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Monat: November 2013 - Der Kreuzberger

Ausgabe 27

Titelthema: Terroristen als Beifang – Rundumüberwachung (1/2)
Weitere Themen: T.E.K. Jugendladen kämpft ums Überleben / Horch & Guck –
Onkel Horch / Nicht nur für Kinder – Märchenklassiker der Brüder Grimm / Touri-Tipp –
Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park / Woher der Wind weht – Schwarzbuch 2013 / Neues aus dem Kiez
Mathilde-Zimmer-Stiftung e.V. / Literatur Rezension – »Das Mesa Projekt« von Johannes Hucke / Leserbrief:
Paradiesische Ausgangslage für Investoren / Kurz Gesagtes –  Bemerkt von bookfield / Tresen-Test – Das »Thomas-Eck« in Charlottenburg / Ollys Kommentar – Einbürgerung und Asylpolitik / Wenn’s um die Wurst geht – Alanya bietet tierische Service-Innovation

Hier geht es zur PDF-Ausgabe Nr. 27




Wenn’s um die Wurst geht – Alanya bietet mit der Hundetoilette tierische Service-Innovation

Nachdem ich vor Jahren das erste Mal in der Türkei war, um dem Gerücht: »Döner macht schöner – mit einem Dönerteller geht´s schneller« auf den Grund zu gehen, war ich diesmal in Alanya, um meine Freunde, die Mut-Brüder zu besuchen und gemeinsam mit ihnen die Trends des Morgenlandes zu ergründen.

Ich hatte mich gerade in meinem Hotelzimmer eingerichtet, als es an der Tür klopfte. Verwundert darüber, wer so kurz nach meiner Ankunft schon von meiner Anwesenheit wusste und sich zu Besuch einlud, öffnete ich die Tür. Der Grund meiner Reise stand vor mir. Genauer gesagt waren es drei Gründe: Machmut, Unmut und Mitmut – die Mut-Brüder. Freudig fielen wir uns zur Begrüßung in die Arme.

Kurz darauf befanden wir uns in dem Gewimmel von Alanya. Die Stadt kann auf eine mehr als 2.000-Jährige Geschichte zurückblicken. Dementsprechend abwechslungsreich gestaltet sich das Bild der Stadt, die dem seldschukischen Sultan von Rum Alaeddin Kai Kobad I. ihren ursprünglichen Namen Ala-iye, »Stadt des Ala«, verdankt. Erst Kemal Atatürk gab ihr im Jahr 1933 den heutigen Namen Alanya.

Wir gingen durch die Stadt, an der Alten Stadtmauer mit ihren historischen Türmen entlang bis zum Hafen. Wir liefen hier und liefen dort und schauten an manch verwegenen Ort, aber so richtig wollte meine Trendscout-Spürnase keine Fährte nach einer versteckten und neuen Innovation auf dem Markt oder wie man in der Türkei sagt »Bazar« aufnehmen.

»Hm, dass sieht nicht gut aus. Wir sind nun schon stundenlang unterwegs, aber einen interessanten Trend habe ich noch nicht gefunden. So langsam geht´s um die Wurst.« Noch wusste ich nicht, wie sehr sich meine Worte im weiteren Verlauf des Tages bewahrheiten sollten. Mitmut erwiderte: »Immer löcker vom Höcker wie das arabische Kamel sagen würde«, und wollte mir damit ganz offensichtlich Mut machen. Ich jedoch hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, noch einen für Kreuzberg neuen Trend aufzuspüren, als ein kleiner und völlig zerzauster Hund an uns vorbeilief und einen unweit entfernt von uns stehenden Baum ansteuerte. Er hockte sich hin, verrichtete seine Notdurft, drehte sich um, schüttelte sich kurz und machte sich dann über das bereit gestellte Fressen und Wasser her. Danach verschwand er wieder und zog seiner Wege.

Die drei Mut-Brüder machten sich lustig darüber, wie fasziniert ich dem Hund bei seinem Treiben zugesehen hatte. »Na, noch nie gesehen, wie dem Hund die Wurst kommt?«, scherzte Unmut. Gedankenverloren fragte ich: »Was?« obwohl ich seine Frage verstanden hatte. Aber ich war in Gedanken schon viel weiter. Ich hatte meinen Trend gefunden. Nun galt es die Hintergrundinformationen zu beschaffen, um euch mit dem nötigen Wissen versorgen zu können.

Meine Nachforschungen ergaben, dass bereits Ende 2010 im Damalatas Abdurrahman Alattinoglu Park die ersten zehn Hundetoiletten installiert wurden. Eine Tatsache, die diesen Trend für morgenländische Verhältnisse alt aussehen lässt, für uns abendländische Kreuzberger jedoch ein Vorbild ist. Es wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, um auf etwa vier Quadratmetern alles bereitzustellen, was das Hundeherz begehrt. Die öffentliche »Bedürfnisanstalt« für Hunde ist mit Holz umrahmt und mit feinem Sand aufgefüllt. Am Rand steht ein Wassernapf und ein gefüllter Fressnapf, beide aus Metall. Daneben steht ein Mülleimer für die mit den Hinterlassenschaften des Hundes gefüllten Hundekotbeutel bereit.

Während in anderen Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Spanien ein Hundeleben keinen Knochen wert ist, versucht die Stadtverwaltung von Alanya die Straßenhunde gesellschaftlich zu integrieren anstatt zu eliminieren. Die Stadtverwaltung hofft mit der Installation von Hundetoiletten den Umfang der Reinigung von Straßen und Parkanlagen minimieren zu können. Ob dies gelungen ist, konnte ich in der kurzen Zeit meines Aufenthaltes bei den zuständigen Stellen nicht in Erfahrung bringen.

Als wir am Abend zusammensaßen und den Tag ausklingen ließen, kamen wir erneut auf die Hundetoiletten zu sprechen und Mitmut sagte: »So etwas hat es früher nicht gegeben!«

Euer Trend Scout

 




Ollys Kommentar – Einbürgerung und Asylpolitik

Berlin ist Berlin. Hip, lebendig, international, eine Hauptstadt, eine Metropole. Alle Welt schaut nach Berlin. Nicht zuletzt wegen seiner Vielfalt. JedeR vierte BerlinerIn hat einen Migrationshintergrund. Menschen aus aller Welt besuchen Berlin, immer mehr ziehen dauerhaft hierher. Und sie sollen bleiben.

Mit dieser, sich weltoffen präsentierenden Einleitung wird man auf der Kampagnen-Seite www.einbuergerung-jetzt.de begrüßt, die von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen ins Leben gerufen wurde. Die Senatsverwaltung will damit BürgerInnen nicht deutscher Herkunft animieren, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Sie wirbt damit, dass wer »in Deutschland lebt, hier zur Schule geht, studiert, arbeitet und Steuern zahlt« auch »mitentscheiden und mitgestalten« soll. Die Senatsverwaltung weist darauf hin, dass nur die Einbürgerung die staatsbürgerlichen Rechte und einen umfassenden Schutz des Staates garantiert und vergisst nicht im gleichen Absatz auf das Wahlrecht hinzuweisen. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass der deutsche Pass viele Türen öffne, »vor allem in Europa«, »denn er ist nicht einfach nur ein deutscher Pass, sondern auch ein europäischer«, was noch mehr Chancen bedeute und zudem die Möglichkeit böte, im europäischen Wirtschaftsraum uneingeschränkt studieren und arbeiten zu können.

Es ist ein Schlag in die Fresse der Flüchtlinge, die ihre Flucht überlebt haben und für ihren Verbleib im sicheren Europa kämpfen müssen und verteilt Hohn und Spott über die mindestens 17.000 Toten, die in den vergangenen Jahren aus dem Mittelmeer geborgen wurden. Man kann gar nicht so viel fressen, wie man angesichts dieser Heuchel-Kampagne kotzen könnte. Während hierzulande, genauso wie in anderen europäischen Städten gönnerhaft um die rechtsstaatliche, nicht jedoch um die gesellschaftliche »Anerkennung« von Menschen nicht europäischer Herkunft geworben wird, sterben diese auf der Flucht vor sozialer Armut. Bis zum heutigen Tag winden sich die, scheinheilig um Einbürgerung bemühten Staaten darum eine Lösung für die Probleme herbeizuführen. Dafür gibt es Beileidsbekundungen die niemandem helfen. Das Volk steht klein, dumm und stumm daneben und sieht mut- wie machtlos zu, wie Menschen, die nur Aufgrund unseres Handelns zu Flüchtlingen geworden sind sterben – wenn wir auch nur stellvertretend für die Konzerne zur Verantwortung gezogen werden können.

Ebenso lächerlich und unglaubwürdig machen sich die Bundes- und Landesregierungen bei der Aufnahme von syrischen Kriegsflüchtlingen. Über sechs Millionen Menschen sind auf der Flucht, von denen 5.000, zusätzlich zu den bereits seit 2011 eingereisten 15.000 Syrern, in Deutschland Zuflucht finden sollen. Eine Zahl, die angesichts der zirka 730.000 von Libanon aufgenommenen Syrer geradezu lächerlich ist.

Den bereits in Deutschland lebenden Syrern wurde das Angebot unterbreitet, ihre Angehörigen aufnehmen zu dürfen. Die Freude war groß, bis sie das Kleingedruckte gelesen hatten. Darin steht unter anderem, dass sie eine Bürgschaft für die Familienangehörigen übernehmen müssen. In Baden-Württemberg müssen 3.100 Euro, in Niedersachsen 2.300 Euro monatlicher Verdienst nachgewiesen werden können, um die Einreisegenehmigung für die Angehörigen zu erhalten. Frust und Ohnmacht macht sich unter den Syrern breit angesichts dieser Farce mit der die Bundesregierung ihre Unglaubwürdigkeit erneut untermauert.

Geschrieben von Oliver Jung




Das »Thomas-Eck« Typisch Berlin – kühles Bier, deftige Mahlzeiten und ein freundliches Wort

Nach einer weitestgehend ausgeheilten Zahn Operation und der daraus resultierenden einwöchigen Ernährung mit Tomatensuppe und darin aufgeweichtem Toastbrot, stand die erste feste Nahrung auf dem Plan. Doch da gab zwei Probleme: Ich hatte keine Lust zu kochen und meine durchaus charmante Freundin wollte mit mir den Verkaufsoffenen Sonntag für eine kleine, aber aus ihrer Sicht dringend notwendige Einkaufstour nutzen. Da ich noch ein Geburtstagsgeschenk besorgen musste, willigte ich ein mitzukommen.

Eine halbe Stunde später standen wir in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg. Dank meiner miesen Laune, die zum einen von der bereits erwähnten einwöchigen und einseitigen Ernährung sowie dem unbändigen Appetit auf feste Nahrung hervorgerufen wurde, beschränkte sich die Einkaufstour auf das nur wirklich dringend Notwendigste. Mit dem Geld, das am Ende noch in den Taschen knisterte, hoffte ich, noch irgendwo einen Tisch für zwei Personen mit guter Hausmannskost decken lassen zu können.

Bereits vor Jahren hatte der Wirt meiner ehemaligen Stammkneipe, dem »Alt-Berlin« am Kaiserdamm, ein weiteres Lokal in der Pestalozzistraße in unmittelbarer Nähe zur Wilmerstorfer Straße übernommen. Des Öfteren bin ich früher daran vorbeigekommen ohne jedoch jemals die Zeit gehabt zu haben, mich auf ein kühles Blondes einzulassen. Nun, da ich keinen Alkohol mehr trinke, war es dafür zu spät (dachte ich), aber da war ja noch der Hunger der befriedigt werden wollte. So gingen wir die paar Meter hinüber zur Pestalozzistraße Ecke Krumme Straße und siehe da, dort war es, das »Thomas Eck«.

Das Thomas Eck bietet alles, »was eine typische Berliner Eckkneipe ausmacht, ein kühles Bier, eine deftige Mahlzeit und ein freundliches Wort«. Das, was die Internetseite verspricht, wurde, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge erfüllt. Denn obwohl die zwei Bedienungen alle Hände voll zu tun hatten, die Tische nach dem augenscheinlich vorangegangenen Ansturm wieder herzurichten, wurden wir von Britta freundlich begrüßt.

Wir suchten uns an dem milden Nachmittag einen Platz im Freien. Meine Freundin, bestellte sich einen Elsässer Flammkuchen mit magerem Speck, Zwiebeln und Sahne (6,50 Euro) und dazu einen Riesling (0,2l 2,85 Euro). Ich hoffte auf die gute Arbeit meiner Zahnärztin und orderte mit dem »Großen Wiener Schnitzel« eine »deftige Mahlzeit«. Und um meinen Beziehungspflichten nachkommen zu können, das Wiener Schnitzel »Hamburger Art« mit zwei Spiegeleiern (8,80 Euro). Nach zehn Minuten stand das Essen auf dem Tisch, unter den wir unsere Füße gestellt hatten.

Der Flammkuchen sah gut aus und war laut der Kritik meiner Freundin auch genauso lecker. Mein großes Schnitzel sind genau genommen zwei fast Tellergroße Schnitzel gewesen, die mit Bratkartoffeln unterfüttert waren und auf der Stelle, wo der Teller noch die Möglichkeit gehabt hätte zum Vorschein zu kommen, lag Krautsalat. Der Haken an der Sache war, anstatt der Spiegeleier, wurden Champignons in Sahnesoße serviert.

Während wir dort saßen und aßen, sah ich immer wieder Gäste, die sich mit dem Taxi direkt vor die Kneipe fahren ließen, um aus dem Auto direkt in die Kneipen »einzufallen«. Das Ambiente der Kneipe entspricht wie das Angebot, einer typischen Berliner Eckkneipe. Die Gäste bestehen aus dem, für Charlottenburger Verhältnisse, typischen Szenepublikum, das vom Alter jenseits der 50 Jahre liegt und der gutbürgerlichen Mittelschicht zugerechnet werden kann. Da die musikalische Untermalung den Berliner Radiosendern überlassen wird, umfasst sie die gesamte Bandbreite der Kunst: Schlager, Pop und Rock.

Nachdem die Teller restlos geleert waren und wir uns satt und zufrieden zurückgelehnt hatten, überkam mich ein unbändiger Durst auf ein »kühles Bier« und so bestellte ich nach mehrjähriger Abstinenz ein »Kölsch« (0,2 1,55 Euro). Nachdem dieses in einem Zug geleert war, stand ich unmittelbar danach am Tresen und bat um Nachschub.

Als das letzte Bier getrunken, die letzte Zigarette geraucht war und die Rechnung vor uns lag, stellte sich meinerseits, beim Blick auf den zu zahlenden Betrag von 22,85 Euro, vollends Zufriedenheit ein.

All jenen, denen in absehbarer Zukunft eine größere Familienfeier ins Haus steht und abzusehen ist, dass die eigenen vier Wände dem zu erwartenden Ansturm der Gäste nicht gewachsen sind, ist folgender Tipp die Lösung: Das Thomas-Eck bietet für Feierlichkeiten jeder Art bis zu 100 Personen Platz.

Neben dem á la Carte-Essen bietet das Thomas-Eck ein ständig wechselndes Angebot. Freitags ist »XXL-Schnitzel-Tag«. Aber auch an allen anderen Tagen gibt es deftige und leckere Hausmannskost, ganz nach dem Motto: Futtern wie bei Muttern.

Wer Durst auf ein kühles Bier und Hunger auf eine deftige Mahlzeit bekommen hat und in geselliger Runde sitzen möchte:

 

Thomas-Eck

Pestalozzistraße 25, 10627 Berlin

U-Bahnhof »Wilmersdorfer Straße« (U7)

Öffnungszeiten: tgl. von 9:00 bis 2:00 Uhr

www.thomaseck-berlin.de

Geschrieben von Oliver Jung




Machtlose Opposition

Die Wahl ist vorbei und es scheint auf eine Große Koalition hinauszulaufen. Im Schatten dieser Wahl tritt jedoch ein Problem auf: Die verfassungsrechtlich verankerte parlamentarische Oppositionsfunktion droht faktisch verloren zu gehen. Denn die Opposition benötigt 25% der Abgeordneten, um Einspruchsmöglichkeiten gegenüber der Regierung einleiten zu können. Dazu zählen Normenkontrollklagen (Klagen beim Verfassungsgericht, bei denen die Rechtmäßigkeit eines Gesetzes Gegenstand der Klage ist), sowie öffentliche Anhörungen und die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses.

Falls es zu einer großen Koalition kommt besitzt sie knapp 80% der Stimmen, die Opposition bliebe somit unter der Sperrklausel von 25%. Das könnte zur Folge haben, dass die Regierung Gesetze, auch am Grundgesetz vorbei, erlassen kann ohne das Einspruchsmöglichkeiten bestehen. So könnten zum Beispiel, wie bei der NSU- oder der Eurohawk-Affäre keine Untersuchungsausschüsse eingeleitet werden. Dies würde den Werten einer Demokratie komplett entgegenstehen und sie von jeglicher parlamentarischer Kontrolle befreien.

Welche Folgen solche ein Machtpotenzial hätte, kann sich jeder selbst ausmalen, nur demokratisch wäre es nicht mehr. Eine Lösung wäre: Die SPD, die Grünen und die Linke beschließen mit ihrer Mehrheit eine Absenkung der Sperrklausel. Falls dies nicht geschieht, dürfte keine Partei, die sich demokratisch nennt, eine Koalition eingehen, die diese Kontrollfunktion außer Kraft setzt. Somit bliebe nur eine tolerierte Minderheitsregierung. Bei 5 Stimmen, die die CDU benötigt, um eine Mehrheit herzustellen, wäre dies doch mal eine demokratische Herausforderung und würde den Willen der Wähler wohl am besten repräsentieren. Doch die Eier besitzt die SPD natürlich nicht und somit fällt mir nur der alte Spruch ein: Wer hat uns verraten… und alle…!

Geschrieben von Bookfield




Leserbrief Paradiesische Ausgangslage für Investoren

Berlin war zwar arm aber sexy – nun sterben die Berliner Kieze aus. Erst herrschten jahrelang typisch Berliner Verwahrlosung und sogar ein Ehrenmord war 2012 im Kiez zwischen Stresemannstraße, Bernburger- und Köthener Straße möglich. Nun ziehen seit spätestens Anfang 2013 auch hier die Global Player durch den Kiez und gentrifiezieren was das Zeug hält zu Gunsten versprochener Renditen an die Auftraggeber. Noch schnell vor der Gesetztenänderung zur Kappungsgrenze wurden erste Mieterhöhungen verschickt. Mann weiß offenbar immer, was wo und wann hinter den Kulissen läuft, hat seine Netzwerke und Lobbyisten am Hof der Bundesregierung oder beim Senat.

So wundert es kaum, dass die wohl letzten Filetstücke mit ehemaligen Sozialwohnungen in der Nähe zum Potsdamer Platz zum Ziel von Immobilienplanern wurden, die »Großes« vor haben. Tagsüber waren die Parkplätze hier seit einigen Jahren bereits heiß umkämpft wegen der letzten parkscheinfreien Zone im Umkreis von mehreren Kilometern. Erst in der Nacht wurde am tatsächlichen Autoparkbedarf noch sichtbar, dies war bisher eine Lebenszone, wo Menschen mit niedrigem Einkommen und eher wenigen eigenen Fahrzeugen wohnten. Es gab Parkplätze ohne Ende! Diese Zeiten aber sind wohl in Kürze endgültig vorbei. Aus einer »Turmstraße« soll eine »Schlossstraße« gemacht werden, geht es nach den aktuellen Investoren.

Die Nähe zum Potsdamer Platz, aber vor allem das Versagen des Berliner Senats im Punkto Anschlussfinanzierung von sozialem Wohnungsbau bot und bietet Investoren paradiesische Ausgangslagen in Berlin, weil die zumeist noch geringen Mieten im Verhältnis zu den deutschen Hochburgen, richtig aufgestockt werden können und alle 15 Monate automatisch um das Maximum (immerhin nur noch 15% in Berlin) steigen sollen. Modernisierungen die zwar den so genannten Wohnwert steigern sollen, dem Mietern aber tatsächlich nur wenig bis keinen Nutzen bringen, sind da noch nicht mit einbezogen aber eben gesetzlich zulässig. Und als ob das noch nicht reicht, soll der Mieter solchen gesetzlich bereits erzwungen Modernisierungen auch noch zustimmen! Das ist absurd. Mieten von gleichgroßen und ausgestatteten Wohnungen vertriebener Mieter im Viertel stiegen bei Neuvermietungen bereits um 100 %. Von durchschnittlich 5 Euro auf 10 Euro pro qm Fläche. Die Auswirkungen auf den nächsten Mietspiegel kennt dann jeder. Alte Mieter werden derzeit mit dem Maximum an Mieterhöhung und Modernisierungen sowie Klagen überzogen, wenn Sie nicht spuren wie das die neuen Vermieter wollen. Berlin war arm aber sexy; inzwischen ist es ein Disneyland für Touristen und die viel geschundenen Schwaben, zumindest im historischen Kernbereich der ehemaligen Berliner Mauer. Aber auch Münchner Global Immobilien Firmen und ihre Berliner Ableger haben sich längst aufgemacht, um mitzumischen im großen Immobiliengeschäft in Berlin. Hier ist noch richtig Luft nach oben, meint man dort. Und die vielen gut verdienenden Bediensteten der Institutionen von Bund, Ländern usw. wollen auch möglichst nah am Puls der Stadt wohnen und daran teilhaben. Nun nutzen die ganz kreativen neuen Global Player den Standort auch noch als historische Kulisse für Touristen und potentielle Neumieter, werben damit in Wohnungsangeboten, obwohl die Mauer mindestens 300 m entfernt in anderer Straßenverlaufsrichtung verlief. Ahnungslose Berlin-Besucher aus aller Welt glauben sich an der Ecke Bernburger/Köthener Straße auf einer ehemaligen Grenzstraße und staunen nicht schlecht, wenn man ihnen mitteilt, dies sei falsch.

Die Berliner Senatpolitik ist aufgefordert, denn auch dafür sind die politischen Vertreter aller politischen Parteien gewählt worden, den Kiez auch hier im kleinen Kiezeck zwischen Deutschlandhaus, Potsdamer Platz und Berliner Bunkermuseum vor einer zum Teil aggressiven Überformung der bisherigen Mieterstruktur zu schützen. Wo sind denn die Kinder hin, die bis letzten Sommer auf dem Spielplatz hinterm Haus spielten. Man hört sie nicht mehr. Wo sind die vielen Familien geblieben, vor allem aber die Mirganten? Und wo bleiben unsere Werte, die so sehr auf Menschenwürde und Menschenrechte fixiert sind, besonders, wenn es andere betrifft?

Wir alle sind aufgefordert, auch vor der eigenen Haustür zu kehren, unsere Hausaufgaben zu machen und den Alt-Berlinern Wohn- und Lebensraum zu ermöglichen ohne ständige Angst vor unbezahlbaren Mieten. Vermieter dürfen und sollen verdienen, auch, weil sie mit der Vermietung ihrer Immobilie Verantwortung übernehmen für andere. Aber es kann nicht sein, dass Berlin zum Spielplatz nationaler und internationaler Investoren wird, die sich nicht offen zeigen und stattdessen Anwaltsbüros vorschicken, um ökonomisch alles herauszuholen, was »gesetzlich« zulässig ist. Weder Miethaie noch Mietnomaden sind die Lösung.

Geschrieben von Dr. Henning Pietzsch

 




»Das Mesa Projekt« – Das neue Buch von Johannes Hucke in Rezension

Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse präsentiert der Info Verlag aus Karlsruhe in der Reihe Lindemanns Bibliothek ein neues Buch seines Bestseller-Hausautors Johannes Hucke, den Berlin-Spanien-Weinkrimi »Das Mesa-Projekt«.

Weinkrimis sind gar nicht so selten: Auf Anhieb findet sich im Internet eine Weinkrimi-Liste mit 20 empfohlenen Titeln, und schon mehrere Krimis des Weinjournalisten Johannes Hucke sind im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.

Huckes neuer, mittlerweile neunter Krimi spielt hauptsächlich in Spanien, dem Anbaugebiet des Mesa-Weines, und in Kreuzberg. Wegen ihrer Beziehungen zum dortigen Weinfachandel geraten die Romanheldin, eine junge, unbedarfte Weinliebhaberin, und mehrere Berliner Fachverkäufer völlig unerwartet zwischen die Fronten einer Weinbauerndynastie und einer kriminellen Organisation.

Nach mehreren Überfällen auf Weinhandlungen kommt es zu einer wilden Treibjagd bis nach Spanien und zurück, die sehr spannend und anschaulich beschrieben ist. Dabei bleibt sogar noch Raum und Zeit für gehaltvolle lyrische Einschübe (zitiert wird Luis de Góngara y Argote, 1561-1627) und zum Blickwechsel auf Land und Leute und den landestypischen spanischen Wein – der unglaublich bekömmlich sein muss, weil die Fliehenden ihren Flüssigkeitsbedarf ausschließlich damit decken. Auf nüchternen Magen, ohne negative Folgen für das Durchhalte- und Denkvermögen!

Schon bald (auf Seite 26 von 227) stellt sich die Frage, ob ein Wein so gut sein kann, dass er zur Gefahr für die Menschheit wird. Diese Frage bleibt ungeklärt. Aber alle anderen Fäden des geschickt konzipierten Romans werden rechtzeitig entwirrt und lassen einen zufriedenen Leser zurück.

Info: Mesa-Weine gibt es wirklich, wobei davon im Alltag außer bei hemmungslos übermäßigem Genuss ganz sicher keine Gefahr für die Menschheit ausgeht. Vino de Mesa ist die Bezeichnung für spanischen Tafelwein aus der Mesata, dem kastilischen Hochland, der aus verschiedenen Rebsorten gewonnen wird, wobei das Ergebnis bei entsprechender Sortenauswahl sehr hochwertig sein kann.

»Das Mesa Projekt«
Paperback, 232 Seiten
ISBN 978-3-88190-742-2
Lindesmanns Bibliothek, Bd. 198
Preis 13,80 Euro

Geschrieben von Jutta Wunderlich




Woher der Wind Weht Schwarzbuch 2013 – Strafen für Steuerverschwendung

Auch in diesem Jahr überrascht uns das Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler Deutschland e.V. wieder mit amüsanten aber auch schockierenden Fällen von Steuerverschwendung durch Bund und Länder. Der Blick fällt dabei nicht nur auf Großprojekte wie den Flughafen BER, sondern regelmäßig auch kleinere Fälle von Verschwendung. Unnötige Politikerreisen, überflüssige Gutachten und unsinnige oder überteuerte Anschaffungen zeugen ebenso von mangelnder Sparsamkeit. Erstmals wurde die Frage aufgeworfen, ob der verantwortungslose Umgang mit dem Geld der Bürger unter Strafe gestellt werden soll.

Der Bundesrechnungshof sowie die Landesrechnungshöfe rügen regelmäßig den sorglosen Umgang mit öffentlichen Geldern. Der Chef des Bundesrechnungshofs, Dieter Engels, hatte bereits im Frühjahr 2013 das Einsparungspotenzial allein beim Bund auf 25 Milliarden Euro veranschlagt.

Der Bund der Steuerzahler hatte deshalb vorgeschlagen, zum bestehenden Untreueparagraf ein Haushaltsuntreueparagraf ins Strafgesetzbuch aufzunehmen. Außerdem plädiert der Verband dafür, eine unterlassene Ausschreibung künftig als Ordnungswidrigkeit zu ahnden und die Arbeit der Rechnungshöfe und -ämter zu stärken. Mit gleichen Rechten und Pflichten wie die Finanzämter ausgestattet, müssten die Prüfer aufgedeckte Fälle von Verschwendung der Staatsanwaltschaft anzeigen, die dann wiederum über eine Anklageerhebung entscheidet. In besonders schweren Fällen sollte Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafen verhängt werden dürfen, fordert der Steuerzahlerbund. »Denn unterschiedliche Maßstäbe bei der Sanktionierung von Steuerhinterziehung einerseits und Steuergeldverschwendung andererseits sind weder aus subjektiver Sicht der Steuerzahler noch aus objektiver rechtsstaatlicher Sicht hinnehmbar.«, sagt Reiner Holznagel, Präsident des Bundes.

Wie sollte es anders sein, lehnen das jedoch 70 Prozent der Abgeordneten im Bundestags mit Argumenten, wie »Es gibt schon genug Kontrollen, außerdem könne man ohnehin nur schwer feststellen, wann etwas Verschwendung sei.« oder »die Abwahl eines Politikers sei Strafe genug« ab. Einzig die Linke hat sich dafür ausgesprochen.

 

Hier einige Beispiele dafür, wie leicht sich Geld ausgeben lässt, wenn es nicht das eigene ist.

Flughafen BER

Das dickste Ei zuerst: Der Hauptstadtflughafen fördert immer neue Planungs- und Baufehler zu Tage. Die Mehrkosten durch die ständige Verschiebung der Eröffnung werden auf rund 35 Mio. Euro pro Monat geschätzt. Die Plankosten von 2,4 Mrd. Euro werden mit zu erwartenden 5 Mrd. Euro bis zur Fertigstellung um mehr als das Doppelte überstiegen.

 

Geister-OP

Im Uniklinikum Düsseldorf wurde vor drei Jahren das Zentrum für Operative Medizin II für deutlich über den Plankosten liegenden 170 Mio. Euro fertiggestellt. Wegen Brandschutzmängeln ist das Gebäude jedoch noch nicht zur Nutzung freigegeben und kostet jährlich rund 2 Mio. Euro nur für Reinigung, Wartung, Heizung, Bewachung etc.

 

Fledermausbrücken

In Biberach wurden Fledermausbrücken errichtet, damit die nachtaktiven Tiere gefahrlos eine Straße überqueren können. Allein die Erfahrung fehlt, ob die Fledermäuse die Brücken nutzen werden. Kosten: 435.000 Euro

 

Schilderwald

Im Tegeler Forst darf nicht gehalten werden. Hier stehen auf 1,6 km 50 Halteverbotsschilder. Unnötige Kosten: rund 5.000 Euro

Mehr Informationen gibt‘s im Internet unter www.schwarzbuch.de. Hier kann das aktuelle Schwarzbuch als PDF heruntergeladen und über eine Strafbewehrung von Steuerverschwendung abgestimmt werden.

Geschieben von Kersten

 




Stadtgeschichte Das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park

Der »Führerbunker« im Zentrum der Stadt wurde zugeschüttet und steht somit nicht mehr als Mahnmal für die vergangene und vergessene Geschichte des Landes zur Verfügung. Über das derzeitige Führerhauptquartier habe ich bereits in der letzten Ausgabe berichtet. Somit ist es an der Zeit über ein Mahnmal zu berichten, das die vergangene und aktuelle Geschichte des Landes gleichermaßen berührt.

Der Treptower Park im Stadtteil Treptow ist das Ziel der geschichtlichen Exkursion. Zwischen der Puschkinallee und der Straße Am Treptower Park gelegen, erstreckt sich der in den Jahren 1876 bis 1888 und nach den Plänen von Gustav Meyer angelegte Park auf einer Gesamtfläche von 88,2 Hektar. Aber nicht der für 1,2 Millionen Goldmark angelegte Park an sich ist das Ziel.

Dort, wo sich früher eine große Spiel- und Sportwiese befand, liegt heute, versteckt im Treptower Park, das Sowjetische Ehrenmal. Es wurde nach dem Ende des 2. Weltkrieges im Auftrag der Sowjetischen Armee errichtet, um den gefallenen Rotarmisten, insbesondere den 80.000 im Kampf um Berlin Gefallenen der Sowjetischen Armee angemessen zu gedenken.

Von den 33 eingereichten Entwürfen wurde ab Juni 1946 der von einem sowjetischen Kollektiv umgesetzt, dem der Architekt Jakow S. Belopolski, der Bildhauer Jewgeni Wutschetitsch, der Maler Alexander A. Gorpenko und die Ingenieurin Sarra S. Walerius vorstanden.

Am 4. Jahrestages des Kriegsendes dem 8. Mai 1949, wurde das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park in Anwesenheit von Otto Grotewohl, Leiter der deutschen Delegation und späteren Ministerpräsident der im selben Jahr gegründeten DDR, eingeweiht. Seine Rede beendete er mit den Worten: »Wir danken der ruhmreichen Sowjetarmee, die uns von der Geißel der Menschheit, dem Faschismus, befreit hat. Das Gelöbnis von Millionen Proletariern lautet in dieser Stunde: Für Demokratie, Frieden und Sozialismus zu kämpfen.«

Betritt man das Ehrenmal, das 7.000 Soldaten als letzte Ruhestätte dient, von der Puschkinallee aus, durchschreitet man einen Triumpbogen aus grauem Granitstein, der zu Ehren der Soldaten die Inschrift trägt: »Die für Freiheit und Unabhängigkeit der sozialistischen Heimat gefallen sind.« Folgt man dem Weg, kommt man zu einem Vorplatz mit der Frauenstatue »Mutter Heimat«, dies für die, um ihre Söhne trauernden Mütter steht. Der von dort aus großzügig angelegte Weg führt direkt zum Hauptfeld der Anlage. Es wird durch zwei, aus rotem Granit bestehenden stilisierten Fahnen markiert, an deren Stirnseiten zwei Skulpturen stehen. Beide Skulpturen zeigen jeweils einen knienden Soldaten mit Maschinengewehr in der Hand, wobei der linke älter und der rechte jünger dargestellt wird. Verfolgt man den Weg weiter, gelangt man zu einer Treppe, die zum symbolischen Gräberfeld hinabführt, das das Zentrum der Anlage bildet.

In der Mitte des Hauptfeldes befinden sich fünf Steinplatten, die jeweils mit einem Lorbeerkranz verziert sind. Links und rechts davon sind, entlang des Weges, jeweils acht Sarkopharge aus Marmor aufgereiht.

Am Ende der Anlage befindet sich der künstlich angelegte Grabhügel, auf dem die, auf zwei konischen Sockeln errichtete 70 Tonnen schwere und 12 Meter hohe Skulptur »Der Befreier« von Jewgeni Wutschetitschi steht. Sie zeigt einen Soldaten, der in der rechten Hand ein Schwert hält, auf dem linken Arm ein Kind trägt und unter dessen Stiefel ein zerborstenes Hakenkreuz zu erkennen ist. Das Kind symbolisiert das Volk, das unter dem Schutz des Retters einer hoffnungsvolleren Zukunft entgegenblicken kann. Unter der Skulptur befindet sich ein Pavillon, in dessen Kuppel sich ein Mosaik mit russischer Inschrift befindet.

Um die Entstehungsgeschichte der Skulptur ranken sich verschiedene Gerüchte. Tatsache ist, dass der sowjetische Soldat Iwan Odartschenko (1926-2013) Modell stand. Einen Zusammenhang mit den ehrenvollen Taten von Sergant Nikolaj Iwanowitsch Massalow (1921-2001), der beim Sturm auf die Reichskanzlei ein kleines Mädchen in Sicherheit gebracht hat oder dem Sowjetsoldaten T. A. Lukjanowitsch, der die Rettung eines kleinen Mädchens mit seinem Leben bezahlt hat und aufgrund dessen je nach Meinung Massalow oder Lukjanowitsch als Helden in der Skulptur verewigt wurden, bestritt Wutschetischi in mehreren Interviews.

Dass jede auch noch so glanzvolle Medaille eine Schattenseite besitzt, zeigt, dass laut der englischsprachigen Fachliteratur Frauen, die die massenhaften sexuellen Gewalttaten, die in der Zeit von 1945/46 von Rotarmisten verübt wurden, miterlebt haben, das Ehrenmal als »Grab des unbekannten Vergewaltigers« bezeichnen.

Neben dem Ehrenmal im Treptower Park gibt es zwei weitere, eines in der Schönholzer Eiche im Stadtteil Pankow und ein weiteres im Stadtteil Tiergarten an der »Straße des 17. Juni« gelegen. Wie auch das Ehrenmal im Treptower Park, dienen auch diese Gedenkstätten gleichzeitig als Friedhof für gefallene Soldaten und sind somit auch Kriegsgräberstätten.

Anfahrt: Die S-Bahn Station »Treptower Park« ist mit den Linien der S8, S9, S41, S42, S85 zu erreichen oder mit den Buslinien 166, 167, 194, 265, 104, 167.

Interessante Orte in der Umgebung: Die »Archenhold Sternwarte«, 1896 errichtet, beherbergt mit dem »Großen Refraktor« das längste bewegliche Fernrohr der Welt.

Geschrieben von Oliver Jung

 




Nicht nur für Kinder – Märchenklassiker der Brüder Grimm

Weihnachtszeit ist Märchenzeit, und 2013 ist Brüder-Grimm-Jahr, weil seit 200 Jahren deren »Kinder- und Hausmärchen« im Handel sind und vor 150 Jahren Jacob Grimm und der viel weniger bekannte Ludwig Emil Grimm, der die Märchensammlung seiner Brüder Jacob und Wilhelm illustriert hat, gestorben sind. Grund genug also, zum Jahresende schnell noch mal die Grimm‘sche Märchensammlung herzusuchen oder eine der kultigen Märchenverfilmungen anzuschauen.

»Kinder brauchen Märchen« – was 171 Jahre später der amerikanische Kinderpsychologe und Psychoanalythiker Bruno Bettelheim ausführlich ein ganzes Buch lang begründet, haben sich die Brüder Grimm wohl auch schon gedacht, als sie sich 1806 an die Fleißarbeit gemacht haben, alle damals bekannten »Kinder- und Hausmärchen« zusammenzutragen. Schließlich haben sie die Erstausgabe der Märchensammlung dem kleinen Sohn ihres Freundes Achim von Armin gewidmet.

In erster Linie war das Ganze allerdings eine Auftragsarbeit mit hohem wissenschaftlichem Anspruch und in der Erstauflage mit entsprechend vielen trockenen sprach- und literaturwissenschaftlichen Ergänzungen. Gleichzeitig war dieser Job den Brüdern Grimm eine Herzensangelegenheit, die überlieferten Erzählungen als »Nationalschatz« für immer zu sichern. Nach sechs Jahren war es soweit. Die erste Ausgabe mit 161 Erzählungen in zwei Bänden kam bei den Lesern allerdings noch nicht so gut an: Kurz vor Beginn der Biedermeierzeit wollten die Menschen nicht so gern wüste Gewaltgeschichten und Abenteuer mit sexuellen Übergriffen (in der Dornröschen-Urfassung vergeht sich zum Beispiel der Prinz erst mal an der schlafenden Prinzessin, bevor er sie wachküsst, und Rapunzel war zum Zeitpunkt ihrer Befreiung längst schwanger, weil sie das Haar öfters mal für vorbeiziehende Prinzen heruntergelassen hatte) hören und lesen.

Da war die von Wilhelm Grimm überarbeitete Neuauflage von 1819 schon eher massentauglich. Wilhelm hatte hier die schlimmsten Grausamkeiten und »moralisch Anstößiges« weggelassen die Handlung allzu langer Geschichten gestrafft und bei diversen Märchen (u.a. Hänsel und Gretel, Schneewittchen) die Schuld am Unglück der Kinder der Stiefmutter gegeben, anstatt der leiblichen Mutter wie im Original. Noch besser ging die abgespeckte Version von 1825 mit 50 handverlesenen Märchen und zusätzlichen romantischen Illustrationen von Emil Ludwig Grimm über den Ladentisch und lag von da an wohl regelmäßig unter dem gerade erst eingeführten Weihnachtsbaum.

Dass die Märchensammlung »Deutscher Kinder- und Hausmärchen« nicht noch viel schmaler geworden ist, ist Jacob Grimm zu verdanken, der kein Problem damit hatte, Märchen aus anderen Ländern »einzubürgern«. Trotz der Liebe zu seinem Heimatland hat er alle Völker und Kulturen geachtet und geschätzt und daraus jeweils das Beste für sich und seine Märchensammlung bezogen. (Auch der gerade erwähnte, scheinbar typisch deutsche Weihnachtsbaum wurde übrigens nicht in Deutschland erfunden, sondern kam auf Umwegen in die deutschen Wohnzimmer. In Elsass stand er schon eher in den Stuben.) Ohnehin ist die Urheberschaft der Volksmärchen oft ganz schwierig zuzuordnen, und einzelne Motive gehen auf mittelalterliche Sagen zurück. Aus Italien stammen jedenfalls so bekannte Märchen wie »Tischleindeckdich«, »Rapunzel«, »Der gestiefelte Kater«, »Aschenputtel«, »Schneewittchen« und »Dornröschen«, wobei die vier Letzteren erst ins Französische übersetzt und in Frankreich weitererzählt wurden. Außerdem kamen Märchen aus »1001 Nacht« durch französische Übersetzer nach Europa, und Rotkäppchen (Le Petit Chaperon rouge) ist von Haus aus Französin.

Von »Frau Holle« lässt sich überhaupt nur sicher sagen, dass es sich um eine europäische Sagengestalt handelt. Auch die Herkunft von Hänsel und Gretel ist nicht zweifelsfrei zu klären, laut einer Anmerkung von Wilhelm Grimm »nach Erzählungen aus Hessen«. Die Geschichte kursierte aber wohl ebenso schon im Elsaß, in Skandinavien und im Balkan. Aus Hessen, wie die Brüder Grimm selbst, kommt zumindest der »Froschkönig« oder »Froschprinz« (der ursprüngliche Titel »König Froschprinz« wurde erst später in »Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich« umgeändert) und aus Norddeutschland das Märchen »Vom Fischer und seiner Frau« nach einer Aufzeichnung des Malers Philipp Otto Runge, von den Brüdern Grimm aus dem Plattdeutschen übersetzt.

Der Spruch »wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute« trifft nicht nur auf die Märchenheldinnen und – helden zu, sondern ganz besonders auf die Grimm‘schen Märchen an sich. Abgesehen davon, dass schon zahllose Theater- und Filmfassungen gibt, lassen sich immer wieder kreative Köpfe anregen, die alten Geschichten weiter zu erzählen.

Aktuell findet sich im Internet die Ankündigung einer Web-Serie »Die Helden der Gebrüder Grimm«. Die erste Folge handelt vom gar nicht so glücklichen Schneewittchen, das mit dem falschen Prinzen verheiratet werden soll. Man darf gespannt sein, ob sich Schneewittchen schon soweit emanzipiert hat, um sich den Plänen zu widersetzen! Umgekehrt widmet Heinz Rölleke sein Buch »Es war einmal. Die wahren Märchen der Brüder Grimm und wer sie ihnen erzählte« den Original-Überlieferungen und denjenigen, die sie den Brüdern Grimm zugetragen haben. Und für mehr Sex im Märchen ist der Autor, der unter dem Pseudonym Johann Christoph Spielnagel 1982 einen gegen die »sittliche Reinigung der Märchensammlung von Jacob und Wilhelm Grimm« gerichteten erotischen Märchenband, mutmaßlich mit den »erotischen Urfassungen« der berühmtesten Märchen, mit dem anzüglichen Titel »Zauberflöte und Honigtopf« herausgebracht hat.

Auch Wissenschaftler beschäftigen sich weiterhin mit der Wirkung der Märchen. Gerade erst, im 200. Kinder- und Hausmärchen-Jubiläumsjahr, konnte belegt werden, dass Märchen nicht nur für Kinder gut sind, sondern auch für demenzkranke Senioren: Wegen der positiven Assosiationen, weil Märchen das Leben lang im Langzeitgedächtnis verankert bleiben, und der damit verbundenen angenehmen (Kindheits-)Erinnerungen kommt bei den Kranken Stimmung auf.

Jede Menge Erinnerungen an Jakob und Wilhelm Grimm und ihre Märchen findet man in Berlin, nachdem die beiden damals bereits hocherfolgreichen Gelehrten ihre Heimat in Hessen aus politischen Gründen (beide beteiligten sich am Protest der »Göttinger Sieben«, der schief ging und ihnen ihre Professuren kostete) verlassen mussten und 1841 durch Fürsprache des preußischen Königs nach Berlin berufen wurden. Hier haben sie die wichtigste Zeit ihrer Karriere und die restliche Zeit ihres Lebens verbracht, woran das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität erinnert.

Begraben sind Jacob und Wilhelm Grimm und desse Söhnen Rudolf und Hermann auf dem Alten Sankt Matthäus Kirchhof in Schöneberg. In Berlin-Tiergarten, wo Jacob und Wilhelm Grimm gewohnt haben, gibt es die Brüder-Grimm-Gasse und in Lichtenrade und Kreuzberg jeweils eine Grimmstraße und die neue Bibliothek der Humboldt-Uni heißt Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum.

Nach ihren Märchenfiguren sind sogar 44 Straßen und Wege im Stadtgebiet benannt. Im Volkspark Friedrichshain steht der Märchenbrunnen mit Figuren aus neun Grimm‘schen Märchen, ein weiterer Märchenbrunnen in Neukölln, der Gänselieselbrunnen in Wilmersdorf und der Froschkönigbrunnen in Pankow. Auch Kreuzberg hat seinen Froschkönig oder vielmehr Froschprinzen: Der sitzt im U-Bahnhof Prinzenstraße am Bahnsteig Richtung Uhlandstraße auf einer der Dachstreben.

Geschrieben von Jutta Wunderlich




Horch & Guck: Onkel Horch

Horch saß gerade an seinem Schreibtisch und verfasste ein Beobachtungsprotokoll für sein Archiv, als das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab, und sogleich fing die Stimme am anderen Ende an zu reden.

»Horch, komm bitte schnell rüber. Die Polizei ist hier und die wollen Dennis verhaften. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Du musst mir helfen, bitte. Schnell!«

»Bleib ganz ruhig, ich bin sofort bei euch«, antwortete Horch.

Er ließ alles stehen und liegen und machte sich umgehend auf den Weg zu Tina. Tina war eine Schulfreundin von Horch. Von Zeit zu Zeit hatte er sich immer mal wieder um ihren Sohn Dennis gekümmert, wenn Tina, die alleinerziehend war, mal eine Auszeit benötigte. Über die Jahre entwickelte sich so eine freundschaftliches Verhältnis zwischen Dennis und Horch, der für ihn so etwas wie ein Vaterersatz geworden war. Dennis war nun mittlerweile sechzehn Jahre alt und in einem Alter, in dem die meisten Jugendlichen ihren Eltern Probleme bereiten. Das er mal mit einem blauen Auge oder mit einer blutigen Nase nach Hause kam, daran hatte sich Tina bereits gewöhnt. Aber dass er jetzt auch noch die Polizei mitbrachte, die mit einem Durchsuchungsbefehl in der Hand die Wohnung auf den Kopf stellte, war zu viel für sie. Da sie in direkter Nachbarschaft zu Horch wohnte, war dieser innerhalb von ein paar Minuten vor Ort. Mit dem Zweitschlüssel, den Tina für den Notfall bei Horch deponiert hatte, verschaffte sich Horch Zugang zum Haus. Er ging in die zweite Etage hinauf und schloss die Wohnungstür auf, wo die Polizei bereits eifrig damit beschäftigt war, jeden Winkel genau zu durchsuchen.

Sogleich kam einer der Beamten zielstrebig auf Horch zu und fragte ihn: »Wer sind Sie denn? Was machen Sie hier? Wohnen Sie hier?«

Horch schaute den Beamten von oben bis unten an und sagte: »Das Gleiche könnte ich Sie fragen. Wer sind Sie? Und was wollen Sie hier? Dass Sie hier nicht wohnen, weiß ich.«

»Die Fragen stelle ich hier. Sind Sie der Bekannte, den Frau Zimmermann eben angerufen hat?«, fragte der Beamte und Horch antwortete: »Ich glaube Sie stellen ganz schön viele Fragen für jemanden, der mir gegenüber ausweispflichtig ist und mir bis jetzt als unrechtmäßiger Eindringling gegenübersteht. Also wären Sie so freundlich, mir Ihren Dienstausweis zu zeigen, anderenfalls bitte ich Sie, umgehend diese Wohnung zu verlassen«, und zog zeitgleich seinen Ausweis hervor.

Horch wandte sich an Tina und Dennis, die in der Küche saßen und von einem Beamten in Zivil bewacht wurden: »Hallo, ihr beiden, wie geht es euch, alles gut soweit?« Er wandte sich an Tina: »Gib mir bitte mal die Kopie von dem Durchsuchungsbeschluss.«

»Ich habe keine bekommen«, erwiderte Tina.

»Wie? Du hast keine Kopie vom Durchsuchungsbeschluss?«, entrüstete sich Horch und wandte sich wieder dem Beamten zu, der vor ihm stand: »Ist das wahr? Sie haben Frau Zimmermann keine Kopie von dem Durchsuchungsbeschluss ausgehändigt?«

Der Beamte schaute nervös zu seinem Kollegen, der in der Küche den Aufpasser spielte: »Hast du Frau Zimmermann die Kopie vom Durchsuchungsbeschluss ausgehändigt?«

Verlegen schüttelte der Beamte den Kopf.

»Na dann, meine Herren, ist die Durchsuchung hiermit so lange auf Eis gelegt, bis Sie Frau Zimmermann eine Kopie vom Durchsuchungsbeschluss ausgehändigt haben.«

Der Beamte, der vor Horch stand, fragte ungehalten: »Wollen Sie unsere Ermittlungen behindern?«

»Ganz gewiss nicht, ich wende nur das Frau Zimmermann zustehende Recht an, welches Sie mit Füßen treten. Und jetzt könnt ihr euch ganz entspannt hinsetzten und eine Kaffeepause machen, der Einsatz ist fürs Erste stillgelegt.«

»Geben Sie mir doch erst einmal ihren Ausweis«, forderte der Beamte Horch auf.

»Da sagen Sie was. Sie sind mir ebenfalls noch Ihren Ausweis schuldig. Tauschen wir also die Papiere.«

Horch gab dem Beamten seinen Ausweis, und dieser hielt Horch den seinen hin.

»Aha, Herr Hauptkommissar Richter.«

Der Hauptkommissar schaute skeptisch auf Horchs Ausweis und fragte: »Was ist das, wenn ich fragen darf?«

»Mein Ausweis«, erwiderte Horch.

»Der ist doch Marke Eigenbau.«

»Das habe ich schon öfter gehört, aber am Ende war doch alles legitim. Aber bitte, es steht Ihnen frei, die Daten auf dem Ausweis zu überprüfen.«

»Das werde ich auch machen«, unterstrich der Beamte sein Misstrauen gegenüber Horch.

Horch ging zu Tina und Dennis in die Küche und setzte sich zu ihnen an den Tisch.

»So, nun erzähl mal Dennis. Was genau wird dir vorgeworfen?«

»Ach, die behaupten, ich hätte mir unberechtigterweise Zugang zum Rechnersystem vom BND verschafft und mir dabei brisantes Datenmaterial angeeignet.«

Horch war verblüfft: »Was, echt?« und fügte grinsend an »Respekt!«

»Sie sollten den Jungen nicht noch bekräftigen, in dem was er getan hat, das macht die Sache nicht besser«, warf der Beamte ein, der das Trio im Auge behielt.

»Ihr habt doch nur Schiss, dass er irgendwelche Daten hat, die eure Machenschaften aufdecken könnten. Ihr solltet ihm viel lieber dankbar sein. Vielleicht hat er ja, sollte er tatsächlich beim BND herumspioniert haben, noch die versehentlich gelöschten NSU-Daten auf seiner Festplatte gespeichert.«

Der Hauptkommissar wurde sichtlich nervös und fragte einen seiner Kollegen hektisch: »Wo bleibt die Kopie vom Durchsuchungsbeschluss?«

»Stefan müsste gleich mit dem Ding hier sein«, antwortete ihm einer aus der Gruppe.

Horch wandte sich wieder Dennis zu: »Aber zunächst muss dir eins klar sein, bis der Anwalt hier ist, sagst du, außer den Angaben zu deiner Person, kein Wort, verstanden? Nichts, zu niemandem! Und auf jede Frage der Beamten gibst du die gleiche Antwort: Ich verweigere die Aussage. Klar?«

»Ja, klar«, erwiderte Dennis.

Horch wandte sich zu Tina: »Hast du schon einen Anwalt bestellt?«

»Ja, den, von dem du mir damals die Nummer gegeben hast.«

»Dr. Dressler?«, fragte Horch.

»Ja, genau den.«

»Sehr gut, der versteht wenigstens etwas von seiner Arbeit. Nicht wie viele andere Quacksalber, die nur ihre Honorare kassieren, aber keine Leistung erbringen.« Horch drehte sich zu den Beamten: »Da könnten sich die Herren schon einmal warm anziehen. Wenn der auspackt, könnt ihr einpacken. Der haut euch einen Verfahrensfehler nach dem anderen um die Ohren.«

»Ich wette, bis der hier ist, sind wir fertig«, entgegnete ihm einer der Beamten.

»Da setzte ich gegen. Wer auf meine Empfehlung hin anruft, wird bevorzugt behandelt.«

Horch drehte sich wieder zu Tina: »Du hast ihm doch gesagt, dass du von mir kommst?«

»Ja, das habe ich«, erwiderte sie.

»Na dann wird er bald hier sein. Sie haben eh Pause, bis Sie Frau Zimmermann den Durchsuchungsbeschluss in Kopie ausgehändigt haben. Tina, mach den Herren doch mal einen Kaffee, dann wird ihnen die Pause nicht so lang.« Horch wandte sich den Beamten zu: »Die Herren trinken doch Kaffee, oder?«

Einstimmig bejahten die Beamten das Angebot, und Tina machte sich sogleich daran, die Polizisten zu versorgen.

Während sich die Beamten in ihrer Zwangspause bei einem Kaffee angeregt über vergangene Fälle unterhielten, flüsterte Horch zu Dennis: »Hast du das Verschlüsselungsprogramm installiert, was ich dir gegeben habe?«

»Ja, letzte Woche.«

»Na dann lass mich mal machen.«

Horch holte sein Mobiltelefon vor und dank des, von Guck entwickelten Computerprogramms, war er in der Lage, sich von seinem Mobiltelefon aus unauffällig Zugang zu dem Rechner von Dennis zu verschaffen. Ohne, dass es einer der Beamten bemerkte, fuhr Horch den Rechner herunter.

Ein paar Minuten später traf der Beamte mit einer Kopie vom Durchsuchungsbeschluss ein.

»So, Frau Zimmermann, da ist das gute Stück«, und hielt Tina die Kopie vom Durchsuchungsbeschluss hin. »Wir werden dann mal wieder an die Arbeit gehen.

Umgehend machten sich die Beamten daran, die Durchsuchung fortzusetzen. Erstaunt stellten sie fest, dass der Rechner von Dennis, auf dem sie die brisanten Daten vermuteten ausgeschaltet wurde. Empört fragte der Hauptkommissar: »Wer hat den Rechner heruntergefahren?« Er schaute seine Kollegen fragend an. »War das einer von Euch?« Diese jedoch erwiderten die Frage mit einem Kopfschütteln oder Schulterzucken.

»Der Rechner wird sich vermutlich von selbst abgeschaltet haben. Energiesparmodus oder so«, warf Horch grinsend ein.

»Wollen Sie mich verarschen?«, erwiderte der Beamte gereizt.

»Wenn es der Wahrheitsfindung dienlich wäre, ja«, provozierte Horch.

»Scheiße, ich könnte doch glatt wetten, dass der Rechner mit einer Verschlüsselung gesichert ist.«

»Ist er?«, fragte Horch scheinheilig in Dennis´ Richtung der kurz und knapp antwortete: »Ist er«. Der Hauptkommissar fuhr Dennis rüde an: »Wenn Sie sich Ärger ersparen wollen, sollten Sie uns das Kennwort geben. Die Spezialisten aus der EDV-Abteilung knacken das Kennwort sowieso in ein paar Minuten.«

»Das ist doch gelogen!«, warf Horch ein. »Ihre Spezialisten aus der EDV-Abteilung können vielleicht Festplatten rekonstruieren oder die Daten von einem Mobiltelefon sichern, aber an einer Verschlüsselung beißen sie sich die Zähne aus. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Ansonsten würden Sie hier nicht winselnd um das Kennwort bitten, sondern den Rechner einfach mitnehmen.«

Der Beamte schaute zu Dennis. Dieser antwortete ihm selbstsicher: »Ich mache von meinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern.«

»Sehr gute Antwort, mein Junge«, freute sich Horch.

»Dann werde ich mich jetzt mal um Ihren Ausweis kümmern«, versuchte der Beamte nun Horch einzuschüchtern und wedelte mit dem Dokument in der Hand vor dessen Nase herum.

»Tun Sie das, und verbummeln Sie ihn nicht. Das ist ein Unikat.«

»So sieht er auch aus«, erwiderte der Beamte.

Nach ein paar Minuten kam dieser mit dem Ausweis wieder.

»Haben Sie einen Personalausweis?«, fragte er Horch.

»Warum? Stimmt was nicht mit dem Ausweis?«

»Die Zentrale meldet mir zu der Nummer auf dem Ausweis nur einen Sperrvermerk, aber ich würde schon gern wissen, mit wem ich es zu tun habe.«

»Ich würde auch gern so vieles wissen, aber wenn Ihre Kompetenzen nicht ausreichen den Sperrvermerk zu übergehen, wird das wohl seine Gründe haben.«

Wie es weitergeht, erfahrt ihr im Buch ab Seite 63.




Terroristen als Beifang Rundumüberwachung – unser »Supergrundrecht?« (Teil 1)

Folgendes Szenario: Um deine klamme Kasse aufzubessern, hast du ein Zimmer in deiner Wohnung fürs Wochenende an zwei Touristen untervermietet. Als du vom Einkauf zurück kommst, sitzen die beide vor deinem Computer und schauen sich auf der Festplatte um. Als du sie fragst, was sie da machen, meinten sie nur, sie wollten sich nur mal ein Eindruck von dir verschaffen. Nun kannst du dich entscheiden, wie du darauf reagieren willst! Du bist empört, außer dir, wütend? Warum? Habst du etwas zu verbergen? Ach, das ist privat! Ja aber warum bist du dann nicht empört, außer dir und wütend, wenn der Staat oder die Geheimdienste es machen?

Wir müssen uns mit einem Fakt anfreunden, den wir zu gerne Verdrängen würden, wir sind gläsern geworden. Die technischen Möglichkeiten übersteigen schon heute unsere Vorstellungskraft und es wird gespeichert, was möglich ist. Das Internet ist nur ein Teil davon, das Smartphone, TollCollect, Kameras im öffentlichen Raum, etc. alles soll mit einander vernetzt werden. Das perfide ist, dass wir es erst mal nicht mitbekommen, es gibt auch zunächst keine direkten Auswirkungen auf einen selbst. Es wirkt harmlos, doch wenn man sich die Möglichkeiten ansieht, die auf einmal umsetzbar sind, wären Albträume das geringste Problem.

Schon immer wurden falsche Fährten gelegt, um von den eigentlichen Motiven abzulenken. Ein Paradebeispiel dafür ist der letzte Irakkrieg. Als Einstieg baute die USA ein Bedrohungsszenario auf »Saddam hat Massenvernichtungswaffen«, Angst baut sich auf. Dann wird eine Lösung angeboten, »den machen wir platt und alles wird wieder gut!« Hat man seine Handlung als alternativlos etabliert, setzt man sein Ansinnen in die Tat um und schon sind Fakten geschaffen. Heute wissen wir, dass dies eine Lüge war und alle sagen: Wusst´ ich´s doch, es ging ums Öl!

Tja gut geschossen Cowboy, dass Saddam sich von der Ölpreisbindung an dem Dollar lösen wollte, haben nur die wenigsten mitbekommen. Dies hätte nämlich die USA in größte finanzielle Schwierigkeiten gebracht und der schöne ausgehandelte Vertrag mit den Saudis, Öl nur in Dollar zu beziehen wäre ins Wanken geraten. Dass bei dem Kampf gegen Massenvernichtungswaffen von den Amerikanern selbst Massenvernichtungswaffen im großen Stil eingesetzt wurden (Uranbomben), interessierte schon gar keinen mehr. Die Rate von verkrüppelten Kinder, die inzwischen dort auf die Welt kommen, hat sich teilweise um mehr als das zehnfache erhöht, selbst in Gebieten die in keinen Kampfhandlungen verstrickt waren und das nur, weil der Wind ungünstig stand. Soviel zu der Gefahrenanalyse oder besser zu den Nebelkerzen der USA.

Wer nun denkt, dies wäre ein typisch amerikanisches Vorgehen, wird schnell enttäuscht werden, denn bei dem Thema Überwachung sieht es bei uns ähnlich aus. Auch hier wird eine fiktive Bedrohung aufgebaut (Terroristen), um ganz andere Ziele durchzusetzen. Denn eigentlich geht es um »BigData« (Massendaten).

Die ehemalige Mitarbeiterin im US Justizministerium Jesselyn Radack sagte: »Bei der flächendeckenden Rundumüberwachung geht es nicht um Strafverfolgung, es geht um die Kontrolle der Bevölkerung«. Genau hier sind wir auf der richtigen Fährte. Denn was ist BigData? Es ist der Vorsatz der Komplettüberwachung von Politik, Militär, Wirtschaft und Bevölkerung.

Solch einen Anspruch an eine Gesellschaft findet sich nur in totalitären Systemen wieder, doch genau diese Politik betreiben deutsche Innenminister seit Jahren. Terroristen sind nur der Beifang bei diesem Vorhaben, gemeint bist DU! Mit ECHELON hörten die USA in Bad Aibling (Bayern), einer der größten Lauschposten der Welt, seit 1971 im großen Stil alles ab, was möglich war (»Echelon hört ungefiltert den gesamten eMail-, Telefon-,Fax- und Telexverkehr ab, der weltweit über Satelliten weitergeleitet wird« Quelle: Verfassungsschutz Baden Württemberg. 1998). Als die Kritik immer lauter wurde, geschahen die Ereignisse am 11.9.2001 und alle Kritiker verstummten.

Man sollte noch wissen, dass die NSA die Abhörstation in Bad Aibling dem BND übergeben hat, natürlich mit den gleichen technischen Möglichkeiten. ELENA ging am 1. Januar 2010 an den Start und sollte die größte Datensammlung in Deutschland werden. Geplant war 40 Millionen Arbeitnehmerdaten zu erfassen, dort sollten neben den üblichen Personendaten und Qualifizierungen, auch Fehlzeiten und Gesinnung gespeichert werden. Nach Protesten wurde es Mitte 2011 wieder eingestellt. Doch bis dahin wurden immerhin schon 3,2 Millionen Arbeitnehmerdaten und 60 Millionen Bescheinigungen übermittelt.

Nebenbei werden deine Telefonverbindungsdaten und vor allem deine Bewegungsdaten gespeichert, außerdem ist immer interessant, wer so alles in deinem Adressbuch zu finden ist. Ganz pervers wird es mit INDECT, ein europäisches Überwachungssystem, das heimlich an der Bevölkerung vorbei entwickelt wird, dies könnte der größte Clou werden. Hier sollen zivile und militärische Elemente miteinander verbunden werden, um alles zu überwachen, was möglich ist. Es geht um eine Datenzusammenführung von Handy, Internet, sozialen Netzwerken, öffentlichem Raum (Kameras) bis hin zum Einsatz von Drohnen, die dich vielleicht mal auf deinem Heimweg verfolgen. Es besitzt Algorithmen, die menschliches Verhalten als normal oder verdächtig einstufen soll. Ein Computer entscheidet, ob du durchleuchtet wirst oder nicht. Fehler nicht eingeplant Mr. Tuttle (Brazil von Terry Giliam). Wer den Film »Staatsfeind Nr. 1« mit Will Smith kennt, bekommt eine Ahnung welche Möglichkeiten daraus entstehen. Technisch gesehen ist das Filmszenario keine Fiktion mehr.

Dass es schon längst nicht mehr um Terroristen geht, wird selbst von Frau Merkel inzwischen unverblümt zugegeben: »Man darf nicht sagen, ach, das ist doch nicht so schlimm. Hier ein bisschen was weggeschmissen und dort einen angerempelt, hier mal auf den Bürgersteig gefahren und dort mal in der dritten Reihe geparkt. Immer unter dem Motto, ist alles nicht so schlimm, Ist alles nicht nach dem Gesetz, und wer einmal Gesetzesüberschreitungen duldet, der kann anschließend nicht mehr begründen, warum es irgendwann schlimm wird (…) Deshalb: Null Toleranz bei Innerer Sicherheit meine Damen und Herren.«

Hier werden keine Terroristen angesprochen, hier geht es wie Juli Zeh in ihrem Buch »Angriff auf die Freiheit« beschreibt, um die Unterbindung von »sozial schädlichem Verhalten«. Nach dieser Merkelschen Logik bauen wir bald Knäste für Menschen, die ihre Zigarette auf die Straße werfen. Ein Blick in die privaten TV-Sender zeigt, dass inflationär Programmformate wie »Mein Revier«, »Achtung Kontrolle« usw. die auf den Markt gekommen sind, die autoritäre und teilweise totalitäre Staatsvorstellungen bei Bagatelldelikten unters Volk schütten.

Es wird wieder eine Blockwartmentalität verbreitet und ein »Law & Order«-Klima geschaffen. Sowas passiert nicht zufällig und schon gar nicht in dieser Breite. Ein Blick ins europäische Ausland reicht schon aus, um zu erkennen, dass die größte Herausforderung der Staaten, die »Befriedung« ihrer eigenen Bevölkerung ist. Zu weit geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander und anstatt eine gerechtere Umverteilung voran zu treiben, wird das Geld in die Überwachung der Menschen investiert.

Wenn Innenminister Friedrich vom »Supergrundrecht Sicherheit« spricht, dem alles andere untergeordnet werden muss, so kann dies nur als Drohung begriffen werden und als Angriff auf die Freiheit des Einzelnen. Das Grundgesetz, das seit Gründung der Bundesrepublik als Fundament unserer Gesellschaft betrachtet wird, scheint für viele Politiker heute nur noch als lästiges Vehikel bei der Umsetzung ihrer Allmachtsphantasien. John Major bezeichnete mal die Grundrechte als Verbrecherrechte, so weit ist es schon gekommen.

Die 2007 von Schäuble und Frattini gegründete »Future Group«, die eine neue Architektur einer europäischen Innenpolitik entwickeln soll, obwohl die Innere Sicherheit nicht zu den geltenden EU-Verträgen des europäischen Gemeinschaftsrecht gehört, zeigt welche Schwerpunkte sie anstreben. Allein die Entwicklung unserer Reisepässe mit biometrischen Daten, Fingerabdruck und mit RFID-Chip, der deine Daten auf 10 Meter Entfernung abscannen kann, sind die Vorboten eines immer mehr in die Privatsphäre eingreifenden Sicherheitsapparates.

Wer dagegen vorgeht, wird vielleicht wie Edward Snowden in Diktaturen um Asyl bitten müssen, denn die »demokratischen Länder« scheinen Begriffe wie Freiheit und Grundrechte immer häufiger nur noch für Propaganda-Zwecke zu nutzen. Wie ist es sonst zu erklären, dass Kanzleramtsminister Roland Profalla nach den Enthüllungen von PRISM und TEMPURA, doch tatsächlich vor die Presse trat und sagte: »Recht und Gesetz werden nach amerikanischen und britischen Geheimdienst eingehalten, die Grundrechte unserer Bürger und Bürgerinnen werden gewahrt«. Somit sollte das Thema schleunigst von der Tagesordnung verschwinden und lästige Fragen, gerade vor der Wahl, eingedämmt werden. Zu dieser Aussage hatte der Kabarettist Christoph Sieber eine passende Antwort parat: »Seit wann bestimmt der Wurm, wann geangelt werden darf!«

Dies konnte nur ein Kratzen an der Oberfläche sein, welche Möglichkeiten gerade bei der Massenüberwachung und Steuerung, bei Cyberangriffen, Wirtschaftsspionage, Beeinflussung von Infrastruktur, Drohneneinsätzen, Trendbestimmung, Aufstandsbekämpfung, Sabotagemöglichkeiten usw. bestehen, lässt mich mit Ohnmacht zurück. Die Bevölkerung ist zum willfährigen Spielball von ominösen Mächten geworden, deren Hintermänner uns wohl verborgen bleiben werden. Deshalb möchte ich mit einem Statement schließen, dass einen kleinen Vorgeschmack auf das macht, was noch auf uns zukommen könnte oder vielleicht schon besteht?!

»Wir sind dankbar gegenüber der Washington Post, der New York Times, dem TIME-Magazin und anderen großen Publikationen, deren Chefs unseren Treffen beigewohnt und ihre Versprechen der Verschwiegenheit für beinahe 40 Jahren gehalten haben, es wäre unmöglich gewesen, unseren Plan für die Welt zu entwickeln, wenn wir in den Jahren im Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden hätten. Aber die Welt ist nun weiter fortgeschritten und bereit in Richtung einer Weltregierung zu marschieren. Die supranationale Herrschaft einer intellektuellen Elite und den Weltbankiers ist sicherlich vorzuziehen gegenüber der nationalen Selbstbestimmung, die in vergangenen Jahrhunderten praktiziert wurde.« David Rockefeller, in einer Ansprache der Trilateralen Kommission, 1991.

Dokumentationen zum Thema: »World Wide War« und »Städte in Angst«.

Buchtipp: »Angriff auf die Freiheit« von Ilija Trojanow und Juli Zeh.

Geschrieben von bookfield

 




Vom Abseits ins Aus?

Jugendladen vor dem Aus – sitzen Jugendliche bald wieder auf der Straße?

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Nachricht, dass der Jugendladen der Till Eulenspiegel-Kette e.V. in der Köpenicker Straße 189 aufgrund von Budgetkürzungen im Bezirk wahrscheinlich zum Jahresende schließen muss. Grund genug für uns, um nachzufragen, mit den Betroffenen zu sprechen und einen Interviewtermin mit einer der verantwortlichen SozialarbeiterInnen des Jugendladens war zu nehmen.

Der T.E.K. Jugendladen leistet nun seit über 37 Jahren (seit 1976) integrative Jugendarbeit in den Bezirken Kreuzberg und seit Maueröffnung auch in Friedrichshain. Integration bezieht sich hierbei nicht nur auf Jugendliche mit Migrationshintergrund, sondern auch auf solche aus sozial schwierigen Verhältnissen. Der Jugendladen arbeitet selbstverwaltet, d. h. alle Vorschläge, Änderungen und Aktivitäten werden in einem Plenum aus betreuten Jugendlichen, SozialarbeiterInnen und Verwaltung abgestimmt.

Im Schnitt werden ca. 30 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 25 Jahren in festen Gruppen betreut. Diesen Jugendlichen bietet der Jugendladen einen Rückzugsort genauso wie eine Begegnungsstätte, aber auch umfassende Hilfe bei der Bewältigung von persönlichen und alltäglichen Problemen, wie häuslicher Gewalt, Drogen, Obdachlosigkeit oder dem Wahrnehmen von Bildungschancen. Unter anderem stehen ein Jugendwohnzimmer, eine Siebdruckwerkstatt und eine Küche zur Verfügung, die gemeinsam genutzt, bewirtschaftet und gepflegt werden. Aber auch Reisen und Aktionstage (Kino, Sport, Ausflüge) fördern das Miteinander unter den Teilnehmern. Das Zusammenleben findet nach bestimmten Regeln statt, die gemeinsam in der Gruppe festgelegt werden. Hinzu kommt ein offener Bereich in Form eines Cafés, das unter anderem auch als Veranstaltungsort und Anlaufstelle dient und allen Interessierten zur Verfügung steht.

Das Konzept umfasst Einzelunterstützung und Gruppenarbeit von klärenden Gesprächen über Beratung bei psychosozialen Problemen, gezielter Hilfe bei Wohnungs-, Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche bis hin zur Begleitung von Ämtergängen oder der Zusammenarbeit mit weiteren Betreuern, wie z. B. Bewährungshelfern.

Das Ziel der T.E.K. Jugendarbeit besteht darin, die Jugendlichen durch Partizipa-tion und Selbstverwaltung in alle Entscheidungsprozesse einzubeziehen und mittels Überwindung von Rassismus, Sexismus und anderen Unterdrückungsmechanismen den Weg zur Entwicklung von selbstbestimmten, eigenverantwortlichen Persönlichkeiten in einem verantwortungsvollen Zusammenleben zu ebenen.

Und nun plötzlich soll kein Geld mehr für dieses etablierte und erfolgreiche Projekt vorhanden sein???

Der Grund dafür sind Sparmaßnahmen im Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain. Von den rund 729.000 Euro/p.a. im Bereich Jugendsozialarbeit, die sich unter acht Projekten aufteilen, sollen im kommenden Jahr ca. 30 Prozent u.a. mit der Begründung eingespart werden »dass durch zunehmende Gentrifizierung und Besserstellung des Bezirks der Hilfebedarf unter den Jugendlichen sinkt«. Zur Rechtfertigung der Sparmaßnahmen wurde außerdem eine Liste mit weiteren Kriterien für die Zukunft des Jugendsozialarbeit aufgestellt, bei der einige Projekte zwangsläufig durch das Raster fallen, unabhängig davon, wie erfolgreich ihre Ansätze in der Vergangenheit waren.

Die vom Bezirk vorgegebenen Sparmaßnahmen werden im Jugendhilfeausschuss umgesetzt, der sich aus Vertretern des Jugendamts, Politikern und Bürgerdeputierten zusammensetzt. Die Vorschläge für die Umsetzung der Sparmaßnahmen wurden nach unseren Informationen vom Jugendamt zwischen Ende August und Mitte September wohl sehr kurzfristig, ohne rechtzeitige Einbeziehung der T.E.K.-Verantwortlichen und ohne Berücksichtigung von z. B. Kündigungsfristen für Mitarbeiter oder Räumlichkeiten beschlossen.

Aufgrund von politischer Unterstützung durch die Piraten und die Linke, aber auch durch die Proteste der Betroffenen bei den entsprechenden Sitzungen und das plötzliche Auftauchen zusätzlicher Finanzmittel im Bezirk scheint nun das letzte Wort hoffentlich doch noch nicht gesprochen.

Zur Zeit ist jedoch noch unklar, ob und wie es weiter gehen wird. Es liegen derzeit drei Vorschläge auf dem Tisch. Der Erste sieht die Schließung, der Zweite eine dramatische Kürzung der Mittel vor, und nur der Dritte würde eine Fortführung des Projekts mit der bisherigen und dringend benötigten Finanzierung in Höhe von 75.000 Euro pro Jahr ermöglichen.

Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Jugendladens soll nun am 5. November 2013 in einer weiteren Sitzung des Jugendhilfeausschusses fallen. Diese Sitzung ist öffentlich und findet um 17 Uhr im Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain, Yorkstraße 4-11, statt. Jede/r die/der sich für den Fortbestand des Jugendladens einsetzen will, ist herzlich willkommen.

Wer mehr über das Projekt erfahren möchte, kann sich unter www.tek36.de im Internet informieren oder einfach mal Donnerstag bis Sonntag zwischen 17 und 22 Uhr im Café vorbei schauen.

Geschrieben von Kersten