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Horch & Guck Schnauze voll! Teil 2 - Der Kreuzberger

Horch & Guck Schnauze voll! Teil 2

Guck saß bereits einige Stunden am Computer, als die Tür genauso schwungvoll, wie sie einige Stunden zuvor von Horch geschlossen, nun mit einem frustrierten Tritt wieder von ihm geöffnet wurde. Horch schlurfte mit enttäuschter Miene in den Raum.

„Wie, schon wieder zurück von der Mission Flugschule?“, fragte Guck verwundert. Horch ließ den Kopf hängen: „Ach hör mir auf“ erwiderte er, „ als ich an der Flugschule angekommen bin und denen mein Vorhaben erklärt habe, haben sie mich ausgelacht und gesagt, ich sei völlig bekloppt und außerdem zu alt. Und so wie ich aussehe (Horch hatte immer noch die alte Fliegerhaube von seinem Großvater auf dem Kopf, den Tarnanzug und die Kampfstiefel an) würde sich eh kein Freiwilliger finden, der schwachsinnig genug wäre, einem Verrückten wie mir das Fliegen beizubringen. Kurzum, sie haben mich nach Hause geschickt. Verdammte Scheiße“ – „und nun?“ fragte Guck. – „Ich weiß es auch nicht. Ich war mir der Sache so sicher, dass ich keinen Plan B erstellt habe“, erwiderte Horch. „Den Vermittlungsgutschein vom Jobcenter kann ich jedenfalls in die Tonne kloppen.“

„Nein, warte!“ rief Guck und sagte, sich das Lachen verkneifend „du kannst dich doch noch in einem Ausbildungscamp in Afghanistan bewerben, die suchen noch händeringend Leute die mitmachen und die gute Bergluft wird dir gut tun.“ – „Willst du mich verarschen?“ fuhr Horch Guck an. „Du verarscht mich, das sehe ich an deinem blöden Grinsen. Weißt du was?“ – „Nein“ sagte Guck, sich immer noch das laute losgrölen verkneifend, „Was?“ – „Dich müssen sie auch erst einmal bei den Eiern kriegen, damit du merkst was hier gerade abläuft und wie einige Leute in diesem Land glauben mit ihren Untergebenen umspringen zu können.“

Horch drehte sich eine Zigarette um seine angespannten Nerven ein wenig zu beruhigen. „Kommst Du mit?“ fragte Horch, „Ich brauche Luft und ich muss nachdenken.“ – „Klar“, antwortete Guck, schaltete den Computer aus und warf sich seine Jacke über. „Wohin willst Du?“ fragte Guck. – „Was hältst du von der Grünen Woche? Ich bin auf die Sicherheitsvorkehrungen gespannt, die gegen die bedrohlichen und angeblich überall auf uns lauernden Terroristen ergriffen wurden. Und mit etwas Glück treffen wir unsere Landwirtschaftsministerin Frau Aigner. Der würde ich gehörig meine Meinung zum Dioxin-Skandal, Gammelfleisch und Genfraß kund tun. Ich warte ja eigentlich schon jedes Jahr aufs neue darauf, dass Monsanto und Co als Hauptsponsoren der Messe auftreten.“ – „Ich bin dabei“, stimmte Guck zu.

Und so bestiegen sie am Schlesischen Tor die U-Bahn in Richtung Charlottenburg. Nach kurzer Fahrt und einem Zugwechsel am Wittenbergplatz, erreichten sie den U-Bahnhof Kaiserdamm. Von hier aus waren es nur noch wenige Minuten zu Fuß bis zum erreichen ihres Ziels, der Grünen Woche.

Alles schien so friedlich und ruhig, aber das täuschte. In Horch rumorte und kochte es noch immer. Er hatte sich noch immer nicht über die Art und Weise der Politikerinnen und Politiker im Umgang mit der Bevölkerung beruhigt. Von dem herben Rückschlag seiner Pläne durch die Abweisung der Flugschule ganz zu schweigen.

„Du brütest doch schon wieder was aus“, durchbrach Guck die winterliche Stille. „Ich?“ erwiderte Horch, „Nein, ich frage mich nur, ob ich der einzige bin, der sich über die Missstände hierzulande aufregt oder ob es auf diese Welt auch noch andere Menschen gibt, denen auffällt was sich hier so zusammenbraut. Und da brauche ich nicht nur unsere eigenen Politiker ins Kreuzfeuer nehmen, diese Machenschaften ziehen sich durch alle Herren Länder. Griechenland hat sich unter anderem dadurch ruiniert, indem die Verantwortlichen sämtlich Umsätze der organisierten Kriminalität aus Drogengeschäften und Prostitution in das Bruttosozialprodukt des Landes mit eingerechnet haben um so die Voraussetzung für die Aufnahme in die Eurozone zu erfüllen. Die Zeche zahlen wie immer die Steuerzahler. Auch die Deutschen. Und die Italiener brauchen sich auch keine Sorgen mehr um die Mafia in ihrem Land zu machen, denn mit Ministerpräsident Berlusconi sitzt der Kopf der Bande bereits in seinem römischen Reich gefestigt auf dem Thron und keiner wagt es ihn dort runter zu stoßen. Stattdessen und vor allem um von den eigenen Verfehlungen und kriminellen Handlungen abzulenken hält man uns Kleinkriminelle wie Osama bin Laden oder Ahmadinedschad vor die Nase.“ – „Ahmadinedschad, kleinkriminell?“ unterbrach ihn Guck irritiert. – „Naja klein ist er und kriminell in gewisser Form auch“ erwiderte Horch „aber keine Gefahr für die Welt.“ – „Und seine Pläne für eine eigene Atombombe?“ fragte Guck. – Horch daraufhin „Was glaubst du würden die Amerikaner oder die Chinesen machen, wenn alle Staaten um sie herum atomar aufgerüstet hätten, nur sie selber nicht? Richtig. Atombomben bauen. Ahmadinedschad weiß ganz genau was passieren würde, sollte er in den Besitz dieser Waffe gelangen und mit ihr irgendwelchen Unsinn vorhaben. Also wird er schön brav bleiben und sie nur in der Hinterhand halten um mit seinen Nachbarn auf Augenhöhe verhandeln zu können. So sehe ich das jedenfalls. – „Was macht dich da so sicher?“ hakte Guck nach.

„Erstens kochen die Medien alles heißer als es am Ende gegessen wird und zum anderen hat der Iran, im Gegensatz zu Indien, Israel, Nordkorea und Pakistan, den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet. Und wie du dich noch gut erinnern wirst war seinerzeit der Kalte Krieg, in den wir voll und ganz involviert waren, eine weitaus größere Bedrohung für uns. Für diesen Krieg wurden bis zum Abzug der Alliierten um uns herum so viele Waffen gelagert und in Stellung gebracht, dass wir in Berlin der Gaza-Streifen der westlichen Welt waren und nun lösen wir auf einmal Terroralarm aus, weil irgendwelche Leute uns aus der Ferne bedrohen. Da ist die Bedrohung seitens der Regierung uns gegenüber ungleich größer. Was ich damit sagen will ist, dass die Bevölkerung immer mehr in Panik versetzt wird, um so nach und nach freiwillig, zunächst ihre Rechte und am Ende ihre Freiheit aufzugeben. Was muss noch geschehen bis wir unseren Regierenden entgegentreten und in der Gemeinschaft `NEIN` sagen. Nein zu all dem was sie uns aufbürden, zumuten und mit dem sie uns tagtäglich drangsalieren und gängeln. Regional und bei kleinen Interessengruppen funktioniert der Zusammenhalt nach wie vor einigermaßen reibungslos. „Stuttgart 21“ und der neue BBI-Flughafen südlich von Berlin sind Projekte, die sich hervorragend heranziehen lassen, wenn es darum geht die politische Unfähigkeit, sinnvolle Entscheidungen zu treffen, unter Beweis zu stellen.“

„Du bist aber heute echt mit dem verkehrten Bein aufgestanden, oder? Ich hoffe die Grüne Woche wird dich auf andere Gedanken bringen.“

„Pah, ich werde erst einmal die Sicherheitsmaßnahmen die zum Schutz der Allgemeinheit vorgenommen wurden begutachten. Und bis jetzt sehe ich nix. Keine Bullen…und von der Polizei ist weit und breit auch nichts zu sehen. Also alles wie ich es erwartet hatte. Die Botschaften und das Regierungsviertel sind weiträumig abgesperrt um die Ärsche der Beamten zu sichern und hier? Nichts, aber absolut rein gar nichts. Ich könnte wetten, dass dafür zu Weihnachten der BND unter der Designer-Plastik-Tanne auf dem Breitscheid-Platz gehockt und rumspioniert hat ob Taliban und Co. zugegen waren um Bombenstimmung zu verbreiten. Oder glaubst du etwa die fadenscheinige Ausrede:´Für einen echten Baum war nicht ausreichend Platz vorhanden´?“

Horch & Guck – Meisterspione a. D.