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Kategorie: Allgemein - Der Kreuzberger

Schluss ist dann, wenn ich es sage!

Genau ein Jahr ist es her, dass Der Kreuzberger eingestellt werden musste. Nun werden wir den Versuch wagen, die Zeitschrift als sogenanntes Onlinemagazin weiterzuführen. Leider wird auch dies nicht ohne Werbeeinnahmen funktionieren.
Die redaktionelle Arbeit wird derzeit wieder komplett reaktiviert, so dass ihr neben den vereinzelten Berichten wieder durchgehend Neuigkeiten lesen könnt. Die ersten Berichte, mit spitzer Feder geschrieben, könnt ihr Anfang Mai erwarten. Meinerseits wir die Berichterstattung wieder auf die Landes- und Außenpolitik fokussiert sein. Darüber hinaus wird es einen Tresen-Test der besonderen Art geben und endlich auch den lang erwarteten Bericht vom Live Auftritt von “Solowshow”.




Woher der Wind weht: Hochgelobt doch Unerwünscht – Der offene Angriff auf die Pressefreiheit!

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, steht der Kreuzberger kurz vor dem Aus. Nun könnte man fragen, eine kleine Zeitung mehr oder weniger, wen juckt das schon? Gibt es nicht genügend Alternativen, was braucht es da noch eine Zeitung mehr? Das stimmt natürlich, jedoch sollte man bedenken, dass die Vielfalt in der Presselandschaft nicht automatisch eine Vielfalt bei den übermittelten Nachrichten bedeutet. Hier herrscht gepflegter Einheitsbrei und wer sich genauer mit einem Thema auseinandersetzen will, ist heute zwingend auf das Internet angewiesen. Aber genau das könnte in Zukunft immer schwieriger werden.

Die Telekom hat mit ihrer Absicht der Drosselung der Datengeschwindigkeit bei Übersteigen eines Datenvolumens (geplant waren/sind 75 Gigabyte) den ersten Schritt getan, die Netzneutralität auszuhebeln, also die gleichwertige Übermittlung jeglicher Daten ohne Einschränkungen. Dies könnte dazu führen, dass sich Mehrklassennetze etablieren, die in unterschiedlicher Geschwindigkeit Inhalte übertragen. Wer ein schnelles Netz will muss dafür zahlen. Platzhirsche wie Google, Facebook, ARD, YouTube, Amazon usw. werden wohl keine Probleme haben, diese Mehrkosten aufzubringen. Kleine Startups, private Webseiten und Blogs und so weiter werden sich wohl mit weniger Geschwindigkeit begnügen müssen und dies könnte zu einem Massensterben von Kleinanbietern führen.

Damit die Zugangsprovider entscheiden können, welche Datenpakete mit welcher Geschwindigkeit übermittelt werden sollen, wird der komplette Datenverkehr analysiert und auf die verschiedenen Netze verteilt. Im zweiten Schritt könnten sich die Anbieter die Zahlen, zu einem sogenannten »Managed Sevice« zusammenschließen, die unabhängig von einem Datenvolumen ihre Geschwindigkeit beibehalten. Doch in diesem Verbund werden nur Inhalte von den beteiligten Anbietern weitergeleitet, das wäre das Aus für das Internet-für-alle und Zensur durch die Hintertür. Der Verlust von Inhalten fällt vielleicht nicht so schnell ins Auge, aber so können auch kritische Nachrichten, Meinungen, Konkurrenten und Dokumentationen etc. einfach verschwinden. Einer gezielten Aushöhlung der Pressefreiheit im Internet ist damit Tür und Tor geöffnet.

Die Medien haben jedoch eine Funktion in der Gesellschaft. Als 4. Gewalt sollen sie den Regierenden und der Gesellschaft als neutrale Instanz auf die Finger schauen. Das dies den Machtanspruch einer Regierung auch gefährden kann, ist nicht das Problem der Medien. Die Gefahr sieht auch die Politik und versucht daher den unkontrollierten Informationsfluss einzuschränken und für ihre Belange auszunutzen.

Die Lehren die aus dem Vietnamkrieg weltweit gezogen wurden, sind der Presse ein Korsett zu verpassen, damit sich ein solches Debakel durch ungefilterte Bilder nicht wiederholt und die Unterwanderung der eigenen Propaganda minimiert wird.

Wer jedoch an demokratischen Strukturen interessiert ist, der muss sich dagegen wehren und die Gefahren aufzeigen, die solch eine Gleichschaltung mit sich bringt. John F. Kennedy erkannte dieses Unheil schon früh und sprach in seiner glühenden Rede von 1961 im Waldorf Astoria zu den Medienvertretern von der Gefahr des Verlustes der Pressefreiheit. Er sagte: »Ohne Debatten, ohne Kritik, könnte keine Administration und kein Land erfolgreich sein – und keine Republik kann überleben. Und das ist der Grund, warum der Athener Gesetzesgeber Solon es als ein Verbrechen für jeden Bürger ansah, vor Auseinandersetzungen zurückzuschrecken. Und das ist der Grund, warum unsere Medien durch die erste Gesetzesänderung geschützt wurden. Nicht in erster Linie um zu belustigen und zu unterhalten, nicht um geistlos banales und sentimentales Zeug hervorzuheben, nicht einfach nach dem Motto »gib der Öffentlichkeit, was sie wünscht«, sondern um zu informieren, um Aufmerksamkeit zu erregen, um zu hinterfragen, um unsere Gefahren und unsere Gelegenheiten beim Namen zu nennen, unsere Krisen und Möglichkeiten aufzuzeigen, um zu führen, zu formen, eine öffentliche Meinung zu bilden und manchmal sogar diese zu verärgern.« (http://www.gleichsatz.de/b-u-t/begin/kenneddy.html)

Das genaue Gegenteil unternahm der Lobbyist und ehemalige Politiker Roland Koch von der CDU, der nach guter alter Herrenmenschenmanier den unliebsamen ZDF Intendanten Brender zu Fall brachte, um sich danach für seine gute Arbeit bei Bilfinger unter Vertrag nehmen zu lassen. Solche schmierigen Typen sind leider gerade dabei in der Politik die Oberhand zu gewinnen, dass sollte uns aufhorchen lassen.

Im TV Bereich sind durch das Erscheinen der Privaten Fernsehstationen zwar neue Player auf den Plan getreten, ein guter Journalismus blieb jedoch aus, denn diese sind Wirtschaftsunternehmen die nicht Aufklärung im Sinn haben sondern Profite. Sie taugen nicht als Kontrollinstanz. Wie der Springerkonzern nur als bloße Propaganda Maschinerie fungiert, so kippen selbst Blätter mit einem hohen Ansehen wie das Magazin DER SPIEGEL und verlassen ihre journalistische Linie. Die Verpflichtung von Nikolaus Blome (ehemals Chefredakteur von BILD), nun als Chefredakteur beim Spiegel, war der plakative Todesstoß eines der letzten renommierten Wochenblätter.

Die Vereinnahmung des ZDF durch die Politik wurde zwar gerade vom Bundesverfassungsgericht ein wenig in die Schranken gewiesen. Wie gleichgeschaltet die Medien jedoch schon sind, sieht man in der Berichterstattung über die Ukraine. Hier läuft auf allen Kanälen eine Propagandamaschine, die nur selten durchbrochen wird. Dies erstreckt sich inzwischen auf immer mehr Bereiche, ob nun beim Thema NSU oder NSA, Flüchtlingspolitik, Waffenhandel, Verflechtungen von Politik mit Wirtschaft und Finanzmarkt usw. Wenn es unangenehm wird, hält sich die Berichterstattung auf wundersame Weise zurück.

Der Kabarettist Volker Pispers brachte es auf den Punkt: »…die Medien sind dafür zuständig, die Bevölkerung mit Skandalen zu füttern, über die wir uns aufregen sollen, damit wir uns nicht mit Politik beschäftigen«. So wird ein Skiunfall von Schumi, die Steuer von Ulli Hoeneß oder Freiflüge beim ADAC zur großen Nachricht stilisiert, damit so nebenbei ein Freihandelsabkommen oder die Aufhebung der Netzneutralität im geplanten Dschungel von Belanglosigkeiten untergehen kann.

Das Ende der Meinungsfreiheit fängt mit der Selbstzensur an. Die Angst, unbequeme Wahrheiten zu veröffentlichen, die Nachteile einbringen könnten, lässt viele zurückschrecken. Doch wie gefährlich es wirklich werden kann, sieht man an C. Manning und E. Snowden. Das Zeitalter der totalitären Überwachung, die sich selbst in scheinbar sicher geglaubte Demokratien gefressen hat, bringt immer mehr Kritiker zum Schweigen. Der persönliche Preis, seine Ansichten oder einfach nur Informationen zu verbreiten, geht inzwischen so weit, dass das eigene Leben gefährdet ist.

Aber was hat das nun alles mit dem Kreuzberger zu tun? Alles und Nichts. Es soll nur darstellen, dass es immer wichtiger wird, alternative Informationsquellen zu haben die noch ohne Schere im Kopf ihre Ansichten verbreiten. Wer sich ein genaues Bild machen will, braucht Vielfalt in der Nachrichtenauswahl.

Eine kanalisierte Presse wie Springer und Bertelsmann sie betreiben, ist eine Gefahr für die Demokratie, weil sie durch ihre Monopolstellung ein Meinungsbild herstellen und nach Belieben Personen und Themen zu Fall oder zum Erfolg führen können. So kann ein Wulff zur Strecke gebracht werden oder ein Edathy, aber der Drohnenkrieg der Amis, der fast komplett über Deutschland abgewickelt wird, unter den Tisch fallen. So wurde jahrzehntelang die Atomlobby hofiert, der Russe zum Bösen gemacht, vorher war es der Islamist an sich, während der Ami immer der Gute bleiben konnte, trotz Guantanamo, Irak, Drohnennkrieg, 9/11 usw.. Der Kreuzberger und die vielen anderen kleinen Zeitungen können zwar nicht tagesaktuell berichten, dennoch sind sie ein wichtiger Bestandteil der Presselandschaft. Sie greifen Themen auf, die anderen zu brisant sind oder nicht werbewirksam genug, vielleicht auch zu speziell, manchmal auch zu langweilig, aber ohne sie geht ein Stück Presse- und Meinungsfreiheit verloren, die, wenn sie einmal verschwunden ist, nur schwer wieder zurückgeholt werden kann.

Vielfalt ist der Schlüssel zur Meinungsfindung, der Verlust fördert nur die Gleichschaltung und Manipulation und wo dies endet, sollte uns in Deutschland zumindest vertraut sein.

Geschrieben von bookfield




Wir Chef, Ihr nix! Geht die Macht wirklich vom Volk aus?

Verwaltungsangestellte und Mitarbeiter vom Ordnungsamt, der Agentur für Arbeit und anderen Verwaltungseinrichtungen, Polizisten, Lehrer, Sozialarbeiter, Soldaten, Politiker – alle diese Berufsgruppen gehören zu den Angestellten des Volkes. Nur das ihnen im Namen des Volkes verliehene Vertrauen, ihr Amt im Sinne des Volkes auszuüben unterscheidet sie vom Durchnittsbürger.

Immer wieder ernte ich erstaunte Blicke, wenn ich mit Leuten über diese Tatsache diskutiere. Immer wieder frage ich mich, warum diese Tatsache überhaupt einen Diskussionsgrund darstellt. Jeder weiß, dass mit den Steuern die Gehälter der Volksvertreter und deren Helfershelfern finanziert werden. Darüber hinaus finanziert das Volk die üppigen Pensionen derer, die sich im Namen des Volkes »kaputt geschuftet« haben. Sie müssten uns den Arsch dafür küssen, dass wir sie mit durchfüttern, stattdessen treten uns in ihn. »Beiße nie die Hand die dich füttert«, ist ein altes Sprichwort, an das sich auch Schröder bislang gehalten hat. Sollte ein Hund schlauer sein, als die das Volk vertretenden?

Allem Anschein nach ist es so. Es wurde der Armutsbericht den eigenen Wunschvorstellungen angepasst und die Realität dadurch verzerrt. Es werden Warnungen vor sozialen Unruhen in den Wind geschlagen. Steuern werden für haarsträubende Projekte verschwendet (s. Ausg. 27, S. 11). Der Wille des Volkes wird ignoriert. Die Finanz-Elite des Landes wird hofiert. Von wem? Von Verwaltungsangestellten, Mitarbeitern vom Ordnungsamt, Polizisten, Lehrern, Sozialarbeitern, Soldaten, Politikern, von den Personen, die wir bezahlen. Monat für Monat fließen Gelder in einen Staatsapparat, der völlig unfähig ist ein Land zu organisieren. Nichts anderes ist es – Organisation.

Verwaltungsangestellte und Mitarbeiter vom Ordnungsamt, Polizisten, Lehrer, Sozialarbeiter, Soldaten, Politiker sind keine unfehlbaren, alles wissenden, über dem Gesetz stehenden und um jeden Preis zu verehrenden Personen. Es sind unsere teuer bezahlten Angestellten. Und um die Gleichstellung visuell zu verdeutlichen, stelle ich eine These auf, deren Antithese bei jedem Sonnenaufgang durch die Synthese widerlegt wird: Sie scheißen genauso durch die Brille wie jeder von uns, mal dünner mal dicker, aber immer durch die Brille!

Dieser Text soll keinen dazu animieren, Volksvertreter von Grund auf negativ gegenüberzustehen, wohl aber soll er dazu animieren, Verwaltungsangestellte und Mitarbeiter vom Ordnungsamt, der Agentur für Arbeit und anderen Verwaltungseinrichtungen, Polizisten, Lehrer, Sozialarbeiter, Soldaten, Politiker mit einer anderen Sichtweise wahrzunehmen. Den Standpunkt halten und verteidigen, insbesondere dann, wenn man im Recht ist. New World Order – unter dieser Begriff könnte man auch die Neuausrichtung des Verhältnis zwischen Volk und Volksvertretern verstehen.




Vorwort 30

Mit der »Lieber tot als ohne Geld«-Soli-Party am 23.04. begannen bei Fräulein Rottenmeier die Soli-Wochen zur Rettung vom Kreuzberger. Bereits im Vorfeld hatten Plakate und ein Bericht in der Tageszeitung Neues Deutschland auf das Ereignis hingewiesen.

Der Veranstaltungsort war mit den Titelseiten sämtlicher Ausgaben verziert und es wurden einige Gerätschaften ausgestellt, die bei der Kreuzberger-Produktion zum Einsatz kommen. Für das leibliche Wohl der Gäste hatte die Gastgeberin mit ihrem Angebot von süß bis deftig gesorgt. Das Bier war vorbestellt und stand gut gekühlt beim freundlichen Getränkehändler von um die Ecke zur Abholung bereit. Buchstäblich in letzter Minute haben wir uns noch drei Soli-Kisten WOSTOK und drei Soli-Flaschen MAMPE besorgt, sodass auch bei den Getränken für alle Eventualitäten vorgesorgt war. Ein fettes Danke für diese Spontan-Soli-Aktion.

Was fehlte war der Chefredakteur. In der Hoffnung, dass er in seiner unendlichen Güte mitkommen würde um die erwarteten Gäste zu unterhalten, bat ich ihn, sich von der Readktionscouch zu erheben. Schließlich war er neben den redaktionellen VUP´s (Very Unimportant Persons) die Hauptattraktion des Abends.

Als wir um die Ecke bogen und auf die Minute genau zur Eröffnung erschienen, standen bereits die ersten Gäste vor der Tür und waren in Gespräche vertieft. Nach und nach trafen weitere Gäste ein. Unter anderem fanden sich Peter Kaspar der Herausgeber der Kiez-Zeitung »Kiez und Kneipe« ein und auch Matthias Braun, Geschäftsführer von »z´app« gab sich die Ehre. Nach und nach entwickelten sich die erhofften Gespräche über die Zeitung: Was war, was ist, was wird sein? In aller Ernsthaftigkeit schilderten wir den Anwesenden die bedrohliche Lage, die uns zu so verzweifelten Mitteln hat greifen lassen wie diese Soli-Party.

Leider blieb der große Ansturm aus, so dass wir ab 22 Uhr im kleinen Kreis weiter feierten. Als Ruhe einkehrte, war es für den Chefredakteur an der Zeit sich zurück zu ziehen und den erlebnisreichen Abend in irgendeiner Ecke liegend ausklingen zu lassen. Jedoch vergeblich – immer wieder kam oder ging ein Gast, den es für Schröder zu begrüßen beziehungsweise zu verabschieden galt.

Fazit:

Mit den an diesem Abend und in den darauf folgernden Wochen eingenommenen Spenden in Höhe von 276,84 Euro lässt sich knirsch und knapp eine Ausgabe, aber beim besten Willen keine Zeitschrift langfristig finanzieren. Nachdem unser Aufruf »Lieber tot als ohne Geld« aufgrund des durchaus provokanten Fotos zwar Beachtung fand jedoch keine Resonanz hervorrief, haben wir uns dazu entschlossen bis auf Weiteres die Druckausgabe von Der Kreuzberger einzustellen. Somit ist die euch nun vorliegende Mai/Juni-Ausgabe, die vorerst letzte auf Papier gedruckte Ausgabe der Zeitschrift.

Aktuelle Soli-Aktionen

Derzeit liegen die Soli-Abo-Listen in sympathisierenden Läden aus, in die sich Interessierte Leserinnen und Leser eintragen können um somit den Kreuzberger zu unterstützen. Sollten wir 1.200 Soli-Abonnenten zusammen bekommen, steht die Zeitung für ein weiteres Jahr auf einem sicheren Fundament. Darüber hinaus wird es einen Crowdfunding-Kurzfilm geben, mit dem wir überregional um Unterstützung werben werden.

So vieles nicht gemacht

In den ganzen Jahren des Recherchierens, Lesens, Denkens und Schreibens gab es Themen, über die wir sehr gern berichtet hätten, für deren Ausarbeitung uns jedoch die finanziellen Mittel fehlten. So war es geplant dem Bayer-Konzern ein paar Fragen über den vor einigen Jahren vor einem US-Gericht endenden Rechtsstreit gegen das Tochterunternehmen Cutter Biological und zu den verheerenden Folgen des Medikaments »Koáte« zu stellen (siehe »Tödlicher Ausverkauf«, WDR und »Blutgeld«, ZDF). Wir hatten vor, die Einladung in die Zentrale des Gen Technik Konzerns Monsanto wahrzunehmen um die »Höhle des Löwen« zu erkunden. Hingegen abgelehnt haben wir lukrative Werbeangebote wie zum Beispiel das der Scientology-Kirche.

Ein dickes fettes Danke

Abschließend bedanke ich mich bei allen, die uns unterstützt haben und damit versucht haben den Kreuzberger zu retten. Ohne die spontane Unterstützung von Unternehmen wie WOSTOK und MAMPE sowie dem Fräulein Rottenmeier wäre die Umsetzung eines Feucht fröhlichen Abends nicht möglich gewesen. Ein besonderer Dank geht an die Tageszeitung Neues Deutschland, die uns in regelmäßigen Abständen mit der Schaltung einer Werbeanzeige mehr als ein Mal den Arsch gerettet hat. Gleichermaßen bedanke ich mich bei bookfield, der mit seinen regelmäßigen Spenden und Artikeln, eine der tragenden Säulen der Zeitung war und hoffentlich auch bleiben wird. Jutta und Marek waren es, die ohne zu zögern als Finanzier für die Druckmaschine bereit erklärt haben – auch ihnen gilt mein Dank. Kersten hat dem Kreuzberger mit der Rundumerneuerung vom Erscheinungsbild zu neuem Ansehen verholfen. Zum guten Schluss danke ich auch den Firmen Riso und Antalis, die uns unermüdlichem mit ihrem Service zur Seite standen.

Vielleicht auf bald




Trend Scout: Kreuzberg ist tot, es lebe Kreuzberg!

Als ich vor über zehn Jahren aus Spanien zurückkehrte und mit dem Taxi vom Flughafen Tegel in den Wrangel Kiez fuhr, um meine neue Bleibe zu beziehen, schwor ich mir beim Anblick der Umgebung, nicht länger als sechs Wochen zu bleiben. Aus den sechs Wochen wurden sechs Monate, sechs Jahre und schlussendlich über zehn Jahre, in denen mir der Kiez und meine Nachbarn, ans Herz gewachsen sind. Zugegeben die einen mehr die anderen weniger, aber alle kamen wir mehr oder weniger gut miteinander aus. Nun ist seit einigen Jahren jedoch ein Wandel eingetreten der zu so extremen Veränderungen geführt hat, dass sich das Gesicht vom Kiez in eine hässliche kapitalistische Fratze verwandelt hat. Insbesondere die Falckensteinstraße und die angrenzenden Straßen sind zu Konsum orientierten Fressmeilen verkommen und dort wo sich keine gastronomische Einrichtung niedergelassen hat bietet einer der ebenfalls zahlreich zur Verfügung stehenden »Spätis« seine Waren feil.

Die Cuvrybrache zunächst noch als Ersatz Protest Objekt für die verlorene Eastside Gallery erkoren um gegen die ganz offensichtlich nicht vorhandenen Investoren zu protestieren ist mittlerweile zu einem besetzten Molloch verkommen. Eigentum verpflichtet – besetztes Fremd-Eigentum verpflichtet noch mehr! Aber darin ist eben auch der Wandel zu erkennen. Die Hausbesetzer aus alten tagen haben mit Bauhof und vieler Hände Arbeit die Häuser bestmöglich in Stand gesetzt, heutzutage heißt es nur noch besetzen und zerhausen und wenn die Bude dann irgendwann zusammen bricht wird am besten der Eigentümer verklagt oder das nächste Wohnobjekt besetzt und zerwohnt es verhält sich wie beim BER Flughafen, der Eastside Gallery und wie bei allen anderen Dingen, die die Stadt und das Miteinander betreffen. Die Punks, Alternative und (Lebens-)Künstler wurden aus ihrem ursprünglichen Lebensraum vertrieben und sind wenn überhaupt dann nur noch in Friedrichshain anzutreffen. In Kreuzberg, insbesondere in SO36 treiben sich fast ausschließlich »Party-Peoples« und »Sehen und gesehen werden« Menschen herum. Ich habe die Drogendealer vergessen? Was sollte ich gegen Menschen haben, die mich beim Betreten des Parks freundlich grüßen und bei denen ich mir sicher sein kann, dass sie immer was gutes zu rauchen auf Tasche haben?

Der Görlitzer Park wird nun nachts durch das Licht von Laternen erhellt – für die Sicherheit. Für die Sicherheit der Anwohner fährt auch die Polizei Streife und läuft per Pedes Seite an Seite mit den Kollegen vom Ordnungsamt durch den Kiez. Der Trend, den Kreuzberg ohne eigenes Zutun ausgelöst hat, bedeutet schlussendlich den Untergang. Früher wurden ganze Häuser besetzt um sie vor Spekulanten zu sichern, heutzutage wir die Verhinderung einer Zwangsräumung als grandioser Sieg gefeiert. Die Verhältnismäßigkeit haben sich enorm verschoben und verschieben sich immer weiter zu Ungunsten der alteingesessenen Kiezbewohner. Der anfängliche Enthusiasmus, Wohnungsbesichtigungen zu boykottieren flachte genauso schnell ab wie die Bereitschaft am 1. Mai mit unerbitlichem Nachdruck auf die Straße zu gehen.

Nun ist der Wandel im Kiez kein Umstand der nicht abzusehen gewesen wäre. Es gibt keine Stadt auf dieser Welt deren Stadtkern ein Ruhepol extravaganter Intelektueller und Lebenskünstler ist. Überall auf der Welt werden die Stadtkerne von Tourismus, Buisness und Hektik bestimmt. Nur wollte man es hierzulande lange nicht wahr haben, dass diese Tatsache auch den SO36 Kiez erfassen wird, ihn im Schleudergang ein Mal vollkommen umkrempelt und völlig neu gestaltet zurücklässt. Kreuzberg wird das selbe Schicksal ereilen wie jeden anderen Bezirk, der in einer wachsenden Metropole liegt. Die Anwohner und die Probleme werden an den Rand der Stadt verdrängt und vergessen. Dass es nicht nur meine eigene Befindlichkeit ist, die durch diesen Wandel empfindlich gestört wird, zeigt die Tatsache, dass neben Schröder und mir weitere Kiezeanerihr Koffer packen und den Abgang in ruhigere, zwischenmenschlich besser gestellte und zum Teil auch schönere Gefilde planen.

Kreuzberg ist tot, es lebe Kreuzberg!




Touri Tipp: Kulinarisches F´hain/X-berg

Nachdem wir in der Vergangenheit über die kulinarischen Finessen der Berliner Schnell-Restaurants mit Schwerpunkt »Deftige Mahlzeiten für Handwerker« gelegt hatten, kommen wir an dieser Stelle diesmal der Bitte einiger Berlin Besucher nach und erwähnen die aus unserer Sicht empfehlenswertesten Restaurationen im und um den Kiez herum mit der Küche für Zwischendurch und ganz wichtig – für den schmalen Geldbeutel.

Der »Burgermeister« direkt am U-Bahnhof Schlesisches Tor gelegen, ist auf dem Weg nach F´hain die letzte Burgerbraterei auf Kreuzberger Seite. Wer jedoch das lange warten auf den begehrten Burger umgehen möchte, bekommt ein paar Meter weiter in der Skalitzer Straße 66 bei »Görli Burger« nicht minder leckere Burger – nur eben schneller.

»Curry Fritze« in der Warschauer Straße (Nähe Revaler Straße) bietet die leckerste Currywurst im Grenzgebiet von F´hain und X-berg. Die Currywurst kostet 1,80 Euro und die Pommes gibt es ab 2,00 Euro. Meine Empfehlung: 2x Currywurst und 1x große Pommes für 6,00 Euro.

Der »Hühnerhaus 36« Imbiss in der Skalitzer Straße/Ecke Görlitzer Straße bietet fast rund um die Uhr frisch gegrilltes Hühnchen – wahlweise mit oder ohne Pommes oder Salat. Neben dem Hühnerhaus 36 Imbiss gibt es seit ein paar Jahren das »Hühnerhaus 36« Restaurant in der Skalitzer Straße 95 A direkt gegenüber vom Imbiss gelegen

Der »Nachtigall« Imbiss liegt in der Ohlauer Straße 10 und bietet libanesische Küche für auf die Hand und auch im landestypisch gestalteten Ambiente. Meine Empfehlung ist der Shawarma mit Rindfleisch für 3 Euro.

Die Bäckerei »Demirel« in der Schlesischen Straße 20 ist mehr als einfach nur eine »Bäckerei«. Neben dem für eine Bäckerei üblichen Angebot gibt es Mittagstisch und familiäre Atmosphäre. Meine Empfehlung: Mamas Frühstück für 5,50 Euro.

Wer hingegen fernab der touristisch ausgetretenen Pfade dinieren will ist bei ….. genau richtig aufgehoben. In der Pannierstraße Ecke Maybachufer befindet sich das Resaturant NAME. Franz – Pastaladen




Raum für Notizen Neue Ziele

Abbruch und AUF ! hören ist nicht gleich Aufgabe oder Niederlage. Ist Aufhören Stillstand, Ende oder Innehalten und ein Anfang? Ist nichts mehr zu verlieren, steht alles auf dem Spiel. Hesse schrieb, Tapferkeit, Eigensinn und Geduld seien die besten Waffen gegen die Infamitäten des Lebens. Anaïs Nin formulierte den schönen Satz »Das Leben schwindet oder weitet sich aus im Verhältnis zum eigenen Mut.« Und nun? Wieviel Geduld und Mut braucht eine(r), um weiter zu machen, wenn Sachzwänge es ihm oder ihr nicht mehr zu erlauben scheinen? Hier verlässt nun einer seinen Weg, um auf einem anderen ans Ziel zu kommen.

Was macht sie aus, die Menschen, die andere Wege gehen als die meisten? – Den Chefredakteur und Schreiber, der das Projekt »Eigene, unabhängige Zeitung« jahrelang fast im Alleingang stemmt? Recherchieren, interviewen, unterwegs sein, wach sein, – schreiben. Ergänzend zu erwähnen: Layout, Druck, Bindung und Verteilung. Um das zu finanzieren, geht er Plakatieren und putzt Fenster.

Er will Sinn stiften – und Verwirrung, aber wie auf engem Raum sich weiten, wenn der Kampf um´s Überleben überhand nimmt – und kein Platz mehr ist für Kreativität? Auf der »Gewinner-Seite« stehen solche Einzelkämpfer selten, wenn man »Gewinn« über den zumeist schwindelerregend übersichtlichen Kontostand derselben definiert. Das ist nicht: »Liberté toujour!«, das ist Kampf. Ich möchte behaupten, jeder einzelne von ihnen ist sturmerprobt, innerlich wie äusserlich. Gegenwind und raue See sind Alltag. In Seenot sinken, das Schiff verlassen oder mutig weiter paddeln? Rettung naht in diesem Falle nicht, also muss eine Entscheidung her. Welcher Stimme schenke ich Gehör? Welcher glaube ich – und was bedeutet das?

»Ohne den Willen zum Glauben gibt es keine Zuversicht.«, schrieb ein kluger Mensch (Peter Sloterdijk) an anderer Stelle. Und: »Wer geht wohin weg, wer bleibt warum wo?« (Thomas Brasch) An dieser Stelle drängt sich mir – wieder – der Verdacht auf, dass Sinnstiftung und Verwirrung sehr nah beieinander liegen. Tatsache ist, dass eine schwere Entscheidung, wie schwer sie auch sein mag, die richtige sein kann – und umgekehrt. Wallis Bird (irische Musikerin) sprach es mit Feuer in der Stimme aus. Eine gute Entscheidung setzt so viel Energie frei, so viel Inspiration. »It´s easy. It´s hard work.« Das ist: Mantra und »Coincidentia oppositorum« zugleich – und lässt mein Herz augenblicklich schneller, weiter, höher hüpfen!

Es geht nicht um´s Aufgeben, um´s Scheitern, ganz im Gegenteil. Weiter gehen, weiter suchen, weiter wachsen heisst es. Sich nicht verlieren – und von den Ängsten und Zweifeln anderer sabotieren lassen. Welcher Stimme unser Schreiber auch folgt. Sein räumliches Entschwinden führt ihn näher an sein Ziel. In diesem Sinne: Invisibility exists. Und eine Möglichkeit ist immer nur ein Angebot.

Wer geht wohin weg

Wer bleibt warum wo

Wer schreibt, der bleibt,

Hier oder weg oder wo

(Th. Brasch)

Geschrieben von Sti.Rust




Oase für Hunde – Hundekuss 36 hat alles was das Hundeherz begehrt

In der letzten gedruckten Ausgabe der Zeitung will auch der Chefredakteur noch die Chance nutzen auf den für ihn wichtigsten Tresen im Kiez hinzuweisen – dem Hundekuss 36. Da es mit dem Zehn-Krallen-Suchsystem von Schröder bis zum heutigen Tag nicht so richtig funktioniert, habe ich mich dazu bereit erklärt stellvertretend für den Chefredakteur in die Tasten zu hauen. Ob der Text so gut wird als wenn ihn der Meister persönlich geschrieben hätte, wage ich zu bezweifeln, aber auch ich wachse an jeder neuen Aufgabe.

Direkt um die Ecke der Redaktion vom Kreuzberger, in der Wrangelstraße 70 liegt das Geschäft von Carolin Conde. Mit dem »Hundeskuss 36« versorgt sie die Hunde und Katzen im Kiez und darüber hinaus mit allem zu was das Hundeherz begehrt. Das für Hund´ und Katz´ himmlische Angebot reicht von Frischfleisch von Lamm, Rind, Ziege, Wild und Federvieh über frische Beinscheiben bis hin zu XXL-Rinderohren.

Den industriellen Dosenfraß von »Pedigree« und Co. sucht man vergeblich. Stattdessen läd ein gut gefüllter »Frischfleischtresen« zum Einkauf ein. Der Schwerpunkt liegt dabei auf »B.A.R.F.« (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter).

Was dem Frauchen ihr Latte Machiato beziehungsweise dem Herrchen sein Kaffee Crema »to go« ist dem Hund das Kilo Hirschfleisch zum direkten Verzehr vor Ort. Aber auch für unterwegs, wenn der Arbeitstag vom Rudelführer mal wieder länger wird und keine Möglichkeit besteht den geliebten Vierbeiner anderweitig gesund zu ernähren, hält Caro eine Lösung bereit: Die »Maisstärkeboxen« (0,30 Euro). Wer hingegen stets ohne eigenes Verpackungsmaterial erscheint, zahlt ein, wie ich es an dieser Stelle mal nenne, »ökologisches Strafgeld« in Höhe von 0,15 Euro. Der durch diese »Erziehungsmaßnahme« eingenommene Betrag fließ direkt in die Spendenkasse von der Umweltorganisation »Greenpeace«.

Neben dem Frischfleisch und verschiedenen Fischsorten wie Hering, Sprotte und Makrele findet man außerdem Halsbänder, Leinen, biologisch abbaubare Kotbeutel und ganz wichtig für diesen Sommer Zecken- und Flohschutzmittel. Zum weiteren Service von Caro gehören unter anderem Futter-Abos, Vollwertkost-Menüs nach Wunsch und Lieferservice innerhalb Berlins. Größere Rudel erhalten durch eine Vorbestellung ab 10 Kilo Frisch- oder Frostfleisch 7 Prozent Rabatt.

Das Gesamtkonzept vom Hundekuss 36 wird durch die Tierheilpraxis von Nina Jeschke ergänzt. »Ob Hund Katze oder Meerschweinchen: In der Tierheilpraxis werden Kleintiere ganzheitlich nach den Regeln der chinesischen Medizin behandelt«. Auf Grund eines gut gefüllten Wartezimmers ist es ratsam Termine vorab zu vereinbaren.

Neue Öffnungszeiten

Di., Do., Fr.: 12:00 bis 19:00 Uhr
Mi.: 16:00 bis 20:00 Uhr
Sa.: 12:00 bis 16:00 Uhr
www.hundekuss36.de
www.tierheilpraxis-jeschke.de




Machtprobe ThF – Der Volksentscheid am 25. Mai 2014

Ein Tag auf dem Tempelhofer Feld ist wie ein kleiner Ausflug, es bringt ein Stück Lebensqualität direkt in die Stadt. Wer tagtäglich in den Häuserschluchten von Berlin herumläuft, hat hier die Möglichkeit seinen Blick in die Ferne schweifen lassen, ohne eine lange Fahrt mit der S-Bahn oder dem Auto. Gerade für Menschen mit weniger Geld ist es oft die einzige Chance dem Trubel der Stadt und den überfüllten Parks zu entfliehen. Jahrzehntelang konnte sich hier eine Flora und Fauna entwickeln, die in der Stadt ihresgleichen sucht. Über 368 Arten von Wildpflanzen haben sich angesiedelt, zudem viele seltene Vögel und Insektenarten. Wenn der Senat Umweltschutz betreiben will, hier hat er die Chance, dieses wunderschöne Ökosystem als Rückzugsraum zu erhalten. Dass solche Freiflächen jedoch Begehrlichkeiten wecken und bei vielen die Eurozeichen in den Augen blinken lassen, sollte klar sein. Deshalb ist Vernunft gefragt und hier könnte die Stadt beweisen, ob sie einen Schritt für Berlin wählt, der in die Zukunft weist und städtebaulich endlich im neuen Jahrtausend ankommt, oder ob sich ihre Feigheit mal wieder hinter ihrer selbstgewählten Alternativlosigkeit versteckt.

Der Mensch besitzt die Fähigkeit und die Mittel die Natur zu zerstören, dies demonstriert er jeden Tag. Doch wir müssen dafür sorgen die Umwelt zu schützen. Das ist der Preis, den wir an unsere eigene Zukunft zahlen müssen. Wir können die Augen verschließen, bis die Natur unserem zerstörerischen Handeln eine Grenze setzt, doch dadurch erhöhen wir nur den Preis den wir zahlen werden. Eine vernünftige Zivilisation setzt die Grenze vor der Natur und bekommt dafür das Geschenk mit ihr in Einklang zu leben. Solch ein Einstiegsgeschenk, mit diesem Potenzial der Veränderung an die Stadt, sind die Freiflächen von Tempelhof und Tegel. Hier könnte die Politik Gesicht zeigen. Treibt sie den Preis der Klimaveränderung in die Höhe und bürdet die Folgen nachfolgenden Generation auf oder erkennt sie die Zeichen der Zeit?

Städte der Zukunft müssen heute anderen Herausforderungen gewachsen sein als noch im letzten Jahrtausend. Wenn man bedenkt, das heute weltweit 3,5 Milliarden Menschen im städtischen Raum leben und es den Prognosen zu Folge bis 2050 sogar 80% der gesamten Menschheit werden sollen, so müssen solche Entwicklungen in der Städteplanung berücksichtigt werden. Dies stellt nicht nur Berlin vor große Herausforderungen, aber es könnte als Vorbild und Experimentierfeld wegweisend werden. Die Versorgung mit Energie, Nahrung und Erholung wird perspektivisch gegenüber dem Wohnungsbau einen anderen Stellenwert einnehmen müssen. Gerade die aktuellen Ereignisse in der Ukraine sollten uns auffordern über Abhängigkeiten von Energie nachzudenken und welchen Anteil Städte bei der Energiegewinnung selbst übernehmen können. Zudem kann auch die Nahrungsmittelproduktion nicht allein über die Peripherie und Importe beschränkt bleiben. Vertikale Landwirtschaft, wie sie schon in Singapur umgesetzt wird, ist 10 mal produktiver als horizontale Landwirtschaft und kommt mit 10 mal weniger Erde aus, bei gleichzeitiger Einsparung von Energie, Wasser und Dünger von ca. 75 %. Als Resultat liegt auch noch das Gemüse ca. 6 Stunden nach der Ernte in den Supermärkten. Kurze Lieferwege machen dies möglich, was zusätzlich wieder Energie einspart.

Stadtentwicklung ist Lebensraumentwicklung und wird ein entscheidender Aspekt werden, um sich für zukünftige Veränderungen zu wappnen. Wie schon erwähnt wird uns der Klimawandel einiges abverlangen und es wäre töricht, Kälteluftareale wie sie Tempelhof und Tegel bieten, einfach planlos zu betonieren. Veränderte Ausgangslagen erfordern eben auch veränderte Maßnahmen.

Auch muss die Politik den Fakt wahrnehmen, dass die Bevölkerung mehr Einfluss nehmen möchte auf Entscheidungen, die ihre Lebensqualität massiv verändern. Eine Politik von oben schafft keine Mehrheiten und der Verlust an Vertrauen drückt sich nicht nur über die Nichtwähler aus. Die Verlängerung der A100 ist ein weiteres gutes Beispiel des Versagens. Eigentlich bräuchte Berlin endlich einmal ein neues Verkehrswegekonzept, um der ständig wachsenden Zahl von Fahrrädern Tribut zu zollen. Stattdessen werden Millionen von Euro für ein Stückchen Autobahn verschwendet, obwohl klar sein sollte, dass der Autoverkehr in der jetzigen Form ein Auslaufmodell im städtischen Raum ist. Die Bevölkerung ist an vielen Punkten schon viel weiter und handelt auch danach, die Politik hinkt permanent hinterher. So verkommt das Wort Volksvertreter als bloße Phrase.

Wer mit offenen Augen über das THF geht, wird bemerken dass sich Allmende (Gemeingüter) Areale gebildet haben. Menschen wollen ihren Ideen Raum geben und haben für alle offen stehende Gärten angelegt. Egal ob nun Blumen, Gemüse oder einfach nur eine Bank zum Sonnenuntergang angelegt wurde. Die Stadt hat heute auch die Pflicht Freiräume bereit zu stellen, die in Eigenregie gestaltet werden können (wie z.B. auch die Prinzessinnengärten am Moritzplatz). Der stetige Verlust von basisdemokratischen Projekten, wie er sich gerade massiv durch die Gentrifizierung von Szenebezirken vollzieht, muss an anderer Stelle zumindest abgefedert werden.

Wer nur das Geld im Blick hat, übersieht die schlummernden Potenziale. Parks bringen nicht nur eine Verbesserung der urbanen Lebensqualität, sie bringen auch eine gesündere Bevölkerung hervor, was größere Produktivität und Innovation bedeutet. Zudem beschert jetzt schon das THF einen immensen Imagegewinn für die angrenzenden Bezirke und ist zu einem weltweit beachteten Touristenmagnet geworden. Solch eine Weite und Größe, wie sie das Feld zu bietet hat, zieht Sportbegeisterte wie Erholungssuchende gleichermaßen an und wer einmal dem Sonnenuntergang beigewohnt hat, wird begreifen, wie einmalig solch eine Szenerie innerhalb der Stadt ist, für die uns viele andere Stadtmenschen beneiden.

Die jetzigen Pläne des Senats für die Bebauung des THF sind ein Schlag ins Gesicht der Bevölkerung und an Fantasielosigkeit kaum zu unterbieten. Das Ablenkungsmanöver, das der Senat fährt, begründet mit es gäbe nicht genügend Wohnungsbaufläche, löst nämlich die Webseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt selbst auf. Dort ist zu lesen „Berlin hat 2011 im Flächenmonitoring noch nutzbare Flächen ab ca. 1 ha im Umfang von nahezu 5.000 ha für die weitere Bau- und Freiflächenentwicklung erfasst, so dass auch Investoren mit besonderen Ansiedlungswünschen geeignete Standorte finden können.“ und weiter steht dort „Für die bauliche Innenentwicklung wurden im Durchschnitt der Dekade 2001 – 2010 jährlich knapp 110 ha in Anspruch genommen. Unterstellt, dass dieser Trend sich fortsetzt, würde das Flächenangebot allein für die bauliche Innenentwicklung rein rechnerisch für die nächsten 25 Jahre ausreichen.“

Da fragt man sich schon, wie es sein kann, dass nur 70 ha, die für den Wohnungsbau auf dem THF vorgesehen sind, über Nacht auf einmal lebensnotwendig für ganz Berlins werden können. Welche Interessen sollen dort mit Steuergeldern finanziert werden? Für die Größe und Wichtigkeit, die dieses Projekt für die Stadt besitzt, sollen in ungewöhnlicher Kürze Fakten geschaffen werden. Bei den ganzen Bankenskandalen und Verfilzungen die Berlin schon erlebt hat, sollte man ruhig ein gesundes Misstrauen an den Tag legen und vielleicht noch mal genauer schauen, wer die Profiteure dieser Bebauung sind. Bei nur 18% geplanten Sozialwohnungen, die mit befristeten Einstiegsmieten von 6 – 8,50 Euro netto/kalt veranschlagt werden (was schon über den Bestandsmieten liegt), kann zumindest eine Bevölkerungsgruppe mit Sicherheit davon ausgenommen werden.

Der Senat hat bei seiner Planung 608 Millionen Euro Ausgaben veranschlagt, Einnahmen durch Grundstücksverkäufe, Vermietungen und Pacht sollen 135 Millionen betragen, durch Steuern sollen 530 Millionen bereitgestellt werden. Die 55 Millionen, die den Betrag von 608 Millionen übersteigen, sind schon (die ersten) eingeplanten Mehrkosten des Projekts.

Aus der Kostenexplosion am BER kann jedoch nur ein Schluss gezogen werden: die Glaubwürdigkeit der Politik ist längst in Schönefeld begraben worden. Der Dilettantismus macht eine Bürgerbeteiligung daher zwingend notwendig. Ein »weiter so!« über die Köpfe der Bevölkerung hinweg, kann nicht mehr hingenommen werden. Der Berliner Senat hat den Alleinplanungsanspruch längst verwirkt.

Bevor der Senat nach Bauland schreit, darf er sich gerne mit dem riesigen Flughafengebäude beschäftigen, das nach Nutzung förmlich bettelt. Warum braucht die Landesbibliothek einen Neubau bei einem leer stehenden Flughafen? Die Potenziale nutzen die da sind, bevor gleich wieder unbefleckte Landschaften verschandelt werden. Außerdem gehört das THF zu einem der wichtigsten historischen Orte Berlin, ob Lilienthal oder Zeppelin, die Gründung der Lufthansa, die Nazizeit mit ihren Verbrechen an den Zwangsarbeiter/innen, erster innerstädtischer Flughafen der Welt und so weiter. Was wäre aus Berlin ohne die Luftbrücke der Alliierten geworden? Einmal zugebaut ist ein für allemal Schluss mit diesem Ort. Wie kurzsichtig muss man sein, dies nicht zu erkennen. Daher muss eine Lösung gefunden werden, die Geschichte und Zukunft gleichermaßen bedient.

Noch eine kleine Anmerkung: Es werden ca. 640000 Stimmen mit JA gebraucht um die Pläne des Senats zu stoppen, denn es werden 25% der Stimmen aller Wahlberechtigten benötigt, nicht nur die der abgegebenen Stimmen. Würde man diesen Maßstab auf die Abgeordnetenwahlen übertragen, so hätte die SPD nicht 28% der Stimmen bekommen, sondern nur ca. 17% aller Wahlberechtigen. Es wäre schön gewesen, wenn beim Volksentscheid wenigstens die gleichen Spielregeln wie bei der Politik gelten würden. So ist es einfacher Berlin zu regieren, als das THF zu retten. Umso wichtiger ist es, am 25. Mai mit JA zum Tempelhofer Feld zu stimmen!!! Wer dieses einzigartige Areal noch nicht gesehen hat, sollte diese Chance also nicht verstreichen lassen. Dann wird auch der Letzte verstehen, dass Zubetonieren die dümmste und schlechteste aller Möglichkeiten ist! Rettet das THF!!! Der Kreuzberger empfiehlt die Seite www.thf100.de , informiert euch dort oder macht einfach mit!

Wenn Politik keine Vision mehr Besitz, stagniert sie nicht nur, sie demontiert sich selbst!

Geschrieben von bookfield

*THF – Tempelhofer Feld




Lustige Kurzgeschichte

»André, die Polizei war eben da. Hast du etwa Carsten geholfen, dem Nachbarsjungen ‚Next Please!‘ auf den Arsch zu tätowieren, als der auf Speed war?«

»Ich hab ihn doch bloß festgehalten. Carsten wollte ihm eine Lektion erteilen.«

»Ach ja??“

»Ja, dass Speedkonsum zu ungewollten Tätowierungen führen kann. Ich fand das pädagogisch sehr gut durchdacht.«

Von André Marc Schneider

André Marc Schneider lebt in Berlin und arbeitet als Filmemacher und Schauspieler im In- und Ausland. Außerdem ist er als Schriftsteller tätig, verfasst Drehbücher, Fachbücher, Lyrik und Prosa und bloggt im Internet.

Sein neuestes Buch »Sie7ben« mit 21 Texten und 14 Fotos aus 21 Jahren erscheint demnächst (frühestens im Juni).

Die wunderbar politisch inkorrekten »Carsten-Dialoge«, die er seit einem Jahr in loser Folge im Internet veröffentlicht, sind einer dieser Texte, neben Gedichten, Kurzgeschichten, autobiografischen Notizen und einem kleinen Kurzroman (»Die Sprache der Scherben« von 2005).

Mehr Infos im Blog von André unter http://vivasvanpictures.wordpress.com

Geschrieben von jw




Gesicht eines Mörders von Volker Kaminski

Mit einem Personal von vier Hauptfiguren und nur noch einer erwähnenswerten Nebenfigur und insbesondere ohne einen einzigen Sympathieträger kommt Volker Kaminski (geboren 1958 in Karlsruhe, Alfred-Döblin-Stipendiat, Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg und des Künstlerhauses Edenkoben) in seinem neuen Roman »Gesicht eines Mörders« aus.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der eitle, selbstverliebte Schauspieler Frank, der sich mehr mit seiner Schönheit und seinem bislang einzigen, schon zurückliegenden Erfolg beschäftigt, als mit seiner möglichen Karriere. Mit einer von ihm begangenen, unentdeckten Straftat geht er um, als sei das auch nur eine Rolle gewesen, die er gespielt hat. Zwei junge Frauen – die eine wunderschön, aber kalt, berechnend und verlogen, die andere temperamentvoll, impulsiv und frei von Skrupel, sich zur Komplizin machen zu lassen – manipulieren ihn auf übelste Weise.

Mit Bestechung, Erpressung und Schmeicheleien, versuchen sie Frank dazu zu bringen, einen Mann zu töten, der ihnen im Weg steht. Und das potentielle Opfer, ein feister, gut situierter und selbstgefälliger Weinhändler, weckt beim Leser ebenso wenig Sympathien, wie die anderen. Deshalb funktioniert der durchaus spannende Roman wie ein Gesellschaftsspiel: nach jedem Kapitel werden die Karten neu gemischt, man spekuliert über den Weitergang und wird immer wieder überrascht. (Pausen nach jedem Kapitel sind empfehlenswert, um den Effekt auszukosten.) Auch der Ausgang ist überraschend, auf spezielle Weise versöhnlich und lässt den Leser zufrieden zurück.

Fazit: Eine anregende Reiselektüre, mit Außenabmessungen von 19x12x2 cm und einem Gewicht von grade mal rund 200 g ideal für den Reisekoffer. Die gebundene Ausgabe (zumindest der Prototyp) ist etwas schwergängig beim Blättern. Also am besten nach dem Lesen weitergeben, der nächste Leser hat dann noch mehr davon.

Gesicht eines Mörders – Roman von Volker Kaminski, Lindemanns Bibliothek Band 210, herausgegben von Thomas Lindemann, Info Verlag GmbH, ISBN 978-3-88190-768-2

Geschrieben von jw




Es kotzt mich an – Olly´s Rundumschlag

Zum Abschluss der Ära um die Druckausgabe dieser Zeitung werde ich mir die Freiheit herausnehmen zwei Seiten voll mit Fakten sowie meiner Meinung über diese Fakten zu füllen. Die langjährige treue Leserschaft weiß, was nun folgt – ein verbaler Schlag auf die Fressen derer, die folgende Umstände zu verantworten haben.

Markthalle Neun

Mittlerweile fragen sich nicht wenige Kreuzberger, die in direkter Nachbarschaft zur Markthalle Neun wohnen, ob ein gieriger Spekulant jemals mehr Schaden hätte anrichten können, als die gegenwärtigen Betreiber es derzeit tun. Mit hochpreisigen Bio-Vegi-Exklusiv-Produkten (1 Stück Kuchen für über 4 Euro), die keiner von uns bezahlen kann, wird die Ur-Bevölkerung im Kiez vor den Toren der Hallen gehalten. Hinzu kommt, dass mittlerweile bei einigen Veranstaltungen Eintrittsgelder in Höhe von 2 bis 10 Euro abkassiert werden – ein weiterer Punkt, der die KiezeanerInnen außen vor lässt. Stattdessen genießen die besser gestellten Hinzugezogenen sowie die von weit her angereiste »hippe« Gesellschaft ihren Konsum in vollen Zügen und blenden dabei die Tatsache aus, dass sie mit ihrem Verhalten den Kiez zerstören. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, kann man die Markthalle auch abreißen und Luxus-Lofts bauen, somit wäre zumindest sicher gestellt, dass der Kiez seine Ruhe beibehält und nicht von Händlern, die nichts mit dem Kiez zu tun haben und von Kunden, die nichts mit dem Kiez zu tun haben heimgesucht wird und im kapitalitischen Treiben versinkt. Nun kann man darüber streiten wer das größere Übel im Kiez darstellt, die Betreiber, Händler und Besucher der Markthalle Neun oder die »Eintags-Gentrifizierer« und Drogenhändler im Görlitzer Park. Eines steht jedoch fest. Der Unmut über die vorherrschenden Umstände um die Markthalle Neun reicht so weit, dass sich einige Gewerbetreibenden aus dem Kiez strikt weigern, auch nur einen Fuß in die Markthalle zu setzen, geschweigen denn ihre Produkte dort anzubieten.

»BER, das wird nix mehr«

Was im Kleinen, wie die Markthalle Neun den Kiez zerstört, zerstört mit dem BER-Debakel im Großen das Volksvertrauen – oder doch nicht? Seit dem in den Medien die Nachricht kursiert, dass der BER-Flughafen eventuell abgerissen und wieder neu aufgebaut werden soll, frage ich mich allen Ernstes wann das Volk endlich aufwacht, aufsteht und das Pack am nächsten Baum aufhängt, dass für diese Miesere verantwortlich ist. Die Baukosten sind explodiert und niemand, wirklich niemand der Verantwotlichen hält es für notwendig sich gegen diese Machenschaften im Namen des Volkes entgegenzustellen – auch das Volk hält still. Ein verbal geäußerte Unmut reicht nicht mehr, es müssen Taten folgen. Taten müssten jedoch auch bei den ganzen anderen Verfehlungen unserer Volksvertreter folgen. In diesem Zusammenhang erneuere ich meinen Aufruf an die Leserschaft dieser Zeitung: überschüssige Silvesterböller als Spende der Kreuzberger Redaktion zukommen zu lassen, damit wir diese zu einem Super-Böller zusammen basteln, den wir unter dem Regierungsviertel deponieren und detonieren lassen um somit das gesamte und eh baufällige Regierungsviertel mit samt der politischen Elite im sandigen Untergrund Berlins verschwinden zu lassen. Fast alle im Nachstehenden Text aufgeführten Missstände würden sich von selbst erledigen.

Görlitzer Park

Bei diesem Thema wiederhole ich den Inhalt vergangener Texte, wenn ich schreibe, dass unser Konsumverhalten und die Folgen der Kolonialisierung der vergangenen Jahrhunderte eine Mitschuld an der gegenwärtigen Situation im Görlitzer Park trägt. Insbesondere der afrikanische Kontinent hat darunter zu leiden, dass wir Bodenschätze fördern ohne angemessene Ausgleichszahlungen dafür zu leisten, die Arbeiter ausbeuten, den Fisch vor der Küste wegfischen, die Landwirtschaft mit »Hilfsgütern« vernichten, Atommüll vor den Küsten im Meer versenken, Technik-Schrott und alte Autos mal hier mal dort abladen und obendrein die Umwelt vernichten. Um diese Umstände beizulegen, braucht das Volk nicht scheinheilig in das Trauerhorn der internationalen Politik einzustimmen wenn diese mal wieder ihr tiefes Mitgefühl und ihre Trauer gegenüber den Flüchtlingen aussprechen, die vor der Küste der Europäischen Union ersoffen sind, das Volk muss nur das eigene Konsumverhalten ändern, es zügeln. Aber die unzähligen Dokumentationen im Fernsehen und die ebenfalls unzähligen Zeitungsberichte in den Magazinen verfehlen ihre Wirkung, wenn sie überhaupt bei dem desillusionierten und desinteressierten Volk ankommen. Jahrelang waren die »Neger« den Europäern scheißegal. Es war scheißegal, dass deren Bodenschätze für den eigenen Wohlstand geplündert wurden. Es war scheißegal, dass die »Neger« die für die ausbeutenden Konzerne arbeiten nicht nur unmenschlichen Bedingungen, sondern auch unwürdigen Bezahlungen unterworfen sind. Es war scheißegal, das die »Neger«, die im direkten Umfeld von Öl- und Gasförderanlagen leben, gesundheitlich beeinträchtigt wurden, wenn nicht gar elendig krepiert sind. Jahrelang war dies alles scheißegal. Nun, seit dem die »Neger« den Oranienplatz besetzt halten und ein anderer Teil von ihnen Drogen dealend im Görlitzer Park steht und mittlerweile in die »Wohngebiete« vorgedrungen ist, ist das Schicksal der »Neger« vielen Menschen nicht mehr scheißegal. Doch anstatt sich mit dem Problem und den Ursachen auseinander zusetzen, hat sich die Volksgemeinschaft dazu entschlossen, frei von geistiger Hirnaktivität die »Neger« für ihre Lage selbst verantwortlich zu machen.

Ich wiederhole mich auch wenn ich schreibe: dass ich dem Genuss bewusstseinserweiternder Substanzen fröhne und von daher den freien Handel mit weichen Drogen gern legalisiert haben würde, aber Fakt ist auch, dass der Handel mit Drogen derzeit noch per Gesetz verboten ist und es völlig egal ist ob im Park nun »Neger«, »Schwarzköpfe« »Schlitzaugen« oder arische »Kartoffelfresser« stehen, die Staatsgewalt wird stets gegen Drogendealer vorgehen. Zahlreiche inhaftierte deutsche Drogenhändler sitzen ebenfalls im Gefängnis. Ob ich nun glücklich bin mit diesem Umstand oder nicht – es sind das Volk und dieses Regime, dass diese Umstände herbeigeführt haben und aufrecht erhalten, und nur wir können diese Umstände durch unser (Konsum-)Verhalten ändern. Dann können die »Neger« wieder das machen, was sie ursprünglich geplant hatten, nämlich in ihrer Heimat als Doktoren, Ingenieure oder Lehrer arbeiten.

Eintags-Gentrifizierer

Aber es ist nicht nur das Katz´ und Maus Spiel zwischen den Drogendealern und der Polizei, dass den Görlitzer Park weit entfernt von einem Naherholungsgebiet stehen lässt. Tausenden von Eintags-Gentrifiezierern besiedeln den Park weil es »in« ist, sich dort zu besaufen, den Müll liegen zu lassen, in die Hecken zu pissen und im Abgang, zum nächsten Klub, laut gröhlend durch den Kiez zu ziehen um sich im weiteren Verlauf des Abends einer alkoholischen Druckbetankung zu unterziehen und am nächsten Morgen frisch gefickt im fremden Bett aufzuwachen. Meine Meinung: Verpisst Euch! Berlin, insbesondere Kreuzberg braucht weder euch im Kiez, noch euer Geld.

Brot und Spiele

Mit Brot und Spielen haben die römischen Herrscher ihr Volk in der Spur gehalten, mit Brot und Spielen wird auch heute noch das Volk gefügig gemacht: Gebt den Sportfans in regelmäßigen Abständen ihre Olympiaden, Europa- und Weltmeisterschaften, gebt den Freizeit-Bastlern ihre Autozubehör- und Baumärkte und gebt der interlektuelleren Schicht Kunst und Kultur und alle werden ihre Fresse halten, weil sie von den Alltagsproblemen durch ihre Freizeitaktivitäten abgelenkt werden. Es ist auch noch heutzutage Großteilen der Bevölkerung wichtiger, dass der lokale Fußballverein in der Tabelle ganz oben steht, als dass der eigene Lebensstandard an erster Stelle steht. So lange man noch Menschen unter sich hat, auf die man zeigen und dabei verächtlich schön sagen kann: das kann mir nicht passieren, ist alles gut.

Volksverblödung

Die Bildung in diesem Land befindet sich aus gleich mehreren Gründen auf Abwegen. Es ist zum einen der völlig veraltete Lehrstoff, der den Schülern vermittelt wird, zum anderen sind es die völlig überforderten Nachwuchskräfte der Lehrerschaft, die kurz nach dem Abschluß ihres Studiums feststellen, dass sie mit dem Lebewesen Schüler völlig überfordert sind und nach ein paar Jahren als nervliches Wrack mit Tinitus und Burn out Symptomen erfolgreich die Frührente einreichen und den Rest des Lebens auf Kosten der Allgemeinheit durch das Leben schmarotzen. Charakterschwache Lehrkräfte ziehen verblödete Konsumenten nach sich. Ich kann gar nicht so viel kiffen, dass ich mich auf das geistige Niveau von einem nicht geringen Teil der Bevölkerung hinab begeben kann, das in den Abgründen der Gesellschaft vorherrscht, um zu verstehen, warum niemand etwas gegen die Verblödung der Gesellschaft unternimmt. Diejenigen, die das Ausmaß der Volksverblödung erfassen, verdienen entweder ihr Geld durch sie, sind mit dem eigenen Ich beschäftigt oder versuchen personell unterlegen vergeblich gegen die Massenverblödung anzukämpfen.

Rente mit 63

Eines der besten Beispiele für die sich fortsetzende Volksverblödung ist der Glaube des Volkes an die umjubelte Rente mit 63. Hat jedoch irgendeiner der verblödeten »Jubler« auch nur eine Nano-Sekunde darüber nachgedacht, was diese Entscheidung im Namen des Volkes für das selbige bedeutet? Man muss 45 versicherungspflichtige Arbeitsjahre nachweisen können, bevor aus dem Rententopf bedienen darf. Das bedeutet, dass man mit dem 18. Lebensjahr in ein Arbeitsverhältnis eintreten muss und dieses bis zum 63. Lebensjahr nicht mehr unterbrechen darf. Einzig und allein ein direkter Wechsel des Arbeitgebers ist möglich, es darf jedoch nicht ein Monat oder gar ein Jahr ohne versicherungspflichtige Anstellung dazwischen liegen, ansonsten geht die Rechnung schon nicht mehr auf.

Demokratie? Welche Demokratie?

Ich ernte stets erstaunte Blicke, wenn ich die Staatsführungvon der Bundesrepublik Deutschland als Diktatur bezeichnen. Doch betrachtet man das Handeln des Staates ein wenig genauer, fällt einem unweigerlich auf, dass Wladimir Putin neben unseren Politikern tatsächlich ein »lupenreiner Demokrat« ist. Die Definition von »lupenrein« und »Demokrat« lautet in diesem Fall: Diktatorisch. Dass die Demokratie von unseren Volksvertretern mit Füßen getreten wird, ist für einige von uns nichts neues. Die Koalitionen der vergangenen Jahrzehnte ist eine versteckte Diktatur. Wir benötigen kein Ein-Parteien-Staat wenn sich die vorhandenen Parteien eh nach der Wahl zusammenschließen um das Volk zu bescheißen. Mit dieser Vorgehensweise umgeht man auch Wahlfälschungen, da man ja eh zusammen regiert.

Entwaffnung des Volkes

Mit der Entwaffnung des Volkes stellt das Regime sicher, das es bei der Umsetzung seiner Pläne vom Volk keine übermäßige Gegenwehr mit Waffengewalt zu erwarten hat. Mittlerweile ist das Mitführen von gefährlichen Gegenständen so stark reglementiert, dass bei einem Angriff, ganz gleich welcher Art und durch wen, eine effektive Gefahrenabwehr durch legale Waffengewalt praktisch unmöglich geworden ist. Und da die Polizei nicht in der Lage ist, den Bürgern ausreichend Schutz zu bieten – weder auf dem Land noch in der Stadt – bewegen die sich selbst sichernden Personen zwar mit der Gewissheit durch die Straßen des Landes, dass ihnen Kleinkriminelle so schnell nichts anhaben können, wissen aber zugleich, dass das Regime empfindliche Strafen verhängt, wenn es einen bei Zuwiderhandlung – dem Tragen einer »Waffe« erwischt. Diese Regelung trifft somit nur die Normalbürger und entzieht ihm jede Möglichkeit der Gegenwehr. Zwangsenteignungen werden somit für den Staat zu einer gefahrlosen Übernahme von Volkseigentum. Wir sollten vielleicht doch einmal den Blick von der Zukunft in die Vergangenheit lenken und uns die Vorgehensweise unserer Vorfahren ins Gedächtnis rufen. Diese jagten z. B. Kaiser und Gefolge durch Nacht und Nebel aus dem Land. Wir lachen über die Alten und ihre körperlichen und geistigen Gebrechen, doch das diese Alten mehr Eier in der Hose bzw. Brust in der Bluse hatten als die meisten von uns jemals haben werden, wird dabei außer Acht gelassen. Das Volk lässt sich weiterhin das Fell über die Ohren ziehen und zeitgleich erhöht sich dieses Dreckspack von politischen Volksverräter in schöner Regelmäßigkeit ihre Diäten.

Falsches Mitleid

Heutzutage weiß jeder was ihn erwartet wenn er den Arbeitsvertrag bei der Polizei unterschreibt. Er weiß, das ihm Steine entgegen fliegen können, er weiß um die abgeneigte Haltung aus Teilen der Bevölkerung ihm gegenüber und er weiß auch, dass er bei der Ausübung der dienstlichen Pflichten um Leben kommen kann. Also hört auf mit dem Herumgejammer, wenn wieder mal irgendwo ein Bulle erschossen wird. Es ist das Berufsrisiko. Die Nation heult schließlich auch nicht herum, wenn ein Bauarbeiter vom Baugerüst in die Tiefe stürzt und stirbt. Nun gut, einige werden sagen, beim Bauarbeiter liegt keine Fremdeinwirkung vor, wie bei dem Polizisten der von einem anderen Menschen umgebracht wurde. Nun, dem halte ich entgegen, das Polizist wie Täter gleichermaßen das Recht besitzen sich in bzw. aus der jeweiligen Situation mit allen Mittel die ihnen zu Verfügung stehen zu verteidigen bzw zu befreien. Der Polizist hat die Wahl: Entweder will er um jeden Preis den Täter dingfest machen oder er lässt ihn laufen und entschärft für sich damit eine eventuell brenzlige Situation. Der Täter hat ebenfalls die Wahl entweder alles daran zu setzen ohne Rücksicht auf die Konsequenzen und sich aus der Hand der Polizei zu befreien oder sich widerstandslos festnehmen zu lassen. Wer sich in die Gefahr begibt, kann darin umkommen.

Der Europäische Frühling

Am Ende hat die Bevölkerung nur die Wahl zwischen einem Leben in Unterdrückung bei dem der Tod auf Raten eintritt oder einem Leben in Freiheit und Selbstbestimmung, das jedoch die Gefahr für Leib und Leben mit sich bringt. Meine Befürchtung ist, dass die meisten lieber mit der Gewissheit auf soziale Absicherung lieber auf Raten dahinsiechen, als ein Mal im Leben die Arschbacken zusammenzukneifen und für das zu kämpfen, was ihnen das Regime vorenthält.

Geschrieben von Olly




eat the world – 2. Lange Nacht der Kulinarik

Eat-the-world, seit 2008 erfolgreicher Anbieter für kulinarisch-kulturelle Stadtführungen, feiert am 24. Mai 2014 zwischen 18:00 und 24.00 Uhr in den Bezirken Kreuzberg, Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Schöneberg zum zweiten Mal mit seiner Veranstaltung »Lange Nacht der Kulinarik« die kulinarische Vielfalt der Hauptstadt. Mit dabei sind je Stadtteil sechs bis acht inhabergeführte und qualitativ hochwertige kulinarische Betriebe, die sich mit ihren Köstlichkeiten sowie unterhaltsamen Programmpunkten vorstellen.

Freuen Sie sich in Kreuzberg zum Beispiel auf das Café »liegberger«, hier steht der Abend unter dem Motto »Art happens«. Außerdem dabei sind »Zum Goldenen Krümel«, bekannt für seine schmackhaften Empanadas, W.E.I.N. eG mit einer besonderen Weinverkostung sowie das Brio Bistro mit italienischen Cocktails und Street Food aus Rom. Bei der Chocolateria Sünde wird es dagegen geradezu verboten süß.

In Friedrichshain weiht das »Teekränzchen« in die Welt des Tees ein, organisiert das Geschäft »Küchenliebe« eine Bowleparty mit Keksquiz und Promi-Rezepten und bietet die Feinbäckerei »Kuchenrausch« drei ganz verschiedene Back-Workshops an. Schnitzel und Shots sowie eine besondere Party-Überraschung erwartet die Gäste bei »Scheers Schnitzel«.

Die Kochschule von Kochen & Würzen in Schöneberg präsentiert einen kreolischen Abend. Eine etwas andere Weinverkostung mit Lambrusco Weinen und Vorspeisen wird von »Enoteca Zagato« angeboten. Für Naschkatzen lohnt sich dann der Besuch beim Cupcakeladen: Hier können Besucher ihren eigenen Cupcakes kreieren.

In Prenzlauer Berg begeistert das »Café Berger« mit einer Ausstellung des ukrainischen Künstlers Ryn Shaparenko.

Bis auf ein geringes Entgelt für die Speisen ist der Besuch der 2. Langen Nacht der Kulinarik kostenfrei. Es werden Programm-Broschüren bei den Partnern ausliegen, die den Weg von Kostprobe zu Kostprobe erleichtern und die Teilnahme am Gewinnspiel ermöglichen. Informationen zum detaillierten Programm sowie über weitere teilnehmende Betriebe entnehmen Sie der Website. Zur besseren Organisation wird um Anmeldung über das Kontaktformular gebeten.

Mail: info@eat-the-world.com

Website: www.lange-nacht-der-kulinarik.de




Der Mut zur Sünde – Eine Ausstellungssuche in den Kirchen Berlins

Ich gestehe, ich bin eine Sünderin. Üblicherweise beginnen meine Tage mit Trägheit und Wollust. Ich bin neidisch auf die, die heute frei haben mögen. Die Gier nach Kaffee entlädt sich in einem wüsten Zornesanfall, wenn ich entdecke, dass ich vergessen habe welchen zu kaufen. Das Frühstück gerät zu einer sanften Form der Völlerei und ohne es verhindern zu können, bin ich bereits vor der ersten Zigarette mehrmals zur Hölle verdammt. Dabei hatte ich mit der Kirche nie viel zu tun. Bis vor drei Jahren. Als ich im Park lag und plötzlich meinte, eine Bilderserie zu den 7 Todsünden beginnen zu müssen. Ein spannendes Thema. Diskussionswürdig. Warum, fragte ich mich, durchsetzen scheinbar antiquierte Moralvorstellungen auch ein Leben, das noch nie in Berührung mit der Kirche kam? Was wäre das Dasein ohne all diese lässlichen Laster? Welchen Stellenwert hat die Völlerei in Zeiten von Essstörungen, Fotomontage und alltäglich gewordener Körpermodellage? Hat sich die Trägheit in unserer Gesellschaft von einer Sünde zur Tugend gewandelt? Ist Geiz wirklich geil? Oder taugt die Kleidung von »kik« tatsächlich qualitativ wenig, wie letztens jemand erstaunt auf Facebook behauptete?

Die Protagonistinnen der Bilder sollten prächtige, dicke Frauen sein. Stehen sie doch für so ziemlich alle Sünden gleichzeitig: sie sind verfressen, missmutig, träge, wollüstig sowieso und neidisch erst Recht. Sind sie das?

Die Arbeit dauerte über 10 Monate. Groß mussten die Bilder sein, wie sollten solch ein Thema und diese Prachtweiber auf kleinem Format schon wirken? Außerdem gehörte die Serie für mich von Anfang an in einen Kirchenraum, der eben wenig nach Miniaturmalerei schreit. Die Modelle zu finden war ein größeres Dilemma, als ich es geahnt hätte. Eine Anzeige in der Zitty, die nach »sehr üppigen Frauen mit weit ausladendem Gesäß« suchte, erbrachte über Nacht drei Zuschriften von Damen, die sich mit 75 Kilo für fett hielten. Am Ende kamen die Protagonistinnen aus allen Teilen Deutschlands. Es war eine wunderbare Arbeitszeit. Die Auslegung der jeweiligen Bildsujets war fast durchgängig humorig und in meiner Absicht, den frohen Sinn des Sündigens darzustellen, gelöst. Die schönste Trägheit ist die nach dem Sex, der Zorn einer Frau, die ihr Brautkleid in die BSR-Tonne stopft, findet sich in einem befriedigten Gesichtsausdruck, es gibt Dinge auf die es sich lohnt neidisch zu sein und was hat es mit dem Geiz auf sich in einem Dasein mit Hartz IV?

Frohgemut und wissend, 7 Werke geschaffen zu haben, die der Betrachtung, des Nachsinnens und der Diskussion würdig wären, begann ich die Ausstellungsbewerbung. Die bereits eintrudelnden ersten Kaufanfragen zu den Bildern wies ich ab. Nicht, dass ich mir das im Geringsten leisten konnte, aber die Bilder sollten gesehen werden, Denkanstöße liefern, Perspektiven ändern, nicht in irgendwelchen Hinterzimmern verschwinden. Ausstellungsangebote von Galerien, die wenig Öffentlichkeit boten, passten nicht. Eine Galeristin schlug vor, die Bilder wegen ihrer großen Formate nur zu fünft aufzuhängen und zwei ins Depot zu stellen. Nun heißt die Serie jedoch 7 Todsünden, nicht »Fünf hängen und zwei stehen im Depot«. Eine Kirche in Kreuzberg sagte zu, schrieb mir dann aus Panik vor der Wirkung der Bilder eine völlig idiotische Hängung vor. Geheul und Gestampf der Verantwortlichen und Vorwürfe über meine Sturheit und dann die Absage. In der nächsten Kirche beschloss der einberufene Gemeindekirchenrat, die Bilder wären »den Kirchgängern nicht zuzumuten«. Ich stand gerade unter der Dusche, als ein angefragter Kunstverantwortlicher der Berliner katholischen Kirchen anrief und sehr nett bescheinigte, dass die Bilder toll wären, aber die katholischen Kirchen überhaupt keine Ausstellungsflächen hätten. Die Matthäus-Kirche, die ständig hervorragende Ausstellungen präsentiert, wird von einer Stiftung geleitet, die sich die Kunstförderung auf die Fahnen geschrieben hat und von den Künstlern unter anderem erst einmal einen Nachweis fordert, dass sie von ihrer Kunst leben können. Ein Pfarrer aus Charlottenburg mailte, er hätte die Bilder gern ausgestellt, aber »sich gegen eine ängstliche Mehrheit nicht wehren können«. Ein Projekt, das sich großspurig „Frauen und Kunst“ nennt, von der Europäischen Union, dem Bundesverwaltungsamt, dem Land Berlin und wem noch alles finanziert wird, antwortete plump, für nächstes Jahr gäbe es keine freien Ausstellungen mehr. Viel Glück, Frau Hübner, versuchen Sie es doch woanders. Die meisten Anfragen an sogenannte Kunstkirchen erfuhren nicht einmal eine Antwort. Ansonsten wurden plötzlich die Ausstellungskonzepte geändert, Heizungen eingebaut, nur noch Installationen zugelassen. Und immer wieder wurde die Zumutung der Bilder für sämtliche Kirchenbesucher bescheinigt. Irgendwann war ich mir sicher, die Satanischen Verse gemalt zu haben und nicht in Berlin im Jahr 2013, sondern einer kleinen bayerischen Gemeinde zu leben.

Nach weit über zwei Jahren ein kaum noch erwartetes Happy End dieser Absurditäten. Pfarrerin und Pfarrer der Martin-Luther-Kirche in Neukölln war von den Bildern hingerissen. »Das machen wir, Frau Hübner.« Die für ein sehr offenes Gemeindeleben bekannte Kirche besitzt unter anderem ein Altarbild, in dem sinnreicherweise auch ein fröhlich hinterm Strauch hervorblinzelnder Teufel vorkommt. Das Kunstfestival 48h Neukölln rief das Thema »Courage« aus, die Serie wird in diesem Sinne und als Festivalbeitrag ausgestellt. Gegen wiederum aufkommende Bedenken setzte sich der Pfarrer Alexander Papst durch, was dem Festivalthema nur gerecht wird. Begleitet wird die Ausstellung von weiteren Künstlern wie Thomas Papst und Stella Ahangi, die prächtige eigene Interpretationen zum sündigen Lebensentwurf präsentieren. 3 Tage lang werden die Bilder nun endlich zu sehen sein. 7 dicke Frauen mit dem Mut zur Sünde.

Geschrieben von Sandra Hübner

Ausstellung »Zwischen Entzücken und Bedauern – zur Aktualität der 7 Todsünden«, Martin-Luther-Kirche Neukölln, 27.6.-29.6.2014

www.sandrahuebner.de




Das Coffee Shop Projekt – Jonas Schemmel (Bündnis 90/Die Grünen) im Interview

Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder Diskussionen über die Legalisierung von weichen Drogen wie Marihuana und Haschisch. Nun, da die Drogendealer mit ihrem Treiben im Görlitzer Park eine Belastung für die Anwohner und Parkbesucher darstellen, wurde das Thema Legalisierung weicher Drogen von staatlicher Seite erneut aufgegriffen um das »Problem« zu beseitigen. Diesmal von der Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrman (Bündnis90/Die Grünen). Zum Ende des Jahres 2013, gab es eine Informationsveranstaltung und die Hoffnung der Kiffer erwuchs, bald eine legale Bezugsquelle für das heiß begehrte Kraut zu haben. Doch ganz so einfach scheint sich das Vorhaben Coffee-Shop-Kreuzberg nicht zu gestalten. Irgendwie ist Sand im behördlichen Getriebe.

Als bürgernahe und neugierige Redaktion haben wir Monika Herrman zum aktuellen Stand der Dinge befragt. Ganz nach dem Motto: Nichts wird so heiß geerntet, wie es geraucht wird, habe ich Herrmann meine Fragen zukommen lassen, die diese an Jonas Schemmel weiterleitete um ihm, als Fraktionssprecher und drogenpolitisch besser informierten den Vortritt um die Beantwortung der Fragen zu lassen

Schemmel: Eine Bemerkung vorweg: Die Regelungen innerhalb des Betäubungsmittelgesetzes, vor allem des Pragraph 3, der die Ausnahmen vom absoluten Verkehsverbot regelt, sind recht strikt. Es gilt also, sich klar in diesem engen Rahmen zu bewegen und dennoch ein Projekt zu erarbeiten, welches in den Bezirk passt.

Dies ist aufwendig und kompliziert und wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Einige Veranstaltungen dazu wird es noch vor der Sommerpause geben, welche sich auch mit einigen unten aufgeworfenen Fragen beschäftigen. Mit Fertigstellung des Antrags an das zuständige Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte ist nicht vor September zu rechnen wie immer klar gemacht wurde.

Wer (1,50 Euro-Jobber, eine Privatperson, ein Dealer aus dem Park, ein Apotheker) soll den Coffee Shop leiten bzw. die Drogen verkaufen?

Schemmel: Laut Gesetz muss die Abgabe durch eine qualifizierte Fachperson erfolgen, d. h. durch jemanden, der eine entsprechende Ausbildung besitzt. Es ist nicht Sinn und Zweck, dies durch unqualifizierte Personen durchführen zu lassen, da dies ja auch eines der Nachteile des Schwarzmarktes ist.

Als wie wahrscheinlich erachten Sie, dass dem Antrag auf die Freigabe für den Verkauf von weichen Drogen stattgegeben wird?

Schemmel: Die Erfolgswahrscheinlichkeit lässt sich schwer prognostizieren. Klar ist, dass es ein anspruchsvolles Projekt ist, aber durchaus Chancen hat. Wir werden die Vorgaben des Gesetzes mit dem Antrag soweit es geht erfüllen – und gehen davon aus, dass das Bundesinstitut keine politische, sondern eine fachliche Entscheidung fällt.

Wo soll der Laden eingerichtet werden?

Schemmel: Der genaue Ort des Ladens steht nicht fest. Es soll nicht nur einer werden und er soll nicht direkt im Görlitzer Park sein – dies wäre wohl eine zu große Belastung für Grünfläche und Anwohnerschaft.

Was passiert mit den Dealern?

Schemmel: Eine kontrollierte Abgabe von Cannabis kann nicht alle Probleme lösen, die am Görlitzer Park bestehen. Diejenigen Händler, die Flüchtlinge sind, müssen legal arbeiten dürfen. Dies bleibt unsere politische Forderung, für die wir weiter kämpfen.

Wer kontrolliert den Betrieb bzw. die Qualität der angebotenen Waren?

Schemmel: Dies sollte ebenfalls durch ensprechende Fachpersonen passieren, die vom Bezirk eingesetzt werden bzw. mit dem Bezirk koordiniert vorgehen. Im besten Fall beziehen wir die Substanzen von einem bereits anerkannten Hersteller, der kontrolliert wird.

Befürchten Sie Widerstand seitens der Dealer, die in dem Coffee Shop einen Konkurrenten sehen werden, der einhergeht mit dem Verlust ihres »Arbeitsplatzes«?

Schemmel: Nein.

Welche Preisvorstellung gibt es für ein Gramm Cannabis bzw. Haschisch inkl. Mehrwertsteuer?

Schemmel: Der Preis sollte den Preis auf dem Schwarzmarkt nicht wesentlich übersteigen und die Wirtschaftlichkeit des Projektes aufrecht
erhalten. Im Moment können wir nur grob schätzen: 8 – 12 Euro.

Haben Sie schon mal Marihuana oder Haschisch konsumiert?

Schemmel: Ich halte diese Frage für irrelevant in diesem Zusammenhang, aber trotzdem: Frau Herrmann trinkt nur Alkohol und raucht Zigaretten.

Ich bedanke mich bei Jonas Schemmel für die Beantwortung der Fragen und schwenke nun auf die Betrachtung der Sachlage in anderen Ländern um. Ganz nach dem Motto: Andere Länder andere Sitten, gehen die Staaten ganz unterschiedlich mit der Handel und dem konsum von weichen Drogen um.

Während man insbesondere in asiatischen Ländern mit drastischen Strafen zu rechnen hat wenn man mit Drogen ganz gleich welcher Art erwischt wird, verlassen Staaten wie die USA, Bundesstaat für Bundesstaat, ihren Standpunkt der unerbittlichen Drogenprohibition und passen die Gesetze den neuen Begebenheiten an.

In den Staaten Colorado und Washington State ist Marihuana bereits legalisiert und Kalifornien, Oregon, Arizona und Washington D.C planen Legalisierung. In Alaska sammeln die Befürworter der Legalisierung Unterschriften für einen Volksentscheid, der am 19. August 2014 stattfinden soll. In Alaska war der Besitz von 124 Gramm Marihuana und 24 Pflanzen in den Jahren von 1975-1990 erlaubt. In Südamerika hat Uruguay seit dem 11. Dezember 2013 den Anbau und den Verkauf unter staatlicher Kontrolle legalisiert. Bis zu 40 Gramm im Monat, darf jeder Erwachsene in Apotheken erwerben. Und wenn man den Worten von Wikipedia Glauben schenken darf, hat Nordkorea Marihuana nicht als illegale Droge eingestuft (Stand vom 4. Juli 2013)

In Spanien gibt es die sogenannten Cannabis-Clubs, in denen Mitglieder legal mit Marihuana versorgt werden. Die Menge die jedes Mitglied erhält orientiert sich an der Höhe des gezahlten Mitglied-Beitrags. Die Niederlande haben hingegen auf Grund des stetig steigenden Drogentourismus´ den Verkauf an Nicht-Niederländer reglementiert. Laut Gesetz dürfen Händler nur noch an Ausländer verkaufen, wenn diese vor Ort konsumieren. Ob sich die Händler jedoch immer daran halten, darf bezweifelt werden.

Neben dem Rauschmittel ist Cannabis aber auch als Arzneimittel im therapeutischen Einsatz. Nachgewiesen ist die Wirksamkeit bei Übelkeit, Erbrechen und Kachexie. Darüber hinaus weisen zahlreiche Studienergebnisse auf die positiven Wirkung hin, die Cannabis in der Schmerztherapie, bei Depressionen und bei Autoimmunerkrankungen erzielt.

Fazit: Ganz gleich wie die Entscheidung im Fall »Ein Coffee Shop für Kreuzberg« ausfallen wird, der Staat wird sich nicht auf Dauer dem Willen von einem nicht geringen Teil des Volkes widersetzen können.

Geschrieben von Olly