Horch & Guck – Einer dieser Tage
Nun hat sie uns doch ereilt: Die Zensur! Aufgrund der zahlreichen verbalen Entgleisungen Horchs den Polizei Beamten gegenüber wurde die ursprüngliche Fassung von Horch & Guck – Einer dieser Tage, – auf Anraten unserer Rechtsberater, entschärft. Selbstverständlich gibt es für die Widersacher der Obrigkeit unter euch die unzensierte Version auf Anfrage per E-Mail.
„Hey, Du Penner, pass auf“ pöbelte Horch den Radfahrer an, der gerade auf dem Fußgängerweg in der Falckensteinstraße an ihm vorbeifuhr und ihn dabei anrempelte. Der Gefahr, die ihm im Nacken saß, nicht bewusst, drosselte der Radfahrer sein rasantes Tempo aufgrund einer vor ihm laufenden Touristen-Gruppe, sodass er Horch, der mit vollen Einkaufstüten und schnellen Schrittes unterwegs war, erneut in die Quere kam. „Fahr schon, Du Vollidiot“ rief Horch dem vermeidbaren Verkehrshindernis zu und trat ihm zeitgleich gegen sein Hinterrad. „Ey, was soll´n das?“ fragte der verdutzte Radfahrer, der nach dem Tritt Mühe hatte, sich auf dem Fahrrad zu halten und beinahe gegen einen Baum gefahren wäre. Horch, dessen Woche bereits beschissen verlaufen war, packte daraufhin sein gesamtes Potential an Hasstiraden aus. „Du glaubst auch es gibt keine Bosheit auf der Welt, wa´. Fährst auf dem Gehweg, klingelst Dir den Weg frei und rempelst die Leute an und dass alles nur, weil sich der gnädige Herr zu fein ist, mit seinem voll gefederten Geländefahrrad über das Kopfsteinpflaster zu fahren. „Aber….“ – wollte der Radfahrer entgegnen, doch Horch unterband jeglichen Erklärungsversuch mit den Worten: „Was? Aber…. Mach Dich hier janz schnell vom Acker und noch ein Wort, Dein Gesicht hat Fasching, mein Freund.“ Eine vorbeifahrende Polizeistreife, die auf Horchs Gepöbel aufmerksam geworden war verlangsamte ihre Fahrt und der Fahrer des Wagens fragte Horch: „Na guter Mann, gibt’s Probleme?“ Horch drehte sich um und erblickte das Fahrzeug mit den beiden darin sitzenden Beamten und erwiderte: „Ach nee, die Trachten – Truppe. Gut das Ihr da seid, Ihr könnt hier gleich mal auf´n Meter rangerutscht kommen.“ – „Wo drückt denn der Schuh?“ hakte der Polizist nach – „Wo mein Schuh drückt? Demnächst in dem Gesicht dieses verdammten Radfahrers, der glaubt, sich alles erlauben zu können“. In diesem Moment kam Guck, der Horch bereits akustisch von weitem wahrgenommen hatte, mit Schröder um die Ecke geschlendert: „Wat´n hier los?“ fragte er provokant in die Runde, während Schröder die Polizisten, die inzwischen die Runde mit ihrer Anwesenheit beehrten, begutachtete. „Nehmen Sie den Hund an die Leine.“ herrschten die Beamten, fast zeitgleich, Guck an. – Horch antwortete für den angesprochenen Guck: „Nein. Warum auch? Das ist mein Hund und wenn sich hier jeder gesittet verhält, bleibt er auch ruhig. Kümmert Euch lieber um diesen Verkehrsrowdy hier. Ich weiß gar nicht warum wir eine Straßenverkehrsordnung haben, wenn sie ständig missachtet wird. Wenn ich mit meinem Auto durch den Kiez fahre und die Schrittgeschwindigkeit einhalte, rasen links und rechts Radfahrer an mir vorbei und pöbeln mich an, dass ich die Geschwindigkeitsbegrenzung einhalte. Und wenn ich als Fußgänger unterwegs bin muss ich ständig darauf achten, nicht über den Haufen gefahren zu werden. Mir platzt bald der Arsch.“ – Nun beruhigen Sie sich mal….. – „Beruhigen?“ unterbrach Horch den Beamten „Ich lasse mir doch von Euch nicht meine schlechte Laune verderben. – Und jetzt waltet Eures Amtes und sorgt für Gerechtigkeit im Straßenverkehr.“
Von Horch gesagt, von den Beamten in die Tat umgesetzt, nahmen sich die Beamten den Radfahrer vor. Nachdem sie ihn auf sein Fehlverhalten hingewiesen und verwarnt hatten, versuchte sich dieser zu erklären: „Aber….“ – „Schon wieder – Aber….“ unterbrach ihn Horch „Halts Maul und verpiss´ dich endlich oder glaubst Du, nur weil die beiden Uniformierten Staatsdiener hier in der Gegend ´rumstehen, hast Du einen Sicherheitsvorteil? Da muss ich Dich leider enttäuschen.“ pöbelte Horch aufgrund der lapidaren Verwarnung der Polizisten gegenüber dem Radfahrer weiter herum.
In diesem Moment klingelte Horchs Mobiltelefon und er nahm das Gespräch entgegen: „Was? Klar ist der Stoff gut. Und dass die Leute darauf abfahren werden, habe ich Dir doch gesagt. Ob ich davon noch mehr besorgen kann? Klar, wie viel willst du? 200? Na ja, ich schaue gleich mal nach ob noch was im Lager liegt und melde mich dann bei Dir. Bis dann“ – „Was war das denn?“, wollte einer der Polizist erstaunt wissen als Horch das Gespräch beendet hatte. Guck wusste genau was der Polizist dachte und auch, dass Horch das Telefonat bewusst verdächtig geführt hatte um die beiden zu provozieren und damit auch wusste, welche Gedanken den Beamten gerade durch den Kopf gingen. Guck wusste aber auch genauso gut, was Horch jetzt wieder für eine Nummer abziehen würde. Genau die gleiche wie seinerzeit auf Mallorca, wo sie vor ihrem Haus in Cala Ratjada von der Policia Local kontrolliert worden waren, weil einer ihrer Bekannten bei seiner Ankunft ein angeblich „auffälliges Verhalten im Straßenverkehr“ an den Tag gelegt hatte. Damals antwortete er auf die Frage des anwesenden Bekannten, der, da er kein spanisch sprach, von Horch wissen wollte was los sei, im Beisein der selbstsicher auftretenden Beamten und in feinstem und deutlichstem Deutsch: “Die suchen die zwanzig Kilo Kokain im Kofferraum meines Autos“ und zeigte mit den Worten auf seinen Kleinwagen, der vor dem Haus stand. „Kilo“ und „Kokain“ versteht jeder Polizist, weltweit. Da die Insel zu dem Zeitpunkt als Einfallstor für kolumbianische Waren dieser Art in Europa galt, hätte es bis auf den Umstand, dass Horch & Guck das weiße Gold niemals anfassen, geschweige Handel damit treiben würden, gut möglich sein können, dass sich der Gesamtwert des Fahrzeugs, so wie es da stand, im Millionen – Euro – Bereich bewegte. Dementsprechend blass und nervös wurden die beiden Beamten der Policia Local, als sie die Worte vernahmen. Vermutlich befürchteten sie auf ein Nest der Mafia gestoßen zu sein. Noch heute, wenn Horch und Guck sich die Geschichte erzählen, lachen sie Tränen über die Entgleisungen in den Gesichtern der Beamten und den darauf folgenden Wutausbruch der beiden, als sie aus dem mit Bier gefüllten Kofferraum des Seat Ibiza wieder aufschauten und in Horchs provokant grinsendes Gesicht blickten.
Aber ganz im Gegensatz zu Gucks Befürchtungen antwortete Horch: „Als wenn´s Euch was angehen würde. Aber damit Ihr euren Wissensnotstand in diesem Fall beenden könnt: Ich produziere Spenden – T – Shirts mit dem Spruch `I love Gaza´, und was soll ich sagen, die Dinger gehen weg wie warme Semmeln.“ – „Und das soll ich Ihnen jetzt glauben?“ entgegnete ihm der Beamte. – „Es wird Ihnen ja wohl nichts anderes übrig bleiben. Also was nun? Wollt ihr auch ein Spenden – Shirt kaufen und was gutes für Palästina tun, oder was? – Du mein Freund siehst mir nach ´ner L – Größe aus“ und schaute einen der Polizisten dabei von oben bis unten an, „und du, Plauzen – Paule brauchst mindestens XXL“ und konnte sich dabei einen leicht hämischen Ton in der Stimme nicht verkneifen. Horchs Geschäftssinn war geweckt und er hatte den rempelnde Fahrradfahrer vergessen. Guck stand genauso verdutzt da, wie die beiden Beamten. Horch ist vom Sternbild Zwilling, dass wusste Guck, aber einen so schnellen Wandel von Emotionen hatte er bei Horch noch nicht erlebt. „Jetzt überlegt nicht lange, reißt Euch den Zwanni aus der Jacke und tut was Gutes für Gaza.“ Der Radfahrer hatte sich inzwischen aus dem Staub gemacht und Horch war vollends damit beschäftigt, den beiden Polizisten seine T-Shirts zu verkaufen. „Kommt Jungs, gebt Euch einen Ruck, Ihr seit doch eh scharf drauf das Lager zu sehen, ob da nicht irgendwas für euch zum herumschnüffeln herumliegt.“ Und tatsächlich, kurze Zeit später stiegen Horch und Guck, vorweg mit den Polizisten, die Stufen zum Lager hinab. Wie für ihr Büro, in dem sie ihre Recherche nach Wirtschaftskorruption und Betrug in der Weltpolitik betrieben, und ihr Depot, in dem sie ihre Utensilien und alte Ausrüstungsgegenstände aus vergangenen Einsätzen aufbewahrten, so hatten sie auch das Lager für die produzierten T-Shirts in einem ehemaligen Luftschutzbunker untergebracht. Mit sichtlich gemischten Gefühlen folgten die Polizisten Horch und Guck in den spärlich beleuchteten Vorraum. Nachdem sie die Sicherheitsschleuse passiert hatten, standen sie in dem hell erleuchteten Lager. „Und? Glaubt Ihr mir jetzt?“ fragte Guck. Überall im Raum, in den Regalen, auf den Tischen und in den umherstehenden Kisten lagen T – Shirts und Pullover in allen Farben und Größen. Horch öffnete eine der Kisten und nach kurzem Suchen zog er zwei T – Shirts heraus. „Hier, zieht mal über, die müssten Euch passen.“ – Folgsam zogen die Beamten die Shirts an und Horch hakte gleich im Sinne des Geschäfts nach: „Ich sehe, Ihr tragt beide die Fesseln der Ehe am Finger, dass heißt, Ihr habt, wenn die Früchte Eurer Lenden keine Nachkommen hervorgebracht haben, zumindest eine Frau daheim. Und wie es der Zufall so will, haben wir auch das figurbetonte Shirt für die Dame am Start. Wenn Plauzen – Paule hier“ und Horch zeigte auf den recht fülligen XXL – Bullen, „Plauzen – Paula zu Hause zu sitzen hat, wird das figurbetonte Shirt allerdings wohl eher Bauch – frei ausfallen.“ Der sportlichere Beamte von beiden konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und zog dafür sogleich die bösen Blicke seines Kollegen auf sich. Horch packte jedem der beiden ein Lady – Shirt für die Herzdame daheim ein und drückte sie ihnen in die Hand. „So und jetzt Kohle an die Sonne. Das macht für jeden vierzig Euro, und fünf Euro pro Shirt gehen davon an bedürftige Palästinenser.“ Ohne sich zu wehren, zogen die beiden ihre Geldbörsen hervor und bezahlten die mehr oder weniger gewollten T – Shirts.
„Und wegen der Sache vorhin, nichts für Ungut. Aber hätte mein altes Patrouillenfahrzeug noch seine Bewaffnung an Bord, die brennenden Autos in der Stadt wären Euer geringstes Problem. Seht zu, dass Radfahrer ihre Räder endlich mit Nummernschildern ausgerüstet haben müssen um am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen.“ Zustimmend machten sich die Beamten auf den Weg nach draußen. Als die beiden Polizisten das Lager fast verlassen hatten, rief Horch ihnen noch hinterher: „Ach und noch was Jungs, zieht die Shirts aus bevor Ihr rausgeht. Ich glaube die Leute nehmen Euch sonst gar nicht mehr ernst.“ Als die Tür hinter den beiden ins Schloss gefallen war drängelte Horch: „So, jetzt müssen wir uns aber ranhalten. Die Merkel trifft sich gleich mit Sarkozy um die weitere Vorgehensweise in der EU-Krise zu besprechen.“ – „Und?“ Wollte Guck wissen. – „Ha“ erwiderte Horch „das weißt Du ja noch gar nicht.“ und Horch konnte sich sein freches Grinsen nicht verkneifen. „Ich war doch letzte Woche für ein paar Tage verreist.“ – „Ja, in Bayern“ warf Guck ein. – „Das glaubst Du und auch der internationale Geheimdienst glaubt es. Aber tatsächlich war ich beim Sarkozy, dem alten Franzosen und habe in seinen Räumlichkeiten ein paar Abhörsender versteckt. Wir bekommen also alles mit, was die beiden da gleich so besprechen werden.“ – „Und was machst Du, wenn die beiden gar nicht reden sondern…..“ fragte Guck grinsend – „Boa ich kotz´ gleich. Bist Du wieder ekelig. Danke, das Bild bekomme ich jetzt erst einmal nicht mehr aus dem Kopf und ich wollte gerade noch was essen gehen.“ entgegnete Horch. – „Nun, dann können wir ja gleich los und uns Merkel gegen Sarkozy anhören“ mit diesen Worten verließ Guck das Lager, was ihm Horch gleichtat um kurz darauf seinen Horch – Posten zu besetzen.
Und die Moral von der Geschicht´: Gute Bullen gibt es … oder sie gibt es nicht.
Horch & Guck-Meisterspione a. D.