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Kategorie: Kunst im Kiez - Der Kreuzberger

Unser Kiezladen

Der Einzug von Euro Gida hat für Unruhe im Wrangelkiez gesorgt. Bis dahin stand der Ladenraum in der Wrangelstraße seit über einem Jahrzehnt leer. Seit einer Weile beschäftigte ich mich mit einem anderen Lebensmittelgeschäft, Bizim Bakkal, geführt in der zweiten Generation. Ohne auf die Kiezproblematik einzugehen, möchte ich aus künstlerischer Sicht sagen, dass ich von dem alten, in Ölfarben gemalten, Schild beeindruckt bin – ein Symbol, das tief in die Kiezgeschichte hineinreicht. Dabei bin ich nicht der Einzige: ein engagierter Architekt und Kiezbewohner hat es – in Absprache mit dem im Kiez verwurzelten Ladenbetreiber – sich zur Aufgabe gemacht, das Schild ehrenamtlich zu sanieren. Daraufhin musste ich natürlich diesen lang gestreckten Laden in Öl malen. Es hat sich gelohnt.

Zu Euro Gida möchte ich was Positives hervorheben. Auf einem Treffen mit Bewohnern und Ladenbetreibern hatte sich ein Kiezbewohner bei Euro Gida über die Video-Kameras an der Außenfassade beschwert. Kurz darauf wurden diese anstandslos entfernt. Diese entgegenkommende Haltung ist gegensätzlich zu der von „Green Bamboo“, dessen Inhaber den Berliner Datenschutzbeauftragten mit der lapidaren Erklärung, die Kameras seien Attrappen, beschwichtigte. Seine Begründung für die Kameras im öffentlichen Raum ist an dieser Stelle einfach zu doof wiederzugeben. Die Grundhaltung zeigt eine Aggressivität und einen Generalverdacht gegenüber der Nachbarschaft, die anscheinend eine „Gefahr“ für jeden Touristen-Euro darstellt.

Die gleichermaßen beängstigte Kaiser’s Filiale hat gleich drei Kameras an der Außenfassade montiert. Damit ist die Falckensteinstraße mehr oder weniger gut überwacht, ohne Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der zufälligen Passanten.

William Wires, Juni 2012

www.williamwires.com

www.facebook.com/William.Wires.Fine.Art




Yoraco – Holzkünstler, Designer und Mikroarchitekt

Holzkunst aus Recycling-Holz, Bauholz und einfachen einheimischen Holzarten in Form von Designobjekten und raffinierten Raumausstattungen ist die Spezialität von Yoraco González. Über eines seiner Projekte, bei dem ihm Olly behilflich war, berichtete der Kreuzberger bereits in der letzten Ausgabe unter “Kurz Gesagtes”.

Da ging es speziell um die KIM-Bar in der Brunnenstraße 10 in Mitte. Yoraco hat dafür nicht etwa nur passende Sitz- und andere Möbel entworfen, sondern eine regelrechte Holzlandschaft eingebaut. Angefertigt ist das Ganze aus einzeln zugeschnittenen Kanthölzern, wobei das Konzept während der mehrmonatigen Umsetzung ständig weiterentwickelt und angepasst wurde. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: cool und modern in der Gestaltung und – weil statt Kunststoff oder Metall eben Holz verwendet wurde – lebendig und warm in der Ausstrahlung und auch für Großstadtverhältnisse was Besonderes.

Yoraco Gonzáles Uztariz wurde 1972 in Caracas/Venezuela geboren, ist dort auch aufgewachsen und hat ein Architekturstudium begonnen. Nach Berlin kam er 1997 als Student, eigentlich nur für einen kurzen Urlaub. Aber der Aufenthalt hat sich dann erheblich verlängert, inzwischen schon um 15 Jahre. Sein Architekturstudium konnte er ohne Probleme an der UdK fortsetzen, gleichzeitig machte er sich an seine ersten eigenen Projekte.

Von 2003 bis 2005 hatte er erst Mal genug von Berlin. Beruflich und privat versuchte sein Glück in Italien und konnte besonders durch Jobs beim Bootsbau in Sorrento (bei Neapel) eine Menge wertvolle Erfahrungen für die Holzbearbeitung sammeln. Danach ging Yoraco für längere Zeit zurück in seine Heimatstadt und profitierte dort sehr von dem, was er in Europa gelernt hat. Aber auf Dauer wieder in Venezuela zu bleiben war für ihn keine Option: “Nach drei Jahren in Caracas habe ich gemerkt, dass ich ein Berliner geworden bin.”

Deshalb bleibt Berlin jetzt sein Hauptquartier. Zur Zeit wohnt er in Kreuzberg und hat hier unter anderem eine Boutique und ein Cafe ausgestattet. Einen besonders originellen Auftrag bekam er von Silke und Sarah, den Inhaberinnen des “Hüttenpalast” in der Hobrechtstraße. In der Produktionshalle einer ehemaligen Staubsauger-Fabrik haben die beiden ein 200 Quadratmeter großes Areal mit Kreativspielplatz, Schrebergarten-Retro-Stimmung und Indoor-Camping eingerichtet. Dafür mussten drei alte Wohnwagen – entsprechend dem Baujahr “Kleine Schwester”, “Große Schwester” und “Die Oma” getauft – hergerichtet und umgestaltet werden, wofür Yoraco verpflichtet wurde.

In der Bastard Bar in der Reichenbergerstraße, für die eine neue Gastraumgestaltung gebraucht wurde, fällt die “Wandvertäfelung” besonders auf, für die Yoraco alte Holztüren verwendet hat, anstatt irgendwelcher Holzfurniere. Typisch für Yoraco, der sich inzwischen mit ungefähr allen Holzarten auskennt, genau weiß, wie man die verschiedenen Hölzer am besten bearbeiten kann und wofür sie taugen. Nussbaum, Eiche oder Mahagoni sind aber nicht so sein Ding. Lieber arbeitet er mit Recycling-Holz, Bauholz-Restposten oder Kiefernholz direkt vom Sägewerk, experimentiert viel und setzt sich dabei regelmäßig erfolgreich über alle Tischler-Regeln hinweg.

Mit Palm-Restholz hat Yoraco 2011 in Florenz gearbeitet: Es ging darum, aus schwarzem Palmholz, das in Peru in großen Mengen anfällt, aber normalerweise ungenutzt bleibt, einen Bodenbelag anzufertigen. Dabei hat er herausgefunden, dass sich das Material für Außenmöbel sehr eignet. Seine stylische und bequeme Outdoor-Kollektion “Quinto” wurde 2011 auf der Berliner Designmöbelmesse Qubique vorgestellt und bekam dort viel Lob. Design-Preise haben ihm seine tollen Ideen aber noch nicht eingebracht, weil er bisher noch bei keinem Wettbewerb was eingereicht hat. Aber eine Einladung liegt zumindest schon vor.

Der Bereich, in dem Yoraco hauptsächlich tätig ist, nennt sich “Mikroarchitektur”. Yoraco: “Das gefällt mir sehr, denn jedes meiner Projekte ist eine kleine Welt für sich.” Und wie bei großen architektonischen Projekten kommt es auf Räumlichkeit an, auf Gestaltung und Funktion.

Obwohl er weder Skulpturen und Objekte für Ausstellungen macht und im dem Bereich noch gar nicht in Erscheinung getreten ist, hat Yoraco einen guten Ruf als Holz-Künstler. Selber fühlt er sich gar nicht so sehr als “Künstler” und ist absolut weit davon entfernt, ein “Künstler im Elfenbeinturm” zu werden, der für sich arbeitet und Berührungspunkt mit der Allgemeinheit scheut. Viele seiner Arbeiten haben aber eine so starke Wirkung, dass sie als Kunst-Installationen ohne Weiteres durchgehen. Und nach der grundlegenden Faustregel für Kunst und Künstler (ein Künstler zeichnet sich aus durch Können, Kreativität und Eigenständigkeit) ist der Fall sowieso klar.

Bisher bearbeitet er bei seinen Projekten jedes einzelne Teil eigenhändig. Ob das allerdings so bleiben kann, ist nicht sicher, denn inzwischen ist Yoraco richtig gut im Geschäft. Die meisten Aufträge ergeben sich durch Mundpropaganda und persönliche Empfehlungen. Außerdem wird er von der Agentur arre-Design vertreten, die ihren Sitz in Rotterdam hat. arre-Design ist ein internationales Team und für Yoraco eine wichtige Plattform.

Die nächsten Aufträge liegen schon an: Ein wichtiger Kunde wartet bereits auf das ultimative Umbau-Konzept für zwei Innenhöfe. Und im italienischen Restaurant „Hartweizen“ in der Torstraße kann man demnächst auf einer Yoraco-Terrasse den Feierabend verbringen.

(Das Geheimnis um die Herkunft der rosa Fensterscheiben für die KIM-Bar hat uns der Künstler bis Redaktionsschluss leider noch nicht verraten.)

Infos und Kontakt über www.arre-design.nl




Theater, das funktioniert – Theaterforum Kreuzberg

Ohne großartige Werbung, ohne Leuchtreklame und ohne Stars im Ensemble kommt ein kleines Theater in Kreuzberg aus, das vorbildlich gut funktioniert: das Theaterforum Kreuzberg (TFK) in der Eisenbahnstraße 21, als Adresse für anspruchsvolles, selten gespieltes Sprechtheater, Forum für junge Theaterproduktionen und ungewöhnliche Projekte. Laufkundschaft verirrt sich eh kaum einmal in diese Ecke. Trotzdem sind die Vorstellungen hier oft richtig voll, und insgesamt konnte die Auslastung in den letzten Jahren auf durchschnittlich stolze 60 Prozent gesteigert werden!

Dass das so ist, liegt ganz maßgeblich an Annemone Poland, die zufällig als Schauspielerin ins Ensemble des Theaterforum Kreuzberg kam und bis heute dort geblieben ist. 1996 hat sie die künstlerische Leitung übernommen und für etliche strukturelle Änderungen gesorgt. Dadurch hat sich das TFK einen guten Stand erarbeitet und hat inzwischen nicht nur künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich Erfolg.

Gegründet wurde das TFK vor 20 Jahren von jungen Theaterleuten, die mit dem herkömmlichen Stadttheater-Betrieb unzufrieden waren und für sich eine Alternative suchten: eine Art Theaterlabor für Experimente und künstlerischen Austausch. Gearbeitet wurde nach der Schauspielmethodik von Michael Tschechow und die daraus entstandene Schauspielschule hat sich ebenfalls weiterentwickelt und bietet jetzt eine reguläre dreijährige Ausbildung mit anschließender staatlicher Prüfung an. Für Training, Proben und Aufführungen bauten die damaligen Ensemblemitglieder einen alten Ballsaal zum Theater aus, das zwar gut genutzt wurde, aber nur selten für öffentliche Aufführungen.

Das hat sich durch Annemone Poland gründlich geändert, die den Gastspielbetrieb, der zunächst nur ausnahmsweise gestattet wurde, systematisch ausgebaut hat. Aus den vielen Gastspiel-Bewerbungen – vorwiegend von Berliner Ensembles, aber auch immer öfters aus dem Ausland – wählt sie höchstpersönlich selber aus, was auf den Spielplan kommt, mit einem untrüglichen Sinn für Qualität. Dabei haben auch ambitionierte Amateurtheater und Newcomer gute Chancen.

„Ich bin immer neugierig auf junge Leute“, sagt Annemone Poland, die auf diese Weise schon hochinteressante Entdeckungen gemacht hat: Der junge Regisseur Nurkan Erpulat, der als erster Türke in die Regieklasse der Ernst-Busch-Schule aufgenommen wurde, inzwischen bei der Ruhrtriennale inszeniert, von der dortigen Presse als „Regie-Star aus der Türkei“ gefeiert wird und mit seiner aktuellen Produktion zum Theatertreffen in Berlin eingeladen wurde, hat sein erstes großes Theaterprojekt auf der Bühne des TFK gezeigt.

Insgesamt gastierten mittlerweile pro Jahr rund 20 verschiedene Ensembles. Damit ist gleichzeitig dem TFK durch entsprechende Mieteinnahmen geholfen, wie vielen freien Ensembles, die keine eigene Spielstätte haben und händeringend nach Auftrittsmöglichkeiten suchen. Was die Konditionen betrifft, so hat Annemone Poland klare Vorgaben und lässt nicht mich sich handeln. Schließlich kann sich das Theaterforum, das 40 Prozent des Gesamtbudgets selber erwirtschaften muss (der Rest ergibt sich durch Fördermittel des Forum Kreuzberg Fördervereins, Spenden und gelegentlich Stiftungsgelder), keine großen Sprünge leisten. Straffes Haushalten ist ganz wichtig und Bühnenbild, Kostüme und anderes wird von einer Produktion zur nächsten recycelt, wo immer das geht.

Aber fair behandelt wird hier jedes Gast-Ensemble, und für Aufführungen steht alles bereit, was man braucht. Das Haus ist gut ausgestattet, der hauseigene Bühnentechniker steht zur Verfügung und eine Generalprobe vor der Aufführung ist möglich. Das geht auch ganz anders, schildert der Berliner Schauspieler Jean Denis Römer, der hauptsächlich bei Film und Fernsehen arbeitet und nebenher mit der Theatergruppe Wild Bunch regelmäßig an verschiedenen Bühnen gastiert und die Bedingungen am TFK sehr zu schätzen weiß.

Die Bühne des TFK hat die gleichen Maße wie die berühmte Bauhausbühne in Dessau und ist als klassische Guckkastenbühne mit fast quadratischer Spielfläche extrem funktional. Sehr begehrt ist das TFK deshalb bei Tanztheatern, die sich im Theater wohler fühlen, als im Studio. Und hier ist vor allem genug Platz für die jährlichen Eigenproduktionen mit großem Ensemble und hohem choreografischen Anteil. Typisch für die Handschrift der Chefin, die vor ihrem Schauspielstudium bei Prof. Erika Dannhoff eine klassische Ballettausbildung an der Berliner Tanzakademie gemacht hat.

Bei der Stückauswahl hat Annemone Poland eine Vorliebe für osteuropäische Theaterautoren und findet hier immer wieder Stücke, die in Deutschland noch gar nicht gespielt wurden . Deshalb hat das TFK eine ungewöhnlich hohe Quote an Uraufführungen – reizvoll fürs Publikum und für die Schauspieler. 12-13 Leute sind dauerhaft im Stammensemble, denn genauso treu wie das Publikum sind beim TFK auch die Schauspieler und es herrscht ein ideales „Betriebsklima“. „Das Haus ist einfach großartig. Auf dieser Bühne zu spielen, ist herrlich“, schwärmt die Schauspielerin Inka Papst, die seit drei Jahren im TFK-Ensemble spielt und hier auch schon ein Solostück auf die Bühne gebracht hat.

Allerdings trotz aller Fairness und bestmöglicher Bedingungen: Verdienen lässt sich für die Schauspieler auch am TFK nicht wirklich was, auch wenn es eine Probenpauschale gibt und auf Einnahmeteilung gespielt wird. So hat eigentlich jeder noch mindestens einen anderen Job am Laufen. Das gilt auch für die künstlerische Leiterin, die zusätzlich als Lehrbeauftragte an der HDK Berlin arbeitet, als Werkstattleiterin bei der Sommerakademie in Marburg, als Gastdozentin an der FH Potsdam und am College of Arts Darington/England. Aber ihre liebsten Termine im vollen Kalender, das wird klar, sind die beim Theaterforum Kreuzberg.

Info: Das TFK beendet am 7. August seine Sommerpause und startet mit drei Gastspielproduktionen in die neue Saison. Als Wiederaufnahme wird ab 9. September „Jakob oder die Unterwerfung“ von Eugène Ionesco in der Inszenierung von Annemone Poland gezeigt, und die nächste TFK-Eigenproduktion hat Ende Februar Premiere.

Den Spielplan und weitere Informationen findet ihr unter www.tfk-berlin.de

Geschrieben von Jutta Wunderlich




Sensations

Manchmal weiß ich nicht genau, warum ich ein bestimmtes Motiv auswähle. Es könnte eine Komposition, die Farben oder ein aktuelles Ereignis sein. Es kommt auch vor, dass ein Motiv, das ich mal abgelehnt hatte, mein Interesse zu einem späteren Zeitpunkt weckt.

In der Literatur über Edward Hopper wird seine ausweichende Haltung gegenüber seinen eigenen Bildern beschrieben: „I am hoping that ideas less easy to define have, perhaps, crept in also (Ich hoffe, dass Ideen, die nicht so leicht zu definieren sind, vielleicht, auch eingesickert sind).“ Hopper verlässt sich auf seine subjektive „sensations“, als Nachempfinden seines inneren Lebens. Die spezifischen Orte, die er malte, sind von sekundärem Interesse.

Bei mir ist es eher umgekehrt. Mein Ausgangspunkt ist soziologischer Natur, mehr am Mikrokosmos Nachbarschaft orientiert, wo Menschen ihren Alltag gestalten und erleben. Trotzdem strebe ich keine umfassende Bestandsaufnahme bestimmter Stadtteile an. Ein subjektiver Entscheidungswille – abgeleitet von meiner persönlichen Erfahrung – ist in meinem Oeuvre offensichtlich. Mit meinem Bezug zum Realismus stelle ich als Maler kein künstliches Mysterium her, das nur wenigen „eingeweihten“ Betrachtern zugänglich ist. Auf einer kommunikativen Ebene freuen sich viele Betrachter über die Erkennbarkeit, die ihren persönlichen Genius loci bestätigt. Andere Betrachter erkennen in manchen Bildern eine sozio-kritische Haltung.

Während des Malens verändern sich meine Absichten. Es entstehen oft neue, zusätzliche Inhalte. Nach meinem Ermessen lasse ich mich ein auf die Betrachtungen von Passanten und auf das, was ich selber entdecke, sei es das Motiv selbst oder das Bild, an dem ich gerade arbeite. Diese Arbeitsweise ist essentiell für die Entstehung meiner vor Ort gemalten Bilder. Ich reagiere darauf, in dem ich etwas weglasse oder ein Detail betone. Auch im Nachhinein – wenn ich Abstand zu einem Bild gewonnen habe – entdecke ich neue inhaltliche Zusammenhänge. Es ist äußerst selten, dass ich ein Bild im Atelier weiter bearbeite, weil ich eine Authentizität des Erlebten mit dem Vorortmalen gewährleisten möchte.

Beispiel „Am Spreeufer: Pfuelstraße“: Im Bild ist die O2 Arena mit dem großen monströsen Werbeträger im Hintergrund zu sehen, vorne angeschnitten ist das ehemalige Speichergebäude mit privater „Spreeterrasse“. Im gleichen Zeitraum sind mir auf der Straße zwei Menschen begegnet, die mir über ihre persönliche Beziehung zum Haus Pfuelstraße 5 erzählt haben: Einer wohnte früher dort in einer Rehabilitations-WG, der andere wohnt jetzt im Haus nach der Sanierung. Aktuell werden die Räume des Hauses mit vergitterten Fenstern als Filmlocation für €1500 pro Tag angeboten. Die unruhige Spree deutet auf die bevorstehenden baulichen Änderungen an ihren Ufern hin; die vergitterten Fenster und die Spreeterrasse verdeutlichen die daraus resultierenden wirtschaftlichen Trennungen in der Gesellschaft.

Es gibt Orte, die nach Präsenz und Aufmerksamkeit durch persönliche und teils eigenwillige Gestaltung und Farbgebung streben. Der kleine Imbiss „Burgersteig“ mit den intensiven komplementären Farben, Rot und Grün, in unterschiedlichen Tönungen ist mir aufgefallen. Mein Bild vom Laden habe ich glücklicherweise gemalt bevor das ursprüngliche Konzept durch die selbstgefälligen Piktogramm-artigen Darstellungen von den im Laden offerierten Speisen verunstaltet und geschwächt wurde.

In dem Bild „Berghain Areal“ sagt die äußere Erscheinung, die ich als Motiv ausgewählt habe, wenig über die lautstarken Feste, die dort allabendlich stattfinden. Das Bild entwickelte sich inhaltlich erst über drei ruhige Maltage. Durch meine Beobachtungen überkam mich allmählich das Gefühl in einer Laubenkolonie zu sein. Die Szenerie ist friedlich, die Mitarbeiter sind untereinander und mit mir freundlich.

PS. Ich heiße alle Willkommen zu meiner Ausstellung am ersten Septemberwochenende in der „Kapelle am Urban“ im Rahmen von „Art Kreuzberg“, Atelier und Galerie Rundgang im Bergmannkiez und Umgebung. Weitere Informationen auf meiner Website und auf www.artkreuzberg.de.

William Wires, Juli 2011

 




Kunst… selbstverständlich

Die, vom Stadtteilausschuss Kreuzberg e.V. organisierte, 9. Open Air Gallery an den Sonntagen, 3. Juli und 7. August 2011, auf der Oberbaumbrücke wird über 100 internationalen und nationalen Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Werke zu zeigen und zu verkaufen. Die Standgebühr ist inzwischen auf €80 gestiegen.

Die Veranstaltung ist als Ganze bei über 38,000 Besuchern (im vorigen Jahr) eine gewinnbringende Angelegenheit für die Gastronomen vor Ort und ringsherum, für die Sponsoren, die Lokalpolitiker und viele andere Geschäftstüchtige. Die Einzigen, die viel riskieren und oft leer ausgehen, sind die Hauptattraktion und raison d‘etre der ganzen Veranstaltung, die Künstler.

Ein Fragebogen befragte nach der Veranstaltung im vorigen Jahr die teilnehmenden Künstler zu deren Zufriedenheit, dem Ort, einem angedachten hochwertigen Katalog, der Öffentlichkeitswerbung und sonstigen vordefinierten Verbesserungsvorschlägen. Eine Erhebung von (anonymen) wirtschaftlichen Daten, wie die Umsätze der Künstler abzüglich der Auslagen und Standgebühren, wird außen vor gelassen.

Vor einigen Jahren hatte ich mir –als dies noch erlaubt war- einen Stand mit einem befreundeten Maler geteilt. Trotz großem Interesse seitens der Besucher und der Presse – ein Kunstwerk von meinem Kollegen wurde sogar für Zeitungsleitartikel verwendet – hatten wir beide weder ein Kunstwerk verkauft noch wirtschaftlich relevante Kontakte geknüpft.

In den Jahren danach habe ich frei, wie es bei mir üblich ist, vor Ort ein Ölbild gemalt, in der Nähe des Kunstmarktes. Dabei hatte ich die Gelegenheit, zumindest auf der Kreuzberger Seite, die strömenden Besucher zu beobachten und mich mit vielen zu unterhalten. Während der ca. 6 Stunden, die ich da stehe, habe ich äußerst selten gesehen, dass gekaufte Kunstwerke unter dem Arm mitgetragen werden. Von den mir erzählten Kaufpreisen war ich immer erstaunt, was für Schnäppchen manche Besucher erzielt hatten. Die Künstler taten mir leid.

Dass die Künstler vermutlich froh sein sollen, dass ihnen überhaupt eine Plattform angeboten wird, wird für selbstverständlich seitens der Veranstalter angenommen. Diese Haltung offenbart wenig Vertrauen in die Künstler und deren Arbeiten, auch – und noch wichtiger – von den Künstlern selbst. Vergleichbar ist die Einstellung der Veranstalter auch mit der von vielen Café- und Restaurantbesitzern, die deren Räumlichkeiten innen gratis mit Kunstwerken und deren Fassaden mit schlecht bezahlten Wandmalereien „dekorieren“ lassen. Viele Künstler schätzen sich selbst dermaßen schlecht ein, dass sie auf eigene Kosten solche Räume mit ihren Arbeiten bestücken, statt diese zu verkaufen oder zu vermieten. Im Gegensatz zu Galeristen, haben Restaurantbetreiber keinerlei Anreiz Kunstwerke an Dritte zu verkaufen. Ob ein Restaurantbesitzer froh sein soll, dass ein Künstler für die Öffentlichkeit bei ihm tagtäglich – gratis – esse, damit andere sehen, wie voll das Restaurant ist? Absurd, oder?

Als Alternative schlage ich vor, dass Café- und Restaurantbetreiber die Originalkunstwerke mieten oder preiswerte Drucke kaufen und ihre Räumlichkeiten damit verschönern. Wenn solche Angebote nicht angenommen werden, kann der Künstler sicher sein, dass die Kunstwerke nicht ernst genommen, bzw. als nicht wert verstanden werden. Die Künstler würden diese Haltung zum eigenen Nachteil nur bestätigen, wenn keine Bezahlung gemacht wird. Sie sollten nicht vergessen, dass sie in einem harten marktwirtschaftlichen Raum agieren.

Man braucht mit keinem Mitleid haben, wenn der Luxusgegenstand Originalkunst einem Restaurantbetreiber „zu teuer“ ist, da er schließlich großformatige Fotos von der Oberbaumbrücke bei IKEA für billig kaufen kann. Diese habe ich in zwei Restaurants im Wrangelkiez schon gesehen.

Zum Schluss eine Berichtigung des Eingangstextes:

Über 100 internationale und nationale, vom Stadtteilausschuss Kreuzberg e.V. gebührend honorierte Künstler präsentieren der Öffentlichkeit ihre Kunstwerke an den Sonntagen, 3. Juli und 7. August, auf der 9. Open Air Gallery auf der Oberbaumbrücke und geben damit dem Bezirk und Berlin die Möglichkeit ihr kulturfreundliches Gesicht zu zeigen.

William Wires, Mai 2011




Kulturraum Zwinglikirche wieder geöffnet – Raum für Kunst, Kultur und Geschichte

Nur für ein paar Monate im Jahr, aber während dieser Zeit regelmäßig, wird die Zwingli-Kirche im Quartier Rudolfplatz, Nähe U- und S-Bahnhof Warschauer Straße, als KulturRaum genutzt. Das auffällige Bauwerk, das längst nicht so alt ist, wie es aussieht (Grundsteinlegung 1906, Einweihung 1908) und offiziell zu den Berliner Baudenkmälern gehört, ist nämlich nicht beheizbar und deswegen bis in den Mai hinein zumindest für Veranstaltungen, bei denen man still sitzt und zuhört bzw. zusieht einfach zu kühl.

Nach dem Mauerbau 1961 wurde das Gebäude jahrelang weder kirchlich, noch anderweitig genutzt, später als Archiv an die Staatbibliothek verpachtet. Dass die Zwingli-Kirche jetzt wieder eine gesellschaftliche Funktion hat als gern genutzte Begegnungsstätte für den Kiez, ist dem Verein KulturRaum Zwingli-Kirche e.V. zu verdanken, der 2007 von Bürgerinnen und Bürgern des Stadtteils gegründet wurde.

Seitdem gibt es hier jährliche Sommerprojekte mit Bezug zur lokalen Geschichte und künstlerischem Anspruch, eine Lichtspielreihe „Kino im Quartier, ausgefallene Konzerte und Lesungen mit Prominten aus Theater, Film und Fernsehen und überhaupt viel Interesse und Raum für Kunst, Kultur und Geschichte.

Ganz aktuell steht ein Konzert des Yale Glee Clubs im Rahmen von dessen Jubiläums- Europa-Tour über Uppsala, Stockholm, Kopenhagen, Berli, Prag, München, Paris und Istanbul mit „Classical, Contemporary and American Spirituals“ am 5. Juni, 18 Uhr, auf dem Programm. Weitab vom Mainstreems bewegt sich auch die Auswahl für die Reihe „Kino im Quartier“. Zuletzt wurde Ende Mai der DEFA-Film „Der Verdacht“ von Frank Beyer nach einem Text von Volker Braun und einem Drehbuch von Ulrich Plenzdorf gezeigt. Und weil der Verein die Kirchenräume auch als Location für Film- und Video-Produktionen vermietet, hat die Zwingli-Kirche seit 2007 ihrerseits „Filmkarriere“ gemacht: Am 10. Februar 2011 war hier ein wichtiger Drehtag des Kinofilms „Im Jahr des Hundes“ von Dennis Gansel. Dafür wurde der Kirchenraum allerdings gründlich umgestaltet und dort eine „russischeBar“ eingerichtet.

Weitere Infos unter www.zwingli-kirche.de

Geschrieben von Jutta Wunderlich




Kunst im Kiez Die Zerstörung

Normalerweise berichte ich an dieser Stelle über Künstler aus Kreuzberg und deren Werke. Diesmal jedoch liegt es mir am Herzen über die Kunst und der ihr entgegen gebrachte Missachtung zu berichten. Die East Side Gallery ist ein gutes Beispiel dafür.

Die Missachtung in Form von, auf den von Künstlern nicht genutzten und somit anfänglich noch Weiß grundierten Flächensein „Zeichen“, „Tagg“, „Logo“ oder wie auch immer, anzubringen, nimmt immer größere Ausmaße an. Nachdem bereits einige Radiosender über dieses Thema berichteten, möchte ich hiermit nun auch die Aufmerksamkeit auf dieses Problem lenken.

Denn ich frage mich: Wie kann es sein, dass ein weltweit bekanntes und bewundertes Kunstwerk wie die East Side Gallery derartigen Verunstaltungen ausgesetzt werden kann? Jeden Tag laufen Scharen an Berlin-Besuchern an dem ehemaligen Teil der deutsch-deutschen Grenze entlang und bestaunen die Umgestaltung in Form einer Freiluft Galerie mit dutzenden von riesigen Gemälden von Künstlern aus verschiedenen Nationen. Ich bin kein ausgesprochener Kunstliebhaber und interessiere mich auch nicht überdurchschnittlich für die Malerei, aber wenn ein paar völlig bekloppte Vollidioten nichts besseres zu tun haben als mit einem „I was here…“-Spruch ein Kunstwerk zu verunstalten, dann nehme ich mir trotzdem das Recht heraus, dieses anzuprangern und zu hinterfragen, wo der Schuh drückt.

Um mir einen Überblick über die aktuelle Lage zu verschaffen und nachzusehen, was in der Zwischenzeit geschehen ist um die Schmierereien an dieser Stelle zu unterbinden, begab ich mich zum Ort des Geschehens und stellte fest…nix! Aber auch absolut rein gar nichts hatte sich seit meinem damaligen Besuch und der ersten Kenntnisnahme geändert. In Weltmetropolen, wie Berlin es nach den Worten unserer Regierenden ja immer so gerne sein möchte, postieren die Verantwortlichen in den Stoßzeiten des Besucherandrangs Wachpersonal zum Schutz von erhaltenswerten Kulturgütern. Diese Vorgehensweise um Vandalismus zu verhindern ist in anderen Weltmetropolen Standard. In anderen Weltmetropolen, aber eben nicht hier. Hier lässt man die Touristen an einer immer weiter verschandelten Mauer entlang laufen. Ganz nach dem Motto: Friss oder stirb – Schau es dir an oder lass es sein.

Oder könnte der Grund für das mangelnde Interesse an der East Side Gallery damit begründet sein, dass kein Geld durch Eintritt und Vermarktungsrechte in die staatlichen Kassen gespült wird und das Projekt somit ausschließlich als unangenehmer Kostenfaktor angesehen wird?Dem würde ich entgegenhalten, das die Deutsche Braunkohle auch keinen Gewinn abwirft und trotzdem seit Jahrzehnten für den Erhalt der Arbeitsplätze subventioniert wird. Egal, zurück zum Thema.

Mein Vorschlag für die Behebung des Problems ist Beamte, die den Polizeidienst aus Körperlichen oder Geistigen Gründen nicht mehr ausüben können und sonst in den Frühruhestand entlassen worden wären, dort einzusetzen und mit der Bewachung von Kulturgut zu betrauen. Die einsatzfähigen Polizeikräfte könnten somit weiterhin in gewohnter Truppenstärke die Toiletten am Bahnhof Zoo bewachen.

Mit diesen Gedanken lief ich die Galerie entlang und sah an einigen Stellen, wo der Platz auf den von Künstlern unbehandelten, weißen Flächen keinen Platz für weitere Signaturen bot, besonders dreiste Arschlöcher (gibt es auch eine weibliche Form von Arschloch?) bereits auf die Flächen ausgewichen sind, die mit Kunstwerken versehen wurden. Dies sollte ein eindeutiges Signal an die Verantwortlichen sein, die Hände aus dem Schoss zu nehmen und endlich zu reagieren. Ansonsten werden demnächst die ersten „Mauerspechte“ mit Hammer und Meißel anrücken und Stück für Stück die Mauer zu einem erneuten Sanierungsfall machen.

Ich nahm mir vor, dem Ganzen in den nächsten Tagen einmal gründlich auf den Grund zu gehen. Zurück in der Redaktion setzte ich mich an meinen Computer und machte mich daran die Kontaktdaten der zuständigen Stellen herauszusuchen und sie mit meinen Fragen per E-Mail oder wenn nötig, telefonisch zu konfrontieren. Meine Fragen waren klar und deutlich definiert und sie waren strukturiert.

Frage 1: Was wird ihrerseits unternommen um die sich ausbreitenden Schmierereien an der East Side Gallery zu unterbinden?

Frage 2: Wann wird ihrerseits etwas gegen die sich ausbreitenden Schmierereien an der East Side Gallery unternommen?

Mit diesen beiden Fragen beschäftigte ich Herrn Alavi von dem East Side Gallery e. V. und das Büro vom Bezirksbürgermeister Herrn Dr. Schulz im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.

In dem Telefonat, das ich mit Herrn Alavi geführt habe, erfuhr ich, dass die Arbeiten für eine Wiederherstellung der East Side Gallery bereits durch den Berliner Senat beschlossen und die dafür benötigten Gelder schon bewilligt wurden. Der Bezirk, der für die Durchführung der Arbeiten zuständig ist, spielt auf Zeit und schiebt die Aufgabe vor sich her. Auch die Vorschläge des Vereins, erhielten seitens der Verantwortlichen zwar Gehör aber schienen nicht auf den nötigen Sachverstand zu treffen. Denn der Sinn hinter dem Gedanken der Künstlerinitiative, mit Beleuchtung, Bewachung und weiterer Ausschilderung in Form von Informations- und Hinweistafeln, erneute Schmierereien zu verhindern ist noch nicht ganz in den Köpfen der Zuständigen angekommen. Die Verweigerung, dem Verein vor Ort ein Grundstück für die Errichtung eines Informationspavillons zur Verfügung zu stellen um näher an den Besuchern der Galerie zu sein, verhärtet die Fronten zusätzlich. Es wird vermutlich noch einige Gesprächsrunden zu diesem Problem geben müssen (wenn sie dann endlich mal zustande kommen), um irgendwann einmal, zu einem Abschluß zu gelangen.

Den Bezirksbürgermeister habe ich leider nicht erreicht und kann somit auch keine Stellungnahme seinerseits in diesem Zusammenhang liefern. Ich bitte alle an diesem Thema Interessierten, sich im Büro des Bezirksbürgermeisters Dr. Schulz, unter Tel.: 90298-2301 (Sekretariat) zu melden und den aktuellen Stand der Dinge zu erfragen.Es bleibt abzuwarten ob es dem Bezirk bis zum Frühjahr und somit auch bis zum erscheinen der ersten Besuchergruppen gelingen wird, die Schmierereien zu entfernen, ein Abstellen erneuter Verunreinigungen durch- und vor allem auch umzusetzen und dadurch den Ruf der East Side Gallery wiederherzustellen und zu retten.

Die Gedanken über eine Anmeldung für die Aufnahme und Eintragung in das Unesco-Weltkulturerberegister kann bis dahin als Wunschtraum auf Eis gelegt werden. Abschließend kann ich nur sagen, dass ich das Thema weiter verfolgen und zu gegebenem Zeitpunkt wieder aufgreifen und darüber berichten werde.




Yellow Snow

“Jo, his wife remarked on the painting ‘Cape Cod morning’, 1950: ‘It is a woman looking out to see if the weather is good enough to hang out her wash’. Hopper reacted: ‘did I say that? You’re making it Norman Rockwell. From my point of view she’s just looking out the window, just looking out the window’.”

Jo and Edward Hopper quoted in ‘Gold for Gold’, ‘Time’ 30 Mai 1955, p. 72.

Während ich auf der Straße male, fragen mich manche Passanten, ob ich Bob Ross im Fernsehen gesehen habe. Nachdem ich ein paar Jahre diese Frage verneint hatte, kam ich doch auf die Idee diesen Maler bei YouTube nachzuschauen. Ich habe ein Video angesehen, in dem er eine Berglandschaft in einer halben Stunde bastelt. Das Bild selbst ist eine reine Erfindung, oberflächig stimmungsvoll und hauptsächlich auf geschickten und routinierten Maltechniken aufgebaut. Der abgedunkelte Hintergrund blendete alle Bezüge zur Außenwelt aus: Jeder wird in seine „happy little world“ eingeladen und aufgefordert, in eine eigene, abgeschirmte Welt einzutauchen.

Noch ein amerikanischer Maler, der sich stark auf Maltechniken und einer leicht zugänglichen „sugar-coated“ Ideologie stützt, ist Norman Rockwell. Seine inszenierten Themen sind anhand von Fotomontagen konstruiert und sind illustrativ. In dem Zitat oben, distanziert sich Edward Hopper von Rockwell, auch vielleicht weil Hopper seine einkommenssicheren Illustrationsaufträge als notwendiges Übel betrachtet hat. Jo, die Frau von Edward, wollte einen illustrativen Sinn in seinem Ölbild erkennen: Die abgebildete Frau schaut aus dem Fenster, um nach einer günstigen Wetterlage fürs Wäsche-Aufhängen zu sehen. Wer weiß: Vielleicht wollte Jo, auch eine Malerin, ihren Ehemann provozieren.

Malerischer Realismus und Effekte werden bei Ross und Rockwell als Träger einer idealen –anti-modernen- Ideologie eingesetzt, die eine vordefinierte heile Welt widerspiegeln. In ihren Bildern ist der Schnee ohne gelbe Flecken. Bob Ross: “The only thing worse than yellow snow is green snow.” Ein begeisterter Fan be-nutzte eine Analogie aus dem Musikunterricht: Bevor man Prokofiev lernt, lernt man Kinderlieder wie „Mary Had a Little Lamb“. Es ist kein Zufall, dass Ross ein kleines Imperium mit Workshops, geleitet von Bob Ross bescheinigten Lehrer, aufgebaut hat und sogar eine Produktpalette von Künstlerbedarf anbietet. Eine von außen gedichtete, unschuldige und unbekümmerte Kinderwelt wird als Ziel gesetzt.

Ich bin erstaunt, dass in manchen meiner Bilder Leute einen gesäuberten Blick sehen. Kann es sein, dass gerade da zum Teil Wunschbilder hineinprojiziert werden? Dass realistische Malerei dazu leitet, eine eigene heile Welt zu sehen? Ohne Romantisieren zu wollen, male ich die verschmutzten und unebenen Wände, das Unkraut in den Gehwegspalten, das Graffiti. Es sind die Schnittpunkte zwischen meiner subjektiven Betrachtungsweise und einer annähernd objektiven Realität, die ich in meinen Ölbildern bearbeite. Die von mir unmittelbar erlebte Außenwelt ist wesentlicher Inhalt meiner Bilder. Daher gibt es bei mir keine „ready-made“ Antworten und damit keine Erfolgsformeln oder routinierte Maltechniken.

William Wires, Januar 2011




Auf Spurensuche in Berlin – Weil in Berlin immer alles etwas anders ist …

… wird hier auch mit der Altstadt ganz anders umgegangen, als gewöhnlich: Während sich normale Städte mit historischen Bestandteilen ihrer Altstadt gerne und ausgiebig schmücken und sie mit viel Aufwand an Kosten und Mühen konservieren, wandelt sich die Mitte Berlins seit eh und je ständig und gründlich.

Diese Besonderheit und aktuelle Diskussionen zur Frage, wem gehört die Mitte Berlins und was gehört hierher, eben erst wegen der Gestaltung des Areals am Roten Rathaus, hat das Stadtmuseum zum Anlass genommen, eine großangelegte Fotoausstellung mit dem Titel BERLINS VERGESSENE MITTE – STADTKERN 1840-2010 – gleichzeitig der Beitrag des Stadtmuseums zum „Europäischen Monat der Fotografie“ – zu zeigen. Nicht etwa Randerscheinung im Jahresprogramm, sondern ein „Kernprojekt“ und wichtiger Service für jeden Berliner, der heute hier lebt: „Das muss man einfach wissen, um über die Stadt der Zukunft zu entscheiden“, meint Dr. Franziska Nentwig, Generaldirektorin des Stadtmuseums.Dass die Altstadt von Berlin weder am Alex lag noch am Schlossplatz, sondern dazwischen, und auch nicht rechteckig war, sondern „rund wie eine Boulette“, erfährt der Ausstellungsbesucher aus alten Stadtplänen, Kupferstichen und Zeichnungen.

Die Dokumentation konzentriert sich auf den Veränderungsprozess, der mit der Industrialisierung begonnen hat und dem sich eigentlich zu keinem Zeitpunkt Stadtverwaltung oder Bürgertum entgegen gesetzt haben. Kriegsschäden taten ein Übriges, so dass von der historischen Altstadt am Ende lediglich die St. Marien- und die Nikolaikirche übrig geblieben sind!

In der Ausstellung ist das vermutlich früheste Foto zur Stadtbilddokumentation enthalten. Es zeigt den Eckturm des Berliner Rathauses kurz vor seinem Abriss – zur Verbesserung der Verkehrssituation. Das war damals einer der häufigsten Gründe für Abriss und Baumaßnahmen, denn damals seien die Stadtväter „unendlich verkehrsbegeistert“ gewesen. Und dem musste sich halt im Zuge der Modernisierung alles unterordnen. Eher utopisch waren die Ideen während der Weimarer Republik, und in Schaukästen kann man Entwürfe sehen, die zum Glück nie realisiert wurden. Das DDR-Regime baute weite Teile von Berlin-Mitte zum Staatsforum um, was nach deren Untergang rigoros wieder getilgt wurde.

Zum Beispiel das „Ahornblatt“, ein Renommierprojekt für die Architektur der Moderne in Berlin. Aus eigener Initiative hat die Fotografin Christine Kisorsy (1968 in New York geboren, heute in Berlin zuhause) das Ganze vor und während des Abrisses dokumentiert, während von offizieller Seite gar kein Interesse bestand.

Um den Schwerpunkt bei der Fotokunst zu belassen, wurde darauf verzichtet, vorhandene Fotografien zu vergrößern. Und wo die alten Aufnahmen nicht mehr verwendbar waren, wurden Neuprints mit alten Techniken auf Silbergelantine- oderKollodiumpapier im Originalformat erstellt. Wer also weitsichtig ist, sollte zum Ausstellungsbesuch lieber seine Lesebrille mitbringen, damit ihm die Feinheiten nicht entgehen. Fotokunst neueren Datums von Karl Brandmann (Serie vom Fischerkiez) und Arved Messmer (Panoramaaufnahmen) findet sich aber ebenfalls. Und parallel zur Hauptausstellung wird im dritten Stock die Ausstellung FILETSTÜCKE – VEXIERBILDER DER BERLINER MITTE von Barbara Metselaar Berthold (Siegerin des Künstlerinnenprogramms des Berliner Senats) gezeigt.

Wichtig ist auch das Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung. Da sind nämlich die Berliner gefragt, die mitwirken und Klartext mitreden sollen, wenn zum Beispiel in der Nikolaikirche über den „Altstadtstreit“ und „Die Zukunft der BerlinerAltstadt“ diskutiert wird. Nicht nur die Erwachsenen sind gefragt, sondern auch die Kinder. Allerdings geht es hier nicht ums Reden, sondern um Handfestes: Sie sollten unter anderem alles in eine „Zeitkugel“ packen, was ihnen wichtig und erhaltenswert erscheint. Danach wird die Kugel für 20 Jahre eingelagert und dann, bestenfalls im Beisein aller Beteiligten ausgepackt.

Sowas sollte man doch nicht nur auf Kinder beschränken, sondern ruhig auch eine Erwachsenen-Zeitkugel packen, wurde bei der Museumsleitung schon angeregt und für gut befunden. Trotzdem wird das wohl nicht mehr ins Rahmenprogramm aufgenommen werden. Unsere Anregung: mit der eigenen Clique einfach selber machen. Und vielleicht kommt dann in 20 Jahren in einer Zeitkugel sogar ein Kreuzberger zum Vorschein 🙂

 

Info

Die Ausstellung BERLINS VERGESSENE MITTE reicht weit über den Monat der Fotografie – der in der vierten Auflage seinerseits schon auf sechs Wochen ver-längert wurde – hinaus und ist bis zum 27. März 2011 im Ephraim-Palais des Stadtmuseums (Poststraße 16, im Nikolaiviertel) zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 12 bis 20 Uhr; Heiligabend und Silvester geschlossen, 25.12. von 14 bis 18 Uhr, 26.12. von 10 bis 18 Uhr und Neujahr von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Angemeldete Schulklassen, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt!

Der EUROPÄISCHE MONAT DER FOTOGRAFIE, wurde heuer schon von Haus aus auf sechs Wochen erweitertet wurde, um die ganzen Vernissagen (140 Vernissage an 45 Tagen!) und Sonderveranstaltungen aller Art unterbringen zu könnnen. Der Monat der Fotografie endete offiziell am 28. November, trotzdem gehen viele Ausstellungen weiter und sprechen als Alternative zum x-ten Weihnachtsmarkt für einen Besuch in Galerien und Museen. Ausstellungsprogramm unter www.mdf-berlin.de .

Geschrieben von Jutta Wunderlich

 




Radio36 ist wieder „ON AIR“…

…und hat seit einigen Wochen seinen Sendebetrieb wieder aufgenommen. Nun werden sich einige fragen: “Radio36? Hieß das Ganze nicht früher einmal irgendwie anders?” Dazu kann ich nur sagen – neuer Name neues Glück.

Die gründlichen Renovierung der Führungsebene führte dazu, dass der Name gewechselt wurde, ein neues Logo entworfen wurde und das Ganze nun unter www.radio36.de im Internet zu finden ist und in neuem Aussehen erstrahlt.Das Programm bleibt nach wie vor interessant, bunt und abwechslungsreich.

Kontaktdaten

Groove Records

Pücklerstraße 36

10997 Berlin

Tel.: 030/ 618 86 39

www.radio36.de

mail@grooverecords.de

Skype: Dr. Groove36




Ungewohnte Töne im Wrangelkiez – Profimusiker testet das Holzophon

Neu im Sortiment des Campo Estilo sind zwei exotische Artikel: „Holzophone“ – Holz-Schlaginstrumente nach dem Vor-bild afrikanischer und asiatischer Schlitz-trommeln, nach Kreuzberg importiert aus Peusenhof.

In der Gegend um Peusenhof, reichlich 400 Kilometer von Berlin entfernt und hierzulande vermutlich noch weniger bekannt als der afrikanische und asiatische Kontinent, wächst der Stoff, aus dem die Holzophone sind. Bestes Holz unterschiedlicher Sorten in schönen Mischwäldern, unbelastet von schäd-lichen Umwelteinflüssen, weil weit weg von Verkehrsadern und Industrie-gebieten.

Und mittendrin, in einem von insgesamt vier Anwesen der Mini-Ortschaft Peusenhof, die auf herkömmlichen Straßenkarten gar nicht verzeichnet ist, lebt und arbeitet Roland, genannt „Rolo“ Horn. Rolo, Jahrgang 1959, ist gelernter Schreiner und hat sich autodidaktisch zum Instrumentenbauer weitergebildet. Seit über dreißig Jahren baut er inzwischen seine Schlitztrommeln, nennt sie Holzophone und hat dafür ein eigenes Konzept entwickelt, durch das sie anderen handelsüblichen Schlitz-trommeln überlegen sind.

 

DER HOLZOPHON-TEST

Für den Kreuzberger hat ein Profimusiker aus Berlin, dessen Namen wir an dieser Stelle nicht nennen dürfen, die erste Holzphon-Lieferung – zwei Exemplare in kleiner und mittlerer Größe – getestet und für sehr ordentlich befunden:

Der Klang ist warm, weich und sehr angenehm, weckt Assoziationen zum afrikanischen Kontinent und hat Ähnlichkeit mit dem der Kalimba. Der Spaßfaktor ist hoch, weil man leicht reinkommt und sofort loslegen kann.

Minimale Rhythmuskenntnisse und Erfahrung mit Schlaginstrumenten sind von Vorteil. Aber auch ohne Vor-kenntnisse hat man schnell Freude und Erfolgserlebnisse damit, zumal die Klangzungen so leicht ansprechen, dass man nicht einmal die mit gelieferten Schlägel einsetzen muss, sondern den Klang auch direkt mit den Fingern erzeugen kann.

Und nachdem das Instrument in sich pentatonisch korrekt gestimmt ist, klingt das, was man spielt immer irgendwie „richtig“. Damit ist das Holzophon auch für Kinder prima geeignet. Gut fürs Kind, weil damit der Ton direkt erzeugt werden kann, und gut für die Eltern, weil nichts scheppert und kracht!

Zur Verwendung in einer Band sind die Möglichkeiten der Schlitztrommeln, die immer nur über fünf Töne verfügt, von Natur aus begrenzt. Der Einsatz als Zusatzinstrument ist möglich, wenn man eine Melodielinie hat, die nicht mehr als genau die fünf Töne umfassen darf. Definitiv nicht geeignet ist das Holzphon als Übungsinstrument für Nachwuchs-Drummer, weil eben doch ganz anders in der Handhabung als ein Schlagzeug. (Schade für Eltern, Freunde und Nachbarn!)

Trotzdem bescheinigt der Profi dem Holzphon Bühnen- und Studioreife, um eine Melodie einzuspielen, wenn der Sound passt, und kann sich auch Jazzmusik mit Holzophon-Anteil vor-stellen. In der klassischen Musik gibt es seit den 40er Jahren bereits zwei Symphonien mit maßgeblicher Schlitz-trommel-Beteiligung (5. und 6. Symphonie von Sergei Prokofjew). Dafür muss das Instrument natürlich ganz korrekt gestimmt sein, was wiederum für Rolo Horn Ehrensache ist. Um eine solche Qualität gewährleisten zu können, musste Rolo etliche Jahre üben: „Das bekommt man erst im Laufe der Jahre in den Griff. Ich hatte früher unheimlich viel Ausschuss, bis ein gelungenes Stück dabei war.“ Schließlich war ihm das Instrumenten-bauen nicht gerade in die Wiege gelegt. Rolo stammt keineswegs aus einer Musikerfamilie, sondern kam nach frühen Jugendsünden (heimliches Anhören der „Schlager der Woche“) erst mit Mitte Zwanzig zur Musik, war dann sehr aktiv als Schlagzeuger in diversen Rockbands, von denen inzwischen allerdings nichts mehr zu hören ist. Und eben als Schlagzeuger machte er sich auf die Suche nach mehr Ausdrucks-möglichkeiten und fand die Schlitz-trommel: „Da hat man Schlagzeug und Melodie in einem.“

Noch länger war der Umweg zur Musik bei seiner kleinen Schwester Conny, die zwar schon immer eine musische Ader hatte, sich aber lange nur mit Malerei beschäftigte und wegen einer Fehl-einschätzung die Finger von allen Musikinstrumenten ließ. Inzwischen treten Rolo und Conny gemeinsam auf, umrahmen mit eigenen Holzophon-Kompositionen im Duett Veran-staltungen und haben eine erste CD „Trockenes Holz“ herausgebracht.

Die CD “Trockenes Holz” gibt es im „T-Shirt-Style“-Shop zum Anhören und Kaufen, außerdem sind Holzphone in zwei Größen vorrätig.

Geschrieben von Jutta Wunderlich




Neues von Jan Pfennig: „In Berlin ist das Publikum cooler“

Im Herbst letzten Jahres stellte sich Jan “Stix” Pfennig dem Kreuzberger für ein Interview zur Verfügung. Jetzt traf sich Marek erneut mit dem sympathischen Musiker, der zwischenzeitlich ein Marathonprogramm an Auftritten in Hallen und Clubs absolviert hat. Dreieinhalb sehr intensive Tournee-wochen mit SIDO im Winter und eine zweite kleinere Tour im April, ebenfalls mit dem angesagten HipHop-Star liegen hinter ihm.

Clubs und Säle waren durchwegs immer voll, oft bis auf den letzten Platz ausverkauft, berichtet Jan Pfennig. Tolle Stimmung während der Auftritte und danach auch, denn intensiv gefeiert wurde auch. Zumal bei Bands dieser Kategorie die Musiker den Komfort haben, dass Instrumente und Equipment von Bühnenarbeiten versorgt werden.

Einen besten Spielort kann Jan nicht benennen. „Es gibt immer beste Auftritte nicht den besten Auftritt.“ Aber was das Publikum betrifft, so gab es doch Unterschiede: In Berlin ist das Publikum cooler! Im Süden waren die SIDO-Fans jünger, 14 bis Mitte 20. In Berlin kamen eher die ab 20-Jährigen, und die haben natürlich schon mehr gesehen und wissen gute Musik zu schätzen.

Für die nächste Tour mit SIDO ist noch kein Termin festgelegt, da steht frühestens im Herbst wieder eine größere Tour an, denn bisher ging’s jeden Winter auf Tour. Trotzdem ist der Schlagzeuger bis dahin kaum weniger auf Achse: „Ich spiele ja auch bei anderen Bands. Mein zweites Standbein ist Rotfront, eine Multi-Kulti-Band aus Berlin.

Mit Rotfront sind wir sehr viel unterwegs. Das sind jetzt keine Touren in dem Sinn, dass ganze Wochen vollgepackt sind, aber wir sind quer durch ganz Europa unterwegs. Über Kneipen in Frankreich bis Finnland, Holland, Polen, Tschechien, Österreich und die Schweiz.“ Deswegen bleibt der Koffer auch weiterhin immer gepackt, griffbereit für den nächsten Einsatz.

Mehr über Jan Pfennig – unter anderem auch Live-Konzert-Mitschnitte vom Frauenfeld Openair 2009 mit SIDO und von einem Konzert in Budapest mit Rotfront – Emigrantski Raggamuffin findet ihr unter www.myspace.com/janpfennig




Howard Marks – Dopestorys über Señor Nice im KitKat Club

Nur dem Zufall war es zu verdanken, dass ich von Howard Marks und seinem bevorstehenden Auftritt im KitKat Club erfuhr. In der Klatschpresse las ich einen achtzeiligen und gut versteckten Text der auf dieses Ereignis hinwies. Da ich zufälligerweise gerade an einer Buch-vorstellung von “Dope Stories” und “Señor Nice” saß, fügte sich die Möglichkeit, den Autor persönlich kennenzulernen, in meine Arbeit optimal ein. Komisch ist es aber schon, dass selbst der Verlag, mit dem ich seit längerer Zeit aufgrund des Berichtes in Kontakt stehe, mich nicht auf diesen Termin hingewiesen hat.

 

Zur Person:

Howard Marks (65), war in den ´70 und ´80 Jahren im großen Ausmaß dafür verantwortlich, dass Marihuana und Haschisch die Konsumenten weltweit erreichte. Von den Anbaugebieten in Asien, Südamerika und Pakistan schmuggelte er in seinen Glanzzeiten bis zu 50 Tonnen, der von staatlicher Seite her verbotenen Pflanzenteile, mit Hilfe von Flugzeugen und Frachtschiffen, quer über den gesamten Globus zu den Abnehmern in Australien, Amerika und Europa. Seit der Verhaftung und einer mehrjährigen Haftstrafe in einem amerikanischen Gefängnis ist aus dem ehemals erfolgreichen Drogenschmuggler ein nicht minder guter Schriftsteller und Unterhaltungskünstler geworden.

Dieser ehrenwerte Mann, der früher unter anderem als “Mr. Nice” seine Geschäfte abwickelte, besuchte am 17.07.2010 unserer Stadt um über seine Erlebnisse und die Erfahrungen die er im Zusammenhang mit seinem Beruf als Drogenschmuggler gemacht hat zu berichten.

Mit Kamera, Aufnahmegerät und jeder Menge Vorfreude auf diesen viel versprechenden Abend begab ich mich in Richtung Veranstaltungsort. Da ich schon reichlich spät dran war, hatte ich Bedenken noch eine Eintrittskarte zu bekommen. Ich kam, unter dem Einfluss von der in meiner Vorbereitungszeit auf dieses Ereignis eingenommenen Substanzen, am Ort des Geschehens an und war……der 1! Wie konnte das sein? Der Veranstalter hatte in der Hoffnung, dass sich weitere Zuschauer einfinden würden, um den Worten des Meisters zu lauschen, den Beginn der Veranstaltung um 30 Minuten auf 21:30 Uhr verschoben. Ich nutzte die Zeit des Wartens sinnvoll und brachte eine weitere Dosis der bewußseinsverändernden Substanz in meinen Körper ein und ließ mich auf einem der noch leider zahlreich freien Plätze nieder. Und so waren es sechs Leute die sich im kleinen Kreis um Howard scharten um seinen Auftritt zu verfolgen. Mit einer kurzen Begrüßung der Anwesenden durch Howard und seiner durchaus charmanten Begleitung Andrea Mohr, die an diesem Abend ebenfalls aus ihrem Leben berichten sollte, begann der Abend.

Einleitend wurde ein Film mit Interviews von DEA-Agenten und anderen Personen, die ihn über Jahre hin verfolgten und schließlich auf Mallorca fest-nahmen, gezeigt. Anhand dieser Aus-sagen wird deutlich, wie geschickt er es verstand, sein Spiel mit den Behörden zu treiben. Der nachfolgende Auftritt baute auf den zuvor gezeigten Beitrag auf und ergänzte ihn durch weitere Informationen. Im Wechsel mit Andrea Mohr, die an diesem Abend über ihre eigenen Erfahrungen im Drogengeschäft berichtete, sprach Howard über sein abenteuerliches Leben, in dem er unter anderem als MI6-Agent gemeinsame Sache mit DEA-Agenten, IRA-Kämpfern und der Mafia machte.

Was ich persönlich am bemerkenswertesten fand und was Nachahmer bei ihren Planungen bedenken sollten, dass Howard ausdrücklich auf sein unermessliches Glück, das er in seinem bisherigen Leben und insbesondere bei der Arbeit als Schmuggler hatte, hingewiesen hat.

Um nur einige Beispiele zu nennen: Er hat sein Studium in Physik erfolgreich beendet, danach erfolgreich Drogen gehandelt und mit noch mehr Erfolg geschmuggelt. Kam, als er er-wischt wurde, vor Gericht damit durch, im Auftrag des englischen Geheimdienstes gehandelt zu haben und musste einige Jahre später in Amerika, zu 25 Jahren verurteilt, nur sieben Jahre davon absitzen. Völlig mittellos nach England abgeschoben, bekam er das Angebot sein erstes Buch “Mr. Nice” zu schreiben. Die Auftritte bei den Werbeveranstaltungen für seine Bücher waren so erfolgreich, dass er fortan auch als Unterhaltungskünstler mit seiner Show sein Geld verdiente. Ob es immer nur Glück oder nicht doch hier und da auch mal der richtige Kontakt im Spiel war, hat er nicht verraten.

Und damit Howard auf seine alten Tage auch in Zukunft nicht auf seinen “Guten-Morgen”-Joint verzichten muß, komme ich nun zum eigentlichen Grund dieses Berichtes. Mit “Dopestories” und “Señor Nice” sind nämlich vor einiger Zeit zwei weitere Werke erschienen, die ich euch an dieser Stelle kurz vorstellen möchte.

Das Buch mit dem fast zu erwartenden und passenden Titel “Dope Stories” behandelt Themen wie das amerikanische Knastsystem, was man darüber wissen sollte und was man dort lernt. Ich vermute, die meisten von euch haben noch keine Erfahrung mit den Sitten und Gebräuchen in Gefängnissen gemacht. Sollte sich dies im Laufe eures Lebens jedoch einmal ändern, bietet euch dieses Kapitel nützliche Tipps und Informationen für das korrekte Verhalten hinter Gittern. Des Weiteren findet ihr Ratschläge, wie man als Drogenhändler spurlos verschwindet. Vermutlich wurden diese Tipps mehrfach vom Meister persönlich auf ihren Erfolg hin getestet und über die Jahre, die er auf der Flucht war, perfektioniert. Kurz und knapp berichtet er auch über die schlimmsten 10 Sekunden seines Lebens. Sein Einsatz für die Legalisierung von Marihuana und die Aufklärungsarbeit zu diesem Thema, die er durch seine Bücher und Auftritte leistet, kommt genauso zur Geltung wie seine zahlreichen Reise-berichte aus den unterschiedlichsten Ländern wie Dänemark, Brasilien, Estland und Israel.

Zudem haben einige Gastautoren ihren Beitrag zu diesem Buch geleistet und Texte der Literaten Charles Baudelaire und von William S. Burroughs finden ihre Erwähnung. Kurzum findet man auf den 179 Seiten über dreißig Kurzgeschichten die fast alle irgendwie mit Drogen zu tun haben und sei es nur deshalb weil Howard darin vorkommt.

Fazit: Die Thematik des Buches ist klar vorgegeben und man bekommt, was man erwartet. Auszüge aus dem Leben eines, an erlebten Abenteuern, reichen Mannes. Es ist gut geschrieben und noch besser zu lesen, so dass ich nach wenigen Stunden, die es dauerte, das Buch in sich auf zu saugen, feststellte: Schade, das war´s schon!?

Die Endtäuschung währte nicht lang, denn schließlich gab es da ja noch ein weiteres Buch, das darauf wartete gelesen zu werden.

Das Werk mit dem Titel “Señor Nice” ist die Fortsetzung der erfolgreichen, in fünf Sprachen übersetzten und weltweit über 750000 mal verkauften Autobiographie von Howard Marks, die 1996 unter dem Namen “Mr. Nice” veröffentlicht wurde. Das Buch schließt nahtlos an diesen Bestseller an und Howard Marks bekräftigt mit dem zweiten Teil zu seinem Leben, den Ruf als intelligenter und unterhaltsamer Schriftsteller.

Er berichtet über die Jahre 1996 bis 2006. Die Zeit nach seiner Karriere als Schmuggler und die ersten Jahre in Freiheit. Seine ersten Schritte im Showgeschäft verlaufen erfolgreich und das Rahmenprogramm bei diesen Auftritten bietet hier und da Ereignisse, die Howard mit in die Geschichten einfließen lässt. Er schreibt über die Kandidatur für die “Legalize Cannabis Party” zum britischen Unterhaus und die dafür notwendigen Auftritte in Pub´s, Club´s, Bordellen und anderweitig skurrilen Orten an denen er Werbung für die Partei machte.

Interessante Einblicke in seinen Familienstammbaum bietet die von ihm intensiv betriebene Ahnenforschung. Diese ließ er auch bei seinen zahlreichen Aufent halten in den verschiedensten Ländern, nie außer Acht und brachte Unglaubliches zu Tage. Auf der Suche nach Spuren seiner walisischen Vorfahren bereiste er unter anderem Länder wie Panama, Jamaika, und Brasilien. Er folgte Hinweisen, die ihn auf die Spur von Henry Morgan, dem berüchtigsten Piraten der Karibik, brachte.

Er trifft auf seinen Reisen die unterschiedlichsten Leute an den unwirklichsten Orten dieser Welt. Zu den prominentesten Personen zählen dabei zum Beispiel Jimmy Page, Sean Penn und weitere Größen der Promiszene. Andere Begegnungen mit völlig unbekannten Personen, die er bei seinen Aufenthalten in den verschiedensten Ländern kennen lernte, waren von von nicht minder interessanter Natur.

Von Jamaika berichtet er über ein abgefahrenes Open-Air Konzert mit Musikgrößen aus der Region und schreibt ausführlich darüber, wie er den Tod vor Augen, auf einem Traktor durch den Dschungel rast.

Ihr erfahrt warum Howard Marks auf die Schweizer Behörden, denen er stets positiv gegenüber eingestellt war, einen starken Gram hegt. Hingegen ist er von den mexikanischen Behörden, die ihn bei seiner Einreise in das Land zu einer “Autogrammstunde” zwangen, stark begeistert.

 

Fazit:

Das Buch “Señor Nice” bietet nicht die gleich hohe Spannung wie das Buch “Mr. Nice”. Doch an Witz und Provokationen mangelt es in seinen Geschichten auch diesmal nicht. Für jeden, der das erste Buch gelesen hat, ein absolutes Muss.

 

Bezugsquellen

Erschienen sind die beiden Bücher “Dopestories” und “Señor Nice” im Edition Steffan Verlag und sind in jedem gut sortierten Buchladen zu finden oder aber zu bestellen. Auch der Hanfshop eures Vertrauens kann euch bestimmt bei der Beschaffung dieser Lektüren behilflich sein. Ihr könnt euch auch direkt an den Verlag wenden,

Edition Steffan Verlag

Hansaring 145-147

D-50670 Köln

Tel.-Nr.: 02 21/ 73916 73

www.edition-steffan.de

Dope Stories ISBN: 3-923838-55-7

Preis: 9,90€/180 Seiten

Señor Nice ISBN: 3-923838-54-9

Preis:14,90€/345Seiten




Kunst im Kiez – Kurt Mühlenhaupt

Er fand bereits in vielen Berichten vom Kreuzberger seine Erwähnung. Sei es als Bewohner eines Kiezes oder als bedeutender Künstler. Aufgrund umfangreichen Informationsmaterials und guten Kontakten zu Menschen die “Kurtchen”, wie sie ihn liebevoll nannten, gut kannten und immer wieder besucht haben, haben wir uns in dieser Ausgabe für ihn und seine Arbeiten entschieden.

So turbulent und abwechslungsreich wie sein Leben war, so turbulent war auch der Start in sein Leben. Er entschied sich, seiner Mutter die langweilige Zugfahrt, am 19.Januar 1921, von Prag nach Berlin, durch seine Geburt etwas aufregender zu gestalten.

Wenn er auch immer wieder verschiedene Dinge aufgegriffen hat und sie umsetzte, so war die Kunst von Beginn seiner beruflichen Laufbahn stets Mittelpunkt in seinem Leben. Es begann 1936 mit einer Lehre zum Modellbauer die er erfolgreich beendete. Nach einer nie völlig verheilten Kriegsverletztung besuchte er 1943 für ein Jahr die Kunstschule des Westens. Von 1946 – 48 erweiterte er sein Können an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. In den folgenden Jahrzehnten arbeitet er als Leierkastenmann, Trödler und Schalenbimmler. 1961 gründete er in Kreuzberg die Künstlerkneipe “Leierkasten” und ein Jahr darauf den ersten Bildermarkt vor seinem Trödelladen.

Mit der Errichtung der ersten Druckwerkstatt, 1965, war der Grundstein für spätere Vorhaben gelegt. Denn bei der grundsätzlichen Idee, Grafiken für kleine Leute zu machen, blieb es nicht lange. Drei Jahren nach Eröffnung erschien das erste Handpressbuch unter dem Titel “Haus Blücherstraße”. Weitere sollten folgen.

1970 zieht er zum Chamissoplatz, um sich besser um seine Ladengalerie und Kundschaft kümmern zu können. Gemeinsam mit Aldona Gustas, Günther Grass, Wolf-Dieter Schnurre und anderen gründet er 1971 die “Künstlerpoeten”. Mit dieser Gruppe hatte er die nächsten fünfzehn Jahre im In- und Ausland erfolgreiche Ausstellungen. In dieser Zeit zieht er sich auch etwas zurück und es wird ruhiger um ihn. Er nimmt aus Rücksichtnahme auf seine Gesundheit Abstand von dem Trubel der Großstadt und zieht 1976 von Kreuzberg nach Kladow. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Dudu-Zwerge. 1978 entstehen im Zuge seines bisher größten Auftrags, vierzehn große Bezirksbilder für das Internationale Kongresszentrum (ICC) in Berlin-Charlottenburg.

Das Kurtchen nicht nur malen konnte, bewies er mit dem ersten Platz, den er für seine Plastik “Feuerwehrbrunnen” erhielt. Das in zweijähriger Schaffensphase entstandene Kunstwerk wurde 1981 auf dem Kreuzberger Mariannenplatz eingeweiht.

Für einen mehrmonatigen Studienaufenthalt verließ er 1984 Berlin und zog in die Metropole New York. 1986 erwarb er ein Weingut in Montes des Cima, baute sich ein Atelier aus und arbeitete fortan mehrere Monate im Jahr im sonnigen Portugal. Über das Centro Cultural de Almansil veranstaltete er vor Ort mehrere Ausstellungen und brachte somit auch den Portugiesen seine Kunst näher, die dies über ihr zahlreiches Erscheinen zu würdigten wussten.

Mit dem Erwerb einer ehemaligen Berliner Brauerei in Kreuzberg entstand in Gemeinschaftsarbeit mit seiner Lebensgefährtin Hannelore Frisch, 1989 ein Künstlerhof im Herzen von Berlin. Auch heute befinden sich in der Fidicinstraße 40, zurückgezogen auf den Hinterhöfen, kleine Werkstätten und Ateliers verschiedener Künstler und Handwerker, die zum stöbern und vorbei schauen einladen.

Nach über 60 Jahren holt ihn seine alte Kriegsverletzung ein und fesselt ihn für fast zwei Jahre an sein Bett. Das war für ihn aber kein Grund nichts zu tun und so schrieb er in dieser Zeit seine in elf Bänden verfassten Memoiren. Nach der Genesung gab er 1995 seiner Lebensgefährtin, Hannelore Frisch, das “Ja”-Wort und heiratete sie in dem nördlich von Berlin gelegenem Ort Bergsdorf. Hier lebte und arbeitete Kurt Mühlenhaupt gemeinsam mit seiner Frau auf einem Gutshof. Die, in der Ferne, aus der Erinnerung entstandenen Bilder über Berlin rechtfertigte er mit den Worten:”Ick hab´ Berlin im Kopp!”.

So ist es auch nicht verwunderlich, das der Speicher auf dem Gutshof schnell und reichlich mit Kunstwerken gefüllt war.

Im Jahr 1998 beginnt er die Mark Brandenburg künstlerisch zu thematisieren. Es entstehen Werke über die Dorfbewohner, die typischen Landschaften der Mark sowie Blumenstillleben.

Am 16. April 2006 verstarb Kurt Mühlenhaupt in Bergsdorf.

Informationen und Veranstaltungstermine findet ihr im Internet unter: www.muehlenhaupt.de




Erhard Schütze – Ein fränkischer Maler mit Berliner Schnauze

“Ich nenne mich nicht Künstler, ich bin Maler”, sind die ersten Worte, die aus Erhard Schütze heraussprudelten, als ich ihn kurz vor seiner Heimreise traf, um mehr über ihn und seine Kunst zu erfahren.

Der aus dem fränkischen stammende Maler war bereits im Dezember anlässlich seiner Vernissage in Treptow. Marek und ich nutzten die Chance und waren bei der Eröffnung zugegen. Allein die Rede Erhard Schütze´s bot einen Unterhaltungswert der seines Gleichen sucht. Mit einer Begeisterungsfähigkeit und dem Elan eines 20- Jährigen verstand er es, die anwesenden Besucher in seinen Bann zu ziehen und in das Wissen um seine Werke einzuweihen. Im Anschluss gab er eine persönliche Führung. Hierbei erklärte er seine Arbeiten im Detail. Was ihn dazu bewegte dieses Bild zu malen, um welchen Stil es sich handelt und welcher tiefere Sinn darin zu finden ist.

Nachdem Marek sich am Buffett durchgefuttert hatte und wir uns die Bilder noch einmal in Ruhe angeschaut hatten, plauderten wir noch ein wenig mit dem Künstler und begaben uns dann Richtung Heimat.

Es war knapp drei Monat später, als ich an den Ort des Geschehens zurückkehrte. Erhard Schütze war gerade damit beschäftigt, seine Werke in den bereitgestellten Transporter zu verstauen, als ich eintraf. Freudig begrüßte er mich und kurze Zeit später saßen wir beisammen, um gemeinsam seinen Lebenslauf zu durchleuchten. Was ich dabei alles in Erfahrung gebracht habe, lest im Folgenden. Erhard Schütze wurde 1935 in Mährisch Ostrau in Tschechien geboren. Mit fünfzehn begann er eine Grafische Lehre im Atelier von Herbert Smagon in Stuttgart, die er mit einem Abschluss an der Grafischen Fachschule und einem Abschluss mit Auszeichnung an der Dekorationsfachschule bestand. Danach arbeitete er eine Zeitlang als Werbezeichner. In den späten siebziger Jahren fokussierte er sein Können.

Seitdem liegen die Schwerpunkte in der Wandmalerei – Fresko. Daneben beschäftigt er sich mit Glasmalerei und Portraits. Von 1982 bis 1986 nahm er an der jährlich stattfindenden Internationalen Sommerakademie in Salzburg teil. Diese wurde von Prof. Arik Brauer, Prof. Giselbert Hoke sowie von Prof. Georg Meistermann geleitet. Seit dem Jahr 2000 assistiert er zudem bei der Internationalen Alpen-Adria Sommerakademie für bildende Kunst in Kroatien.

Neben den vielen Preisen, die er für seine Arbeiten abräumte, ist der 1.Preis des Syrlin- Kunstpreises von 1992 besonders hervorzuheben. Diesen erhielt er für sein Werk – “Gorbi Tür”, in dem sich die Umstände, die den damaligen Präsidenten Gorbatschow in der Zeit des Umbruchs seines Landes begleiteten, widerspiegeln (Die bis ins Detail ausgeführte Definition des Werkes an dieser Stelle, würde den Rahmen sprengen).

Eine besondere Ehrung seiner Kunst ist es, dass eines seiner Bilder von der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in München angekauft wurde und ausgestellt wird. Weitere Arbeiten von Erhard Schütze in öffentlichem Raum und Besitz befinden sich unter anderem in den Städten Kulmbach, Bayreuth und Bamberg. In letzterer zudem auch im Historischen Museum der Stadt.

Natürlich hatte ich noch ein paar Fragen, die die Kunst im Allgemeinen betreffen. So wollte ich zum Beispiel von ihm wissen:

Olly: Ist es für junge Künstler heutzutage leichter oder schwerer mit ihrer Kunst am Markt zu bestehen und Geld damit zu verdienen?

E. Schütze: Beides. Schwerer, weil es ein Überangebot an Kunst gibt und heutzutage jeder alles macht. Und leichter, weil die neuen Medien, wie das Internet, Möglichkeiten der Verbreitung bieten, die es früher nicht gab. So gibt es auch in der Kunstszene “Popstars” die, wie in der Musikszene, kurz aufleuchten und dann aber auch ganz schnell wieder verschwunden sind.

Olly: Wie steinig war ihr Weg bis heute?

E. Schütze: (lachend) Ich hatte es immer einfach. Ich war immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe dort immer die richtigen Leute getroffen.

Olly: Welchen Nutzen kann ein Künstler aus der Mitgliedschaft in einem Berufsverband ziehen?

E. Schütze: Zum einen hat man die Möglichkeit zwei Ausstellungen im Jahr durchführen zu können, zum anderen und das ist wohl das Wichtigste, ein aufwendiges Aufnahmeverfahren, in dem der Künstler und seine Arbeiten von Fachleuten beurteilt wird, entscheidet, ob eine Mitgliedschaft erteilt oder abgelehnt wird und trennt somit die Spreu vom Weizen.

Olly: Welche Pläne und Projekte stehen in Zukunft an?

E. Schütze: (kopfschüttelnd) Nichts. Ich plane nicht im Voraus!

Dann war die Zeit auch schon wieder vorbei. Ich bedankte mich bei ihm, und Erhard Schütze – der Maler von Ludwag machte sich auf den Heimweg.

Auf seiner Internetseite unter www.schuetze-bamberg.de findet ihr weitere Informationen über den Maler.