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Kategorie: Lokales - Der Kreuzberger

Die Politik sucht eine Lösung für die Protestcamps?

Die Lösung ist ganz einfach: Wir zahlen den von uns, über die vergangenen Jahrzehnte, zum Teil sogar über die vergangenen Jahrhunderte ausgebeuteten Völkern rückwirkend auf alle erbrachten Dienst- und Produktionsleistungen, sowie für die, zu einem Spottpreis angeeigneten Bodenschätze und Rohstoffe den Preis, den sie verdient haben und der angemessen ist – zuzüglich der Zinsen und Zinseszinsen. Wir stellen umgehend die Rodung der Wälder für die landwirtschaftliche Nutzung ein, lassen unsere Fischfangflotten nur noch in den Gewässern vor der eigenen Küste die Netze auswerfen und wir entsorgen unseren produzierten Wohlstandsmüll innerhalb der eigene Landesgrenzen, anstatt ihn in alten Bergwerken fremder Länder und den Weltmeeren zu verklappen. Ich bin mir sicher, dass nach der Umsetzung der zuvor genannten Vorgehensweise und einiger weiterer humanitärer Wiedergutmachungsprogramme keiner von „denen“ mehr auch nur einen Gedanken daran verschwenden wird, sein Land zu verlassen. Genauso sicher bin ich mir jedoch auch, dass die Flüchtlingsströme weiterhin zunehmen werden, wenn wir nicht endlich ein Umdenken in dem gesellschaftlichen Konsumverhalten herbeiführen, welches das Leid und die Armut anderer verschärft.

Dass, was anderen Menschen ohne Skrupel abverlangt wird, für einen Hungerlohn unter menschenverachtenden Bedingungen zu arbeiten, wird hierzulande auf das schärfste verurteilt. Für ein paar Euro mehr auf der Lohnabrechnung wird demonstriert, protestiert und gestreikt. Wir preisen die Politik, dass sie endlich den (immer noch viel zu geringen) Mindestlohn für den Berufsstand der Friseurinnen und Friseure eingeführt hat. Geht in Bangladesch ein Fabrikgebäude in Flammen auf, in denen hunderte von Angestellten sterben ist die geheuchelte Empörung groß und wird in ihrer Größe nur von der des Einkaufzettels für H&M, KiK und Co. übertroffen.

Denen, die sich eine Flucht aus sozialer Armut, quer durch teilweise mehrere Kontinente und Länder als eine angenehme Reise vorstellen, empfehle ich, sich in die Situation von einem Flüchtling zu versetzen. Sich der Vorstellung hinzugeben, sich aus Leid und Not auf eine Reise begeben zu müssen, von der man nicht weiß ob man sie überleben wird oder nicht. Seine Kinder zurückzulassen müssend nicht weiß, ob man sie je wieder in die Arme schließen wird. Hat man das Ziel – das vermeidliche Paradies, die EU – nach Monaten oder Jahren erreicht, steht man oftmals nicht besser da, als zu Beginn der Reise. Teilweise müssen Schulden für die „Reisekosten“ beglichen werden.

Insbesondere diejenigen, die diese Tatsachen aus ihrem Weltbild verdrängen, sind auch diejenigen, die zu dumm und naiv sind, sich durch ein relativ sicheres Touristengebiet zu bewegen ohne überfallen und ausgeraubt zu werden. Immer wieder gibt es Nachrichten von Touristen die mit goldener Armbanduhr und offen zur Schau gestelltem Reichtum in Form von Geldbündeln durch die Straßen von augenscheinlich sicheren Touristengebieten flanieren. Dabei vergessen sie, dass sie sich außerhalb Deutschlands zumeist in Ländern befinden, in denen die soziale Absicherung bei weitem nicht den Standard besitzt wie die deutsche, wenn es überhaupt eine gibt. Man muss nicht erst nach Amerika, Afrika oder Asien reisen um Orte zu finden, an denen die soziale Armut Motivation genug ist, jemanden für ein paar Euro umzubringen. Diese Orte finden sich seit Jahrzehnten auch nah der Heimat in Spanien, Italien, Frankreich, Portugal und andern EU-Ländern. Soviel zur kulturell erschlossenen westlichen Welt. Um wie viel härter es an den, von einigen als „unkultiviert“ bezeichneten Orten zugeht, vermag sich kaum einer vorzustellen, wenn nicht eigene Erfahrungen oder die Berichte von Betroffenen vorhanden sind.

In diesem Zusammenhang ist es auch sehr verwunderlich, dass Jahr für Jahr Millionen Menschen in die entlegensten Länder der Welt reisen, um fremde Kulturen kennenzulernen. Sobald aber die fremde Kultur in das eigene Land eindringt, ist Schluss mit Toleranz und Respekt. Es gibt keine Toleranz und noch weniger Respekt für fremde Kulturen im eigenen Land, sondern nur „Lösungen“. Auch wenn man durch seinen Konsum für den kulturellen Zuwachs und das Problem, eine „Lösung“ finden zu müssen mit verantwortlich ist. Aber schließlich ist da ja auch noch das ganz eigene Leid zu pflegen, der Status und das Ansehen in der Gesellschaft zu halten – um jeden Preis. Ganz gleich ob dieser Anspruch auf den Schultern anderer lastet.

 

Der Bericht Sidney Gennies zeigt sehr schön die Panikmache der Politik. Er erwähnt, dass im Jahr 2012 lediglich 77.651 Asylanträge gestellt wurden. Auch wenn diese Zahl mit den bislang 50.000 gestellten Asylanträgen bis zum Jahresende vermutlich übertroffen wird, kommt die Zahl bei weitem nicht an die aus dem Jahr 1992 heran, als laut dem Autor 438.191 Anträge gestellt wurden. Somit ist der Diskussion um eine Verschärfung des Asylrechts jede Grundlage entzogen.

 

Hierzulande treten die Probleme erstmals für uns sichtbar, wie in der Form von Protestcamps, zu Tage. Die Probleme beginnen jedoch, wie bereits einleitend erwähnt, weit außerhalb der EU, wobei die Ursache für die Probleme zu einem nicht geringen Teil wiederum die EU ist. Aus diesem Grund wird die Suche der Lokalpolitik nach einer Lösung erfolglos bleiben. Erfolglos in der Hinsicht, dass die Ursachen nicht beseitigt werden. Für die meisten wir die lokalpolitische Lösung, die Protestcamps zu verdrängen, notfalls gewaltsam aufzulösen einhergehen mit der Meinung: Das Problem ist gelöst.

Der Schutzschild für die Sicherheit Europas ist im Aufbau und vielleicht gibt es auch noch einige „verantwortungsbewusste“ PolitikerInnen, die eine Gutachterkommission damit beauftragen zu klären, ob sich die alten Bunker- und Geschützanlagen aus dem 2. Weltkrieg eignen, um die Flut der uns erwartenden Flüchtlingsströme, notfalls und selbstverständlich, im Duktus unserer Bundeskanzlerin formuliert, „alternativlos“ mit Gewalt aufzuhalten. Ausreichend geistige Tiefflieger besitzt die Europäische Union, sodass diese Theorie Gefahr läuft, eines Tages wahr werden zu können.




Zuzugsgenehmigung und Anwohnerparkausweis 2014

Ab dem 1. Januar 2014 benötigen alle Personen, die den Wunsch hegen nach Berlin-Kreuzberg zu ziehen, eine Zuzugsgenehmigung.

Um den zuständigen Stellen unnötigen Verwaltungsaufwand zu ersparen, informieren wir an dieser Stelle vorab über die Neuregelung. Betroffen sind alle BürgerInnen Deutschlands, sowie der EU-Staaten. Ausgenommen sind KreuzbergerInnen, die innerhalb des Bezirks umziehen oder nachweislich hier geboren wurden und/oder aufgewachsen sind.

Die Selbstverwaltung von Kreuzberg sah auch nach mehreren Sitzungen keinen anderen Ausweg, als mit dieser drastischen Maßnahme den Veränderungen im Bezirk entgegenzuwirken. Mit der Zuzugsgenehmigung sollen Ferienwohnungen und der Anstieg der Mieten, verursacht durch den Zuzug zahlungskräftiger Besserverdiener, verhindert werden. Wir vom Kreuzberger unterstützen dies.

Die Zuzugsgenehmigung ist somit als Ausdruck der Hilflosigkeit unsereins gegenüber der Wirtschaft und deren Handlangern aus der Politik anzusehen. Noch heute werden Zuzugsgenehmigungen erteilt. Unter wohnstaette-krefeld.de und suedhausbau.de sind ebenfalls Zuzugsgenehmigungen als PDF-Dokument erhältlich.

Um die unwissende Gesellschaft aufzuklären, informieren wir an dieser Stelle über die Geschichte der Zuzugsgenehmigung, um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen, gar sie später aus der Welt schaffen zu müssen. Wer nun wieder bei dem Wort „Zuzugsgenehmigung“ die braunen Geister rufen hört, sollte zum einen die Dosis der konsumierten Substanzen herabsetzen (Achtung!!! In seltenen Fällen hilft auch eine Verdoppelung der Dosis) und zum anderen die Geschichte der Zuzugsgenehmigung ergründen. Diese beginnt in den Nachkriegsjahren um 1946. Damals wurden Zuzugsgenehmigungen erteilt, um die Flüchtlinge und Kriegsheimkehrer in ihrem Drang nach Sesshaftigkeit zu kontrollieren. Insbesondere die südlicheren Länder in Deutschland taten sich schwer, Flüchtlinge aufzunehmen.

Damals wie heute ist es den Verantwortlichen schwer gefallen, diese Maßnahme zu veranlassen. Laut den Verantwortlichen der Kreuzberger Selbstverwaltung (KSV) ist der ungezügelte Zuzug von Personen, die aufgrund ihrer finanziell besseren Stellung, die Urbevölkerung verdrängt, nicht beizulegen. Da auch der Staat keine der Entwicklung entgegenwirkenden Maßnahmen ergriffen hat und es darüber hinaus in Prenzlauer Berg bereits zu unschönen Schmierereien kam wie: „Kauft nicht bei Schwaben“, die sich auf den antisemitischen Spruch aus dem Dritten Reich bezieht: „Kauft nicht bei Juden“, sah die KSV keine andere Lösung, um derartige Entgleisungen zu verhindern.

Sollte die Zuzugsgenehmigung bereits durch andere herausgetrennt worden sein, sende eine Email mit dem Kennwort: „Antrag Zuzugsgenehmigung“ an: info@derkreuzberger.de, wir senden dir umgehend die Unterlagen zu.

Schritt 1:

Fülle die Zuzugsgenehmigung nach bestem Wissen und Gewissen aus. Kopiere den Antrag, so dass er in vierfacher Ausführung vorliegt. Das Original sende als PDF-Datei an die zuvor genannte Email-Adresse. Für eine gültige Zuzugsgenehmigung benötigst du eine Unterschrift und einen Bierflaschen-Kronkrokenstempel (Vorsicht, einige fälschen den Stempel, indem sie den Korken einer Weinflasche verwenden). Die Kopien lege wie folgt ab:

Kopie 1, für die eigenen Unterlagen
Kopie 2, für die/den VermieterIn
Kopie 3, für das Einwohnermeldeamt
Kopie 4, zum Arsch abwischen, wenn der Antrag abgelehnt wird.

Schritt 2:

Um dich in das behördliche Melderegister der Kreuzberger Selbstverwaltung aufnehmen zu lassen und die Gültigkeit deiner Zuzugsgenehmigung bestätigen zu können, benötigen wir das ausgefüllte, unterschriebene und abgestempelte Dokument. Sende es mit dem Kennwort: „Zuzugsgenehmigung“ als Kopie und per PDF-Datei ebenfalls an: info@derkreuzberger.de. Solltest du niemanden finden, der bereit ist deinem Anliegen statt zugeben und dies durch seine Unterschrift und einen Kronkorkenabdruck zu bestätigen, hast du Pech gehabt und kannst dir mit der dafür vorgesehenen Kopie des Antrages den Arsch abwischen. Die anderen Unterlagen solltest du für den Fall eines Einspruchsverfahrens oder eines Neuantrages gut aufbewahren.

Personen, die keinen Computer oder Internetanschluss besitzen, senden die Unterlagen unter Angabe des angegebenen Kennwortes auf dem Postweg an uns (Kontaktdaten im Impressum auf Seite 2). Wir leiten die Unterlagen an die zuständigen Stellen weiter.

WICHTIG!!!

Wer vorsieht sich zudem in den Naherholungsbereichen, öffentlichen Grün- und Parkanlagen aufzuhalten, sollte nicht versäumen einen AnwohnerInnen-Parkausweis zu beantragen. Dies ist jedoch erst möglich, wenn die Zuzugsgenehmigung ausgestellt und durch die KSV anerkannt wurde. Unserer scheinheiligen Offenheit gegenüber neureichen Jungjuppies, Kommerz- und Geschäftsarschlöchern ist es zu verdanken, dass wir diese gleich mit abgedruckt haben.




Die Revolutionäre 1. Mai Demonstration und ihre Tücken

Im vergangenen Jahr verließ ich bereits nach dem zweiten Lied enttäuscht die Revolutionäre 1. Mai Demonstration, um mich mit meiner Freundin und einem guten Freund im Görlitzer Park niederzulassen. Wir ließen einen bis dahin ereignisreichen Tag beim Sonnenuntergang ausklingen. Grund für das frühe Verlassen der Demonstration war die Musikauswahl. Als Eröffnungslied wurde ein Lied von dem Musiker Casper gespielt, welches durch das Lied „Revolution in Paradise“ von der Gruppe Heath Hunter & The Pleasure Company abgelöst wurde. Zuviel des Guten. Im weiteren Verlauf endete der Demonstrationszug auch ohne mein Beisein in einem Desaster. So viel zum Jahr 2012. In diesem Jahr wird alles besser – dachte ich. Alles begann wie immer, nur irgendwie anders. Nachdem die mehr oder weniger akustisch verständliche Eröffnungsrede beendet war, konzentrieren ich mich darauf, mich nicht auf das Eröffnungslied zu freuen. Mit Erfolg und völlig zu Recht. Damit bin ich schon beim ersten Reizthema – der musikalischen Untermalung. Das erste erwähnenswerte Lied kam mir am Moritzplatz zu Ohren, wo ein/e, meinem Musikgeschmack wohlgesonnene/r AnwohnerInn ihre/seine Lautsprecher ins Fenster gestellt hatte und mit dem Lied „Rauch Haus Song“ von Rio Reiser die Vorbeiziehenden beschallte. Sofort machte sich eine melancholische Erinnerung an alte Zeiten in mir breit. Dass es anderen genauso erging, zeigte sich darin, dass ein nicht geringer Teil anfing mitzusingen: „… ihr kriegt uns hier nicht raus, das ist unser Haus…“

Geil! SO muss das sein! Der nächste und letzte musikalische Höhepunkt ereignete sich auf der Leipziger Straße. Dort schallte von einem der hinteren Fahrzeuge das Lied „Deutschland muss sterben“ von der Musikgruppe Slime. Ansonsten kamen mir nur einer revolutionären Demonstration unangemessene Klänge zu Ohren. Hinzu kam, das die Anwesenden nicht nur ein Mal über Lautsprecheransage darauf aufmerksam gemacht wurden, für einen klaren Kopf auf Alkohol- und Drogenkonsum zu verzichten. An diesem Punkt war ich das nächste Mal in Versuchung die Demo zu verlassen. Wo bin ick´n hier? Ich bin seit über zwanzig Jahren nicht mehr „klar“ im Kopf gewesen und wesentlich geschadet hat es mir nicht, laut den Bekenntnissen meiner Umwelt. Zudem haben die meisten der einstigen KämpferInnen es trotz ihres Drogenkonsums geschafft, ihre Forderungen erfolgreich umzusetzen und ihre Ziele zu erreichen. Hinzu kommt, das Leute anwesend waren, die ihre Straßenkampferfahrung gesammelt haben, als die meisten aus dem gewaltbereiten Schwarzen Block diesen, wenn sie überhaupt schon auf der Welt waren, höchstens als schwarze Blockschokolade kannten. Wie wir heute wissen, spätestens nach dem diesjährigen 1. Mai, haben die betrunkenen und bekifften Straßenkämpfer es besser verstanden ihren Forderungen, trotz Rausch, Nachdruck zu verleihen.

Das nächste Reizthema findet sich in dem Streckenverlauf. Dieser führte vom Lausitzer Platz, über die Eisenbahnstraße, Köpenicker Straße, Heinrich-Heine-Straße und weiter über die Oranienstraße vorbei am besonders gesicherten Axel-Springer-Gebäude in die Axel-Springer-Straße. Von dort aus ging es über die Leipziger- und Wilhelmstraße durch die Behren- und Glinkastraße bis zum Endpunkt der Demonstration Unter den Linden. Führt man sich die Strecke vor Augen, erkennt auch jede/r nicht Anwesende, dass außer ein paar AnwohnerInnen, die Polizei und die Besucher der Komischen Oper, die bei ihrem Abgang aus der Kulturhaus jäh von den vorbeiziehenden Revolutionären gestoppt wurden, kein Arsch mitbekommen hat, dass 9.000 Menschen auf das weltweit vorherrschende Unrecht und die Missstände aufmerksam machten. So bescheiden wie meine Demonstration im vergangen Jahr besucht war, so bescheiden war die Aufmerksamkeit die die zahlreich weitaus überlegenen Demonstranten erhielten. Vielleicht war es aber auch besser so. Denn die einzigen Sprüche, die sich in der gesamten Zeit des Schreitens manifestierten, waren der: „A-Anti-Antifaschista“ und „A-Anti-Anticapitalista“. Jeder Rhönrad-Fanklub hat mehr Schlachtrufe im Repertoire als der neo linke Widerstand. Nun ist die musikalische Untermalung, die Streckenführung sowie die Bandbreite der dargebotenen Schlachtrufe nicht maßgeblich für eine Demonstration – es sind die Demonstranten.

Gleich zu Beginn der Demonstration hatten einige der schwarz gekleideten damit begonnen, sich zu vermummen. Die Polizei ließ dies, soweit ich beobachten konnte, auch weitestgehend zu. Gut dachte ich, so kann es weitergehen. Als der Schwarze Block anfing unruhiger zu werden, hier und da einige Demonstranten von da nach dort rannten um sich immer wieder neu zu formieren und die ersten Vermummten anfingen Steine aufzusammeln, keimte die Hoffnung in mir auf, es könne bald zu den ersten Zwischenfällen kommen. In der Heinrich-Heine-Straße wurden bei einer Sparkassenfiliale die Scheiben mit Steinen beworfen und eingetreten sowie ein Auto umgekippt. Kurz nach dem Überqueren vom Moritzplatz traf ein bescheidener Steinhagel die Fahrzeuge der Regime-Schutztruppen (Polizei) und verursachte einen nicht nennenswerten Schaden am Arbeitsgerät. Jedoch gab es bei dem Vorfall mindesten einen verletzen Zivilisten, der von Sanitätern versorgt werden musste.

Ansonsten kam es im Verlauf der Demonstration zu keinen weiteren Vorfällen. Dabei mangelte es nicht an Möglichkeiten den wachsamen Augen der Bewacher zu entziehen und seinen kreativen revolutionären Widerstandsideen freien Lauf zu lassen. Vermutlich war die Kreativität mangels Alkohol und sonstigen Drogen beeinträchtigt. Wer weiß. Auch das Prinzip des Totlaufens haben einige anscheinend noch nicht ganz erfasst. Es ist die Schutzstaffel des Regimes, die sich in ihren Kampfmonturen müde laufen sollen, nicht die Demonstranten. Die Alten sind nicht mehr so gut zu Fuß. In den neunziger Jahren wurde noch Rücksicht darauf genommen und die ersten Auseinandersetzungen bereits nach wenigen hundert Metern angezettelt. Spätestens bei der Aral-Tanke, Skalitzer- Ecke Mariannenstraße war Schluss mit lustig. Heutzutage verklärt die Demonstration zum Wandertag.

Zum Ende hin ging es wie bereits erwähnt über die Leipziger Straße. Dort erblickten meine Augen einen Steinwurf entfernt mehrere Geldhäuser sowie Filialen von menschenverachtend handelnden Unternehmern. Die alles ging wohl in den Augen der BetrachterInnen mit der Sonne unter. Wichtiger war es den Unmut über die Kapitalistenschweine heraus zu brüllen und zeitgleich mit dem iPad oder Smartphone den Stand der Dinge an Freunde und Bekannte zu übermitteln oder gar Fotos bei facebook hochzuladen oder mit dem Tablet-PC Videos vom Geschehen zu machen. Diese Tatsache spiegelte sich auch sehr schön in der Bekleidung einiger Anwesender wieder. Adidas und Co. scheinen zum Standardausrüster der „A-Anti-Anticapitalista“-Szene zu gehören. Automatisch stellt sich die Frage: Was machen die „Anticapitalista“-Schreihälse die restlichen 364 Tage im Jahr wenn kein 1. Mai ist. Für Kapitalisten arbeiten? Bei Kapitalisten einkaufen? Unter dem Dach von Kapitalisten wohnen? Der Kommerz ist tot, es lebe der Kommerz!

Während hierzulande ein umgekipptes Auto, die zerschmetterte Heckscheibe eines BMW´s, eingeworfene Scheiben einer Bankfiliale oder ein paar leicht zerbeulte Polizeiautos als Sieg für die Sache gewertet werden, sterben in den Ländern um uns herum Menschen im Kampf für soziale Gerechtigkeit. Wir sollten uns also ganz leise weinend bedeckt halten. Dennoch feiern sich die Aktivistinnen und Aktivisten und ihren Kampf für die weltweite Umsetzung der Menschenrechte. Ein geradezu lächerlicher Beitrag, wenn man in andere Länder schaut. Dieser Kampf kann jedoch so wie er derzeit hierzulande ausgeführt wird nicht gewonnen werden. Im revolutionären Kampf bildet Deutschland das Schlusslicht. Die Revolution wird mit dem goldenen Löffel gefüttert. Was heißt, uns geht es zu gut – noch. Der Veranstalter der Revolutionären 1. Mai Demonstration wird froh gewesen zu sein, endlich eine Demonstration ohne besondere Vorkommnisse zu Ende gebracht zu haben. Es sei ihm zähneknirschend gegönnt.

Zeitgleich ersehne ich die Errichtung von Ausbildungslagern für nicht revolutionsfähige Deutsche in Griechenland, Italien und Spanien errichten. Dort ist die Bevölkerung schon weiter als wir.

Die Alten müssen wieder ran

Wie viele Menschen um mich herum, so kann auch ich von mir sagen: „Ich muss nichts mehr beweisen.“ Andere sind an der Reihe zu zeigen, dass nach dem Verklingen der mächtigen Worte auch Taten folgen. Das bedeutet nicht den Steinwurf auf die Regime-Schutztruppen oder das Abfackeln von Autos. Weitaus intelligenter und effektiver war, und dafür möchte ich den/die Verursacher an dieser Stelle beglückwünschen, das in Brand setzen eines Trafos in den frühen Morgenstunden vom 2. Mai 2013 in Berlin-Nikolassee. Das die linke Szene fast geschlossen diesen Anschlag verurteilt zeigt, wie verweichlicht diese mit den Jahren geworden ist. Um Aufmerksamkeit zu erlangen, benötigt es manches Mal etwas mehr als nur ein umgekipptes Auto und ein paar eingetretene Scheiben. Den Fahrgästen wiederum wir seitens der S-Bahn über das Jahr schon so viel an Zugausfällen zugemutet, dass ein paar Stunden mehr oder weniger an Mobilität nicht auffallen. Der Einwand der Kritiker: Der Schaden wir auf den Fahrpreis und somit auf die Reisenden umgelegt stimmt, aber der Schaden, den unsere Politiker und die Unternehmen dieses Landes am Volkseigentum anrichten ist mehr als nur ungleich größer. Das Entsetzen der Linken über die Tat bringt mich zu dem Vorschlag von Kersten, einem Redaktionsmitarbeiter. Dieser fordert den Schwarzen Block in Rosa Block umzubenennen und die Bekleidung dem Namen angepasst umzufärben. Für den Fall der Umsetzung seines Vorschlages würde Kersten im nächsten Jahr jeder/m Demonstrantin/Demonstranten ein paar puschelige und ebenfalls in dezentem rosa gefärbte Hasenohren schenken.

Aus der bürgerlichen Sicht beschreibt Hajo Schumacher, Kolumnist der Berliner Morgenpost im Freitagskommentar von „radioeins“ die Lage. Auch wenn ich mit der Kritik von Hajo in nicht allen Punkten übereinstimme, so hat er Recht, wenn er die „Spinner“ unter den Linken als „Al-Qaida Ortsgruppe Friedrichshain“ bezeichnet und darin, dass keine revolutionäre Zelle die Jungs zum Bierholen anstellen würde. Jedoch seine Aussage, das Sabotage als Streik nicht funktioniere, sehe ich anders und sein Aufruf „es lebe die bürgerliche Revolution“ ist bei den Bürgern in diesem Land schon ein Sabotageakt an der Revolution an sich. Bei einem Streik würde man Hajo als Streikbrecher bezeichnen. Dennoch, hier der Link zum Schumacher-Kommentar:

Fazit: So nicht meine Damen und Herren der Volksfront. Räuber und Gendarm haben wir in der Buddelkiste gespielt, die Zeiten sind jedoch lange vorüber. Selbstverständlich sind die Zeiten härter geworden, aber das heißt, wir müssen neue Wege beschreiten. Das ich nicht nur meckere, sondern versuche es besser zu machen, habe ich mit meiner Demonstration im vergangenen Jahr bewiesen. Das Interesse der AnwohnerInnen haben wir seinerzeit geweckt, jedoch mit zu wenig Gleichgesinnten. Auf einen erfolgreicheren 1. Mai 2014.




Die Wasserkutsche – Mit dem Hausboot auf Entdeckungstour

Das Streckennetz der Berliner Wasserstraßen beläuft sich auf eine Gesamtlänge von zirka 6.700 Kilometern, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen von prachtvollen Brücken überspannt werden. Was läge da näher, die Stadt und ihre Umgebung vom Wasser aus zu erkunden? Mit einem der in liebevoller Handarbeit und komplett aus Holz gefertigten Hausboote von Franz, Johannes und Jan-Niklas Rademacher, dem Kopf von Wasserkutsche, ist dies seit 2010 möglich. Ohne die Verpflichtung, einen Bootsführerschein besitzen zu müssen, kann jeder nach einer Einweisung in die Bootstechnik und Bootskunde zum Kapitän werden.

Wer sich zu Wasser in Berlin nicht so gut auskennt, was bei den meisten Berlinern der Fall sein dürfte, kann sich von einer der kleineren Tagestouren bis hin zu mehrtägigen Fahrten über die Gewässer der Stadt und im Umland leiten lassen. Die kleineren Touren führen durch Neukölln, Kreuzberg, zum Lange See, der zwischen Grünau und den Müggelbergen liegt, oder einfach nur direkt um die Ecke zum gemütlichen Abhängen in die Rummelsburger Bucht. Die längeren Touren bringen einen vorbei an der Glienicker Brücke, dem Albert-Einstein-Haus in Caputh, zum Schloss Sanssouci in Potsdam und nach Werder und dort, je nach Saison, zum jährlich stattfindenden Baumblütenfest.

Die kleinen Hausboote sind aber nicht nur für Ausflüge und Kurzurlaube geeignet, sondern es lässt sich auf ihnen genauso gut zu zweit die Ruhe bei einem romantischen Picknick genießen oder ein lustiger Firmenausflug gestalten, bei dem der Chef ganz beruhigt mal das Ruder aus der Hand geben kann. Ganz gleich, für welche Tour man sich entscheidet, der Ausgangspunkt ist der Heimathafen in den „Höfen am Osthafen“ in der Schlesischen Straße 28 in Berlin-Kreuzberg.

 

Die Ausstattung

Die Boote sind zwei Meter breit und sechs Meter lang, und die Ausstattung bietet alles notwendige wie Kühlschrank, Musikanlage und Kochgelegenheit in Form eines zwei-flammigen Gaskochers. Das Boot bietet insgesamt sechs Personen Platz. Bei mehrtägigen Fahrten muss jedoch berücksichtigt werde, dass nur vier Schlafplätze vorhanden sind. Im Sommer könnte man eventuell die auf dem Dach zur Verfügung stehenden Liegeflächen als zusätzlichen Schlafplatz nutzen. Für die kühlen Tage gibt es eine Heizung, und selbstverständlich ist auch eine (chemiefreie) Toilette an Bord vorhanden, damit niemand Gefahr läuft, beim über die Reling scheißen ins Wasser und somit in die eigenen Hinterlassenschaften zu stürzen. Um nicht der Wasserschutzpolizei vor den Bug zu treiben, besitzt das Boot auch einen Anker, der es ermöglicht, vor unbefestigten Landabschnitten fest zu machen und an Land zu schwimmen. Dem Elektroantrieb sei dank, darf man mit den Booten auch in Naturschutzgebiete einfahren und die zum Teil unberührte Naturlandschaft genießen. Einziger Wermutstropfen ist, dass die innerstädtischen Verkehrswege nicht befahren werden dürfen und somit ein spät römisch dekadenter Landgang vor dem Szeneklub, durch das eigene Boot stilgerecht in Szene gesetzt, nicht möglich ist.

Auf der Internetseite von Wasserkutsche bekommt ihr von Elisa in einem fünf minütigem Film einen Eindruck davon vermittelt, wie die Boote gebaut werden, mit welcher Ausstattung die Boote ausgerüstet sind und dass die Musiker von »Mouse on Mars« auch schon mit den schwimmenden Kult-Booten unterwegs waren und aus Begeisterung über das Erlebnis ein Lied darüber komponiert haben.

Tel. 0157-86768468

Web: www.wasserkutsche.com




„Niemand hat die Absicht die Mauer abzureißen“ oder der frühe Vogel fängt den Wurm

Anfang März demonstrierten 6.000 Menschen für den Erhalt der East Side Gallery und gegen die Umsetzung von Teilstücken der ehemaligen Staatsgrenze. Selbst der US-Schauspieler David Hasselhoff reiste Mitte März eigens für seinen Protest an die Spree, um für den Erhalt der Mauer zu demonstrieren. Die Empörung fand ihren bisherigen Höhepunkt, als am 27. März 2013 um 5.30 Uhr ein Bauunternehmen unter Polizeischutz damit begann Teile der Mauer zu entfernen, um einer Baustellenzufahrt, sowie den gesetzlich vorgeschriebenen Flucht- und Rettungswegen Platz zu machen. Noch bis zum späten Dienstag Abend saß der Initiator von „Mediaspree versenken“ Robert Muschinski mit weiteren Männern in einem Wohnanhänger, um an der East Side Gallery Mahnwache zu halten. Der Berliner Zeitung gegenüber äußerte Muschinski, er sei dann später nach Hause gefahren, um zu duschen und ein paar Stunden zu schlafen.

Gleich der Zwangsräumung in der Lausitzer Straße 8, bei der sich die Polizei in Begleitung der als Polizistin getarnten Gerichtsvollzieherin durch die Hintertür oder besser gesagt über den Hof eines Nachbarhauses Zutritt zum Objekt der Begierde verschaffte, so haben sie die Akteure der Initiative „Mediaspree versenken“ mit der Nacht und Nebel Aktion überrumpelt.

Nachdem die Verwunderung über das rührselige Vertrauen Muschinskis und seiner Mitstreiter in das Regime verflogen ist, stellt sich die Frage: Wo sind all die East Side Gallery Sympathisanten, wenn es um die Instandhaltung der von ihnen so geliebten Mauer-Galerie geht? Jeden Tag schmieren Touristen ihren „I was here„ Spruch auf die Werke internationaler Künstler. Jetzt auf ein mal entdeckt neben den Ein-Tags-Demonstranten auch Bezirksbürgermeister Schulz sein Interesse und ist, wie die anderen Mitstreiter, froh darüber, dass Bürgermeister Klaus Wowereit das Wort ergriffen hat und einschreiten will.

Genau der Wowereit, der seit Jahren nichts besseres zu tun hat, als auf den Partys der Stadt sich und seines gleichen zu feiern beziehungsweise feiern zu lassen und genau der Wowereit, der erst kürzlich wegen Unfähigkeit das Amt des Vorsitzenden der Flughafengesellschaft räumen musste. Genau dieser Wowereit soll es nun richten, soll dafür sorgen, dass der Bürgerwille umgesetzt wird? Wie gut der Einsatz von „uns Wowi“ funktioniert hat, zeigt die Aktion vom 27. März.

An den bereits beschlossenen Pläne wird weder ein (Macht)Wort von Wowereit etwas ändern, noch die Petition gegen die Bebauung der East Side Gallery, die bereits von über 81.000 Menschen unterschrieben wurde. Die Mauer wurde auf der Lüge Walter Ulbrichts errichtet: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“ und sie wird mit einem leeren Versprechen dem Untergang Preis gegeben.

Um das gewohnte Niveau meiner Berichterstattung zu halten und eine Welle der Empörung auszulösen, unterstelle ich dem israelischen Investor mit dem Neubau an historischer Stelle, die Ausdehnung der israelischen Siedlungsgebiete bis ans Spreeufer vorantreiben zu wollen. Ganz nach dem Motto der deutschen Politik, wonach Deutschland am Hindukusch verteidigt wird, könnte man in Anlehnung an dieses Motto, den geplanten Neubau des Investors als Brückenkopf der israelischen Siedlungspolitik bezeichnen.

Fazit: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Dieses Sprichwort bestätigt sich gleich in mehreren Punkten. Da gibt es zum einen den seit 2008 bestehenden Bauantrag, der den Investor Maik Uwe Hinkel von „Living Bauhaus“ seit nunmehr fünf Jahren dazu berechtigt an dieser Stelle sein 63 Meter Hochhaus zu errichten. Zum anderen zeigen die vergangen Polizeieinsätze, dass nicht nur der frühe Vogel den Wurm fängt, sondern auch wenn, wie in der Lausitzer Straße 8, der Wurm zwar weiß das der Vogel kommt um ihn zu holen, er aber noch nicht wach genug ist, um einen hinterhältigen Angriff abzuwehren.

Zu guter Letzt zeigt die Tatsache, dass die Baumaßnahmen mit Unterstützung der Staatsgewalt und gegen des Volkes Willen fortgesetzt werden. Der Protest kommt zu spät. Mit friedlichen Mitteln wird der Kampf nicht mehr zu gewinnen sein. Ein Mal mehr zitiere ich die vom Regime vorgegebenen Gesetzestexte, wenn ich zum aktiven Widerstand gegen das Regime aufrufe: Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus (Artikel 20 Absatz 2).




Dienstleister des Jahres 2012 oder Der Kranke Gedanke

Man kann zu den Drogendealern im Görlitzer Park stehen wie man will, eines aber muss der Neid ihnen lassen: Sie haben Ausdauer. Mittlerweile ein Mal in der Woche von der Polizei gejagt, und im ungünstigsten Fall auch verhaftet, stehen sie fast rund um die Uhr an den einschlägig bekannten Stellen und bieten ihre Dienstleistung feil. Ganz egal wie kalt es ist, ob es regnet oder schneit, die Jungs vom, leider immer noch illegalen Gewerbe stehen vor Ort. Anfänglich gingen sie mir bei meinen täglichen Hunderunden mit Schröder noch auf den Sack, alle paar Meter der „Begrüßungstext“: „Hey long man“, „Hey white boy“ oder einfach nur „Ksss, Ksss Marihuana?“. Mittlerweile kennen die Jungs mich oder doch mehr Schröder, den vierbeinigen stellvertretenden Chefredakteur, der jedes „Ksss, Ksss…“ auf seine ganz eigen Art und Weise beantwortete. Somit fragt heutzutage höchstens einer der alteingesessenen Händler: „Hey man, wie geht’s?“, vielleicht noch mit der Hoffnung, dass ich doch eines Tages mal schwach werden könnte und einen Umsatz bei ihm tätige, jedoch wohl eher mit der Gewissheit, dass ich auch dieses Mal und auch in Zukunft keine zehn Euro für ein Gramm Gras bezahlen werde. Ab und zu entwickelt sich ein kurzes Gespräch, dann geht jeder wieder seines Weges.

Die Moral von der Geschicht´: Wenn nur ein Teil der hierzulande arbeitenden Dienstleister ihren Kunden das gleiche Engagement entgegenbringen würden, sie stünden in einem weitaus besseren Licht dar, als sie es derzeit tun. Die Leiter der Verkaufsabteilungen von den einschlägig bekannten und in Verruf geratenen Großmärkten wären gut beraten, ihr Personal zukünftig im Görlitzer Park schulen zu lassen. Eine freundliche Begrüßung durch den jeweiligen Verkaufsbereichsleiter, gerichtet an jeden potentiellen Kunden, der den Verkaufsbereich betritt beziehungsweise durchschreitet, Kundennähe und bis weilen auch aggressive Verkaufsförderung bis hin zu Standortfestigung, wenn es sein muss bis auf´s Blut. Sie helfen aber auch in ganz alltäglichen Dingen, so wie heute, als ein Kind in den Schnee gefallen war, liegen blieb und anfingt zu weinen. Einer der „Alteingesessenen“ eilte herbei, hob das Kind auf und hielt es hoch um es mit einem selbstverständlich leichten Schütteln vom Schnee zu befreien und übergab es der Erzieherin. Das ist es, was den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei den Großhandelsketten fehlt – Motivation, Kraft und der Wille das Unternehmen voranzubringen. Ganz nach dem Motto: Geht es meinem Chef gut, geht es auch mir gut oder frage nicht, was das Unternehmen für dich tun kann, sondern frage dich, was du für das Unternehmen tun kannst. Tschaka. Somit schließt sich der Kreis und aus einem gesellschaftlich gesehenen Übel würden alle ihren Nutzen ziehen und wer weiß, vielleicht sind die Dealer von heute die Verkaufsmanager von morgen. Berlin-Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten?!




Donauklänge kommen aus dem Fenster von Wrangelfilm – Träumen erlaubt.

»Who is satisfied? Who wouldn’t sell his mind? Who is satisfied? Who wouldn’t sell his mind? Who can really say?« (aus dem Lied »It’s a bit of a pain« von der Krautrockband Faust). Ben ist zwar zufrieden, aber seine Seele verkaufte er für seinen Lebensunterhalt nicht nur einmal. Zuletzt auf einer Messe, als Schaf. Und wofür das alles? Für die Erfüllung eines Kindheitstraumes. So kitschig, wie das klingt, war die Wirklichkeit des Traumes dann nicht. Ben Mergelsberg, einer dieser vielen Filmemacher Berlins, ist in der Nähe der Donauquelle geboren und träumte in jungen Jahren nicht wie andere Jungs ein Fußballstar zu werden, sondern das Ende der Donau zu sehen. Die Waldorferziehung hat sich ausgezahlt. Zusammen mit Musikern und anderen Künstlern ging es also mit voll gepackten Autos zunächst nach Süddeutschland, um von dort sich auf den Weg zum Schwarzen Meer zu machen. Im Donautal trafen sie auf Jochen Irmler von Faust in seinem gleichnamigen Studio. Der hatte zwar »kein Bock sein Keyboard aufzubauen«, aber dafür konnten die Reisenden in seinem Studio jammen. Basti am Kontrabass, Raphi am Schlagzeug, Maschume Percussion während Lotti eine kleine Feuershow zeigte. Die Rolle von Ben, dem nicht mehr ganz kleinen Jungen: An der Kamera mit Hilfe von Sam, einem Neuseeländer stehen. Später fanden sie sich in Radiosendern in Ungarn, betrunken auf einer Hochzeit und serbischen Dörfern wieder. Die Gegensätze waren es, die Basti in Serbien beeindruckt haben: »Auf der einen Seite vom Krieg zerfallene Häuser und dann die fruchtbare Natur. Dies sorgte für eine spezielle Atmosphäre zwischen abgefuckt und wunderschön.« Am Ziel, dem Schwarzen Meer, angekommen waren alle müde und genervt von den Lkw´s, die voll beladen mit Scheiße an ihnen vorbei fuhren. Letztendlich war nur der Neuseeländer im Wasser, die anderen standen mit Bier an den Autos und starrten irritiert auf einen Strand voll mit unzähligen nackten Leuten in einer Kulisse von industriellen Schornsteinen. Der ganze Weg wurde mit einer Kamera begleitet. Auch andere Musiker hatten Lust zu spielen und so ist Bens Computer in der Wrangelstraße nun voll mit schönen Klängen und Bildern, die im Februar als Film erscheinen sollen. Okay, ich muss mir jetzt keine gekonnte Überleitung überlegen, was an dieser Stelle üblicherweise kommt ist bekannt: »Wir wollen Deine Kohle!«. Das ihr wahrscheinlich auch nicht den Bausparvertrag mit 18 abgeschlossen habt und nun zu viel Geld habt, ist uns klar. Es geht auch beim Crowdfunding Prinzip (nicht zu verwechseln mit Krautrock) nicht ausschließlich darum Geld zu bekommen, sondern auch den Film bekannt zu machen und Wrangelfilm der Nachbarschaft vorzustellen. »Hallo das sind wir, ein Kollektiv von Filmemachern.«

Und Ben, warum sollte man euch unterstützen? »Eine dumme Frage!«. Er ist eben nicht immer anspruchslos, wie bei dem Schafjob, sondern liebt auch gehaltvolles, wie beispielsweise Dj Marcelle, über die er einen Film drehte. Ein anderer Film von Ben heißt: »Junge, komm bald wieder!« und ist eine Dokumentation über den Obdachlosen Peter aus Zehlendorf, den Graffiti aufregen und der sehr heimatverbunden ist.

Mit den Spenden (auf www.indiegogo.com/danubesounds zu überweisen) soll außerdem eine Website kreiert werden, wo man visuell an der Donau entlang scrollen kann und sich auf dieser Reise, Musik und Filmausschnitte ansehen und anhören kann.

Wie üblich für diese Art des Spendensammelns, bekommt man schon bei kleinen Beträgen Geschenke und zusätzlich unterstützt man den Kiez.

Für das Träumen! Für Gemeinschaft und Begegnung in Berlin und der Welt. Auch sonst völlig naiv und idealisierend.

Gastbericht von Clara




Messerstecherei im Görlitzer Park

Um etwa 21.30 Uhr gab es eine Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen im Görlitzer Park. Vermutlich handelte es sich um einen Streit unter den dort ansässigen Drogendealern. Die Polizei ermittelt vor Ort und ich bin auch wieder unterwegs dorthin. Ob es Tote und Verletzte gab erfahrt ihr gleich…

Da bin ich wieder mit den neusten Neuigkeiten vom Kiez. Es gab eine verletzte Person die laut Angaben der Polizei überlebt hat. Zu den Einzelheiten konnte ich nur noch in Erfahrung bringen, dass angeblich eine der über die Görlitzer Straße flüchtenden Personen von einem Auto angefahren wurde, sich jedoch aufrappeln und die Flucht fortsetzen konnte. Kurz darauf soll der mit dem Messer attackierte auf der Straße bewusstlos zusammengebrochen sein. Zeugen gibt es nur wenige, da die an dem Streit Beteiligten vermutlich aus dem Bereich Drogenvertrieb kommen und somit kein Interesse haben mit der Polizei zu kooperieren.




Zwangsräumung Lausitzer Straße 8

Am 15. November hat die, von der Zwangsräumung bedrohte Familie Gülbol aus der Lausitzer Straße 8 in Berlin-Kreuzberg, persönlich einen offenen Brief an ihren Eigentümer André Franell übergeben. Sie hofft damit die bereits ein Mal angeordnete Zwangsräumung, die nur durch die Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern verhindert werden konnte letztendlich doch noch abwenden zu können. In die Situation geriet die fünfköpfige Familie, weil sie eine Mieterhöhung mit zweimonatiger Verspätung zahlte. Zudem setzen sich Nachbarn und ein Bündnis »Zwangsräumungen verhindern« Verbleib der Familie ein. Auf meine E-Mail an die »Franell Consulting GmbH« habe ich bisher noch keine Antwort erhalten und kann somit auch nicht näher auf die somit weiterhin fragwürdige Haltung von Franell eingehen.

Einen herben Beigeschmack bekommt die ganze Geschichte dadurch, dass André Flanell….äh, ´tschuldigung Franell eine Stiftung Namens »André Franell Stiftung« ins Leben gerufen hat, die sich um sozial benachteiligte und teilweise bettelarme Menschen kümmert. Ein Zitat von der Internetseite der Stiftung lautet: »Für den Bau weiterer Hotelanlagen und Golfplätze sind die Ärmsten der Armen einfach aus Ihren Häusern vertrieben worden.« Quelle: http://franell-stiftung.de/

Nicht nur, dass das Vorgehen von Franell zwielichtig erscheint – eine Familie in Berlin-Kreuzberg auf die Straße setzen und gleichzeitig in Hoi An/Vietnam für 3.500 Euro »den Ärmsten der Armen« helfen – auch die ganze Aufmachung der Internetpräsenz ist – milde ausgedrückt – recht dürftig.

Das Bündnis ruft nun zur weiteren Unterstützung der Familie auf. Es gibt eine Liste, in die sich UnterstützerInnen eintragen können sowie eine SMS-Telefonkette die an dem Tag der Zwangsräumung alle Nachbarn und Aktivisten informiert.

Den offenen Brief, die UnterstützerInnenliste sowie weitere Informationen findet ihr im unter:

http://zwangsraeumungverhindern.blogsport.de/

 

 




Die Gute Nachricht

Ja, es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Zunächst muss ich wohl erwähnen, dass ich für den folgenden Bericht nicht bestochen oder sonst wie entlohnt wurde. Die Betroffenen wissen noch nicht einmal davon, dass sie hier erwähnt werden. Jedoch dürfte es für die hier Erwähnten wohl kein Schaden sein, lobende Anerkennung zu erhalten. Es begab sich genau vor einem Jahr, dass ich mal wieder vor der Wahl stand ein paar Rechnungen zu bezahlen und weiter mit einer nicht Frostwetter tauglichen Jacke und mit undichten Schuhen den bevorstehenden Winter zu durchstehen – von der Optik der mittlerweile abgetragenen Sachen ganz zu schweigen – oder ob ich das Geld bei einem ortsansässigen Bekleidungsladen in neue Bekleidungsartikel investieren sollte. Ich entschied mich für Letzteres. Nach kurzer Überlegung, in wessen Kasse ich meine letzten Euros stecken würde, machte ich mich auf den Weg zu dem Laden, in dem ich bereits in der Vergangenheit von Zeit zu Zeit Schuhe und Hosen gekauft hatte und stets zufrieden mit den erworbenen Sachen war. Zudem ist dies der einzige Laden weit und breit der sich von den Preisen her auf meinem Niveau bewegt. Eingefleischte Kreuzberger werde wissen welchen Laden ich meine wenn ich schreibe: Trendy Army Store. Für die Ortsunkundigen erwähne ich, das dieser Laden alles bereit hält was das trendige outdoor Herz begehrt. Zielstrebig wie man als Mann einen solchen Einkauf angeht, steuerte ich die Verkäufen an und schilderte ihr mein Problem (obwohl dies angesichts meines Erscheinungsbildes vermutlich gar nicht nötig gewesen wäre). Ganz nach meinen optischen und finanziellen Vorstellungen beriet mich die Verkäuferin und nach ein paar Minuten stand ich an der Kasse, um zu bezahlen und den Laden winterfest eingekleidet, wieder zu verlassen.

Wie bereits erwähnt, ist dieser Einkauf zum gegenwärtigen Zeitpunkt genau ein Jahr her. Die Schuhe sind nach wie vor in gutem Zustand (Pflegehinweise vom Personal befolgen) und die Jacke ist ebenfalls absolut in Ordnung. Kein Knopf abgerissen, nicht ausgewaschen und der Reißverschluss gleitet auf und ab wie am ersten Tag. Und beide Teile machen nicht den Anschein, als würde sie an diesem Umstand irgendetwas ändern wollen.

Fazit: Vom freundlichen Empfang, über die Beratung und das Preis/Leistungs Verhältnis bis hin zum Verkaufsabschluss ein Service, der es verlangt erwähnt zu werden.

Trendy Army Store

Skalitzer Straße 62

10997 Berlin




Kiezterroristen – Von rücksichtslosen Radfahrern und Baumscheibenfetischisten

Meine werten Leserinnen und Leser, normalerweise schieße ich mit meinen literarischen Spitzen gegen die Regime-Führung und die sogenannten oberen Zehntausend. Nun gibt es aber auch unter uns, in den eigenen Reihen, Menschen die Praktiken anwenden, die es wert sind, einmal genauer beleuchtet und kommentiert zu werden. Ich ergreife zum Einen Partei für Kinder, Fußgänger und andere, ohne Fortbewegungsmittel am Verkehr Teilnehmende, und zum Anderen für Hunde und deren Bedürfnisse wenn ich sage: So nicht!

Eigentlich wäre dieser Bericht eine Aufgabe für Schröder, unseren Vize-Chefredakteur und somit V.i.S.d.P. (Verantwortlich im Sinne des Presserechts). Jedoch lässt sein Zehn-Krallen-Suchsystem immer noch zu wünschen übrig, so dass ich stellvertretend für ihn in die Tasten haue, um den Unmut kund zu tun, der in den, im Absatz zuvor erwähnten Personen- und Tierkreisen aufkocht.

Es geht, wie an der Überschrift unschwer zu erkennen ist, um das leidige Thema Radfahrer und ihr Verhältnis zum Straßenverkehr, sowie um die Baumscheibenfetischisten, die den ganzen Kiez mit ihren Begrünungs- und Zaunbau-Aktionen verschönern.

 

Die RadfahrerInnen

Ob Autofahrer oder Fußgänger, in einem sind sich beide Parteien einig. Das gemeinsame Feindbild sind die RadfahrerInnen. Auf der Fahrbahn drängeln sie sich zwischen den Autos hindurch und ab und an, wenn das Augenmaß versagt, touchieren sie einen Außenspiegel oder sie schrammen mit dem Lenker am Auto entlang. Sie überfahren rote Ampeln und auch sonst versuchen sie, stets auf ihren Vorteil bedacht, die Verkehrsregeln in jeder Hinsicht zu ignorieren. Die beliebteste Ausrede für notorische Gehweg-RadfahrerInnen lautet: »Die Straße beziehungsweise der Radweg ist in einem schlechten Zustand« oder »Auf dem Kopfsteinpflaster kann man doch nicht fahren!«.

Mein Kommentar dazu lautet: »Dann schiebt euer verdammtes Scheiß-Fahrrad!« Ich fahre schließlich auch nicht mit dem Auto auf dem Rad- beziehungsweise Gehweg, nur weil in der Fahrbahn Schlaglöcher klaffen, die das Fahrwerk und die Stoßdämpfer beschädigen oder weil das Kopfsteinpflaster beim darüber hinwegfahren die Kohlensäure aus meinem Champagner schüttelt. Es gibt sogar einige RadfahrerInnen, die sich erdreisten, Fußgänger auf dem Gehweg anzuklingeln, um sich vorbeizudrängeln.

An dieser Stelle möchte ich gleich eine eigene Erfahrung in den Bericht einfließen lassen. Darum erwähne ich den Vorfall, bei dem ich mit Schröder (dem vierbeinigen Vize-Chefredakteur) und einer durchaus charmanten Begleitung die Oberbaumbrücke von Kreuzberg nach Friedrichshain hin überquerte. Auf dem Fußgängerweg, der unter dem U-Bahn Viadukt entlang führt, kam uns ein Radfahrer entgegen. Er befand sich nicht nur nicht auf dem Radweg, sondern fuhr zudem entgegengesetzt zur Fahrtrichtung. Schröder, der einer Hundefährte folgend die Brücke im Zick-Zack Modus überquerte, kreuzte unweigerlich den Weg des Radfahrers, der daraufhin abbremsen musste, um ihn nicht über den Haufen zu fahren. Der Radfahrer kommentierte Schröders Verhalten mit einem verachtenden: »Scheiß Hunde. Nimm den Köter an die Leine«. Für mich die Einladung, das frustrierte Bellen, welches Schröder dem Radfahrer entgegnete, in eine deutliche Sprache zu übersetzten: »Verpiss dich Penner, sonst furz ich dich dahin zurück, wo du hergekommen bist. Fährst auf dem Gehweg und reißt noch das Maul auf, Arschloch!«. (Schade, dass ich kein Foto gemacht habe. Wäre doch ein netter Kandidat für das Arschloch des Monats gewesen.) Der Radfahrer hielt an und stieg vom Fahrrad. Als ich mich auf ihn zubewegte, um ihn in eine, der Situation angemessen freundliche Konversation zu verwickeln, stieg er jedoch auf sein Rad und tat das, was ich ihm empfohlen hatte, er verpisste sich.

Dies ist nur ein Beispiel von vielen, die ich selber erlebt habe oder wie sie mir von anderen KiezeanerInnen berichtet werden. Interssantes Pflaster ist auch die Falckensteinstraße. Hier finden nicht nur regelrechte, sondern auch regelwidrige Radwanderungen statt. Nach dem Motto: »Ist die Lücke noch so klein, ich ras´ mit meinem Rad´l rein«, heizen RadfahrerInnen aller Klassen über die Gehwege. Oftmals so dicht an der Hauswand entlang und mit einem Tempo, welches jeden Bremsversuch gegenüber einer plötzlich aus der Haustür heraustretenden Personen kläglich scheitern lassen würde. Das Regime schert sich, wie sonst auch, einen Dreck um diese unhaltbaren Zustände. Dabei müsste nur der schon seit längerem in den Köpfen der Verantwortlichen vorliegende Plan umgesetzt werden, welcher vorsieht, RadfahrerInnen, wie allen anderen VerkehrsteilnehmerInnen auch, die schneller als mit Schrittgeschwindigkeit fahren, zu einem Nummernschild und einer Haftpflichtversicherung zu verhelfen. Ich bin mir sicher, dass sich dann ein Großteil der RadfahrerInnen wieder an die Regeln im Verkehr erinnern würde. Spätestens wenn die ersten Bußgeldbescheide ins Haus flattern. Damit wäre dann die Gleichheit gegenüber Autofahrern, Motorradfahrern, Hundehaltern und anderen – stets im Fokus von Recht und Ordnung Stehenden – wieder hergestellt.

 

Die Baumscheibenfetischisten

Nun zu einem nicht minder ärgerlichem Personenkreis oder wie eine gute Idee zum Deutschtum verkommt. Vor Jahren hatten einige Verantwortliche in dieser Stadt die Idee, die Pflege von verwahrlosten und von Hundekot überschwemmten Baumscheiben in die verantwortungsvollen Hände der BürgerInnen zu legen. Seitdem die Stadt den Baumscheiben-Paten Förderungen für die Begrünung bezahlt, ist die Bürgersteigbebauung sprunghaft angestiegen. Jedes Jahr kommen neue „zwangsbegrünte« Baumscheiben hinzu, die von kleinbürgerlichen Pflanzfetischisten mit Grünzeug überfrachtet werden. Mittlerweile kann man sich an fast jedem Baum in der Görlitzer Straße, zwischen Falckensteinstraße und Cuvrystraße, dank einer zaunartigen Sitzgelegenheit, niederlassen und die Pracht bewundern (Bis das Männlein kommt und mit erhobenem Zeigefinger schimpft: »Hinfort, das ist nicht deine Bank…«). In der Wrangelstraße und selbstverständlich auch in vielen anderen Straßen und Bezirken Berlins sieht es nicht anders aus.

So weit so gut. Dabei gibt es aber auch noch ein weiters Problem. Die zahlreichen Hunde in dieser Stadt und ihr Drang nach Verrichtung ihrer Notdurft. Entleert sich der Hund auf dem Gehweg, werden die HalterInnen angepöbelt, wenn sie nicht schnell genug den Kotbeutel zücken. Uriniert der Hund an die Hauswand, das Auto oder das Motorrad, beschweren sich – verständlicher Weise – die Bewohner und Besitzer. Gehen Hundehalter-Innen in den Park um ihre Vierbeiner die Notdurft verrichten zu lassen, lauern dort die Wegelagerer vom Ordnungsamt, um Bußgeld zu kassieren. Nun frage ich, ohne die Erwartung einer Antwort: Wohin sollen die Hunde machen?

In Anlehnung an die Initiative Mediaspree, die gegen die Bebauung vom Spreeufer ankämpft und im Zuge dessen fordert: »Spreeufer für alle!«, habe ich am 31. Juli 2012, die Initiative »Kreuzberger Hundebaumscheiben« gegründet, die sich der fortschreiten Einzäunung und Begrünung von Baumscheiben entgegenstellt, um die artgerechte Entleerung der Vierbeiner sicherzustellen.

Als erste Amtshandlung habe ich die Patenschaft für einen Baum in der Görlitzer Straße 43 (Baumnr. 107) beantragt. Da mein Antrag auf die Baumscheibenpatenschaft zum 25. September 2012, durch den zuständigen Verantwortlichen im Grünflächenamt genehmigt wurde, steht der Errichtung von Berlins erster Hundenotdurftverrichtungsstelle nichts mehr im Weg.

Wer die Initiative zu unterstützen oder ihr beizutreten mag (selbstverständlich kostenlos, jedoch nicht tatenlos), ist herzlich eingeladen sich bei mir zu melden.




Wir stehen auf Heilkräuter – Heilsames Kreuzberger Stadtunkraut

Eine Gruppe Frauen und Männer, dazwischen auch ein Kind, stehen in gebückter Haltung rund um einen Fahrradständer in der Kreuzbergstraße. Passanten, die an dieser Gruppe vorbeilaufen, versuchen deren Inneres zu erblicken. Manch einer gesellt sich dazu, ein anderer läuft kopfschüttelnd weiter, ein weiterer versucht aus der Ferne zu enträtseln, was denn der Kern des Interesses sein möge.

Heilkundige früherer Zeiten liefen oft nicht weit, um die geeignete Medizin für ein Leiden zu finden. Rund ums Haus, in der Hecke, am Brunnen, am Wegesrand fanden sie eine Vielzahl ihnen bekannter Heilpflanzen. Dieses Vorgehen erscheint uns heutzutage als befremdlich, einfach und naiv. Wir erwarten von unseren Pharmakologen, dass sie im Labor mit chemischen Reagenzien hantieren und nicht wie Wilde in den Büschen herumkriechen. Unsere heutige Medizin ist komplex und hoch spezialisiert – und doch bringen die modernen Leiden sie bisweilen an ihre Grenzen.

Auf der Suche nach Lösungsansätzen blickt man sich um: Was nun? Neue Wege beschreiten? Oft genügt jedoch das Beschreiten ganz gewöhnlicher Wege. Den Gehsteigen zum Beispiel.

Auf den Gehsteigen Kreuzbergs wird kaum einer Heilpflanzen sammeln. Soll er auch nicht. Doch lassen sich direkt vor den Haustüren der Kreuzberger Bürger Heilpflanzen kennenlernen und ihre Heilwirkungen verstehen. Man muss nur lernen, genau hinzuschauen. Doch wo sind sie bloß, diese Heilpflanzen? Wir stehen darauf! Sie sind buchstäblich unter uns, zu finden in Parks, an Baumscheiben oder als vermeintliches Unkraut zwischen Gehwegplatten.

Die Gruppe von Frauen und Männern beginnt vorsichtig zu tippeln, drehen die Schuhsohlen beiseite, um eine solche Heilpflanze zu entdecken. Hier und da erscheint ein kleiner Klecks Grün, mal mit bekannter Form, ein Grashalm, mal völlig unbekannt. Langsam und Pflanze für Pflanze beginnen wir die verschiedenen Vertreter der Trittpflanzengesellschaften kennenzulernen. Es sind Pflanzenspezies, die sich ein sehr besonderes Biotop ausgesucht haben: Sie wachsen dort, wo wir lang laufen, dort, wo wir unsere Füße hinsetzen, sie bevölkern unsere Gehsteige und finden sich in spärlichen, schmalen Ritzen zurecht.

„Wer hat denn schon an einer wiederkehrenden schmerzhaften Blasenentzündung gelitten?“ In der Gruppe meldet sich die eine oder andere Hand. Sollte die Antibiotikatherapie keine dauerhafte Symptomfreiheit gewährleisten, so darf man sich ruhig die Unterstützung von ganz unscheinbaren Helferlein sichern. Gerade Therapeutika für die Niere und Blase finden sich ausreichend auf den Gehsteigen.

Eine davon bildet einen Miniaturteppich aus unzähligen noch kleinen Blättern und wahrscheinlich tausend noch kleineren Blüten: Das Bruchkraut.

Ein Tee aus diesem Kraut mit der lateinischen Bezeichnung Herba Hernariae riecht überraschend aromatisch, lieblich. Die enthaltenen Cumarine riechen und schmecken nicht nur gut, sondern sie entspannen auch schmerzhaft verkrampfte Muskulatur, vor allem im Beckenbereich. Bei einer Blasenentzündung lindert dieses pflanzliche Spasmolytikum die unangenehmen Krämpfe der Blasenmuskulatur. Von den Saponinen des Bruchkrautes weiß man, dass sie einen günstigen Einfluss auf den Blutdruck haben. Unterstützend kann diese Pflanze also in Kräutermischungen bei erhöhten Blutdruckwerten eingesetzt werden. Dies kann auch während einer schulmedizinischen Therapie geschehen, sollte jedoch auf längere Zeit von professioneller Seite begleitet werden.

In einer Stadt wie Berlin ist es fast unmöglich, nicht auf Heilpflanzen zu stehen. Alle stehen wir auf Heilpflanzen. Tagtäglich. Die meisten jedoch nur mit dem Fuß, manche aus gutem Grund nicht nur damit.

Sebastian Vigl ist ein in Kreuzberg praktizierender Heilpraktiker und Pflanzenkundler sowie Mitarbeiter der Zieten Apotheke Berlin im Fachbereich westliche Heilkräuter. Auf seinen Heilpflanzenführungen rund um den Kreuzberg bringt er Interessierten die Heilpflanzen der Stadt nahe. Die Führungen finden an verschiedenen Samstagen im Jahreskreis statt. Teilnahme gegen Spende.

Termine und mehr Informationen zu den Führungen im Netz: www.sebastianvigl.de

Geschrieben von Sebastian Vigl




Chaos am Kotti

Während ich das Bild „Kotti in Öl“ vor Ort gemalt habe, schilderte mir ein Passant, wie er einmal das Innenleben des „Neuen Kreuzberger Zentrums (NKZ)“ erlebt hatte. Er fand die Bausubstanz marode und prophezeit daher, dass der Wohnkomplex innerhalb der nächsten 10 Jahre abgerissen wird. Für eine Umnutzung oder gar einen Neubau steht das Schild „Hostel“ schon auf der skurrilen Architektur im Vordergrund als Vorbote.  Chaos am Kotti! Für mehr Infos über den Verdrängungsprozess am Kottbusser Tor: http://kottiundco.wordpress.com.

Obwohl gar kein Mensch auf dem Ölbild zu sehen ist, glaub’ mir, der Kotti lebt.

Übrigens, wie der Herausgeber schon in diesem Heft berichtet, gibt’s eine limitierte Zahl von Ausgaben, die einen kompletten Satz meiner Postkarten aus der Fußball-Europameisterschaft Austragungsstadt, Gdańsk/ Danzig beinhaltet. Zugegebenerweise ließ ich mich von den „Games“ mitreißen und schaute das Spiel zwischen Deutschland und Dänemark mit Spannung an. Ich habe kaum Ahnung vom „Soccer“, fälschlicherweise von der UEFA im Fernsehen als „Football“ bezeichnet. Was mir noch aufgefallen war, war die Menge an Werbung am Spielfeldrand und überhaupt. Wer soll das Ganze schließlich finanzieren?

Daher habe ich unverschämterweise gedacht, Postkarten von meinen Ölbildern unters Volk, zumindest in Kreuzberg – als Trittbrettfahrer der EM und mit der Absicht der Eigenwerbung – zu verteilen. Viel Vergnügen! Ausgetauscht!!! gegen nachstehenden Text

Übrigens, wie der Herausgeber schon in diesem Heft berichtet, gibt’s eine limitierte Zahl von Ausgaben, die einen kompletten Satz meiner Postkarten aus der Fußball-Europameisterschaft Austragungsstadt Gdańsk/ Danzig beinhaltet. Zugegebenerweise ließ ich mich von den „Games“ mitreißen und schaute alle Deutschlandspiele mit Spannung an. Was mir dabei auffiel, war die Menge an Werbung am Spielfeldrand und überhaupt. „Der Kreuzberger“ lehnte unerklärlicherweise meinen Vorschlag ab, Werbung für meine Postkarten in polnischen Stadien zu finanzieren. Daher habe ich mich entschieden, Postkarten meiner Ölbildern dem Volk, zumindest in Kreuzberg – als Trittbrettfahrer der EM und mit der Absicht der unverschämten Eigenwerbung – unterzujubeln. Viel Glück und viel Vergnügen!

William Wires, Juni 2012

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Unser Kiezladen

Der Einzug von Euro Gida hat für Unruhe im Wrangelkiez gesorgt. Bis dahin stand der Ladenraum in der Wrangelstraße seit über einem Jahrzehnt leer. Seit einer Weile beschäftigte ich mich mit einem anderen Lebensmittelgeschäft, Bizim Bakkal, geführt in der zweiten Generation. Ohne auf die Kiezproblematik einzugehen, möchte ich aus künstlerischer Sicht sagen, dass ich von dem alten, in Ölfarben gemalten, Schild beeindruckt bin – ein Symbol, das tief in die Kiezgeschichte hineinreicht. Dabei bin ich nicht der Einzige: ein engagierter Architekt und Kiezbewohner hat es – in Absprache mit dem im Kiez verwurzelten Ladenbetreiber – sich zur Aufgabe gemacht, das Schild ehrenamtlich zu sanieren. Daraufhin musste ich natürlich diesen lang gestreckten Laden in Öl malen. Es hat sich gelohnt.

Zu Euro Gida möchte ich was Positives hervorheben. Auf einem Treffen mit Bewohnern und Ladenbetreibern hatte sich ein Kiezbewohner bei Euro Gida über die Video-Kameras an der Außenfassade beschwert. Kurz darauf wurden diese anstandslos entfernt. Diese entgegenkommende Haltung ist gegensätzlich zu der von „Green Bamboo“, dessen Inhaber den Berliner Datenschutzbeauftragten mit der lapidaren Erklärung, die Kameras seien Attrappen, beschwichtigte. Seine Begründung für die Kameras im öffentlichen Raum ist an dieser Stelle einfach zu doof wiederzugeben. Die Grundhaltung zeigt eine Aggressivität und einen Generalverdacht gegenüber der Nachbarschaft, die anscheinend eine „Gefahr“ für jeden Touristen-Euro darstellt.

Die gleichermaßen beängstigte Kaiser’s Filiale hat gleich drei Kameras an der Außenfassade montiert. Damit ist die Falckensteinstraße mehr oder weniger gut überwacht, ohne Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der zufälligen Passanten.

William Wires, Juni 2012

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Olly´s Kommentar: EUROGIDA

“Unterstützt die Kleinen, nicht die Großen!

Anfang Juni wird in dem ehemaligen Penny-Laden in der Wrangelstrasse 85 ein Eurogida-Supermarkt eröffnen. Eurogida betreibt bereits 9 Großfilialen* in ganz Berlin und möchte nun auch in den Wrangelkiez expandieren, die Umbauarbeiten haben bereits begonnen. Die kleinen Bäckereien und Gemüseläden sehen sich dadurch in ihrer Existenz bedroht, da sie “in Kartongröße einkaufen und Euro-Gida in Paletten einkauft”. Die Familien, die hier von ihren kleinen Geschäften leben, ächzen sowieso schon unter den steigenden Mieten, eine solche Großkonkurrenz würden sie kaum verkraften. Der Besitzer von Eurogida hat darauf angesprochen erklärt, dass ihm das egal sei und es ihm nur um sein Geschäft ginge. Eurogida ist ein Unternehmen mit zweistelligen Millionenumsätzen.”

Mit diesem Aufruf gegen die Neueröffnung von eines Lebensmittelladens der Firma Eurogida gingen die im Wrangelkiez ansässigen Kleinhändler an die Öffentlichkeit. In der Sorge um ihre Existenz informierten sie die Anwohner über ihre Situation. Sie stellten einen Informatinsstand an der Ecke Wrangel-/Falckensteinstraße auf, veröffentlichten im Internet über die Plattform you tube ein Video zum Thema und sammelten Unterschriften gegen die Neueröffnung. Die Bemühungen sind weitreichend, werden aber in ihrem Ergebnis zu keinem Erfolg gegen die weiter Verkommerzialisierung von SO 36 beitragen können. Dieses Problem hätte man viel früher angehen müssen.

Bereits in den vergangenen Jahren mussten HändlerInnen den Kiez aufgrund steigender Mieten und wegen des Zuzugs von Konkurrenzunternehmen wie zum Beispiel McDonalds, verlassen und ihr, teilweise über Jahrzehnte geführtes Geschäft umsiedeln oder gar aufgeben. Auch diese versuchten sich gemeinsam gegen die steigenden Mieten beziehungsweise gegen den Zuzug der Unternehmen zu organisieren-ohne Erfolg. In diesem Wandel ist es nicht verwunderlich, dass es nun, mit den Obst- und GemüsehändlerInnen, die Nächsten trifft.

Faktisch gesehen

Da dieses Geschäft in der Wrangelstraße 85, welches nun von Eurogida genutzt wird seit Jahren leer stand und für jeden ortsansässigen Gewerbetreibenden zu groß beziehungsweise zu teuer war, war es somit nur eine Frage der Zeit wann dort wieder ein Konsumtempel einziehen würde. Wenn es Penny, Aldi oder Netto gewesen wäre, was hätten die Betreiber von „Kaiser´s“ oder „Nah Kauf“ gesagt. In diesem Punkt muss man dem Besitzer von Eurogida zugestehen, dass es ihm in einer freien Marktwirtschaft „egal“ sein darf, wenn er mit seinem Unternehmen expandiert und andere, kleinere HändlerInnen darunter zu leiden haben.

Dieses Thema zeigt zudem auf, dass wenn überhaupt, nur der Themenübergreifende, gemeinsame Protest etwas bewirken kann. Denn die Situation sähe wohl anders aus, hätten von Beginn an alle HändlerInnen und Anwohner geschlossen zusammengehalten und nicht gesagt: „Ach, die steigenden Mieten im Nachbarhaus interessieren mich nicht, ich bin davon nicht betroffen“ oder „Der Zuzug von McDonalds ist mir egal, ich verkaufe keine Currywurst sondern Klamotten“. Denn der Einzelhandel in diesem Kiez ist bereits seit Jahren von den Unwegsamkeiten die eine wenn auch zum Teil halsabschneiderisch umgesetzte, freie Marktwirtschaft mit sich bringt, bedroht. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind es die Obst- und GemüsehändlerInnen, die im Kampf um ihre Existenz auf verlorenem Posten stehen und gezwungen sind, den Kampf mit Goliath auszufechten. Es liegt in der Verantwortung von AnwohnerInnen, Kundinnen und Kunden durch ihr Einkaufsverhalten darüber zu entscheiden, ob David den Kampf gegen den ungleichen Gegner gewinnt. Von dieser Entscheidung hängt es auch ab, ob sich das Straßenbild weiterhin verändern wird oder die Solidarität untereinander soweit reicht, weiterhin einen kleinen Aufpreis bei den HändlerInnen und Händlern um die Ecke zu bezahlen und dafür wie gewohnt den persönlichen Service zu erhalten. Der Zuzug von Eurogida ist somit nicht nur ein Umstand der über die Existenz der ortsansässigen HändlerInnen entscheidet, sondern auch die zukünftige Existenz der persönlichen Zwischenmenschlichkeit, die Kleinhändleroasen bieten, in Frage stellt.

Persönlich halte ich es bereits seit Jahren so, nur in Ausnahmefällen einen, im Volksmund genannten, Discounter zu betreten. Auch wenn ich es mir aus finanzieller Sicht nicht erlauben kann, erledige ich meine Einkäufe beim Einzelhändler im Kiez. Dabei kommt mein Händler-Rotationsprinzip jedem Geschäft zugute. Mal kaufe ich meinen Tabak und die Blättchen im Kiosk in der Wrangelstraße 52, oder 58. Mal in dem Kiosk in Haus Nr. 86 und dann wieder im kleinen Laden in der Nr. 87. Meine Schrippen kaufe ich ebenfalls im ständigen Wechsel der AnbieterInnen – mal hier mal dort. Dieses Händler-Rotationsprinzip wende ich bei jedem weiteren Einkauf von mir an. Beim Lebensmittelladen von Kaiser´s stößt das Händler-Rotationsprinzip an seine Grenzen. Seit dem Umbau hat der Laden seinen alten Kiez-Charme verloren und zieht Klientel an, welchem ich nicht begegnen möchte. Wo ist zum Beispiel der auf seinem Rollator sitzende, vom Leben gezeichnete Mann, der an manchen Tagen sein Gemächt der Öffentlichkeit präsentierte um seine Notdurft direkt vor dem Eingang des Ladens zu verrichten. Gewiss kein schöner Anblick, aber es macht doch in gewisser Weise den Charme vom Kiez aus!

Tipp: Wem am Ende des Monats das Geld ausgeht weil man es Kiezsolidarisch in die Läden der Kleinhändler getragen hat, um deren Existenz zu sichern, wird man durch die an anderer Stelle existierende Solidarität im Kiez ebenfalls unterstützt. Die Bürgerhilfe in der Cuvrystraße — bietet nicht nur eine warme Mahlzeit am Tag, sondern hat für die Sorgen und Nöte ihrer BesucherInnen auch ein offenes Ohr und steht mit Rat und Tat zur Seite.

Fazit: „Eine Hand wäscht die andere“.

*Laut der Firmenpräsenz im Internet hat Eurogida bisher acht Filialen in Berlin, die neu eröffnete Filiale im Wrangelkiez wäre somit die neunte.