele nach Indect – Kriterien: Laufen, Rennen, zu langes Sitzen, Treffen mit mehr als X – Personen, Schreien, Bewegung in die falsche Richtung, zu langes Mitfahren oder Sitzen auf dem Boden im öffentlichen Nahverkehr.

Das kann doch nicht normal sein, oder?

Rechtsstaatliche Prinzipien werden somit als absurdum geführt, die Unschuldsvermutung einfach ausgehebelt. Eine Automation der Überwachung soll in Kraft treten.

Stell dir mal vor, du sitzt am Bahnhof mit einem Koffer, die Bahn hat mal wieder Verspätung und du bekommst langsam Hunger. Einfach so! Du gehst zum Imbiss der neben deinem Wartepunkt liegt und lässt den Koffer einfach stehen, da du ihn sehen kannst und jederzeit Zugriff auf ihn hättest. Aber eine Kamera nimmt dieses Entfernen von deinem Koffer auf, denn du hast dich leider einen Meter zu weit vom Objekt – X (Koffer) entfernt . Ein Softwareautomatismus, der dieses Entfernen als abnormales Verhalten einstuft (Kofferbombe), reagiert sofort und beginnt sogleich damit ein Gesichtsscanning von Dir vorzunehmen. Da du aber bisher ein unbescholtener Bürger bist, endet die Suche bei der Polizei negativ. Nun werden die Internetforen abgeklappert, ob es eine Übereinstimmung mit irgendwelchen Fotos die gepostet wurden gibt und schon wird die Überwachungsmaschinerie in Gang gesetzt, nur weil du einen leichten Hunger verspürt hast.

Da auch die spärlichen Informationen die an die Öffentlichkeit zu diesem Projekt gelangten, zur Kritik führten, wurde ein sogenannter Ethikrat ins Leben gerufen. Dieser hat die Aufgabe zu schauen, in wieweit die Projektausrichtung konform mit den rechtlichen und ethischen Grundsätzen der Mitgliederstaaten ist. Das Problem besteht nur darin, dass dieser Ethikrat vorwiegend aus Personen besteht, die entweder von diesem Projekt profitieren oder aus dem Polizeibereich selbst kommen. Der Verdacht liegt nahe, dass er nur als Multiplikator für die Durchsetzung missbraucht wird.

Für mich ist es daher wichtig, nicht darauf zu schauen was erlaubt, sondern was möglich ist. Denn es wäre das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass die bestehenden „Errungenschaften“ nicht auch ausgeschöpft werden. Wir haben gerade beim Skandal mit den Apple – Handys gesehen, was ihre Speichersucht so alles aufdecken kann, welche Bewegungsprofile und private Verknüpfungen hergestellt werden können, nur mit den Verbindungs- und Ortungsdaten deines Handys. Ganze Familienstammbäume konnten erstellt werden, Verbindungen zu allen möglichen Bekannten, die Affäre aus dem Nachbarort wurde enttarnt und so weiter.

Ein erneuter Angriff der Regierenden auf ihre Bürger ist in Vorbereitung, was das Ziel ist, ist noch unklar, nur das es unserer Sicherheit dienen soll, ist ausgeschlossen. Die Fahndungsmethoden früherer Zeiten, scheinen alte Relikte zu werden. Deine Handyortung reicht aus, um Deine sozialen Verbindungen zu entlarven. Warst du auf einer Demo, hast du Kontakt zu Personen die dem Staat kritisch gegenüberstehen, wo treibst du dich rum, was kann gegebenfalls gegen dich verwendet werden? Das geht alles ganz leicht vom Schreibtisch aus. Bei fliegenden Drohnen kann man auch nicht davon ausgehen, dass sie in Sichthöhe fliegen, also wundere Dich nicht, wenn mal etwas im 5. Stock vorm Fenster rumsaust. Vielleicht wirst du auch irgendwann nicht mehr in die Innenstadt gelassen, da du leider auf die Liste von unliebsamen Personen gekommen bist, dein Gesicht wurde schon auf dem Weg gescannt und dein Handy hat die Information bestätigt, daher kam der Beamte auch so zielstrebig auf dich zu und konnte Dich mit Namen ansprechen (und du hast dich noch gewundert).

Ich glaube in Holland gibt es eine Disco, bei der sich die Schickies einen Chip unter Haut implantieren lassen können, über den sie dann bezahlen und als VIP ausgewiesen werden. Unser Volkschip ist das Handy, machen wir uns nichts vor. Das sind die ersten Schritte, um uns an die neue Zeit zu gewöhnen. Städte, in Zonen aufgeteilt, die nur noch von bestimmten Personengruppen betreten werden dürfen, sind technisch nicht mehr das Problem. Ein Auslöser wie der 11. September 2001 könnte da ganz neue Überlegungen zu Tage befördern, technisch gesehen scheint alles vorbereitet. Der Zeitpunkt ist noch unklar, aber er wird kommen und es wird sich zeigen wie wehrhaft diese Demokratie wirklich ist. Gerade in Zeiten „relativer“ Ruhe, sollten Szenarien diskutiert werden, wie wir unsere noch bestehende relative Freiheit aufrecht erhalten wollen. Auch wenn Anschläge in Deutschland passieren. In Amerika konnte man gut sehen, wie die Bürgerrechte nach dem 11.9.2001 der Sicherheitslobby zum Fraß vorgeworfen wurden. Ein Unrechts – Folterknast a la Guantanamo könnte sonst das sein, was sie uns auch hier anbieten!

Big Brother ist längst in Rente, der Junior scheint viel effektiver zu werden!

Geschrieben von bookfield

 




Cradle To Cradle Die nächste industrielle Revolution!

Wir sind heute mit vermeintlichen Problemen konfrontiert, die uns nicht selten in einer Schockstarre und einem Gefühl der Hilflosigkeit zurücklassen. Deshalb will ich euch noch einen kleinen Vorgeschmack machen, auf die nächste Ausgabe. Dort möchte ich eine Bewegung vorstellen, die ohne zu übertreiben, die Welt revolutionieren könnte, ohne unseren Lebensstandart massiv zu verändern und dennoch für alle Menschen auf der Welt anwendbar ist. Ich bin sogar der Meinung, sie wird es und sie wird tiefgreifendere Einschnitte für die Menschheit haben, als alles andere was bisher geschehen ist. Nun gut, das hört sich jetzt ein wenig pathetisch an, aber ich bin nicht der Meinung dass ich übertreibe, denn die Lösung ist so banal wie genial und ist so alt wie die Geschichte unseres Planeten selbst.

Die Bewegung heißt Cradle to Cradle von Michael Braungart und William McDonough. Obwohl ich den beiden nicht zu nahe treten möchte, sind sie dennoch nur ein Baustein (sicherlich zwei sehr bedeutende). Entscheidend für den Erfolg und das Überleben der Menschheit ist jedoch, wie viele sich letztendlich daran beteiligen, also auch Du und Ich. Es gibt keinen Unwichtigen, alle dürfen dabei sein und sind erwünscht.

Der Tragende Gedanke ist, dass der Men-sch zur Welt gehört, und diese Welt wirft nichts weg. Es gibt keinen Müll, es gibt nur Rohstoffe und alles funktioniert in Kreisläufen, nichts geht verloren. MÜLL = ROHSTOFF! Diese Handlungsweise, die die Welt seit Jahrmillionen praktiziert, wurde nun in unsere moderne Zeit gebracht und in Anlehnung an den biologischen Kreislauf, auch ein technischer Kreislauf entwickelt, mit gleichen/ähnlichen Eigenschaften und es ist ein Prozess, es können immer mehr Materialien integriert oder ersetzt werden. Die Idee ist also uralt und ist eigentlich keine Idee, sondern die einzige logische Handlung, die diese Welt am Leben halten kann oder sagen wir mal so, noch für den Menschen bewohnbar belässt. Diese Handlung, ist in der Natur sichtbar in allen Kreisläufen die in ihr entstehen oder entstanden sind. Jetzt ist es Zeit, das wir uns besinnen und uns der Weisheit der Natur wieder anschließen, wir gehörten immer schon zu ihr. Mit einer Verweigerung dieser Erkenntnis haben wir die Erde und die Menschheit bis zum Abgrund geführt! Der Erde ist es egal, ob Menschen darauf vegetieren oder nicht, sie wird uns überleben. Es liegt also an uns, ob wir noch daran teilhaben wollen oder nicht. Werden wir enden wie der Parasit der sein Wirttier aufrisst oder nehmen wir wieder Teil an dem größten ökologischen Kreislauf denes gibt, den der Erde!

Wenn wir uns mal vergegenwärtigen, dass die Masse der Ameisen, um das 4-6 fache höher ist, als die der Menschen und sie schon seit ewigen Zeiten auf diesen Planet verweilen ohne die Welt in irgendeiner Weise dabei geschädigt zu haben. Es ist schon verwunderlich was der Mensch innerhalb eines Jahrhunderts so alles anstellt, um seinen Exodus vorzubereiten. Beteiligen wir uns also weiterhin am kollektiven Selbstmord oder erkennen wir, dass wir nie von unserer Welt getrennt waren und beginnen wir in diesem Geist zu handeln.

Gut! Das hört sich jetzt wieder nach Verzicht, moralischem Handeln, einer neuen Ideologie, Unwirtschaftlichkeit oder nach irgendetwas an, nur nicht nach Spaß. Alles dies trifft nicht zu, es wird hier kein -ismus gegen einen anderen ausgetauscht oder auf die Vernunft der Menschheit gesetzt (bringt eh nichts). Nein es ist wirtschaftlich, der Lebensstandart könnte gehalten werden, es beruht auf Nachhaltigkeit und dies für alle Menschen. Als Zugabe gibt’s noch eine schadstofffreie Welt, ohne Giftstoffe oben drauf. Tja und wie das genau gehen soll, versuche ich in der nächsten Ausgabe zu vermitteln.Wer jedoch neugierig geworden ist, dem möchte ich auf das „Cradle to Cradle“-Festival hinweisen, was zur Zeit in Berlin stattfindet.

Geschrieben von bookfield




Yellow Snow

“Jo, his wife remarked on the painting ‘Cape Cod morning’, 1950: ‘It is a woman looking out to see if the weather is good enough to hang out her wash’. Hopper reacted: ‘did I say that? You’re making it Norman Rockwell. From my point of view she’s just looking out the window, just looking out the window’.”

Jo and Edward Hopper quoted in ‘Gold for Gold’, ‘Time’ 30 Mai 1955, p. 72.

Während ich auf der Straße male, fragen mich manche Passanten, ob ich Bob Ross im Fernsehen gesehen habe. Nachdem ich ein paar Jahre diese Frage verneint hatte, kam ich doch auf die Idee diesen Maler bei YouTube nachzuschauen. Ich habe ein Video angesehen, in dem er eine Berglandschaft in einer halben Stunde bastelt. Das Bild selbst ist eine reine Erfindung, oberflächig stimmungsvoll und hauptsächlich auf geschickten und routinierten Maltechniken aufgebaut. Der abgedunkelte Hintergrund blendete alle Bezüge zur Außenwelt aus: Jeder wird in seine „happy little world“ eingeladen und aufgefordert, in eine eigene, abgeschirmte Welt einzutauchen.

Noch ein amerikanischer Maler, der sich stark auf Maltechniken und einer leicht zugänglichen „sugar-coated“ Ideologie stützt, ist Norman Rockwell. Seine inszenierten Themen sind anhand von Fotomontagen konstruiert und sind illustrativ. In dem Zitat oben, distanziert sich Edward Hopper von Rockwell, auch vielleicht weil Hopper seine einkommenssicheren Illustrationsaufträge als notwendiges Übel betrachtet hat. Jo, die Frau von Edward, wollte einen illustrativen Sinn in seinem Ölbild erkennen: Die abgebildete Frau schaut aus dem Fenster, um nach einer günstigen Wetterlage fürs Wäsche-Aufhängen zu sehen. Wer weiß: Vielleicht wollte Jo, auch eine Malerin, ihren Ehemann provozieren.

Malerischer Realismus und Effekte werden bei Ross und Rockwell als Träger einer idealen –anti-modernen- Ideologie eingesetzt, die eine vordefinierte heile Welt widerspiegeln. In ihren Bildern ist der Schnee ohne gelbe Flecken. Bob Ross: “The only thing worse than yellow snow is green snow.” Ein begeisterter Fan be-nutzte eine Analogie aus dem Musikunterricht: Bevor man Prokofiev lernt, lernt man Kinderlieder wie „Mary Had a Little Lamb“. Es ist kein Zufall, dass Ross ein kleines Imperium mit Workshops, geleitet von Bob Ross bescheinigten Lehrer, aufgebaut hat und sogar eine Produktpalette von Künstlerbedarf anbietet. Eine von außen gedichtete, unschuldige und unbekümmerte Kinderwelt wird als Ziel gesetzt.

Ich bin erstaunt, dass in manchen meiner Bilder Leute einen gesäuberten Blick sehen. Kann es sein, dass gerade da zum Teil Wunschbilder hineinprojiziert werden? Dass realistische Malerei dazu leitet, eine eigene heile Welt zu sehen? Ohne Romantisieren zu wollen, male ich die verschmutzten und unebenen Wände, das Unkraut in den Gehwegspalten, das Graffiti. Es sind die Schnittpunkte zwischen meiner subjektiven Betrachtungsweise und einer annähernd objektiven Realität, die ich in meinen Ölbildern bearbeite. Die von mir unmittelbar erlebte Außenwelt ist wesentlicher Inhalt meiner Bilder. Daher gibt es bei mir keine „ready-made“ Antworten und damit keine Erfolgsformeln oder routinierte Maltechniken.

William Wires, Januar 2011




Marketing

Als ich eines Tages im Graefe-Kiez auf der Straße ein Ölbild malte, erzählte mir eine Passantin, dass sie meine Postkarten aneinander reiht, um Straßenbilder zu erzeugen. Das wäre doch was für Google Maps: Alle meine Bilder entsprechend ihrer Lagen in einem Stadtplan zu integrieren. Dafür würde ich vermutlich sehr viel Zeit brauchen. Man würde denken, dass nach Jahren des Straßenansichten-Malens, komplette Straßenbilder automatisch entstehen würden. Tatsache ist, je mehr ich male, desto mehr müsste ich malen, um dieses Ziel zu erreichen. Ich müsste dann dafür mehr Postkartenmotive drucken lassen, auch von Postkarten, die sich eventuell nicht so gut verkaufen lassen würden. Alternativ dazu, könnten Fans Bilder von meiner Website ausdrucken und zusammen puzzeln…

Aber: Mein Ziel ist es nicht komplette Straßenzüge abzuarbeiten und zu dokumentieren, sondern thematische Zusammenhänge, die ein lokales Bild des Wandels darstellen, zu untersuchen. Durch die kontinuierliche Beschäftigung mit kleinen geographischen Nachbar-schaften, entstehen die Themen fast automatisch.

Da ich keine Galerievertretung habe, hatte ich mich vor genau zwei Jahren entschieden, meinen Ölbildern mittels Postkarten mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Von den fast 60 Motiven, die ich drucken ließ, haben Kiezbewohner und Touristen über 16,000 Postkarten in Buchläden, Geschenkläden, Schreibwarengeschäfte und bei mir persönlich erworben. Außerdem biete ich gerahmte Digitaldrucke im DIN A3 Format bei „T-Shirt-Style“ in der Wrangelstraße an; aktuell hängen auch 12 solcher Drucke im „Eissalon Tanne B“ auf dem Lausitzer Platz.

Natürlich sind Postkarten und Drucke nicht das Originalbild auf Leinwand. Das Abbild eines Originalölbildes reicht für viele Menschen, die sich einfach über einen bestimmten Laden, über ihren Kiez im neuen Licht offenbart, freuen.

Eine Reproduktion, so gut die Druck-technik es erlaubt, ist was anderes als das Original, in der Farbigkeit, in der Tiefenwirkung von Ölfarben und nicht zuletzt mit der Leinwandstruktur. Einmal fragte mich ein Passant, ob er das Bild, woran ich gerade arbeitete, kaufen könnte. Da ihm der Preis zu teuer –ein relativer Begriff– war, bot ich ihm an, mein Bild in einer Fabrik im Ausland einmal reproduzieren zu lassen, aber diese Kopie wäre nicht von mir signiert. Der Kaufpreis wäre allerdings auf ein Fünftel reduziert. Da er das Wesen eines Originalbildes mit der Künstlersignatur erkannt hatte, lehnte er instinktiv ab.

William Wires, Juni 2010




Schneesturm

Mit meiner Frau und meiner Tochter, besuchte ich neulich meine Familie, die inzwischen in Florida wohnt. Doch vor den wärmeren Gefilden Floridas führte uns unsere Reise nach Piermont (N.Y.) am Hudson River (ca. 2500 Einwohner).

Von dieser Reiseetappe möchte ich berichten. Piermont erscheint städtebaulich weitgehend wie es vor einem Jahrhundert als Arbeiterstädtchen war. Abgesehen davon, dass nachdem es vor einigen Jahren als Geheimtipp entdeckt wurde, ein Prozess der Gentrifizierung einsetzte. Die auf der Landzunge situierte Papierfabrik wurde in Geschäfte unterteilt und dahinter wurden nicht besonders ästhetische, aber teure Condominiums (Apartment-häuser) errichtet, die immerhin preiswerter als die Wohnungen in New York City sind. Die alte Bebauung der Main Street mit ihren Sandstein-, Backstein- und Holzhäusern ist in ihrem dörflichen Charakter noch erhalten. Erstaunlicherweise gibt’s hier keine Franchise wie Starbucks. Im nahe gelegenen Nyack, besuchten wir das Geburtshaus von Edward Hopper, jetzt The Hopper House Art Center, wo regelmäßig Kunstausstellungen veranstaltet werden. Der Community Market in Piermont, wo früher Alteingesessene Tratsch und Neuigkeiten austauschten, wurde vom jetzigen koreanischen Besitzer nach hiesiger Meinung entseelt. Als meine 2-jährige Tochter auf einen Sack Katzenfutter gedeutet hat, eilte sogleich der Ladeninhaber herbei und fragte, ob ich diesen – für meine Tochter? – kaufen will. Glücklicherweise blieb uns noch eine Delikatesse, Canzona’s, am anderen Ende vom Dorf, wo sich Einheimische ab sechs Uhr früh ihren Kaffee in Papierbechern holen und anhand des aktuellen Schneesturms über die von gefallenen Bäumen und Leitungsmasten gesperrten Ausfahrtstraßen berichten konnten, und wo wir – eingeschneit – dicke Sandwiches preiswert kaufen konnten. Daher kann man sagen, dass Piermont weder ein historisches Freiluftmuseum noch eine vollständig kommerzielle Touristenmeile geworden ist. Wenn ich diese Entwicklung mit der des Wrangelkiezes vergleiche, bin ich noch nicht sicher wie es in fünf oder zehn Jahren aussehen könnte. Hier – im Wrangelkiez – ist der größte Zuwachs bei der Gastronomie zu sehen. Wenn man nur eine Straße entlang spaziert und von jedem Cafè eine Latte zu sich nimmt, würde nicht nur das Portemonnaie erheblich erleichtert, auch würde man einen Koffein-Schock erleiden. Auf der anderen Seite, wie sollte sommers der Touristenstrom bedient werden?

Ausländische Touristen trifft man in Piermont und Umgebung selten; man trifft aber spanisch sprechende Haushaltgehilfen an der Bushaltestelle, wovon alle südwärts fahrenden Busse durch New Jersey und nach New York City in unter eine Stunde verkehren. Die Touristen bleiben aber meistens lieber in New York City und sind mit ihrem Amerikabild dann zufrieden. Unsere Gastgeberin, Carola, eine gebürtige Holländerin, hat ihr Bed and Breakfast (http://www.riverviewbnb.com/) in einem Backsteingebäude aus dem 18. Jahrhundert respektvoll mit „old world European charm“ renoviert. Während des von uns erlebten Schneesturmes fiel ein Baum über den direkt angrenzenden Sparkill Bach auf unser Wohnzimmerdach, richtete aber nur minimalen Schaden an. Anschließend sind wir in die wärmere Klimazone von Florida geflogen.

William Wires, März 2010




Polen zuhause

Im multikulturellen Wrangelkiez kann man u. a. Netzwerke von Nationalitäten herausschneiden und unter die Lupe nehmen. Meistens ergeben sich keine eindeutigen Aussagen zu den Gruppierungen. Sind alle Italiener in einem bestimmten Café in der Wrangelstraße zu Gast oder gehen alle Spanier ins Restaurant an der Ecke Falckensteinstraße? Netzwerke gibt es trotzdem; ist es nicht so, dass Zugezogene ihresgleichen aufsuchen? Diese „zufällig“ entstandenen Gruppen nehmen aber auch scheinbare Außenseiter auf. Ich bin in eine Polnische verwickelt. In der Schlesischen Straße gibt es seit langem ein Lokal, in dem man Bigos und entsprechendes Bier bestellen kann.

Als Maler auf der Straße und langjähriger Kiezbewohner ergeben sich – zwangsläufig – viele Kontakte zu allen möglichen Menschen. Von polnischen Freunden bin ich mehrmals nach Gdansk eingeladen worden. Wenn ich mich im Gdansker Stadtteil Wrzeszcz aufhalte, denke ich assoziativ an den Wrangelkiez bzw. daran wie Kreuzberg vor der Gentrifizierung aussah. Ich wurde inspiriert, diesen Vergleich durch das Malen auszuforschen.

An meinem ersten Tag beim Malen in Wrzeszcz wurde ich von Andrzej, der dort ein Nachbarschaftsnetzwerk aufbaut und managt, auf der Wajdeloty Straße angesprochen. Er wittert eine internationale Anerkennung seines Stadtviertels. In Wrzeszcz trifft man – was für eine Überraschung – fast nur Polen, aber nicht ganz: Es kommen deutsche Touristen, die mich nach dem Weg zum Geburtshaus von Günter Grass fragen. Übrigens, es kommen Millionen jährlich zu meinen Geburtsort, Newark, New Jersey, wo sich ein internationaler Flughafen befindet.

Vom Bahnhof Wrzeszcz aus laufe ich durch den Kiez zu Freunden, die mich und meine immer mehr werdenden Ölbilder aufgenommen haben. Auf dieser Strecke ist eine Vielfalt der Architektur und des städtischen Raumes zu beobachten. Ich möchte die Wajdeloty Straße mit ihren Geschäften des täglichen Gebrauchs mit der Wrangelstraße vergleichen: Wrzeszcz ist auch von einer Bahnlinie durchschnitten. An der Bäckerei Paradowski komme ich nicht vorbei ohne Kuchen zu kaufen.

Die gedrungene Säule am Eckeingang ist ein markantes architektonisches Element in der Straße. Wie in vielen der hundertjährigen Gebäude wurden die Fensterrahmen und Laibungen weiß gestrichen. So ergibt sich ein starker Kontrast zu den grauen abgenutzten Fassaden. Die Straße mündet in ein kleines Rondell, worauf sich ein Kastanienbaum ausbreitet. Von dort aus folge ich einem schmalen Kanal durch einen kleinen Park, der als Hundeauslauf genutzt wird. Danach überquere ich eine mehrspurige Verbindungsstraße mit Straßenbahnverkehr und gelange zu einem Teil von Wrzeszcz, der früher als „Neuschottland“ bekannt war.

Wenn ich vor Ort und in der Öffentlichkeit male, werden schließlich viele neugierige Menschen herangezogen, und es entwickeln sich oft interessante Gespräche mit Alkoholikern, Großmüttern, die ihre Enkel in Kinderwägen herum kutschieren, mit Professoren, Unternehmern und auch mit so manchen Polen, die inzwischen in den USA und im europäischen Ausland wohnen und zu Besuch sind. Ich unterhalte mich auch mit jungen neu hinzugezogenen Akademikern. Sie alle sind wie die Wrangelkiezbewohner stolz auf ihren Kiez. Da mein polnischer Wortschatz nicht mal eine Pierogi ausfüllen kann, entstehen doch mit Hilfe von Englisch und Deutsch einige informative Gespräche. Sie waren zum Teil erstaunt, dass jemand aus der Ferne die Leidenschaft für ausgerechnet ihren Kiez teilt und Ölbilder von scheinbar zufälligen Gebäuden und Plätzen, einschließlich des Graffitis, malt.

Einige haben jedoch versucht, mich ins Zentrum Danzigs zu lenken, wo sich alle Touristen sammeln (und das aus gutem Grund, denn die bis ins Detail wiederhergestellte Altstadt ist in der Tat sehr schön). Doch mein Hauptinteresse bleibt weiterhin der echte Alltag. Die Menschen leben in abgenutzten und in renovierten Häusern und “Blocks”, lassen sich die Haare beim “fryzjer” schneiden und kaufen leckeren Kuchen beim “cukiernia”, spazieren am Kanal entlang, und lassen ihre Kinder in den Parks spielen.

William Wires, Jan. 2010




Pimp a Prejudice

Das Grafitti “This is not America” ist mir irgendwann nach dem 9/11 auf der Fassade des hässlichen Eckhauses, worin sich eine Filiale der Kaiser´s Tengelmann AG befindet, bewußt aufgefallen. Der Spruch könnte eine Reaktion auf “America is everywhere” im Sinne von Kulturimperialismus oder der “Koalition der Willigen” sein und wahrscheinlich weniger eine Referenz auf David Bowie´s gleichnamig – betiteltes Lied, das Mitte der 1980er erschien. In dem anschließenden Grafitti ist zu lesen:”Here is not everywhere” (Hier ist nicht überall). Das “So what?” (Na, und?) hätte ich auch geschrieben. Inzwischen habe ich festgestellt, dass das von mir gemalte Ölbild – hauptsächlich wegen des Spruches – für viele Menschen anscheinend viele unterschiedliche Bedeutungen trägt. Die Frage bleibt, ob die Touristen und die Kiezeaner irgendetwas konkretes oder Inhaltsvolles mit dem Spruch verbinden. Auf jeden Fall ist die Postkarte einer meiner Top-Seller.

Als gebürtiger Amerikaner, der seit mehr als einem Jahrzehnt vor der Entstehung des Grafittis im Kiez wohnt, sehe ich in dem Spruch ein Paradox. Lange vor dem Einzug von McDonalds und Subway, zeigt der Wrangelkiez viel vom amerikanischen “way of life”: Die sonstigen englischsprachigen Grafittis, die starke Identifizierung mancher Gruppen mit Hip-Hop und Rap, die vielfältigen, aber gleichzeitig globalisierten “life styles”, die internationalen Fastfood-Läden und “Coffee to go”. Bald könnte Halloween ein arbeitsfreier Feiertag im Kiez sein. Die “Ghetto Boyz” finden es bestimmt “cool”, von der QM gefördert, Halloween als kultur-übergreifendes Hip-Hop Event zu gestalten. Why not?

Währemd ich das Ölbild vor Ort malte, erhielt ich sogar Zuspruch von den “Ghetto Boyz”: Einer aus der Gruppe äußerte seinen Wunsch mal The Bronx besuchen zu wollen – wo nebenbei gesagt, mein Großvater vor langer Zeit geboren wurde und gelebt hat – wobei The Bronx der letzten Jahrzehnte in sozialer Hinsicht kaum etwas mit dem Wrangelkiez zu tun hat. Manchmal wird Kultur im Kiez eben wie ein Hamburger verspeist.

Abschließend werde ich mit einigen Zitaten, die die Konfliktlinie zwischen kultureller Globalisierung (z. B. Amerikanisierung) und lokaler Identität aufzeigen: “Wenn die Amerikanisierung in einem Land zunimmt, beginnen auch die Länder drumherum ihre eigene Identität zu verlieren” sagt Chuck D von Public Enemy. “Dieser (amerikanische) Einfluss kann aus den Medien kommen. Und Entertainment benutzt die Medienrecht gut. Was davon ausgesiebt wird, diese Interpretation kann Menschen, die kein Selbstbild haben, sehr stark beeinflussen.” (Rap is elitist”, Interview mit Chuck D, The Guardian, 7 Mai 2003)¹

“Wie Barack Obama viele, viele Mal in der Vergangenheit gesagt hat, verbreiten Rap Texte zu oft Frauenfeindlichkeit, Materialismus und menschenunwürdige Bilder, denen er seine Töchter oder irgendwelche Kinder nicht ausgesetzt sehen will,” sagt Obamas Presse-sprecher Bill Burton. (Presseerklärung in Bezug auf das Lied “Politics As Usual” by Ludacris)²

“(E)in wirklich schlauer Mensch, vermutlich ein Amerikaner, stand davor und hat gedacht: nanu, Kaiser´s, in amerika gibts gar kein Kaiser´s, dann muss ich schnell alle Leute warnen das this here not america ist.” (Kommentar zu einem Foto von Kaiser´s auf Flickr)

Trotz alledem, was nur als eine weitere Anneigung der Hip-Hop-Kultur von jungen Menschen außerhalb der USA verstanden werden könnte, werde ich zeigen, dass der Berliner Fall einzigartig ist; dass die Auseinandersetztung mit Hip-Hop-Kultur in Berlin nicht vor der komplexen Geschichte der Stadt getrennt werden kann; dass Hip Hop in Berlin nicht verstanden werden kann, ohne Berücksichtigung der Gründe, warum junge Menschen so leicht geneigt sind, sich von der deutschen Kultur zu entfernen und zu einer imaginären globalen Hip-Hop-Gemeinschaft zu gehören.” (Templeton, Inez Horton (2003): “What´s so German About it? Cultural Identitiy in the Berlin Hip Hop Scene” (Dissertation)³

William Wires, 30. Oktober 2009

1 “when you have increased Americanisation, suddenly all the other countries around begin to lose their own identity,” he says. “And that(American) influence can come from the media. And entertainment rides media quite well. How it comes through that strainer, that interpretation can be very influential to the people that dont have a sense of themselves.”

2 “As Barack Obama has said many, many times in the past, rap lyrics today too often petuate misogyny, materialism and degrading imag es that he doesnt´t wnat his daughters or any children exposed to,” said spokesman Bill Burton.

3 “Despite what may be read as just another appropritation of hip hop culture by young people outside of the US, I will show that the Berlin case is unique; that the engagement with hip hop culture in Berlin cannot be separated from the city´s complex history; that hip hop in Berlin cannot be understood without considering the reasons young people are so easily inclined to distance themselves from German culture and belong to an imagined global hip hop community.”




“Bist Du Künstler?” “Was malst Du?” “Verkaufst Du das Bild?”

Das sind die häufigsten Fragen, die mir als Künstler während des Malens vor Ort gestellt werden, meistens von Kindern. Es sind komische Fragen, da ich einen Pinsel in der Hand habe und vor einer Staffelei stehe. Es sind aber auch Fragen, die vielleicht viele Maler beschäftigen. Es ist auch ungewöhnlich einen Maler auf der Straße bei der Arbeit zu sehen, da die meisten Künstler in einem Atelier arbeiten. Ich male fast immer draußen, um eine gewisse authentische Realität malerisch einzufangen. Zu groß ist die Gefahr, dass bei mir ein Bild wie ein abgemaltes Foto, gefroren in der Zeit, oder wie eine Illustration erscheinen könnte. Warum ich eine bestimmte Situation male, hat unterschiedliche Gründe –formale Gründe, da mich bestimmte Farben, Licht oder eine Perspektive interessiert, inhaltliche Gründe, wenn mir eine bestimmte Nachricht durch Hörensagen und Wandanschläge oder aus den Kiez-Zeitungen bekannt wird, und auch thematische Gründe. Manche Themen sind von lokaler Bedeutung, andere beziehen sich auf eine gesellschaftliche Problematik.

Die letzte Frage, ob ich das Bild verkaufe, ist während des Malens nicht besonders relevant: Das Bild ist noch nicht einmal fertig. Hinzu kommt, dass wahrscheinlich viele noch nie in einer Kunstgalerie waren und dementsprechend wenig Ahnung von den Preisen von Originalbildern haben. Die Entstehung meiner Bilder kann jeder mitverfolgen; es kostet nichts. Natürlich verkaufe ich Bilder.

ch male auf eine traditionelle realistische Art, die einem allgemeinen Publikum relativ schnell zugänglich ist. Bei meiner Freiluft-Malerei gibt es keinen zwingenden Grund eine formalistische Sprache zu erfinden; meine Intention ist eher bei dem, was ich male. Viele Bilder sind Portraits von einzelnen Läden und zeigen eineVielfalt an Fassadengestaltung und Repräsentationswille. Ein Restaurantbetreiber wollte wissen, warum keine Blumen in den Pflanzenkübeln zu sehen waren. „Da sind keine da“, musste ich erwidern. Auch die Eroberung des öffentlichen Raumes durch die Bestuhlung der Gehsteige ist offensichtlich geworden. Durch die Nachrichten, Graffiti und Anschläge erfuhr ich über einen Angriff auf den Geschmack und die kulturellen Sensibilitäten einiger Wrangelkiezbewohner – eine McDonald’s Filiale zieht in den Kiez ein.

Ein Tag vor der Eröffnung der „Fremdlinge“ in der Wrangelstraße, war ich mit meiner Staffelei und Farben vor Ort. Vielleicht war ein wenig Sensationsgeilheit dabei – das große Ereignis stand bevor. Komisch, dass das Bild unspektakulär und relativ düster geworden ist. Die Auszubildenden der nah gelegenen Berufsschule fanden mein Sujet witzig – und nach der Eröffnung entdeckten sie ihren großen Appetit auf Hamburger. Wie so oft wird eine Idee malerisch weitergeführt – zu China Box (es gibt inzwischen zwei in unmittelbarer Nähe zueinander am Schlesischen Tor!), Piccola Amore (sic) und anderen Fast Food Restaurants.

Eine andere Serie von Bildern, inspiriert von der Volksbefragung zur Nutzung des Spreeufers, befasst sich mit den Absperrungen am Fluss entlang. Ich habe viele der Zäune und Kontroll-punkte in den jeweiligen „idyllischen“ Szenerien gemalt. Tatsächlich entstehen solche Serien im Laufe der Zeit automatisch. Durch das Zusammen-stellen von Bildern in Serien werden sozial-politische und urbane Themen sichtbar.

Was und wo ich male, führt zu Reaktionen und informellen Gesprächen vor Ort mit dem Publikum. Das Bild „Not America“ entstand z.B. aus einer Situation, in der ein bestimmter Hauseigentümer mich am Tag zuvor vom Malen abzuhalten versuchte. Ich hatte meine Staffelei im öffentlichen Bereich vor Kaisers, am Streifen zwischen Straße und Gehweg aufgebaut. Auf die absurde Frage, ob ich eine Genehmigung (wofür?) hätte, habe ich lapidar erwidert: „Ich habe eine Erlaubnis vom Bürgermeister.“

Mehrheitlich freuen sich die meisten Geschäftsinhaber, wenn ich deren Läden portraitiere. Viele Betrachter sehen durch meine Bildausschnitte Gewohntes mit neuem – malerischem – Blick. Die Fokussierung entlarvt bislang unerkannte Realitäten. Einige erkennen nicht mal Kreuzberg in manchen Bildern: „Es war mir vorher nicht ganz bewusst, in was für einer schöne Nachbarschaft ich seit langem wohne!“ Ich bemühe mich, mich streng an das Gesehene zu halten, obwohl ich Graffiti, Autos und Menschen schon mal raus lasse, da diese die Komposition oder Farbigkeit stören können. Vor Ort, wo Eindrücke frisch sind, muss nichts erfunden oder interpretiert werden.

Da ich seit fast 20 Jahren im Wrangelkiez wohne, – die letzten Zehn male ich auf der Straße – sind viele meiner Bilder historisch geworden. „Spiel & Spaß“, ein Ölbild von der Ecke Falckenstein- und Schlesischer Straße, ist einige Tage vor den Umbauarbeiten für Subway entstanden. Seit der Entstehung des Ölbildes „Komfort“ haben sich die Ladenkonstellation und Graffiti geändert. Es gibt auch ein detailliertes Aquarell von dem Abschnitt der Wrangelstraße, wo sich das Lokal Sofia seit einigen Jahren befindet. Das Bild „Bahr“ soll das schöne Existierende

zeigen: eine Brandwand, ein Passfoto-Automat und einige Bäume. Wollen die Kiezbewohner, dass das alles einem großen Hotel weicht? Im Bild „Öko-Sanierung“ steht die Frage, was wird aus dem Haus an der Ecke Wrangel- und Cuvrystraße? Aus den Bewohnern?

Die Individualität der Bewohner des Hauses sieht man an den Balkonen. Vor dem Haus steht eine grüne Glassammeltonne. Ein Graffiti-Gesicht ganz oben winkt mit dem Arm von der Hauswand als sage es „Tschüß“.

Es kann sein, dass viele denken, ich wäre nur im Wrangelkiez als Maler aktiv. Das denken auch manche im Graefe-Kiez, oder in der Mainzer Neustadt, in Tallinn/ Estland, und in der Drei-Städte Gegend von Gdynia-Sopot-Gdansk/ Polen. In letzterem Ort habe ich viele der S-Bahn Stationen gemalt, und damit die Architektur vor dem, von der EU geförderten, Umbau und der gestalterischen Vereinheitlichung dokumentiert.

„Haben Sie eine Galerie, wo man Ihre Bilder sehen kann?“ Eine Galerievertretung im professionellen Sinn habe ich nicht. Auf meiner Website (www.williamwires.com) und, vor allem, auf den Postkarten sind einige meiner Bilder zu sehen. Mein Atelier ist die Straße.

William Wires, Juli 2009

 




Gastbericht (BÜSO)

Die Bürgerrechtsbewegung Solidarität, BüSo, hat seit langem vor der Finanzkrise gewarnt und ein Insolvenzverfahren für das bankrotte Finanzsystem gefordert. Mit diesem Programm tritt die BüSo auch im September zur Bundestagswahl an: ein Insolvenzverfahren bedeutet die Abschreibung fauler Schulden, d.h. solcher Finanztitel und Wertpapiere, die aus wilder Spekulation und der Profitgier der Spekulanten entstanden sind, aber überhaupt keinen Bezug zu realen Wert haben. Statt der „Rettungspakete“ für Spekulanten könnten dann durch staatliche Kredite wieder große Projekte zum Aufbau der Wirtschaft in Deutschland gefördert werden. Der riesige kommunale Investitionsrückstau kann so endlich in Angriff genommen und es kann dort investiert werden, wo es seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten überfällig ist: bei Straßen, Brücken, Schulen, Krankenhäusern oder auch Gleisen und Bahnhöfen. Diese Investitionen bedeuten produktive Arbeitsplätze. Sozialversicherungen, Renten- und Gesundheitskassen stellen dann kein Problem dar, wenn es produktive Vollbeschäftigung gibt.

Kurz gesagt, das Insolvenzverfahren ist notwendig, um überhaupt einmal Licht ins Dunkel des kollabierenden Finanzsystems zu bringen. Um die Krise zu lösen, muß man erst einmal ihre Ursachen kennen. Den Präzedenzfall für eine solche Untersuchung gibt es bereits.

Die Szene ist eine Anhörung in den Vereinigten Staaten. Es ist im Jahr 1933. Auf der einen Seite sitzt J.P. Morgan, der „Löwe der Wall Street“, der nur widerwillig seine Aussage macht. Auf der anderen Seite sitzt Ferdinand Pecora. Schon in vorhergehenden Jahren untersuchte der New Yorker Bezirksstaatsanwalt Pecora den Einfluss der Wall-Street Größen auf den Börsenkrach von 1929 und die folgende Depression in den Vereinigten Staaten. 1933 entdeckte er, dass Finanzminister Andrew Mellon Gesetze geschaffen hatte, die es Morgan und anderen erlaubten, ihre Geschäfte an der Regierung vorbei zu schmuggeln. Dem Vorstandsvorsitzende der National City Bank, Charles Mitchel, wies Pecora nach, dass er während des großen Krachs Aktien seiner eigenen Bank verkauft, also gegen sie gewettet hatte – was illegal war. Pecora deckte dann den bis dahin größten Betrug in der amerikanischen Bankengeschichte auf, das Anaconda-Kupfer-Geschäft der National City Bank. Und er bewies, dass Mitchel ein alter Freund von Finanz-minister Andy Mellon war!

Der hatte das Land in den Jahren zuvor quasi regiert – im Namen der Präsidenten Harding, Coolidge und Hoover, die er lenkte und ausnutzte. Pecora erhielt für seine Arbeit monatlich 255 Dollar vom Senatsausschuss – weniger als die meisten Wallstreet-Größen wöchentlich als Trinkgelder verteilten. Pecora stieß diese Hohepriester von ihren Thronen und stellte sie als das bloß, was sie wirklich waren: klein und habgierig. Auf diese Weise wurde er in Amerika ein Volksheld.

Durch das wiedergewonnene Vertrauen konnte die US-amerikanische Regierung unter Roosevelt mit Unterstützung der Bevölkerung Gesetze schaffen, die den Spekulanten die Arbeit versalzten. Unter dem neuen Glass-Steagall Act mussten Investmentbanken strikt von Geschäftsbanken, die die Konten der Bürger verwalteten und Kredite an Mittelstandsfirmen herausgaben, getrennt werden. So konnte die amerikanische Regierung entscheiden, welche Banken wirklich staatlich refinanziert werden mussten, um zum Wiederaufbau der US-Wirtschaft beitragen zu können.

Und scheint nicht diese Entscheidung heute die schwerste zu sein? Niemand weiß, wohin die Gelder aus den seit 2008 gezahlten Rettungspaketen fließen und dennoch hat die Regierung ein Gesetz für die Gründung von Bad Banks geschaffen – um noch mehr Geld an bankrotte Banken herauszugeben. Staatssekretär Jörg Asmussen, der die beruhigenden Reden für unseren Finanzminister Steinbrück schreibt, war selbst Hauptakteur bei der Schaffung der True Sale International, die Deutschland an den internationalen Verbriefungsmarkt brachte und unseren

Banken erlaubte, aus Schulden Geld zu machen. Aber auch viele der deutschen Gemeinden haben sich durch Spekulationen wie den Cross Border Leasing-Geschäften in den Ruin getrieben.

Die Bürgermeister der jeweiligen Gemeinden waren froh, durch den Verkauf der Infrastruktur, wie z.B. Kanalisation oder Müllabfuhr, ein scheinbar ausgeglichene Haushalte, manchmal sogar Gewinne vorlegen zu können. Durch den Zusammenbruch der Versicherungsgesellschaften in der Finanzkrise müssen diese Gemeinden jetzt zurückkaufen, was sie zuvor veräußert hatten – und das zum Marktpreis, der um das 2 oder 3-facheangestiegen ist – oder die ausfallenden Gewinne der beteiligten Gesellschaften ersetzen. Wie sieht es denn eigentlich mit unserer Infrastruktur selbst aus? In Berlin fällt ein erheblicher Teil des öffentlichen Nahverkehrs aus, da weder genügend technische Geräte zur Radprüfung der S-Bahn-Wagen, noch ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Andererseits warnte das Arbeitsamt vor kurzem vor einem neuen Anschwellen der Arbeitslosigkeit – betroffen sind eine Millionen Menschen! – da entweder kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse zu Ende gingen, oder die Firmen sogar ganz schließen mussten. Die Banken, die Geld aus den Rettungspaketen bekommen, vergeben keine Kredite mehr, da sie sich selbst ein Polster anschaffen wollen, um die nächste Krise an der Börse überstehen zu können und munter weiter Geschäfte zu machen.

Der plötzliche Gewinn der Deutschen Bank inmitten dieser Krise ist beispielhaft dafür. Anstatt also zu überlegen, ob man nun noch weitere 30 % des Arbeitslosengeldes kürzt oder weitere Gesundheitsreformen vornimmt, in denen dann entschieden werden soll, welches Leben noch lebenswert ist und welches nicht, ist die Reorganisation des Finanzsystems und die Schaffunge eines Kreditsystems dringend notwendig, damit wir wieder in den Aufbau der Realwirtschaft investieren können.

BÜSO

 




Grundsatz einer Kreativkultur – Nur eine Stimme unter vielen …

Berlin im Januar 2008. Das trübe Wetter dieser Tage ist vergleichbar mit dem Blick, den die Mehrheit der Bevölkerung unseres Landes auf die Jugendbewegung mit dem Namen HipHop wirft. Immer wieder wird HipHop mit Begriffen wie Gewalt, Zerstörung und Verschmutzung in Zusammenhang gebracht. Durch den Missbrauch der positiven Gedanken aus den eigenen Reihen verstärkt sich das schlechte Bild der HipHop-Kultur in der Öffentlichkeit. Mehr und mehr scheinen Intoleranz und Respektlosigkeit sowie Brutalität und Ignoranz die eigentlichen Motive wie Anerkennung, Lehre, Achtung, Vielfältigkeit und Wissen sowie auch Entfaltung, Hilfe, Glaube und Hoffnung zu verdrängen. Und immer seltener werden die Berichte der Kunst und Kreativität aus der ursprünglich so farbenfrohen und wortgewandten Szene. Doch wurden aus den Graffitikünstlern beispielsweise, die einst mit bunten Gemälden die oft so tristen Stadtbilder verschönerten, nun Scheiben zerkratzende Vandalen und aus den Musikern, die ihren Erfindungsreichtum mit Worten durch Rap präsentierten, wirklich Prediger für Hass und Gewalt? Nein! Denn …

Grundsatz 2: HipHop ist kreativ, nicht aggressiv!

… wenn man diese Kultur mit anderen vergleicht, wird schnell deutlich, dass keine so vielseitig, so schöpferisch und so erfinderisch ist. Keine bietet so viele Perspektiven und Chancen. Leider gibt es in der HipHop-Bewegung aber aufgrund ihrer Offenheit wie in keiner anderen Jugendbewegung Verstecke für negative und teils kriminelle Ideologien. Bedauerlicherweise wird diese Stärke der Bewegung, das herzliche Willkommen gegenüber jedem/r, als Schwäche ausgenutzt.

Dies ist nicht erst seit gestern so. Denn schon immer ist die Denk- und Lebensweise HipHop offen für jede und jeden. Und immer aber (mit Bedauern geschrieben) steht der Mensch im Konflikt mit dem Menschen, sei es aus Hass oder Neid, Unverständnis oder Eifersucht, aus Liebe oder Enttäuschung. Oft enden solche Auseinandersetzungen in Aggressivität und Demolierung. Unbestritten, sozusagen selbstverständlich, gibt es auch in der HipHop-Kultur Streit und Probleme einzelner Individuen.

ABER: Die Lösung solcher Konflikte erfolgt nicht, wie so oft in der Öffentlichkeit falsch dargestellt wird (an dieser Stelle möchte der Verfasser darauf hinweisen, dass nicht jede/r, der/die eine weite Hose oder einen Kapuzenpullover trägt, ein/e Hopper/in ist. Dies ist wichtig, da viele Menschen den Kleidungsstil der HipHop-Kultur mögen, aber mit der Kultur an sich nichts zu tun haben), mit Fäusten oder Messern, sondern im Battle= gewalt- und waffenfreie Austragung eines Wettstreits oder einer Auseinandersetzung! Haben zum Beispiel Rapper Probleme unter-einander, so klären sie diese nach dem Grundsatz 1 mit Worten.

Bei den Graffiti-Künstlern gestaltet sich ein solches Battle ähnlich, nur das anstatt der Worte eben die Farben sprechen. Dasselbe ist für die DJ/Janes, Breakdancer/innen und Beatboxer/innen zu vermerken. In jedem Fall gilt: Der/Die Kreativere gewinnt! Vorausgesetzt ist der Wunsch nach Verbesserung und jene charakterliche Stärke, den Fall einer Niederlage auch als solche zu akzeptieren. Es ist nicht Sinn der Sache, das Können eines/r Einzelnen in Strafanzeigen und /oder Narben auszudrücken. Zerstörte Telefonzellen, zerschlagene Bushaltestellen, beschmierte Treppenaufgänge und brennende Bahnhöfe sowie Waffenkäufe, Krankentransporte und letztendlich gar Beerdigungen sind nicht Ausdruck der Vielfältigkeit der Kultur.

Grundsatz 3: HipHop ist konstruktiv, nicht destruktiv!

… die Bewegung arbeitet eng mit sozialen und politischen sowie privaten Institutionen zusammen. Sie hilft bei Verständigung, Zusammenführung und Austausch von Wissen und Gedanken und bei der Umsetzung von Plänen und Ideen. Das ist ihr realer Zweck und Sinn, das Verständnis und die Toleranz unter den Menschen zu fördern und zu festigen.

So gilt (nach der Meinung des Autors)

2 + 3 = 1

Grundsatz 1: HipHop ist positiv, nicht negativ!

Zum Abschluss: Die HipHop-Kultur, welche um die Fehler in ihrer Entwicklung weiß und durch Lernen um Verbesserung bemüht ist, distanziert sich von allem, was zerstörerisch, gewaltverherrlichend oder gar menschenverachtend ist und steht nach wie vor zu den Werten, die ihr zu Beständigkeit verhelfen: Kreativität Toleranz und Respekt!

Dies ist die Stimme der Vernunft, doch es ist nur eine Stimme unter vielen …

Von Djibutie, dem wandelnden Geist