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Kategorie: Veranstaltungen - Der Kreuzberger

Der wilde Haufen legt wieder los!

The Wild Bunch spielt im Circus Schatzinsel/Volles Programm in der nächsten Woche

Endlich hat die Wartezeit für Fans der freien Theatergruppe „The Wild Bunch“ ein Ende: Ab kommenden Donnerstag gibt es im Circus Schatzinsel (May-Ayim-Ufer 4, Nähe U-Bahnhof Schlesisches Tor) an drei Tagen fünf Vorstellungen.

Am 27. und 28. März wird am Vormittag um 10 Uhr das neue Kinderstück „Die kleinen Honigdiebe“, frei nach Wilhelm Busch, für Schulen gespielt, und am Samstag um 15 Uhr als Familienvorstellung. In „Die kleinen Honigdiebe“ geht es – aus gegebenem Anlass, nachdem die Bienen durch zunehmenden Einsatz von Pestiziden und ausufernde Monokulturen akut in ihrem Bestand gefährdet sind – um die Lebenswelt der Bienen und darum, den Blick für ihre Bedeutung in der Natur zu schärfen. Neben den Motiven der bekannten Bildergeschichte von Wilhelm Busch hat Ilka-Cordula Felcht (Regisseurin, Lehrerin für Englisch und Darstellendes Spiel, Bienen- und Honigliebhaberin) für ihre Inszenierung außer der bekannten Bildergeschichte von Wilhelm Busch auch Motive und Handlungsstränge aus dem ukrainischen Volksmärchen „Der Drachenzar“ und der antiken Fabel „Jupiter und die Bienen“ von Aesop verwendet. (Empfohlen für Grundschüler der ersten bis sechsten Klassenstufe.)

Außerdem stehen zwei Abendvorstellungen des Wild Bunch-Klassikers und Exportschlagers „Request Stop“ (Buch: Harold Pinter, Inszenierung – wie bei allen Stücken der Wild Bunch – Ilka Cordula Felcht) auf dem Spielplan: Die Handlung entwickelt sich aus einer Alltagssituation. Eine junge Frau wartet an einer Bedarfshaltestelle und während der Wartezeit kommen immer mehr Wartende dazu. Mit einer harmlosen Frage versucht die Frau Kontakt aufzunehmen, aber alle bleiben regungslos. Erst als sie sich in Unterstellungen, Beleidigungen und Drohungen hineinsteigert, löst sie damit Reaktionen aus, die sich verselbstständigen. (Am 28. und 29. März jeweils um 20 Uhr.)

The Wild Bunch ist eine Gruppe von jungen Theatermachern aus Berlin, die seit 1980 unter der Leitung von Ilka-Cordula Felcht geführt wird, ganz am Anfang als Theater-AG des Rober-Koch-Gymnasiums in Kreuzberg. Inzwischen besteht die Gruppe mit aktuell 32 Ensemblemitgliedern hauptsächlich aus Studenten. Über 30 Stücke wurden schon auf die Bühne gebracht, mit großem Probenfleiß und intensiven Arbeitseinheiten über einen ungewöhnlich langen Zeitraum, in dem das Ganze wächst und reift. Märchen, Kurzgeschichten, Mythen, Biografien, Filme, Gedichte, Lieder und dramatische Texte dienen als Grundlage und Arbeitsmaterial.

Die allererste Produktion war englischsprachig („The very proper Gander“ von James Thurber). Und die Tatsache, dass damit ein englisches Stück für ein deutsches Publikum erarbeitet wurde, half den Darstellern, sich nicht auf die gesprochene Sprache zu verlassen, um das Publikum zu erreichen, sondern auf nonverbale Kommunikationsformen zurückzugreifen. Diese Vorgabe wurde dann auch bei deutschen Stücken beibehalten, und die Gruppe hat im Laufe der Zeit eine ganz eigene Spielweise entwickelt. Gesprochene Texte werden der Mimik, der Bewegung und Körpersprache untergeordnet und Musik als wichtiges Mittel zur Unterstützung der Bühnenhandlung einsetzt.

Das Konzept ist so erfolgreich, dass The Wild Bunch im Laufe der Jahre immer wieder zu Theaterfestivals im In- und Ausland (Tschechien, Russland, Kanada, Brasilien, England, Holland, Polen) eingeladen und mehrfach mit Theaterpreisen ausgezeichnet wurde. Zu den erfolgreichten Wild Bunch-Produktionen gehört „Request Stop“, das zum ersten Mal von 1993 bis 97 gespielt wurde und seit 2007 als Neuauflage in einer zweiten Aufführungsstaffel, deren Ende zum Glück nicht absehbar ist. jw

Karten für alle Vorstellungen unter 030-22502461, per E-Mail an schatzinsel@vuesch.org oder an der Tages- bzw. Abendkasse vor Ort. Mehr Infos unter www.the-wild-bunch.de




Lieber tot als ohne Geld-Soli-Party am 13.3. ab 16.30 Uhr bei Fräulein Rottenmeier

Ort: “Fräulein Rottenmeier”, Maybachufer 21 in 12047 Berlin. Es werden die bislang veröffentlichte Ausgaben ausgestellt und alte, zum Teil seltene Ausgaben verkauft. Darüber hinaus steht Euch die Kreuzberger-Redaktion Rede und Antwort. Dazu reicht das Fraäulein Rottenmeier Hausgemachtes von süß bis deftig. Die Ausstellung geht bis zum 27.3.2014. Wir freuen uns auf Euch.

Olly und das Kreuzerger-Team




Glückwunsch ans Eiszeit-Kino!

Berlinale goes Eiszeit

Das Kreuzberger Underground-Kino im Wrangelkiez (Zeughofstraße 20) wurde für die Veranstaltungsreihe „Berlinale goes Kiez“ ausgewählt und gehört damit zu den offiziellen Festivalkinos der 64. Internationalen Berliner Filmfestspiele.

Am 14. Februar gibt es hier zwei Vorführungen: Um 18.30 Uhr wird der italienische Film Cavalieri della Laguna von Walter Bencini gezeigt, mit anschließendem Menü in der Markthalle Neun (in der Reihe „Kulinarisches Kino“ und deshalb nur inklusive Menü für 35 Euro buchbar) und im 21.30 Uhr eine internationale Kurzfilmauswahl mit fünf Filmen (Washingtonia/Griechenland, Three Stones for Jean Genet/Deutschland, Zu seinem Herzen/Polen, Optical Sound/Österreich, Solange uns Pumpguns bleiben/Frankreich, aus dem Wettbewerbsprogramm „Berlinale Shorts“, Eintrittspreis 9 Euro).

Karten sind ab dem 3. Februar an den zentralen Berlinale-Vorverkaufsstellen täglich von 10 bis 20 Uhr in den Arkaden am Potsdamer Platz, im Haus der Berliner Festspiele und im International Kino erhältlich oder direkt im Eiszeit Kino. Und weil die Karten für „Berlinale goes Kiez“ erfahrungsgemäß sehr schnell vergriffen sind, empfiehlt es sich, gleich am Montag zuzuschlagen.

www.berlinale.de

 

Geschrieben von jw




Highlight in der Berlinischen Galerie – Noch dreimal bis 22 Uhr geöffnet

Was das KW Institute in Mitte nicht geschafft hat (siehe unten), hat die Berlinische Galerie in Kreuzberg hinbekommen: Zum Ende der Laufzeit des aktuellen Ausstellungs-Highlights „Wien Berlin. Kunst zweier Metropolen“ wird zwar nicht die Ausstellungsdauer, aber dafür die Öffnungszeit abends jeweils bis 22 Uhr verlängert.

Somit kann und sollte man die Sonderausstellung mit rund 200 wichtigen Kunstwerken der Wiener und Berliner Moderne an diesem Wochenende oder letztmalig am Montag (27.1.) zwischen 10 bis 22 Uhr anschauen.

Abgesehen davon, dass in der Ausstellung Arbeiten von vielen berühmten Künstlern gezeigt werden (Hans Baluschek, Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz, Carry Hauser, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Ernst-Ludwig Kirchner, Erika Giovanna Klien, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Broncia Koller-Pinell, Max Liebermann, Jeanne Mammen, Ludwig Meidner, Koloman Moser, Max Oppenheimer, Emil Orlik, Christian Schad, Egon Schiele, Max Slevogt), ist sie deswegen so interessant, weil hier sehr anschaulich die künstlerischen Parallelen, Unterschiede und Wechselwirkungen zwischen Wien und Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts erklärt und dargestellt werden.

www.berlinischegalerie.de




Heute Abend noch mal volles Programm im Sputnik

Wie berichtet, ist momentan das British Shorts-Kurzfilmfestival im Sputnik Kino am Südstern am Laufen, und wir haben das Festival für euch getestet:

Gut Englisch sollte man schon können, damit man von den Filmen und dem Rahmenprogramm wirklich was hat, denn die Festivalsprache ist durchgängig Englisch. Deutsche Untertitel bei den englischen Originalfassungen sind die seltene Ausnahme. Das sehr gepflegte britische Englisch der Moderatoren und in den meisten der Filme ist aber sehr gut verständlich und man hört sich schnell ein.

Im Programm findet sich bei 111 Kurzfilmen (Drama, Comedy, Documentary, Experimental, Animation, Drama, Black Comedy, Science Fiction, Horror, Slasher, Music Video) ganz sicher für jeden etwas. Und das Ergebnis einer zufällig gewählten Stichprobe eines Kurzfilmblocks mit sieben Beiträgen ist sehr ordentlich: dreimal unbedingt sehenswert, zweimal empfehlenswert, zweimal nicht so toll. Auch der Eintrittspreis von 6 Euro bei den Screenings (5 Euro ermäßigt) ist o.K..

Heute Abend beginnt das Programm um 19 Uhr mit einem Festival Screening-Special in der Kinobar (Eintritt frei!): Hier werden erst die Ergebnisse des Festival-Filmworkshops gezeigt, anschließend diverse Filme im Open Screening. Um 20 Uhr gibt es parallel dazu eine Filmauswahl „Festival Screenings presented by Directors Notes“ im Festivalkino.

Wichtig: Weil die Kinos im Sputnik nicht sehr groß sind, der Aufstieg zum Kino (gefühlte sechs Stockwerke ohne Aufzug) einige Zeit in Anspruch nimmt und sich an der Theke, wo es Karten und Getränke gibt, schnell lange Schlangen bilden, sollte man rechtzeitig vor der Vorstellung da sein.

Geschrieben von jw




Schlingensief-Ausstellung verlängert die Öffnungszeiten nun doch nicht

Nur noch bis kommenden Montag ist die fabelhafte Schlingensiefausstellung des KW Institute for Comtemporary Art in der Auguststraße 69 in Mitte zu sehen. Damit noch möglichst viele Besucher die Gelegenheit wahrnehmen können, sollte die Öffnungszeit an den letzten Ausstellungstagen auf 12 bis 21 Uhr verlängert werden, was aber wegen anderer bereits festgelegter Veranstaltungen jetzt doch nicht möglich ist. Und eine weitere Verlängerung der Ausstellungsdauer ist nicht möglich, weil die ganze Ausstellung schon in Amerika erwartet wird: ab 20. März ist die Werkschau mit Filmen, Inszenierungen, Installationen, Aktionen und Performances von Christoph Schlingensief dann im MoMa in New York zu sehen.

In Berlin kann man also die Ausstellung noch diesem Samstag, Sonntag und Montag jeweils von 12 bis 19 Uhr für einen Eintrittspreis von 6 Euro anschauen. Als Zugabe zur Ausstellung werden im Nebengebäude bei freiem Eintritt Filme von Christoph Schlingensief gezeigt:

Samstag um 12 Uhr „Tungsta“ und als Vorfilm „Mein erster Film & Für Elise“, um 14 Uhr „Menu Total“ und als Vorfilm „My Wife in Five“, um 16 Uhr „Egomania“und um 17 Uhr „Mutters Maske“, Sonntag um 12 Uhr der Interviewfilm „Christoph Schlingensief und seine Filme“, um 13.30 Uhr 16-mm-Kurzfilme, um 14 Uhr „100 Jahre Adolf Hitler“, um 15 Uhr „Das deutsche Kettensägenmassaker“, um 16 Uhr „Terror 2000“, um 17.30 Uhr „United Trash und am Montag um 12 Uhr „Tod eines Weltstars“ und als Vorfilm „Schlacht der Idioten“, um 13 Uhr „Die 120 Tage von Bottrop“, um 14 Uhr Outtakes aus „Freakstars 3000“, um 15.30 Uhr Fragmente aus „The African Twintowers“, um 17 Uhr „Say Goodbye to the Story“ und um 17.30 Uhr „Fremdverstümmelung“.

(Noch mehr Infos zur Ausstellung unter kw-berlin.de)




Kurzfilmfestival im Sputnik-Kino „British Shorts“

Wem die Wartezeit bis zur Berlinale zu lange wird – am 6. Februar geht’s los! – dem empfehlen wir ab morgen wärmstens ein verlängertes Festivalwochenende mit dem 7. Lichtspielklub Short Film Festival „British Shorts“ als warming-up.

Vom 17. bis 20. Januar werden hauptsächlich im Sputnik Kino am Südstern, wo sich auch das Festivalbüro befindet und das komplette Rahmenprogramm mit Konzerten, Parties, Talks mit Filmemachern und einem kostenloser Filmworkshop unter prominenter Leitung zweier britischer Professoren stattfindet, Kurzfilme aus allen Bereichen gezeigt: von Comedy, Drama, Animation, Thriller, Dokumentarfilm, Horror, Experimentalfilm, Musikvideo bis zu einer Kurzfilmretrospektive der britischen Independent-Film-Institution Warp Film („Four Lions“, „This is England“, „Submarine“). Internationale Stars wie Rhys Ifan, Peter Mullan, Mike Skinner, Alice Lowe, Daniel Craig und Kevin Spacey sind hier ebenso mit Filmen vertreten wie bereits anerkannte Nachwuchsfilmer und Filmstudierende. Parallel zum Festivalprogramm im Sputnik gibt es am Samstagabend ein Festival-Screening im Kino Filmkunst 66 in der Bleibtreustrasse in Charlottenburg, und die Preisverleihung (zu gewinnen gibt es einen Jurypreis und einen Publikumspreis) findet am Sonntagabend im Ballhaus Ost in der Pappelallee in Prenzlauer Berg statt.

Das komplette Programm ist online unter www.britishshorts.de

 

 




Hofer Filmtage – Neuentdeckungen, neue Preise und neue Gesichter

Einmal im Jahr ist Hof H(ome)O(f)F(ilms) mit den Internationalen Hofer Filmtagen als Schaufenster und Leistungsschau des deutschen Films, Heinz Badewitz präsentiert als Talentscout mit dem siebten Sinn für das Besondere seine Entdeckungen. – Übrigens sind die Hofer Filmtage vermutlich das einzige Festival, bei dem (zumindest kleine) Hunde mit ins Kino dürfen! – Kinder aber nicht, was daran liegt, dass die Premierenfilme vielfach so neu sind, dass noch keine Einstufung für die Altersbegrenzung vorliegt.

Bei der 47. Auflage waren viele Berliner Filmschaffende mit neuen Produktionen vertreten. Insgesamt 67 Lang- und 47 Kurzfilme gab es zu sehen, darunter 30 neue deutsche Spiel- und Dokumentationsfilme und etliche internationale Koproduktionen mit deutscher Beteiligung.

Neue Preise in Hof

Bei den Preisen gab es diesmal eine ungewöhnliche Häufung: Den wichtigen neuen Förderpreis für Nachwuchsfilmer, den »Förderpreis Neues Deutsches Kino« (vorher »Förderpreis Deutsches Kino«) und die damit verbundenen 10.000 Euro, gestiftet von Bavaria Film, dem Bayerischen Rundfunk und der DZ Bank, erhielt Bastian Günther (Jahrgang 1974, Regiestudium an der DFFB First Step Award 2006) für den größtenteils in Amerika gedrehte Film »Houston«, der in einer ganz ungemütlichen Hochleistungs-Wirtsschaftswelt spielt: Clemens Trunschka (Ulrich Tukur), ein Headhunter, dessen Karrierekurve dem Ende zu geht, erhält genau zur richtigen Zeit noch einmal die Berufschance seines Lebens und mobilisiert alle Reserven, um den Auftrag erfolgreich zu Ende zu bringen.

Ulrich Tukur, obwohl inzwischen schon Jahrgang Ü50, momentan ein extrem gefragter Schauspieler, der Film- und Fernsehhauptrollen beinahe im Akkord spielt, stellt den derangierten, alkoholkranken Anti-Helden, der nur durch seine Berufsroutine die Fassade noch aufrecht erhalten kann, perfekt dar. Ihm ist es zu verdanken, dass der Film, für den man sich aufgrund der spröden Wirtschafts-Thematik erst erwärmen muss, hervorragend funktioniert.

Für den gleichen Film gab‘s obendrein – nach Entscheidung einer weiteren unabhänigen Fachjury – den Millbrook Autorenpreis. Die Jury, bestehend aus Berlinale Perspektive-Leiterin Linda Söffker, SPIEGEL-Redakteurin Hannah Pilarczyk, Regisseur und Drehbuchautor Burhan Qurbani, Schauspielerin Peri Baumeister und Produzent Amir Hamz, lobte vor allem »die virtuos in der Balance gehaltene Erzählweise«. Dieser Preis wird seit 2012 für einen Langfilm aus dem Hauptprogramm vergeben »als Beitrag zur Unterstützung und Förderung der Drehbuch- und Stoffentwicklung«, die nach Meinung der Millbrook Picture GmbH »noch immer ein Schattendasein in der deutschen Filmlandschaft fristet« … (Wahrscheinlich wurden deshalb schon im Vorfeld nur wenige der in Frage kommenden Erst-, Zweit- und Dritt-Autorenfilme, d.h. Filme, bei denen der Regisseur auch das Drehbuch geschrieben hat, nominiert?). Derartigen Klagen kamen vom den Stiftern des Preises für Kostüm- und Szenenbild nicht. Der »Bildkunst Förderpreis Bestes Kostümbild Bestes Szenenbild« ging an Stefanie Hinterauer für das Szenenbild bei »Sunny« und »Antons Fest« und an Svenja Gassen für das Kostümbild in »Couchmovie«.

Gar nicht mehr vergeben wird leider der Kodak Eastman-Förderpreis (KEF) für Nachwuchsregisseure, der mit hochwertigen Filmmaterial dotiert war. Unter anderem hat Florian Henckel von Donnersmark 2005 seinen oscar-prämierten Kultfilm »Das Leben der anderen« auf Kodak-Filmmaterial gedreht, das er zusammen mit seinem Bruder Sebastian als Förderpreisträger 2002 für einen Kurzfilm in Hof erhalten hat. Zu den ehemaligen KEF-Preisträgern gehört auch Marc Rensing, dessen neuen Film Heinz Badewitz als Eröffnungsfilm ausgewählt hat: »Die Frau die sich traut« handelt von einer ehemaligen Leistungsschwimmerin, die ihrer Familie zuliebe auf eine sportliche Karriere verzichtet. Jahrzehnte später wird sie von einer Krebsdiagnose aus ihrem Alltag und ihren Gewohnheiten gerissen, aber sie bricht darüber nicht zusammen, sondern verfolgt noch einmal mit aller Kraft ihren Lebenstraum.

In diesem Film glänzen zwei Berliner Schauspielerinnen: Die fabelhafte Charakterdarstellerin Steffi Kühnert (»Halt auf freier Strecke«) in der Hauptrolle und Jenny Schily (»Die Stille nach dem Schuss« und in Hof auch noch im Cast von »Houston«) in einer wichtigen Nebenrolle. Mehrere Theaterpreise, einen Fernsehpreis und den Bayerischen Filmpreis hat Steffi Kühnert schon. Hiermit könnten gut noch weitere dazu kommen. Der Film ist inzwischen schon im Kino und wird dort hoffentlich noch lange bleiben, weil die Geschichte nicht nur kranken Menschen viel Mut machen kann.

Julia von Heinz, seit 2002 immer mal wieder in Hof, stellte ihren pädagogisch wertvollen neuen Spielfilm »Hannas Reise« vor, eine »Romantik- und Culture-Clash-Komödie« nach dem Roman »Das war der gute Teil des Tages« von Theresa Bäuerlein: Karoline Schuch spielt eine ehrgeizige junge Frau, die durch die Geschichte ihrer Mutter, deren Beruf und den eigenen Vornamen genug Gründe hätte, sich mit Israel zu befassen. Sie tut das schließlich und reist für ein Praktikum dorthin, aber aus ganz schnöden Gründen, um ihre Biografie vor einem wichtigen Bewerbungsgespräch aufzuhübschen. Am Ende bezieht daraus ganz anderes und viel mehr, als sie erwartet hatte.

Neue Gesichter in Hof

Neben den mit Spannung erwarteten neuen Beiträgen der Festival-Stammgäste gab es diesmal etliche bemerkenswerte Debüts.

Einer der schönsten Filme des Festivals war »The Lunchbox«. Das Spielfilmdebüt von Ritesh Batra Spielfilmdebüt wurde mit reichlich Fördermitteln in indisch/französisch/deutscher Koproduktion realisiert, bekam in Holland, Italien und Frankreich schon wichtige Auszeichnungen und hat eine Oscarnominierung für die Kategorie »Bester nicht-englischsprachiger Film« nur knapp verpasst. »The Lunchbox« ist ein Gegenentwurf zu den üblichen oppulenten Bollywood-Filmen: Durch Zufall bahnt sich in der Betriebsamkeit der Stadt Mumbai unter wesentlichem Zutun der landestypischen Essenslieferanten Dabbawallas eine wunderbar zarte Liebesgeschichte zwischen einer jungen Hausfrau (Nimrat Kaur in ihrer ersten großen Rolle) und einem älteren Mann (Irrfahn Khan, in Europa u.a. bekannt aus »Life of Pi«) an.

Aus einer ganz besonderen Konstellation heraus ist der Film von Isabell Šuba »Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste« entstanden: Die Regie-Meisterschülerin der HFF »Konrad Wolf« Potsdam-Babelsberg wurde 2012 mit ihrem Kurzfilm »Chica XX Mujer«, einen gesellschaftskritischen Film über Jugendliche in Venezuela, zu den Filmfestspielen in Cannes eingeladen. Und diese Einladung nutzte sie, um – quasi undercover, ohne formelle Drehgenehmigung – ihr erstes Spielfilmprojekt zu drehen, dass die mutmaßlich mangelhafte Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Filmbranche aufzeigt.

Das Ganze ist dadurch ein sehr interessantes Experiment mit der Wirklichkeit. Den roten Teppich, auf dem die Frauen dem Vernehmen nach anderswo hauptsächlich als schöne Staffage in tiefausgeschnittenen Kleidern gern gesehen sind, gibt es wenigstens in Hof überhaupt nicht. Im Gegenteil hat die Stadt Hof vor einiger Zeit die Straße vor dem Centralkino in der Mitte rot gepflastert – als Einladung an alle, selber über den »roten Teppich« ins Festivalkino zu gehen. Und für die Beteiligung am Festival gilt für Filmemacher hier seit eh und je: Wer talentiert ist, darf seinen Film zeigen und bekommt vielleicht sogar einen Preis. Ob Mann oder Frau tut dabei nichts zur Sache, und die Beschaffenheit der Brüste schon gar nicht.

Deshalb wirkt die Botschaft »nehmt talentierte Regisseurinnen erst« nicht so brisant wie beabsichtigt. Vor allem kommt der Film leider längst nicht so leicht und locker daher, wie es die Beschreibung und das Katalogfoto erwarten lassen, sondern ist eher anstrengend anzuschauen. Einen tollen Erfolg konnte Isabell Šuba mit diesem Projekt schon im Vorfeld erzielen: Finanziert wurde der Film durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne bei Startnext, wo 250 UnterstützerInnen insgesamt 9.000 Euro gespendet haben!

Zu den Neuentdeckungen, die man lange nicht mehr vergisst, zählt die Dokumentation »One Zero One« von Tim Lienhard über die international bekannten Dragqueens Cybersissy und BayBjane. Lienhard porträtiert in seinem Erstlingsfilm ihre Geschichte und ihr Privatleben, folgt ihnen bei ihren Auftritten vor und hinter die Kulissen, begleitet sie auf Partys, lässt beide immer wieder selber zu Wort kommen. So gelingt ein schillerndes, fast schon märchenhaftes filmisches Kaleidoskop, mit dem sich beide offenbar sehr gut identifizieren können. Zur Deutschlandpremiere in Hof begleiteten sie den Regisseur und zogen alle Blicke auf sich. Auf YouTube findet man einen internationalen und einen deutschen Trailer von »ONE ZERO ONE – The story of Cybersissy & BayBjane«, die insgesamt schon über 8.000 Aufrufe haben. Kinostart ist am 2. Januar, und auf der facebook-Seite zum Film kann man verfolgen, wo aktuelle Screenings des Films stattfinden.

Der spektakulärste Dokumentarfilm der Hofer Filmtage und ein ganz wichtiger Film, der ein Umdenken in Sachen Klimapolitik bewirken kann, ist »Chasing Ice« (auf deutsch bedeutet das in etwa »das Eis verfolgen«): Eine alarmierende Dokumentation von Jeff Orlowski über die Arbeit des Fotografen James Balog, der seinerseits mit immensem technischen und körperlichem Einsatz über mehrere Jahre die Veränderungen der Gletscher dokumentiert. Die Bilder sind wunderschön und die Ergebnisse bestürzend.

Der Film fand in Hof überaus große Beachtung, und es wurden wegen der hohen Kartennachfrage noch mehrere Zusatzvorstellungen ins Programm genommen. Seit November läuft »Chasing Ice« in Deutschland und Österreich auch im Kino – in Berlin beispielsweise aber leider nur mit mäßiger Resonanz. Für den Oscar 2013 war der Film übrigens nominiert – allerdings nicht etwa als bester Dokumentarfilm, sondern für den besten Film-Song …

Kunstgut Kurzfilm

Bemerkenswerte Neuentdeckungen gab es erwartungsgemäß ebenso im Kurzfilmbereich, der in Hof konsequent gepflegt wird: Was der Initiative »Kurz vor Film«, die Kinobetreiber ermutigen wollte, vor dem Hauptfilm nicht nur Werbung und Werbetrailer zu zeigen, sondern jeweils einen Kurzfilm voranzustellen, nicht gelungen ist – darauf legt Festivalleiter Badewitz großen Wert und hat mitunter seinen Spaß daran, auf diese Weise zwei ganz gegensätzliche Filme zu kombinieren.

Mit einem ganz brillanten Kurzfilm konnte der Berliner Filmemacher Horris, der bereits seit Jahren Außergewöhnliches und Hochwertiges unter dem Label Horris Film produziert, den Festivalchef Heinz Badewitz diesmal – nach mehreren Anläufen – überzeugen. Spannend blieb es auch diesmal bis wenige Wochen vor Festivalbeginn, aber dann kam die Zusage vom Chef selber per Telefon. Horris: »Eine echte Überraschung, denn damit rechnet man nicht.« Vor Ort war vor der Vorführung auch noch Gelegenheit für ein sehr anregendes persönliches Gespräch mit Heinz Badewitz und nach der Vorführung für den Dialog mit dem Publikum, was in Hof viel zwangloser möglich ist, als bei vielen anderen Festivals.

Angekommen! – Horris in Hof. (Foto: Diaz)

Inhaltlich ist der Kurzfilm »White Buttons« von Horris ein Psychogramm einer gescheiterten Ehe mit ganz perfiden und kriminellen Nebenwirkungen, filmisch auf hohem Niveau umgesetzt. Gedreht wurde der Film auf Englisch, was bei Horris Film ab sofort nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein soll: »Wir planen in Zukunft fast ausschließlich auf Englisch zu drehen. Damit verfolgen wir den Plan, uns möglichst offen für den internationalen Markt aufzustellen.«

Ausgezeichnete Schauspieler dafür hatte er teilweise bereits an der Hand (Holger Handke, der seit Jahren bei allen wichtigen Produktionen von Horris dabei ist), bekam er teilweise auf Empfehlungen (Valerie Schneider und Charles Rettinghaus) und in einem Fall durch eine Festivalbegegnung: »In Biberach besuchte ich gemeinsam mit Holger Handtke den Film, in dem Anita Olantunij eine Hauptrolle spielte. Nachdem sie sich dort meinen Film ,Bild von ihr‘ angeschaut hatte, war eine Sympathie schnell gefunden, und die Idee einmal gemeinsam einen Film zu drehen entstand.« Das wurde schon wenige Monate später mit »White Buttons« eingelöst.

Eine kommerzielle Auswertung des Filmes ist übrigens nicht geplant. Horris: »Das ist zwar möglich, aber kein sonderlich erstrebenswertes Geschäftsmodell. Kurzfilme bleiben einfach immer idealitisches Kunstgut.«

Auf jeden Fall war »White Button« für den 33-Jährigen genau das Richtige für einen Einstand nach Maß bei den Internationalen Hofer Filmtagen. Und nachdem Heinz Badewitz dafür bekannt ist, vielversprechende Talente nicht mehr aus den Augen zu lassen, darf auf viele weitere Hof-Auftritte von Horris gehofft werden.

Geschrieben von Jutta Wunderlich

Infos:

Horris –geboren 1980 in Zerbst/Sachsen-Anhalt. Studium der Literaturwissenschaften und Philosophie in Bielefeld. Regieausbildung bei Walter Blohm. Tätig als Regisseur (Horris“, Drehbuchautor und Filmproduzent (Florian Anders). Im Internet unter www.horris.de

Nachgetreten: In Cannes wurde »Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste« übrigens abgelehnt




Rosa Filmtage – Filmtage-Nachlese aus Berliner Sicht: Jubel bei der filmArche

BERLIN/HOF – So sehr wie lange nicht, waren diesmal die Internationalen Hofer Filmtage – wichtiger Branchentreff in Sachen neuer deutscher Film, Kontaktbörse, Talentschmiede und erklärtes Lieblingsfestival von vielen Fachbesuchern und Normalos – von Berliner Filmemachern geprägt.

Besonders erfreulich aus Kreuzberger Sicht ist die Erfolgsstory von „Silent Youth“: ein erstklassiger Studenten-Abschlussfilm von Diemo Kemmesies, Absolvent der filmArche e.V., einer noch relativ jungen, selbstorganisierten und als Verein geführten privaten Filmschule in der Schlesischen Straße, die sich langsam aber sicher in der Berliner Filmszene etabliert und deshalb auch immer mehr Kooperationspartner und Unterstützer findet. „Silent Youth“ ist der zweite Spielfilm von Kemmesies. Trotz sehr schmalem Budget prominent besetzt mit Josef Mattes, dem charismatischen Sohn von Film-/Fernseh-/Theater-Ikone Eva Mattes, und dem nicht weniger charismatischen Martin Bruchmann (Newcomer aus Leipzig, Absolvent der Schauspielschule Felix Mendelsohn Bartholdy in Leipzig und heuer im Hauptcast der ARDBestsellerverfilmung „Der Turm“) in den Hauptrollen.

Insgesamt kommt der Film mit nur vier Schauspielern aus und lebt von intensiv und feinfühlig inszenierten kammerspielartigen Szenen. Alles dreht sich um das zufällige Kennenlernen und die langsame Annäherung zweier junger Männer in Berlin. „Es ist eine klassische Coming-Out- Geschichte, die sich aber für die Momente interessiert, die man schnell wieder vergessen will: Das erste Ansprechen, das Knarzen des Stuhls auf dem man voreinander sitzt und nicht weiß, was man sagen soll. Und das Schweigen. Silent Youth ist ein Film über das In-sich-eingesperrt-sein, aber vor allem ist es ein Film über die Liebe“, beschreibt das Kemmesies auf der Website zum Film http://www.milieufilm.com/index/DE/filme/silent_youth.html

In Hof lief der Film nicht nur auf dem Festival, sondern war sogar als einer von acht Langfilmen für “Millbrook Autorenpreis” nominiert. Den Preis bekam allerdings nicht Kemmensis, sondern ein österreichisches Regie-Team für den Senioren-Liebesfilm „Anfang 80“. Dafür geht „Silent-Youth“ auf Festival-Welttournee: Nach der Uraufführung in Valencia, einem Startplatz in Kiew und in Hof läuft der Film auf dem Q! Festival Jakarta/Indonesien, dem Pink Screens Festival Brüssel/Belgien und dem Torino Film-Festival in Italien und ist damit die bislang erfolgreichste filmArche-Produktion. Und inzwischen gibt es auch schon konkrete Perspektiven für die Auswertung im Kino!

Den Kinostart-Termin am 29. November in der Tasche hatte schon vor der Hof-Premiere das Drama „Am Himmel der Tag“, Spielfilmdebüt und gleichzeitig Abschlussfilm von Pola Schirin Beck (1982 in Berlin geboren, Regiestudium an derHFF „Konrad Wolf“ Potsdam Babelsberg, ein Kurzfilm von ihr lief bereits 2008 auf der Berlinale in der Sektion Perspektive Deutsches Kino) und einer der gefragtesten Filme des Festivals. Als erstes Filmprojekt, das der RBB mit seiner neuen Initiative für Kinofilme unterstützt, und mit der neuen Jung-Tatortkommissarin Aylin Tezel in der Hauptrolle (mit grade mal 28 Jahren ist sie seit diesem Jahr als jüngste Tatort-Ermittlerin in Dortmund im Einsatz) stand der Film bei den Festival-Besuchern und der Jury ganz hoch im Kurs: Juan Sarmiento und David J. Rauschning (beide ebenfalls HFF Potsdam) wurden für Kamera bzw. Schnitt von „Am Himmel der Tag“ mit dem wichtigen „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ und dem dazu gehörigen Preisgeld von 10.000 Euro ausgezeichnet.

Ein Hingucker bei den Kurzfilmen war „You missed Sonja“ von Félix Koch, nach der Kurzgeschichte „Rest Stop“ von Stephen King in Potsdam-Babelsberg gedreht. Während der 21 Minuten Laufzeit steigert sich die Handlung vom alltäglichen Beziehungszoff zum absoluten Alptraum und endet noch bösartiger als das Original.

Mehrmals täglich Rosa

Special Guest der 46. Internationalen Hofer Filmtage war Rosa von Praunheim, Stamm- und Dauergast in Hof und dem Festival seit eh und je verbunden, wichtiger Vertreter des postmodernen Films, bis 2006 Professor für Filmregie an der HFF Potsdam-Babelsberg, „Schwulenpabst“ und Wegbereiter der Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland. Für sein Lebenswerk und im Vorfeld seines 70. Geburtstags wurde er geehrt und gefeiert. Diesen Umstand nahm wiederum der umtriebige Jubilar zum Anlass, sage und schreibe 70 (in Worten: siebzig!) neu gedrehte Filme mitzubringen, die alle exklusiv in Hof das erste Mal gezeigt werden sollten, gerade noch rechtzeitig vor der Free-TV- und Kino-Premiere zum runden Geburtstag Ende November. Wurden sie auch, wenn auch gekürzt, verteilt auf sämtliche Festivaltage und sämtliche Tageszeiten. Dazu kam dann noch in der Sektion Dokumentarfilme die Hommage der „Rosakinder“ Julia von Heinz, Chris Kraus, Axel Ranisch, Robert Thalheim und Tom Tykwer für ihren Lehrer, Freund und Mentor.

Interessant und sehenswert war das eigentlich alles. Allerdings war das XXL-Special in Hof mit der unangenehmen Nebenwirkung verbunden, dass die Startplätze für die anderen Bewerber etwas weniger wurden. Und so hatten zumindest ein paar Filmemacher deswegen das Nachsehen. Prozentual gesehen relativiert sich das zwar, nachdem von rund 3.000 Einreichungen bzw. in Frage kommenden Filmen ohnehin nur eine Auswahl von 181 Filmen gezeigt werden konnte, eigenhändig und gewissenhaft ausgewählt und alles selber angeschaut von Festivalleiter Heinz Badewitz. Trotzdem bleibt im Nachhinein ein etwas schaler rosa Nachgeschmack.

Wem Rosa gefällt, der kann die ganzen 70 Filme jetzt auch auf DVD erwerben oder in seinem neuesten Buch „Ein Penis stirbt immer zuletzt“ (mit 70 Gedichte, 70 Zeichnungen, 7 Kurzgeschichten – und zufällig ausgerechnet grade nur noch 7 Exemplare verfügbar …) schmökern. Und im Haus am Lützowplatz wird bis zum 17. Februar, also bis zum Beginn der Berliner Festspiele, die Ausstellung „Rosen haben Dornen“ gezeigt, mit Filmausschnitten, Fotografien, Zeichnungen und Installationen.

Geschrieben von Jutta Wunderlich

 




At The Soul Inn – Monatliche Soul-Party im Lido – Rare Grooves und Live-Musik

Vielleicht habe ich euch im Ausklang meines letzten Tresentests ein wenig zu viel versprochen, als ich schrieb: Das nächste Mal gibt es wieder einen Bericht über einen Tresen, an dem ihr euch nach Herzenslust besaufen, darauf einschlafen oder auf ihm tanzen könnt. Das mit dem Besaufen geht in jedem Fall klar, aber ob ihr an dem diesmal vorgestellten Tresen auch so ohne Weiteres einschlafen beziehungsweise auf ihm tanzen dürft, wage ich zu bezweifeln.

Bei meinem Besuch der SOUL INN Party war der Empfang durch das Sicherheitspersonal zwar sehr freundlich, jedoch glaube ich nicht, dass irgendeiner von ihnen es dulden würde, den knapp bemessenen Platz an der Bar durch schlafende Partybremsen besetzen zu lassen oder gar den Einsturz des Tresens durch ein paar übermütig tanzende Gäste zu riskieren. Nachdem ich geklärt habe was nicht geht, komme ich nun zu den Dingen, die gehen: Interessante Location, gute Musik, entspannte Leute und eine Raucherloge. Aber eins nach dem anderen…

Es war der erste Samstag im Monat und das Lido lud zur allmonatlichen AT THE SOUL INN-Party. Meiner finanziellen Bedürftigkeit und der Idee eines Redaktionsmitglieds und Mitarbeiters der Party, über diesen Abend zu berichten, ist es zu verdanken, dass ich auf der Gästeliste stand und somit für Lau hineinkam.

Als ich die Schwelle zum Eingang überschritt, war es exakt 00:04 Uhr. Auf der Tanzfläche wippten die Geschlechtsmerkmale auf und ab und hin und her und ließen den Spaß an der Freude augenscheinlich werden. Kurz darauf stand der Ideengeber zu diesem Bericht vor mir, begrüßte mich und drückte mir einen Getränkebon in die Hand mit den Worten: »Hier hol dir erst mal was zu trinken.« Gesagt getan, stand ich am Tresen und eine Minute später mit dem Getränk meiner Wahl wieder an der Tanzfläche. Der Saal füllte sich nach und nach und bis zum Aufspielen des Live-Gigs war noch ein wenig Zeit. So begab ich mich auf die Erkundungsrunde im Lido.

 

Die Location

Das Lido ist ein ehemaliges Kino, dass seit 2006 neben Konzerten auch Partys wie die SOUL INN beheimatet. Der ehemalige Kinosaal ist mit einem hölzerner Tanzboden ausgestattet. An die Wände projezierte Bilder und auf alten Fernsehgeräten laufende Soul-Clips runden das Ambiente des Saals ab. An Abenden wie diesem, wenn eine Band ihren auftritt, fehlen die ansonsten auf der Bühne befindlichen Couch, Sessel und die Stehlampe aus Großmutters Zeiten. Abseits der Tanzfläche im überdachten Außenbereich findet sich die Fortsetzung der Dekoration aus dem Kinosaal in Bildern von Soul Künstlern wieder. Im Außenbereich befindet sich neben der zweiten Bar und der Garderobe außerdem der Raucher-Innenbereich in dem der Sucht gefrönt werden darf.

 

Die Gäste

Den Machern der AT THE SOUL INN-Party kann ein dickes fettes Lob ausgesprochen werden. Seit sechs Jahren veranstalten sie die Party, bei der die Gäste so entspannt und geschmeidig daher kommen, dass sich umgehend nach dem Betreten der Location ein Ich-Bin-Willkommen-Gefühl breit macht. Und das, obwohl ich – vom Erscheinungsbild her – komplett aus dem Rahmen fiel (Kreuzberger Straßenklamotte contra teilweise eleganten Zwirn). Aber das hat der Veranstalter bereits auf seiner Internetseite angekündigt: Bei der SOUL INN geht es nicht ums Hip sein – es geht um die Musik und das Tanzen! Da ich nicht tanzen kann, konzentrierte ich mich auf den Grund meiner Anwesenheit, die Faktensammlung und Recherche. Vom Alter her bewegte sich das Publikum zwischen 25 und 45 Jahren. Vermutlich war es die bunte Mischung aus Studenten, Touris, Alt-Kreuzbergern, älteren Herrschaften und einigen anderen Szene-Typen, die das Gesamtbild abrundeten.

 

Die Macher

Um ein wenig mehr über die SOUL INN-Party zu erfahren, verwickelte ich die Veranstalter und DJs Christian G. (nicht verwandt oder liiert mit Gitta G.!) und Kristian A. im Wechsel ihrer Pausen in ein Gespräch. Dabei erfuhr ich, dass Christian G. eigentlich Sport- und Gymnastiklehrer ist und seit 15 Jahren in Berlin lebt. Kristian A., ist gebürtiger Erkelenzer und wohnt seit 2 Jahren in Köln und Brüssel, wo er bei den Grünen arbeitet. Gemeinsam hatten sie 2006 die Idee zur AT THE SOUL INN-Party. Seit dem kommt Kristian A. ein Mal im Monat nach Berlin und gemeinsam bereiten sie Location für den Abend vor. Sie begleiten ihre Gäste den Abend über mit ihrer Musik und am Ende, wenn der letzte Gast das Lido verlassen hat, räumen sie wieder auf.

Meine Frage nach ihren Beweggründen die SOUL INN zu veranstalten, antwortete mir Christian G. »Soul Singles zu sammeln ist ein teures Hobby. Da ist schön sich ein paar Euro dazu zu verdienen. Wenn man so viel Geld für Platten ausgibt, dann möchte man außerdem diese Musik auch in der Öffentlichkeit spielen, dafür ist sie ja schließlich gemacht worden«.

 

Die Musik

Wer das Lido kennt weiß und wer es nicht kennt, dem sei gesagt, dass das Lido als Veranstaltungsort Konzerte und Partys verschiedener Stilrichtungen veranstaltet und somit eine genaue Festlegung auf ein Genre nicht möglich ist. Auf die SOUL INN bezogen, bewegt sich die Musik im Bereich der 50ies, 60ies Rhythm & Blues, Early Soul, Northern Soul bis hin zu Deep Funk und Modern Soul. Es kann auch schon mal vorkommen, dass sich einer der Djs dazu hinreißen lässt, das eine oder andere Reggae- oder Ska-Set abzuspielen. Was bei der SOUL INN, im Bereich der musikalischen Darbietung ganz sicher keine Priorität besitzt, ist der glatte Übergang zwischen den Liedern. Kaum ein Beat gleicht dem des vorangegangenen Liedes. Wie bereits eingangs erwähnt, spielte an diesem Abend eine Band, die ich in diesem Bericht nicht unerwähnt lassen möchte. Die sechs Jungs kamen aus San Francisco und der Name ihrer Band hatte den stilvollen Namen »Monophonics«.

 

Die Getränke

Die Getränkekarte bietet eine Standardauswahl der üblichen Szenegetränke. Nachstehend habe ich eine kleine Auswahl derer mit Preisangaben aufgeführt.

Astra/Carlsberg 3,00 Euro

Hefeweizen 3,50 Euro

Longdrinks 6,00 Euro

Softdrinks 2,00 Euro

Kaffee 1,50 Euro

At THE SOUL INN: Immer am 1. Samstag im Monat und immer im Lido (Cuvrystr. 7 Ecke Schlesische Str.), http://soulinn.de/




Die Duisburger Deathparade

Ein paar Monate ist es erst her, als sich während der Loveparade in ‚Duisburg eine Katastrophe ereignete, bei der 21 Menschen gestorben sind und über 500 verletzt wurden. Dies könnte ein tragischer Abschluss einer Idee werden, die mit Musik und Ekstase mehr als ein ganzes Jahrzehnt geprägt hat. Am Anfang noch mit einem Demostatus ausgestattet, luden die Veranstalter Matthias Roeingh (Dj Motto) und Danielle de Picciotto die Raver 1989 in das Herz des alten West Berlins ein und es kamen gerade mal 150 Leute. Das dieses einmal der Startschluss für eine der größten Musikveranstaltungen der Welt werden sollte, die in ihrer Hoch Zeit bis zu 1.5 Millionen Raver anlocken würde, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen. Es gab wohl weltweit keine andere Partyveranstaltung, die in so kurzer Zeit, von einem kleinen Umzug zu dieser Dimension angewachsen ist und den Zeitgeist der Jugend nach dem Umbruch Deutschlands so gut traf wie diese. Hier feierte eine neue Generation , die sich nicht länger auf Clubs beschränken wollte, sondern skurrile Orte aufsuchte und sich als Teil einer neuen Feierkultur begriff, die andere Musik und andere Drogen benutzte, sich aber in dem Ziel des friedlichen Zusammensein einte, ohne daraus eine neue Doktrie zu formulieren.

Auch besaß sie eine derart große Strahlkraft, dass sie weltweit Beachtung fand und es in vielen Ländern Nachahmer gab eigene Paraden durchzuführen.

Die Technogemeinde hatte eine neue Plattform zur Selbstdarstellung gefunden. Bunte Wagen mit ClubDJs und Tanzwütigen, trugen dieses neue Gefühl auf die Straße mit viel Dezibel und grellen Farben, aber vor allem mit viel Spaß. Der Ansturm war so groß, dass selbst der Kuhdamm die Massen nicht mehr aufnehmen konnte. Gepresst bin in die Seitenstraßen zwängten sich die Menschen und es war klar, dass das Platzangebot eine weitere Erhöhung nicht mehr standhalten konnte. Daher wechselte die Parade 1996 in den Tiergarten. Die Achse zwischen Ernst Reuter Platz bis Brandenburger Tor wurde nun das neue Eldorado und trug Bilder in die Welt, die für das vereinte Berlin nicht besser hätten sein können. Dennoch gab es nicht nur Zuspruch, das Müll und Sicherheitsproblem wollte die Stadt nicht alleine tragen. Die Finanzierung war somit noch mehr marktwirtschaftlichen Gesetzen unterworfen und die Teilnahme eines Partytrucks konnte meist nur noch mit großen Sponsoren durchgeführt werden. Dies führte schließlich zu einer Spaltung der Veranstalter der Loveparade, so dass 1997 die erste Gegenparade, die „Hateparade“ die ein Jahr später in „Fuckparade“ umge-tauft wurde, stattfand. Obwohl der Demostatus erst 2001 durch das Bundesverfassungsgericht verloren ging.

Durch die ganzen Streitereien setzte die Parade für zwei Jahre aus (2004/2005). Der Einstieg von Lopavent Gmbh 2006 von Rainer Schaller als Veranstalter ließ die Parade zwar wieder aufleben, sie veränderte jedoch nochmals ihren Charakter. Hin zu noch mehr Kommerz und selbst bei der Musik machte sich nun der Mainstream breit. In Berlin schrumpfte das Interesse, neue Partnerstädte wurden gesucht, bis man schließlich fündig wurde und die Parade für 5 Jahre in den Ruhrpott zog.

 

Doch wie konnte es passieren, dass aus einer ausgelassenen Party ein Desaster wurde?

Ich hab das Gefühl, sobald der Kommerz im Vordergrund steht, scheint effektives Handeln im Sinne des Gewinns, einige menschliche Regeln aufzuweichen. Ich kann mich täuschen, aber ich glaube, je mehr Distanz zwischen den Veranstaltern und Besuchern besteht, desto sorgloser wird der Umgang mit ihnen. Das Unfälle passieren muss man wohl hinnehmen, eine sichere Welt gibt es nicht. Aber man sollte unterscheiden können, was ein Unfall ist und was nichtbei der Loveparade in Duisburg war es meiner Meinung nach kein Unfall, sondern ein kühl eingerechnetes Restrisiko, was billigend in Kauf genommen wurde, mit der Hoffnung es würde schon alles gut gehen.

 

Wer war daran beteiligt?

Da ist die Stadt Duisburg personifiziert durch OB Sauerland, die raus aus dem „graue Maus Image“ einmal etwas großes auf die Beine stellen wollte. Im Zuge der Ruhr 2010 und deren Feiern zum europäischen Kulturhauptstadtjahres, wurde sie schnell zu einer der wichtigsten und größten Veranstaltungen deklariert. Bilder von jungen Menschen sollten um die Welt gehen und Duisburg in einem Atemzug mit dieser Massenveranstaltung genannt werden.

Dann der Veranstalter Schaller, der mit dem Erwerb der Marke Love Parade, einen nicht besseren Werbeträger für seine McFit Kette bekommen konnte, bei der sich gestählte Körper in ekstatischer Ausgelassenheit räkeln. Das Problem ist nur, er ist kein Veranstalter von solchen Events, hat also zu wenig Erfahrung vorzuweisen. Das der Eingang des Sicherheitskonzeptes erst am 18 Juli stattgefunden hat, also 6 Tage vor der Veranstaltung, unterstreicht diese Vermutung.

Das es überhaupt möglich war, aus einerStraßenparade eine eingezäunte Veranstaltung zu machen, ist schon ein Hohn. Vielleicht schon der erste Vorgriff auf das, was perspektivisch mit dieser Parade beabsichtigt werden sollte, eine Veranstaltung mit Eintritt?!

Der dritte im Bunde die Polizei, die zwar im Vorfeld auf mögliche Gefahren hingewiesen hatte, doch anscheinend dem Druck von verschiedenen Seiten nicht standhalten konnte. Sie sind die Sicherheitsexperten und somit die einzigen die diesen Irrsinn hätten stoppen können.

Was ist passiert? Wer schon einmal eine Loveparade besucht hat, wird wissen das eine so große Veranstaltung nicht eingezäunt werden kann und schon gar nicht über einen 300m langen Tunnel zwei entgegengesetzte Menschenströme zu leiten sind. Den Tunnel sowohl als Eingang, als auch als Ausgang zu nutzen ist grob fahrlässig und zeugt von größter Naivität. Ein Gelände bereit zu stellen, dass eine Aufnahmekapazität von ca. 250.000 Menschen hat, obwohl wir alle die Zahlen kennen die üblich sind für diese Veranstaltung (ca. 500.000 – 1.500.000), macht einen dann nicht nur wütend, sondern legt meinen Verdacht nahe, dass hier vorsätzlich Risiken der Besucher in Kauf genommen wurden.

Um die Massen zu kanalisieren, gingen die Besucher in zwei großen Schleifen durch die Stadt bis sie in die beiden gegenüberliegenden Tunneleingänge hinein kamen und sich bei der einzigen Aufgangsrampe zum Festgelände wiedertrafen. Auf ihrem Weg durch die Stadt, mussten die Raver ein paar Schleusen durchlaufen und liefen sehr oft in eingezäunten Straßen zum Festgelände, so sollte wahrscheinlich ein geregelter Besucherstrom zum Tunnel eintreten. Am Tunnel selbst, unterstützten erst später Polizeiketten hinter den Schleusen die Regulierung der Besucherströme. Bis die Polizeiketten dem Druck nicht mehr standhielten, überrannt oder geöffnet wurden. Die letzte Kontrolle über die Masse war somit verloren. Wer nun genau welche Entscheidung zu welchem Zeitpunkt gefällt hat, ob nun Polizei oder Ordner (die scheinbar überhaupt nicht dafür ausgebildet waren und die installierte Kommunikationstruktur auch nicht funktionierte) oder Fehlverhalten einiger Besucher, es spielt keine Rolle, denn Fakt ist, so eine Masse an Menschen kann nie und nimmer durch so einen Tunnel gezwängt werden, noch nicht einmal in eine Richtung. Man kann wahrscheinlich sehr sehr froh sein, dass das Festgelände noch nicht komplett überfüllt gewesen ist, allein das die Floats (Partytrucks) an der Eingangsrampevorbeifuhren und somit beim passieren, für die Ein und Ab strömenden Menschen wie ein Propfen wirkten, führten wahrscheinlich mit dazu, dass die Katastrophe zu einem verhältnismäßig frühen Zeitpunkt eingetreten ist. Zum Glück!!! so bitter es auch sein mag!!!

Dies sind nicht nur Organisationsfehler sondern ein Ausdruck von absoluter Materien ferne. Hier waren Menschen am Werk die nicht wissen, was auf solchen Veranstaltungen wirklich passiert. Die Bilder anschauen oder sich selbst in das Getümmel stürzen, sind halt doch zwei verschiedene Sachen (nicht umsonst gab es diverse Nachrichten in den Internetforen die auf das Risiko Tunnel eingingen). Nachdem Bochum aus Sicherheitsaspekten die Parade abgesagt hatte, wäre man gut beraten gewesen, verstärkter auf deren Erklärungen zu schauen. Die Besucherströme zu kanalisieren und mit Intervallsperrungen zum bzw. vom Veranstaltungsort durch dieses Nadelöhr Tunnel zu leiten, hätte selbst bei unerfahrenen Organisatoren Bauchschmerzen auslösen und zur einer genaueren Überprüfung animieren müssen. Hier gab es noch nicht einmal einen konkreten Vorfall der die Menschen in irgendeine Paniksituation gebracht hätte, allein das friedliche Aufeinander treffen solcher Massen verursachte diese Katastrophe.

Wenn man die Berichte ließt, scheint eines ganz deutlich zu werden. Vorrangig ging es hier um Prestige und Geld. Bedenken wurden vom Tisch gewischt ohne sie wirklich zu überprüfen. Druck wurde von der Stadt/Land denen gegenüber aufgebaut, die diese Ziele nicht im vollen Umfang unterstützen wollten. Bei der Stadt und dem Veranstalter ist das Fehlverhalten ziemlich eindeutig. Wenn sich der Ob Sauerland im Nachhinein hinstellt und sagt, er habe nichts von etwaigen Bedenken gehört, so sollte dieses ausreichen, seinen Hut zu nehmen. Denn wer sich eine der größten Partyveranstaltungen der Welt in die Stadt holen will, sollte über die Risiken informiert sein, Punkt.

Diese „Augen zu und durch Mentalität“, die wir immer häufiger in politischer und wirtschaftlicher Praxis beobachten müssen, ist scheinbar salonfähiger geworden . Ein Tanklaster in Afghanistan zu bombardieren wird hier schnell vergessen. Hoch radioaktiven Müll einfach in ein Salzstock zu schmeißen, scheint anscheinend auch kein Problem. Grobe Fehlplanung bei einer Massenveranstaltung?

Warum wurden die Veranstalter nicht zurück gepfiffen? Wieso weigerte sich zum Beispiel Polizei und Feuerwehr nicht, diese Veranstaltung durchzuführen, gerade wenn Sicherheitsbedenken aus ihren Reihen im Vorfeld formuliert wurden?

Wenn das Erkennen das ein Risiko sohoch ist, das womöglich Menschen dabei zu Schaden kommen könnten, darf man doch nicht aus einer Befehlsstruktur heraus Menschenleben Risiken aufbürden und die eigene Vermutung des Chaos beiseite schieben. Hier liegt genauso ein Versagen vor, wie beim Veranstalter und der Stadt. Wenn ich die Sicherheit einer Veranstaltung nicht übernehmen kann, so sage ich sie ab, so einfach ist das! Wo sind die Menschen die zu ihren Einschätzungen stehen und gegeben falls auch die Konsequenzen auf sich nehmen. Hier haben Menschen Verantwortung für andere übernommen, dass heißt auch, sie sollten sich ihrer Sache in soweit sicher sein, dass bestmögliche getan zu haben. Wenn die Polizei Bedenken hatte, dann muss sie auch standhaft sein solch eine Meinung durchzustehen (dafür braucht man halt Eier in der Hose). Doch falls dies wirklich nicht ging und die Legislative soviel Druck ausüben konnte/kann auf die Exekutive, so muss man sich schon die Frage stellen, wie es um unsere Demokratie bestellt ist. Deswegen kann man der Entscheidung in Bochum nur Anerkennung schenken.

Nun zu den Teilnehmer! In einem Interview sagte eine Frau die mit ihren Kindern zur Parade gegangen war, sie hätte mit solch einer Szenerie nie gerechnet und war immer davon ausgegangen, dass für die Sicherheit gesorgt sei.

Eine derart große Menschenmasse birgt immer ein Risiko in sich. Wer schon einmal Spielball von ihr geworden ist, kennt ihre ungeheure Kraft. Der Einzelne besitzt keinerlei Einflussnahme mehr, gerät sie außer Kontrolle, hilft nur noch Beten. Die Bilder aus der Stadt zeigten schon welche Dichte auf den Zugangsstraßen herrschte. Dort sollten schon die ersten Alarmglocken läuten und die Aufmerksamkeit, bei aller Partystimmung, auf erhöhten Modus schalten. Viel zu oft kommt es vor, dass teilweise ganze Partygruppen Kettenreaktionen auslösen nur weil sie irgendwo durch wollen und nicht die Situationen realisieren in der sie sich eigentlich befinden. Viele haben das Gefühl verloren Situationen richtig einzuschätzen. Zu naiv, zu breit, oder einfach nur auf ihrem Egotrip. Dennoch trägt jeder die Verantwortung für sich selbst, sie kann nicht abgenommen werden. Man kann nicht davon ausgehen, dass alles gut gehen wird. Ein wachsamer Blick auf seine Umgebung, kann immer Helfen schon im Vorfeld undurchsichtige Situationen zu entschärfen. Das soll nicht die Verantwortung der Organisatoren schmälern, jedoch sollten wir es uns auch nicht zu einfach machen und jedes mal dem Reflex folgen, die alleinige Schuld woanders zu suchen.

Wenn ich auf eine Großveranstaltung gehe, muss ich aufmerksam sein. Diese Aufmerksamkeit bleibt eine Individuelle .

Nun geht die Suche nach den Schuldigen los. Wie immer werden sich die Gerichtsverfahren hinziehen, bis sich das Interessenur noch auf die direkt betroffenen beschränkt. Am Ende wird ein Bauernopfer zum Abschuss freigegeben und obwohl alle Bauchschmerzen mit der Entscheidung haben, wird doch gehofft, dass die Geschichte somit erledigt und schnell vergessen sein wird.

So leicht geht es leider nicht!

Denn es bleibt etwas zurück. Nicht nur der Schmerz und die Trauer der Betroffenen sondern auch die Erkenntnis, das die Entscheidungsträger zu oft von anderen Motiven bestimmt werden, oder es ihnen einfach an Fachkompetenz mangelt. Wir können heute nicht mehr davon ausgehen, dass die „Leistungsträger“ das Wohl der Menschen als oberste Prämisse ansehen, sondern einem Geflecht aus Machtinteressen, Abhängigkeiten und Profit denken unterworfen sind. Wir dürfen diesen „durchschnittlich Begabten“ nicht das Feld überlassen, sondern sollten versuchen eigene Strukturen aufzubauen, um bei relevanten Entscheidungen Mitspracherecht zu erlangen. Denn wenn man ihnen die alleinige Vorherrschaft überlässt, kann es (wie gesehen) schnell zur Katastrophe führen. Eine Einmischung in politische Entscheidungen ist dringend notwendig, sonst bleiben wir der Spielball der Macht und werden nur als Urnenpöbel degradiert, der alle 4 Jahre zur Wahl gehen soll, damit alles so weitergehen kann wie gehabt.

Eins möchte ich noch am Schluss erwähnen. Herr Schaller hat nach dem Vorfall das Ende der Loveparade ausgerufen. Dem möchte ich entgegnen „Wer glaubt er eigentlich wer er ist?“ Die Technobewegung gab es ohne ihn und sie wird auch ohne ihn weiter existieren. Nur weil er die Rechte für einen Namen erworben hat, hat er noch nicht mal im Ansatz das Recht so einen Blödsinn abzusondern. Wenn jemand den Tod der Parade beschließt, so bleibt dies immer noch der Szene selbst vorbehalten, Herr Schaller gehört schon mal gar nicht dazu. Außerdem gibt es viele alternative Paraden die den Kommerz der Loveparade schon lange skeptisch betrachtet haben. Sie werden weiter ein Hort des Feierns bleiben.

Eins hat Herr Schaller jedoch noch zu tun, er sollte den Namen Loveparade wieder freigeben. Er hat es geschafft, dass aus einer friedlichen Parade ein Desaster geworden ist, damit hat er das Recht verloren diesen Namen weiterhin zu nutzen. Wenn sie noch einmal aufgelebt werden sollte, dann nur durch die Technogemeinde selbst, um wieder das zu werden was sie einmal war. Eine für alle offene, friedliche, nicht auf Profit ausgelegte Megaparty.

Rave on Verpeilte dieser Welt!

In Gedenken an die Opfer!

Geschrieben von bookfield




Auf Spurensuche in Berlin – Weil in Berlin immer alles etwas anders ist …

… wird hier auch mit der Altstadt ganz anders umgegangen, als gewöhnlich: Während sich normale Städte mit historischen Bestandteilen ihrer Altstadt gerne und ausgiebig schmücken und sie mit viel Aufwand an Kosten und Mühen konservieren, wandelt sich die Mitte Berlins seit eh und je ständig und gründlich.

Diese Besonderheit und aktuelle Diskussionen zur Frage, wem gehört die Mitte Berlins und was gehört hierher, eben erst wegen der Gestaltung des Areals am Roten Rathaus, hat das Stadtmuseum zum Anlass genommen, eine großangelegte Fotoausstellung mit dem Titel BERLINS VERGESSENE MITTE – STADTKERN 1840-2010 – gleichzeitig der Beitrag des Stadtmuseums zum „Europäischen Monat der Fotografie“ – zu zeigen. Nicht etwa Randerscheinung im Jahresprogramm, sondern ein „Kernprojekt“ und wichtiger Service für jeden Berliner, der heute hier lebt: „Das muss man einfach wissen, um über die Stadt der Zukunft zu entscheiden“, meint Dr. Franziska Nentwig, Generaldirektorin des Stadtmuseums.Dass die Altstadt von Berlin weder am Alex lag noch am Schlossplatz, sondern dazwischen, und auch nicht rechteckig war, sondern „rund wie eine Boulette“, erfährt der Ausstellungsbesucher aus alten Stadtplänen, Kupferstichen und Zeichnungen.

Die Dokumentation konzentriert sich auf den Veränderungsprozess, der mit der Industrialisierung begonnen hat und dem sich eigentlich zu keinem Zeitpunkt Stadtverwaltung oder Bürgertum entgegen gesetzt haben. Kriegsschäden taten ein Übriges, so dass von der historischen Altstadt am Ende lediglich die St. Marien- und die Nikolaikirche übrig geblieben sind!

In der Ausstellung ist das vermutlich früheste Foto zur Stadtbilddokumentation enthalten. Es zeigt den Eckturm des Berliner Rathauses kurz vor seinem Abriss – zur Verbesserung der Verkehrssituation. Das war damals einer der häufigsten Gründe für Abriss und Baumaßnahmen, denn damals seien die Stadtväter „unendlich verkehrsbegeistert“ gewesen. Und dem musste sich halt im Zuge der Modernisierung alles unterordnen. Eher utopisch waren die Ideen während der Weimarer Republik, und in Schaukästen kann man Entwürfe sehen, die zum Glück nie realisiert wurden. Das DDR-Regime baute weite Teile von Berlin-Mitte zum Staatsforum um, was nach deren Untergang rigoros wieder getilgt wurde.

Zum Beispiel das „Ahornblatt“, ein Renommierprojekt für die Architektur der Moderne in Berlin. Aus eigener Initiative hat die Fotografin Christine Kisorsy (1968 in New York geboren, heute in Berlin zuhause) das Ganze vor und während des Abrisses dokumentiert, während von offizieller Seite gar kein Interesse bestand.

Um den Schwerpunkt bei der Fotokunst zu belassen, wurde darauf verzichtet, vorhandene Fotografien zu vergrößern. Und wo die alten Aufnahmen nicht mehr verwendbar waren, wurden Neuprints mit alten Techniken auf Silbergelantine- oderKollodiumpapier im Originalformat erstellt. Wer also weitsichtig ist, sollte zum Ausstellungsbesuch lieber seine Lesebrille mitbringen, damit ihm die Feinheiten nicht entgehen. Fotokunst neueren Datums von Karl Brandmann (Serie vom Fischerkiez) und Arved Messmer (Panoramaaufnahmen) findet sich aber ebenfalls. Und parallel zur Hauptausstellung wird im dritten Stock die Ausstellung FILETSTÜCKE – VEXIERBILDER DER BERLINER MITTE von Barbara Metselaar Berthold (Siegerin des Künstlerinnenprogramms des Berliner Senats) gezeigt.

Wichtig ist auch das Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung. Da sind nämlich die Berliner gefragt, die mitwirken und Klartext mitreden sollen, wenn zum Beispiel in der Nikolaikirche über den „Altstadtstreit“ und „Die Zukunft der BerlinerAltstadt“ diskutiert wird. Nicht nur die Erwachsenen sind gefragt, sondern auch die Kinder. Allerdings geht es hier nicht ums Reden, sondern um Handfestes: Sie sollten unter anderem alles in eine „Zeitkugel“ packen, was ihnen wichtig und erhaltenswert erscheint. Danach wird die Kugel für 20 Jahre eingelagert und dann, bestenfalls im Beisein aller Beteiligten ausgepackt.

Sowas sollte man doch nicht nur auf Kinder beschränken, sondern ruhig auch eine Erwachsenen-Zeitkugel packen, wurde bei der Museumsleitung schon angeregt und für gut befunden. Trotzdem wird das wohl nicht mehr ins Rahmenprogramm aufgenommen werden. Unsere Anregung: mit der eigenen Clique einfach selber machen. Und vielleicht kommt dann in 20 Jahren in einer Zeitkugel sogar ein Kreuzberger zum Vorschein 🙂

 

Info

Die Ausstellung BERLINS VERGESSENE MITTE reicht weit über den Monat der Fotografie – der in der vierten Auflage seinerseits schon auf sechs Wochen ver-längert wurde – hinaus und ist bis zum 27. März 2011 im Ephraim-Palais des Stadtmuseums (Poststraße 16, im Nikolaiviertel) zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 12 bis 20 Uhr; Heiligabend und Silvester geschlossen, 25.12. von 14 bis 18 Uhr, 26.12. von 10 bis 18 Uhr und Neujahr von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Angemeldete Schulklassen, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt!

Der EUROPÄISCHE MONAT DER FOTOGRAFIE, wurde heuer schon von Haus aus auf sechs Wochen erweitertet wurde, um die ganzen Vernissagen (140 Vernissage an 45 Tagen!) und Sonderveranstaltungen aller Art unterbringen zu könnnen. Der Monat der Fotografie endete offiziell am 28. November, trotzdem gehen viele Ausstellungen weiter und sprechen als Alternative zum x-ten Weihnachtsmarkt für einen Besuch in Galerien und Museen. Ausstellungsprogramm unter www.mdf-berlin.de .

Geschrieben von Jutta Wunderlich

 




Howard Marks – Der Film (DVD)

In der letzten Ausgabe berichtete ich über den Besuch von Howard Marks in Berlin und stellte seine beiden Bücher „Dope Stories“ und „Señor Nice“ vor. Nachdem ich von dem Edition Steffan Verlag auch noch die dazugehörige DVD überreicht bekommen haben möchte ich es nicht versäumen auch hierzu meine Meinung kund zu tun.

Die DVD „Howard Marks-Der Film“ ist schon länger auf dem Markt und bietet dem Interessierten, eindrucksvolle Filmbeiträge. Sie ist eine Ergänzung zu sei-nen Biografien. Sie zeigen Howard Marks beim Besuch von Cannabis-Anbaugebieten in Jamaika und der Schweiz. Bei einem Besuch im Hanf-Museum in Amsterdam und „Cannabis-Castle“.

 

Fazit:

Die Überarbeitete Version von „Howard Marks – Der Film“ enthält zusätzliches Filmmaterial, das auf der ersten Ausgabe (die sich in meinem Besitz befindet) noch nicht vorhanden ist. Wie zum Beispiel die Übergabe des legendären und als verschollen gegoltenen Reisepasses von „Mr. Nice“. Ihr bekommt die DVD „Howard Marks-Der Film“ bei jedem gut sortierten Hanf-Laden in eurer Nähe oder beim

Edition Steffan Verlag

Hansaring 145-147

D-50670 Köln

www.edition-steffan.de

Howard Marks – Der Film

DVD ISBN 3-923838-37-9

VHS ISBN 3-923838-21-2

Laufzeit 52 Minuten

FSK ab 16 Jahren

Preis DVD/VHS:12,50 €

Desweiteren befindet sich auf der Homepage des Verlages ein Hinweis über die Verfilmung von „Mr. Nice“. Der Kinostart ist bisher für 2010 angesetzt. Aber auch auf Nachfrage war kein genauer Termin zu ermitteln.




Howard Marks – Dopestorys über Señor Nice im KitKat Club

Nur dem Zufall war es zu verdanken, dass ich von Howard Marks und seinem bevorstehenden Auftritt im KitKat Club erfuhr. In der Klatschpresse las ich einen achtzeiligen und gut versteckten Text der auf dieses Ereignis hinwies. Da ich zufälligerweise gerade an einer Buch-vorstellung von “Dope Stories” und “Señor Nice” saß, fügte sich die Möglichkeit, den Autor persönlich kennenzulernen, in meine Arbeit optimal ein. Komisch ist es aber schon, dass selbst der Verlag, mit dem ich seit längerer Zeit aufgrund des Berichtes in Kontakt stehe, mich nicht auf diesen Termin hingewiesen hat.

 

Zur Person:

Howard Marks (65), war in den ´70 und ´80 Jahren im großen Ausmaß dafür verantwortlich, dass Marihuana und Haschisch die Konsumenten weltweit erreichte. Von den Anbaugebieten in Asien, Südamerika und Pakistan schmuggelte er in seinen Glanzzeiten bis zu 50 Tonnen, der von staatlicher Seite her verbotenen Pflanzenteile, mit Hilfe von Flugzeugen und Frachtschiffen, quer über den gesamten Globus zu den Abnehmern in Australien, Amerika und Europa. Seit der Verhaftung und einer mehrjährigen Haftstrafe in einem amerikanischen Gefängnis ist aus dem ehemals erfolgreichen Drogenschmuggler ein nicht minder guter Schriftsteller und Unterhaltungskünstler geworden.

Dieser ehrenwerte Mann, der früher unter anderem als “Mr. Nice” seine Geschäfte abwickelte, besuchte am 17.07.2010 unserer Stadt um über seine Erlebnisse und die Erfahrungen die er im Zusammenhang mit seinem Beruf als Drogenschmuggler gemacht hat zu berichten.

Mit Kamera, Aufnahmegerät und jeder Menge Vorfreude auf diesen viel versprechenden Abend begab ich mich in Richtung Veranstaltungsort. Da ich schon reichlich spät dran war, hatte ich Bedenken noch eine Eintrittskarte zu bekommen. Ich kam, unter dem Einfluss von der in meiner Vorbereitungszeit auf dieses Ereignis eingenommenen Substanzen, am Ort des Geschehens an und war……der 1! Wie konnte das sein? Der Veranstalter hatte in der Hoffnung, dass sich weitere Zuschauer einfinden würden, um den Worten des Meisters zu lauschen, den Beginn der Veranstaltung um 30 Minuten auf 21:30 Uhr verschoben. Ich nutzte die Zeit des Wartens sinnvoll und brachte eine weitere Dosis der bewußseinsverändernden Substanz in meinen Körper ein und ließ mich auf einem der noch leider zahlreich freien Plätze nieder. Und so waren es sechs Leute die sich im kleinen Kreis um Howard scharten um seinen Auftritt zu verfolgen. Mit einer kurzen Begrüßung der Anwesenden durch Howard und seiner durchaus charmanten Begleitung Andrea Mohr, die an diesem Abend ebenfalls aus ihrem Leben berichten sollte, begann der Abend.

Einleitend wurde ein Film mit Interviews von DEA-Agenten und anderen Personen, die ihn über Jahre hin verfolgten und schließlich auf Mallorca fest-nahmen, gezeigt. Anhand dieser Aus-sagen wird deutlich, wie geschickt er es verstand, sein Spiel mit den Behörden zu treiben. Der nachfolgende Auftritt baute auf den zuvor gezeigten Beitrag auf und ergänzte ihn durch weitere Informationen. Im Wechsel mit Andrea Mohr, die an diesem Abend über ihre eigenen Erfahrungen im Drogengeschäft berichtete, sprach Howard über sein abenteuerliches Leben, in dem er unter anderem als MI6-Agent gemeinsame Sache mit DEA-Agenten, IRA-Kämpfern und der Mafia machte.

Was ich persönlich am bemerkenswertesten fand und was Nachahmer bei ihren Planungen bedenken sollten, dass Howard ausdrücklich auf sein unermessliches Glück, das er in seinem bisherigen Leben und insbesondere bei der Arbeit als Schmuggler hatte, hingewiesen hat.

Um nur einige Beispiele zu nennen: Er hat sein Studium in Physik erfolgreich beendet, danach erfolgreich Drogen gehandelt und mit noch mehr Erfolg geschmuggelt. Kam, als er er-wischt wurde, vor Gericht damit durch, im Auftrag des englischen Geheimdienstes gehandelt zu haben und musste einige Jahre später in Amerika, zu 25 Jahren verurteilt, nur sieben Jahre davon absitzen. Völlig mittellos nach England abgeschoben, bekam er das Angebot sein erstes Buch “Mr. Nice” zu schreiben. Die Auftritte bei den Werbeveranstaltungen für seine Bücher waren so erfolgreich, dass er fortan auch als Unterhaltungskünstler mit seiner Show sein Geld verdiente. Ob es immer nur Glück oder nicht doch hier und da auch mal der richtige Kontakt im Spiel war, hat er nicht verraten.

Und damit Howard auf seine alten Tage auch in Zukunft nicht auf seinen “Guten-Morgen”-Joint verzichten muß, komme ich nun zum eigentlichen Grund dieses Berichtes. Mit “Dopestories” und “Señor Nice” sind nämlich vor einiger Zeit zwei weitere Werke erschienen, die ich euch an dieser Stelle kurz vorstellen möchte.

Das Buch mit dem fast zu erwartenden und passenden Titel “Dope Stories” behandelt Themen wie das amerikanische Knastsystem, was man darüber wissen sollte und was man dort lernt. Ich vermute, die meisten von euch haben noch keine Erfahrung mit den Sitten und Gebräuchen in Gefängnissen gemacht. Sollte sich dies im Laufe eures Lebens jedoch einmal ändern, bietet euch dieses Kapitel nützliche Tipps und Informationen für das korrekte Verhalten hinter Gittern. Des Weiteren findet ihr Ratschläge, wie man als Drogenhändler spurlos verschwindet. Vermutlich wurden diese Tipps mehrfach vom Meister persönlich auf ihren Erfolg hin getestet und über die Jahre, die er auf der Flucht war, perfektioniert. Kurz und knapp berichtet er auch über die schlimmsten 10 Sekunden seines Lebens. Sein Einsatz für die Legalisierung von Marihuana und die Aufklärungsarbeit zu diesem Thema, die er durch seine Bücher und Auftritte leistet, kommt genauso zur Geltung wie seine zahlreichen Reise-berichte aus den unterschiedlichsten Ländern wie Dänemark, Brasilien, Estland und Israel.

Zudem haben einige Gastautoren ihren Beitrag zu diesem Buch geleistet und Texte der Literaten Charles Baudelaire und von William S. Burroughs finden ihre Erwähnung. Kurzum findet man auf den 179 Seiten über dreißig Kurzgeschichten die fast alle irgendwie mit Drogen zu tun haben und sei es nur deshalb weil Howard darin vorkommt.

Fazit: Die Thematik des Buches ist klar vorgegeben und man bekommt, was man erwartet. Auszüge aus dem Leben eines, an erlebten Abenteuern, reichen Mannes. Es ist gut geschrieben und noch besser zu lesen, so dass ich nach wenigen Stunden, die es dauerte, das Buch in sich auf zu saugen, feststellte: Schade, das war´s schon!?

Die Endtäuschung währte nicht lang, denn schließlich gab es da ja noch ein weiteres Buch, das darauf wartete gelesen zu werden.

Das Werk mit dem Titel “Señor Nice” ist die Fortsetzung der erfolgreichen, in fünf Sprachen übersetzten und weltweit über 750000 mal verkauften Autobiographie von Howard Marks, die 1996 unter dem Namen “Mr. Nice” veröffentlicht wurde. Das Buch schließt nahtlos an diesen Bestseller an und Howard Marks bekräftigt mit dem zweiten Teil zu seinem Leben, den Ruf als intelligenter und unterhaltsamer Schriftsteller.

Er berichtet über die Jahre 1996 bis 2006. Die Zeit nach seiner Karriere als Schmuggler und die ersten Jahre in Freiheit. Seine ersten Schritte im Showgeschäft verlaufen erfolgreich und das Rahmenprogramm bei diesen Auftritten bietet hier und da Ereignisse, die Howard mit in die Geschichten einfließen lässt. Er schreibt über die Kandidatur für die “Legalize Cannabis Party” zum britischen Unterhaus und die dafür notwendigen Auftritte in Pub´s, Club´s, Bordellen und anderweitig skurrilen Orten an denen er Werbung für die Partei machte.

Interessante Einblicke in seinen Familienstammbaum bietet die von ihm intensiv betriebene Ahnenforschung. Diese ließ er auch bei seinen zahlreichen Aufent halten in den verschiedensten Ländern, nie außer Acht und brachte Unglaubliches zu Tage. Auf der Suche nach Spuren seiner walisischen Vorfahren bereiste er unter anderem Länder wie Panama, Jamaika, und Brasilien. Er folgte Hinweisen, die ihn auf die Spur von Henry Morgan, dem berüchtigsten Piraten der Karibik, brachte.

Er trifft auf seinen Reisen die unterschiedlichsten Leute an den unwirklichsten Orten dieser Welt. Zu den prominentesten Personen zählen dabei zum Beispiel Jimmy Page, Sean Penn und weitere Größen der Promiszene. Andere Begegnungen mit völlig unbekannten Personen, die er bei seinen Aufenthalten in den verschiedensten Ländern kennen lernte, waren von von nicht minder interessanter Natur.

Von Jamaika berichtet er über ein abgefahrenes Open-Air Konzert mit Musikgrößen aus der Region und schreibt ausführlich darüber, wie er den Tod vor Augen, auf einem Traktor durch den Dschungel rast.

Ihr erfahrt warum Howard Marks auf die Schweizer Behörden, denen er stets positiv gegenüber eingestellt war, einen starken Gram hegt. Hingegen ist er von den mexikanischen Behörden, die ihn bei seiner Einreise in das Land zu einer “Autogrammstunde” zwangen, stark begeistert.

 

Fazit:

Das Buch “Señor Nice” bietet nicht die gleich hohe Spannung wie das Buch “Mr. Nice”. Doch an Witz und Provokationen mangelt es in seinen Geschichten auch diesmal nicht. Für jeden, der das erste Buch gelesen hat, ein absolutes Muss.

 

Bezugsquellen

Erschienen sind die beiden Bücher “Dopestories” und “Señor Nice” im Edition Steffan Verlag und sind in jedem gut sortierten Buchladen zu finden oder aber zu bestellen. Auch der Hanfshop eures Vertrauens kann euch bestimmt bei der Beschaffung dieser Lektüren behilflich sein. Ihr könnt euch auch direkt an den Verlag wenden,

Edition Steffan Verlag

Hansaring 145-147

D-50670 Köln

Tel.-Nr.: 02 21/ 73916 73

www.edition-steffan.de

Dope Stories ISBN: 3-923838-55-7

Preis: 9,90€/180 Seiten

Señor Nice ISBN: 3-923838-54-9

Preis:14,90€/345Seiten




Kunst im Kiez – Kurt Mühlenhaupt

Er fand bereits in vielen Berichten vom Kreuzberger seine Erwähnung. Sei es als Bewohner eines Kiezes oder als bedeutender Künstler. Aufgrund umfangreichen Informationsmaterials und guten Kontakten zu Menschen die “Kurtchen”, wie sie ihn liebevoll nannten, gut kannten und immer wieder besucht haben, haben wir uns in dieser Ausgabe für ihn und seine Arbeiten entschieden.

So turbulent und abwechslungsreich wie sein Leben war, so turbulent war auch der Start in sein Leben. Er entschied sich, seiner Mutter die langweilige Zugfahrt, am 19.Januar 1921, von Prag nach Berlin, durch seine Geburt etwas aufregender zu gestalten.

Wenn er auch immer wieder verschiedene Dinge aufgegriffen hat und sie umsetzte, so war die Kunst von Beginn seiner beruflichen Laufbahn stets Mittelpunkt in seinem Leben. Es begann 1936 mit einer Lehre zum Modellbauer die er erfolgreich beendete. Nach einer nie völlig verheilten Kriegsverletztung besuchte er 1943 für ein Jahr die Kunstschule des Westens. Von 1946 – 48 erweiterte er sein Können an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. In den folgenden Jahrzehnten arbeitet er als Leierkastenmann, Trödler und Schalenbimmler. 1961 gründete er in Kreuzberg die Künstlerkneipe “Leierkasten” und ein Jahr darauf den ersten Bildermarkt vor seinem Trödelladen.

Mit der Errichtung der ersten Druckwerkstatt, 1965, war der Grundstein für spätere Vorhaben gelegt. Denn bei der grundsätzlichen Idee, Grafiken für kleine Leute zu machen, blieb es nicht lange. Drei Jahren nach Eröffnung erschien das erste Handpressbuch unter dem Titel “Haus Blücherstraße”. Weitere sollten folgen.

1970 zieht er zum Chamissoplatz, um sich besser um seine Ladengalerie und Kundschaft kümmern zu können. Gemeinsam mit Aldona Gustas, Günther Grass, Wolf-Dieter Schnurre und anderen gründet er 1971 die “Künstlerpoeten”. Mit dieser Gruppe hatte er die nächsten fünfzehn Jahre im In- und Ausland erfolgreiche Ausstellungen. In dieser Zeit zieht er sich auch etwas zurück und es wird ruhiger um ihn. Er nimmt aus Rücksichtnahme auf seine Gesundheit Abstand von dem Trubel der Großstadt und zieht 1976 von Kreuzberg nach Kladow. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Dudu-Zwerge. 1978 entstehen im Zuge seines bisher größten Auftrags, vierzehn große Bezirksbilder für das Internationale Kongresszentrum (ICC) in Berlin-Charlottenburg.

Das Kurtchen nicht nur malen konnte, bewies er mit dem ersten Platz, den er für seine Plastik “Feuerwehrbrunnen” erhielt. Das in zweijähriger Schaffensphase entstandene Kunstwerk wurde 1981 auf dem Kreuzberger Mariannenplatz eingeweiht.

Für einen mehrmonatigen Studienaufenthalt verließ er 1984 Berlin und zog in die Metropole New York. 1986 erwarb er ein Weingut in Montes des Cima, baute sich ein Atelier aus und arbeitete fortan mehrere Monate im Jahr im sonnigen Portugal. Über das Centro Cultural de Almansil veranstaltete er vor Ort mehrere Ausstellungen und brachte somit auch den Portugiesen seine Kunst näher, die dies über ihr zahlreiches Erscheinen zu würdigten wussten.

Mit dem Erwerb einer ehemaligen Berliner Brauerei in Kreuzberg entstand in Gemeinschaftsarbeit mit seiner Lebensgefährtin Hannelore Frisch, 1989 ein Künstlerhof im Herzen von Berlin. Auch heute befinden sich in der Fidicinstraße 40, zurückgezogen auf den Hinterhöfen, kleine Werkstätten und Ateliers verschiedener Künstler und Handwerker, die zum stöbern und vorbei schauen einladen.

Nach über 60 Jahren holt ihn seine alte Kriegsverletzung ein und fesselt ihn für fast zwei Jahre an sein Bett. Das war für ihn aber kein Grund nichts zu tun und so schrieb er in dieser Zeit seine in elf Bänden verfassten Memoiren. Nach der Genesung gab er 1995 seiner Lebensgefährtin, Hannelore Frisch, das “Ja”-Wort und heiratete sie in dem nördlich von Berlin gelegenem Ort Bergsdorf. Hier lebte und arbeitete Kurt Mühlenhaupt gemeinsam mit seiner Frau auf einem Gutshof. Die, in der Ferne, aus der Erinnerung entstandenen Bilder über Berlin rechtfertigte er mit den Worten:”Ick hab´ Berlin im Kopp!”.

So ist es auch nicht verwunderlich, das der Speicher auf dem Gutshof schnell und reichlich mit Kunstwerken gefüllt war.

Im Jahr 1998 beginnt er die Mark Brandenburg künstlerisch zu thematisieren. Es entstehen Werke über die Dorfbewohner, die typischen Landschaften der Mark sowie Blumenstillleben.

Am 16. April 2006 verstarb Kurt Mühlenhaupt in Bergsdorf.

Informationen und Veranstaltungstermine findet ihr im Internet unter: www.muehlenhaupt.de