Hubert Burczek, seine Frauen und die Bretter, die die Welt bedeuten
Oh ja, Frauen spielten in Huberts Leben immer eine wichtige Rolle. Ob es seine Mutter war, die für ihn in seinem eigenen Jeans – Laden arbeitete, seine Tante, die sein Talent förderte, oder aber die Frau, die uns gerade ganz aktuell gegenüber saß, seine Managerin. Sie war es auch, die uns nach zähen Verhandlungen erlaubte, ein Interview mit Hubert Burczek zu führen.
So erfuhren wir, dass Hubert am 29.01.1955 in dem schönen kleinen Städtchen Gelsenkirchen geboren wurde. Dort wuchs er behütet von Mutter und Vater bis zu seinem 6. Lebensjahr auf. Dann kam das erste einschneidende Erlebnis seiner Kindheit. Der Umzug von Gelsenkirchen in das kleine beschauliche Städtchen Münchberg in Oberfranken. Laut Aussage von Hubert hinterließ dieser Umstand aber keine bleibenden Schäden (was bemerkenswert ist, wenn man Münchberg kennt – Anm. d. Red.). Diesem Umzug ist es zu verdanken, dass es aus seiner Jugend nichts Verwerfliches, Abenteuerliches, Trauriges oder gar Lustiges zu berichten gibt. Nichts, nada, niente. Da soll mal ein Neuköllner Intensivtäter behaupten, er hätte eine beschissene Jugend gehabt. Lächerlich. Bis zu Huberts 18. Geburtstag.
Ab diesem Tag, so scheint es, eröffnete sich eine neue Welt für ihn. Er begann mit den Unterrichtsstunden für den Führerschein für das Auto und Motorrad und bestand die Prüfung nur kurze Zeit später. Seitdem war keine Landstraße mehr vor ihm und dem VW-Käfer seiner Mutter sicher. Noch im selben Jahr fuhr Hubert mit seiner 750er BMW von Münchberg nach Monte Cassino. Im strömenden Regen schaffte er die Strecke in zweiundzwanzig Stunden. Völlig erschöpft aber zufrieden kam er dort an, nur um drei Tage später die selbe Strecke wieder zurück zu peitschen. Die Zeit vor Ort nutzte er aber dafür um so sinnvoller, indem er seinen Freunden bei der Pflege der dort liegenden Kriegsgräberstätten half. Es war dasselbe Jahr, in welchem er den bereits zuvor erwähnten Jeans – Laden eröffnete. Der Slogan, der auf der Schaufensterscheibe stand: “Bei uns ist Jeansanprobe kein Theater”, verschafft mir eine geniale Überleitung zum zweiten Thema in Huberts Leben.
Die Schauspielerei
Was er damals noch nicht zu erahnen vermochte, es würde auch das Jahr werden in dem, streng genommen, seine Karriere begann. Zum ersten Mal in seinem Leben stand er auf einer Bühne und gab sein Talent zum Besten. Am Städtebundtheater in Hof spielte er, in einer ausgeflippten Anti-Drogen-Theateraufführung, die Rolle eines sechzehn-jährigen Jugendlichen, der zum Drogenkonsum verführt werden soll. In den Jahren von1975 bis 1977 nahm er bei Paul Bösiger, einem Charakterdarsteller, seinen ersten Schauspielunterricht. In dieser Zeit bekam er auch sein erstes Engagement am Fränkisch – Schwäbischen Städtetheater Dinkelsbühl. Danach spielte Hubert überwiegend in freien Gruppen bis hin zum Bauernschwank. Nachstehend findet ihr eine kleine Auswahl seiner bis dato gespielten Theaterrollen:
´Der Mann´ in “Rattenjagd” von Peter Turrini, ´König Peter´ in “Leonce und Lena” von Georg Büchner, ´Karl von Moor´ in “Die Räuber” von Friedrich Schiller, ´La Fleche´ in “Der Geizige” von Moliére Sowie die Titelrollen in “Don Quijote” von Jewgenij Schwarz, “Jedermann” von Hugo von Hofmannsthal und “Johan vom Po entdeckt Amerika” von Dario Fo.
Nachdem er über zehn Jahre in verschiedenen Theatern die unterschiedlichsten Charaktere verkörpert hatte, begab er sich 1991 noch einmal in die Rolle des “Lehrlings”. Bei Michael Hochstrasser arbeitete er etwas über ein Jahr, um sich für seinen Traumjob, die Schauspielkunst, weiter zu qualifizieren. Danach spielte er wieder an den kleinen und großen Bühnen des Landes. Seine Film- und Fernsehlaufbahn, die bereits 1990 mit einer Rolle in dem Film “Trabi goes to Hollywood” begann, kam 2003 richtig in Fahrt. So arbeitete er unter anderem in Serien-Produktionen wie “Marienhof” (ARD/2003), “Der Bulle von Tölz” (SAT1/2005) “Pfarrer Braun” (ARD/2006) und “112 – sie retten dein Leben” (RTL/2008).
Mehrfach spielte er bei “Aktenzeichen XY – ungelöst” mit – aber nie, wie er betonte, als Gangster. Durch den selben Zeitraum hindurch zogen sich Aufnahmen für Werbespots verschiedener Firmen. Seine erste durchgehende Filmrolle erhielt er 2006, als Otto Bichler” in “Endlich Samstag!”, eine Produktion des Bayrischen Rundfunks. Diese Rolle spielte er annähernd zwei Jahre lang, bis 2007.
Bevor wir nun zum aktuellen Höhepunkt kommen, ist dies, der richtige Zeitpunkt und genau die richtige Stelle, Huberts Bitte nachzukommen: Einer General – Danksagung, bei der er als erstes seine Tante Helga genannt wissen wollte. Sie unterstützte sein Talent von Anfang an und auch in jeder Hinsicht. Brauchte er Motivation, gabs schon mal einen Tritt in den Hintern. Brauchte er mal´ne Mark, bekam er sie. Mussten Gebühren für Kurse oder ähnliches bezahlt werden, beglich sie die Rechnung. So dass am Ende ein ganz dickes DANKE steht. Mit einem nicht minder großen DANKE geht es weiter. Diesmal ist es an die “Zentrale Auslands- und Fachvermittlung – Künstervermittlung” (ZAV) gerichtet, die Hubert Burczek in allen Belangen unterstützen und jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zu guter Letzt ist Jutta Wunderlich, seine jahrelange Managerin und Weggefährtin an der Reihe. Sie ist 24 Stunden im Einsatz, um ihren Schützling an den richtigen Stellen ins Gespräch und somit ins Geschäft zu bringen. Womit wir dann auch schon beim aktuellen Highlight wären.
“Lenßen -Der Film”
Und genau an dieser Stelle des Interviews setzte seine Managerin das “Fräulein Rottenmeier” – Gesicht auf und zensierte, was das Zeug hielt. Bei diesem Thema verstand sie, aufgrund der Aktualität, keinen Spaß und so hieß es des Öfteren und fast ausschließlich: “Nein”, “das geht nicht”, “das geht auch nicht”, “und das kannst du auch nicht schreiben”. Alles was ich schreiben durfte, ließ ich mir mit einem Nicken ihrerseits absegnen, sodass am Ende zu diesem Teil von Huberts Karriere folgende Zeilen übrig blieben: Die Aufnahmen zu “Lenßen – Der Film” begannen am 21. November und waren nach dreiwöchiger Drehzeit am 5. Dezember 2009 beendet. Hubert wurde für diesen Film, entgegen aller sonstigen Engagements, direkt gebucht. Was soviel heißt, Produktion und Regie wussten, als sie das Drehbuch vor Augen hatten, wen sie für die Rolle des Großvaters unbedingt haben wollten. So kam es, dass kein geringerer als Hubert Burczek, der für den Film den Namen `Hans` bekam, diese Rolle einzigartig umsetzte.
Gedreht wurde an verschiedenen Orten rund um den Bodensee, unter anderem in Stockach, Radolfzell und Bodman – Ludwigshafen. Letzterer ist auch der Ort, in dem der Jurist Ingo Lenßen (48), seine eigene Kanzlei betreibt. Einige von euch werden ihn aus der Fernsehserie “Lenßen & Partner” kennen. Und eben dieser gute Mann sorgt auch in seinem richtigen Leben für Recht und Ordnung. Mit diesem Film erfüllte er sich gemeinsam mit der Firma seiner Frau, der “Neue Moustache Produktion”, einen lang gehegten Traum. Dass der komplette Film in nur drei Wochen abgedreht war, ist vermutlich auch der Tatsache zu verdanken, dass neben der “Lenßen & Partner” – Crew, auch die “Ermittler” aus der Serie daran mitwirkten.
So waren von Beginn an alle aufeinander eingestellt und es konnte von der ersten Minute an professionell gearbeitet werden. Auch Hubert kannte das gesamte Team von mehreren gemeinsamen Projekten und so war es auch für ihn kein ungewohntes Terrain, auf dem er sich dort zwischen all den Kriminologen bewegte.
Über den Inhalt des Films äußerte sich Ingo Lenßen gegenüber dem Singener Wochenblatt vom 10.11.2009 mit den Worten: “Es ist eine Erzählung, die Einblick in Menschen und Charaktere bietet, die sich in Extremsituationen befinden”. Für alle die gespannt auf die Veröffentlichung warten, darf ich noch verraten, dass der Film im Frühjahr 2010 in ausgewählten Kinos im gesamten Bundesgebiet zu sehen sein wird.
Nun verlassen wir die darstellende Kunst und begeben uns in einen anderen, nicht minder spannenden Arbeitsbereich von Hubert, das Tonstudio. Dies war auch wieder ein Thema, bei dem sich Jutta ganz entspannt in die bequemen Lounge-Sessel zurücklehnte und Hubert frisch und frei von der Leber, von seinen Erlebnissen, berichten ließ.
Nein, keine Sorge. Hubert Burczek ist nicht die Art von Schauspieler, der vom Leben im Rampenlicht nicht genug bekommen kann und deswegen auch noch eine CD mit seiner Sangeskunst aufnehmen muss. Ganz im Gegenteil.
Als Sprecher für Film und Fernsehen, lieh er zum Beispiel ´Rick Battaglia´ in “Shatterhand und Winnetou” und in “Shatterhand im Tal der Toten”, eine Universum Film/ Plus Entertainment Produktion aus dem Jahr 2005, seine Stimme. Desweiteren war er in “Mythen der Südsee”, einer fünfteiligen Dokumentationsreihe vom Bayerischen Rundfunk, sowie in einem Dokumentarfilm mit dem Titel “Auf den Spuren Winnetous” von Kabel 1, zu hören. Auf dem Gebiet der Synchronisation konnte Hubert in gleich drei Rollen bei dem Film “Cars” aus dem Jahre 2006, glänzen. Dort gab er unter anderem “Scooter I” und dem Wohnmobil seine Stimme.
Nachdem wir jetzt die gesamte Vergangenheit von Hubert in groben Zügen durchleuchtet hatten, wollte ich natürlich auch noch wissen, was er für die Zukunft geplant hat. So erfuhr ich vor Abschluss unseres Gesprächs noch, dass er gerne mal gemeinsam mit dem Schauspieler Matthias Brandt vor der Kamera stehen würde. Ansonsten erzählte Hubert noch, daß das Geschäft als Schauspieler ein hartes Brot ist: Casting in München, Vorsprechen für eine Rolle in Berlin und immer unterwegs. Aber egal, bei allen “unvorhersehbar harten Witterungsbedingungen” ist Hubert immer pünktlich zur Stelle, wenn es mal wieder heißt: Achtung. Kamera – Kamera läuft. Ton – Ton läuft. Uuund Action.
Mehr Informationen über Hubert findet ihr online auf seiner Homepage unter: www.burczek.de
Ich bedanke mich bei Jutta und Hubert für das Interview.