Vorwort: Wir sind die Lobbyisten
Das neue Jahr beginnt, wie das alte aufgehört hat. Mit dieser Aussage zum 1. Januar lehne ich mich weit aus dem Fenster und sage voraus, dass sich auch in Zukunft nichts an den demokratendiktatorischen Zuständen in diesem Land ändern wird – oder glaubt daran wirklich noch jemand? Von daher bin ich mir sicher, dass dieses Pack, das auf dem Bundespresseball vereint feierte, auch in diesem Jahr wieder einige Überraschungen für uns bereit halten wird. Im Zusammenhang mit dem Bundespresseball frage ich mich jedes Jahr erneut: »Wo zum Henker sind all die Selbstmordattentäter, Terroristen und sonstig politisch motivierten Personenkreise, die nach dem Leben der Reichen und Mächtigen trachten, wenn man sie mal bräuchte?« Aber es wird wohl für immer (m)ein Traum bleiben, eines schönen Morgens zu erwachen und in den Nachrichten die frohe Botschaft zu vernehmen, dass diese Bande von Volksverrätern, Sklaventreibern und Medienvertreter unvorhergesehen aus dem Leben gerissen wurde – verdient hätten sie es.
Jedoch wir sind nicht ganz unschuldig an der Situation. Was nicht heißen soll, dass sich einer von uns unter das Gesindel beim Bundespresseball hätte mischen und unter dem Ruf: »Für Opposition, Volk und Vaterland« den Auslöser betätigen sollen, der alle Anwesenden zu Verwesenden gemacht hätte. Aber wir sind die Lobbyisten, wir sind es, die mit unserer Stimmabgabe bei der Wahl und der protestlosen Hinnahme der großen Koalition den wi(e)dergewählten Politikern eine Lobby verschaffen. Eine Lobby, die sie dazu berechtigt in unserem Namen Entscheidungen zu treffen, die wider dem Willen des Volkes sind und sein werden. Diese Lobby reichte Ronald Pofalla (CDU) jedoch nicht aus und so wechselte er von der einen Seite zur anderen. Doch was die Medien zu Hatz veranlasst und die Bürger erzürnt, gehört in den USA zum Alltagsgeschäft. Dass die Medien Pofalla dem Volk zum Fraß vorwerfen, sollte uns jedoch nachdenklich stimmen. Was hat er getan? Welcher Fehler ist ihm unterlaufen? War es gar kein Fehler sondern nur Gier? Egal! Egal kann es uns auch sein, dass Pofalla die Seiten gewechselt hat. Den weder in seiner Position als Kanzleramtsminister war er auf der Seite des Volkes noch in Zukunft im Vorstand der Bahn wird er sich auf dessen Seite befinden.
Egal sollte es uns jedoch nicht sein, das durch die Wahl auch Gerda Hasselfeldt (CSU) eine Lobby erhalten hat und es sich nicht nehmen lässt, als eine der letzten in das Horn derer zu blasen, die vor der aufkommende »Armutsintegration« aus Bulgarien und Rumänien warnen. Fast schon flehend äußert Hasselfeldt, dass es bei der zu erwartenden Zuwanderung von Rumänen und Bulgaren nicht zum Missbrauch von Sozialleistungen kommen möge. Scheinheilige Schla….nge, hätte ich doch fast Schlampe geschrieben. Die Tatsache des volkseigen geschaffenen Lobbyismus basiert jedoch auf dem von Staat und Wirtschaft gefördertem Delirium, in dem sich die Bevölkerung befindet. In einem Delirium, gefangen zwischen Arbeit, Familie, der Wahrung des Ansehens und auf der Suche nach dem eigenen Ich – hin und her gerissen zwischen der Verzweiflung des Alltag und dessen Bewältigung und der Hoffnung geschwängerten Motivation, dieser alltäglich zu bewältigenden Verzweiflung eines Tages entfliehen zu können, fällt es schwer sich mit einer Politik zu befassen, die selbst von ihren Vertretern in ihrer Gänze kaum erfasst, gar verstanden wird. Unter diesen Umständen soll das Volk in der Lage sein eine verantwortungsvolle Entscheidung für das Land zu treffen!?
Auf ein neues Jahr… – Olly und das Kreuzberger-Team