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Schlagwort: Kreuzberg - Der Kreuzberger

So etwas hat es früher nicht gegeben – Die Campo Granny´s

Eigentlich hätte ich es mir ja denken können. In der Vergangenheit gab es meines Wissens nicht einen Tag im Campo Estilo, an dem nicht an einer Idee oder einem neuen Vorhaben getüftelt wurde. Als ich aber an diesem Tag in unsere redaktionellen Räumlichkeiten gelangen wollte, stolperte ich über Kisten voll mit neuer Ware für den Laden. Ich fluchte noch, warum das Scheißzeug hier im Weg stand. Als ich wieder eine dieser Antworten zu Gehör bekam, die mich aggressiv-neugierig machen.

“Strick- und Häkelware. Alles Handarbeit”.

“Wie? Von der coolen Kiez-Klamotte zur ollen Bio-Körnerfresser-Kollektion?” war meine ironische und aggressiv provokante Antwort. Ich klappte eine der Kisten auf, und was meine Augen dann erblickten, war ein Pullover, der mich schwer an den Auftritt von Diether Krebs mit “Ich bin der Martin, ´ne” erinnerte. Dieser trat in den 90er-Jahren mit einem gestrickten Rentier-Pullover vor die Öffentlichkeit und performte in perfekter Öko-Klamotte seinen Titel.

Ich wühlte mich weiter durch die Kisten auf der Suche nach einer für mich geeigneten Strickmütze. Während dieser Suche fragte ich, natürlich nur aus beruflichem Interesse und nicht etwa um die durchaus charmante Verkäuferin anzubaggern, diese über die Produkte aus. So erfuhr ich, dass der Name “Campo Granny´s” eine Kooperation vom Campo Estilo und mehreren Damen die sich im Ruhestand befinden ist.

Langsam dämmerte mir, dass mit der neuen Hausmarke – “Campo-Granny´s” eine frühere Idee von mir in die Tat umgesetzt wurde. Ich hatte seinerzeit mal den Vorschlag gemacht, ein soziales Projekt zu starten, mit dem man Menschen unterstützt, die gerne noch ihren Beitrag in der Gesellschaft leisten möchten, aber aufgrund von Umständen, die sie selber nicht beeinflussen können, dies nur in einem beschränkten Rahmen umsetzten können.

Gesagt, getan, dachte sich das Campo Team und setzte die Idee im November 2009 in die Tat um. Nach einem kurzen Verhandlungsgespräch mit den Damen eines Charlottenburger Seniorenwohnheims, war das Projekt in die Tat umgesetzt. Seitdem produzieren die “Campo-Granny´s” was die Schafe hergeben. Jeden Monat erfolgt eine Lieferung mit neuer Ware. Ich stand nun, an diesem Morgen, vor dem Ergebnis wochenlanger Strick- und Häkelarbeit. Dabei ist alles, was das Herz von Liebhabern gestrickter beziehungsweise gehäkelter Waren begehrt.

Die Produktpalette reicht vom Klassiker, den Wollsocken, über Stulpen, Schals, Handschuhe, Stirnbändern, Mützen in verschiedenen Formen und Farben bis hin zu einem aufwendig gearbeiteten Bolero und Übergangsjacken. Selbstverständlich gibt es auch die Mutter aller Strickwaren: den Topflappen.

Es versteht sich von selbst, dass das Ganze nicht zu den normalen Preisen des Einzelhandels zu haben ist. Wenn man aber wiederum bedenkt, wie viel Zeit und Liebe die “Granny´s” in ihre Arbeiten stecken ist der Preis für einige Stücke der Kollektion ein echter Hammer. So bekommt man die Wollsocken ab 12 €, Topflappen sind ab 8 € zu haben und die Jacken sind ab 36€ käuflich zu erwerben.

Aufgeschlossen und cool wie die “Campo-Granny´s” sind, berücksichtigt ihre Produktion auch die Kultur der Rastafari. So sind einige damit beschäftigt, außerhalb der normalen Produktion für die nächste Saison, Rastafari-Mützen zu stricken. Das verarbeitete Material besteht überwiegend aus 100%er Baumwolle und feiner Schurwolle. Einzelne Teile wurden aus Mischgewebe erstellt und besitzen einen gewissen Anteil von Polyacryl.

Damit sich auch jeder von euch von der Echtheit dieser Aktion überzeugen kann, hat das Campo Team einige der “Granny´s” eingeladen, sich die Vertriebsstätte ihrer Waren, das “Campo Estilo” anzuschauen. Dieser Einladung werden sie Folge leisten, sobald das Wetter eine sichere Anreise zulässt. Selbstverständlich wird Der Kreuzberger von diesem Besuch berichten und euch über die neue Kollektion auf der facebook.com – Plattform auf dem Laufenden halten. Diesmal bleibt mir als Trend-Scout nur Folgendes zu sagen: Dass es die hier vorgestellten Produkte an sich auch schon früher gab, aber die Aktion “Campo Granny´s” und die Freude der Damen über die neu gewonnenen Aufgaben, so etwas hat es früher nicht gegeben.

Euer Trend-Scout




Der Viktoriapark (1821 – 2010)

Allen Besuchern und Bewohnern dieses schönen Bezirks, Kreuzberg, möchten wir heute den Viktoriapark etwas näher bringen und somit auf eine “Naherholungsfläche”, wie der Park, der auf und um den Kreuz-Berg herum angelegt wurde, im Amtsdeutsch auch genannt wird, hinweisen wollen.

Der Hügel auf dem der heutige Viktoriapark angelegt wurde, war ursprünglich eine unbewaldete Erhebung in der weitläufigen Landschaft. Diese natürliche Erhebung stellt die Ausläufer der Berlin-Brandenburgischen – Hochfläche dar. Die Geschichte um den “Berg” begann 1821 mit der Errichtung des National-Denkmals durch Karl Friedrich Schinkel. Das Denkmal in Form eines Kathedralturmes trägt auf seiner Spitze ein Hochkreuz, das später Namensgeber für den Berg und für den um ihn entstandenen Bezirk wurde.

Das Denkmal erinnert an die Schlachten des Befreiungskrieges (1813 bis 1815) gegen Napoleon. Zunächst nannten ihn die umliegenden Siedler “Tempelhofer Berg” oder auch “Runder Weinberg”, da an seinem Südhang seit dem 16. Jahr-hundert Wein angebaut wird. Dieser ist unter dem Namen “Kreuz-Neroberger” auch über die Grenzen Kreuzbergs hinaus bekannt.

Von Herman Mächtig stammen die Pläne, nach denen der Hügel, von 1888 bis 1892, in eine gebirgsähnliche Parkanlage umgestaltet wurde. Dazu gehört auch der künstlich angelegte Wasserfall, der eine Nachbildung der Heynfalls (Wodospad Padgórny) im Riesengebirge darstellt.Die “Viktoriafälle” wie der Wasserfall im Volksmund auch genannt wird, mündet in einen kleinen Teich, an dessen Ufer ein Fischer mit einer im Netz gefangenen Nixe steht. Diese Bronze – Skulptur, die den Namen “Der seltene Fang “trägt und von Ernst Herter stammt, wurde 1896 installiert. Der Wasserfall hat eine Gesamthöhe von 24 Metern und bewältigt, mit der modernen Technik von heute, ein Umlaufvolumen von 13.000 Liter, in der Minute.

In den Jahren von 1913 bis 1916 wurde der Park in westlicher Richtung in seinen Ausmaßen enorm erweitert. Verantwortlich für diese Maßnahmen war Albert Brodersen (1857 – 1930).

Heutzutage bietet der Park seinen Besuchern zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten. Man kann entspannt spazieren gehen und im Sommer auf einer der zahlreichen Liegewiesen eine Pause einlegen. Für Familien mit Kindern gibt es einen schönen Spielplatz und das Tiergehege sorgt für eine lustige Abwechslung im städtischen Alltag. Das Team vom “Golgatha” – Biergarten sorgt mit guter Laune und kalten Getränken für Erfrischung an so manch heißen Sommertagen. Des Weiteren finden ab dem 31.03.2010 wieder diverse Veranstaltungen statt. Dann endet die Winterpause und der Park erwacht langsam aber sicher wieder zu neuem Leben.

Verkehrsanbindung:

U6 – Station Platz der Luftbrücke

U7 – Station Yorkstraße

Bus 104 – Station Dudenstraße

Bus 140 – Station Katzbachstraße




“Bist Du Künstler?” “Was malst Du?” “Verkaufst Du das Bild?”

Das sind die häufigsten Fragen, die mir als Künstler während des Malens vor Ort gestellt werden, meistens von Kindern. Es sind komische Fragen, da ich einen Pinsel in der Hand habe und vor einer Staffelei stehe. Es sind aber auch Fragen, die vielleicht viele Maler beschäftigen. Es ist auch ungewöhnlich einen Maler auf der Straße bei der Arbeit zu sehen, da die meisten Künstler in einem Atelier arbeiten. Ich male fast immer draußen, um eine gewisse authentische Realität malerisch einzufangen. Zu groß ist die Gefahr, dass bei mir ein Bild wie ein abgemaltes Foto, gefroren in der Zeit, oder wie eine Illustration erscheinen könnte. Warum ich eine bestimmte Situation male, hat unterschiedliche Gründe –formale Gründe, da mich bestimmte Farben, Licht oder eine Perspektive interessiert, inhaltliche Gründe, wenn mir eine bestimmte Nachricht durch Hörensagen und Wandanschläge oder aus den Kiez-Zeitungen bekannt wird, und auch thematische Gründe. Manche Themen sind von lokaler Bedeutung, andere beziehen sich auf eine gesellschaftliche Problematik.

Die letzte Frage, ob ich das Bild verkaufe, ist während des Malens nicht besonders relevant: Das Bild ist noch nicht einmal fertig. Hinzu kommt, dass wahrscheinlich viele noch nie in einer Kunstgalerie waren und dementsprechend wenig Ahnung von den Preisen von Originalbildern haben. Die Entstehung meiner Bilder kann jeder mitverfolgen; es kostet nichts. Natürlich verkaufe ich Bilder.

ch male auf eine traditionelle realistische Art, die einem allgemeinen Publikum relativ schnell zugänglich ist. Bei meiner Freiluft-Malerei gibt es keinen zwingenden Grund eine formalistische Sprache zu erfinden; meine Intention ist eher bei dem, was ich male. Viele Bilder sind Portraits von einzelnen Läden und zeigen eineVielfalt an Fassadengestaltung und Repräsentationswille. Ein Restaurantbetreiber wollte wissen, warum keine Blumen in den Pflanzenkübeln zu sehen waren. „Da sind keine da“, musste ich erwidern. Auch die Eroberung des öffentlichen Raumes durch die Bestuhlung der Gehsteige ist offensichtlich geworden. Durch die Nachrichten, Graffiti und Anschläge erfuhr ich über einen Angriff auf den Geschmack und die kulturellen Sensibilitäten einiger Wrangelkiezbewohner – eine McDonald’s Filiale zieht in den Kiez ein.

Ein Tag vor der Eröffnung der „Fremdlinge“ in der Wrangelstraße, war ich mit meiner Staffelei und Farben vor Ort. Vielleicht war ein wenig Sensationsgeilheit dabei – das große Ereignis stand bevor. Komisch, dass das Bild unspektakulär und relativ düster geworden ist. Die Auszubildenden der nah gelegenen Berufsschule fanden mein Sujet witzig – und nach der Eröffnung entdeckten sie ihren großen Appetit auf Hamburger. Wie so oft wird eine Idee malerisch weitergeführt – zu China Box (es gibt inzwischen zwei in unmittelbarer Nähe zueinander am Schlesischen Tor!), Piccola Amore (sic) und anderen Fast Food Restaurants.

Eine andere Serie von Bildern, inspiriert von der Volksbefragung zur Nutzung des Spreeufers, befasst sich mit den Absperrungen am Fluss entlang. Ich habe viele der Zäune und Kontroll-punkte in den jeweiligen „idyllischen“ Szenerien gemalt. Tatsächlich entstehen solche Serien im Laufe der Zeit automatisch. Durch das Zusammen-stellen von Bildern in Serien werden sozial-politische und urbane Themen sichtbar.

Was und wo ich male, führt zu Reaktionen und informellen Gesprächen vor Ort mit dem Publikum. Das Bild „Not America“ entstand z.B. aus einer Situation, in der ein bestimmter Hauseigentümer mich am Tag zuvor vom Malen abzuhalten versuchte. Ich hatte meine Staffelei im öffentlichen Bereich vor Kaisers, am Streifen zwischen Straße und Gehweg aufgebaut. Auf die absurde Frage, ob ich eine Genehmigung (wofür?) hätte, habe ich lapidar erwidert: „Ich habe eine Erlaubnis vom Bürgermeister.“

Mehrheitlich freuen sich die meisten Geschäftsinhaber, wenn ich deren Läden portraitiere. Viele Betrachter sehen durch meine Bildausschnitte Gewohntes mit neuem – malerischem – Blick. Die Fokussierung entlarvt bislang unerkannte Realitäten. Einige erkennen nicht mal Kreuzberg in manchen Bildern: „Es war mir vorher nicht ganz bewusst, in was für einer schöne Nachbarschaft ich seit langem wohne!“ Ich bemühe mich, mich streng an das Gesehene zu halten, obwohl ich Graffiti, Autos und Menschen schon mal raus lasse, da diese die Komposition oder Farbigkeit stören können. Vor Ort, wo Eindrücke frisch sind, muss nichts erfunden oder interpretiert werden.

Da ich seit fast 20 Jahren im Wrangelkiez wohne, – die letzten Zehn male ich auf der Straße – sind viele meiner Bilder historisch geworden. „Spiel & Spaß“, ein Ölbild von der Ecke Falckenstein- und Schlesischer Straße, ist einige Tage vor den Umbauarbeiten für Subway entstanden. Seit der Entstehung des Ölbildes „Komfort“ haben sich die Ladenkonstellation und Graffiti geändert. Es gibt auch ein detailliertes Aquarell von dem Abschnitt der Wrangelstraße, wo sich das Lokal Sofia seit einigen Jahren befindet. Das Bild „Bahr“ soll das schöne Existierende

zeigen: eine Brandwand, ein Passfoto-Automat und einige Bäume. Wollen die Kiezbewohner, dass das alles einem großen Hotel weicht? Im Bild „Öko-Sanierung“ steht die Frage, was wird aus dem Haus an der Ecke Wrangel- und Cuvrystraße? Aus den Bewohnern?

Die Individualität der Bewohner des Hauses sieht man an den Balkonen. Vor dem Haus steht eine grüne Glassammeltonne. Ein Graffiti-Gesicht ganz oben winkt mit dem Arm von der Hauswand als sage es „Tschüß“.

Es kann sein, dass viele denken, ich wäre nur im Wrangelkiez als Maler aktiv. Das denken auch manche im Graefe-Kiez, oder in der Mainzer Neustadt, in Tallinn/ Estland, und in der Drei-Städte Gegend von Gdynia-Sopot-Gdansk/ Polen. In letzterem Ort habe ich viele der S-Bahn Stationen gemalt, und damit die Architektur vor dem, von der EU geförderten, Umbau und der gestalterischen Vereinheitlichung dokumentiert.

„Haben Sie eine Galerie, wo man Ihre Bilder sehen kann?“ Eine Galerievertretung im professionellen Sinn habe ich nicht. Auf meiner Website (www.williamwires.com) und, vor allem, auf den Postkarten sind einige meiner Bilder zu sehen. Mein Atelier ist die Straße.

William Wires, Juli 2009

 




Marheineke Markthalle (1892 – 2009)

Die Marheineke Markthalle liegt an der Zossener Straße, unweit vom U-Bahnhof Gneisenaustraße. Sie wurde am 15. März 1892 im Beisein der zahlreich erschienenen Anwohner feierlich eingeweiht. Nach nur einjähriger Bauzeit stand den Händlern nun ein überdachter Marktplatz zur Verfügung. Auf einer Fläche von 2437 qm² konnten die verschiedensten Händler, unabhängig vom Wetter, ihre Waren anbieten. Zudem gab es Lagermöglichkeiten im Untergeschoss. In der Markthalle fanden 290 Stände zu je 4 qm² Platz. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Markthalle als Volksküche genutzt. Jeden Tag kamen 15.000 Menschen um sich mit einer Mahlzeit versorgen zu lassen.

Im 2. Weltkrieg wird die Halle fast vollständig zerstört. Ausschließlich der westliche Kopfbau sowie die Lagerräume im Kellergeschoss blieben unversehrt. Nach dem Krieg haben sich in der Ruine erste Händler provisorisch eingerichtet und ihre Ware angeboten. Nach vier harten und langen Verhandlungsjahren zwischen der Interessengemeinschaft der Marheineke Markthalle und der Stadt Berlin erging 1952 der Beschluss zum Wiederaufbau der Markthalle. Die Leitung für dieses Vorhaben wurde an den Architekten Paul Friedrich Nieß übertragen. Seitdem tummeln sich wieder etliche Kreuzberger in den Hallen, um den täglichen Bedarf an Essen und sonstig benötigtem zu decken. Am 11. Juni 1969 gründete sich die Markthallen Verwaltungsgenossenschaft und übernahm die Verwaltung der Marheineke Markthalle. 1998 erfolgte eine umfangreiche Renovierung des Gebäudes.

Nachdem sich 2003 die Verwaltungsgenossenschaft der Markthalle aufgelöst hat, übernahm der bisherige Vermieter, die “Berliner Großmarkt GmbH” die Markthalle.Die Planung für den Umbau der Marheineke Markthalle im Jahr 2006 sollte der Beginn einer völlig neuen Gestaltung sein. In einer elfmonatigen Umbauzeit im Jahr 2007 wurde die Markthalle von Grund auf saniert. Dabei wurde genau darauf geachtet, dass sich das Gebäude in seine Umgebung optisch einpasst. Die Südseite des Gebäudes wurde fast vollständig verglast. Fünf großzügig gehaltene Ein- und Ausgänge bieten dem Kunden unbeschwerten Zutritt. Im nördlichen Innenbereich wurde eine große Galerie eingebaut, wodurch zusätzliche Fläche entstand. Selbstverständlich ist heute alles viel großzügiger gehalten als früher. Heutzutage haben etwas mehr als 50 Händler Platz ihre Ware an den Mann oder die Frau zu bringen.

Und vom Aal bis zum Zylinderschloss ist wirklich alles zu bekommen. Ein reichhaltiges Angebot an frischem Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse steht für die Kundschaft bereit. Und wer das außergewöhnliche sucht, findet dies bei den verschiedenen Feinkost- Händlern aus Italien, Spanien, Griechenland und natürlich Arabien. Wenn dann alles erledigt ist, der Schuster die Schuhe neu besohlt hat, im Buchladen die Wochenendlektüre gefunden hat und der neue Stöpsel für´s Badezimmer gekauft ist, lädt eine der zahlreichen Futterstationen zu einem Imbiss ein. Und da ich mich persönlich schon überall durchgefuttert habe, kann ich nur sagen: Lecker.

Öffnungszeiten:
Montag-Freitag 8.00 – 20.00 Uhr
Samstag 8.00 – 18.00 Uhr
Verkehrsanbindung:
U7 U-Bhf Gneisenaustraße




So etwas hat es früher nicht gegeben – Erst neu, dann alt jetzt Kult!

Erst neu, dann alt jetzt Kult! Wie immer war ich unterwegs, auf der Suche nach Neuem und dem noch nicht Dagewesenem. Und eines kann ich euch sagen, in meinem Job als Trend-Scout lernt man schon echt verrückte Typen kennen. Habt ihr schon mal jemanden gesehen der alte, ausrangierte Couchen die am Straßenrand entsorgt wurden, fotografiert? Nein? Ich schon. Und es kommt noch besser. Nachdem der Typ das gute Stück aus drei, vier Perspektiven abgelichtet hatte, zog er aus seiner Tasche ein Teppichmesser um den Stoff der Couch mit geübten Schnitten abzutrennen. Mein dummes Gesicht beim zuschauen und ein riesiges Fragezeichen über meinem Haupt, zwangen mich gerade dazu mal nach zu fragen, was das Ganze überhaupt soll.

“Erst neu dann alt jetzt Kult”, bekam ich als erste Aussage zu hören. Nicht wirklich schlauer als zuvor hakte ich genauer nach und was ich dabei zu hören bekam ist genauso verrückt wie genial. Aber lest selbst: Dieser Freak fährt durch die ganze Stadt, sucht und fotografiert alte, gut erhaltene Couchen und zieht ihnen mit ein paar Schnitten das “Fell” über die Ohren. Die so gewonnenen Stoffe werden dann mehrfach desinfizierend gereinigt und auf Materialfehler sowie Abnutzungs-Erscheinungen hin geprüft.

Danach werden die Stoffe zur Weiterverarbeitung an eine professionelle Schneiderin weitergereicht. Diese fertigt, überwiegend auf Kundenwunsch, aus den Stoffen diverse Accessoires wie Tabak- und Brustbeutel, Schlamper, Taschen und alles was dem kreativen Kunden noch so einfällt.

Selbst einem Kundenwunsch nach ein paar schönen, wärmenden Handschuhen aus Leder konnte dank eines umfangreichen “Materiallagers” nachgekommen werden. Auch ein kompletter Damen-Hosenanzug, aus dem Stoff einer großen Eckcouch, wurde schon gefertigt und ausgeliefert. ihr seht also, dem Machbaren sind kaum Grenzen gesetzt. Zudem ist der Hintergedanke der Wiederverwertung ein weiterer positiver Aspekt dieses Labels, dass sich im übrigen “Old Stuff Clothing” (OSC-Berlin) nennt und seit gut einem Jahr existiert.

Da dem Kundenwunsch zu 100 Prozent entsprochen und alles in aufwendiger Handarbeit gefertigt wird, haltet ihr am Ende ein echtes Unikat in den Händen. Und egal wo auf dieser Welt ihr euch in Zukunft auch aufhalten werdet. Mit einem Accessoires von OSC-Berlin hast du immer ein Stück Heimat mit dabei.

Und, was sagt ihr nun? “So etwas hat es früher nicht gegeben!”

Ich jedenfalls habe diese Art von Recycling in meiner Laufbahn als Trend-Scout noch nicht gesehen. Und da das ganze so einzigartig ist, hat das Campo Estilo dieses Label gleich mit in seine Produktpalette aufgenommen. Also noch ein Grund mehr, mal im neu eröffneten Campo vorbeizuschauen und sich diese Kuriositäten mal aus der Nähe zu betrachten.

Euer Trend-Scout




Der Touri-Tipp – Die Oberbaumbrücke …

Die Oberbaumbrücke liegt zwei, drei Schritte vom U-Bahnhof Warschauer Straße entfernt und ist das Wahrzeichen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Wenn man mit der U-Bahn anreist fährt man unweigerlich über sie hinweg.

Im Jahre 1893 waren zeitgleich zwei Brückenbauprojekte in Planung. Zum einen sollte ein Ersatzbau für eine in die Jahre gekommene hölzerne Straßenbrücke entstehen. Zum anderen erhielt die Firma Siemens & Halske die Baugenehmigung für eine Eisen-bahnbrücke. Vor Baubeginn einigte man sich jedoch darauf, eine kombinierte Straßen-/ Eisenbahnbrücke zu bauen.

Die architektonischen Grundlagen bildeten die unter der Leitung von Stadtbauinspektor Pinkenburg und unter der Mithilfe der Architekten Otto Stahn erstellten Pläne für die ursprünglich geplante Straßenbrücke.

Das neugotische Bauwerk entstand in den Jahren 1894 bis 1896. Nach ihrer Fertigstellung bot sie zunächst dem allgemeinen Straßenverkehr sowie Fußgängern die Möglichkeit die Spree zu überqueren. 1902 wurde dann auch der Betrieb auf dem Hochbahn-Viadukt aufgenommen. Dem beschaulichen Fußgänger bot sich der Anblick eines in mittelalterlicher Art ausgeführten Kreuzganges. Die beiden Türme auf dem mittleren Brückenbogen waren mit ihren herausragenden Wehrgängen dem Mitteltorturm der Stadtmauer in Prenzlau und einem Torturm in Kyritz nachempfunden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde, wie so vieles in unserer schönen Stadt, auch die Oberbaumbrücke erheblich beschädigt und auf Befehl Adolf Hitlers teilweise gesprengt. Dabei wurde der mittlere Gewölbe-bogen zerstört der später durch eine provisorische Brücke aus Stahl ersetzt wurde. Bis Mitte 1961 konnten Fußgänger die Brücke nutzen um vom amerikanischen in den sowjetischen Sektor oder umgekehrt zu gelangen. Außerdem boten einige Händler den Besuchern des West-Sektors ihre Waren an. Die Wechselstuben, die auf Kreuzberger Seite ansässig waren, boten ihre Dienste meist zu fairen Konditionen an. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 war die Brücke komplett gesperrt und wurde erst 1972 als “kleiner Grenzübergang” wieder für Fußgänger freigegeben.

Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1990 fand ein Architektenwettbewerb für die Grundsanierung der Brücke statt, und wie für Berlin üblich, fanden sich genügend Interessenvertreter, die sich gegenseitig in ihren Kompetenzen beschnitten sahen. Und so mussten die Pläne des Architekten Santiago Calatrava auf Wunsch von Denkmalschützern, Vertretern der Schifffahrtsbehörde, Experten von Bauämtern und schlussendlich der beiden zuständigen Stadtbezirke bis zu ihrer Umsetzung mehrfach überarbeitet werden. Im Jahre 1995 war es dann aber endlich soweit und die Oberbaumbrücke konnte erneut und im frischen Glanz für den allgemeinen Fußgänger- und Straßenverkehr freigeben werden. Bereits drei Jahre später entbrannte der freundschaftliche “Streit” zwischen den Friedrichshainern und den Kreuzbergern um die Vorherrschaft über die Brücke. Und so findet fast jedes Jahr direkt auf der Oberbaumbrücke eine Obst- und Gemüseschlacht statt, die seinesgleichen sucht. Am Ende wird dann ausgiebig bis in die späten Abendstunden gefeiert und diskutiert, wer denn nun eigentlich gewonnen hat.

Und damit Ihr auch noch den Rest der Geschichte erfahren könnt, haben wir die schicke, von der Stadt Berlin gesponserte Informationstafel auf Kreuzberger Seite (auf der anderen gibt´s keine) von Schmierereien und lästigen Aufklebern befreit.

TIPP: Auf der Friedrichshainer Seite von der Oberbaumbrücke findet ihr die “East Side Gallery”, die derzeit aufwendig saniert wird.

Verkehrsanbindung: U1 – U-Bhf Warschauer Straße

 




Tresen Test – Heide 11 (mittlerweile geschlossen)

Es war ein sonniger Tag, Schröder und ich streiften gemütlich durch die Hasenheide. Nach einigen Stunden des umherstreunens verstärkte sich das Bedürfnis, sich ein gut gekühltes Kaltgetränk den trocken gelegten Rachen runter zu schütten. Und so begaben wir uns in Richtung Parkausgang um eine geeignete Tränke zu finden. Kurz vor einer kompletten Dehydrierung erblickten wir in der Ferne, auf Kreuzberger Seite, die “Heide 11”. Direkt gegenüber vom Park gelegen mussten wir nur noch die Straße überqueren und schon lag die Oase vor uns. Glücklicherweise waren wir zeitig vor Ort, sodas wir noch ein schattiges Plätzchen ergattern konnten. “Schröder”, dessen Zunge einem 80er Schleifpapier glich, machte sich gleich über die “Tölen-Tanke” her und leerte diese mit einigen Zügen. Kurz danach bog auch Barbara, mit meiner eiskalten Cola in der Hand um die Ecke. Barbara ist täglich von 10 – 16 Uhr die Chefin hinterm Tresen. Alles was und wer danach vorbei schaut, bekommt es mit André und Bärbel zu tun.

Die “Heide 11” ist ein Raucherclub, was soviel heißt: Zutritt erst ab 18 Jahren. Im Sommer, an sonnigen Tagen, wenn die Terrasse aufgebaut ist, werden selbstverständlich auch Familien mit Kindern bedient. Das Stammpublikum besteht überwiegend aus Leuten die ihren Lebensabend genießen und umgangssprachlich als Ruheständler oder Rentner bezeichnet werden. Was aber nicht bedeutet, dass die Arbeit einfacher von der Hand geht. Man könnte Barbara´s Blicke zu diesem Thema so interpretieren: Kleine “Kinder” = kleine Sorgen – große “Kinder” = große Sorgen. Und da hier die Sorgen und Nöte der Gäste Beachtung finden gibt es sogar ein extra tiefergelegtes Pinkelbecken. Was uns eine gute Überleitung zum nächsten Punkt im “Tresen-Test” verschafft: dem Inventar.

Die “Heide 11”, ist eine typische Berliner Kneipe, rustikal eingerichtet und urgemütlich. Und genauso ist auch die Atmosphäre ruhig und gemütlich geht es hier zu. Zudem bietet die Kneipe mit ihren 75m² ausreichend Platz für Feierlichkeiten wie Hochzeiten und Geburtstage. Wem also an schönen Tagen die ganztägig Sonnen geflutete Terrasse zu heiß sein sollte, findet ganz sicher einen schönen Platz im Innern. Die musikalische Bandbreite beschränkt sich auf Schlager, Volksmusik und die typischen Gassenhauer der Szene.

Im hauseigenen Veranstaltungskalender findet ihr jeden ersten Freitag im Monat einen Bingo-Abend. Das ist der Abend an dem sich auch jüngere Gäste einfinden um den ein oder anderen Preis abzustauben. Außerdem ist hier auch noch der “Berliner Mopsclub” beheimatet und veranstaltet regel-mäßige Treffen. Da versteht es sich fast von selbst, das auch Barbara eine stolze Besitzerin von drei Möpsen Namens Dorle, Susy und Klein Paula ist.

Und weil es noch so viel mehr über diese Kneipe zu berichten gäbe, dies aber alles gar nicht hier herein passt, gibt es glücklicherweise seit 2004 das Buch “Turbulenzen in der Heide 11”. Darin erfahrt ihr wie alles begann, warum alles so ist wie es ist und vieles mehr.

TIPP: Es gibt 17 Whisky-Sorten.

Preise:
Bier 0,4l 2,40 €
Cola 0,2l 1,60 €
Weizen 2,90 €
Schnäpse 1,50 € – 1,80 €

Heide 11
Hasenheide 11
10967 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag – Samstag 10.00 – ? Uhr
Sonntag 14.00 – ? Uhr

Verkehrsanbindung:
U8 oder Bus bis U-Bhf Hermannplatz

Prost & Gute Laune

Olly & Schröder

Nachtrag zum Bericht: Die Kneipe wurde mittlerweile geschlossen.

 




Das Baerwaldbad und seine Geschichte

Vielen Kreuzbergern ist das Baerwaldbad in der Baerwaldstraße im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gut bekannt. Sie lernten dort Schwimmen, betrieben Vereinssport, nutzten die Wannen- und Brausebäder, ließen sich medizinisch behandeln (Lichttherapie, Massagen) oder entspannten sich im römischen Dampfbad.

In der stetig wachsenden Industriemetropole Berlin, mit ihren engen Mietskasernen, mit schlechter sanitärer Ausstattung (keine Badezimmer, Toilette für mehrere Mietparteien, überbelegte Wohnungen) wurde um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert der Ruf nach öffentlichen Bädern – sogenannten Volksbädern – laut.

Oskar Lassar, (*11. Januar 1849 †21. Dezember 1907) Dermatologe in Berlin forderte schon 1877: “Jedem Deutschen einmal in der Woche ein Bad”. So wurde Stadtbaurat Ludwig Ernst Emil Hoffmann (*30. Juli 1852 †11. November 1932) beauftragt, insgesamt vier Volksbäder zu errichten. Das Baerwaldbad ist das einzige der vier Bäder, das heute noch in Betrieb ist.

Mit der Planung und dem Bau wurde – zeitgleich mit der Gemeindeschule Wilmsstraße 10 (heute Bürgermeister-Herz-Schule) und der von Paul Schröder entworfenen Apostolischen Kirche – 1898 begonnen. 1901 konnte es eröffnet werden. Das Gebäude ist an den Stil der italienischen Hochrenaissance angelehnt. Eher untypisch für römische oder florentinische Paläste ist jedoch das Zwischengeschoss mit seinen kleinen Fensteröffnungen, hinter denen sich die Kabinen für die Wannenbäder verbergen. Das Bad erfreute sich regen Zuspruchs, so dass schon 1913-1917 auf der Blockecke ein Erweiterungsbau mit einer zweiten Schwimmhalle errichtet wurde. Jetzt war gleichzeitiges Damen- und Herrenschwimmen möglich. Die Fassade des zweiten Gebäudes führt den Stil des ersten fort, wurde – aus Kostengründen – jedoch schlichter gehalten.

Im zweiten Weltkrieg wurde die jüngere Halle durch Fliegerbomben fast völlig zerstört und 1953-1955 vom Hochbauamt des Bezirksamtes Kreuzberg wiederaufgebaut, wobei das äußere Erscheinungsbild wieder hergestellt wurde. Im Inneren entstand eine Halle im Stil der 50er Jahre. In den folgenden Jahren wurde das Bad durch die “Berliner Bäderbetriebe” bewirtschaftet, einzelne Abteilungen nach und nach stillgelegt. Seit 1998 fand nur noch Schul- und Vereins-schwimmen statt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts drohte das völlige Aus. Mitglieder der Kreuzberger Schwimmvereine wollten das nicht hinnehmen und gründeten das Projekt Baerwaldbad, sowie den Verein TSB e.V. , welcher als Pächter auftrat.

Seit 2002 können auch – an einigen Tagen – die Bürger wieder schwimmen gehen. Ansonsten ist das Bad dem Schul- und Vereinssport vorbehalten.

2006 wurden die Wannen- und Brauseabteilungen entkernt und seit August 2007 engagiert sich Zukunftsbau gGmbH mit den Projekten “XENOBau” und “Lernen, Bauen, Ausstellen” als Beschäftigungsprojekte. Hier wurden die beiden Treppenhäuser im “alten” Bad in enger Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt restauriert, fehlende Türen zu den Treppenhäusern nach historischem Vorbild in Kooperation mit einem Handwerksbetrieb wiederhergestellt und die nicht mehr vorhandenen Umkleidekabinen in der Schwimmhalle nach Fotos von 1901 nachgebaut. Ziel der Projekte ist neben kultureller und interkultureller Bildung und fachlicher Qualifizierung, die berufliche Qualifizierung und Berufsvorbereitung, ab September 2009 voraussichtlich auch die Berufsausbildung zum Bauten- und Objektbeschichter, sowie Ausbaufacharbeiter für benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene. Hierfür wird in den Räumen der ehemaligen Wannenbäder eine Lehrwerkstatt eingerichtet.

Die nächste angestrebte Baumaßnahme ist die Sanierung der Tonnendecke in der Schwimmhalle. Hier bröckelt der Putz. Da während der Bauarbeiten der Badebetrieb weitergehen muss, benötigen wir ein aufwändiges Gerüst, welches mit ca. 40.000 Euro zu Buche schlägt. Des weiteren bedarf das Dach einer dringenden Reparatur. Es ist geplant, die Fassade und das Foyer zu sanieren und langfristig die entkernten Räume der Wannenbäder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Deshalb suchen wir dringend Spender/Sponsoren, welche uns mit Sach- oder Geldspenden unter die Arme greifen. Näheres zu den Projekten, schon fertig gestellten Arbeiten, Badekultur etc. kann man unter: www.xenobau-baerwaldbad.de nachlesen.

Ab 27.Mai ist im Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg im 1. Stock eine Ausstellung mit sechs Schautafeln über unsere Projekte zu sehen.

Für Öffnungszeiten, angebotene Kurse, etc.: www.baerwaldbad.de




So etwas hat es früher nicht gegeben – Neues von unserem Trend Scout (Der Bierdosenhalter)

Wieso in die Ferne schreiten, wenn das Gute liegt so nah”, oder wie war das? Für unseren heutigen Gegenstand trifft das voll und ganz zu. Ich schlenderte wie so oft durch die Straßen Kreuzbergs und schaute hier und schaute dort. Ging mal da hin und mal woanders, suchte hier und da, drehte mich im Kreis für eine neue Orientierung. Hä, was? Blödsinn.

Ich lief also die Straße entlang und was ich suchte wusste ich wie immer selbst nicht, ich war mir nur ganz sicher, das da draußen etwas war, das auf seine Entdeckung durch mich wartete. Und so stapfte ich tapfer weiter durch die winterliche Straßenlandschaft und suchte und suchte. Und kurz bevor ich mich damit abfinden wollte mal wieder einen Tag erfolglos zu beenden, zog es mich wie von Geisterhand geführt in die Skalitzer Straße 80 und in den dort ansässigen Laden von `Maggus`, das Eskalibur. Der Shop liegt auf der Mitte zwischen Köpenicker – und Falckenstein Straße. Und um es weltoffen zu formulieren, ein “all what you need”-Shop für Punks und Vinyl Freaks. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten das dieser Laden sämtliche Dinge die man zum überleben benötigt, bereit hält. Seien es Artikel für Raucher wie Blättchen oder das ein oder andere schöne Rauchgerät, T-Shirts für jeden Anlass und wie bereits erwähnt ein umfangreiches Angebot an Musik die entweder auf Vinyl oder CD gepresst ist.

Dazu kommen ausgefallene Schmuckkreationen und Unikate wie z. B. einen aus Metall gefertigten und in einem skurrilen Stil zusammen geschweißter Gitarrenständer. Und eben genau in diesem ganzen Angebot an überlebenswichtigen Dingen stand dann das Objekt meiner Begierde. Ein Bierdosenhalter.Jetzt sagt ihr ganz sicher: Ein Bierdosenhalter? Das soll was Neues und verrücktes sein?” Und ich in meiner verantwortungsvollen Position als Trend Scout sage euch: “JA! Und vergesst bloß alles bisher da gewesene.” Denn hier kommt wider das Titelthema ins Spiel: weil so einen Dosenhalter hat es früher wirklich noch nicht gegeben. Das ist nicht irgendein Bierdosenhalter sondern: DER BIERDOSENHALTER nur für echte Kerle. Nun ja, gut Frauen können das Ding, auch tragen.

Aber jetzt mal zu den Details und den Technischen Daten: Der Bierdosenhalter ist 13 cm hoch und besitzt einen Innendurchmesser von 6,6 cm, er ist somit für alle handelsüblichen Getränkedosen wie auch Flaschen bis zu einer maximal Füllmenge von einem halben Liter geeignet. Zudem ist dieser Bierdosenhalter dank eines exakt berechneten Styroporkühlsystems für die Wärme- sowie Kältespeicherung gleichermaßen geeignet. Selbstverständlich ist der Bierdosenhalter auch sicher verschließbar, so das man auch andere Dinge wie z. B. Wertgegenstände sicher in ihm verstauen kann. Zudem gibt es ihn in verschiedenen Designs, wobei es das Ursprungsdesign ist das meine Aufmerksamkeit weckte.

Der Körper des Bierdosenhalters, ist eingefasst in den abgetrennten Schaft eines aus-rangierten Straßen- und Kampf erprobten, aus robustem Leder bestehendem, Springerstiefel. Der nachbearbeitete Schaft des Stiefels ermöglicht zudem die sichere Befestigung an einem Gürtel. Eine aufwendige Verarbeitung und liebevolle Handarbeit lassen diesen Bierdosenhalter zu einem echten Kreuzberger Unikat werden der seines gleichen sucht. Und da von der Idee bis zur Fertigung alles aus einer Hand kommt, entsteht ein unglaublich günstiger Verkaufspreis von 4 € bis ca. 10 €. Ein weiterer Punkt den das Ganze einzigartig werden lässt, ist der Vertriebsweg. Denn es gibt diesen Bierdosenhalter ausschließlich hier im Eskalibur.

Aber denkt daran: Nix für Weicheier!!!

So, nun begebe ich mich wieder in die weite Welt auf die Suche nach Neuigkeiten und Trends von denen wir dann in der nächsten Ausgabe wieder einmal sagen können: “So etwas hat es früher nicht gegeben”.

Euer Trend Scout




Der Touri Tipp – Thema: Geschichte (Synagoge)

Der “Touri-Tipp” – Thema: Geschichte möchte euch einen Ort näher bringen, dem heute nur noch wenig Beachtung dafür um so mehr Bewachung zuteil wird. Die ehemalige orthodoxe Synagoge der jüdischen Gemeinde zu Berlin am ehemaligen Kottbusser Ufer dem heutigen Fraenkel-Ufer.

Das nach den Plänen des bekannten Architekten Alexander Beer und von der jüdischen Gemeinde errichtete Gebäude wurde in einer nur 3- jährigen Bauzeit (1913-1916) fertig gestellt. Es war seinerzeit eine von damals zwei Kreuzberger Synagogen.

In neoklassizistischem Stil errichtet, war sie mit ihren imposanten Ausmaßen zugleich eine der großen jüdischen Gotteshäuser in Berlin und bot nach seiner Fertigstellung im Jahre 1916, zweitausend Gläubigen Platz.

In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde das Inventar mitsamt dem Gotteshaus von Nationalsozialisten und Anwohnern zerstört beziehungsweise angezündet und verbrannt. Womit eine weitere Nutzung im eigentlichen Sinne völlig ausgeschlossen war. Das damals ursprünglich als Wochentagssynagoge, Jugendgebetshaus und Verwaltungsgebäude geplante, in unmittelbarer Nähe zur Synagoge errichtete und bis heute erhaltene Gemeindezentrum war von 1938 bis 1942 die einzige Möglichkeit einen, wenn auch sehr beengten, Gottesdienst abzuhalten.

Die Nationalsozialisten beschlagnahmten die Gebäude 1942 um sie für Ihre Zwecke zu missbrauchen. Wie zum Beispiel die Lagerung von jüdischen Eigentums bis zu dessen Versteigerung und die Unterstellung von Militärfahrzeugen. Nach Kriegsende und einigen Aufräum- und Reparaturarbeiten konnten die verbliebenen jüdischen Bürger der Stadt bereits im September 1945 wieder Gottesdienste im Gemeindezentrum abgehalten. Die Ruine des im Krieg noch zusätzlich durch Sprengbombem zerstörten Haupthauses der Synagoge wurde Mitte der 50´er Jahren abgetragen.

Das Bezirksamt von Kreuzberg installierte 1988 einen Gedenkstein an der Stelle wo sich der südwestlichste Punkt der Synagoge befand, der damalige Standort der Synagoge ist heute eine öffentliche Grünanlage und mit etwas Phantasie lässt sich noch erahnen wie imposant das Gebäude seinerzeit war. Das mit unzähligen Kameras und unsichtbaren Sicherheitsleuten schwer bewachte Gemeindezentrum dient heute als Synagoge. Weitere Informationen und Bilder stehen euch in detaillierter Form auf einer Tafel gegenüber der Synagoge, am Uferstreifen und der oben bereits erwähnten Gedenktafel zur Verfügung.

Eine direkte Verkehrsanbindung besteht nicht, aber vom U-Bhf Kottbusser Tor

(U1) oder vom U-Bhf Schönleinstr (U8) sind es lediglich 10 Minuten Fußweg bis dorthin.




Hurra, hurra der Karneval ist da – Vom 29. Mai bis zum 1. Juni 2009

Es ist wieder einmal soweit. Ein Jahr ist um und der Karneval der Kulturen steht vor der Tür. Grund genug für uns, in einem kleinen Vorabbericht die wichtigsten Informationen zum Karneval aufzuführen. Mit seinen vielen verschiedenen Facetten bildet er den alljährlichen Höhepunkt für die Representation der verschiedenen Kulturen in unserer Stadt. Mit dem Straßenfest für Groß und Klein beginnt am 29. Mai der kulturelle Höhepunkt des Jahres 2009. Mit kulinarischen Spezialitäten aus aller Herren Länder, zahlreichen Händlern die ihre Waren feilbieten und einem unschlagbaren Kinder-Programm mit Hexen, Puppenspielern und vielen interessanten Überraschungen haben sich die Veranstalter des KdK wieder einmal selbst übertroffen. Sie haben wie jedes Jahr weder Kosten noch Mühen gescheut um uns ein paar schöne Tage zu bescheren. Seit Ende Februar ist die Bewerbung für die zahlreichen Verkaufsstände für die Händler abgeschlossen und auch das Booking für die Shows auf den vier verschiedenen Bühnen ist beendet. Jeder der eine positve Antwort auf seine Bewerbung bekommen hat oder in das Bühnenprogramm aufgenommen wurde befindet sich seit dem im Ausnahmezustand.

Wie wir in Erfahrung bringen konnten, sind einige fleißige Helferlein schon bei der Arbeit um rechtzeitig fertig zu werden. Andere wiederum stecken noch in den Vorbereitungsmaßnahmen und versorgen sich mit dem nötigen Material Versorgen oder verhandeln mit den Sponsoren um einen noch pompöseren Wagen gestalten zu können. Neben einer schier endlosen Fahrzeugkolonne, die sich am Umzugstag, dem 31. Mai, durch den Kiez schlängeln wird, werden sich etwa 4000 aktive Teilnehmer in über 100 verschiedenen Gruppen die Ehre geben.

Mit verschiedenen Darbietungen aus den jeweiligen Herkunftsländern bringen sie uns die weite Welt direkt vor die Haustür. Auch diese Gruppen und Künstler haben bereits ihre Vorbereitungen begonnen, so dass wenn es darauf ankommt, die Band im Takt bleibt, die Tänzer Ihre Choreograpien beherrschen und bei den Akrobaten jeder Handgriff sitzt.

Wie jedes Jahr erwartet die Veranstalter ein rege Anteilnahme der Bevölkerung. Und somit dürften sich wieder annähernd bis zu 1,5 Mio. Menschen bei dieser feucht-fröhlichen Veranstaltung einfinden. Damit auch alles friedlich bleibt und wir alle ein schönes Wochenende in Erinnerung behalten, ist natürlich auch die Polizei in ausreichender Stärke präsent. Selbstverständlich bin ich auch vor Ort und werde dann in der nächsten Ausgabe von Der Kreuzberger in einem Nachbericht Bilanz ziehen. Natürlich angereichert mit Fotos von lustigen Kiezeanern und anderen Bewohnern dieser Stadt. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen und den Bühnenshows entnehmt ihr bitte dem KdK-Programmheft das in allen gutsortierten Theaterkassen und in der ein oder anderen Location für euch bereit liegt oder unter: www.karneval-berlin.de

Straßenfest

vom 29. Mai bis 01. Juni
Fr. : 16.00 – 24.00 Uhr
Sa. & So.: 11.00 – 24.00 Uhr
Mo. : 11.00 – 19.00 Uhr
Umzug am 31. Mai
von 12.30 – 21.30 Uhr
(alle Angaben ohne Gewähr)

Anfahrt mit der U6: U-Bhf. Hallesches Tor oder
U6 + U7 :U-Bhf. Mehringdamm

Nachdem ich euch mit den wichtigsten Eckdaten versorgt habe, bleibt mir nichts anderes mehr übrig als euch ein schönes verlängertes Party-Wochenende zu wünschen.

Und auch den zahlreichen Akteuren wünschen wir viel Spaß, gutes Gelingen der einstudierten Vorführungen und jede Menge Applaus als Dankeschön und Anerkennung ihrer dargebotenen Leistungen.




Tresen Test – Konrad Tönz

Heute begebe ich mich incognito in die, auch über Kreuzberger Grenzen hinaus, allseit bekannte Bar “Konrad Tönz”. Sie liegt zentral im Wrangelkiez in der Falckensteinstraße und ist eine der alt- eingesessensten ihrer Art. Zur kurz gehaltenen Geschichte des Etablissements: den Laden gibt´s schon urlange, mindestens so lang, wie die Haare von dem stets freundlichen Barchef hinter dem Tresen, der übrigends Jens heißt. Die Bar ist benannt nach dem Schweizer Fernsehmoderatoren, eben dem Konrad Tönz, bekannt aus der TV-Sendung “XY-ungelöst”. Ansonsten ist noch wichtig zu wissen … bla bla bla ….

So,  jetzt mal auf den Zapfhahn gefühlt: sobald die Tür hinter einem ins Schloss fällt und man dem schummrig düsteren Licht ausgesetzt ist und sich die Musik vollends um einen hüllt, fühlt man sich um 40 Jahre zurückversetzt. Ein Flair das sich zum niederlassen auf einem der urgemütlichen Sessel einlädt. Damit ich aber noch ein paar Insider Infos über den Laden bekomme, wähle ich einen nachschubsicheren Platz am Tresen. Das Publikum gehört eindeutig den Geburtenjahrgängen 1970 und weit darunter an, womit schon mal geklärt wäre dass, 18- jährige, pöbelnde Komasäufer nicht zu den gern gesehenen Gästen zählen.

Und das ist auch gut so.

Da ich in den letzten Jahren dazu übergegangen bin, mich von alkoholischen Getränken fern zu halten, nippe ich an meiner Afri-Cola und entnehme dem zufriedenen Gesicht meines Tresennachbarn, daß das Bier zu schmecken scheint. Ein zusätzliches Grinsen bekommt man beim Blick auf die Getränkekarte, Afri-Cola für 2 €, der Einstiegspreis beim Bier liegt ebenfalls bei 2 €, die diversen Longdrinks sind für 5 € zu haben und eine nicht zu erwartende Auswahl von fünfzig !!! alkoholischen und nicht-alkoholischen Cocktails gibt es schon ab 3,20 €.

Ein schier unerschöpfliches Repertoire an DJ´s sorgt für eine enorme Bandbreite an Musikrichtungen wie Soul, Blues, Rock, Punk, Disco, Schlager und jeder Menge mehr, sodass nun wirklich für jeden etwas dabei ist. Also alles in allem eine sehr schöne und originelle Kneipe mit Wohnzimmer-Atmosphäre, in der man gemütlich sein Bier trinken oder aber auch mal mit einer schwungvollen 70´er Party den Bären tanzen lassen kann. Den aktuellen Veranstaltungskalender sowie weitere Informationen zur Location findet ihr auf der hauseigenen Internetseite.

Konrad Tönz
Falckensteinstraße 30
10997 Berlin
Öffnungszeiten: Di.-So. ab 21:00 Uhr
Montags Ruhetag
Online: www.konradtoenzbar.de

Preise
Afri-Cola 2 €
Bier ab 2 €
Longdrinks 5 €
Wein ab 3,20 €