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Kategorie: Kultur - Der Kreuzberger

Touri Tipp – Oranienstraße

Die Oranienstraße ist die berühmteste Straße im Kreuzberger “SO 36”. Sie ist zudem die Flaniermeile des Bezirks. Hier reihen sich Bars, Cafes, Kneipen kleinere und größere Geschäfte aneinander. Benannt wurde sie nach dem niederländischen Fürstenhaus “Oranien”. Ihren Anfang hat die “O-Straße”, wie sie auch gerne im Kiezjargon genannt wird, an der Kreuzung Skalitzer-/ Manteuffelstraße. Direkt an der U- Bahn Station Görlitzer Bahnhof. Wer von hier aus die Tour startet, gelangt als erstes zum Heinrich Platz. Es bietet sich an, hier einen Augenblick zu verweilen und das überwältigende Angebot der verschiedenen Cafes und Kneipen auf sich wirken zu lassen. Wenn man dann die Oranienstraße weiter hoch läuft, gelangt man, vorbei am “SO 36”, an die Kreuzung Adalbertstraße. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung bis zum “Kreuzberg Museum”, in der Adalbertstraße 95 a. Vorbei an zahlreichen Geschäften und weiteren Cafes gelangt man nun zum Oranienplatz. Dieser Ort ist der Ausgangspunkt der alljährlichen 1. Mai Demonstration. Der Demonstrationszug setzt sich von hier aus in Richtung Görlitzer Bahnhof in Bewegung und folgt, wenn er denn dann der Staatsgewalt nicht entgleitet, einer zuvor festgelegeten Route durch den Kiez.

Ab dem Oranienplatz wird es spürbar ruhiger. Das Bild einer lebendigen Straße geht mehr und mehr in die Gelassenheit eines Wohngebiets über. Der Moritzplatz ist sozusagen der Ausläufer der Partymeile. Von hier ab begibt man sich in reines Wohn- und Bürogebiet. Auf dem Weg hierdurch kann man etwas Ruhe tanken. Denn von hier aus gelangt man, folgt man der Oranienstraße weiter, unweigerlich zum Checkpoint Charlie. Dem wohl bekanntesten unter den ehemaligen Grenzkontrollpunkten. Aber nun erstmal zurück zum Wohn-/ und Büro-gebiet. Denn auch hier gibt es doch noch das ein oder andere zu sagen. Auf der Seite des Waldeckparks, nur ein paar Meter entfernt, liegt die gut bewachte Bundesdruckerei. Anfragen auf kostenlose Abgabe von Fehldrucken kann man sich schenken. Meine Bitte diesbezüglich wurde jedenfalls abgelehnt.

Am Ende der Oranienstraße, an der Kreuzung Lindenstraße/ Axel-Springer-Straße findet man, wie einem der Straßenname schon verrät das “Axel Springer Haus”. In früheren Jahren reichte die Oranienstraße bis zur Kreuzung Koch-/ Ecke Friedrichstraße. Die Umbennenung des Teilstücks zwischen Axel-Springer- Straße und Friedrichstraße in Rudi-Dutschke- Straße, fand am 30. April 2008 statt.

Nicht unerwähnt sollte bleiben, daß einige später sehr bekanntre Geschäfts-leute ihren Ursprung in der Oranien-straße hatten. So gründete zum Beispiel Georg Wertheim sein Warenhaus “Wertheim” im Haus Nummer 53/54. Auch Julius Klausner gründete in dieser Straße (Nr. 34) sein Schuhgeschäft mit dem Namen “Leiser”. Der “Apollo-Musikverlag”, von Paul Lincke gegründet, war in Hausnummer 64 zu finden.

TIPP: Das “CORE TEX” in der Oranienstr. 3 sollte man in jedem Fall mal ansteuern. Das “Hanf Haus” in der “O”-Straße 192 bietet Mode, Accessoires, Kosmetik und Lebensmittel, überwiegend aus Hanf produziert. Für das leibliche Wohl kehrt man am besten im “Max & Moritz”, in der Oranienstraße 162, ein. Von der vegetarischen Kartoffelsuppe, über das legendäre Wiener Schnitzel bis hin zum Ur-Berliner Eisbein läßt die Küche keine Wünsche offen (täglich ab 17.00 Uhr geöffnet).

Verkehrsanbindung:

U1 – Görlitzer Bahnhof

U5 – Moritzplatz




Das Glück liegt auf der Straße…

…besser gesagt steht es auf der Straße. Fast jedem Spaziergänger sind in den letzten Woche die Schneeskulpturen von Holger, dem Betreiber des Cafés “Les Enfants Gatés” aufgefallen. Er hatte die besinnlichen Weihnachtseiertage dazu genutzt, seiner künstlerischen Ader freien Lauf zu lassen. Somit erfreute zunächst erst ein einzelnes (Glücks-)Schwein die Herzen der Spaziergänger. Damit es aber nicht so allein in der Gegend herumstand folgte ein zweites, etwas kleineres Schwein. Wegen der “unvorhersehbar harten Witterungsbedingungen” bekamen die Schweinchen inzwischen auch einen “Schal” umgebunden. Mitte Januar kam dann noch der original-getreue Nachbau des Pariser Eiffelturms dazu. Nun bleibt nur zu hoffen, dass uns der Winter und somit die Kunstwerke noch eine Weile erhalten bleiben.




Polen zuhause

Im multikulturellen Wrangelkiez kann man u. a. Netzwerke von Nationalitäten herausschneiden und unter die Lupe nehmen. Meistens ergeben sich keine eindeutigen Aussagen zu den Gruppierungen. Sind alle Italiener in einem bestimmten Café in der Wrangelstraße zu Gast oder gehen alle Spanier ins Restaurant an der Ecke Falckensteinstraße? Netzwerke gibt es trotzdem; ist es nicht so, dass Zugezogene ihresgleichen aufsuchen? Diese „zufällig“ entstandenen Gruppen nehmen aber auch scheinbare Außenseiter auf. Ich bin in eine Polnische verwickelt. In der Schlesischen Straße gibt es seit langem ein Lokal, in dem man Bigos und entsprechendes Bier bestellen kann.

Als Maler auf der Straße und langjähriger Kiezbewohner ergeben sich – zwangsläufig – viele Kontakte zu allen möglichen Menschen. Von polnischen Freunden bin ich mehrmals nach Gdansk eingeladen worden. Wenn ich mich im Gdansker Stadtteil Wrzeszcz aufhalte, denke ich assoziativ an den Wrangelkiez bzw. daran wie Kreuzberg vor der Gentrifizierung aussah. Ich wurde inspiriert, diesen Vergleich durch das Malen auszuforschen.

An meinem ersten Tag beim Malen in Wrzeszcz wurde ich von Andrzej, der dort ein Nachbarschaftsnetzwerk aufbaut und managt, auf der Wajdeloty Straße angesprochen. Er wittert eine internationale Anerkennung seines Stadtviertels. In Wrzeszcz trifft man – was für eine Überraschung – fast nur Polen, aber nicht ganz: Es kommen deutsche Touristen, die mich nach dem Weg zum Geburtshaus von Günter Grass fragen. Übrigens, es kommen Millionen jährlich zu meinen Geburtsort, Newark, New Jersey, wo sich ein internationaler Flughafen befindet.

Vom Bahnhof Wrzeszcz aus laufe ich durch den Kiez zu Freunden, die mich und meine immer mehr werdenden Ölbilder aufgenommen haben. Auf dieser Strecke ist eine Vielfalt der Architektur und des städtischen Raumes zu beobachten. Ich möchte die Wajdeloty Straße mit ihren Geschäften des täglichen Gebrauchs mit der Wrangelstraße vergleichen: Wrzeszcz ist auch von einer Bahnlinie durchschnitten. An der Bäckerei Paradowski komme ich nicht vorbei ohne Kuchen zu kaufen.

Die gedrungene Säule am Eckeingang ist ein markantes architektonisches Element in der Straße. Wie in vielen der hundertjährigen Gebäude wurden die Fensterrahmen und Laibungen weiß gestrichen. So ergibt sich ein starker Kontrast zu den grauen abgenutzten Fassaden. Die Straße mündet in ein kleines Rondell, worauf sich ein Kastanienbaum ausbreitet. Von dort aus folge ich einem schmalen Kanal durch einen kleinen Park, der als Hundeauslauf genutzt wird. Danach überquere ich eine mehrspurige Verbindungsstraße mit Straßenbahnverkehr und gelange zu einem Teil von Wrzeszcz, der früher als „Neuschottland“ bekannt war.

Wenn ich vor Ort und in der Öffentlichkeit male, werden schließlich viele neugierige Menschen herangezogen, und es entwickeln sich oft interessante Gespräche mit Alkoholikern, Großmüttern, die ihre Enkel in Kinderwägen herum kutschieren, mit Professoren, Unternehmern und auch mit so manchen Polen, die inzwischen in den USA und im europäischen Ausland wohnen und zu Besuch sind. Ich unterhalte mich auch mit jungen neu hinzugezogenen Akademikern. Sie alle sind wie die Wrangelkiezbewohner stolz auf ihren Kiez. Da mein polnischer Wortschatz nicht mal eine Pierogi ausfüllen kann, entstehen doch mit Hilfe von Englisch und Deutsch einige informative Gespräche. Sie waren zum Teil erstaunt, dass jemand aus der Ferne die Leidenschaft für ausgerechnet ihren Kiez teilt und Ölbilder von scheinbar zufälligen Gebäuden und Plätzen, einschließlich des Graffitis, malt.

Einige haben jedoch versucht, mich ins Zentrum Danzigs zu lenken, wo sich alle Touristen sammeln (und das aus gutem Grund, denn die bis ins Detail wiederhergestellte Altstadt ist in der Tat sehr schön). Doch mein Hauptinteresse bleibt weiterhin der echte Alltag. Die Menschen leben in abgenutzten und in renovierten Häusern und “Blocks”, lassen sich die Haare beim “fryzjer” schneiden und kaufen leckeren Kuchen beim “cukiernia”, spazieren am Kanal entlang, und lassen ihre Kinder in den Parks spielen.

William Wires, Jan. 2010




Der Kreuzberger in eigener Sache

Auch wenn das diesjährige redaktionelle Motto lautet: Alles bleibt beim Alten. So gibt es dennoch einige Neuerungen und Informationen die wir selbstverständlich nicht unerwähnt lassen möchten. Sicherlich hat sich der ein oder andere von euch gefragt: Welchen tieferen Sinn das Loch an der oberen linken Ecke des “Kreuzbergers” in sich birgt.

Die Erklärung dazu ist so simpel wie genial zugleich: Die technische Abteilung von “Der Kreuzberger” hat weder Kosten noch Mühen gescheut und monatelang Entwicklungsarbeit auf dem Sektor Printmedien-Veredelung betrieben. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse in den durchgeführten, unzähligen und manchmal nicht ungefährlichen Versuchsreihen, haben das nun euch vorliegende Ergebnis hervorgebracht von dem wir überzeugt sind, dass es den enormen Forschungsaufwand der betrieben wurde, rechtfertigt.

Der – DKWH 2010 – “Der Kreuzberger WandHalter 2010”. Ein Muss für jedeN “Kreuzberger”-LeserIn. Denn die vor der Markteinführung in Auftrag gegebenen, von einem unabhängigen und nicht bestochenem Unternehmen durchgeführten, Marktforschungsarbeiten haben bei Testprobanten zu folgendem Resultat geführt: 98,67 % der Befragten äußerten sich durchweg positiv, lobten die aufwendige Verarbeitung und das zugleich dezent gehaltene Design. Somit fügt sich der DKWH 2010 in fast jedes Wohnbild nahezu perfekt ein, wodurch ein variables Einsatzgebiet zur Verfügung steht. Ob am Tischbein vom Esstisch, dem Schreibtisch auf der Arbeit oder einer Fuge im Bad, zentral an der Notdurft – Verrichtungsstation oder der Badewanne,

“Der Kreuzberger Wandhalter 2010” ist ein Einrichtungsgegenstand der bei Besuchern einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird. An diesem Punkt möchten wir uns noch einmal für das innenarchitektonische und raumgestalterische Einfühlungsvermögen aller an der Entwicklung Beteiligten bedanken.

Um das Einsatzgebiet zu maximieren, wurden zwei verschiedene Bauarten entwickelt. Es gibt zum einen den DKWH 2010 wie er dieser Ausgabe bei liegt und den DKWH 2010 GF der gegen eine Schutzgebühr von 2,50 € erhältlich ist. Während sich das Standartmodell an fast allen Stellen aus Ziegeln, Gipskartonplatten, Holz und ähnlichem installieren lässt, steht die Bezeichnung “GF” für “Glatte Flächen” und ist somit ausschließlich für einen Untergrund aus Glas und Fliesen geeignet. Dieser ermöglicht zudem einen mobilen Einsatz und ist rückstandslos wieder zu entfernen. Beton ist somit das einzige Material das sich nicht für die Installation des DKWH 2010 eignet.

Als besondere Herausforderung für die Forscher gestalteten sich die Vorgaben seitens des “Kreuzbergers”. Die da waren: Lange Haltbarkeitsdauer und vandalismusresistent. Aber auch diese Punkte wurden, zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt. Das umfangreiche Informationsmaterial und eine detaillierte Gebrauchsanweisung (auf den Mittelseiten dieser Ausgabe) ermöglichen eine benutzerfreundliche Handhabung.

Nachforschungen haben ergeben, dass “Der Kreuzberger” die wahrscheinlich einzigste Zeitung weltweit ist, die eine integrierte Wandhalterung und eine dazugehörigen Wandbefestigung als Service für seine Leserinnen und Leser anbietet.

Da wir leider keine Lagerkapazitäten besitzen, wurde der “DKWH 2010” auf eine Stückzahl von 999 limitiert und ist ausschließlich als Beilage in dieser Ausgabe erhältlich. Der “DKWH 2010 GF” ist aufrund der enormen Produktionskosten ebenfalls in seiner Stückzahl limitiert (25 St.). Diese sind ab dem 01.02.10 in der Redaktion vom “Der Kreuzberger”, Wrangelstraße 54 in 10997 Berlin, gegen eine Schutzgebühr von 2,50 €/St. zu erwerben.

Jetzt bleibt mir nur noch zu hoffen, dass “Der Kreuzberger” einen angemessenen Platz in eurer Wohnung, dem Büro oder wo auch sonst, erhält.




Hubert Burczek, seine Frauen und die Bretter, die die Welt bedeuten

Oh ja, Frauen spielten in Huberts Leben immer eine wichtige Rolle. Ob es seine Mutter war, die für ihn in seinem eigenen Jeans – Laden arbeitete, seine Tante, die sein Talent förderte, oder aber die Frau, die uns gerade ganz aktuell gegenüber saß, seine Managerin. Sie war es auch, die uns nach zähen Verhandlungen erlaubte, ein Interview mit Hubert Burczek zu führen.

So erfuhren wir, dass Hubert am 29.01.1955 in dem schönen kleinen Städtchen Gelsenkirchen geboren wurde. Dort wuchs er behütet von Mutter und Vater bis zu seinem 6. Lebensjahr auf. Dann kam das erste einschneidende Erlebnis seiner Kindheit. Der Umzug von Gelsenkirchen in das kleine beschauliche Städtchen Münchberg in Oberfranken. Laut Aussage von Hubert hinterließ dieser Umstand aber keine bleibenden Schäden (was bemerkenswert ist, wenn man Münchberg kennt – Anm. d. Red.). Diesem Umzug ist es zu verdanken, dass es aus seiner Jugend nichts Verwerfliches, Abenteuerliches, Trauriges oder gar Lustiges zu berichten gibt. Nichts, nada, niente. Da soll mal ein Neuköllner Intensivtäter behaupten, er hätte eine beschissene Jugend gehabt. Lächerlich. Bis zu Huberts 18. Geburtstag.

Ab diesem Tag, so scheint es, eröffnete sich eine neue Welt für ihn. Er begann mit den Unterrichtsstunden für den Führerschein für das Auto und Motorrad und bestand die Prüfung nur kurze Zeit später. Seitdem war keine Landstraße mehr vor ihm und dem VW-Käfer seiner Mutter sicher. Noch im selben Jahr fuhr Hubert mit seiner 750er BMW von Münchberg nach Monte Cassino. Im strömenden Regen schaffte er die Strecke in zweiundzwanzig Stunden. Völlig erschöpft aber zufrieden kam er dort an, nur um drei Tage später die selbe Strecke wieder zurück zu peitschen. Die Zeit vor Ort nutzte er aber dafür um so sinnvoller, indem er seinen Freunden bei der Pflege der dort liegenden Kriegsgräberstätten half. Es war dasselbe Jahr, in welchem er den bereits zuvor erwähnten Jeans – Laden eröffnete. Der Slogan, der auf der Schaufensterscheibe stand: “Bei uns ist Jeansanprobe kein Theater”, verschafft mir eine geniale Überleitung zum zweiten Thema in Huberts Leben.

 

Die Schauspielerei

Was er damals noch nicht zu erahnen vermochte, es würde auch das Jahr werden in dem, streng genommen, seine Karriere begann. Zum ersten Mal in seinem Leben stand er auf einer Bühne und gab sein Talent zum Besten. Am Städtebundtheater in Hof spielte er, in einer ausgeflippten Anti-Drogen-Theateraufführung, die Rolle eines sechzehn-jährigen Jugendlichen, der zum Drogenkonsum verführt werden soll. In den Jahren von1975 bis 1977 nahm er bei Paul Bösiger, einem Charakterdarsteller, seinen ersten Schauspielunterricht. In dieser Zeit bekam er auch sein erstes Engagement am Fränkisch – Schwäbischen Städtetheater Dinkelsbühl. Danach spielte Hubert überwiegend in freien Gruppen bis hin zum Bauernschwank. Nachstehend findet ihr eine kleine Auswahl seiner bis dato gespielten Theaterrollen:

´Der Mann´ in “Rattenjagd” von Peter Turrini, ´König Peter´ in “Leonce und Lena” von Georg Büchner, ´Karl von Moor´ in “Die Räuber” von Friedrich Schiller, ´La Fleche´ in “Der Geizige” von Moliére Sowie die Titelrollen in “Don Quijote” von Jewgenij Schwarz, “Jedermann” von Hugo von Hofmannsthal und “Johan vom Po entdeckt Amerika” von Dario Fo.

Nachdem er über zehn Jahre in verschiedenen Theatern die unterschiedlichsten Charaktere verkörpert hatte, begab er sich 1991 noch einmal in die Rolle des “Lehrlings”. Bei Michael Hochstrasser arbeitete er etwas über ein Jahr, um sich für seinen Traumjob, die Schauspielkunst, weiter zu qualifizieren. Danach spielte er wieder an den kleinen und großen Bühnen des Landes. Seine Film- und Fernsehlaufbahn, die bereits 1990 mit einer Rolle in dem Film “Trabi goes to Hollywood” begann, kam 2003 richtig in Fahrt. So arbeitete er unter anderem in Serien-Produktionen wie “Marienhof” (ARD/2003), “Der Bulle von Tölz” (SAT1/2005) “Pfarrer Braun” (ARD/2006) und “112 – sie retten dein Leben” (RTL/2008).

Mehrfach spielte er bei “Aktenzeichen XY – ungelöst” mit – aber nie, wie er betonte, als Gangster. Durch den selben Zeitraum hindurch zogen sich Aufnahmen für Werbespots verschiedener Firmen. Seine erste durchgehende Filmrolle erhielt er 2006, als Otto Bichler” in “Endlich Samstag!”, eine Produktion des Bayrischen Rundfunks. Diese Rolle spielte er annähernd zwei Jahre lang, bis 2007.

Bevor wir nun zum aktuellen Höhepunkt kommen, ist dies, der richtige Zeitpunkt und genau die richtige Stelle, Huberts Bitte nachzukommen: Einer General – Danksagung, bei der er als erstes seine Tante Helga genannt wissen wollte. Sie unterstützte sein Talent von Anfang an und auch in jeder Hinsicht. Brauchte er Motivation, gabs schon mal einen Tritt in den Hintern. Brauchte er mal´ne Mark, bekam er sie. Mussten Gebühren für Kurse oder ähnliches bezahlt werden, beglich sie die Rechnung. So dass am Ende ein ganz dickes DANKE steht. Mit einem nicht minder großen DANKE geht es weiter. Diesmal ist es an die “Zentrale Auslands- und Fachvermittlung – Künstervermittlung” (ZAV) gerichtet, die Hubert Burczek in allen Belangen unterstützen und jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zu guter Letzt ist Jutta Wunderlich, seine jahrelange Managerin und Weggefährtin an der Reihe. Sie ist 24 Stunden im Einsatz, um ihren Schützling an den richtigen Stellen ins Gespräch und somit ins Geschäft zu bringen. Womit wir dann auch schon beim aktuellen Highlight wären.

“Lenßen -Der Film”

Und genau an dieser Stelle des Interviews setzte seine Managerin das “Fräulein Rottenmeier” – Gesicht auf und zensierte, was das Zeug hielt. Bei diesem Thema verstand sie, aufgrund der Aktualität, keinen Spaß und so hieß es des Öfteren und fast ausschließlich: “Nein”, “das geht nicht”, “das geht auch nicht”, “und das kannst du auch nicht schreiben”. Alles was ich schreiben durfte, ließ ich mir mit einem Nicken ihrerseits absegnen, sodass am Ende zu diesem Teil von Huberts Karriere folgende Zeilen übrig blieben: Die Aufnahmen zu “Lenßen – Der Film” begannen am 21. November und waren nach dreiwöchiger Drehzeit am 5. Dezember 2009 beendet. Hubert wurde für diesen Film, entgegen aller sonstigen Engagements, direkt gebucht. Was soviel heißt, Produktion und Regie wussten, als sie das Drehbuch vor Augen hatten, wen sie für die Rolle des Großvaters unbedingt haben wollten. So kam es, dass kein geringerer als Hubert Burczek, der für den Film den Namen `Hans` bekam, diese Rolle einzigartig umsetzte.

Gedreht wurde an verschiedenen Orten rund um den Bodensee, unter anderem in Stockach, Radolfzell und Bodman – Ludwigshafen. Letzterer ist auch der Ort, in dem der Jurist Ingo Lenßen (48), seine eigene Kanzlei betreibt. Einige von euch werden ihn aus der Fernsehserie “Lenßen & Partner” kennen. Und eben dieser gute Mann sorgt auch in seinem richtigen Leben für Recht und Ordnung. Mit diesem Film erfüllte er sich gemeinsam mit der Firma seiner Frau, der “Neue Moustache Produktion”, einen lang gehegten Traum. Dass der komplette Film in nur drei Wochen abgedreht war, ist vermutlich auch der Tatsache zu verdanken, dass neben der “Lenßen & Partner” – Crew, auch die “Ermittler” aus der Serie daran mitwirkten.

So waren von Beginn an alle aufeinander eingestellt und es konnte von der ersten Minute an professionell gearbeitet werden. Auch Hubert kannte das gesamte Team von mehreren gemeinsamen Projekten und so war es auch für ihn kein ungewohntes Terrain, auf dem er sich dort zwischen all den Kriminologen bewegte.

Über den Inhalt des Films äußerte sich Ingo Lenßen gegenüber dem Singener Wochenblatt vom 10.11.2009 mit den Worten: “Es ist eine Erzählung, die Einblick in Menschen und Charaktere bietet, die sich in Extremsituationen befinden”. Für alle die gespannt auf die Veröffentlichung warten, darf ich noch verraten, dass der Film im Frühjahr 2010 in ausgewählten Kinos im gesamten Bundesgebiet zu sehen sein wird.

Nun verlassen wir die darstellende Kunst und begeben uns in einen anderen, nicht minder spannenden Arbeitsbereich von Hubert, das Tonstudio. Dies war auch wieder ein Thema, bei dem sich Jutta ganz entspannt in die bequemen Lounge-Sessel zurücklehnte und Hubert frisch und frei von der Leber, von seinen Erlebnissen, berichten ließ.

Nein, keine Sorge. Hubert Burczek ist nicht die Art von Schauspieler, der vom Leben im Rampenlicht nicht genug bekommen kann und deswegen auch noch eine CD mit seiner Sangeskunst aufnehmen muss. Ganz im Gegenteil.

Als Sprecher für Film und Fernsehen, lieh er zum Beispiel ´Rick Battaglia´ in “Shatterhand und Winnetou” und in “Shatterhand im Tal der Toten”, eine Universum Film/ Plus Entertainment Produktion aus dem Jahr 2005, seine Stimme. Desweiteren war er in “Mythen der Südsee”, einer fünfteiligen Dokumentationsreihe vom Bayerischen Rundfunk, sowie in einem Dokumentarfilm mit dem Titel “Auf den Spuren Winnetous” von Kabel 1, zu hören. Auf dem Gebiet der Synchronisation konnte Hubert in gleich drei Rollen bei dem Film “Cars” aus dem Jahre 2006, glänzen. Dort gab er unter anderem “Scooter I” und dem Wohnmobil seine Stimme.

Nachdem wir jetzt die gesamte Vergangenheit von Hubert in groben Zügen durchleuchtet hatten, wollte ich natürlich auch noch wissen, was er für die Zukunft geplant hat. So erfuhr ich vor Abschluss unseres Gesprächs noch, dass er gerne mal gemeinsam mit dem Schauspieler Matthias Brandt vor der Kamera stehen würde. Ansonsten erzählte Hubert noch, daß das Geschäft als Schauspieler ein hartes Brot ist: Casting in München, Vorsprechen für eine Rolle in Berlin und immer unterwegs. Aber egal, bei allen “unvorhersehbar harten Witterungsbedingungen” ist Hubert immer pünktlich zur Stelle, wenn es mal wieder heißt: Achtung. Kamera – Kamera läuft. Ton – Ton läuft. Uuund Action.

Mehr Informationen über Hubert findet ihr online auf seiner Homepage unter: www.burczek.de

Ich bedanke mich bei Jutta und Hubert für das Interview.




Der Viktoriapark (1821 – 2010)

Allen Besuchern und Bewohnern dieses schönen Bezirks, Kreuzberg, möchten wir heute den Viktoriapark etwas näher bringen und somit auf eine “Naherholungsfläche”, wie der Park, der auf und um den Kreuz-Berg herum angelegt wurde, im Amtsdeutsch auch genannt wird, hinweisen wollen.

Der Hügel auf dem der heutige Viktoriapark angelegt wurde, war ursprünglich eine unbewaldete Erhebung in der weitläufigen Landschaft. Diese natürliche Erhebung stellt die Ausläufer der Berlin-Brandenburgischen – Hochfläche dar. Die Geschichte um den “Berg” begann 1821 mit der Errichtung des National-Denkmals durch Karl Friedrich Schinkel. Das Denkmal in Form eines Kathedralturmes trägt auf seiner Spitze ein Hochkreuz, das später Namensgeber für den Berg und für den um ihn entstandenen Bezirk wurde.

Das Denkmal erinnert an die Schlachten des Befreiungskrieges (1813 bis 1815) gegen Napoleon. Zunächst nannten ihn die umliegenden Siedler “Tempelhofer Berg” oder auch “Runder Weinberg”, da an seinem Südhang seit dem 16. Jahr-hundert Wein angebaut wird. Dieser ist unter dem Namen “Kreuz-Neroberger” auch über die Grenzen Kreuzbergs hinaus bekannt.

Von Herman Mächtig stammen die Pläne, nach denen der Hügel, von 1888 bis 1892, in eine gebirgsähnliche Parkanlage umgestaltet wurde. Dazu gehört auch der künstlich angelegte Wasserfall, der eine Nachbildung der Heynfalls (Wodospad Padgórny) im Riesengebirge darstellt.Die “Viktoriafälle” wie der Wasserfall im Volksmund auch genannt wird, mündet in einen kleinen Teich, an dessen Ufer ein Fischer mit einer im Netz gefangenen Nixe steht. Diese Bronze – Skulptur, die den Namen “Der seltene Fang “trägt und von Ernst Herter stammt, wurde 1896 installiert. Der Wasserfall hat eine Gesamthöhe von 24 Metern und bewältigt, mit der modernen Technik von heute, ein Umlaufvolumen von 13.000 Liter, in der Minute.

In den Jahren von 1913 bis 1916 wurde der Park in westlicher Richtung in seinen Ausmaßen enorm erweitert. Verantwortlich für diese Maßnahmen war Albert Brodersen (1857 – 1930).

Heutzutage bietet der Park seinen Besuchern zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten. Man kann entspannt spazieren gehen und im Sommer auf einer der zahlreichen Liegewiesen eine Pause einlegen. Für Familien mit Kindern gibt es einen schönen Spielplatz und das Tiergehege sorgt für eine lustige Abwechslung im städtischen Alltag. Das Team vom “Golgatha” – Biergarten sorgt mit guter Laune und kalten Getränken für Erfrischung an so manch heißen Sommertagen. Des Weiteren finden ab dem 31.03.2010 wieder diverse Veranstaltungen statt. Dann endet die Winterpause und der Park erwacht langsam aber sicher wieder zu neuem Leben.

Verkehrsanbindung:

U6 – Station Platz der Luftbrücke

U7 – Station Yorkstraße

Bus 104 – Station Dudenstraße

Bus 140 – Station Katzbachstraße




So etwas hat es früher nicht gegeben – Kunst aus Mauerstahl

Passend zum heutigen “Touri Tipp” -Thema: “East-Side-Gallery” biete ich euch hierzu mit dem Mauerstahl das passende Souvenir. Aber von Anfang an…

Da ich mich von meiner sechswöchigen Polarreise zur Erforschung der Granatküstenkaulquappe aklimatisieren wollte, lief ich durch Friedrichshain. Ich lief natürlich nicht einfach so und irgendwie durch Friedrichshain. Das Ganze fand selbstverständlich auch im Zuge meiner “Trend-Scout”-Tätigkeit statt.

Ich schlenderte also durch den Szenebezirk und schaute wie immer mal hier und mal dort. An einem fast zerfallenen Mietshaus angekommen, schallten mir die qualvollen “Schreie”, einer auf´s übelste missbrauchten Säge entgegen. Ich folgte dem schrecklichen Lärm, bis ich die Quelle gefunden hatte. Die da in Form eines Mitte dreißigjährigen Mannes vor mir stand. Schweißgebadet und mit hochroter Birne schaute mich der Sägenquäler verdutzt an, als er mich in “seinem” Hof erblickte. Die Säge die mit zerfetztem Sägeblatt an seiner rechten Hand schlaff herunter hing, war froh, dass ich ihr mit meinem Auftritt eine Pause verschafft hatte. Mit einem amüsierten Lächeln fragte ich den “Handwerker” was das wird wenn´s fertig ist. “Portionierter, limitierter Mauerstahl”. Punkt. Immer diese Scheiß “Zwei-drei-Wort” – Antworten, nach denen man immer noch nicht schlauer ist. Ich erwiderte dementsprechend knapp mit einem “Und?”. Er wiederum mit einem “Wie? Und?”, was mich diesmal dazu veranlasste, energischer zu antworten:”Wie? Und? Mauer-

stahl?” Was zum Henker soll das sein?” Er gab mir ein etwa vier Zentimeter langes Stück angerostetes Moniereisen in die Hand und sagte mit fast mystischer Stimme: “Du hältst gerade das Herzstück der Berliner Mauer in Deiner Hand.” “Wie?” fragte ich. “Naja”, sagte er “die “East-Side-Gallery” wurde doch saniert. Im Zuge dessen wurden auch die alten Moniereisen gegen neue ausgetauscht. An einen Teil der alten und entsorgten Moniereisen bin ich eben durch Zufall drangekommen.” Clever, dachte ich bei mir und hakte nach “Und jetzt?” “Zerlege ich die Eisenstangen in handliche Stücke von 2, 4 und 6 Zentimetern und verhöker die Dinger an die Touris. Ich habe sogar schon einen Laden in Kreuzberg, der die Dinger für mich verkauft.”

“Und wie kannst Du die Echtheit von dem Zeug nachweisen?” wollte ich wissen. “Nun, ich habe Fotos von eben diesem Stahl, wie er hier vor Dir liegt, als er noch vor der sanierten Mauer lag. Und seien wir doch mal ehrlich. Soviel Mauer wie bisher angeblich an originalen “Berliner Mauer” – Steinen bereits weltweit verkauft wurden und immer noch verkauft werden, gab es um ganz Berlin herum nicht annähernd. Denk mal darüber nach.” Klingt plausibel. “Und aus eben diesem Grund ist mein Mauerstahl auch auf maximal 2500 Stück limitiert und wenn die weg sind, sind sie weg.” Tja, was soll ich sagen, am Ende kaufte ich ihm, in der Gewissheit ein Original vier-Zentimeter “Herzstück” der Berliner Mauer in den Händen zu halten, ein Stück inklusive “Beweisfoto” für 8 € ab.

Wir sprachen dann noch über das ein oder andere Projekt von ihm, bevor ich mich auf den Weg in die Redaktion vom “Kreuzberger” machte. Hier hatte ich mich seit meiner Ankunft von meiner Reise auch noch nicht wieder blicken lassen. Was soll ich Euch sagen, dort angelangt erblickte mein müdes Auge in einer Vitrine und schön in Szene gesetzt: portionierten, limitierten Mauerstahl!

So etwas hat es früher wirklich nicht gegeben.

Euer Trend-Scout




Touri Tipp – East-Side-Gallery

Seit 2008 wurde an der Holzmarktstraße gestemmt, gebohrt, verputzt und versiegelt. Jetzt nach anderthalb Jahren Bauzeit sind die Sanierungsarbeiten an der, mit 1316 Metern, längsten Open Air Gallery der Welt, abgeschlossen. Auch die meisten Künstler haben ihre einst gefertigten Bilder auf Grundlage von alten Fotos und Unterlagen wieder hergestellt. Wobei es, wie sollte es in Berlin auch anders sein, Streit um das Honorar der einzelnen Künstler gab. Sei es wie es sei. Seit November ist die East-Side-Gallery wieder für den allgemeinen Publikumsverkehr freigegeben.

Die Geschichte und Mythen um die ehemaligen Grenzanlagen sind jedem bekannt. Deshalb beschränken wir uns auf die jüngere Geschichte von 1989 bis zum heutigen Tage: Auf den Vorschlag von David Monti und der Initiative der beiden kurz zuvor zusammengelegten Künstlerverbände, dem Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler und dem Verband Bildender Künstler der DDR, wurde die Idee zu einer Open Air Gallery verwirklicht. Im Jahre 1990 wurde im offiziellen Auftrag des Ministerrates der DDR die “East-Side-Gallery” gegründet. Kurz darauf machten sich 118 Künstler aus 21 Ländern ans Werk, die über einen Kilometer lange Mauer mit ihren Kunstwerken zu bemalen.

Am Ende befanden sich annähernd 100 Gemälde auf der ehemals grauen Staatsgrenze. Am 21. September 1990 wurde dann die längste Gallery unter freiem Himmel eröffnet. Im Laufe der Jahre nagten die Witterungsbedingungen an der Bausubstanz und auch der ein oder andere Sprayer setzte sein Graffiti auf die Wand. So war dann auch, im Jahre 2000 die erste, oberflächliche Sanierung fällig. Hierbei wurden die noch vorhandenen Bilder konserviert, unebene Stellen und herausgeschlagenes Mauerwerk ausgeglichen und beschädigte Bilder notdürftig ausgebessert.

Seit 1997 kümmert sich die Künstlerinitative “East-Side-Gallery e.V.”, unter der Leitung von Kani Alavi, um den Unterhalt und den Erhalt der Kunstmeile. Nachstehend haben wir einige am Gesamtkunstwerk beteiligte Künstler aufgeführt. Und nun nutzt das schöne Herbstwetter und schaut euch mal das vollendetet Werk an. Es lohnt sich.

Einige der Künstler und ihre Motive:
– Narenda K. Jain: Die sieben Stufen der Erleuchtung
– Fulvio Pinna: Hymne an das Glück
– Jens-Helge Dahmen: Pneumohumanoiden
– Gábor Simon: Space Magic
– Carsten Jost, Ulrike Steglich: Politik ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln
– Christine Fuchs: How’s God? She’s Black
– Gerhard Lahr: Berlyn
– Karin Porath: Freiheit fängt innen an

Verkehrsanbindung: Bahnhof/Station: Warschauer Straße

U-Bahn Linie 1
S-Bahn Linie 3, 5, 7, 75
Tram Linie M10
Bus Linie 347, N1

TIPP: Unweit von hier, liegen unzählige der einschlägig bekannten Szeneclubs und Veranstaltungsorte wie z.B.: Dot-Club, Lido, Club der Visionäre, Postbahnhof, Arena, O2-World u.v.m..




Pimp a Prejudice

Das Grafitti “This is not America” ist mir irgendwann nach dem 9/11 auf der Fassade des hässlichen Eckhauses, worin sich eine Filiale der Kaiser´s Tengelmann AG befindet, bewußt aufgefallen. Der Spruch könnte eine Reaktion auf “America is everywhere” im Sinne von Kulturimperialismus oder der “Koalition der Willigen” sein und wahrscheinlich weniger eine Referenz auf David Bowie´s gleichnamig – betiteltes Lied, das Mitte der 1980er erschien. In dem anschließenden Grafitti ist zu lesen:”Here is not everywhere” (Hier ist nicht überall). Das “So what?” (Na, und?) hätte ich auch geschrieben. Inzwischen habe ich festgestellt, dass das von mir gemalte Ölbild – hauptsächlich wegen des Spruches – für viele Menschen anscheinend viele unterschiedliche Bedeutungen trägt. Die Frage bleibt, ob die Touristen und die Kiezeaner irgendetwas konkretes oder Inhaltsvolles mit dem Spruch verbinden. Auf jeden Fall ist die Postkarte einer meiner Top-Seller.

Als gebürtiger Amerikaner, der seit mehr als einem Jahrzehnt vor der Entstehung des Grafittis im Kiez wohnt, sehe ich in dem Spruch ein Paradox. Lange vor dem Einzug von McDonalds und Subway, zeigt der Wrangelkiez viel vom amerikanischen “way of life”: Die sonstigen englischsprachigen Grafittis, die starke Identifizierung mancher Gruppen mit Hip-Hop und Rap, die vielfältigen, aber gleichzeitig globalisierten “life styles”, die internationalen Fastfood-Läden und “Coffee to go”. Bald könnte Halloween ein arbeitsfreier Feiertag im Kiez sein. Die “Ghetto Boyz” finden es bestimmt “cool”, von der QM gefördert, Halloween als kultur-übergreifendes Hip-Hop Event zu gestalten. Why not?

Währemd ich das Ölbild vor Ort malte, erhielt ich sogar Zuspruch von den “Ghetto Boyz”: Einer aus der Gruppe äußerte seinen Wunsch mal The Bronx besuchen zu wollen – wo nebenbei gesagt, mein Großvater vor langer Zeit geboren wurde und gelebt hat – wobei The Bronx der letzten Jahrzehnte in sozialer Hinsicht kaum etwas mit dem Wrangelkiez zu tun hat. Manchmal wird Kultur im Kiez eben wie ein Hamburger verspeist.

Abschließend werde ich mit einigen Zitaten, die die Konfliktlinie zwischen kultureller Globalisierung (z. B. Amerikanisierung) und lokaler Identität aufzeigen: “Wenn die Amerikanisierung in einem Land zunimmt, beginnen auch die Länder drumherum ihre eigene Identität zu verlieren” sagt Chuck D von Public Enemy. “Dieser (amerikanische) Einfluss kann aus den Medien kommen. Und Entertainment benutzt die Medienrecht gut. Was davon ausgesiebt wird, diese Interpretation kann Menschen, die kein Selbstbild haben, sehr stark beeinflussen.” (Rap is elitist”, Interview mit Chuck D, The Guardian, 7 Mai 2003)¹

“Wie Barack Obama viele, viele Mal in der Vergangenheit gesagt hat, verbreiten Rap Texte zu oft Frauenfeindlichkeit, Materialismus und menschenunwürdige Bilder, denen er seine Töchter oder irgendwelche Kinder nicht ausgesetzt sehen will,” sagt Obamas Presse-sprecher Bill Burton. (Presseerklärung in Bezug auf das Lied “Politics As Usual” by Ludacris)²

“(E)in wirklich schlauer Mensch, vermutlich ein Amerikaner, stand davor und hat gedacht: nanu, Kaiser´s, in amerika gibts gar kein Kaiser´s, dann muss ich schnell alle Leute warnen das this here not america ist.” (Kommentar zu einem Foto von Kaiser´s auf Flickr)

Trotz alledem, was nur als eine weitere Anneigung der Hip-Hop-Kultur von jungen Menschen außerhalb der USA verstanden werden könnte, werde ich zeigen, dass der Berliner Fall einzigartig ist; dass die Auseinandersetztung mit Hip-Hop-Kultur in Berlin nicht vor der komplexen Geschichte der Stadt getrennt werden kann; dass Hip Hop in Berlin nicht verstanden werden kann, ohne Berücksichtigung der Gründe, warum junge Menschen so leicht geneigt sind, sich von der deutschen Kultur zu entfernen und zu einer imaginären globalen Hip-Hop-Gemeinschaft zu gehören.” (Templeton, Inez Horton (2003): “What´s so German About it? Cultural Identitiy in the Berlin Hip Hop Scene” (Dissertation)³

William Wires, 30. Oktober 2009

1 “when you have increased Americanisation, suddenly all the other countries around begin to lose their own identity,” he says. “And that(American) influence can come from the media. And entertainment rides media quite well. How it comes through that strainer, that interpretation can be very influential to the people that dont have a sense of themselves.”

2 “As Barack Obama has said many, many times in the past, rap lyrics today too often petuate misogyny, materialism and degrading imag es that he doesnt´t wnat his daughters or any children exposed to,” said spokesman Bill Burton.

3 “Despite what may be read as just another appropritation of hip hop culture by young people outside of the US, I will show that the Berlin case is unique; that the engagement with hip hop culture in Berlin cannot be separated from the city´s complex history; that hip hop in Berlin cannot be understood without considering the reasons young people are so easily inclined to distance themselves from German culture and belong to an imagined global hip hop community.”




Tresen Test – “Zum Goldenen Hahn”

Alles begann vor langer, langer Zeit und enden wird es wohl nie. Aber alles was dazwischen passierte, berichten wir euch exclusiv in “Der Kreuzberger”. Erstmalig in der Geschichte unserer bescheidenen Kiezzeitung bieten wir euch auf Grundlage von umfassendem Recherchematerial einen dreiteiligen Bericht. Vorweg sollte ich vielleicht erwähnen, daß die Kneipe “Zum Goldenen Hahn” ihre Geschichte in einem Buch zusammengefasst hat. Oder sollte ich besser sagen, ein Buch über die Sitten und Gebräuche der dort verkehrenden Gäste.

Bei einem Roman sagt man ja bekanntlich immer, dass das Buch besser und spannender sei als der Film. Zugegeben, ich habe beim Lesen des Buches, dessen Titel: “Geschichte & Geschichten Zum Goldenen Hahn” ist, Tränen gelacht und auch ein paar nachdenkliche Textpassagen haben mich berührt. Aber seien wir doch mal ehrlich, was kann es besseres und spannenderes geben als das wahre Leben? Und da ich diesen Ort des kultivierten, gesellschaftlichen Trinkens mit eigenen Worten nicht trefflicher beschreiben könnte zitiere ich aus dem mir vorliegendem Buch, das mir dankenswerter Weise für meine Recherchearbeiten zur Verfügung gestellt wurde.

Dieser Auszug behandelt die im “Goldenen Hahn” ausgeübte Kunst des Bierzapfens, der gastlichen Unterhaltung sowie die darin verkehrenden Persönlichkeiten: “So ist diese Gaststätte ein Zeugnis noch bestehender, hochentwickelter Trink- und Geselligkeitskultur. In ihren Räumen wird Könnerschaft in unverwechselbarer Manier zelebriert.

In den Erlebnisräumlichkeiten des “Goldenen Hahns” kommen, unter vornehmer Hinwegsehung über etwaige Standeszugehörigkeiten, alle Schichten der Bevölkerung, zum bisweilenherzhaften Dialog oder auch alleinseligen Beträumen ihrer Alltags-lage zusammen, Becchantinnen, Alltagsjongleure, starke Raucher, behende Sozialhilfeartisten, wertkonservative Sauerländer, Mottenquäler, Herrenausstatter, Gralshüterinnen, Mund- und Fußtrinker.”

Auch den vorzüglich formulierten Teil über das Inventar möchte ich an dieser Stelle nicht unzitiert lassen: “Die Gaststätte beherbergt singulär und epochal bedeutsame Ausstattungen: Ein funktionstüchtiges Heizregister, ein Hirschschädelfragment, einen präparatorisch beachtlich ausgestopten Uhu, die treffliche Reliefdarstellung eines Schäferhundhauptes, diverse Dessauer Bauhaus- Bestuhlung, sowie ein, an sich und zentral-heizerisch überflüssiges, aus koservatorischer Rücksicht dort aber belassen, ziemliches Ofenrohr nebst rühmlichern Allesbrenner. Nicht unerwähnt darf eine in dieser Art seltene Tischbedeckung bleiben, läßt sie doch, wenn auch in Fragmenten, die Hohe Kunst der Teppichwirkerei (Anjou, frühes 13. Jahrhundert) erkennen.

Na, alles verstanden?

Diese zuvor zitierten Texte stammen im übrigen aus dem Antrag, der an die Deutsche UNESCO-Kommision gestellt wurde. Mit jenem legändären Antrag sollte erreicht werden, dass die Gaststätte “Zum Goldenen Hahn” als offizelles Weltkulturerbe eingetragen wird.

Verkehrsanbindung: Mit dem Fahrrad aus jeder Himmelsrichtung erreichbar, empfiehlt es sich bei Nutzung der Öffentlichen Verkehrsmittel die U Bahn der Linie 1 zu nehmen und an der Station Görlitzer Bahnhof auszusteigen.




Touri-Tipp – Friedhöfe vor dem Halleschen Tor

Es gibt bekanntlich interessantere Ecken und Orte in Kreuzberg als einen Friedhof. Aber defenitiv keinen ruhigeren. Und so habe ich mich entschlossen, heute mal von einem Ort zu berichten an dem die Besserwisser nicht mehr widersprechen. Außerdem haben die Friedhöfe vor dem Halleschen Tor einiges an bekannten Persönlichkeiten zu bieten.

Ursprünglich vor den Stadtmauern Berlins gelegen, diente er anfänglich für die Bestattung von armen und mittellosen Menschen. In seiner Geschichte, die um 1735 begann, wurde er mehrfach erweitert, umgebaut und verschönert. Nach und nach fanden dann auch die ersten namhaften Berliner Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe an dem heute zentral gelegenen Ort, zwischen dem Mehringdamm und der Zossener Straße.Nach dem 2. Weltkrieg begann man damit den Friedhof in seinen Ausmaßen zu beschneiden. Mitte der 1950er Jahre fiel dem Neubau der “Amerika Gedenkbibliothek” zunächst das Nordtor des Friedhofs zum Opfer. Für die Umverlegung der Blücherstraße erfolgte einige Jahre später die großflächige Einebnung des “Böhmischen Gottesackers”. Aufgrund dessen sind nur einige wenige Grabstellen von diesem Teil des Friedhofs erhalten geblieben.

Wer offenen Auges über den Friedhof geht, dem fallen unweigerlich einige schöne, erhaltenswerte und kulturell wichtige Grabstellen auf, die heute als Geräte- und Materiallager verwendet werden. Dieser Umstand wird allerdings durch einige künstlerisch wertvolle Arbeiten wieder ausgeglichen. Erwähnt werden muss natürlich unser “Kreuzberger” Künstler, der “Maler der Liebe”, Kurt Mühlenhaupt. Welcher alteingesessene Kreuzberger ist ihm nicht mindestens einmal im Leben begegnet. Er ruht unter seinem selbstgeschaffenen Grabstein auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof.

Wer es ganz genau wissen möchte, kann sich im Internet informieren, welche Persönlichkeiten hier begraben sind. Es gibt aber auch die Möglichkeit, in dem Blumenladen am Haupteingang (Mehringdamm) einen Plan zu erwerben, in dem Name und Lage des Grabes genau verzeichnet sind. Soweit mir bekannt ist, umfasst der Plan 22 Personen. Um euch einen kurzen Überblick zu verschaffen, haben wir einige am Ende des Berichts aufgeführt.

Eine ausgiebige Besichtigung kann leicht bis zu drei Stunden in Anspruch nehmen. Wer denn noch nicht alles geschafft hat, kann die noch fehlenden Informationen im Buch von Klaus Hammer, “Friedhöfe in Berlin”, nachlesen. Erschienen ist der Kunst- und Kulturgeschichtliche Führer im Jaron-Verlag.

Verkehrsanbindung: U6 & U7: U-Bhf Mehringdamm, U1: U-Bhf Hallesches Tor

TIPP: Der ehemalige Flughafen Tempelhof liegt unweit von hier und auch der weltbekannte “Curry 36”-Imbiss befindet sich nur einen Katzensprung entfernt.

Nachstehend habe ich einige Namen der hier bestatteten Persönlichkeiten aufgeführt.

Dreifaltigkeitsgemeinde Frdf. I: Felix Mendelssohn Bartholdy (Komponist) und dessen Vater Abraham Ernst Mendelssohn Bartholdy (Komponist).

Jerusalemer- und Neue Kirchengemeinde Frdf. III: Adalbert von Chamisso (Naturforscher, Dichter), E.T.A. Hoffmann (Schriftsteller,Komponist, Zeichner), Carl von Siemens (siehe Foto).




“Bist Du Künstler?” “Was malst Du?” “Verkaufst Du das Bild?”

Das sind die häufigsten Fragen, die mir als Künstler während des Malens vor Ort gestellt werden, meistens von Kindern. Es sind komische Fragen, da ich einen Pinsel in der Hand habe und vor einer Staffelei stehe. Es sind aber auch Fragen, die vielleicht viele Maler beschäftigen. Es ist auch ungewöhnlich einen Maler auf der Straße bei der Arbeit zu sehen, da die meisten Künstler in einem Atelier arbeiten. Ich male fast immer draußen, um eine gewisse authentische Realität malerisch einzufangen. Zu groß ist die Gefahr, dass bei mir ein Bild wie ein abgemaltes Foto, gefroren in der Zeit, oder wie eine Illustration erscheinen könnte. Warum ich eine bestimmte Situation male, hat unterschiedliche Gründe –formale Gründe, da mich bestimmte Farben, Licht oder eine Perspektive interessiert, inhaltliche Gründe, wenn mir eine bestimmte Nachricht durch Hörensagen und Wandanschläge oder aus den Kiez-Zeitungen bekannt wird, und auch thematische Gründe. Manche Themen sind von lokaler Bedeutung, andere beziehen sich auf eine gesellschaftliche Problematik.

Die letzte Frage, ob ich das Bild verkaufe, ist während des Malens nicht besonders relevant: Das Bild ist noch nicht einmal fertig. Hinzu kommt, dass wahrscheinlich viele noch nie in einer Kunstgalerie waren und dementsprechend wenig Ahnung von den Preisen von Originalbildern haben. Die Entstehung meiner Bilder kann jeder mitverfolgen; es kostet nichts. Natürlich verkaufe ich Bilder.

ch male auf eine traditionelle realistische Art, die einem allgemeinen Publikum relativ schnell zugänglich ist. Bei meiner Freiluft-Malerei gibt es keinen zwingenden Grund eine formalistische Sprache zu erfinden; meine Intention ist eher bei dem, was ich male. Viele Bilder sind Portraits von einzelnen Läden und zeigen eineVielfalt an Fassadengestaltung und Repräsentationswille. Ein Restaurantbetreiber wollte wissen, warum keine Blumen in den Pflanzenkübeln zu sehen waren. „Da sind keine da“, musste ich erwidern. Auch die Eroberung des öffentlichen Raumes durch die Bestuhlung der Gehsteige ist offensichtlich geworden. Durch die Nachrichten, Graffiti und Anschläge erfuhr ich über einen Angriff auf den Geschmack und die kulturellen Sensibilitäten einiger Wrangelkiezbewohner – eine McDonald’s Filiale zieht in den Kiez ein.

Ein Tag vor der Eröffnung der „Fremdlinge“ in der Wrangelstraße, war ich mit meiner Staffelei und Farben vor Ort. Vielleicht war ein wenig Sensationsgeilheit dabei – das große Ereignis stand bevor. Komisch, dass das Bild unspektakulär und relativ düster geworden ist. Die Auszubildenden der nah gelegenen Berufsschule fanden mein Sujet witzig – und nach der Eröffnung entdeckten sie ihren großen Appetit auf Hamburger. Wie so oft wird eine Idee malerisch weitergeführt – zu China Box (es gibt inzwischen zwei in unmittelbarer Nähe zueinander am Schlesischen Tor!), Piccola Amore (sic) und anderen Fast Food Restaurants.

Eine andere Serie von Bildern, inspiriert von der Volksbefragung zur Nutzung des Spreeufers, befasst sich mit den Absperrungen am Fluss entlang. Ich habe viele der Zäune und Kontroll-punkte in den jeweiligen „idyllischen“ Szenerien gemalt. Tatsächlich entstehen solche Serien im Laufe der Zeit automatisch. Durch das Zusammen-stellen von Bildern in Serien werden sozial-politische und urbane Themen sichtbar.

Was und wo ich male, führt zu Reaktionen und informellen Gesprächen vor Ort mit dem Publikum. Das Bild „Not America“ entstand z.B. aus einer Situation, in der ein bestimmter Hauseigentümer mich am Tag zuvor vom Malen abzuhalten versuchte. Ich hatte meine Staffelei im öffentlichen Bereich vor Kaisers, am Streifen zwischen Straße und Gehweg aufgebaut. Auf die absurde Frage, ob ich eine Genehmigung (wofür?) hätte, habe ich lapidar erwidert: „Ich habe eine Erlaubnis vom Bürgermeister.“

Mehrheitlich freuen sich die meisten Geschäftsinhaber, wenn ich deren Läden portraitiere. Viele Betrachter sehen durch meine Bildausschnitte Gewohntes mit neuem – malerischem – Blick. Die Fokussierung entlarvt bislang unerkannte Realitäten. Einige erkennen nicht mal Kreuzberg in manchen Bildern: „Es war mir vorher nicht ganz bewusst, in was für einer schöne Nachbarschaft ich seit langem wohne!“ Ich bemühe mich, mich streng an das Gesehene zu halten, obwohl ich Graffiti, Autos und Menschen schon mal raus lasse, da diese die Komposition oder Farbigkeit stören können. Vor Ort, wo Eindrücke frisch sind, muss nichts erfunden oder interpretiert werden.

Da ich seit fast 20 Jahren im Wrangelkiez wohne, – die letzten Zehn male ich auf der Straße – sind viele meiner Bilder historisch geworden. „Spiel & Spaß“, ein Ölbild von der Ecke Falckenstein- und Schlesischer Straße, ist einige Tage vor den Umbauarbeiten für Subway entstanden. Seit der Entstehung des Ölbildes „Komfort“ haben sich die Ladenkonstellation und Graffiti geändert. Es gibt auch ein detailliertes Aquarell von dem Abschnitt der Wrangelstraße, wo sich das Lokal Sofia seit einigen Jahren befindet. Das Bild „Bahr“ soll das schöne Existierende

zeigen: eine Brandwand, ein Passfoto-Automat und einige Bäume. Wollen die Kiezbewohner, dass das alles einem großen Hotel weicht? Im Bild „Öko-Sanierung“ steht die Frage, was wird aus dem Haus an der Ecke Wrangel- und Cuvrystraße? Aus den Bewohnern?

Die Individualität der Bewohner des Hauses sieht man an den Balkonen. Vor dem Haus steht eine grüne Glassammeltonne. Ein Graffiti-Gesicht ganz oben winkt mit dem Arm von der Hauswand als sage es „Tschüß“.

Es kann sein, dass viele denken, ich wäre nur im Wrangelkiez als Maler aktiv. Das denken auch manche im Graefe-Kiez, oder in der Mainzer Neustadt, in Tallinn/ Estland, und in der Drei-Städte Gegend von Gdynia-Sopot-Gdansk/ Polen. In letzterem Ort habe ich viele der S-Bahn Stationen gemalt, und damit die Architektur vor dem, von der EU geförderten, Umbau und der gestalterischen Vereinheitlichung dokumentiert.

„Haben Sie eine Galerie, wo man Ihre Bilder sehen kann?“ Eine Galerievertretung im professionellen Sinn habe ich nicht. Auf meiner Website (www.williamwires.com) und, vor allem, auf den Postkarten sind einige meiner Bilder zu sehen. Mein Atelier ist die Straße.

William Wires, Juli 2009

 




Revolutionäres Gemüse

Seit dem 1. Juni 2009 darf revolutionäres Gemüse in der EU wieder frei von Beschränkungen, wie zum Beispiel den Krümmungsgrad bei Gurken, verkauft werden.




Brot und Butter für´s Volk – Bread & Butter 2009

Nach mehrjähriger Pause wurden am 1. Juli 2009 die Tore der Bread & Butter Berlin wieder geöffnet. Der frühere und gut versteckte Messestandort in den ehemaligen Kabelwerken in Spandau wurde aufgegeben und die Tore zu den Hangars des ehemaligen Flughafen Tempelhof geöffnet. Dank eines modebewussten Berliner Bürgermeisters, konnten sich die Betreiber der Bread & Butter, nach mehr oder weniger harten Verhandlungen, diese neue Location sichern. So strömten einige Wochen vor Beginn zahlreiche Messebauer herbei, um den Hangars ein elegantes Gesicht zu verpassen. Das abgelieferte Ergebnis konnte sich sehen lassen, so dass die internationalen Aussteller mit Begeisterung ihrer Ausstellungsfläche den letzten Feinschliff verpassten.

Dann war es endlich soweit und die Aussteller konnten dem Besucher ihre Neuheiten an Klamotten und Accessoires präsentieren. Für eine ausreichende Abwechslung sorgten die über 500 anwesenden Brands, Labels und Designer. Wie es sich für eine Messe in dieser Größe gehört, waren sämtliche namhaften Modezeitschriften mit ihren Trend-Scouts vertreten. Auch die großen Modehäuser haben ihre Einkäufer nach Berlin entsendet um die neuesten Trends und Styles für die Saison 2010 aus zu Kundschaften und gegebenenfalls zu ordern.

Selbstverständlich war auch ein Promotion-Team vom “Campo Estilo” vor Ort um für die “B-Bag”-Taschen zu werben. Wie es der Zufall so wollte, fand eine Ausstellerin die Idee mit der “B-Bag” – Flaschentasche so genial, das sie sofort eine mit in ihre Dekoration einbezogen hat. Somit hing zwischen den großen Modemarken der Welt ein kleines Kreuzberger Kiezlabel. Nachdem die Fachbesucher durch waren, durften nun endlich auch die “Normal-Sterblichen” die heiligen Hallen betreten. Jetzt konnte man in aller Ruhe begutachten, was in der nächsten Saison so alles in den Regalen und auf den Kleiderständern der Händler zu finden sein wird. Der ein oder andere Trend, der hier vorgestellt wurde, könnte sich sogar durchsetzten. Zusätzlich zur Messe veranstalteten die einzelnen Designer und Labels ihre legendären Partys. Laut Veranstalter, der keine offiziellen Besucherzahlen angegeben hat, war die “Bread & Butter Berlin 2009” ein voller Erfolg. Und auch die Aussteller waren mit der Anzahl an abgeschlossenen Geschäften zufrieden.

TIPP: Die nächste “Bread & Butter – Berlin” findet vom 20.01 bis 22.01.2010 statt.




Marheineke Markthalle (1892 – 2009)

Die Marheineke Markthalle liegt an der Zossener Straße, unweit vom U-Bahnhof Gneisenaustraße. Sie wurde am 15. März 1892 im Beisein der zahlreich erschienenen Anwohner feierlich eingeweiht. Nach nur einjähriger Bauzeit stand den Händlern nun ein überdachter Marktplatz zur Verfügung. Auf einer Fläche von 2437 qm² konnten die verschiedensten Händler, unabhängig vom Wetter, ihre Waren anbieten. Zudem gab es Lagermöglichkeiten im Untergeschoss. In der Markthalle fanden 290 Stände zu je 4 qm² Platz. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Markthalle als Volksküche genutzt. Jeden Tag kamen 15.000 Menschen um sich mit einer Mahlzeit versorgen zu lassen.

Im 2. Weltkrieg wird die Halle fast vollständig zerstört. Ausschließlich der westliche Kopfbau sowie die Lagerräume im Kellergeschoss blieben unversehrt. Nach dem Krieg haben sich in der Ruine erste Händler provisorisch eingerichtet und ihre Ware angeboten. Nach vier harten und langen Verhandlungsjahren zwischen der Interessengemeinschaft der Marheineke Markthalle und der Stadt Berlin erging 1952 der Beschluss zum Wiederaufbau der Markthalle. Die Leitung für dieses Vorhaben wurde an den Architekten Paul Friedrich Nieß übertragen. Seitdem tummeln sich wieder etliche Kreuzberger in den Hallen, um den täglichen Bedarf an Essen und sonstig benötigtem zu decken. Am 11. Juni 1969 gründete sich die Markthallen Verwaltungsgenossenschaft und übernahm die Verwaltung der Marheineke Markthalle. 1998 erfolgte eine umfangreiche Renovierung des Gebäudes.

Nachdem sich 2003 die Verwaltungsgenossenschaft der Markthalle aufgelöst hat, übernahm der bisherige Vermieter, die “Berliner Großmarkt GmbH” die Markthalle.Die Planung für den Umbau der Marheineke Markthalle im Jahr 2006 sollte der Beginn einer völlig neuen Gestaltung sein. In einer elfmonatigen Umbauzeit im Jahr 2007 wurde die Markthalle von Grund auf saniert. Dabei wurde genau darauf geachtet, dass sich das Gebäude in seine Umgebung optisch einpasst. Die Südseite des Gebäudes wurde fast vollständig verglast. Fünf großzügig gehaltene Ein- und Ausgänge bieten dem Kunden unbeschwerten Zutritt. Im nördlichen Innenbereich wurde eine große Galerie eingebaut, wodurch zusätzliche Fläche entstand. Selbstverständlich ist heute alles viel großzügiger gehalten als früher. Heutzutage haben etwas mehr als 50 Händler Platz ihre Ware an den Mann oder die Frau zu bringen.

Und vom Aal bis zum Zylinderschloss ist wirklich alles zu bekommen. Ein reichhaltiges Angebot an frischem Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse steht für die Kundschaft bereit. Und wer das außergewöhnliche sucht, findet dies bei den verschiedenen Feinkost- Händlern aus Italien, Spanien, Griechenland und natürlich Arabien. Wenn dann alles erledigt ist, der Schuster die Schuhe neu besohlt hat, im Buchladen die Wochenendlektüre gefunden hat und der neue Stöpsel für´s Badezimmer gekauft ist, lädt eine der zahlreichen Futterstationen zu einem Imbiss ein. Und da ich mich persönlich schon überall durchgefuttert habe, kann ich nur sagen: Lecker.

Öffnungszeiten:
Montag-Freitag 8.00 – 20.00 Uhr
Samstag 8.00 – 18.00 Uhr
Verkehrsanbindung:
U7 U-Bhf Gneisenaustraße