Woher der Wind weht – Die Gleichgültigkeit
Ein Thema, für dessen Abhandlung es keinen besseren Zeitpunkt als den jetzigen geben kann. Das Fass ist voll und somit kurz vor dem überlaufen. In Japan fliegen uns die Atomreaktoren um die Ohren, in Nordafrika begehren die Völker auf und fordern ihre (Menschen)Rechte ein, die Wirtschaft dümpelt vor sich hin, marode Staaten hängen am Finanztropf der europäischen Staatengemeinschaft und Tag ein Tag aus werden wir von unseren Politikern belogen, betrogen und mit Heuchelei überzogen. Hier und da zetteln verschiedene Interessengemeinschaften und Staatenbündnisse einen Krieg an um die gesellschaftliche Ordnung wieder herzu- stellen.
Und wir? Wir sitzen gleichgültig vor dem Fernseher und schauen uns die Nachrichten an, lesen gleichgültig den Zeitungsbericht um danach die Hände in den Schoss zu legen und die Umstände in der Welt mit den Worten: “so ist es nun mal“ hinzunehmen.
Wie ich dazu komme und mir anmaße diesen Umstand anzuprangern? Ganz einfach. Weil immer mehr Leute, ihrem Umfeld und somit auch mir, ihre Lebensweisheiten aufdrängen („Ich kaufe nur „Fair Trade – Produkte“, „Ich bin Mitglied bei LPG“), im Gegenzug aber andere Missstände gleichgültig ausblenden und gar nicht begriffen haben, das sie längst Teil des großen Ganzen geworden sind und den unverbrauchten Blick von außen auf das Problem verloren haben.
Jeder schreit nämlich nur dann auf, wenn es ihn und sein persönliches Umfeld berührt oder es in seinem Interesse liegt. Siehe die, wegen der Katastrophe in Japan, stattfindenden Anti – Atomkraft – Kundgebungen. Immer muss erst etwas passieren, immer müssen Menschen krepieren damit die „Überlebenden“ sich informieren, kapieren und reagieren. Dann stehen die Leute plötzlich in Formation bereit und skandieren ihre Sprüche in den Straßen: auf dem Kopfsteinpflaster, das von indischen Kinderhänden zurecht gemeißelt wurde. In der Jacke aus China, die zum Schutz vor Insektenbefall während des langen Transports mit etlichen umwelt- und gesundheitsschädlichen Giften behandelt und somit verseucht wurde. In dem T-Shirt, das mit ebenfalls Umwelt verschmutzend und gesundheitsschädlichen Chemikalien gefärbt wurde. In den Socken, die aus gentechnisch veränderter Baumwolle, hergestellt wurden. In der Jeans die unter Menschen verachtensten Arbeitsbedingungen gefertigt wurde und in ihren gefälschten, aber dafür billigeren Markenschuhen. Sie saufen den Kaffee der von 8- jährigen Erntehelfern aus Guatemala kilometerweit den Berg herunter-geschleppt wurde um ihn auf die bereitstehenden LKW´s zu verladen. Dazu noch ein Schokoriegel mit der guten Kakaobohne aus Afrika, ebenfalls von Kinderhänden gepflückt und halten das Plakat in die Luft für dessen Herstellung der Südamerikanische Regenwald abgeholzt wurde. Wenn man sich dann noch einige der Freizeitdemonstranten anschaut wird einem schlagartig bewusst das mit diesen Leuten keine Revolution zu gewinnen ist. Es finden sich unter den „Revoluzzern“ Neu – Ökos, die die gegen alles außer sich selbst sind und die Katharina Schulze Windscheid´s aus Zehlendorf die noch eher vom Blasen als vom Tuten Ahnung haben und die mit ihrer dumm naiven Art den friedlichen Protest forden. Bullenscheiße. Ich könnte kotzen.
In ihrem Kampf für ihre Sache blenden sie Missstände in anderen Bereichen völlig aus oder begrenzen ihre Aktivität auf den Zeitraum in dem es schick ist in Lichterketten Anti-Atomkraft-Ketten, Gegen Fremdenfeindlichkeits-Ketten und den zahlreichen anderen Menschenketten zu stehen. Mir kommt´s schon wieder hoch. Interessiert denn noch irgendeinen die Aufnahme der Ölförderung in der Tiefsee oder gar in der Bucht von Mexiko? Interessiert irgendeinen noch ob und wohin die Dioxin verseuchten Eier vom Markt verschwunden sind und ob der Umstand der Tierfutterverseuchung wirklich beigelegt ist? Interessiert irgendeinen die Überfischung der Weltmeere? Interessiert irgendeinen der Gehalt von gentechnisch veränderten Zutaten im Essen? Interessiert es irgendeinen wie viel Energie in Form von Wasser und Treibstoff benötigt wird um 1 Liter Rapsöl, das bei der Herstellung von BIO – Sprit verwendet wird, zu erhalten? Interessiert es irgend einen das Menschen für ein paar Cent 16 Stunden und mehr am Tag arbeiten, damit wir uns in den Konsumtempeln, berauscht von unserem üppigen Mindestlohn, noch alle die Dinge leisten können, die wir zum (über-)Leben benötigen? Interessiert es irgendeinen das in Kanada Bienenvölker ausgestorben sind und somit die gesamte Landwirtschaft in Gefahr ist? Wir stolpern von einem Skandal in den nächsten und merken dabei nicht das die Summe der Skandale eine Katastrophe ist. Keiner sieht das Ganze, sondern betrachtet nur die für ihn wichtigen Ereignisse.
Wenn ich höre das der Verkauf von Anti – Atomkraft – Aufklebern in den Tagen vor den großen bundesweiten Kundgebungen von 30 Stück am Tag auf 800 – 1000 Stück angestiegen ist, kenne ich schon mal einen Nutznießer der Katastrophe und der daraus resultierenden Anti – Atom Stimmung! Wo sind hier die Leute die sonst immer und überall ihr Maul aufreißenund „Kommerzgeier“ schreien? Dieses wird zudem durch Aussagen von Politikern, nach dem Stimmenverlust bei den Wahlen in Baden Württemberg und Rheinland Pfalz, wie: “Fukushima kam uns dazwischen“ bekräftigt (Ohhh, was für ein Pech aber auch das die Wähler zum falschen Zeitpunkt das richtige tun). Zudem bestätigt dies zusätzlich meine hier aufgestellte und sicherlich provokante These. Und es geht noch provokanter: Unterstützt diejenigen die eure Zukunft und die eurer Kinder und Enkelkinder mit aktiven Aktionen versuchen zu retten. Spendet es den Leuten die zu den weltweit stattfindenden Treffen der politischen Elite reisen und für unsere Rechte und unsere Freiheit ihre eigenen auf´s Spiel setzten. Wo euch die Partei-spenden hinführen bekommt ihr gerade zu spüren. Der Schwarze Block und ähnliche Gruppierungen würden sich über die Aufbesserung der Reisekasse oder eine „Gerichtskostenbeihilfe“ zu den anfallenden Kosten der durch den Widerstand entstandenen Verfahren freuen (Auf Wunsch stellt der Kreuzberger den Kontakt zu den Spendenempfängern her oder leitet eine Spende, wenn erwünscht, anonym und vertraulich an den/die Empfänger weiter).
Die Gleichgültigkeit beinhaltet zudem einen weiteren Punkt der es den Leuten an den Schalthebeln der Macht einfach macht uns zu beherrschen. Die Kurzlebigkeit der Nicht-Gleichgültigkeit. Oder anders formuliert. Die Kurzlebigkeit des Interesses an der Abschaffung von Missständen aus denen eine große Menge an Katastrophen und Ungerechtigkeiten resultieren.
Ich schreibe darüber mit der Hoffnung nicht der Einzige mit dem Wissen um diesen Umstand zu sein, habe aber gleichzeitig das Wissen darum, das sich viel zu wenige auch nur eine Sekunde mit diesem Thema ernsthaft auseinandergesetzt zu haben scheinen. Was diesem Bericht eine zusätzliche Rechtfertigung gibt. Denn anderenfalls müssten wir bereits die gleichen revolutionären Umstände im eigenen Land haben, wie wir sie derzeit auf dem gesamten Nord Afrikanischen Kontinent vorbildlich vorfinden. Aber hierzulande? Nix, absolut rein gar nix!
Keiner scheint zu hinterfragen warum wir Staatsschulden machen müssen, Keiner fragt warum die jährliche Staatsschulden von 1950 10 Milliarden DM auf heutzutage 1.998 Milliarden Euro (Quelle: Bund der Steuerzahler Deutschland e. V.) gestiegen sind. Keiner fragt wo die Kohle bleibt und wie ganze Staaten in den Ruin getrieben werden können. Keiner schreit auf wenn Politiker heute so reden und morgen so handeln. Keiner wundert sich das ein EU-Parlament existiert, das keiner von uns je gewählt hat. Keiner geht für den Irak auf die Straße, wenn die Besatzer des Landes ihren Atommüll in Form von Uran verseuchter Munition und Raketen über den Köpfen der Bewohner abladen und somit Land und Leute der totalen Verseuchung und dem qualvollen Tod ausgesetzt werden. Keiner (auch nicht die weltweit agierenden Frauenrechtlerinnen) fragt warum, und ich frage mich gleichzeitig, wo ist Frau Schwarzer wenn, orthodoxe Juden in Israel den Frauen per Gesetz verbieten in Bussen des öffentlichen Personen Nahverkehrs vorne zwischen den männlichen Fahrgästen zu sitzen. Keiner fragt wo und wie die preisgünstigen Güter des täglichen Bedarfs hergestellt werden.
Wenn wir also wirklich so mitmenschlich denken würden wie es die meisten immer vorgeben zu tun, dann würden wir erst einmal zusehen das ALLE Menschen auf dieser Welt einen einigermaßen gleichwertigen Lebensstandart besitzen und uns dann um die örtlichen und nur einen kleinen Teil der Menschheit betreffenden Probleme kümmern. Wie kann man ein schnödes Problem wie den Fluglärm rund um den BBI – Flughafen massivst bekämpfen, aber die lebensbedrohlichen und verachtenden Lebensumstände von über 5 Milliarden Menschen außer Acht lassen?
Allein bei dem Kauf von beschissenen Hühnereiern achtet jeder darauf das es glückliche, in Freilandhaltung lebende Hühner sind, die diese Eier auf die Welt gebracht haben. Aber nach dem Sonntäglichen Frühstück (mit Freilandhaltungsei) geht es mit der ganzen Familie in den Zoo oder in den Tierpark um sich Tiere in Gefangenschaft anzuschauen. Beim Fleisch legen die meisten zwei, drei Euro mehr auf den Tisch um eine bessere Qualität zu erhalten und um ihr Gewissen mit der Hoffnung auf einen glimpflichen Tod des Tieres zu beruhigen.
Daher mein Aufruf: Tut endlich jeden Tag etwas gegen diese verdammte Gleichgültigkeit gegenüber den Missständen in dieser Welt. Nicht nur am Wochenende wenn es sich zeitlich gerade so einrichten lässt. Tut es deutlich, setzt Zeichen und habt am Ende auch den Arsch in der Hose dafür mit allen Konsequenzen einzustehen. Denn nur diese Konsequenz hilft den Betroffenen. Damit ich hier nicht nur als Pöbel – Penner in Erscheinung trete, der außer ein paar mehr oder weniger gute Worte niederzuschrei-ben, nichts zu tun hat, möchte ich an die-ser Stelle erwähnen, dass da wo es mein Arbeitsalltag zulässt, persönlich mit vor Ort stehe und demonstriere. Ansonsten arbeite ich jede freie Minute an der Recherche, Verarbeitung, Weiterleitung und Veröffentlichung von Informationen, von denen (leider) nur ein kleiner Teil im Kreuzberger abgedruckt werden kann. Somit, denke ich trage, ich einen Teil für ein friedliches, aufgeklärtes und respektvolles Gemeinschaftsleben bei.
Wie bereits auch in dem Pilot-Bericht zum Jahresthema, biete ich jeder/m an, mitzuwirken wenn es darum geht mit dieser Zeitung wissenswertes zu verbreiten und/oder Themen vorzustellen die hier und da dem ein oder anderen die Augen öffnen.
Mit dieser Hoffnung, Augen zu öffnen, warte ich weiterhin sehnsüchtig auf den Tag an dem es über die Lautsprecher der Radios schallt: „Guten Tag meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich begrüße sie zu der Wiederaufnahme des Sendebetriebes vom Sender – „Freies Berlin“. Diesmal befreit von Volksverrat, Wahlbetrug und Korruption. Leider waren einige Kollateralschäden unter den Regierenden und Industriellen zu beklagen. Ansonsten ist die Zivilbevölkerung wohl auf und genießt ihre neu gewonnene Freiheit. In diesem Sinne wünsche ich ihnen einen erfolgreichen Tag. Und nun zum Wetter….“.
Nachtrag zum Bericht: Auf Grund der aktuellen Lage, habe ich einige Pöbeleien aus dem Text entfernt, um folgende von mir vor Wochen aufgestellte These, die sich dieser Tage bewahrheitet, kund zu tun. Wir haben den 09.04.´11 und Fukushima rückt in den Nachrichten immer weiter nach hinten. Nur ein Nachbeben vermochte es Japan erneut Aufmerksamkeit zukommen zu lassen die es eigentlich immer noch haben müsste.