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Horch und Guck: Horch´s Regimekritik - Der Kreuzberger

Horch und Guck: Horch´s Regimekritik

»Hast du die Nachrichten gelesen?«, fragte Horch seinen Freund als dieser das Büro betrat. »Guten Morgen erst einmal«, erwiderte Guck.

»Dafür ist jetzt keine Zeit. Ich muss, ach was, ich will mich aufregen.«

»Wieso, was ist den schon wieder weltbewegendes passiert?«

»Weltbewegendes ist gar nichts passiert, leider. Es würde aber auch schon ausreichen, wenn sich endlich bundesweit etwas bewegen würde. Vorhin haben die Nachrichtendienste gemeldet, dass der Neubau vom Stuttgarter Hauptbahnhof um 2,5 Milliarden Euro teurer wird als berechnet.«

»Echt? Wie geht das denn?«, fragte Guck verwundert.

»Das weiß ich auch nicht. Aber viel mehr frage ich mich, warum das Volk immer noch seelenruhig in den heimischen vier Wänden sitzt, anstatt den Bundestag zu stürmen und diese verdammten Penner aus dem Land jagen die für diese Scheiße verantwortlich sind. Erst vor ein paar Wochen wurde uns eröffnet, dass der Neubau vom Flughafen Schönefeld über 1,2 Milliarden teurer wird als geplant. Einige meiner Quellen behaupten sogar, dass der Flughafen Tegel weiter in Betrieb bleiben muss, damit die Überkapazität von Schönefeld bewältigt werden kann. Als Beweis dafür könnte der Ausbau des Flughafens sein. Darüber hinaus wurden mir Informationen zugespielt, aus denen hervor geht, dass die Fertigstellung von Schönefeld erst im Jahr 2015 erfolgt.«

»Was echt? Wer behauptet das denn? Und wieso wird der jetzt auch noch teurer?«, fragte Guck erstaunt.

»Frage eins: Ja. Frage zwei: Kann ich dir nicht sagen – Quellenschutz. Und Frage drei: Weil »uns Wowi«, seines Zeichens Bürgermeister von Berlin, auf jeder Party der Stadt herumgammelt und sich und seines gleichen feiert, anstatt seiner Arbeit nachzugehen. Aber es kommt noch besser. Die Flugbereitschaft der Bundeswehr soll 2015 von Köln/Bonn nach Schönefeld umziehen. Und auf das Chaos freue ich mich jetzt schon. Die Anwohner vom Flughafen konzentrieren sich mit ihrem Protest derzeit nur auf die Flugrouten und das Nachtflugverbot. Ich bin mal gespannt was passiert, wenn die realisieren, dass die Flugbereitschaft der Bundeswehr rund um die Uhr Einsätze fliegt.«

»Jetzt stehen ja erst einmal die Wahl des neuen Bundeskanzlers an. Mal sehen wer gewinnt?«, sagte Guck und versuchte Horch zu beruhigen. Aber auch bei diesem Thema bekam Horch keine bessere Laune – im Gegenteil. Provokant fragte er: »Wer gewinnt? Das ist doch scheißegal. Die belügen und betrügen uns doch eh alle wo sie nur können. Die einen mehr, die anderen weniger. Aber unter´m Strich sind sie alle gleich. Ob CDU, SPD, die Grünen, FDP und der ganze andere Rotz. Einzig und alleine die Linke zeigt sich volksnah. Aber auch bei denen darf man die Vergangenheit nicht ausblenden. Vergiss nicht, was über einige der Politiker in unserem Archiv zu finden ist. Bei denen ist auch nicht alles Gold was glänzt.«

»Ja«, warf Guck ein. »Es ist halt ein verdammtes Pech, dass Gregor Gysi nicht den Mut hat mit seiner Vergangenheit rückhaltlos aufzuräumen. Das würde ihm vermutlich mehr Ansehen und vor allem Glaubwürdigkeit verschaffen, als Schaden zufügen. Laut meiner Aktenkenntnis jedenfalls.«

»Sei wie es sei«, fluchte Horch weiter und sein Gesicht lief rot an vor Zorn. »Man sollte dieses Gesindel vor die Wahl stellen, ihre Ämter niederzulegen und das Land zu verlassen oder aber vor die nächste Wand gestellt zu werden. Da rächt es sich, dass wir die Berliner Mauer abgerissen haben. Die 165 Kilometer hätten ausgereicht, das gesamte Pack zeitgleich zu exekutieren. Und die Munition dafür hätte man von dem Preisgeld finanzieren können, das man durch die Eintragung in das Guinness Buch der Rekorde erhalten hätte – für die größte, zeitgleiche Hinrichtung von Volksverrätern aller Zeiten. Die Mauer hätte somit wenigstens einem guten Zweck gedient und gekostet hätte es den Steuerzahler auch nichts.«

»Na na na, denkt daran, es kann sein dass die SS-Abteilung mithört. Nicht, dass die hier gleich auf der Matte stehen«, sagte Guck scherzhaft.

»Der Staatsschutz? Der kann mich mal am Arsch. Das einzige was die schützen ist die Macht ihrer Vorgesetzten«, empörte sich Horch.

»Aber zurück zum Thema«, fuhr er fort. »Für dir mal die Steuergelder vor dein geistiges Auge, die derzeit verjubelt werden. Früher ging es um Beträge im ein- bis zweistelligen Millionen Euro Bereich. Heutzutage geht unter einer viertel Milliarde fast gar nichts mehr. Allenfalls ein Schulgebäude oder eine Schwimmhalle für´s Fußvolk bekommst du zu einem Preis von ein paar Millionen Euro. Jedoch alles was für das Regime und seine Schergen investiert wird, kostet ungleich mehr. Das Regierungsviertel hat 3,44 Milliarden Deutsche Mark gekostet mehr als 590 Millionen Mark mehr als veranschlagt und bröckelt schon auseinander. Das BND-Gebäude in der Chausseestraße kostet bisher 1,3 Milliarden Euro. Das sind ungefähr 800 Millionen Euro mehr als berechnet. Ob da noch ein Nachschlag kommt, ist nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich. Der Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin liegt laut offiziellen Angaben bei 20 Milliarden Euro. Und um von dieser ganzen Scheiße abzulenken, hetzen die Penner aus dem Bundestag die Bevölkerung gegeneinander auf. Nimm das Beispiel mit den Hartz IV-Empfängern. Die scheiß Politiker erzählen dem Volk, dass sich unter diesen Menschen, ein nicht geringer Teil arbeitsunwilliger Schmarotzer befindet, die die staatlichen Leistungen versaufen, verrauchen und in den Bordellen des Landes verhuren. Über die Zahlungen für die Diäten der Politiker, die Kosten für die Pensionen der Ex-Politiker und die Gehälter der Beamten verliert keiner von ihnen auch nur ein Wort. Unvergessen ist der Aufschrei der Union, als vor Jahren eine Diätenerhöhung zurück genommen, jedoch mit gleichzeitiger Wiedervorlage nach den Bundestagswahlen nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben wurde. Ausgerechnet Frau Annette Schavan, unsere derzeitige Ministerin für Bildung und Forschung, äußerte sich damals ungefähr wie folgt: »Man müsse sich bei solchen Entscheidungen nicht wundern, wenn in Zukunft niemand mehr Politiker werden möchte.« Damit meinte sie den Verzicht auf die Diätenerhöhung. Jetzt frage ich dich, bin ich der Verrückte, bin ich nicht ganz klar im Hirn, wenn ich mir Politiker vorstellen kann, die die Diätenerhöhung nicht annehmen wollen und statt dessen erst einmal ihre Beiträge für die Altersversorgung selbst bezahlen? Sie sind es doch, die dem Steuerzahler auf der Tasche liegen und das Geld zum Fenster hinauswerfen. Wer ist hier also der Kostentreiber?« fragte Horch ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.

»Du hast ja Recht. Aber jedem Politiker eine Kugel durch den Kopf zu jagen entspricht auch nicht gerade der UN-Menschenrechtskonvention.«

»Das nicht, aber mit den Einsparungen, die man durch diese Maßnahme bei den Diäten und Pensionen einsparen würde, wäre das Bedingungslose Grundeinkommen mehr als ausreichend finanziert.«

»Aber die Beerdigungskosten wären immens«, warf Guck ein.

»Ach Quatsch, das machen wir wie die Chinesen. Wir übergeben den Leichnam den Angehörigen und entledigen uns somit der Kosten für die Beisetzung. Die Chinesen setzen sogar noch einen oben drauf und stellen eine Rechnung für die dem Staat entstandenen Unkosten für Hinrichtung aus. Sollte das Guinness Buch der Rekorde also kein Interesse an meiner Idee haben, gäbe es einen Plan B die Finanzierung der benötigten Munition abzusichern.«

»Du denkst aber auch an alles was?«, sagte Guck grinsend.

»Natürlich. Wer eine große Fresse hat, muss schließlich auch wissen wie es besser gehen würde – und ich bilde mir ein, es zu wissen.«

»Und wer soll dann das Volk vertreten?«

»Wie? Wer soll das Volk vertreten?«, fragte Horch erstaunt. »Die Bürgerinnen und Bürger werden selbstverständlich nach wie vor durch stellvertretende Repräsentanten vertreten. Nur, dass wir sie diesmal direkt wählen. Ich will schließlich nicht die Demokratie abschaffen und das Grundgesetz kippen, sondern nur eine Neuordnung der Machtverhältnisse herbeiführen.«

»Sozusagen die Neue Weltordnung in klein«, scherzte Guck.

»Blödsinn«, erwiderte Horch. »Die Neue Weltordnung, die du meinst geht von den Reichen und Mächtigen aus. Die Neuordnung die ich meine, beinhaltet genau das Gegenteil. Ich will, dass die Macht wieder vom Volke ausgeht. Ich will einen ausgebildeten Ökonom als Finanzminister und eine Lehrerin oder Erzieherin als Familien- und Bildungsministerin. Ich will einen Maurermeister oder eine Stationsleiterin eines Krankenhauses als Arbeitsminister beziehungsweise als Arbeitsministerin und einen General als Verteidigungsminister. Und ich will einen Mediziner als Gesundheitsminister. Wenn dem so ist, darf von mir aus auch ein loyal eingestellter Jurist als Bundeskanzler fungieren. Zudem wird keine der Positionen länger als für vier Jahre vergeben. Wer Scheiße baut fliegt früher aus dem Amt.«

»Das hört sich soweit gut an, aber…«, sagte Guck, doch Horch unterbrach ihn: »Ja, warte ich bin noch nicht fertig mit meiner Ausführung zur neuen deutschen Ordnung der sozialen Gleichberechtigung. Ich wollte noch sagen, dass die Pension lediglich auf die vierjährige Amtszeit berechnet wird und nicht wie derzeit ein horrender Pauschalbetrag ausbezahlt wird, der die Staatskasse auf Dauer in die Knie zwingt.

»Aber was machen wir mit den ganzen Beamten?«, fragte Guck.

»Die entbeamten wir wieder und streichen ihnen die Vorzüge und Sonderleistungen

»Das wird aber nicht so einfach gehen.«

»Wieso? Ich sehe da kein Problem«. Erwiderte Horch. »Bei einer Umstrukturierung muss eben alles neu durchdacht werden. Es soll niemandem schlechter gehen, aber es soll auch keiner Vorzüge genießen die anderen vorenthalten werden. Entweder alle oder keiner. Von mir aus sollen die Milliardäre weiter mit ihre Luxusyachten um die Welt fahren, die Millionäre weiter ihren Kaviar fressen und die Möchte-Gern-Oberen-Zehntausend-Spinner sollen auch weiter mit ihrem Bentleys durch die Straßen fahren. Aber der Arbeiter und die Angestellte müssen von dem Gehalt, dass sie für ihre Arbeitsleistung bekommen auch leben können. Und das so, dass eine Familie ernährt werden kann, ein Urlaub drin ist oder sonst irgendeinen Wunsch erfüllen werden kann. So wie jetzt kann es jedenfalls nicht weiter gehen und wird es auch nicht mehr lange gut gehen.«

»Rechnest du schon wieder mit dem Bürgerkrieg, den du für 2010 vorausgesagt hast und auf den du sehnsüchtig wartest?«, fragte Guck grinsend.

»Ja, aber das Volk leidet noch nicht genug. Oder lass es mich so sagen: Noch leiden nicht genug. Aber das wird schon noch kommen. In Griechenland, Italien und in Spanien brennt die Luft. Und nur weil die Medien Stillschweigen bewahren, bekommt die breite Öffentlichkeit von den sozialen Unruhen in Amerika nichts mit.

(Ende Teil 1)