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So etwas hat es früher nicht gegeben – Wahre Größe - Der Kreuzberger

So etwas hat es früher nicht gegeben – Wahre Größe

Dass es bei meinen Berichten nicht ausschließlich um technische Trends geht, sondern durchaus auch um die Fortschritte in der Gesellschaft, zeigen die nachstehenden Zeilen. Aufmerksam wurde ich durch ein, überall im Kiez plakatierten Bericht von Mely Kiyak. Darauf aufbauend recherchierte ich eine weitere Geschichte die in einem anderen Land und zu einer anderen Zeit stattfand jedoch im Einklang mit der Geschichte vom Kiylak steht. Es geht in beiden Fällen um starke Charaktäre. Chernobroda, Tobassi, Seltmann und Maciejowska sind Namen, die man sich merken und dem Beispiel der Familien folgen sollte. Jeder dieser Namen steht für wahre menschliche Größe. Kaum wahrnehmbar zwischen all den Kriegen und sozialen Unruhen haben sich vier Familien dem blinden Hass entgegengestellt und sind aufeinander zugegangen, anstatt der politischen Propaganda ihrer jeweiligen Regimeführer zu folgen. Und ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen, aber nachdem der Friedensnobelpreis im Jahr 2011 mit Barack Obama und im 2012 mit der EU als Preisträger an Ansehen eingebüßt hat, könnte der Preis im Jahr 2013 wieder in altem Glanz erstrahlen. Sollten sich die Juroren mal wieder an die von dem Stifter, Alfred Nobel, vorgegebenen Maßgaben* halten, sind die nachstehend erwähnten Personen aus meiner Sicht ganz oben auf der Nominierungsliste.

Mely Kiyak schrieb in der Frankfurter Rundschau vom 9. November 2012 über die Reise der Israelin Yaël Chernobroda aus Haifa nach Dschedin, wo sie gemeinsam mit ihrem Sohn auf die palästinensische Familie Tobassi traf. Es war nicht irgendeine Familie. Es war die, des Selbstmordattentäters Shadi Tobassi. Der 24-jährige hatte sich am 31. März 2002 mit einem Sprengstoffgürtel in einem arabischen Restaurant in Haifa in die Luft gesprengt und dabei unter anderem den Ehemann, den 67 jährigen Dov Chernobroda umgebracht der dort gerade zu Mittag aß. Beide Familien trafen sich 2009 um aufeinander zuzugehen. „Ich hoffe es wird Frieden gebe, nicht nur zwischen Yaël und mir, sondern zwischen allen Arabern und Juden“ sagte Zakaria, der Vater von Shadi. Yaël Sohn sagt über seinen Vater:“Meinem Vater war es wichtig, dass die Israelis in den Palästinensern nicht nur ihren Feind sehen, sondern sie als Menschen betrachten. Auf die Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinenser bezogen sei erwähnt, dass sich in der israelisch-palästinensischen Organisation “Parents Circle – Families Forum“ (PCFF) über sechshundert Familien zusammengeschlossen haben, deren Ziel es ist, die israelisch-palästinensische Versöhnung und voranzutreiben um eines Tages friedlich zusammenleben zu können. Der Film über das Treffen der beiden Familien sowie ist im Internet, in der ZDF Mediathek unter dem Titel „Nach der Stille“ zu sehen. Im Anschluss stellt Kiyak in ihrem Bericht die Frage: Was wäre, wenn das Ehepaar Böhnhardt und das Ehepaar Yozgat sich träfen? Sie ist „der festen Überzeugung, dass die Begegnung der beiden ähnlich alten Eltern, die wie Yaël und die Tobassis in zwei unterschiedlichen Perspektiven leben, mehr heilen kann, als sämtliche Untersuchungsausschüsse, Mordanklagen, öffentliche Trauerfeiern und Einweihungen von Gedenksteinen.“ (Quellen: Film „Nach der Stille“, fr-online.de, theparentscircle.org)

Die deutsch-polnische Geschichte betreffend, haben sich zwei Familien auf den Weg gemacht aufeinander zuzugehen, beziehungsweise sind die Enkelkinder der Betroffenen schon so weit aufeinander zugegangen, dass der Weg sie vor den Traualtar geführt hat. Uwe von Seltmann und Gabriela Maciejowska begegneten sich im Juli 2006 in Krakau Seinerzeit befand sich Seltmann auf den Spuren seines Großvaters. Er wollte mehr über ihn und seine Tätigkeiten in der SS herausfinden. Der deutsche Journalist und die polnische Künstlerin kamen ins Gespräch und fanden neben den geschichtlichen Parallelen ihrer Familien, wie bereits erwähnt, auch die der Zuneigung für einander. Über die Vergangenheit ihrer Familien schrieben die beiden das Buch „Todleben. Eine deutsch-polnische Suche nach der Vergangenheit“. Um die Informationen für ihr Buch zu erhalten mussten sich die beiden jedoch zuvor auf eine Reise begeben, die sie durch halb Europa führte. Am Ende ihrer Recherche wussten sie, das Seltmanns Großvater Lothar von Seltmann unter anderem von 1940 bis 1942 SS-Mann unter dem Österreicher Odilo Globocnik war, einem der brutalsten Massenmörder des Dritten Reiches, 1942 als „Kulturreferent“ im Stab des Höheren SS- und Polizeiführers Friedrich Wilhelm Krüger nach Krakau ging und 1943 an der Niederschlagung des Warschauer Ghetto Aufstands beteiligt gewesen ist. Von Michal Pazdanowski, dem Großvater von Maciejowska erfuhren sie, das er Rektor an der…. war und im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde. Ein, diesen Absatz zusammenfassendes Ende, liefert Seltmann auf seiner Internetseite: „Zwei Familien, zwei Vergangenheiten, eine Zukunft“. (Quellen: u.a. dradio.de, herbig.net, uwevonseltmann.wordpress.com)

Es gibt sie doch noch, die Menschen, die in dem weltlichen Wahnsinn, der vorherrschenden Missgunst und Anfeindung untereinander mit ihrem Drang für ein friedlichem Zusammenleben wie ein winzig kleines Licht am Ende des Tunnels erscheinen.Hätten wir solch weise Menschen in der Politik, könnte ich sagen: So etwas hat es früher nicht gegeben!, somit bleibt mir allerdings nur die Hoffnung, dass ich dies möglichst bald nachholen kann.

*(…) und einen Teil an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und Abschaffung oder Verminderung stehender Heere, sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat (…)

Euer Trend-Scout