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Autor: Olly - Der Kreuzberger

Vorwort Ausgabe 25: Revolution!?

Die Revolution ist offiziell ausgerufen! Na ja vielleicht nicht ganz. Aber immerhin hat Bundeskanzlerin Angela Merkel sich in ihrer Rede zum 60. Jahrestag des 17. Juni vor den Menschen verneigt, die sich damals gegen Unterdrückung und staatliche Willkür zur Wehr setzten. Sie verneigte sich auch vor denen, die heute weltweit um Freiheit und Menschenwürde und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, also um die universellen Menschenrechte Kämpfen und viele dafür riskieren. „Aus Wut wurde Mut“ – war ein weiterer Satz, mit dem Merkel den Einsatz der Aufständischen lobte. Lasst uns Merkel beim Wort nehmen! Wenn ich also zum Kampf für Freiheit, Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufrufe, mache ich das nicht nur auf der Grundlage von Verfassung und Grundgesetz, sondern in Zukunft auch bezogen auf die Aussage unserer Bundeskanzlerin.

Weiter geht es mit dem von mir gehassten und verdammten Bürgermeister Klaus Wowereit an. Dieser hat die Pläne von Flughafenmanager Mehdorn torpediert, in dem er der Teileröffnung des Flughafens eine Absage erteilt. Grund für den Einwand, ein Konzept für das Vorhaben war noch nicht erstellt. Dabei ist es Wowereit der bezüglich des Flughafens die leisesten Töne anschlagen müsste. Ich bin gespannt, wann unser Bürgermeister das vor Kurzem und ebenfalls mit Verspätung eröffnete, in Rosa gehaltene Barbie-Plüsch-Haus entdeckt und seine Amtsräume, seiner verträumten Scheinwelt angepasst, dorthin verlegt. Wenn ich schon bei den Problemen der Luftfahrt bin, kann ich auch gleich die Nichtskönner der Bundeswehr mit Dreck beschmeißen. Der Verantwortliche in diesem Fall ist derzeit Verteidigungsminister Thomas de Maiziére. Er muss nun den Kopf für die Entscheidungen seiner Vorgänger und Mitarbeiter hinhalten, die über 600 Millionen Euro buchstäblich in den Wind geblasen haben, in dem sie sich von den USA ein mit Mängeln behaftetes unbemanntes Fluggerät (Drohne) haben andrehen lassen. Danach folgte Lüge auf Lüge, wer was wann wusste. Wer ein Mal lügt, dem glaubt man nicht mehr“. Ein Spruch, der nicht nur von Gerichten gegenüber dem Volk angewandt wird, sondern hoffentlich bald auch in entgegengesetzter Konstellation.

Damit sich hier keiner aus der, uns unterdrückenden Regimeelite hämisch davonschleichen und sagen kann: Ich wasche meine Hände in Unschuld, habe ich noch einen Punkt, von dem keine/r MinisterIn freizusprechen ist. Das „neue“ Wahlgesetz. Schon heute vermuten Experten, dass dieses nach der Wahl erneut auf den Prüfstand kommt und überarbeitet werden muss. Dies heißt soviel, dass wir hierzulande im September nach einem, zum Teil „nachbesserungswürdigem“ und dem letzten Urteil des Bundesverfassungsgerichtes nach immer noch ungültigem Wahlgesetz wählen gehen. Bei der ganzen Scheiße, die uns die Regimeelite zumutet, müssten es menschliche Exkremente sein, die Seitens des Volkes auf die MinisterInnen geschmissen werden müsste. Nur dann wäre dem Sprichwort: Auge um Auge, Zahn um Zahn genüge getan.

In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen,

Olly




Zuzugsgenehmigung und Anwohnerparkausweis 2014

Ab dem 1. Januar 2014 benötigen alle Personen, die den Wunsch hegen nach Berlin-Kreuzberg zu ziehen, eine Zuzugsgenehmigung.

Um den zuständigen Stellen unnötigen Verwaltungsaufwand zu ersparen, informieren wir an dieser Stelle vorab über die Neuregelung. Betroffen sind alle BürgerInnen Deutschlands, sowie der EU-Staaten. Ausgenommen sind KreuzbergerInnen, die innerhalb des Bezirks umziehen oder nachweislich hier geboren wurden und/oder aufgewachsen sind.

Die Selbstverwaltung von Kreuzberg sah auch nach mehreren Sitzungen keinen anderen Ausweg, als mit dieser drastischen Maßnahme den Veränderungen im Bezirk entgegenzuwirken. Mit der Zuzugsgenehmigung sollen Ferienwohnungen und der Anstieg der Mieten, verursacht durch den Zuzug zahlungskräftiger Besserverdiener, verhindert werden. Wir vom Kreuzberger unterstützen dies.

Die Zuzugsgenehmigung ist somit als Ausdruck der Hilflosigkeit unsereins gegenüber der Wirtschaft und deren Handlangern aus der Politik anzusehen. Noch heute werden Zuzugsgenehmigungen erteilt. Unter wohnstaette-krefeld.de und suedhausbau.de sind ebenfalls Zuzugsgenehmigungen als PDF-Dokument erhältlich.

Um die unwissende Gesellschaft aufzuklären, informieren wir an dieser Stelle über die Geschichte der Zuzugsgenehmigung, um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen, gar sie später aus der Welt schaffen zu müssen. Wer nun wieder bei dem Wort „Zuzugsgenehmigung“ die braunen Geister rufen hört, sollte zum einen die Dosis der konsumierten Substanzen herabsetzen (Achtung!!! In seltenen Fällen hilft auch eine Verdoppelung der Dosis) und zum anderen die Geschichte der Zuzugsgenehmigung ergründen. Diese beginnt in den Nachkriegsjahren um 1946. Damals wurden Zuzugsgenehmigungen erteilt, um die Flüchtlinge und Kriegsheimkehrer in ihrem Drang nach Sesshaftigkeit zu kontrollieren. Insbesondere die südlicheren Länder in Deutschland taten sich schwer, Flüchtlinge aufzunehmen.

Damals wie heute ist es den Verantwortlichen schwer gefallen, diese Maßnahme zu veranlassen. Laut den Verantwortlichen der Kreuzberger Selbstverwaltung (KSV) ist der ungezügelte Zuzug von Personen, die aufgrund ihrer finanziell besseren Stellung, die Urbevölkerung verdrängt, nicht beizulegen. Da auch der Staat keine der Entwicklung entgegenwirkenden Maßnahmen ergriffen hat und es darüber hinaus in Prenzlauer Berg bereits zu unschönen Schmierereien kam wie: „Kauft nicht bei Schwaben“, die sich auf den antisemitischen Spruch aus dem Dritten Reich bezieht: „Kauft nicht bei Juden“, sah die KSV keine andere Lösung, um derartige Entgleisungen zu verhindern.

Sollte die Zuzugsgenehmigung bereits durch andere herausgetrennt worden sein, sende eine Email mit dem Kennwort: „Antrag Zuzugsgenehmigung“ an: info@derkreuzberger.de, wir senden dir umgehend die Unterlagen zu.

Schritt 1:

Fülle die Zuzugsgenehmigung nach bestem Wissen und Gewissen aus. Kopiere den Antrag, so dass er in vierfacher Ausführung vorliegt. Das Original sende als PDF-Datei an die zuvor genannte Email-Adresse. Für eine gültige Zuzugsgenehmigung benötigst du eine Unterschrift und einen Bierflaschen-Kronkrokenstempel (Vorsicht, einige fälschen den Stempel, indem sie den Korken einer Weinflasche verwenden). Die Kopien lege wie folgt ab:

Kopie 1, für die eigenen Unterlagen
Kopie 2, für die/den VermieterIn
Kopie 3, für das Einwohnermeldeamt
Kopie 4, zum Arsch abwischen, wenn der Antrag abgelehnt wird.

Schritt 2:

Um dich in das behördliche Melderegister der Kreuzberger Selbstverwaltung aufnehmen zu lassen und die Gültigkeit deiner Zuzugsgenehmigung bestätigen zu können, benötigen wir das ausgefüllte, unterschriebene und abgestempelte Dokument. Sende es mit dem Kennwort: „Zuzugsgenehmigung“ als Kopie und per PDF-Datei ebenfalls an: info@derkreuzberger.de. Solltest du niemanden finden, der bereit ist deinem Anliegen statt zugeben und dies durch seine Unterschrift und einen Kronkorkenabdruck zu bestätigen, hast du Pech gehabt und kannst dir mit der dafür vorgesehenen Kopie des Antrages den Arsch abwischen. Die anderen Unterlagen solltest du für den Fall eines Einspruchsverfahrens oder eines Neuantrages gut aufbewahren.

Personen, die keinen Computer oder Internetanschluss besitzen, senden die Unterlagen unter Angabe des angegebenen Kennwortes auf dem Postweg an uns (Kontaktdaten im Impressum auf Seite 2). Wir leiten die Unterlagen an die zuständigen Stellen weiter.

WICHTIG!!!

Wer vorsieht sich zudem in den Naherholungsbereichen, öffentlichen Grün- und Parkanlagen aufzuhalten, sollte nicht versäumen einen AnwohnerInnen-Parkausweis zu beantragen. Dies ist jedoch erst möglich, wenn die Zuzugsgenehmigung ausgestellt und durch die KSV anerkannt wurde. Unserer scheinheiligen Offenheit gegenüber neureichen Jungjuppies, Kommerz- und Geschäftsarschlöchern ist es zu verdanken, dass wir diese gleich mit abgedruckt haben.




Ollys Kommentar: Unschuldig Verurteilt – Von Richtern, Staatsanwälten und anderem Gesocks

Es war ein Morgen wie jeder andere auch. Bis zu dem Augenblick, als die Beamten der Sondereinheit die Tür aufbrachen, sich auf Andrej H. (42) stürzten, ihn zu Boden warfen, verhafteten und abführten. So oder so ähnlich berichteten die Medien im Jahr 2007 über den Fall des zu Unrecht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung beschuldigten Sozialwissenschaftlers und Mitarbeiters der Humboldt-Universität zu Berlin. Was die Medien im Zuge dessen versäumten zu berichten war, dass damals wie heute unzählige Menschen zu unrecht verhaftet werden und im schlimmsten Fall unschuldig hinter Gittern sitzen. In den Jahren darauf blieb ebenso unerwähnt, dass im Jahr 2011 bei 800.000 Gerichtsfällen bis zu 200.000 Fehlurteile von deutschen Gerichten gesprochen wurden. Diese Zahl habe ich mir nicht von irgendwelchen Verschwörungstheoretikern oder Konspirationsspinnern besorgt, sondern diese Zahl liefert der Bundesgerichtshof höchst persönlich beziehungsweise höchst amtlich. Die Medien versäumten es auch zu erwähnen, dass von 18.000 hierzulande Inhaftierten bis zu 4.000 unschuldig einsitzen. Das sind annähernd 25 Prozent!

Derzeit kocht wieder der Fall Mollath hoch. Und was gäbe es Passenderes, als auf den Zug der mediale Berichterstattung aufzuspringen und als Trittbrettfahrer auf einige der tausend anderen Fälle hinzuweisen, die unschuldig verurteilt im Gefängnis saßen und sitzen. Ein Bruchteil der hier aufgeführten zu unrecht verdächtigten oder unschuldig Verurteilten stehen somit nur stellvertretend für ungleich mehr Leidensgenossen und -genossinnen. Im Zuge dessen führt kein Weg daran vorbei, euch die niedrigsten Lebensformen vor das geistige Augen zu führen, die unser schöner Planet jemals hervorgebracht hat. Es handelt sich dabei nicht um Regenwürmer, die den Sinn haben, die Erde aufzulockern und ihr somit Luft zu führen. Ich schreibe auch nicht über Ratten, die die Aufgabe haben, den vom Menschen verursachten Unrat zu beseitigen. Nein, die Lebensform von der ich euch heute berichte, liegt in der Evolutionsstufe noch viel weiter unter den, von mir eben aufgeführten, für die Menschheit und das Ökosystem wertvollen Geschöpfe. Ich schreibe, wie die Titelzeile bereits verraten hat, über Richter, Staatsanwälte und anderes Gesocks. Ich schreibe über deren Inkompetenz und spreche einem Großteil von ihnen die Fähigkeiten ab, ihren Beruf korrekt auszuüben. Zu Recht wie ich finde. Aber lest selbst.

Polizeibeamte

„Die Polizei verhindert Verbrechen“, heißt die regelmäßige Antwort auf meine Frage nach dem Sinn dieser Institution. Mit dieser Aussage degradiert sich mein Gegenüber als unwissend. Selbstverständlich wird kaum jemand vor den Augen des Gesetzes eine Straftat begehen, jedoch zeigen die jüngst veröffentlichen Zahlen zu den Wohnungseinbrüchen, dass durch die Polizei keine Verbrechen verhindert werden. Allenfalls eingedämmt. Polizeibeamte dienen lediglich der Aufnahme des Tathergangs eines Verbrechens oder Unfalls und dessen Aufklärung.

Sei es ein Unfall oder ein Verbrechen. Nur selten gelingt es eines der beiden Ereignisse zu verhindern. Sie sind die ersten nach der Feststellung eines ungeklärten Sachverhalts, die ohne Kompetenz eine tatverdächtige Person vorverurteilend behandeln. Aber sobald kriminalistisches Feingespür gefragt ist, versagt das Hirn. Das reicht vom falsch ausgefüllten Durchsuchungsbescheid bis hin zur wissentlichen Falschaussage vor Gericht. Dies lässt die Vermutung aufkommen, dass ein Großteil der Polizisten nur in diesem Beruf arbeitet, um die Vorteile des Berufsstandes in Anspruch nehmen zu können – Unkündbarkeit, Kreditwürdigkeit bei der Beamtenbank und eine gute und vor allem sichere Pension. Dass dies nicht nur Hierzulande gang und gäbe zu sein scheint, zeigen die Erfahrungen von Andrea Mohr (Wir berichteten in der Ausgabe 10). Sie belastete die Polizei von Melbourne/Australien der Korruption. Laut eigener Aussage muss sie bei einer erneuten Einreise in das Land um ihr Leben fürchten, da einige Polizeibeamte, deren Machenschaften sie aufdeckte, Rache an ihr verüben könnten.

Auch ich habe mit Polizisten gesprochen, deren kleinstes Vergehen es im Amt war im Dienstwagen beim Warten auf den Einsatz mit Kollegen einen Bong zu rauchen oder die gerade sichergestellten Schmuggelzigaretten unter sich aufzuteilen.

Dass den geschriebenen Worten auch offiziell belegte Fakten folgen, zeigt der Fall von Monika de Montgazon. Die Berlinerin saß zweieinhalb Jahre im Gefängnis, weil LKA Gutachter ein Brandgutachten erstellt haben, welches in jedem Chemiekurs einer Hauptschule mit der Note sechs bewertet worden wäre. Was war passiert? Die 56 jährige lebte bei ihrem an Krebs erkranken Vater im Haus, um ihn zu pflegen. Eines nachts stand das Haus in Flammen und die Frau konnte gerade noch so ihr eigenes Leben, nicht aber das ihres Vaters retten. Brandrückstände, die im gesamten Haus verteilt waren, wiesen laut LKA-Gutachten auf Spiritus als Brandbeschleuniger hin. Somit wurde die gelernte Arzthelferin zu lebenslänglicher Haft wegen Mord aus Habgier verurteilt. Das Motiv lag aus Sicht der ermittelnden Beamten darin, das de Montgazon Schulden hatte, Geld benötigte und aus diesem Grund so schnell wie möglich das Haus verkaufen wollte. Ihr Rechtsanwalt Lutz Körner dementierte: „Der Vater hatte noch 1-2 Monate Lebenserwartung.“ Nur der ungebrochenen Überzeugung ihres Schwagers, dass sie unschuldig sei, und seinen unermütlichen Nachforschungen, ist es zu verdanken, dass de Montgazon heute wieder auf freiem Fuß ist. Er bewies, dass die Rückstände, die auf Spiritus als Brandbeschleuniger hinwiesen, auch vorhanden sind, wenn Holz verbrennt. Der Boden bestand aus Holz!

Das die Polizei auch sonst nicht gewissenhaft in der Ausübung ihrer Dienstpflicht vorgeht zeigt der Fall des Rentners Friedhelm Beate aus dem Jahr 1999. Beate wurde aufgrund einer Verwechslung mit dem damals flüchtigen Straftäter Dieter Zuwehme von zwei Zivilbeamten erschossen. Als Ausrede für die Unfähigkeit im Amt wird ein Gutachten erstellt, das den beiden Beamten eine „starke Stresssituation“ bescheinigt. Anstatt Verstärkung hinzuzuziehen, die, wie zum Beispiel das Sondereinsatzkommando (SEK), für starke Stresssituationen und wie der Name schon sagt für Sondereinsätze trainiert sind.

Darüber hinaus sind Fälle dokumentiert, wie der von NAME, die von Beamten auf einer Wache krankenhausreif geprügelt wurde. Was war passiert? Die Beamten hatten die ehrenamtliche Dolmetscherin zu einem Verhör hinzugezogen. Im Laufe der Vernehmung der Beschuldigten warfen sie der Frau vor, sie würde Teile der Aussagen verschweigen. Daraufhin wurde sie mehrfach mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen. In Bayern wurde sogar ein Spezialeinheit eingesetzt, als es darum ging einen Blinden, seine Lebensgefährtin und ihren geistig behinderten Sohn zu überwältigen, um eine Ruhestörung, die von der Polizei als Gefahr im Verzug ausgelegt wurde, aus der Welt zu schaffen. Die Kommentare im Internet zu diesem Beitrag lauten „Drecksbullen“ und „Arschlöcher“, was als sehr zurückhaltend gewertet werden kann. Selbst wenn man sie als geistig minderbemittelte Bullenschweine bezeichnen würde, läge man noch weit von dem entfernt, was sie in Wirklichkeit sind.

Gutachter

In die Kategorie, des von mir angesprochenen Kreis´ des Gesocks´, gehört die Berufsgruppe der Gutachter. In jedem umfangreichen Verfahren kommen sie zum Einsatz. An der Stelle, wo die ermittelnden Behörden mit ihrem Wissen am Ende sind, greifen Gutachter in das Verfahren ein und erstellen ein unabhängiges Gutachten, um den Tathergang zu klären oder einen Schuldigen zu ermitteln. Dass Gutachter immer wieder zu fehlerhaften Ergebnissen gelangen, zeigt der Fall Andreas Kühn. Anhand von 4 Merkmalen machte der erste in der Geschichte der Bundesrepublik zu Schadensersatz verurteilte Gerichtsgutachter. Und da dieser Depp das geschafft hat, was noch keinem vor ihm gelang, erwähne ich ihn hier auch gern namentlich (wie die anderen Deppen im Folgenden auch) – Cornelius Schott. Als Depp kann man diesen Mann ohne Weiteres bezeichnen und macht sich dabei höchstens der Untertreibung und Schönfärberei schuldig. Denn die Antwort auf die Frage, mit der er sein absolut unzureichende Gutachten weiterhin verteidigte, lautete: „Der Wahrscheinlichkeitsgrad hat nicht zugetroffen.“ Der von ihm angegebene Wahrscheinlichkeitsgrad lag bei 98 Prozent. Für das nicht Zutreffen des Wahrscheinlichkeitsgrades verurteilte ihn ein Gericht zu 150.000 Euro Schadensersatz. Darüber hinaus werfen ihm Anwälte mehrere Fehlgutachten und weitere Unstimmigkeiten vor. Um jedoch die Regel mit einer Ausnahme zu bestätigen benenne ich Professor Friedrich Wilhelm Rösing. Dieser, sich zurecht Gutachter nennende Mann, erstellte das Gegengutachten zu dem Fall und fand 30 Merkmale anhand derer er 16 Unterschiede aufzeigte und die Unschuld bewies.

Die These, das Gutachter der Staatsanwaltschaft zuarbeiten, liegt zum einen in der Abhängigkeit zu den Auftraggebern, den Gerichten und zum anderen in einer staatlich geprüften Sachunverständnis. Wer auf der Suche nach einem guten Anwalt wählerisch ist, sollte bei der Auswahl des Gutachters noch weitaus wählerischer sein. Im Gegensatz zu einem schlechten Anwalt, der vielleicht nur da sitzt und nichts sagt, kann ein Gutachter, der aufgrund mangelnder Motivation ein Fehlgutachten erstellt und das Ergebnis daraus dem Gericht kund tut, einen ungleich höheren Schaden anrichten.

Staatsanwälte (und manchmal auch ein unfähiger Anwalt)

»Er war Jurist und auch sonst nur von mäßigem Verstand.« Mit diesem Zitat von Ludwig Thoma ist dieser Absatz eigentlich schon vollendet. Aber ich will es nicht versäumen mich über die Juristen auszulassen. Staatsanwälte sind, neben Besitzern des mäßigen Verstandes, auch hirnlosen Aktenfresser, die die behördlich erfassten und gesammelten Informationen und den daraus resultierenden Datenmüll von den bereits erwähnten geistigen Tieffliegern der ermittelnden Behörden erhalten, ihn in sich hineinfressen und zusammengefasst vor Gericht wieder ausscheiden. Dabei zählt für sie nur die Quote der bearbeiteten und erfolgreich abgeschlossenen Fälle. Nach Qualität der Arbeit fragt niemand. Im Gegenteil. Dies kann ich ein Mal mehr aus eigener Erfahrung bestätigen. Diese werde ich an dieser Stelle jedoch außen vor lassen, da sie ungleich minder in ihren Folgen waren, als die hier aufgeführten Fälle.

Kommt es nachweislich zu einem Fehlurteil, wird alles daran gesetzt eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu verhindern. Aufgrund nachweislich fehlerhafter Beweise und/oder Gutachten, wehren sich die Staatsanwälte, die diesen Missstand zu verantworten haben, gegen eine Neuaufnahme. Der Grund dafür liegt einzig und allein darin, dass sie Fehler in ihrer Arbeit nicht eingestehen wollen. Das nicht nur hierzulande Korruption und Unrechtsbewusstsein im Amt gibt, zeigt der Fall von Dieter Riechmann. In Amerika saß Riechmann bis 2010 noch in der Todeszelle. Vor kurzem wurde er „begnadigt“ und „darf“ nun bis zum seinem Tod hinter Gittern weiterleben – unschuldig verurteilt! Das die Deutsche Bundesregierung mehrere hundert tausend Euro in die Wiederaufnahme des Verfahrens gesteckt hat, ist ein Indiz dafür, dass sie von der Unschuld Riechmanns überzeugt ist und jemand anderes für den gewaltsamen Tod seiner Freundin verantwortlich ist.

Im Fall von Jens Söring ist sogar die ehemalige stellvertretende US-Generalbundesanwältin Gail Marshall von dessen Unschuld überzeugt. Sie sei sich sicher, „dass der Falsche verurteilt wurde“. Sheriff Rick Gardner, dessen 1. Fall der damals 18-Jährige war, bleibt hart. Er behauptet weiterhin anhand von Indizien, dass Söring am 30. März 1985 die Eltern seiner Freundin Elisabeth Haze Nancy und Derik Haze in deren Haus umgebracht hat. Das Fatale an dem Fall: Söring, der zur Tatzeit gar nicht am Tatort gewesen sein will, wurde laut seiner Aussage erst durch ein Telefonat seiner Freundin hinzugerufen. Er gestand den Mord nur, um seine Freundin zu schützen. Der Sohn eines damals in den USA tätigen Diplomaten nahm fälschlicherweise an, durch seinen Vater diplomatische Immunität zu besitzen. Diese hätte ihn nicht vor einer Verurteilung geschützt, jedoch die Ausweisung nach Deutschland und die dortige Verbüßung der Haft erlaubt. Hätte, hätte Fahrradkette. Söring wurde am 21. Juni 1991 zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt.

Das hierzulande die Straftaten der Polizei durch Staatsanwälte gedeckt werden, wird eindrucksvoll durch die Reportage von Utta Seidenspanner mit dem Titel „Dein Freund und Helfer – Prügelpolizisten unter Verdacht“. Darin wird von Übergriffen durch die bayrische Polizei berichtet. Sei es ein Familienvater, der unschuldig zusammengeprügelt wird, ein Student, der mit zwölf Schüssen, sieben davon in den Rücken, niedergestreckt wurde oder eines der anderen 279 Opfer der Staatsgewalt. Alle Verfahren wurden eingestellt. Nur eines wurde mit eine elfmonatigen Bewährungsstrafe abgeschlossen. Es war das gegen den Leiter der Polizeiinspektion Rosenheim Rudolf M., der vor den Augen der Mutter und weiteren Zeugen einen 15-jährigen schlug, trat und im Nacken packend drei Mal mit dem Kopf gegen die Wand schlug.

Richter

Es gibt Richter, die sich in ihrer Freizeit unter das »normale« Volk mischen, um mitzuerleben, was den Mann und die Frau von der Straße bewegt und was sie denken. Die meisten RichterInnen leben jedoch ganz offensichtlich fernab jeder Realität. Wie sonst ist es zu erklären, dass Donald S. neun Jahre für bewaffneten Bankraub, unschuldig im Knast gesessen hat und dass Harry Wörtz, verurteilt wegen versuchten Mordes, freigesprochen wurde und wieder vor Gericht gestellt werden soll?

Wenn Polizei, Staatsanwaltschaft und Gutachter versagt haben und man hofft auf den Geistesblitz des Richters, sollte man gleichzeitig für einen Kugelblitz beten, der den Gerichtssaal durchquert und den Richter trifft. Denn mit Blitzen und insbesondere mit Geistesblitzen unter dem richterlichen Deckhaar mager aus. Dies kann neben den bereits benannten Personen auch Ralf Witte, der auch im nächsten Absatz Gegenstand der Beispielfindung wird, bestätigen. In diesem Absatz dient uns seine Verhandlung als Beispiel für die Willkür von Richtern. Es ging darum das Alibi für den Tatzeitraum der ihm vorgeworfenen Vergewaltigung zu klären. Für den von dem Opfer genannten Zeitraum hatte Witte ein hieb- und stichfestes Alibi. Er war auf der Feier eines Freundes mit dutzenden von Zeugen, die seine Anwesenheit bestätigten. Der Richter fragte auch nach dem Tag vor und nach dem angegebenen Tattag, da sich das Opfer ja auch im Tag geirrt haben könne. Aber auch für diese Tage konnte Witte unumstößliche Alibis vorweisen. Daraufhin weitete er das Zeitfenster der Tatzeit auf Wochen um den von dem Opfer angegebenen Tattag aus.

Die Folgen

Die Folgen einer Haft bedenkt kaum jemand. Das Ansehen im gesellschaftlichen Umfeld ist meistens unwiederbringlich zerstört und zukünftige Arbeitgeber, denen man diese Fehlzeit im Arbeitsleben erklärt, haben oftmals kein Verständnis. In der Regel ist nach einigen Wochen Freiheitsentzug der Arbeitsplatz verloren, die Wohnung geräumt und gekündigt. Das Auto stillgelegt und verkauft. Aus den laufenden Verträgen für Telefon, Strom, Versicherungen und für Mitgliedschaften wird man nur mit Anstrengung frühzeitig entlassen.

Jeder, der glaubt, dass ein Fehlurteil eine großzügige Entschädigung durch den Staat nach sich zieht, sollte sich von diesem Glauben verabschieden. Für jeden Tag, den jemand unschuldig hinter Gittern verbracht hat, zahlt das Regime einen Betrag von 25 Euro aus. Davon werden sechs Euro Unterbringungs- und Verpflegungspauschale abgezogen. Summa summarum bleiben einem dann pro Tag Haft 19 Euro. Jeder gute Pfandflaschensammler verdient mehr am Tag. Glücklich kann sich der schätzen, dessen Familie ihn auffängt und unterstützt, vom Regime ist nichts zu erwarten. Auch hier gibt es einen Fall (und bestimmt noch unzählige mehr) der meine getätigten Aussagen bis ins Detail bestätigt. Ralf Witte heißt der gute Mann und ist Straßenbahnfahrer in Hannover – oder sollte ich besser schreiben, war? Denn nachdem ihn die 15. Jährige Tochter eines Bekannten wegen Vergewaltigung angezeigt hatte und er aufgrund dessen zu 12 Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt wurde, von denen er bis zu seiner justizialen Rehabilitierung 5,5 Jahre abgesessen hatte, sah er sich nicht mehr in der Lage als solcher zu arbeiten. Er verlor neben dem Ansehen seine Ersparnisse, sein Haus und seine Arbeitsstelle. Alles, was er sich und seiner Familie über Jahrzehnte aufgebaut hatte. Das einzige was ihm blieb und Kraft gibt, ist seine Familie. Um den Fall, im Gegensatz zu den deutschen Gerichten, schnellstmöglich aufzuklären und euch mit einem dumm dreinblickenden Gesichtsausdruck zurückzulassen dem die Frage entspringt: Häh? Schreibe ich, dass nach einer weiteren Anklage des Mädchens wegen Vergewaltigung eine, wortwörtlich, eingehende Untersuchung vorgenommen wurde, bei der neben einer Borderline Symptomatik herauskam, dass das Mädchen noch Jungfrau war!

Zauberwort „Rechtsfrieden“

Wer keinen neuen Beweis vorbringen kann und nicht über das nötige Geld verfügt, um sich einen guten Anwalt leisten zu können, steht bei dem Vorhaben der Wiederaufnahme des Gerichtsverfahrens mit schlechten Karten da. Hinzu kommen die Nebenkosten, die in einem Verfahren anfallen können, wie zum Beispiel ein Gegengutachten. Oben drein kommen nur sechs Prozent der Anträge auf Wiederaufnahme des Verfahren durch.

Es heißt, der Staat benötige „Rechtsfrieden“. Was so viel heißt: Lass mich mit der Scheiße aus der Vergangenheit in Ruhe ich muss mich auf die (Fehl-)Urteile von morgen konzentrieren. Dass mit dieser Haltung Menschen zu unrecht ihr Leben verlieren interessiert nicht. Über 100 Häftlinge jährlich nehmen sich in deutschen Gefängnissen das Leben. Nicht wenige vermutlich, weil sie die zum Himmel stinkende Ungerechtigkeit nicht mehr länger ertragen. Wo bleibt da der Aufschrei in der Gesellschaft? „Warum interessiert das niemanden?!“, fragt auch Harry Wörz in seiner am 17. Januar 2013 veröffentlichten Presseerklärung, die sich auf die ungeklärten Fragen in seinem Fall beziehen.

Es wird neben dem Hass auf die Person auch andere Gründe gegeben haben, warum die RAF mit staatlicher Unterstützung den Generalbundesanwalt Buback ermordet hat. Richter, Staatsanwälte und anderes Gesocks – „Irgendwann kriegen wir euch alle!“*

Ihr sagt: „det jibt´s doch nich´!“
Na dann kieckt ma´ hier:
http://harrywoerz.de/neuimages/Presseerklaerung_20130117.pdf
http://www.thurnfilm.de/de_doku_rezension_unschuldig.php ein Film von Valentin Thurn
Todesstrafe für eine Lüge von Peter F. Müller
Strafsache Polizei-Wenn bayrische Beamte prügeln gehen.
Der Fall Mollath ARD
Unschuldig im Knast SWR RP
* (Quelle: Danone Werbespot 2002)




Claudia Roth in Istanbul

Die seit Ende Mai stattfindenden Demonstrationen in Istanbul, Ankara, Izmir und anderen Städten der Türkei halten an. Seit Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten kommt es zu Gewalt und Festnahmen. Die Polizei setzt hierbei auch Tränengas und Wasserwerfer ein. Es wurden zahlreiche Personen verletzt, mehrere Menschen kamen im Zusammenhang mit den Protesten ums Leben.

Reisende werden weiter gebeten, sich von Demonstrationen und Menschenansammlungen fernzuhalten und Vorsicht walten zu lassen. Es wird zu besonders umsichtigem Verhalten aufgerufen. Rund um Demonstrationen kann es zu Verkehrsbehinderungen kommen. Die Medienberichterstattung sollte aufmerksam verfolgt werden.

Es wird weiterhin empfohlen, sich nicht in der Nähe der türkisch-syrischen Grenze und in grenznahen Ortschaften aufzuhalten und insbesondere türkisch-syrische Grenzanlagen zu meiden (siehe auch bisherige weitergehende Hinweise unter Reisen über Land.)

Mit diesem Text warnt das Auswärtige Amt vor Sicherheitsrisiken bei Reisen in die genannten Gebiete der Türkei. Unsere allseits mehr oder weniger geliebte Frau Claudia Roth von den Grünen fuhr mitten hinein in die Proteste und bekam den Einsatz von Tränengas und Wasserwerfer hautnah mit. Nach eigener Aussage, floh sie sich mit anderen Teilnehmern in die Vorhalle eines Hotels, in der Hoffnung, dort vor den Übergriffen der Polizei Schutz zu finden. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Jedoch als die Hoffnung von dem Tränengas geschwängert zu Boden glitt, musste auch Roth feststellen, dass eine wahrhafte Demokratie nichts mit Hoffnung, sondern nur mit, zumeist, bitterer Realität zu tun hat.

Des Weiteren äußerte Roth: „Es war wie im Krieg“. Ich bin in der glücklichen Situation noch nie einen Krieg miterlebt haben zu müssen – und ich bin mir sicher Roth auch nicht! Sonst hätte sie die „Straßenschlacht“ nicht als „Krieg“ bezeichnet. Jeder Soldat mit Kriegserfahrung hätte die Auseinandersetzung als harmloses Frühlingsmanöver bezeichnet. Vielleicht hätte der ein oder andere Alt-Revolutionär beim Anblick der, mit den Jahren verbesserten Technik der Polizei, ein leichtes Schweißtreiben bekommen, jedoch auch dieser hätte die Auseinandersetzung nicht als Krieg bezeichnet. Es wird deutlich, wie wenig Volksnähe Roth besitzt. Jede Demonstration mit diesem Ausmaß, würde hierzulande gleichermaßen von der Polizei behandelt. Wenn Roth glaubt, das Polizeibeamte in Deutschland mit mehr Feingespür ihren Dienst verrichten, sollte sie sich öfter auf Demonstrationen auf den eigenen Straßen beteiligen. Schlagartig würde ihr bewusst werden, dass sie nicht erst tausende von Kilometern fliegen muss, um Menschen zu finden, bei denen es sich lohnt, sich mit ihnen zu solidarisieren und gleichzeitig von den Sicherheitskräften des Staates durch die Straßen gejagt, mit Wasserwerfern auseinandergetrieben und mit Tränengas beschossen zu werden. Für eine Grünen-Politikerin ebenfalls erheblich – der Co²-Verbrauch für diesen Türkei-Solidaritäts-Einsatz war völlig unnötig. Der Hintergedanke, die Demokratie in der Türkei zu unterstützen, ehrt sie, jedoch sollte sie lieber um die Demokratie im eigenen Land besorgt sein. Diese gerät ebenfalls immer mehr ins Wanken. Ob sich Roth auch mit den Demonstranten solidarisieren würde, die aufgrund sozialer Ungerechtigkeiten, hierzulande auf die Straße gehen und die Daseinsberechtigung der Bundesregierung hinterfragen? Das sich die Grünen von ihren einst ehrbaren Grundsätzen getrennt und den Kontakt zu einem nicht geringen Teil der Befürworter der Partei verloren haben rächt sich nun. Denn wenn man nur in politisch angesehenen Kreisen verkehrt und von Personenschützern umringt das Bad in der Menge genießt, verliert man unweigerlich die Realität. Dass die Bevölkerung mit nichten dem spätrömisch dekadentem Lebensstil frönt, sondern auf die Fresse bekommt, wenn es für seine Rechte demonstriert – ob in der Türkei, in Deutschland oder sonst wo – dürfte Roth spätestens seit dem Tag, zu Tränen gerührt, klar geworden sein.

Warten wir ab, wann der oder die nächste PolitikerIn, naiv und weltfremd, in ein, offiziell als demokratisch geltendes Land reist, um sich mit Regierungsgegnern zu solidarisieren und deren Interessen zu vertreten. Meine, sich auf dem geistigen Niveau befindlichen Top-Kandidatinnen für diese Vorhaben wären die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Kristina Schröder und Bundesministerin für Arbeit und Soziales Ursula von der Leyen. Mit etwas Glück treffen sie dann nicht nur auf eine Wolke aus Tränengas, sondern zudem noch auf ein paar Knüppel oder Gummigeschosse der Staatsgewalt. Nach dem Motto, die Hoffnung stirbt zu Letzt, hoffe ich, dass es dann von diesen Übergriffen bessere Bildmaterial gibt, als das von der Straßenschlacht mit Claudia Roth in Istanbul.




Wo bin ick denn hier?! Dumm bleibt dumm, da helfen keine Pillen.

Es gibt immer mal wieder Situationen in denen man denkt: »Wo bin ick denn hier?« und einfach zu perplex ist, nicht beleidigend, jedoch angemessen kritisch zu reagieren. Wenn darüber hinaus Kinder zugegen sind hält man lieber die Fresse und wahrt die Vorbildfunktion – auch, wenn es schwer fällt.

Wie vor ein paar Wochen, als ein geistig minderbemittelter Rassist mit Migrationshintergrund Schröder dem vierbeinigen Chefredakteur hinterher rief „Scheiß Nazihund“. Grund dafür war, dass Schröder seinen Sohn angebellt hatte, weil dieser mit seinem Fahrrad nur Zentimeter an ihm vorbei gerast war und ihn beinahe angefahren hätte.

Dies belegt gleich zwei Tatsachen. Zum einen, Rassisten sind dumm und zum anderen Dumme gibt es in jeder Nationalität. Denn Schröder aufgrund seiner äußerlichen Merkmale, die ihn als Schäferhund dastehen lassen, als Nazihund zu betiteln, ist genauso verwerflich und dumm, wie dem hier als Beispiel herangezogenen Rassisten zu unterstellen, er habe seine Wohnort nur aufgrund finanzieller Absicherung durch den Deutschen Staat in unseren Kiez verlegt. Wer nun glaubt meiner Wortwahl einen rechten Beigeschmack verpassen zu wollen, den verweise ich auf die Kommerz-Punk-Band Die Toten Hosen, die bereits Jahre vor mir den, sich mir jetzt erst eröffneten Erkenntnisstand erlangt hatten und sangen: „Auch lesbische schwarze Behinderte können ätzend sein.“ Nur müsste es im vorliegenden Fall heißen: „Kleine, dicke Migranten können ätzend sein.“

Am nächsten Abend ließ sich Schröder, der im Übrigen einen spanischen Pass besitzt und somit ein Hund mit Migrationshintergrund darstellt, von zwei kleinen Kindern im Alter von 3-4 Jahren über eine Wiese jagen. Die Kinder und Schröder hatten ihren Spaß. Die Mütter saßen entspannt auf der Bank und sahen dem Treiben zu. Warum ich das erwähne? Weil diese beiden Kinder ebenfalls, wie der dumme Rassist vom Vortag, einen Migrationshintergund besaßen. Hätte er gesehen, dass Schröder, was für einen „scheiß Nazihund“ ungewöhnlich sein müsste, mit zwei „Migrantenkindern“ spielt, er wäre in seinen Augen, vermutlich entnazifiziert gewesen – ausreichend Kleinhirn vorausgesetzt.

Ein weiterer rassistischer Kleingeist lief im Görlitzer Park frei herum und kann froh sein, dass ich nicht ebenfalls zugegen war. Er betitelte meine Freundin als „fette Türkenfotze“. Nun kann meine Freundin keinen Ariernachweis erbringen und aufgrund dessen vielleicht für nicht deutsch eingestuft werden, aber eine fette Fotze ist sie gewiss nicht.

Dass es nicht nur in Kreuzberg schwache Geister gibt, wurde mir bewusst, als ich einen betriebsbedingten Ausflug nach Charlottenburg unternahm. In der Nähe vom Adenauer Platz traf ich eine Frau älteren Baujahrs, die Schröder wohlwollend betrachtete. In dem Gespräch mit ihr erfuhr ich, dass sie ebenfalls zwei Hunde besaß „reinrassige deutsche Schäferhunde“. Im weiteren Verlauf erfuhr ich, dass sie ihre Hunde bei „Türkenkindern“ nicht zurückpfeift.

Da kommt in einem die Frage auf, warum die NPD verboten werden soll, wenn das selbe Pack parteilos durch die Stadt oxidieren darf? Die NPD bietet wenigstens noch ein einigermaßen kontrollierbares und überschaubares Sammelbecken, von dem man weiß, was man zu erwarten hat. Viel schlimmer für die Tagesmoral sind die unerwarteten Rassisten.

Dumm bleibt dumm, da helfen keine Pillen.




Griechenland – einst das Land der Philosophen und Denker, heute ein Land, von Banken und Wirtschaft zerfressen

Derzeit bilden sich vor den Banken des Landes lange Schlangen von Bürgerinnen und Bürgern die ihre Ersparnisse lieber wieder unter das Kopfkissen legen oder in den Sparstrumpf stecken als es weiterhin den Banken anzuvertrauen. Allein am Montag, den 14.05.2012 hoben die Bürgerinnen und Bürger 700 Millionen Euro ab, mehr als der Staat von der EZB als Hilfszahlung (über 600 Millionen Euro) ausbezahlt bekommt. Seit Beginn der Krise sind es 73 Milliarden Euro, die von den Bürgerinnen und Bürgern in Sicherheit gebracht wurden. Welche Folgen diese Reaktion der Bürgerinnen und Bürger hat, geht aus der Wirtschaftsgeschichte hervor und sollte Beunruhigung in der Politik auslösen: Denn den Banken wird der letzte Rest an Kapital entzogen und sie werden somit zusätzlich zu der parallel stattfindenden Krise geschwächt und drohen daran zugrunde zu gehen. Nun waren es die Banken selbst die sich durch ihre Geschäfte in diese Krisen-Situation gebracht haben, sodass Mitleid nur sehr sparsam angebracht ist. Man könnte auch sagen: „Beim Thema Mitleid können wir den Gürtel ruhig ein wenig enger schnallen“

Es hat jedoch, wenn sich die Politik weiterhin so korrupt gibt wie bisher Folgen für die griechischen SteuerzahlerInnen. Denn diese müssen für die, von Korruption, Niedertracht und Volksbetrug getränkte Rettung der Banken zahlen. Gegenüber der Bevölkerung wäre es also gerechter, die geschwächten Bankhäuser bankrott gehen zu lassen und somit eine Ende mit Schrecken anstatt eine Schrecken ohne Ende herbeizuführen. Die Kleinanleger könnten bis zu einem gewissen Betrag entschädigt werden, was den griechischen Staat immer noch weniger kosten dürfte als die Bankenrettung. Die Großanleger werden im gleichen Maß entschädigt und besitzen darüber hinaus ja auch noch ausreichend anderweitig angelegtes Kapital oder haben Pech gehabt, ähnlich wie die Spekulanten beim Platzen der Tulpenzwiebeln-Spekulationes-Blase von 1637, deren Entstehung durch die Gier Einzelner begünstigt wurde und die mit der gegenwärtigen Krise und deren Entstehungsgrundlage zu vergleichen ist.

Wer nun sagt, das Kapital würde bei dieser Handhabe der Krise fluchtartig das Land verlassen, lässt außer Acht, dass das Kapital, welches sich im Besitz von einem ganz geringen Personenkreis befindet, so oder so nicht der Allgemeinheit zu Gute kommt.

Wenn man also alle Kapitalflüchtlinge, die aus Sorge um ihren Besitz das Land verlassen wollen, unter der Bedingung ziehen lassen würde, das sie ihren, in Griechenland erwirtschafteten Gewinn dem Land übereignen müssen, da sie diesen nur durch die Arbeitsleistung des Volkes erwirtschaften konnten. Das erlangte Wissen über Fertigungsprozesse, sowie die patentierten Erfindungen die fluchtwillige Unternehmer ebenfalls nur durch die Leistung ihrer Angestellten und Arbeiter und somit durch einen Teil der Bevölkerung erlangt haben, gehen auch in den Besitz der griechischen Bevölkerung über. Die Firmen und Produktionsstätte werden der Belegschaft, den Angestellten und Arbeitern überschrieben. Die Fluchtwilligen dürfen somit nur mit dem zu Beginn eingebrachten Eigenkapital das Land verlassen. Dies wäre fair der Bevölkerung gegenüber und niemand würde sich vermutlich über die Landflucht des Oberen empören. Die durch diese Maßnahme eingenommen Beträge müssten dann den Sozial- und Rentenkassen zur Verfügung gestellt werden und es somit wäre sichergestellt, dass bei einer Abwanderung des Kapitals, beziehungsweise das was von dem Kapital dann noch übrig ist, die Lebenshaltungskosten der Leidtragenden gesichert wäre. Da aber auch die Unternehmen an sich beschlagnahmt und die Wirtschaft, nur unter neuer Führung weiter betrieben werden würde, bliebe alles beim alten, sodass die Sozial- und Rentenkassen einen gar nicht so großen Ansturm zu befürchten hätten.

Die Zukunft von Griechenland liegt eindeutig in dem Tourismus und in der Solarstrom-Gewinnung. Der Tourismus ist gegenwärtig das Hauptstandbein des Landes. Konzentriert sich das Land zudem auf die weiteren Stärken die es gegenüber den anderen europäischen Staaten besitzt und die bereits aufgestellten Studien die sich positiv zu den Plänen der Solarstrom-Gewinnung und dem daraus resultierendem wirtschaftlichen Wachstum für das Land äußern, bestätigen, wäre dies ein nachhaltiger Schritt mit Auswirkungen für die Zukunft aller Europäer. Denn Griechenland würde somit als Vorreiter beweisen, dass auch vom Euro gelöst eine wirtschaftliche wie soziale Politik zu betreiben ist. Sollte es den Verantwortlichen in der Wirtschaft und der Politik darüber hinaus gelingen das Bewusstsein bezüglich ihrer Verantwortung gegenüber dem Land und der Bevölkerung, die sie unter anderem auch unter Eid bekundet haben zu leisten und für geleistetes zu übernehmen, zu schärfen und dieser endliche wieder nachzukommen, kann das Land in ein paar Jahren gestärkt aus dem Feldversuch „Europäische Union“ hervorgehen. Am Ende könnte Griechenland sogar mit einer landeseigenen Währung besser da stehen als die einzelnen Staaten der EU. Vorausgesetzt Griechenland wird gerecht behandelt und trotz der fehlenden Mitgliedschaft nicht wirtschaftlich blockiert und sanktioniert.

 

Olly´s Kommentar

Es gibt Menschen auf dieser Welt die das was sie anfassen in Gold verwandeln und es gibt Menschen die die Dinge die sie anfassen in einen riesigen Haufen Scheiße verwandeln.

Die Politiker der Europäischen Union gehören zu der Gruppe von Menschen die ich zuletzt aufgeführt habe. Nicht nur das sie das was sie anfassen in Scheiße verwandeln, sie selbst sind nur optisch von dem mir hier aufgeführte Materie-Beispiel zu unterscheiden. Bei der Flexibilität sich anzupassen, auch wenn es eng werden könnte, gleichen sie den unappetitlichen Hinterlassenschaft bis ins Detail. Auch im Auftreten und Verhalten sind die Übereinstimmungen erstaunlich.

Meiner Hoffnung: Die Griechen mögen den ersten korrupten Investor der ihr Land betritt mit Benzin überschütten und anzünden ist nicht eingetreten. Zumindest einige Straßenzüge gingen in Flammen auf. Dies trifft aber wieder zum Teil die Falschen. So langsam richtet sich der Fokus der griechischen Bevölkerung jedoch auf die richtigen Personenkreise, die Urheber der Krise. Nach und nach bekommen diese Kreise dies auch zu spüren. Wir sollten Griechenland also gut im Auge behalten. Es könnte sein das sich dort gerade etwas zusammenbraut, was den Ursprung für einen „Europäischen Herbst“ bilden könnte.




Ausgabe 24

Titelthema: 125 Jahre deutsches Elektroauto
Weitere Themen: Vorwort – Es ist Winter in Deutschland / Horch & Guck – Das Bewerbungsgespräch, Teil 1 / Punkfilmfest – »Too Drunk to Watch« mit Gewinnspiel / Leserinnenbriefe – Meinungen zur Ausgabe 23 / TresenTest
PIG7 – Motorradwerkstatt auf Kreuzbergisch / Kunst im Kiez – Tierversuche mit Gummibärchen / Woher der Wind weht – Commons – Gemeingüter / TouriTipp – Die Wasserkutsche / TrendScout – Zurück in die Zukunft / Eat The World – 1. Lange Nacht der Kulinarik / Molotowcocktail – Die Geschichte einer Volkswaffe

Der Kreuzberger 24 Mai-Juni 2013




Die Revolutionäre 1. Mai Demonstration und ihre Tücken

Im vergangenen Jahr verließ ich bereits nach dem zweiten Lied enttäuscht die Revolutionäre 1. Mai Demonstration, um mich mit meiner Freundin und einem guten Freund im Görlitzer Park niederzulassen. Wir ließen einen bis dahin ereignisreichen Tag beim Sonnenuntergang ausklingen. Grund für das frühe Verlassen der Demonstration war die Musikauswahl. Als Eröffnungslied wurde ein Lied von dem Musiker Casper gespielt, welches durch das Lied „Revolution in Paradise“ von der Gruppe Heath Hunter & The Pleasure Company abgelöst wurde. Zuviel des Guten. Im weiteren Verlauf endete der Demonstrationszug auch ohne mein Beisein in einem Desaster. So viel zum Jahr 2012. In diesem Jahr wird alles besser – dachte ich. Alles begann wie immer, nur irgendwie anders. Nachdem die mehr oder weniger akustisch verständliche Eröffnungsrede beendet war, konzentrieren ich mich darauf, mich nicht auf das Eröffnungslied zu freuen. Mit Erfolg und völlig zu Recht. Damit bin ich schon beim ersten Reizthema – der musikalischen Untermalung. Das erste erwähnenswerte Lied kam mir am Moritzplatz zu Ohren, wo ein/e, meinem Musikgeschmack wohlgesonnene/r AnwohnerInn ihre/seine Lautsprecher ins Fenster gestellt hatte und mit dem Lied „Rauch Haus Song“ von Rio Reiser die Vorbeiziehenden beschallte. Sofort machte sich eine melancholische Erinnerung an alte Zeiten in mir breit. Dass es anderen genauso erging, zeigte sich darin, dass ein nicht geringer Teil anfing mitzusingen: „… ihr kriegt uns hier nicht raus, das ist unser Haus…“

Geil! SO muss das sein! Der nächste und letzte musikalische Höhepunkt ereignete sich auf der Leipziger Straße. Dort schallte von einem der hinteren Fahrzeuge das Lied „Deutschland muss sterben“ von der Musikgruppe Slime. Ansonsten kamen mir nur einer revolutionären Demonstration unangemessene Klänge zu Ohren. Hinzu kam, das die Anwesenden nicht nur ein Mal über Lautsprecheransage darauf aufmerksam gemacht wurden, für einen klaren Kopf auf Alkohol- und Drogenkonsum zu verzichten. An diesem Punkt war ich das nächste Mal in Versuchung die Demo zu verlassen. Wo bin ick´n hier? Ich bin seit über zwanzig Jahren nicht mehr „klar“ im Kopf gewesen und wesentlich geschadet hat es mir nicht, laut den Bekenntnissen meiner Umwelt. Zudem haben die meisten der einstigen KämpferInnen es trotz ihres Drogenkonsums geschafft, ihre Forderungen erfolgreich umzusetzen und ihre Ziele zu erreichen. Hinzu kommt, das Leute anwesend waren, die ihre Straßenkampferfahrung gesammelt haben, als die meisten aus dem gewaltbereiten Schwarzen Block diesen, wenn sie überhaupt schon auf der Welt waren, höchstens als schwarze Blockschokolade kannten. Wie wir heute wissen, spätestens nach dem diesjährigen 1. Mai, haben die betrunkenen und bekifften Straßenkämpfer es besser verstanden ihren Forderungen, trotz Rausch, Nachdruck zu verleihen.

Das nächste Reizthema findet sich in dem Streckenverlauf. Dieser führte vom Lausitzer Platz, über die Eisenbahnstraße, Köpenicker Straße, Heinrich-Heine-Straße und weiter über die Oranienstraße vorbei am besonders gesicherten Axel-Springer-Gebäude in die Axel-Springer-Straße. Von dort aus ging es über die Leipziger- und Wilhelmstraße durch die Behren- und Glinkastraße bis zum Endpunkt der Demonstration Unter den Linden. Führt man sich die Strecke vor Augen, erkennt auch jede/r nicht Anwesende, dass außer ein paar AnwohnerInnen, die Polizei und die Besucher der Komischen Oper, die bei ihrem Abgang aus der Kulturhaus jäh von den vorbeiziehenden Revolutionären gestoppt wurden, kein Arsch mitbekommen hat, dass 9.000 Menschen auf das weltweit vorherrschende Unrecht und die Missstände aufmerksam machten. So bescheiden wie meine Demonstration im vergangen Jahr besucht war, so bescheiden war die Aufmerksamkeit die die zahlreich weitaus überlegenen Demonstranten erhielten. Vielleicht war es aber auch besser so. Denn die einzigen Sprüche, die sich in der gesamten Zeit des Schreitens manifestierten, waren der: „A-Anti-Antifaschista“ und „A-Anti-Anticapitalista“. Jeder Rhönrad-Fanklub hat mehr Schlachtrufe im Repertoire als der neo linke Widerstand. Nun ist die musikalische Untermalung, die Streckenführung sowie die Bandbreite der dargebotenen Schlachtrufe nicht maßgeblich für eine Demonstration – es sind die Demonstranten.

Gleich zu Beginn der Demonstration hatten einige der schwarz gekleideten damit begonnen, sich zu vermummen. Die Polizei ließ dies, soweit ich beobachten konnte, auch weitestgehend zu. Gut dachte ich, so kann es weitergehen. Als der Schwarze Block anfing unruhiger zu werden, hier und da einige Demonstranten von da nach dort rannten um sich immer wieder neu zu formieren und die ersten Vermummten anfingen Steine aufzusammeln, keimte die Hoffnung in mir auf, es könne bald zu den ersten Zwischenfällen kommen. In der Heinrich-Heine-Straße wurden bei einer Sparkassenfiliale die Scheiben mit Steinen beworfen und eingetreten sowie ein Auto umgekippt. Kurz nach dem Überqueren vom Moritzplatz traf ein bescheidener Steinhagel die Fahrzeuge der Regime-Schutztruppen (Polizei) und verursachte einen nicht nennenswerten Schaden am Arbeitsgerät. Jedoch gab es bei dem Vorfall mindesten einen verletzen Zivilisten, der von Sanitätern versorgt werden musste.

Ansonsten kam es im Verlauf der Demonstration zu keinen weiteren Vorfällen. Dabei mangelte es nicht an Möglichkeiten den wachsamen Augen der Bewacher zu entziehen und seinen kreativen revolutionären Widerstandsideen freien Lauf zu lassen. Vermutlich war die Kreativität mangels Alkohol und sonstigen Drogen beeinträchtigt. Wer weiß. Auch das Prinzip des Totlaufens haben einige anscheinend noch nicht ganz erfasst. Es ist die Schutzstaffel des Regimes, die sich in ihren Kampfmonturen müde laufen sollen, nicht die Demonstranten. Die Alten sind nicht mehr so gut zu Fuß. In den neunziger Jahren wurde noch Rücksicht darauf genommen und die ersten Auseinandersetzungen bereits nach wenigen hundert Metern angezettelt. Spätestens bei der Aral-Tanke, Skalitzer- Ecke Mariannenstraße war Schluss mit lustig. Heutzutage verklärt die Demonstration zum Wandertag.

Zum Ende hin ging es wie bereits erwähnt über die Leipziger Straße. Dort erblickten meine Augen einen Steinwurf entfernt mehrere Geldhäuser sowie Filialen von menschenverachtend handelnden Unternehmern. Die alles ging wohl in den Augen der BetrachterInnen mit der Sonne unter. Wichtiger war es den Unmut über die Kapitalistenschweine heraus zu brüllen und zeitgleich mit dem iPad oder Smartphone den Stand der Dinge an Freunde und Bekannte zu übermitteln oder gar Fotos bei facebook hochzuladen oder mit dem Tablet-PC Videos vom Geschehen zu machen. Diese Tatsache spiegelte sich auch sehr schön in der Bekleidung einiger Anwesender wieder. Adidas und Co. scheinen zum Standardausrüster der „A-Anti-Anticapitalista“-Szene zu gehören. Automatisch stellt sich die Frage: Was machen die „Anticapitalista“-Schreihälse die restlichen 364 Tage im Jahr wenn kein 1. Mai ist. Für Kapitalisten arbeiten? Bei Kapitalisten einkaufen? Unter dem Dach von Kapitalisten wohnen? Der Kommerz ist tot, es lebe der Kommerz!

Während hierzulande ein umgekipptes Auto, die zerschmetterte Heckscheibe eines BMW´s, eingeworfene Scheiben einer Bankfiliale oder ein paar leicht zerbeulte Polizeiautos als Sieg für die Sache gewertet werden, sterben in den Ländern um uns herum Menschen im Kampf für soziale Gerechtigkeit. Wir sollten uns also ganz leise weinend bedeckt halten. Dennoch feiern sich die Aktivistinnen und Aktivisten und ihren Kampf für die weltweite Umsetzung der Menschenrechte. Ein geradezu lächerlicher Beitrag, wenn man in andere Länder schaut. Dieser Kampf kann jedoch so wie er derzeit hierzulande ausgeführt wird nicht gewonnen werden. Im revolutionären Kampf bildet Deutschland das Schlusslicht. Die Revolution wird mit dem goldenen Löffel gefüttert. Was heißt, uns geht es zu gut – noch. Der Veranstalter der Revolutionären 1. Mai Demonstration wird froh gewesen zu sein, endlich eine Demonstration ohne besondere Vorkommnisse zu Ende gebracht zu haben. Es sei ihm zähneknirschend gegönnt.

Zeitgleich ersehne ich die Errichtung von Ausbildungslagern für nicht revolutionsfähige Deutsche in Griechenland, Italien und Spanien errichten. Dort ist die Bevölkerung schon weiter als wir.

Die Alten müssen wieder ran

Wie viele Menschen um mich herum, so kann auch ich von mir sagen: „Ich muss nichts mehr beweisen.“ Andere sind an der Reihe zu zeigen, dass nach dem Verklingen der mächtigen Worte auch Taten folgen. Das bedeutet nicht den Steinwurf auf die Regime-Schutztruppen oder das Abfackeln von Autos. Weitaus intelligenter und effektiver war, und dafür möchte ich den/die Verursacher an dieser Stelle beglückwünschen, das in Brand setzen eines Trafos in den frühen Morgenstunden vom 2. Mai 2013 in Berlin-Nikolassee. Das die linke Szene fast geschlossen diesen Anschlag verurteilt zeigt, wie verweichlicht diese mit den Jahren geworden ist. Um Aufmerksamkeit zu erlangen, benötigt es manches Mal etwas mehr als nur ein umgekipptes Auto und ein paar eingetretene Scheiben. Den Fahrgästen wiederum wir seitens der S-Bahn über das Jahr schon so viel an Zugausfällen zugemutet, dass ein paar Stunden mehr oder weniger an Mobilität nicht auffallen. Der Einwand der Kritiker: Der Schaden wir auf den Fahrpreis und somit auf die Reisenden umgelegt stimmt, aber der Schaden, den unsere Politiker und die Unternehmen dieses Landes am Volkseigentum anrichten ist mehr als nur ungleich größer. Das Entsetzen der Linken über die Tat bringt mich zu dem Vorschlag von Kersten, einem Redaktionsmitarbeiter. Dieser fordert den Schwarzen Block in Rosa Block umzubenennen und die Bekleidung dem Namen angepasst umzufärben. Für den Fall der Umsetzung seines Vorschlages würde Kersten im nächsten Jahr jeder/m Demonstrantin/Demonstranten ein paar puschelige und ebenfalls in dezentem rosa gefärbte Hasenohren schenken.

Aus der bürgerlichen Sicht beschreibt Hajo Schumacher, Kolumnist der Berliner Morgenpost im Freitagskommentar von „radioeins“ die Lage. Auch wenn ich mit der Kritik von Hajo in nicht allen Punkten übereinstimme, so hat er Recht, wenn er die „Spinner“ unter den Linken als „Al-Qaida Ortsgruppe Friedrichshain“ bezeichnet und darin, dass keine revolutionäre Zelle die Jungs zum Bierholen anstellen würde. Jedoch seine Aussage, das Sabotage als Streik nicht funktioniere, sehe ich anders und sein Aufruf „es lebe die bürgerliche Revolution“ ist bei den Bürgern in diesem Land schon ein Sabotageakt an der Revolution an sich. Bei einem Streik würde man Hajo als Streikbrecher bezeichnen. Dennoch, hier der Link zum Schumacher-Kommentar:

Fazit: So nicht meine Damen und Herren der Volksfront. Räuber und Gendarm haben wir in der Buddelkiste gespielt, die Zeiten sind jedoch lange vorüber. Selbstverständlich sind die Zeiten härter geworden, aber das heißt, wir müssen neue Wege beschreiten. Das ich nicht nur meckere, sondern versuche es besser zu machen, habe ich mit meiner Demonstration im vergangenen Jahr bewiesen. Das Interesse der AnwohnerInnen haben wir seinerzeit geweckt, jedoch mit zu wenig Gleichgesinnten. Auf einen erfolgreicheren 1. Mai 2014.




Zurück in die Zukunft – Eine Zeitreise zum 1. Mai 2030 und wieder zurück

Es begab sich vor gar nicht allzu langer Zeit, dass ich mich mal wieder auf der Suche nach dem neuesten Trend befand. Als ich die Manteuffelstraße entlang lief, rief eine düstere Stimme aus einer noch düsteren Ecke: »Hey, du!«. Ich drehte mich um und fragte: »Wer, ich?« »Ja, du«, antwortete die düstere Stimme und sprach: »Komm´ mal her. Ich habe etwas interessantes für deinen Bericht« Neugierig ging ich auf die Person zu und wunderte mich, woher er von meiner Suche nach Interessantem wusste.

Als ich vor ihm stand, versuchte ich vergeblich, das durch eine Kapuze fast vollständig verdeckte Gesicht meines Gegenübers zu erkennen. »Was ist denn so interessant?«, fragte ich. »Ich habe hier eine Zeitmaschine, und du darfst sie als Erster testen. Du kannst dir aussuchen, wann und wo du in der Vergangenheit oder in der Zukunft landen willst. Du musst nur einsteigen, die gewünschte Zeit eingeben und dann den roten Knopf dort drücken.« Verwundert schaute ich den mir Unbekannten an. Konnte ich ihm vertrauen? Ach, was soll´s, dachte ich bei mir und setzte mich in die Zeitmaschine, die wie eine überdimensionale Getränkedose aussah. Die mysteriöse Person erklärte mir die Bedienung, um mir kurz darauf mit einem hämischen Grinsen viel Spaß zu wünschen und verschloss die Tür. Ich stellte das Datum auf den 1. Mai 2030, beließ den Ort der Ankunft in der Manteuffelstraße und drückte den Startknopf. Es geschah nichts. Nur ein kurzes Surren, gleich dem eines anfahrenden Fahrstuhls, war zu vernehmen. Dann klickte die Verriegelung und die Tür sprang von alleine auf und gab die Sicht frei.

Neugierig stieg ich 17 Jahre später aus der Zeitmaschine und schaute mich um. Ich stand in einem Zeitungsladen, und der Inhaber sowie die anwesenden Kunden schauten mich verwundert an. Allem Anschein nach stand an der Stelle im Jahr 2013 noch kein Haus, und die Berechnungen der Zeitmaschine haben den städtebaulichen Wandel nicht mit berücksichtigt. Egal, ich verließ den Laden und stand auf der Manteuffelstraße. Ich machte mich auf den Weg in die Oranienstraße. Die Häuser der Umgebung machten den Eindruck, dass sie erst vor einigen Jahren renoviert wurden. Die Straßenbäume standen im saftigen Grün, und insgesamt herrschte eine friedliche Stille. Zu friedlich für den 1. Mai, dachte ich bei mir und ahnte Schlimmes, als ich die Straße hinunter lief. Ich sah, dass sich in die Räumlichkeiten der »Milchbar« ein Sterne-Restaurant eingenistet hatte und dort, wo sich früher die Freiluft Bar befand, ein Appartementwohnhaus errichtet wurde. Mein Blick die Oranienstraße entlang bestätigten meine Befürchtungen, die auf den ersten Metern in der Manteuffelstraße in mir aufkamen und ich blieb erschrocken stehen, als ich das volle Ausmaß erfasste.

Auf den Bürgersteigen standen auf jeder Seite der Straße Verkaufsstände, vor denen sich die feine Gesellschaft tummelte. Bei Hummer, Shrimps und Kaviar prosteten sie sich mit Champagner zu und genossen jede erdenkliche kulinarische Extravaganz, die man sich vorstellen kann. Nirgendwo gab es die Bierverkäufer, die aus gestapelten Kisten heraus verkauften. Nirgends zogen die Rauchschwaden von einem Rostbratwurstgrill oder einer Dönerbude durch die Straße. Einzig und allein das Hasir Restaurant hat sich etabliert und lag somit als letzte Kreuzberger Institution wie ein Fels in der Brandung im elitären Meer. Alle anderen alteingesessenen Geschäfte und Lokale wurden durch die Umstrukturierung des Bezirks vertrieben und durch exklusive Gastronomie und Boutiquen ersetzt. Nirgends waren altbekannte Gesichter zu sehen. Diese hatten sich zu einem Großteil aus Unmut über das Myfest bereits seit 2011 schon nicht mehr auf der O-Straße blicken lassen. Und hier unter der Schickeria waren sie ganz bestimmt nicht mehr anzutreffen. Dort, wo früher das Schild »Core Tex« hing, bei dessen Anblick ein jede/r KreuzbergerIn seit Jahrzehnten selbst im Vollrausch im Vorbeifahren mit der U-Bahn erkannte: »Ich bin zuhause, nächste Station muss ick raus«, war verschwunden und war gegen die Leuchtreklame eines Herrenausstatters ersetzt worden. Über die Köpfe der Menschenmassen hinweg sah ich, welch einen Wandel insbesondere dieser Teil von Kreuzberg seit 2013 durchlebt hatte. Ich lief weiter, und vor dem Eingang des ehemaligen Geschäftshauses am Oranienplatz empfing mich ein Kellner, der jedem, der vorbei lief, ein Glas Champagner anbot. Er gehörte zum Luxuskaufhaus Macy´s, das vor Jahren eingezogen war und an diesem Tag seine Pforten für das zahlungskräftige Publikum geöffnet hatte. Ich lehnte dankend ab und ging weiter. Ein paar Meter weiter, am Oranienplatz, keimte die Hoffnung in mir auf, doch noch auf ein paar revolutionäre Demonstranten zu treffen. Weiträumig hatte die Polizei den Platz abgesperrt. Die Hoffnung versiegte jedoch sogleich wieder, als ich den wahren Grund für die Absperrung erblickte. Wo ich vor ein paar Tagen, im Jahr 2013, im Vorbeigehen das Protestcamp erblickte, stand im Jahr 2030 eine Bühne, die sich über die gesamte Fläche des diesseitigen Platzes erstreckte und auf der sich gerade die Berliner Philharmoniker einrichteten, um ihr 1. Mai-Konzert zu spielen. Vor der Bühne hatten sich hunderte von Zuschauern auf den bereitgestellten Stühlen niedergelassen, um den Klängen zu lauschen. Angewidert verließ ich den Platz und lief über die Seitenstraßen zurück. Die einst hier und dort vorhandenen Baulücken in den Seitenstraßen waren verschwunden. Die Spielplätze sowie die Naherholungsflächen mussten der Neubebauung weichen. Auf meinem Weg durch die Eisenbahnstraße sah ich, dass die alte Markthalle immer noch existierte. Jedoch war auch sie der Umstrukturierung zum Opfer gefallen und beherbergte nun einen Gourmet-Tempel.

Am Lausitzer Platz angekommen, gab mir eine junge Frau einen Zettel in die Hand, der auf eine Veranstaltung im einstigen Lido hinwies. Das ehemalige Kino in der Schlesischen Straße hieß nun »Center Cine« und war wieder dem ursprünglichen Verwendungszweck zugeführt worden. Passend zum Feiertag veranstaltete das Kino einen 1. Mai-Rückblick unter dem Motto »Der 1. Mai vor 50 Jahren«. Dabei, so war auf dem Zettel weiter zu lesen, sollten Aufnahmen der Polizei gezeigt werden, wie sie Demon-stranten durch die Straßen jagten und wie sie selbst gejagt wurden.

Am Lausitzer Platz waren die einzigen Demonstranten zu sehen und auch die Polizei, die sich sonst im Hintergrund hielt, war hier massiv durch Beamte in Schutzanzügen vertreten. Nur von einer angespannten Stimmung war nichts zu spüren. Bei genauerem Betrachten der Leute erkannte ich, dass aus einem Einkaufswagen heraus Pflastersteine an die umher stehenden Personen verteilt wurden. Dem von einem jungen vermummten Mann geschobenen Einkaufswagen folgte ein weiterer, beladen mit Bierflaschen, die ich auf Grund der am Flaschenhals herausragenden Lappen als Molotowcocktails identifizierte. Kurz darauf erfolgte die Eröffnungsmelodie »Deutschland muss sterben« von Slime, und der Demonstrationszug setzte sich in Bewegung. Die Erinnerungen an längst vergangene 1. Mai-Krawalle kamen in mir auf, und ich schloss mich in freudiger Erwartung dem Zug aus offensichtlich gewaltbereiten Staatsfeinden an. Als sich die Demonstranten auf der Kreuzung Skalitzer- Ecke Oranienstraße befanden, fingen sie an, mit Pflastersteinen auf die Polizeibeamten zu werfen und die Lunten der Molotow-Cocktails zu entzünden und die Brandbomben ebenfalls in Richtung der Beamten zu werfen. Nebenbei stand die feine Gesellschaft und klatschte Beifall. Verwundert schaute ich dem Treiben zu. Nach einigen Sekunden realisierte ich, dass die Pflastersteine die Beamten folgenlos trafen und die Brandsätze zwar mit einem lauten Knall explodierten, jedoch kein Feuer entfachten. Ein Mann, der neben mir stand, sagte: »Eine Schande. Die echten Demonstranten sind an den Stadtrand verdrängt worden und liefern sich jetzt die Straßenschlachten mit der Polizei und den Rechten in Marzahn, Hellersdorf und Ahrensfelde und wurden durch diese Komparsen und Schauspieler ersetzt, die hier für die feine Gesellschaft beim Revolutionärem 1. Mai-Musical den Kasper spielen«, und zeigte in Richtung der vorgetäuschten Krawalle und fügte an: »Die einzigen, die den Wandel einigermaßen unbeschadet überstanden haben, sind die Drogenhändler im Görlitzer Park. Die haben es verstanden, sich den verändernden Umständen anzupassen und verkaufen anstatt Marihuana heutzutage Kokain und Heroin.« Während er mir dies erzählte, fuhren im Hintergrund zwei Wasserwerfer auf, und es ertönte die Durchsage: »Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei, dies ist die dritte und letzte Aufforderung. Räumen sie umgehend die Straße, ansonsten werden wir die Wasserwerfer zum Einsatz bringen.« Keiner der Anwesenden machte Anstalten, der Aufforderung Folge zu leisten. Warum auch, es war ja eh nur ein Schauspiel. Und so kam es, wie es kommen musste. Der Höhepunkt gipfelte in einer wilden Wasserschlacht seitens der Polizei, die zusätzlich mit selbstverständlich aus weichem Gummi bestehenden Knüppeln, völlig schmerzfrei für die Revolutionäre, auf diese einschlugen, was von den Demonstranten durch erneute Schaumstoff-Pflasterstein-Würfe beantwortet wurde. Kurz darauf war das Spektakel vorbei, und die Schauspieler erschienen noch einmal, um sich vor dem Applaus der Zuschauer zu verneigen. Gern wäre ich noch länger geblieben und hätte den Erzählungen des Mannes, der während der ganzen Zeit seine Wut über die Zustände äußerte, zugehört. Leider war meine Besuchszeit auf zwei Stunden begrenzt, länger wollte der Typ, der mich in die Zeitkapsel gesteckt hatte, nicht warten.

Nicht fassend, was ich sah, ging ich zurück in den Zeitungsladen, in dem die Zeitmaschine stand, bestieg diese unter den immer noch ungläubigen Blicken der Anwesenden, schloss die Tür, gab die Daten und Koordinaten ein und versetzte mich durch das Drücken des roten Knopfes wieder in die Gegenwart. Dort angekommen, stieg ich aus der Zeitmaschine und war noch fassungslos von dem gerade Gesehenen. Mein Gegenüber fragte: »Und, wie war es?« Entsetzt antwortete ich: »Ich habe Dinge gesehen, die glaubst du nicht. So etwas hat es früher nicht gegeben.«

Geschrieben vom TrendScout

 




Die Wasserkutsche – Mit dem Hausboot auf Entdeckungstour

Das Streckennetz der Berliner Wasserstraßen beläuft sich auf eine Gesamtlänge von zirka 6.700 Kilometern, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen von prachtvollen Brücken überspannt werden. Was läge da näher, die Stadt und ihre Umgebung vom Wasser aus zu erkunden? Mit einem der in liebevoller Handarbeit und komplett aus Holz gefertigten Hausboote von Franz, Johannes und Jan-Niklas Rademacher, dem Kopf von Wasserkutsche, ist dies seit 2010 möglich. Ohne die Verpflichtung, einen Bootsführerschein besitzen zu müssen, kann jeder nach einer Einweisung in die Bootstechnik und Bootskunde zum Kapitän werden.

Wer sich zu Wasser in Berlin nicht so gut auskennt, was bei den meisten Berlinern der Fall sein dürfte, kann sich von einer der kleineren Tagestouren bis hin zu mehrtägigen Fahrten über die Gewässer der Stadt und im Umland leiten lassen. Die kleineren Touren führen durch Neukölln, Kreuzberg, zum Lange See, der zwischen Grünau und den Müggelbergen liegt, oder einfach nur direkt um die Ecke zum gemütlichen Abhängen in die Rummelsburger Bucht. Die längeren Touren bringen einen vorbei an der Glienicker Brücke, dem Albert-Einstein-Haus in Caputh, zum Schloss Sanssouci in Potsdam und nach Werder und dort, je nach Saison, zum jährlich stattfindenden Baumblütenfest.

Die kleinen Hausboote sind aber nicht nur für Ausflüge und Kurzurlaube geeignet, sondern es lässt sich auf ihnen genauso gut zu zweit die Ruhe bei einem romantischen Picknick genießen oder ein lustiger Firmenausflug gestalten, bei dem der Chef ganz beruhigt mal das Ruder aus der Hand geben kann. Ganz gleich, für welche Tour man sich entscheidet, der Ausgangspunkt ist der Heimathafen in den „Höfen am Osthafen“ in der Schlesischen Straße 28 in Berlin-Kreuzberg.

 

Die Ausstattung

Die Boote sind zwei Meter breit und sechs Meter lang, und die Ausstattung bietet alles notwendige wie Kühlschrank, Musikanlage und Kochgelegenheit in Form eines zwei-flammigen Gaskochers. Das Boot bietet insgesamt sechs Personen Platz. Bei mehrtägigen Fahrten muss jedoch berücksichtigt werde, dass nur vier Schlafplätze vorhanden sind. Im Sommer könnte man eventuell die auf dem Dach zur Verfügung stehenden Liegeflächen als zusätzlichen Schlafplatz nutzen. Für die kühlen Tage gibt es eine Heizung, und selbstverständlich ist auch eine (chemiefreie) Toilette an Bord vorhanden, damit niemand Gefahr läuft, beim über die Reling scheißen ins Wasser und somit in die eigenen Hinterlassenschaften zu stürzen. Um nicht der Wasserschutzpolizei vor den Bug zu treiben, besitzt das Boot auch einen Anker, der es ermöglicht, vor unbefestigten Landabschnitten fest zu machen und an Land zu schwimmen. Dem Elektroantrieb sei dank, darf man mit den Booten auch in Naturschutzgebiete einfahren und die zum Teil unberührte Naturlandschaft genießen. Einziger Wermutstropfen ist, dass die innerstädtischen Verkehrswege nicht befahren werden dürfen und somit ein spät römisch dekadenter Landgang vor dem Szeneklub, durch das eigene Boot stilgerecht in Szene gesetzt, nicht möglich ist.

Auf der Internetseite von Wasserkutsche bekommt ihr von Elisa in einem fünf minütigem Film einen Eindruck davon vermittelt, wie die Boote gebaut werden, mit welcher Ausstattung die Boote ausgerüstet sind und dass die Musiker von »Mouse on Mars« auch schon mit den schwimmenden Kult-Booten unterwegs waren und aus Begeisterung über das Erlebnis ein Lied darüber komponiert haben.

Tel. 0157-86768468

Web: www.wasserkutsche.com




Sanitär Veredelt – Tierversuche mit Gummibärchen

Beruf Lebenskünstler? Von Haus aus sei er Lebenskünstler, erklärt Sebastian, 40 Jahre, der beruflich schon viel ausprobiert hat und momentan ein ganz besonders Projekt am Laufen hat: Mit handelsüblichen Gummibärchen veredelt er normale Waschbecken zu coolen Designerstücken.

Sebastian stammt aus Hannover. Dort hat er auch noch ein Atelier und pendelt deswegen regelmäßig zwischen Berlin und Hannover. Der Liebe wegen und wegen eines Jobs ist er nämlich vor einem halben Jahr nach Berlin gezogen und ist hier sehr zufrieden.

Zur künstlerischen Tätigkeit kam er auf Umwegen, nach einer Ausbildung zum Schwimmmeistergehilfen im Stadtbad Laatzen. Weil ihm aber kreative Arbeiten eindeutig mehr liegen, orientierte er sich noch mal um, verzierte erst Zimmertüren mit Glasscherben und veredelte Schränke mit Buntglas im Tiffany-Style. Von innen mit drehbaren Lichtern illuminiert, ergab das »sensationelle Effekte« und kam bei den Käufern unheimlich gut an. Nachdem Sebastian aber nicht der Typ ist, der sich gerne festlegt und des Profits wegen x-mal dasselbe machen will, hat er die Schrankveredlung nach einem Jahr selbstständiger Tätigkeit anderen überlassen und zwischendurch als Koch gearbeitet, wo er immerhin bei den Arrangements der Gerichte mit kreativen Ideen punkten konnte.

Zufällig kam er dann zur Sanitärveredlung. Ein weites Feld mit guter Perspektive: Waschbecken, Badewanne oder zumindest Duschwanne braucht jeder und benutzt sie mindestens ein- bis mehrmals am Tag. »Und dem wollte ich was Spielerisches verleihen.« So kam Sebastian auf die Idee, diese praktischen, aber meistens viel zu langweiligen Gebrauchsgegenstände von oben bis unten und rundum mit kunterbunt gemischten Gummibärchen zu beschichten. Das macht er jetzt im großen Stil unter dem Künstlernamen Eduardo Padrino und dem Label Sanitärveredlung Sesch, und sein Gummibärchen-Design hat schon jede Menge Fans.

Ganz neu ist die Idee nicht, aber total sympathisch, denn Gummibärchen liebt eigentlich jeder, und wer keine (mehr) nascht, verbindet damit zumindest schöne Kindheitserinnerungen.

Das hat auch Günther Siraky aus Reutlingen (Jahrgang 1962) erkannt, der ebenfalls Alltagsgegenstände umgestaltet und seit 2007 mit großen Aktionen auf seine »art of gum« aufmerksam macht. Da ging er mit einem alten, komplett mit Gummibärchen beklebten Mercedes-Benz auf Europa-Tour und bewies damit sowohl die Alltagstauglichkeit als auch das Kult-Potential von Gummibärchen-Kunst.

Und Johannes Cordes aus Meppen (57) hat sich auf Pop.Art mit Gummibärchen spezialisiert. Mit Tausenden der Bärchen klebt er großformatige Interpretationen von Warhol-Klassikern und knallbunte Comic-Kunst, lässt sich aber auch schon mal von Leonardo da Vinci oder René Magritte inspirieren.

Auf jeden Fall ist das Konzept Gummibärchen-Design ausbaufähig. Sebastians/Eduardos Gummibärchen-Waschbecken hat sich gut bewährt und den Langzeit-Alltagstest bestanden, wie zu erwarten war. Schließlich werden die angehefteten Bärchen nach allen Regeln der Sanitärveredlerkunst mit bis zu 35 Schichten flüssigem Kunststoff überzogen und sind danach praktisch unbegrenzt haltbar und verschleißgeschützt. Sebastian: »Wenn man die Technik beherrscht, ist das gar kein Problem. So eine Waschbeckenbeschichtung wird dann wahrscheinlich älter als der Besitzer.« Das Gleiche gilt für Badewannen, die in Planung sind. Und der Besitzer einer Gummibärchenbadewanne könnte somit lebenslang in einer Badewanne unter den Blicken von Tausenden von Gummibärchen baden.

Prototypen von sonstigen kleineren Gebrauchsgegenständen gibt es im Atelier von Sebastian noch mehrere, bisher aber jeweils nur Unikate, die als Demo-Werkstücke im Einsatz sind.

Da jedes Stück in reiner Handarbeit hergestellt wird, gibt es keine Festpreise, sondern der Preis richtet sich nach dem tatsächlichen Aufwand und ist offenbar auch verhandelbar: »Das bunt bedruckte Papier ist nicht mein Hauptinteresse«, sagt Sebastian, der auch so sein Auskommen hat. Sebastians Original-Gummibärchen-Waschbecken oder -Badewannen sind grundsätzlich kunterbunt. Auf Wunsch gibt’s aber auch sortierte Farben, wobei die Lieferfrist etwa eineinhalb Monate beträgt. (Eine Umrüstung bereits eingebauter Badewannen oder Waschbecken empfiehlt sich deswegen eher nicht, denn das wäre wegen der vielen Kunststoffschichten, die zwischendurch noch trocknen müssen, mit mindestens 35 Hausbesuchen und eineinhalb-monatiger Bade- oder Wasch-Abstinenz verbunden …).

Aktuell arbeitet er an einer limitierten Auflage von Waschbecken-Variationen, unter anderem eine Luxus-Ausführung mit Gummibärchen/Swarovski-Kristall-Kombination bei einem Gummibärchen-Anteil von rund neun Tüten. Dann beginnt die Arbeit an einer Badewannen-Kollektion (mit zehn bis 13 Kilo Gummibärchen pro Stück).

Es ginge auch noch größer: Ein Schwimmbad mit Gummibärchen wäre genauso realisierbar, würde bestimmt nicht nur bei den Kindern für gute Laune sorgen und hätte vielleicht das Zeug zur neuen Berliner Touristen-Attraktion!

Vom Ortswechsel nach Berlin hat Sebastian sehr profitiert, von der Vielfalt und dem Lebensgefühl, das viele Künstler hier schätzen. Was die machen, interessiert ihn natürlich auch. Aber Künstlertreffs, Künstlergruppen und -foren spielen für ihn keine Rolle. Selber geht er lieber seinen eigenen Weg, sucht auch keinen Anschluss: »Ich suche eigentlich gar nichts. Hab schon alles gefunden.« Und das glaubt man ihm gerne.

Sebastian Schmelz

Künstlername: Eduardo Padrino, Sanitärveredlung Sesch

Web: gummibaerchenwaschbecken.Jimdo.com

 

Geschrieben von Jutta Wunderlich

 




Leserbrief zu Tresentest »Unser täglich Brot…«

Servus,

wie kann man denn so einen Laden wie Toros am Oranienplatz als einen Gastrotipp den Menschen anbieten? Die Bude ist ein Mononatriumglutamatverbrenner des Top 10 und stinkt nach Maggi, so dass ich einen anderen Weg über den Ampel nehmen muss, falls ich zum Lidl einkaufen gehe. Es sollte in der ersten Rubrik »Vergast und vergessen« (meine Titel-Empfehlung: »Vergast und vergiftet«) beschrieben werden. Naja, vielleicht die ganz schwer von Monogluto abhängigen Leute lassen sich nicht davon aufhalten…na dann, Gluten Appetit! Gregor

 

Antwort auf diesen Leserbrief:

Moin moin Gregor,

zunächst danke ich Dir für Dein Interesse an unserer Zeitung und noch mehr danke ich Dir für Deine ehrliche Meinung/Kritik.

Bei dem Gastro Tipp handelte es sich, wie im Bericht erwähnt, um die gute »Handwerkerküche«, die keinen gesteigerten Wert auf mononatriumglutamatfreie Ernährung legt. Ich werde Deinen Hinweis jedoch berücksichtigen und früher oder später die Feinschmecker aus unserer Redaktion entsenden, um durch sie die wahrhaften kulinarischen Feinheiten der Stadt zu ergründen und in einem Bericht aufzuführen. Somit wäre jedem Anspruch genüge getan, dem des Gourmet und dem des Gourmand. Um Dir weitere Enttäuschungen zu ersparen, rate ich Dir von Kiezeaner zu Kiezeaner dringend von dem Besuch der anderen von mir in dem Gastro Tipp erwähnten Restaurationen ab. Auch diese werden nicht Deinen Ansprüchen gerecht werden.

Mit freundlichen Grüßen, Oliver Jung

 




Lesermeinungen zur Ausgabe 23 zu »Kreuzberg ausverkauft?«

Der Text von Kersten in der März/April Ausgabe spricht viele Probleme an, mit denen sich die BewohnerInnen Kreuzbergs konfrontiert sehen. Diese Entwicklung wurde bereits Ende der 80er Jahre von einigen vorhergesagt und spätestens nach dem Mauerfall für das damalige Soziotop bittere Realität.

Unter unserem Namen wurden seitdem – ohne personelle Kontinuitäten – unzählige Aktionen gegen die kapitalistische Umwandlung im Kiez durchgeführt. Anfängliche Kübelaktionen gegen Luxusrestaurants trafen wohl noch auf einige Zustimmung, spätestens mit dem Auftreten der Gruppe »Klasse gegen Klasse« wurden aber auch die unterschiedlichen Interessenlagen der Menschen im Kiez offenkundig. Seitdem haben mehrere Generationen von »Autozündlern« und »Mai-Chaoten« mehr oder weniger im luftleeren Raum gewirkt, ohne dabei einen engeren Bezug zur Stimmungslage der meisten KreuzbergerInnen zu haben. Wir, und die meisten unserer Vorgänger, wollen weder einen Lokalpatriotismus pflegen oder ganz konservativ vermeintlich bessere Zeiten erhalten. Schon gar nicht sollen Menschen wegen ihres höheren Einkommens oder andere Konsumgewohnheiten bekämpft werden, was anscheinend öfter unterstellt wird.

Vielmehr geht es immer darum das Recht auf Wohnraum, die Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben, am öffentlichen Raum, zu verteidigen bzw. zu erkämpfen.Aus der ersten Generation der Hausbesetzer in Kreuzberg sind einige inzwischen bei den Organisatoren des Myfest gelandet oder arbeiten als Sozialarbeiter in Jugendeinrichtungen mit der Polizei zusammen. So wie andere ihren eigenen wirtschaftlichen/beruflichen Aufschwung an die (gastronomische) Entwicklung des Bezirks gekoppelt haben. Was die Mehrheit der AnwohnerInnen über diese Entwicklung denkt, wissen wir nicht. Irgendwann sind unsere Kontakte, die einmal über den eigenen Tellerrand hinaus gingen, abgerissen. Viele sind nach Neukölln ausgewandert und auch dort schon wieder vertrieben worden.

Kersten ruft in seinem Text ausdrücklich nicht zur Gewalt auf und darauf würden auch wir uns nicht reduzieren lassen wollen. An irgendeinem Punkt muss Widerstand jedoch auch praktisch werden und stößt dabei mit dem Gesetz zusammen.

Eigentlich wollen wir diesen Punkt nicht alleine bestimmen und auch nicht gegen die Stimmung der Bevölkerung in 36 handeln, jedoch die Resonanz auf unsere Texte, Veranstaltungen und Demos blieb in den letzten Jahren zum größten Teil szeneintern.

Lediglich bei wenigen Sachen, wie z.B. die Zwangsräumung in der Lausitzer Str. im Februar, können wir noch eine gewisse Akzeptanz unsere Aktionsformen registrieren. Wir gehen davon aus, dass mehr Menschen hier die Position von Kersten teilen, dass die Kommentare im Tagesspiegel über »Linksradikale« nicht die Meinung der Mehrheit wiedergeben.

Wir sind allerdings auf einen regeren Kontakt oder wenigstens Austausch mit unserer Nachbarschaft angewiesen, um die in dem Artikel »Kreuzberg Ausverkauft?« skizzierten Probleme angehen zu können, ohne dabei völlig abgehoben vom Rest zu erscheinen. Interessant wäre, wer von den gelegentlichen Autobränden genervt ist und ob es nicht doch klammheimliche Freude gibt, wie die Randale am 1.Mai (oder anderen Tagen) tatsächlich aufgenommen wird, wie die Ansichten zu dem rassistischen Diskurs über die Situation im Görli sind und ob die Verdrängung durch Gentrification hingenommen wird wie schlechtes Wetter oder eben nicht.

Die Hetze in den Medien gegen uns ist seit Jahren fester Bestandteil der Medienlandschaft, wir erleben manchmal direkten Hass aber auch Zustimmung; ob wir von einem authentischen Meinungsbild unter KreuzbergerInnen ausgehen oder dem einen oder anderen Trugschluss aufsitzen, ist völlig unbekannt. Daran wollen wir etwas ändern. Es wird uns immer geben und unser Handeln soll dabei nicht den Interessen der Leute im Kiez widersprechen oder feindlich wirken. Das ist ein Diskussionsangebot weil wir uns noch nicht für eine nihilistische Tendenz entschieden haben.

Autonome Gruppen




Horch & Guck Das Bewerbungsgespräch (Teil 1)

Guck rief: »Post für dich«, als er das Büro betrat und wedelte mit einem Brief in der Hand. Horch schaute misstrauisch. »Die Farbe vom Umschlag verheißt nichts gutes. Ökograu ist immer irgendeine Scheiße von den Behörden.«

»Da könntest du Recht haben. Jau, hier steht´s, vom Jobcenter.«

»Scheiße, dann ist es noch schlimmer, als irgendeine Behörde.«

Horch öffnete den Brief und las vor:

»Sehr geehrter Herr Horch, da Sie aufgrund Ihrer geringen Pensionsansprüche im Leistungsbezug öffentlicher Kassen stehen, freuen ich mich Ihnen ein Arbeitsangebot unterbreiten zu können, das Ihren Qualifikationen entspricht und mit dem Sie in Zukunft Ihren benötigten Lebensunterhalt aus eigener Kraft bestreiten können. Bitte finden Sie sich am 14.02.2013 um 10:30 Uhr in der Chausseestraße 96-99 in Berlin Mitte und dort in Gebäude D beim Personalchef ,Herrn Kuhn, in Zimmer 2063 ein. Sollten Sie dieser Aufforderung nicht Folge leisten, behalte ich mir eine Sanktionierung Ihrer Leistungsbezüge nach Paragraph…bla, bla, bla. Diese Penner wollen mich echt noch mal vermitteln. Und das wegen 136 Euro, die sie mir monatlich zuzahlen müssen.«

»Was soll´s, du kannst doch mal hinfahren und dir anhören, was die von dir wollen.«

»Weißt du eigentlich wer in der Chausseestraße 96-99 sitzt?«

»Nein, auf Anhieb nicht.«

»Der Bundesnachrichtendienst, mein Freund! Und die wollen mich als Mitarbeiter! Das können die aber mal ganz schnell wieder vergessen«. Horch überlegte kurz. „Und ich glaube, ich habe da auch schon eine gute Idee, um der Anstellung in diesem Verein zu entgehen.« Mit diesen Worten griff Horch zum Telefonhörer und wählte eine Nummer: »Guten Tag, Horch mein Name. Ich würde für den 14. Februar gern eine SS-Uniform reservieren lassen. Die Größe? Da müsste ich erst einmal nachschauen. Kann ich Ihnen die Angaben per E-Mail zukommen lassen? Sehr gut. Ob ich irgendwelche Orden benötige? Hm, ja, so zwei drei wären bestimmt nicht schlecht. Dann verbleiben wir so. Danke und einen schönen Tag noch.«

»Was hast du vor« , fragte Guck verwundert.

»Dem Jobcenter werde ich in die Suppe spucken. Wie du sicher mitbekommen hast, habe ich mir beim Kostümverleih eine SS-Uniform reserviert, schließlich will ich dem Ereignis meiner ›Wiedereinstellung‹ in den aktiven Dienst angemessen gekleidet beiwohnen.«

»Das ist nicht dein Ernst? Musst du immer provozieren?«

»Das ist mein voller Ernst. Und außerdem, wer fängt denn an zu provozieren, die oder ich? Der BND wird schon sehen, was er davon hat, einen alten Genossen wie mich re-krutieren zu wollen«, erwiderte Horch.

»Du kannst doch nicht in einer SS-Uniform zum Vorstellungsgespräch beim BND gehen!«

»Wenn nicht beim BND, wo dann? Oder bist du auch der Meinung, ich hätte lieber die Uniform von Gerneralfeldmarschall Göring nehmen sollen? Die hätte mehr hergemacht, oder?« und grinste.

»Du bist doch völlig bescheuert. Die verhaften dich, noch bevor du die erste Sicherheitsschleuse passiert hast.«

»Ach Quatsch, du und deine Miesmacherei. Davon abgesehen ist es mein Ziel, dass die mich gleich wieder hinauswerfen, und außerdem habe ich da noch ein Ass im Ärmel. Dass kann ich dir leider nicht verraten, ansonsten würdest du zum Mitwisser und somit automatisch auch zum Mittäter in dieser Angelegenheit.«

»Ist auch besser so, ich will gar nicht wissen, was du schon wieder angestellt hast. Trotz alle dem kannst du da nicht in SS-Uniform auftauchen.«

»Lass mich mal machen, Hauptsache ich habe meinen Spaß, und den werde ich ganz sicher haben«, freute sich Horch.

Einige Wochen später war es soweit und Horch fuhr früh am Morgen zum Kostümverleih.

»Guten Morgen, ich habe eine SS-Uniform auf den Namen Horch reservieren lassen.«

»Guten Morgen. Warten Sie, ich schaue kurz nach und ich bin sofort wieder bei Ihnen.«

»Ja, danke«, erwiderte Horch.

Kurz darauf erschien der Mitarbeiter mit der Uniform. »Arbeiten Sie beim Film?«

»Nein, ich habe ein Bewerbungsgespräch und will angemessen gekleidet erscheinen.«

»In dem Aufzug? Das kann sich ja nur um eine Anstellung bei der NPD handeln.«

»Na ja, nicht ganz, aber fast. Ich soll für den BND tätig werden«, sagte Horch und fragte: »Kann ich die Uniform hier irgendwo anprobieren?«

»Selbstverständlich. Die Umkleidekabinen finden Sie in der ersten Etage, rechts von der Treppe.«

»Ich danke Ihnen.« Horch machte sich auf den Weg, die Treppe hinauf zu den Umkleidekabinen. Nach ein paar Minuten stand er umgezogen vor der Spiegelwand, die sich neben den Umkleidekabinen befand, und betrachtete sich von oben bis unten. Die Uniform saß wie angegossen.

Er ging wieder hinunter zu dem Mitarbeiter und sagte: »Ich lasse die Uniform gleich an. Kann ich meine Klamotten bis nachher irgendwo deponieren? Ich denke, ich bin in zwei drei Stunden wieder zurück. Ach und könnten Sie mir ein Taxi rufen? Wenn ich in dem Aufzug mit der U-Bahn fahre, stehe ich morgen in der Zeitung, und das muss ja nicht sein.«

»Klar, geben Sie her, ich lege Ihre Sachen hinten in unser Büro, da sind sie sicher aufgehoben, und das Taxi rufe Ihnen gleich.« Der Mitarbeiter legte die Sachen von Horch ins Büro und rief ihm ein Taxi. Wenige Minuten später war Horch auf dem Weg zum BND-Komplex in der Chausseestraße in Berlin-Mitte. Dort angekommen, stieg er aus dem Taxi und ging auf den, am Haupteingang stehenden Wachposten zu.

»Guten Tag, Ich habe ein Vorstellungsgespräch, hier ist mein Einladungsschreiben.«

Verwundert nahm der Wachmann den Brief entgegen. Im ständigen Wechsel schaute der Wachmann zwischen Horch und dem Schreiben, das er in den Händen hielt, hin und her, nicht glaubend, wer beziehungsweise in welch einem Aufzug sein gegenüber vor ihm stand. »Sie wollen hier hinein?«, fragte der Wachmann.

»Von wollen kann keine Rede sein, ich muss, wie Sie dem Schreiben entnehmen können«, antwortete Horch.

»In dem Aufzug? Da sind Sie sich sicher?«, hakte der Wachmann nach.

»Da bin ich mir sogar ganz sicher«, erwiderte Horch bestimmt.

»Warten Sie hier, ich frage nach, ob das seine Richtigkeit hat.«

Aber anstatt zu warte, folgte Horch dem Wachmann und schlich sich, von diesem unbemerkt, an ihm vorbei.

Kurz darauf befand Horch sich auf dem Weg zu Gebäude D. Um die Gefahr gering zu halten niemandem über den Weg zu laufen, verschaffte sich Horch durch einen Seiteneingang Zutritt. Er stieg die Stufen hinauf bis in die zweite Etage und begab sich zum Raum 2063, wo laut dem Schreiben seine Zielperson, der Personalchef Herr Kuhn saß.

Als er vor der Tür stand, atmete Horch noch einmal tief durch, ergriff die Türklinke und öffnete die Tür mit beherztem Schwung und stand nach zwei Schritten vor dem Schreibtisch des Personalchefs.

Völlig überrascht und erschrocken zugleich sprang dieser aus seinem Sessel auf. Mit weit aufgerissenen Augen schaute er Horch an, als würde er den Teufel persönlich sehen.

Horch schrie im Befehlston: „Nehmen Sie gefälligst Haltung an, wenn ein dienstälterer Rang den Raum betritt“, nahm die Dienstmütze vom Kopf und klemmte sie sich unter den Arm.

»W-wer sind Sie denn? Und was erlauben Sie sich? Und was zum Henker soll der Aufzug in dieser Uniform? Sind Sie völlig bescheuert?«

»Ich bin Horch und erlaube mir, Sie auf Ihr dienstliches Fehlverhalten hinzuweisen und auf die Uniform bezogen, passe ich mich, wie ich finde, optisch nahezu perfekt an das in dieser Behörde offensichtlich vorherrschende politische Gedankengut an. Wenn ich das mal so sagen darf.«

»Wer hat Sie Wahnsinnigen hier herein gelassen?«

»Der Wachmann am Haupttor«, antwortete Horch.

Erschrocken fragte der Personalchef: »Ist das ein Ak-47 auf Ihrer Schulter?«

Horch blickte linksseitig über seine Schulter und danach wieder zu seinem Gegenüber und nickte: »Jepp, ich dachte, ich bringe zum Dienstantritt gleich mal ein paar nützliche Gerätschaften mit. Bei euch sieht es ja, soweit wie ich informiert bin, schlecht aus, wenn es um die Ausrüstung für den Ernstfall geht.«

»Wie sind Sie mit dem Ding hier herein gekommen? Und warum hat der Wachmann Sie nicht schon am Haupttor aufgehalten oder zumindest den Alarm ausgelöst?«

»Der Wachmann wollte sich telefonisch über die Richtigkeit meiner Einladung zum Bewerbungsgespräch rückversichern. Dies habe ich genutzt, um mich, sagen wir mal so, selbst hereinzulassen.«

»Und die Sicherheitskontrollen unten am Eingang?«, fragte der Personalchef

»Welche Sicherheitskontrollen?«

»Wie? Welche Sicherheitskontrollen? Die unten am Eingang zu diesem Gebäude.«

»Ich bin durch den Notausgang hereingekommen.«

»Durch den Notausgang? Der ist doch von außen nur mit einer speziellen Chipkarte zu öffnen.«

Horch grinste ohne Anstalten zu machen, darauf antworten zu wollen.

Der Personalchef nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte die Nummer vom Sicherheitsdienst. Als am anderen Ende das Gespräch angenommen wurde und sich der Sicherheitsdienst meldete, sagte der Personalchef: »Ach, dass freut mich aber, dass doch jemand von ihnen im Hause anwesend ist. Hier ist Herr Kuhn, der Personalchef. Hätten Sie die Güte und würden Ihren Arsch umgehend zur mir ins Büro bewegen? Hier steht ein Herr Horch in einer SS-Uniform und einem geschulterten AK-47 vor mir. Ich glaube, wir haben ein kleines Sicherheitsproblem, und ich hätte von Ihnen gern eine Erklärung dazu, danke«, und legte den Telefonhörer ohne eine Antwort abzuwarten wieder auf.

Fortsetzung folgt…

 




125 Jahre Elektroauto – Damals und heute: Nur Fiktion oder eine deutsche Zukunftsvision?

So wie die Titelzeile: »125 Jahre Elektroauto«, so klingt auch der nachstehende Satz wie eine Zukunftsvision: »In den USA fahren 22 Prozent der Autos mit Benzin, 38 Prozent werden mit Elektromotoren betrieben und die verbleibenden 40 Prozent entfallen auf sonstige Verbrennungsantriebe.«

Dies dürfte den einen oder die andere zu der Annahme veranlassen, dass es sich bei diesem Bericht um einen Rückblick aus der Zukunft handelt. Tatsache ist jedoch, dass die eingangs genannten Zahlen aus dem Jahr 1900 stammen. Aus einer Zeit, in der das Auto und sein Antrieb noch in den Anfängen der Entwicklung steckten. Heutzutage liegt der Anteil der elektrisch betriebenen Fahrzeuge in den USA bei 0,25 Prozent. Hierzulande fahren mal mehr, mal weniger als 5.000 Elektrofahrzeuge und etwa 13.000 Hybridfahrzeuge durch die Straßen. Das ergibt bei bundesweit 58,7 Millionen angemeldeten Fahrzeugen einen Marktanteil von 0,022 Prozent bei den durch Hybrid-Technik und 0,00852 Prozent bei den elektrisch betriebenen Fahrzeugen.

Im Jahr 1821 begann die Entwicklung des Elektroantriebes, und bereits im April 1851 wurde die erste Probefahrt mit einer echten Elektrolok durchgeführt. Die zwei jeweils 20 PS starken Elektromotoren beschleunigten die Lok auf 31 km/h. Die Batterie war jedoch nur für eine kurze Zeit in der Lage, ausreichend Strom zu liefern. Im Jahr 1881 stellte der französische Erfinder M. Gustave Trouvé das erste offiziell anerkannte Elektroauto vor. Danach folgten weitere Entwicklungen, wie die von Werner Siemens, der in Berlin-Halensee einen elektrischen Kutschenwagen vorstellte, der als weltweit erster Vorläufer der heutigen Oberleitungsbusse gilt. Den vermutlich ersten elektrisch angetriebenen Personenkraftwagen der Welt baute 1888 die Coburger Maschinenfabrik A. Flocken (s. Foto).

Dies waren jedoch alles Fahrzeuge, die mehr oder weniger noch mit Funktionsfehlern zu kämpfen hatten oder deren Leistungen zu gering waren, als dass sie für eine Serienfertigung geeignet gewesen wären. Dies gelang jedoch 1890 dem Amerikaner William Morrison mit dem Bau seiner an einer Kutsche orientierten Fahrzeuge. Diese fuhren 10-12 km/h und hatten eine Reichweite von ungefähr hundert Kilometern. In Europa war es der Franzose Louis Antoine Kriéger, der 1897 in Courbevoie bei Paris die Société des Voitures Electriques gegründet hat. Das Unternehmen stellte Vorspannwagen mit Radnarben-Elektromotoren für Pferdekutschen her und ab 1898 auch komplette Elektrofahrzeuge.

Der Elektroantrieb wurde durch die Erfindung des Anlassers und die Serienfertigung von benzinbetriebenen Fahrzeugen in den Hintergrund gedrängt und verlor den Kampf der Antriebsmöglichkeiten. Nach 1912 verschwanden die Elektrofahrzeuge gefühlt gänzlich aus dem Straßenbild. Jedoch kamen sie als Nischenfahrzeuge in unterschiedlicher Weise zum Einsatz. In Großbritannien wurden und werden sie für die tägliche Anlieferung der Milch verwendet. In Deutschland wurden elektrobetriebene Fahrzeuge 1953 für die Briefkastenentleerung in Betrieb genommenen. Die sogenannten Nachbarschaftsfahrzeuge in den USA sind hingegen kaum erwähnenswert. Auch die anderen Projekte, die die Kommerzialisierung zum Ziel hatten, blieben erfolglos. Somit kann man die Zeit von 1912 bis 1990, aus elektroantriebstechnischer Sicht, als verschwendet ansehen. Angesichts des technischen Fortschritts auf anderen Gebieten ist der in dem Bereich von Elektroantrieben in den Kinderschuhen stecken geblieben. Nicht nur das. In den USA wurden ganze Produktionsreihen verschrottet. Die Dokumentation »Warum das Elektroauto sterben musste« (Who Killed the Electric Car) aus dem Jahr 2006 gibt einen guten Einblick in die Machenschaften der Konzerne. Es stellt sich zwangsläufig die Frage: Ist aus Sicht der Wirtschaft noch zu viel Öl vorhanden, das zunächst verkauft und verbraucht werden muss, bevor dem Elektroantrieb Vorschub eingeräumt werden kann?

Seitdem ziehen die Jahre ins Land und die Ölquellen werden irgendwann versiegt sein –

Experten streiten über den genauen Zeitpunkt, aber nicht mehr darüber, ob. Viel wesentlicher ist die Tatsache, dass die Erfindung des Elektroautos über Jahrzehnte in den Schubladen der Ingenieure verschwand und auch nach dieser langen Zeit keine bessere Technik vorhanden ist. Vor 125 Jahre begann in Deutschland die Entwicklung des Elektroautos. 125 Jahre, in denen die Entwicklung dieser Alternative zum Antrieb von Fahrzeugen sträflich vernachlässigt wurde.

Aktuell überlegt die Industrie, die Produktion und Weiterentwicklung im Bereich Hybridantrieb auszubauen. Beim Hybridfahrzeug wird der Verbrennungsmotor mit dem Elektromotor kombiniert, was in Zukunft den Kraftstoffverbrauch senken und die Fortbewegung finanzierbar halten soll.

Die Zukunftsvision unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht zudem vor, dass bis zum Jahr 2020 eine Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren sollen. Ein ehrgeiziges Ziel, wenn die Entwicklung der vergangenen 125 Jahre berücksichtigt wird.

 

Knackpunkt Akku

Nach wie vor stehen potentielle E-Auto-Kunden der Lebensdauer von Akkumulatoren (Energiespeicher) und der geringen Reichweite skeptisch gegenüber. Verständlicher Weise: Ein Auto muss nicht nur den täglichen Arbeitsweg, sondern am Wochenende auch den Ausflug und in den Ferien die Strecke zum Urlaubsort bewältigen können. Seien wir ehrlich, wer hat schon Lust, Gefahr zu laufen, beim Wochenendausflug in den Spreewald gemeinsam mit der Familie und der nervigen Schwiegermutter wegen Akkuschwäche für bis zu sieben Stunden festzusitzen, die es benötigen kann, bis der Akku wieder aufgeladen ist? Auch das Aussetzen einer lästig gewordenen Schwiegermutter wird erschwert, da der Radius gegenüber eines mit Verbrennungsmotor betrieben Autos ungleich geringer ist. Die Ingenieure sind somit angehalten nachzubessern.

Zumeist kommen die Serienfahrzeuge nicht über 100-150 Kilometer hinaus. Ausnahmen bilden der Tesla Roadster mit 350 Kilometern, TGMY EV Himiko, je nach Getriebe, mit bis zu 550 Kilometern und der e-Wolf Alpha-1SRF ein Radical SR8-Umbau mit 300 Kilometern. Seit über einem Jahr ist mit dem PG Elektrus ein deutsches Fahrzeug auf dem Markt, das der Konkurrenz die Stirn bietet. Der Elektromotor mit 200 Kilowatt (zirka 272 PS) Leistung und 350 Newtonmetern beschleunigt den Wagen in unter drei Sekunden auf 100 km/h. Darüber hinaus erreicht der PG Elektrus laut Herstellerangaben eine Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h und besitzt je nach Fahrweise eine Reichweite von über 300 Kilometern. Der Clou, die Akkus können nicht nur über die Steckdose aufgeladen werden, sondern auch während der Fahrt über die am Heck angebrachten Solarzellen. Der Preis von 240.000 Euro plus Mehrwertsteuer ist jedoch nicht für jeden Geldbeutel erschwinglich (s. Foto oben).

Die Hersteller versuchen, die geringe Reichweite mit einer kurzen Ladezeit der Akkus von etwa 30 Minuten wieder wett zu machen. Das Problem ist jedoch, dass der sogenannte Schnellladevorgang die Lebensdauer der Akkus beeinträchtigt, sie sogar erheblich verkürzt. Die Medaille hat also zwei Seiten. Je nach Art des eingebauten Akkumulators kann man die Reichweite zusätzlich erhöhen. Für kleines Geld gibt eine kleine Reichweite, für großes Geld eine große Reichweite. Die bereits erwähnten Hybrid-Fahrzeuge gleichen diesen Mangel aus. Mit einer neuartigen Antriebstechnik hat Opel den Ampera auf den Markt gebracht. Der Opel Ampera wird von einem 111 kW (150 PS) 2 starken, elektrischen Aggregat angetrieben. Dieses befindet sich im Motorraum neben dem Verbrennungsmotor und besteht aus zwei elektrischen Motoren sowie einem Planetengetriebe.

Nicht nur die Reichweite, auch die Lebensdauer erhöht sich mit der Bereitschaft, einen höheren Kaufpreis zu akzeptieren. Während ein günstigerer Bleiakkumulator 5.000 bis 50.000 Kilometer hält, schafft der kostenintensivere Nickel-Cadmium-Akkumulator 100.000 bis 250.000 Kilometer.

Lag der Anschaffungspreis vor Jahren bei einer für Kunden unattraktiven Summe von mehreren 10.000 Euro, ist er mit dem bescheidenen Fortschritt in erschwingliche Dimensionen gerückt. Ein Stadtauto ist derzeit bereits für 6.000 bis 15.000 Euro zu bekommen. Der bereits erwähnte Tesla ist ab 50.000 Euro zu haben. Dazwischen liegen jede Menge Elektroautos, die in direktem Wettbewerb um die Kundschaft buhlen. Der Elektro Smart Coupé liegt bei 23.680 Euro. Er hat eine Reichweite von 149 Kilometern und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h. Der Nissan Leaf ist im Internet unter nissan.de mit 33.990 Euro angegeben. Um preislich attraktiver werden zu können, müssen die Batterien in ihrer Lebensdauer, Speicherkapazität und schlussendlich auch in den Absatzahlen verbessert werden.

Darüber hinaus stehen die Elektroautos in der Kritik, da auch sie für die Aufladung der Akkus Strom benötigen, der aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Ziel wird es somit bleiben, die Solarzellentechnik zu verbessern, um Fahrzeuge in Zukunft mit Sonnenenergie betreiben zu können und lediglich bei schlechtem Wetter auf die Leistung aus den Akkus zurückgreifen müssen. Sollte der Strom zukünftig vollständig aus erneuerbaren Energien gewonnen oder direkt durch Solarzellen direkt umgewandelt werden können, würde die derzeitige Co² Emission von 550 Gramm CO² pro kW/h auf nahe zu Null sinken.

Das Solarauto stellt die derzeit einzig wahre Alternative zu den herkömmlichen Fortbewegungsmitteln dar. Es verbraucht keine fossilen Brennstoffe und schont dadurch die Umwelt. Es ist leise und schont somit Nerven. Und es ist auf dem Weg, für die Kundschaft technisch ansprechend ausgestattet zu sein, um den Alltagsbedingungen Stand halten zu können. Lediglich die bei der Herstellung verwendeten Materialien für die Solarzellen, deren Energieausbeute noch nicht optimiert ist, werden aus wertvollen Rohstoffen hergestellt. Aber irgendwas ist halt immer. Dabei ist der Fortschritt in dem Bereich in den vergangenen Jahrzehnte unverkennbar.

Von 2007 bis 2008 umrundete Louis Palmer mit dem solarstrombetriebenen Elektroauto »Solar Taxi« die Welt und legte in der Zeit eine Strecke von 50.000 Kilometern zurück. Das erste eigenständige Solarauto »SolarWorld GT« umrundete von 2011 bis 2012 die Welt und macht vom Aufbau her den Eindruck, in nicht all zu ferner Zukunft die Serienreife erreichen zu können (s. Foto linke Seite, unten).

Um den Ehrgeiz der EntwicklerInnen zu fördern, finden regelmäßig weltweit sogenannte Solarralleys statt, von der die erste 1985 unter dem Namen »Tour de Sol« in der Schweiz durchgeführt wurde. Bei diesen Wettbewerben wurden und werden stets neue Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Als Höhepunkt gilt dabei die World Solar Challenge, die aktuell alle zwei Jahre veranstaltet wird. Dabei erreichen die führenden Teams Gesamtdurchschnittsgeschwindigkeiten von 100 km/h. Im September 2005 gelang dem Team Nuon mit dem Solarmobil NUNA III der dritte Sieg in Folge. Der Weglängenrekord liegt bei 830 Kilometern am Tag und wurde von dem niederländischen Team NUNA II im Oktober 2003 aufgestellt. Darüber hinaus gibt es sechs weitere internationale Wettbewerbe, in denen sich die Teams messen. Der Landgeschwindigkeitsrekord liegt bei 165 km/h und wurde 2006 in Taiwan von der Ashiya Universität aufgestellt. Bereits 2005 erreichten sie mit dem Sky Ace TIGA die Rekordgeschwindigkeit von 150 km/h.

Die gegenwärtige Situation in der Entwicklung von Elektroautos sieht düster aus. Ein ungeliebtes Kind, das per Gesetz zur Eingliederung in den Automarkt gezwungen werden muss. Die Industrie wehrt sich und bietet als Integrationshilfe das Hybridauto. So hat die eine Seite zum Teil ihren Willen und die anderen ihre Renditen.

Bildnachweis:

1 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fb/1888_Flocken_Elektrowagen_sw.jpg

2 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/PG_Elektrus_Front.jpg

3 http://blog.ruhrmobil-e.de/files/2012/05/estherheilgenberg_am_steuer.jpg