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Autor: Olly - Der Kreuzberger

“Neukölln ist überall” – Das Buch von Heinz Buschkowskys (Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln) in Rezension

Mit dem Hintergedanken, mir auch endlich mal das Maul über ein von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommenes und von den Medien (zumeist negativ) kritisiertes Buch zu zerreißen, bestellte ich mir für eine Rezension das Buch »Neukölln ist überall«, von Heinz Buschkowsky, erschienen im Ullstein Verlag. Als ich das Paket mit dem vermeintlich brisanten Inhalt vom Postboten überreicht bekam, machte ich mich sogleich daran den Inhalt zu sezieren.

Nun, was soll ich euch schreiben. Ich fand nichts, absolut rein gar nichts, was irgendeinen Anlass geben könnte, dieses Buch als eine Ansammlung von Hirngespinsten, Unwahrheiten oder gar rassistischen Äußerungen zu bezeichnen. All denen, die sich das Maul zerrissen haben, kann ich nur unterstellen, sie haben das Buch nicht oder zumindest nicht aufmerksam genug gelesen oder sie leben völlig an der Realität vorbei und kennen den Bezirk Neukölln nur vom Hörensagen.

Das einzige Manko an diesem Buch, und darauf sind die meisten Kritiker angesprungen – vermutlich, weil es nichts weiter zu kritisieren gab – ist, dass Buschkowsky in seinem Bericht zur Lage der Nation eine Aufzählung vermissen lässt, die erfolgreiche Unternehmen darzustellen, gegründet von »n.d.H.-Bürgern und -Bürgerinnen«. Lediglich fünf Zeilen (S. 357) in dem 381 Seiten starken Buch widmet er diesem Thema.

Im Kern berichtet Buschkowsky über die Missstände in den Familien und den Bildungseinrichtungen sowie über die Hilflosigkeit der verschiedensten Gremien gegenüber familiären Strukturen und Traditionen.

Zunächst jedoch macht er Werbung für sein Neukölln. Er verweist auf erfolgreiche, weltweit anerkannten Unternehmen und ihre technischen Innovationen. Er zeigt geschichtliche, kulturelle und gesellschaftliche Höhepunkte seines Bezirks auf. Und er ist voll des Lobes über die Menschen, die diese Umstände zu schätzen wissen (ab S. 17) und – trotz der Probleme vor Ort – ihrer Heimat nicht den Rücken kehren.

Er schreibt über das Für und Wider von staatlichen Leistungen und er hält uns das wahre geistige Niveau (S. 303) sowie die wahre Gesinnung (S. 371) unserer Regierungselite vor Augen. Im Anschluss geht er dazu über aufzuzeigen, welche Erfahrungen er bei seinen Besuchen in anderen europäischen Städten gemacht hat, insbesondere bezüglich deren Umgang mit Schulschwänzern, Arbeitsverweigerern und intergrations- und anpassungsunwilligen Bürgerinnen und Bürgern.

Für die schulpflichtige Jugend ist ebenfalls der eine oder andere brauchbare Satz in dem Buch enthalten. Der für die SchülerInnen wohl ›nützlichste‹ Satz lautet: »Schule ist angeordnete Freiheitsberaubung« (S. 344). Mit dem Vermerk, dass dieses Zitat von Bürgermeister Buschkowsky persönlich stammt (auch wenn aus dem Zusammenhang gerissen), merke ich nicht ganz ernst gemeint an, dass einige SchülerInnen versuchen könnten, die Schulpflicht als gegenstandslos einzustufen.

Darüber hinaus hinterfragt Buschkowsky die Gerechtigkeit des Staates gegenüber »bio-Deutschen«, die bei jedem nicht einhalten der staatlichen Vorgaben – sei es beim Jobcenter oder im Straßenverkehr – mit Sanktionen zu rechnen haben, während bei integrations- und/oder lernunwilligen sowie kriminellen Personen jede Missachtung der Vorgaben folgenlos geduldet wird (S. 358). Diesbezüglich zitiert er einen Jugendrichter, der resigniert fragt: »Wie verrückt muss eine Gesellschaft sein, die noch Kindergeld für Kinder zahlt, die andere halb totgeschlagen haben und im Knast sitzen?« (S. 364).

Es gibt endlose Anmerkungen, die ich mir beim Lesen schriftlich festgehalten habe, um sie in diesen Bericht kommentiert mit einfließen zu lassen. Jedoch würde eine Behandlung dieser Kommentare den Rahmen sprengen, so dass ich nur punktuell und kurz auf einige Stellen in dem Buch eingehe.

In einigen, von ihm beschriebenen Fällen war ich nicht konform mit seinen Ansichten – vermutlich weil mir das Hintergrundwissen und seine Erfahrungswerte fehlen – in den meisten Fällen jedoch glaube ich den von ihm niedergeschriebenen Angaben. Zumal Buschkowsky sich auch auf die Erfahrungen von Personen bezieht, beziehungsweise diese in seinem Werk zu Wort kommen lässt, die in vorderster Front gegen die von ihm aufgeführten Probleme ankämpfen oder es zumindest versuchen. Darunter sind Polizisten, LehrerInnen, LeiterInnen von Bildungseinrichtungen sowie Amtskollegen aus dem Ausland, mit denen er im Erfahrungsaustausch stand.

Darüber hinaus lässt er seine Erfahrungen aus einem Treffen mit Thilo Sarrazin mit in das Buch einfließen.

Am Ende kann ich die Rezension mit einem Zitat aus dem Buch abschließen, welches den gesamten niedergeschriebenen Inhalt kurz und knapp an einer Frage fest macht: »Das Modell der Albert-Schweitzer Schule als Ganztagsgymnasium mit spezieller Sprachförderung kostet jährlich 220.000 Euro mehr als die übliche Schulform. Das ist der Gegenwert von fünf Jugendknastplätzen. Die Gesellschaft kann sich also entscheiden, ob sie fünf Knackis ernähren oder 690 Gymnasiasten zum Abitur führen will.«.

 

Fazit

Alle Menschen, die in Neukölln leben beziehungsweise die mit offenen Augen und Ohren durch das Leben gehen, kennen die in dem Buch beschriebenen Probleme oder haben sie im schlimmsten Fall selbst erlebt und benötigen deshalb die darin enthaltenen Informationen nicht wirklich. Für alle anderen ist »Neukölln ist überall« ein Werk, welches sich lohnt zu lesen, um zu begreifen, wie einige, sich in der Unterzahl befindliche Mitmenschen es schaffen, partiell das gesamte Wertegefüge des Systems ins Wanken, ja teilweise sogar zum Einsturz zu bringen.

 

»Neukölln ist überall«

Heinz Buschkowsky

ISBN 978-3-550-08011-1

Ullstein Verlag

Preis 19,99 Euro

www.ullstein.de




Der Selbstverlag – Buchdruck für Jedermann

Nachdem die gesamte Redaktion vom Kreuzberger in den vergangenen Monaten dem Stress der Buchveröffentlichung von „Horch und Guck – Meisterspione a.D.“ (Seite 6 und 7) ausgesetzt war, was läge da näher, als euch einen Trend vorzustellen, dem immer mehr Autoren folgen. Dem Selbstverlag. Der Selbstverlag bietet jedem die Möglichkeit, seine niedergeschriebenen Zeilen zu veröffentlichen. Dabei gibt es jedoch gewisse Spielregeln zu beachten. Eines ist zumindest unumstritten: Wer ein Buch veröffentlichen möchte, benötigt zu aller erst die Idee und erstellt darauf basierend ein Manuskript. Ist dieser Teil abgeschlossen, setzt sich ein Prozess in Gang, den ich euch im Folgenden kurz beschreibe.

Das Lektorat

Neben dem Druck und der Werbung ist das Korrigieren der Texte die finanziell aufwendigste Begleiterscheinung auf dem Weg zum eigenen Buch. Ist man selber nicht Herr jeder Spitzfindigkeit der Deutschen Sprache, so sollte ein professionelles Lektorat das Werk überarbeiten. Hierbei wird der Preis meistens nach Anzahl der Zeichen berechnet. Je nach Quantität und Qualität können dabei Summen von mehreren tausend Euro zusammenkommen. Auch in der Qualität der Korrektur gibt es Unterschiede. So gibt es zum einen die reine Korrektur, von Zeichen- und Rechtschreibfehlern und dann die, die auch den Inhalt berücksichtigt, heißt, Zusammenhänge und Angaben auf ihre Richtigkeit hin überprüft.

 

Der Satz

Damit das Buch am Ende in einem ordentlichen Erscheinungsbild daherkommt, sollten Vorgaben in der Darstellungen von Druckwerken eingehalten werden. Nun kann man diesbezüglich mit viel Geld in der Tasche ebenfalls einen Profi beauftragen oder man hat einen guten Bekannten der einem, aufgrund beruflicher Erfahrungen weiterhelfen kann. Die günstigste, jedoch nicht professionellste Variante ist, man nimmt sich fünf sechs Bücher aus der heimischen Bibliothek, schaut sich die Darstellung der Texte und Bilder an und adaptiert die Art und Weise der Text- und Bildausrichtung für das eigene Werk.

 

Der Druck

Ist der Punkt erreicht, an dem alle Fehler im Text und in der Darstellung des Inhalts (Satz) beseitigt sind und ein druckfertiges PDF-Dokument auf dem Rechner liegt, stellt sich die Frage nach der richtigen Druckerei. Es tummeln sich hunderte von ihnen auf dem Markt. Hierbei zu sagen, wer die Beste oder die Günstigste ist, ist fast unmöglich. Selbstverständlich gibt es hoch qualifizierte und technisierte Unternehmen, die einen auf alle Belange ausgerichteten und perfekten Buchdruck erstellen. Aber diese Unternehmen liegen zumeist Lichtjahre von den Preisvorstellungen und Stückzahlproduktionen der SelbstverlegerInnen entfernt. Von daher lasse ich diese außen vor und beschränke mich auf die für mich vom Preis-Leistung-Verhältnis her in Frage kommenden Unternehmen.

„Book-on-demand“ lautet das Zauberwort beim Selbstverlag. Meine Nachforschungen haben ergeben, dass der durchschnittliche Herstellungspreis für Bücher im einstelligen Euro Bereich liegt. Die Preisgestaltung hängt selbstverständlich von einigen Faktoren ab und fällt unterschiedlich aus. Ein Buch kann pro Exemplar schon mal vier Euro mehr kosten, wenn anstatt eines Softcover ein „Hardcover“ gewünscht ist. Genauso hängt es von der Seitenzahl, der Bindung und der Art des verwendeten Papiers ab. Maßgeblich entscheidet jedoch die Auflage des Buches über den Endpreis. Da kann der Preis zwischen einer Auflage von 50 Exemplaren und einer von 500 Exemplaren um einige Euro pro Buch schwanken. Doch Vorsicht ist geboten. Einige der Anbieter fesseln ihre Kunden an mehrjährigen Verträge.

 

Das E-Book

Die Erstellung eines E-Books ist mit der fortschreitenden Verbreitung elektronischer Lesegeräte vermutlich sehr ratsam. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern sich I-Pad und E-Book-Reader in Zukunft auf dem Markt durchsetzen werden. Bisher kostet die Erstellung eines E-Books zirka 250 Euro. Wer das nötige Kleingeld hat, um sich mit der notwendigen Software auszustatten, kann sich mit Adobe-Indesign CS5 (und alle Nachfolgeversionen) ein eigenes E-Book erstellen, welches laut Herstellerangaben lesegerät-kompatibel ist. Informationen und Lehrfilme hierzu stellt Adobe im Internet zur Verfügung.

 

Die Vertriebswege

Woran kaum ein Weg vorbei führt, wenn das Werk für den Handel interessant sein soll, ist die Beantragung einer ISBN Nummer. Diese kostet derzeit 85 Euro und ist erhältlich unter:

http://www.german-isbn.de/cgi-bin/isbn_2010.exe/showlogin?page=isbn_startseite.html

Zu der ISBN Nummer erhält man einen weiteren Antrag auf die Eintragung in die Liste vom Verlag Lieferbarer Bücher (VLB). Und nun fangen sich die Geister an zu streiten. Die einen sagen »die Eintragung ist elementar notwendig«, die anderen sagen »Libri und Amazon sind die Hauptvertriebsformen«.

In einem sind sich jedoch alle gleich, sie nehmen horrende Rabatte für die Aufnahme in ihren Bestandskatalog. Während Amazon und VLB alles vertreiben und dafür kassieren (VLB 73 Euro/jährlich, Amazon je nach Vertrag), nimmt Libri nur Bücher in sein Barsortiment auf, welche nach eingehender Prüfung durch die hauseigene Qualitätsabteilung den Kriterien des Unternehmens Stand halten. Eigentlich eine lobenswerte Vorgehensweise, hilft dem kleinen Selbstverleger aber gar nicht. Libri ist eines der Unternehmen, auf das die Buchhändler routinemäßig zugreifen wenn sie ein Buch suchen beziehungsweise bestellen. Diesen Umstand lässt sich Libri mit bis zu über 60 Prozent vom Verkaufspreis auch anständig bezahlen.

 

Die Werbung

Wie bereits erwähnt, ist die Werbung neben dem Druck und den Kosten des Lektorats einer der finanziell gewichtigsten Posten, um ein Buch zum Erfolg zu bringen. Dies ist der Punkt, an dem die Meisten kläglich scheitern. Kaum einer hat das fachliche Wissen, die Kontakte oder das nötige Kleingeld, um eine ausgefeilte Werbekampagne zu starten, derer es eigentlich bedürfte, um ein Buch bekannt zu machen.

Bei meiner Recherche bin ich außerdem auf Firmen gestoßen, die für einen Preis von 300 bis 500 Euro (und natürlich auch darüber hinaus) die Auslage des Werkes bei einer der einschlägig bekannten Buchmessen anbieten. Der Erfolg dieser Aktionen entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

Durch die Hilfe von Computern und Internet sowie ausgefeilten, preiswerten Druck- und Verarbeitungstechniken, kann ich unterm Strich sagen, es war noch nie so leicht wie heute, sein eigenes Buch zu schreiben, herzustellen und zu veröffentlichen. Damit kann ich wieder einmal verkünden: So etwas hat es früher nicht gegeben!

Euer Trend-Scout




Horch & Guck: Das Buch! – Jetzt! – Endlich! – Neu! – Alle Geschichten! – Sofort kaufen!

Guck kam mit einer Kiste unter dem Arm ins Büro. »Hey Horch, schau mal was ich hier habe.«

»Was denn, sind das die Formulare für die Beantragung deiner Frührente?«, fragte Horch.

»Nein mein Freund, dass sind die ersten Exemplare von unserem Buch.«

»Echt? Geil, zeig her«, forderte Horch seinen Freund ungeduldig auf.

Guck warf ihm ein Exemplar rüber.

»Hier, fang.«

»Ha, das Bild auf dem Umschlag ist gut geworden. Ich bin mal gespannt, was die Leute zu den neuen Geschichten sagen.«

»Ich auch«, erwiderte Guck. »Selbst diejenigen, die schon einen Teil der Geschichten aus der Zeitung kennen, werden aufgrund der fehlenden Pressezensur noch viel Neues finden.«

»Darüber hinaus sind ja auch Geschichten darin enthalten, die noch nicht veröffentlicht wurden.«, fügte Horch an. »Nimm zum Beispiel die Geschichte mit Dennis und seiner Verhaftung oder als mich die staatlich bezahlten Denunzianten unschuldig verurteilt haben.«

»Ja, und die Geschichte am Teufelsberg kennt auch noch keiner«, erwiderte Guck.

»Außerdem habe ich dem Autor noch ein paar Dinge verraten, die er vorher noch nicht wusste«, freute sich Horch. »Ich vermute mal ganz stark, dass er diese Informa-

tionen bei der Überarbeitung der Texte auch mit hat einfließen lassen.«

»Ich frage mich die ganze Zeit, ob es nicht besser gewesen wäre, das Buch vor der Veröffentlichung unserem Anwalt zum Gegenlesen vorzulegen«, äußerte Guck seine Bedenken.

»Ach Quatsch«, erwiderte Horch. »Der hätte bloß wieder das Beste herausge-

strichen. Außerdem mussten sich die in dem Buch erwähnten Personen ganz schön anstrengen, um von mir beleidigt zu werden. Das schafft nicht jeder und ist sozusagen schon fast eine Auszeichnung – wenn auch eine sehr fragwürdige, aber immerhin«.

»Mach du nur deine Witze. Ich bin mal auf dein Gesicht gespannt, wenn die Zensurbehörde den Warnhinweis auf der Rückseite entdeckt und diesem auf den Grund geht.«

»Pah, wenn die unser Buch auf den Index setzen sollten, renne ich höchstpersönlich durch sämtliche regimekritischen Läden der Stadt und rühre die Werbetrommel«, entgegnete Horch.

»Und was machen wir wenn sich die Bullen angepisst fühlen oder die Richterin, die du verbal ganz schön aufs Korn genommen hast?«

»Denen schenken wir ein signiertes Buch, das muss reichen«, wiegelte Horch die Bedenken seines Freundes ab.

»Nun, dann wollen wir mal hoffen, dass die Leute das Buch auch kaufen, sonst muss ich, um den Kredit abzubezahlen, den ich für die Herstellung aufgenommen habe, wieder Treppen putzen gehen«, sagte Horch. Guck grinste nur.

»Du brauchst gar nicht so blöd zu grinsen«, fuhr Horch seinen Freund an. »Für dich finde ich auch noch eine Arbeit. Schließlich willst du ja auch deinen Anteil vom Gewinn ab haben. Mit gefangen, mit gehangen.«

»Hast du dir einmal ausgerechnet, was für uns dabei hängen bleibt?«, fragte Guck.

»Habe ich«, erwiderte Horch. »Aber damit wir Millionäre werden, müssten wir über fünfhunderttausend Bücher verkaufen. Reicht die Aussage?«

»Wie? Und wer kassiert den Rest der Kohle?«, fragte Guck erstaunt.

»Ganz einfach. Die Herstellung von dem Buch kostet 3,62 Euro. Der Vertrieb, also der Buchhandel, erhält vierzig Prozent Provision, was bei einem Verkaufspreis von 8,90 Euro ungefähr 3,60 Euro sind. Hinzu kommen…«

»Moment mal«, unterbrach Horch seinen Freund. »Sollte das Buch nicht ursprünglich nur 6,95 Euro kosten?«

»Ja, aber der Handel verlangt vierzig, manchmal sogar sechzig Prozent Rabatt und da hätten wir bei 3,62 Euro Herstellungskosten zuzüglich der ungefähr 3,50 Euro für den Händlerrabatt mit 7,12 Euro bereits 17 Cent pro verkauftem Buch draufgezahlt. Dazu kommen aber noch die Gebühren von 85 Euro für die ISBN Nummer, noch einmal zirka 75 Euro die Eintragung in die Liste beim Verlag Lieferbarer Bücher, ohne die, nach meinen Informationen, eine Vermarktung fast unmöglich erscheint und zum guten Schluss noch die Werbung für das Buch. Wenn ich das Ganze nun durch die Auflage teile, kommt ein Stückpreis von 8,06 Euro dabei heraus, was bedeutet, dass jeder von uns beiden Pappnasen zweiundvierzig Eurocent pro verkauftem Exemplar erhält. Allerdings vor Steuer.«

»Hm, und dafür den ganzen Aufriss?«, fragte Guck enttäuscht.

»Das musst du optimistischer sehen. Immerhin habe ich mit der Kreditgeberin vereinbart, dass sie ein Horch und Guck Hörbuch produzieren lässt, wenn sich das Buch verkaufen sollte«, versuchte Horch seinen Freund zu beruhigen.

»Genau. Erzähl mir jetzt noch was von Hollywood«, fuhr Guck seinen Freund an.

»Das hatte ich jetzt als Nächstes vor«, sagte Horch und grinste.

»Spinner«, fuhr Guck ihn an.

»Nein, Spaß beiseite. Jeder Schreiberling bekommt, wenn er Glück hat – und sein Buch verlegt wird – 50 Eurocent für jedes verkaufte Exemplar. Nur die Autoren, die wirklich viele Bücher verkaufen, bekommen mehr und können davon leben. Der Rest frisst den Kitt aus den Fenstern.«

»Dafür hätte ich kein Buch schreiben müssen« , entgegnete Guck. »Die tägliche Haferschleimsuppe schmeckt vermutlich nicht viel besser als der Kitt aus den Fensterrahmen.«

»Nur das der Kitt aus unseren Fensterrahmen bei deinem Hunger vermutlich nicht mal eine Woche reichen würde«, fügte Horch lachend an. »Du könntest das Buch auch in 65 Sprachen übersetzen und versuchen es auf dem Weltmarkt zu etablieren. Vielleicht bringt das den von dir ersehnten Erfolg. Ich für meinen Teil werde mich jetzt auf die Couch legen und das Buch lesen.« Sprachs, legte sich hin, schlug das Buch auf und fing an zu lesen:

Es war Donnerstag und ein herrlicher Sommertag. Die Sonne schien an einem strahlend blauen Himmel. Horch und Guck saßen in der S-Bahn, die sie bis zum Bahnhof Heerstraße bringen sollte.

»Wann fängt die Führung an?«, fragte Guck.

»Welche Führung?«, schaute Horch seinen Freund fragend an.

»Na, die vom Teufelsberg.«

»Heute gibt es keine Führung. Die finden nur am Wochenende statt.«

»Und was sollen wir dann heute da?«, fragte Guck erstaunt.

»Wie? Was sollen wir da? Wir schauen uns die alten Anlagen an.«

»Und wie willst du da reinkommen? So weit ich weiß, haben die einen Wachdienst.«

»Der ist aber nicht immer vor Ort und das Schloss am Eingang wird ja wohl kein Problem darstellen. Das habe ich ruck zuck auf.«

»Du willst dort einbrechen?«, fragte Guck erschrocken.

»Nenne es, wie du willst. Ich will einfach nur frei von Touristenführungen die Ruhe genießen und in Erinnerungen schwelgen. Und nun sortiere deine Knochen, wir müssen an der nächsten Station raus.«

»Ich fasse es nicht. Du fragst mich, ob ich Lust auf einen Ausflug habe, und nimmst mich mit zu einem Einbruch!«

»Stell dich doch nicht so an. Es ist ja nicht der Tresor von Fort Knox, sondern nur eine schäbige alte Ruine, in die wir einbrechen. Da werden die uns schon nicht für jagen. Außerdem, bis die Zehlendorfer Bullen aus ihren Startlöchern kommen, sind wir längst wieder weg.«

»Bei welcher Geschichte bist du gerade?«, unterbrach Guck seinen Freud beim Lesen.

»Ich bin bei der Geschichte vom Teufelsberg, wo wir den Wachmann getroffen haben. Warte ich lese mal vor«, antwortete Horch:

»Mir fällt spontan nur die ein«, antwortete Horch, »als ich mit einer Tastenkombination, die ich bis heute nicht rekonstruiert bekomme, den Zentralcomputer außer Gefecht gesetzt habe. Meine Fresse, die Jungs waren vielleicht sauer. Zum Glück haben die nicht mitbekommen, dass ich der Schuldige war.« Lachend erinnerte sich Guck an die Situation.

»Das war echt der Hammer. Du hast die komplette Luftraumüberwachung, den Funkverkehr und die Abhörzentrale lahm gelegt. Die Amis haben erst geglaubt, irgendein Terrorist hätte eine Bombe gelegt, aber weit und breit war ja nichts explodiert. Als sie dann festgestellt hatten, dass der Fehler hausgemacht war, sind sie schier durchgedreht.«

»Durchgedreht ist noch harmlos formuliert, der General ist geplatzt vor Wut. Durch den Absturz vom Zentralrechner konnte nicht nur der Geheimdienst nicht mehr arbeiten, es sind auch noch horchbrisante Daten verloren gegangen.«

»Echt?«, hakte der Wachmann nach. »Haben die jemals herausbekommen, dass du das warst?«

»Zum Glück nicht«, antwortete Horch. »Ich habe mich an mein Funkgerät gesetzt und unwissend gestellt. Damals waren die mit der Technik noch nicht soweit, dass sie intern hätten zurückverfolgen können, wer für das Chaos verantwortlich gewesen ist. Aber nach dem Vorfall wurden die Zugriffsrechte für die Computer stark eingeschränkt.«

»Oder weißt du noch«, fuhr Horch fort, »als du die scharfe Munition in dem Gewehr vom General gegen Übungsmunition ausgetauscht hast, als der auf Jagd gegangen ist, um für den Grillabend der Kompanie ein Wildschwein zu erlegen?«

»Das hättest du sehen müssen«, sagte Guck lachend zu dem Wachmann. »Erst hat man nur einen Schuss gehört, dann mehrere hintereinander, und auf einmal schrie der General auf. In diesem Moment müssen die Wildschweine zum Gegenangriff angesetzt und den General somit vom Jäger zum Gejagten gemacht haben.«

»Meine Fresse, der General hatte ein Tempo drauf, unglaublich«, warf Horch ein, »und direkt hinter ihm die Wildschweine in gesammelter Formation. Der Wachposten hat die Lage zum Glück schnell genug erkannt und das Tor direkt hinter dem General geschlossen, ansonsten hätten die Wildschweine mit ihm kurzen Prozess gemacht.«

Horch & Guck, Die Meisterspione a. D.

Damit auch ihr euch zurücklehnen und das komplette Werk genießen könnt, spaziert zur nächsten Buchhandlung*, wo das Buch für euch bereit liegen sollte. Falls vergriffen, bestellt es direkt vor Ort oder über:

Draufhau Verlag, Oliver Jung

Cuvrystraße 33, 10997 Berlin

E-Mail: draufhauverlag@web.de

»Horch und Guck -Meisterspione a.D.«

107 Seiten

Preis 8,90 Euro

Draufhau Verlag

ISBN 978-3-00-039723-3

 

unter anderem erhältlich bei Kirsch & Co. in der Oranienstraße 25 und beim Gemischtwarenladen in der Manteuffelstr. 99.




Kapitalismus oder Du sollst keine anderen Götter neben mir haben

Die derzeitige Situation um den Euro herum würde ich als ›PreCrash-Phase‹ bezeichnen. Alle spüren, dass es nicht so weitergehen kann und dennoch entspringt dem kein Impuls zu handeln. Ich bekomme noch die Brötchen beim Bäcker, in der Kneipe mein Bier, also was soll mir passieren.

»(…) Dazu gehört die eigentümliche Staatsfeindlichkeit totalitärer Ideologien, die sich nicht zufällig lieber als Bewegung denn als Partei verstehen. Alles irgend durch Regeln Gebundene, Kontrollierbare und darum Statische muss verdampfen vor dem dynamischen Prinzip der Bewegung. Alles Individuelle, Traditionsbestimmte, kulturell Besondere und Widerständige soll durch den Kapitalismus wie durch ein reinigendes Fegefeuer, an dessen Ende die eine, gleichförmige und erlöste Welt steht.«

Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (1955).

Es wird gerne so getan, als wären die Gesetze der herrschenden kapitalistischen Ökonomie nah an der absoluten Wahrheit, so wie ein unabänderliches Naturgesetz, weshalb es zu ihr auch keine Alternativen geben könne. Dabei wird unterschlagen, dass die Welt bereits vor dieser Ökonomie existiert hat, dass die gesamte Wirtschaft eine Erfindung des Menschen ist. Erst im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Ökonomie als unabhängige Wissenschaft begründet und die Menschen nachfolgend dahin gebracht, sich selbst und die Gesellschaft in ökonomischen Begriffen zu verstehen. Vorher hatte es noch keine effektive, autonome ökonomische Logik gegeben, da ökonomische Beziehungen durch andere Institutionen geregelt wurden: religiöser, sozialer, verwandtschaftlicher Art.

Streng genommen gibt es außerhalb theoretischer Modelle überhaupt keine »Gesetze der Ökonomie« und von Absolutheit kann in diesem Zusammenhang schon gar nicht die Rede sein. Würde es diese absoluten Gesetze der Ökonomie geben, dann dürfte es keine Wirtschaftskrisen geben, denn an- hand dieser angeblichen »Gesetze der absoluten Wahrheit« müsste es ja möglich sein, jede Krise vorauszusehen und sie schon im Vorfeld durch entsprechende Maßnahmen, die wiederum aus den ökonomischen »Ge- setzen« hergeleitet würden, abzuwenden. Demnach müssten wir eigentlich in paradiesischen Zuständen leben, denn diese Ökonomie sollte es doch möglich machen, den aufgrund erhöhter Produktivität und Automatisierung erwirtschafteten Reichtum unter allen Menschen aufzuteilen. Nur hat die Sache einen Haken – es wäre dann kein Kapitalismus mehr, dessen oberste Maxime egoistisches, ungehemmtes Gewinnstreben ist und dem durch Kapitalanhäufung und -konzentration Strukturen innewohnen, die letztendlich auf die Aufhebung des Wettbewerbs hinauslaufen. Offensichtlich funktioniert dieses System einfach nicht für den Großteil der Menschheit und genau genommen ist es darauf auch nicht angelegt.

Trotz gesellschaftlicher Reichtumsmehrung gibt es gleichzeitig eine ungeheure Verschärfung des weltweiten Elends und der Umweltzerstörung, breiten sich Armut und Bedürftigkeit sowohl global als auch innerhalb der Metropolengesellschaften aus. Das ist auf die innere Widerspruchslogik eines gesellschaftlichen Systems zurückzuführen, in dem das Geld nicht einfach nur Tausch- und Zahlungsmittel, sondern reiner Selbstzweck ist. Es geht nicht darum, Produkte herzustellen, um sie anschließend zu tauschen, sondern jede einzelne Transaktion ist dem Zweck unterworfen, den Wert zu mehren: Aus Geld muss mehr Geld werden. Genau das bedeutet Kapitalismus – möglichst viel an Kapital, also Geld und Besitz. Es kommt zum Ausschluss ganzer Bevölkerungsgruppen, da sie für den Produktions- und Konsumprozess nicht benötigt werden.

Die brutale Wirklichkeit des globalen Marktsystems, das darauf ausgerichtet ist Geld zu vermehren, die Gewinne bis ins Unendliche zu steigern und die Produktion als reinen Selbstzweck sieht, zeigt in ihrer Folge immer ungeschminkter die unübersehbaren Tendenzen der Zersetzung gesellschaftlicher Zusammenhänge, die nicht etwa das Produkt einer zu gering entwickelten Warenproduktion sind, sondern ihrer Verallgemeinerung.

Bedarf und Produktion wird nicht bewusst gegeneinander abgewogen, stattdessen ewig konkurrierende Unternehmen, die für anonyme Märkte produzieren. Wo aber keine Kommunikation zwischen den Produzenten selber stattfindet und die Produktion in keinem Verhältnis mehr zum wirklichen Bedarf steht, tritt die Kostensenkung um jeden Preis auf den Plan, damit die Konkurrenzfähigkeit gesichert wird.

Man kann die sich verselbstständigende Produktion mit einer Krebszelle vergleichen, die sich immer mehr ausbreitet und den gesamten sozialen »Organismus« übernimmt, in der alles Leben der Produktion unterworfen wird und sich dabei selbst zerstört. Natur, Tiere und Menschen sind nur Mittel zum Zweck, um immer mehr Profit zu er- wirtschaften. Alles wird nur in Hinblick auf seine Verwertbarkeit wahrgenommen: Menschen werden zu einer »Ressource«, zum (Menschen-)Material – zugeschnitten auf die Anforderungen der Maschine.

Der Wachstumszwang, unter dem alle anonymen Marktteilnehmer permanent stehen, und der eine ständig gesteigerte Produktivität nach sich zieht, hat absurde Folgen.

Anstatt z.B. die erforderliche Arbeitszeit für alle zu verkürzen, verlangt die »Vernunft« dieses Marktsystems, dass immer mehr Menschen arbeitslos werden, während für diejenigen, die noch einen Arbeitsplatz haben, die Arbeitszeit steigt und die Arbeitsintensität erhöht wird. Das macht innerhalb dieses Systems durchaus Sinn, potenziert sich doch so der Konkurrenzvorteil. Man möchte in diesem irren Wettstreit nicht untergehen, sondern möglichst einen der vordersten Plätze belegen. Kann man doch so mit weniger Arbeitskräften und erhöhter Produktivität mehr Waren produzieren.

Allerdings gerät die kapitalistische Produktionsweise dadurch auch logischerweise in einen Selbstwiderspruch, weil die durch Arbeit erschaffenen »ökonomischen Werte« durch zunehmende Produktivität und Automatisierung, wodurch wiederum weniger Arbeitskräfte benötigt werden, ausgehöhlt werden. Dieser Widersinn schlägt sich auf den Märkten dann als krasses Missverhältnis von einem immer größeren Warenangebot und schrumpfender Kaufkraft nieder. Wettbewerb ist mittlerweile kein »Mittel zur Existenz« mehr, sondern ist zum obersten Ziel aufgestiegen, und das nicht nur bei den Unternehmen, sondern auch beim Staat und der gesamten Gesellschaft. Die Wettbewerbsfähigkeit der Nation wurde zum strategischen nationalen Ziel ersten Ranges erhoben – man will ja im internationalen Wettstreit nicht »unter die Räder« kommen. Ohne Wettbewerb kein Überleben, kein Wachstum, kein wirtschaftliches und soziales Wohlergehen. Jeder Einzelne müsse mithelfen, um in diesem globalen Krieg, je nachdem, wettbewerbsfähig zu sein, zu werden oder zu bleiben.

Das ist eine Folge der gängigen volkswirtschaftlichen Theorie, in denen die Wirtschaft wie etwas behandelt wird, dass mit Menschen in keinerlei Zusammenhang steht. Wirtschaft besteht demnach aus Vorgängen, die irgendwie passieren, die sich irgendwie selber regeln und an die sich der Mensch anzupassen hat und nicht umgekehrt. Adam Smith, einer der Begründer der klassischen Nationalökonomie, sprach 1776 in seinem Grundlagenwerk »Der Wohlstand der Nationen« schon religiös anmutend von der »unsichtbaren Hand«, durch welche angeblich die Wirtschaft in die richtigen Bahnen gelenkt würde. Sein Credo war, dass sich in einer absolut freien und vollkommen unregulierten Marktwirtschaft letztlich die selbstsüchtigen Eigeninteressen aller beteiligten Konsumenten, Produzenten und Investoren gegenseitig so einspielen, dass am Ende jeder davon profitiert. Damit war das egoistische Gewinnstreben nicht nur gerecht, sondern es wurde quasi als ein naturgesetzliches Gebot dargestellt, die sich selbst regulierende »natürliche Ordnung«, d.h. die völlige Freiheit der Verkehrs- und Tauschbeziehungen anzustreben, damit innerhalb der arbeitsteiligen Volkswirtschaft der privatwirtschaftliche Motor der Produktivitätssteigerung überhaupt erst wirksam werden konnte. Der Wohlstand ergibt sich aber nicht logischerweise aus der Arbeitsteilung, wie Smith das darstellte, sondern der Mehrwert beruht darauf, dass menschliche Arbeit mehr Wert schafft als sie kostet, was Tür und Tor für die Ausbeutung der Lohnarbeit weit öffnete.

Smith‘s Vorstellung ist ein Widerspruch in sich, weil sie unter anderem außer acht lässt, dass die Startbedingungen der Beteiligten ganz unterschiedlich sind, dass nicht vielen kleinen Verkäufern viele kleine Käufer gegenüber stehen. Seine Theorie kann letztendlich gar nicht zu allgemeinem Wohlstand führen, sondern statt dessen in die gesellschaftliche Krise eines sich verselbstständigenden Marktsystems. In der Realität setzen sich eben nicht nur Angebot und Nachfrage durch, von einem Ausgleich der Interessen kann keine Rede sein. Im Gegenteil, es bildet sich mit der Zeit eine, auf entsprechend »gute« Verbindungen zurückgreifende Lobbywirtschaft heraus, die letztendlich auf der Macht des Kapitalstärkeren basiert. Die Wettbewerbsfähigkeit beruht auf der Tatsache, dass die »Wahrheit« auf der Seite des technologisch, industriell und wirtschaftlich Stärkeren ist.

Indem sie der Leistungsstärke den absoluten Vorrang gibt, legitimiert sie die Beibehaltung struktureller Ungleichheiten zwischen Individuen, sozialen Gruppen, Regionen und Ländern. Die Kluft zwischen den entwickelten Ländern und dem Rest der Welt ist nicht ein, wie oft vorgegeben wird, zu überwindendes »Übel«, sondern Teil dieses Systems.

Nachdem sich die kapitalistisch moderne Warenproduktion als Weltsystem etabliert hat und in einem langen historischen Prozess nahezu alle anderen Formen von Gesellschaftlichkeit zerstört worden sind, zeigt sich ihr Scheitern auf grausame Weise aller- orten. Megastädte mit ebensolchen Slums, deren Bewohner die Müllkippen nach verwertbaren Resten durchstöbern, Menschen die in den Auffanglagern der UNO von den »humanitären Spenden« des Nordens leben müssen, Arbeiter, die sich rund um den Erdball in irgendwelchen Fabriken, die oft genug an Lager erinnern, den Großteil des Tages für einen Hungerlohn abrackern. Sie alle sind keine Überbleibsel eines vormodernen Zustands, sondern das Produkt einer Moderne, die ihnen keine andere Existenzmöglichkeit mehr lässt.

Diese Tendenz ist mittlerweile auch in den Westen vorgedrungen. Selbst wer noch Arbeit hat, kommt damit zunehmend nicht mehr über die Runden. Die schärfer werdende Konkurrenz unter den industrialisierten »Wettbewerbsstaaten« um die Bereitstellung von verwertungsfreundlichen Produktionsbedingungen wird zum non plus ultra. Jeder Arbeiternehmer steckt in einem permanenten Überlebenskampf, der dem Zwang von Umsätzen oder Profitraten, die das Unternehmen festlegt, untergeordnet ist. Es herrscht Massenarbeitslosigkeit, es gibt ein Leben am Rand des Existenzminimums, ein Leben in andauernder Unsicherheit, zunehmend sogar in der Mittelschicht. Der Auftrag des Staates in diesem System besteht nur noch darin, die für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen vorteilhaftesten Bedingungen zu schaffen. Der Staat ist nicht mehr der Förderer und Garant des Gemeinwohls und somit auch nicht mehr die politische Verkörperung des gemeinsamen öffentlichen Interesses.

Indem der Glaubenssatz akzeptiert wurde, dass es allein die Unternehmen sind, die im Zusammenhang mit der Globalisierung der Finanzmärkte, der Produktion und des Konsumverhaltens die Prioritäten festlegen in Sachen Investitionen, Auswahl der Produkte und Dienstleistung, Optimierung der Produktionsstandorte usw., wurde die Macht der Regierungen über die globale Wirtschaft den privaten Wirtschaftskräften übergeben und dadurch jede reelle autonome Gegenmacht bereitwillig aus der Hand gegeben. Die repräsentative Demokratie wurde auf Diskussionszirkel reduziert, deren regulierender Einfluss nur noch zum Schein besteht.

Gab es in den westlichen Industrienationen im 19. und 20. Jahrhundert langwierige (Arbeits-)Kämpfe, Aufstände, um die Exzesse des Kapitalismus in seine Schranken zu verweisen, führte man gegen seine Neigung, alles in handelbare Werte zu verwandeln, die Prinzipien von Gleichheit, sozialer Gerechtigkeit und Solidarität ein, so hat man es heute mit einem »roll back« zu tun. Die Globalisierung der letzten Jahrzehnte »befreite« den Kapitalismus von all diesen Regeln. Außerhalb jeglicher sozialer und politischer Verantwortung stehend, versucht er in globalem Maßstab riesige Konzentrationen finanzieller, wirtschaftlicher und politischer Macht (wieder-)herzustellen. Mit Begriffen wie Globalisierung, Deregulierung, Flexibilität, Liberalisierung wird die Botschaft angeblicher Freiheit und Befreiung transportiert und dadurch vernebelt, dass diese Philosophie kein anderes Ziel kennt, als die Schaffung von immer mehr Reichtum, der dann in den Händen einer kleinen Minderheit von Privilegierten konzentriert wird. Mit allen Mitteln werden die Hindernisse bekämpft, die sich ihr bei der Profitmaximierung in den Weg stellen. Es wird suggeriert, sie allein sei fortschrittlich, vernünftig, wirtschaftswissenschaftlich, um fortschrittliches Denken und Handeln als »rückwärtsgewandt« abzukanzeln. »Fortschritt« bedeutet nach dieser kapitalistischen Philosophie, dass alle materiellen und immateriellen Güter und Dienstleistungen, einschließlich des Lebens (Patente auf Saatgut, Gene…) und der menschlichen Kreativität, in Waren zu verwandeln sind.

Trotz aller aktuellen Kritik am Kapitalismus klammert sich viele Menschen noch an die überholte Philosophie des Industriezeitalters und sind maximal fähig, Visionen zu entwickeln, die den vorgegebenen Rahmen nicht wirklich sprengen, die eher einen zum Scheitern verurteilten Versuch darstellen, die bisherigen Begriffsdefinitionen von Wachstum, Fortschritt und Entwicklung beizubehalten. Aber Millionen verhungernder Menschen, der Exodus unzähliger Tier- und Pflanzenarten, die nachhaltige Zerstörung der menschlichen Gesellschaft und ihrer Umwelt machen deutlich, das der Kapitalismus nicht zu retten ist – auch wenn es zwanghaft propagiert wird.

Wo der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt steht und die Natur zur Randerscheinung verkommt, gibt es genau zwei Möglichkeiten: Entweder paralysiert auf den Untergang zu warten und sich der Illusion hinzugeben, dass dieser Kelch hoffentlich an einem selbst vorübergeht, oder Wachstum und Fortschritt auf einer höheren, lebenserhaltenden und bewahrenden Ebene zu fordern und zu fördern – jenseits von Profitgier und Sozialdarwinismus.

Bildnachweis:

1 http://www.sxc.hu/photo/835377 –– »Dirty Money 3« von

Mateusz Atroszko

 

Geschrieben von Susanne aus Kreuzberg

(Gastbericht)




Die Vorweihnachtszeit

Meine lieben Leserinnen und Leser, das Fest der Liebe steht wieder vor der Tür. In ein paar Wochen, Tagen oder sogar vielleicht heute (je nach dem wann Du den Bericht liest) bekommt der alljährliche Wahnsinn ein Gesicht. In den Fußgängerzonen stehen im ständigen Wechsel, als Weihnachtsmänner verkleidete Studenten, neben nicht weniger verkleidet aussehenden Spenden Sammlern der Heilsarmee die, zumeist begleitet von einem Trompetenspieler, der mit dem Getröte aus der Tute weihnachtliche Stimmung verbreiten will, im Namen der Mitmenschlichkeit mit der Spendendose rasseln. Schräg gegenüber steht ein Weihnachtschor, der mit vereinten Stimmen gegen die Kraft der Lunge des Bläsers der Mitmenschlichkeit ansingt. Ein paar Meter weiter schütteln die SpendensammlerInnen für Notleidende Kinder in Afrika oder sonst wo auf dieser Welt die Büchse. Umschlossen werden diese armen Irren der Vorweihnachtszeit von einem Heer, noch viel größer Idioten. Denen, die auch in diesem Jahr wieder das Konto geplündert, das Sparschwein geschlachtet oder die Notreserven hervorgeholt haben und sich an dem Kampf um die besten Geschenke zu beteiligen. Die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und in all den anderen, die Geburt Christi huldigenden Ländern, sind damit beschäftigt ihr hart erspartes Geld für Weihnachtsgeschenke aus dem Fenster zu werfen. Einige von ihnen wissen ganz genau womit sie ihren Liebsten an diesem Tag eine Freude bereiten können, andere ziehen verzweifelt auf der Suche nach einem passenden Geschenk durch die Straßen und Einkaufszentren der Stadt. Wiederum ein anderer Teil hat bereits vor der Konsumflut resigniert und überreichen unter der Tanne der Barmherzigkeit einen diskreten Umschlag mit Bargeld.

Nach dem Fest steht der Einzelhandel, vertreten durch einen ihrer Sprecher, wieder vor den Kameras und verkündet wie jedes Jahr neue Umsatzrekorde, was niemanden interessiert und nur der Regimeelite dienlich ist, die somit das Wirtschaftswunder Deutschland zumindest in den Nachrichten am Leben erhalten kann und sie somit weiterhin legitimiert sind zu behaupten: Seht her, alles is´ jut.

Während sich die Beschenkten unter dem Weihnachtsbaum und die Wirtschaft beim Blick auf die Umsatzzahlen freuen, leben zeitgleich auf der anderen Seite der Erde die Menschen, die diese Konsumlaune auf ihren Schultern (er)tragen. Von denen sitzt niemand an einem reich gedeckten Gabentisch, der neben einer Tanne der Barmherzigkeit steht. Wie jedes Jahr zu Weihnachten und wie eigentlich jeden Tag im Jahr sind diese Menschen froh wenn sie etwas zu Fressen (anders kann man den Qualität und die Quantität der Nahrung nicht bezeichnen) auf den Tisch bekommen. Aber auch hierzulande werden wieder etliche Familien an den Feiertagen zu Hause sitzen, ohne Weihnachtsbaum, ohne Geschenke und ohne Liebe.

Vielleicht gelingt es dem ein oder anderen in diesem Jahr, sich von dem Wahnsinn der kommerzialisierten Feiertage zu befreien. Wer das Geld nicht an sich halten kann, hat immer noch die Möglichkeit jemand anderem eine Freude zu bereiten. Es gibt mehr als genug Obdachlose, die an diesem Tag durch die mehr oder weniger verschneiten Straßen ziehen und sich am Tag der (Nächsten)Liebe über eine warme Mahlzeit freuen würden. Da bin ich mir sicher.

Zudem erweist jener Feingeist, der dem Rat folgt, sich selbst und der Allgemeinheit einen Gefallen, in dem durch den Konsumentzug der Wirtschaft ein Zeichen setzt und die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse boykottiert.

Ach ja, bevor ich es vergesse. Holt mit den Winterklamotten gleich mal wieder die Splitterschutzwesten und den Stahlhelm aus dem Schrank. Es weihnachtet sehr und die alljährlichen Terrorwarnungen stehen wieder kurz bevor. Und wer weiß vielleicht erbarmt sich ja dieses Jahr einer der Irren Schläfer und jagt sich in unserem Bundestag in die Luft. Es wäre doch schade wenn einer von euch bei diesem illustren Schauspiel zugegen wäre und er/sie nicht die Möglichkeit hätte der Nachwelt von diesem Ereignis der Freude berichten zu können weil er/sie im Vorweihnachtsstress vergessen hat sich den panischen Vorhersagen des Regimes angemessen zu kleiden.




Es nimmt keine Ende

Die Medien berichten nach wie vor über die unhaltbaren Zustände in Griechenland und die Deutschen Kleingeister haben nichts besseres zu tun, als sich über „Die Griechen“ und deren Lage missgünstig auszulassen.

„Den Griechen“ wird in sämtlichen Bereichen das Missmanagement der Regierung vorgeworfen. Da heißt es: „Die Griechen sind selber Schuld an ihrer Situation. Nun sollen sie auch selber zusehen wie sie da wieder herauskommen.“ Außerhalb Griechenlands stehen die Leute den Problemen der Griechen gleichgültig, gar mit Verachtung gegenüber und übersehen dabei, dass sie in das Antlitz ihrer eigenen Unfähigkeit schauen. Fast jeder vergisst, wer die „Krise“ herbeigeführt hat und wer nun dafür finanziell in Haftung genommen wird. Denn, dass die Senioren in Griechenland seit Monaten keine Rente mehr erhalten, dass das Gesundheitssystem kollabiert oder die Abgaben an den Staat genauso schnell ansteigen wie der Lohn Aufgrund von Streichungen zerfällt, ist nicht nur ein Problem von „den Griechen“ alleine, es ist ein Probleme aller Länder, weltweit.

Aktuelle Beispiele finden sich seit Jahren auch innerhalb der eigenen Grenzen: Kurzarbeit und Lohnverzicht. Firmenpleiten aufgrund Geldgieriger und nach mehr Macht strebenden Inhabern. Reallöhne von drei Euro Stundenlohn. Leiharbeiter, die wie Sklaven hin- und hergeschickt werden ohne Würdigung ihrer Arbeitsleistung. Sechs Millionen ArbeiterInnen und Angestellte die zu menschenverachtenden Stundenlöhnen arbeiten müssen. Vor Jahrzehnten waren diese Umstände, die damals schon in Billiglohnländern Gang und Gebe waren, hierzulande unvorstellbar.

Ist es somit auch unvorstellbar, dass hierzulande keine Renten und Sozialleistungen mehr ausbezahlt werden? Ist es somit auch unvorstellbar, dass Ärzte und Krankenhäuser Aufgrund mangelnder Finanzkraft Patienten die notwendige Behandlung verweigern? Ist es darüber hinaus auch unvorstellbar, dass mittellose BürgerInnen im Nirvana der gesellschaftlichen Egalität verschwinden? Nein!

Unvorstellbar ist hingegen, dass wenn weiterhin jeder nur in seinem Ich-Denken verweilt und die Hände in den Schoß legt, wir die Probleme, die es zu beseitigen gilt, lösen werden.

Ein Mal mehr frage ich, mehr rhetorisch als ernst gemeint: Wer hat den die „Krise“ ausgelöst?

Waren es die Hausfrauen, Handwerker und Angestellten, die die Krise durch ihre „ausschweifende und verschwenderische“ Lebensweise herbeigeführt haben? Nein. Es waren und sind es die Politiker, die sich als Hure der Wirtschaft in jeder nur erdenkliche Stellung verbiegen, um sich möglichst gewinnbringend durchficken zu lassen. Mit dem Ergebnis, dass die Mächtigen, zufriedengestellt in ihrer Gier, den volksverräterischen Volksvertretern die Bankkonten füllen, sie mit Posten in der Wirtschaft belohnen oder sonstige Vergütungen zukommen lassen.

Auch hierfür gibt es ausreichen Beweise im eigenen Land. Das wohl bekannteste und noch nicht verurteilte Beispiel ist Ex-Bundespräsident „Lügen“-Wulff. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Stefan Mappus.

 

Wieso dauert die „Krise“ so lange?

Auch dies ist ein Umstand, den ich bereits mehrfach in der Zeitung angesprochen habe. Die Personen, die für die „Krise“ verantwortlich sind, sind auch dafür verantwortlich, dass die „Krise“ am Laufen gehalten wird. Noch steckt zu viel Kapital und somit Gewinn in den Ländern. Noch gibt es überall auf der Welt Menschen, die „zu viel“ verdienen. Bei Beobachtung der produzierenden Konzerne und deren Produktionsstätten(ab)wanderungen fällt auf, das einige von ihnen, nachdem sie in die Billiglohnländer ausgewandert waren, wieder in heimische Gefilde zurück kehren. Nicht immer jedoch nur aus dem Grund, weil die Arbeit hierzulande genauer und gewissenhafter absolviert wird, sondern immer häufiger auch, weil die Lohnkosten sinken und das Recht der ArbeiterInnen und Angestellten mit Füßen getreten wird. Das die Gerichte und Gewerkschaften diesem Problem machtlos gegenüberstehen, haben sie durch ihre hilflosen Urteile beziehungsweise Aktionen der letzten Jahre eindrucksvoll bewiesen. Somit haben die Verantwortlichen aus Wirtschaft und Politik gar kein Interesse ein Ende der „Krise“ herbeizuführen.

Wie sonst ist es zu verstehen, dass „die Griechen“ von, den ihnen zur Verfügung stehenden Finanzmittel zwei Atom-U-Boote in Auftrag gegeben haben? Waren es „die Griechen“, Hausfrauen, ArbeiterInnen und Rentner die ihre Gelder verpulvert haben oder waren es „die Griechen“ wie der Giorgos Papandreou und seinesgleichen?

Hierzulande agiert der Verteidigungsminister nicht anders. Auf der Internationalen Flugausstellung in Schönefeld bekundete er sein Interesse an Drohnen militärischer Bauart. Von was will er das bezahlen? Von den Einsparungen bei der Bildung? Von Einsparungen im Sozialen Bereich?

Das Volk zahlt den Schwachsinn!

Dass es auch anders geht zeigt folgendes Beispiel. Der Textilhersteller Trigema GmbH, hat stets in Deutschland produziert. Das Unternehmen verlangt für ein T-Shirt zwanzig Euro und etwa fünfzig Euro für ein Sweat-Shirt, was ein völlig angemessener Preis ist. Wenn alle ArbeitgeberInnen so verantwortungsbewusst mit ihren Angestellten umgehen und ihre Unternehmen nicht als Melkmaschine der Gesellschaft ansehen würden, könnte sich jeder, frei von Neid, diese Produkte leisten. Da dem leider nicht so ist, werden sich nur Finanzkräftige und Fair Trade-Fetischisten diese zurecht (weil zu fairen Bedingungen produziert) kostspielige Ware leisten können. Der große Rest ist gezwungen auf Bekleidungskonzerne wie H&M und KiK zurückzugreifen und damit fragwürdige Geschäftsmethoden zu unterstützen.

 

Das Ende vom Lied

Den Politikern und der Wirtschaft ist es scheißegal was mit uns passiert. Wenn die Menschen um Griechenland herum das endlich begriffen haben sollten, ist es zu spät. Erst wenn die ersten Bürger hierzulande vor geschlossenen Bankschaltern stehen, das Amt keine Leistungen mehr auszahlt, der Arzt lebensnotwendige Leistungen verweigert beziehungsweise aufgrund mangelnder Ausstattung nicht mehr in der Lage ist diese durchzuführen oder wenn der Fiskus vor der Haustür steht um das Auto zu pfänden, werden sie erwachen.

Bis es soweit ist vertreiben sich die Menschen um Griechenland herum die Zeit mit dem Fingerzeig auf ein Land, dass wie wir von korrupten und machtbesessenen Arschlöchern regiert und wirtschaftlich ruiniert wird.

Fazit: Es sind nicht „Die Griechen“, WIR, das Volk, sind es, die diese Umstände zulassen!

Wir, und nur WIR sind es, die diese Umstände beseitigen können.

Packen WIR´S an!




„Scheiß Ausländer…“

werden sich die beiden Mallorquiner gedacht haben, die bei ihrer Arbeit als Strandwächter in der Bucht von Cala Agulla/Mallorca, ein Paket mit 30 Kilo Haschisch gefunden haben und von zwei Deutschen Touristen bei der Polizei angeschissen wurden.

Das Paket mit dem bewusstseinserweiterndem Inhalt wurde vermutlich von Drogenschmugglern über Bord ihres Schiffes geworfen, als diese von der Küstenwache, zwecks Kontrolle des Frachtguts verfolgt wurden. Die beiden Strandwächter konnten das Paket zunächst in ihrem Dienstgebäude am Strand in Sicherheit bringen. Zwei Deutsche Touristen, die das Treiben beobachtet hatten, sind jedoch am Abend des selben Tages zur örtlichen Polizeiwache gegangen und haben nachgefragt, was es mit dem Fund auf sich hatte. Die Polizei, die keine Kenntnisse über den Fund besaß, ging dem Sachverhalt nach und suchte die beiden Strandwächter auf und befragte diese zu dem Vorfall. Kurz darauf stellten die Beamten das bereits angebrochene Paket sicher. In der Untersuchungshaft sitzend sind die Bewacher zu Bewachten geworden die sich sagen werden: Scheiß Ausländer.

Ich sage nur: Legalize it!

(Quelle: http://mallorcamagazin.com/aktuelles/nachrichten/strandwachter-unterschlagen-drogenfund-aus-dem-meer.html)




„Zwei Dinge sind unendlich…

das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ (Albert Einstein)

Auch wenn mir keine offizielle Studie zu dieser Einsteinschen These vorliegt, wird der nachstehende Bericht diesen Umstand belegen. Obwohl diese Zitat auch sehr gut in eine Darstellung zu den geistigen Fähigkeiten unserer PolitikerInnen passen würde, ist es in diesem Bericht nicht minder passend platziert.

Spätestens seit der ersten Veröffentlichung von Mohammed Karikaturen in der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten, im Jahr 2005 ist bekannt, dass die muslimische Welt, sagen wir mal, leicht gereizt auf dieses Thema reagiert (Bundeskanzlerin Merkel hatte seinerzeit nichts besseres zu tun, als dem Dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard einen Preis für diese fragwürdige Leistung „im Sinne der Meinungsfreiheit“ zu verleihen). Nun sorgen ein paar Amerikaner mit einem Video erneut für Erregung öffentlichen Ärgernisses. Als würde dies alleine nicht schon ausreichen hat die französische Satire Zeitschrift „Charlie Hebdo“ Mohammed Karikaturen veröffentlicht. Der verantwortliche Redakteur Stéphane Charbonnier vom «“Charlie Hebdo“ verteidigt die Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten in einem Interview des Nachrichtensender i>Tele als „nicht provozierender als gewöhnlich“ und verwies zugleich er auf die Pressefreiheit (Quelle: Welt online).

Pressefreiheit? Die Pressefreiheit schließt Beleidigungen* aus. Wenn die Abbildung des Propheten aus der Sicht der muslimischen Glaubensgemeinschaft eine Beleidigung darstellt und sie dies bereits 2005 deutlich zum Ausdruck gebracht haben, gibt es diesbezüglich aus meiner Sicht keinen Diskussionspunkt mehr. Die Faktenlage ist geklärt und ich würde mich nicht wundern, wenn jeder, der sich anmaßt, diese Faktenlage zu missachten, die Quittung dafür erhält. „Wer mit dem Feuer spielt kommt darin um“ ist ein Sprichwort aus alten Tagen, welches den letzten Satz gehaltvoll abrundet.

Es braucht keiner von diesen Karikaturisten, Redakteuren und Filmemachern eines Tages auf der Bildfläche erscheinen und sich darüber beschweren, vermutlich wieder medienwirksam platziert, dass er Drohbriefe erhält oder er und seine Familie (mit den ach so armen Kinder, die ja nichts dafür können) mit dem Tode bedroht wird. Unverständlich ist nur, dass diese Provokateure meistens abtauchen oder Personenschutz erhalten und sich somit der Verantwortung entziehen.

Derzeit sind es französische Botschaften und Schulen außerhalb Frankreichs, die mit Spezial- und Sondereinheiten bewacht und abgesichert werden müssen.

Wollen oder können einige Menschen nicht verstehen, dass ihre Taten Folgen ungeahnten Ausmaßes nach sich ziehen. Wer zum Beispiel bei Facebook einen (harmlosen) Aufruf zu einer Versammlung startet und somit eine unkontrollierte Menschenansammlung herbeiführt, wird für die Folgen wie Verunreinigungen, Sachbeschädigungen und ähnliches zur Verantwortung gezogen. Zeitungen werden verklagt, die die Herzogin Kate Middleton oben ohne zeigen. Aber ein Filmemacher beziehungsweise Redakteure, welche mit ihren „Werken“ weltweite Unruhen verursachen, die den Tot von Beteiligten sowie Unschuldigen zur Folge haben kommt ungeschoren davon?

Wieso kann der Wille der Muslime, den Propheten nicht bildlich darzustellen, nicht respektiert werden? Ich möchte nicht wissen wie hoch die Welle der Entrüstung wäre und wie sehr die Pfaffen von ihrer Kanzel aus die Verursacher verfluchen würden, wenn Karikatur von Jesus mit einem, auf die Kreuzzüge bezogenes, blutbeschmierten Schwert in den Händen und einer Adolf Popelbremse im Gesicht auf der Titelseite einer Zeitung abgedruckt werden würde.

Wieso schafft es eine Handvoll Menschen weltweit in Aufruhr zu versetzen? Warum sind wir nicht in der Lage Filme die andere Mitmenschen beleidigen oder deren religiöse Ansichten verletzen mit Nichtachtung zu strafen Warum muss die Politik „entscheiden“ ob dieser Film gezeigt werden darf oder nicht. Das Grundgesetz gibt eine klare Richtlinie vor.

Warum sind wir nicht in der Lage eine Zeitung zu boykottieren, die mit skandalösen Karikaturen um Käufer wirbt, anstatt dem Willen der Zeitung folgend, ihr einen Umsatzrekord zu verschaffen?

Abschließend fällt mir nichts besseres ein als das Wort an Albert Einstein abzugeben: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

*Da ich mich mit dem Kreuzberger nicht an das Pressegesetz halten muss, trifft der Umstand, nicht beleidigend schreiben zu dürfen, nicht auf meine Berichte zu. Zudem greife ich ausschließlich nur Personen(kreise) an, die uns/mir/euch, durch ihre Taten, bereits den Krieg erklärt haben und somit gerechtfertigt meiner Fäkalsprache unterliegen und aus literarischer Sicht als Vogelfrei einzustufen sind.




Ausgabe 20

Titelthema: Fließendes Geld – Eine Alternative zum endlosen Wachstumswahnsinn

Weitere Themen: Horch & Guck – Horch kann es nicht lassen / So etwas hat es früher nicht gegeben: 120-Stunden Deo / Woher der Wind weht – Fracking: Risikioreiche Erdgasgewinnung in Deutschland / Tresen-Test – Nicht jeder Tresen steht in einer Bar / William Wires – Just… a Lost Soul / Kurz Gesagtes – Brief an Paul Kalkbrenner / Vor Ort – Wir stehen auf Heilkräuter(n) / Kunst im Kiez – Lokalkrimis, Sybille Meyer / Leserbriefe – Alles ändert sich (nicht)

Hier geht es zur PDF-Ausgabe 20




Nicht jeder Tresen steht in einer Bar

Es war ein durchwachsener Sommertag, als ich mich in Richtung Friedrichshain begab, um diesen, euch nun vorliegenden Tresen-Test durchzuführen. Als ich vor Ort angekommen war, standen bereits mehrere Personen vor der Tür und warteten auf Einlass. Nach ein paar Minuten erschien die Betreiberin und verschwand, nach einer kurzen Begrüßung der Wartenden, so schnell wie sie aufgetaucht war in ihren Räumlichkeiten. Wir warteten geduldig weitere Minuten, in denen sich weitere Personen zu uns gesellten und genauso wie wir hofften, dass die Eingangstür für das allgemeine Publikum möglichst bald geöffnet würde.

Kurz darauf war es soweit und die Massen strömten hinein. Ich hatte Glück und war der Dritte in der Schlange, die sich am Tresen gebildet hatte. Als ich an der Reihe war, zückte ich meine Karte und legte zehn Euro auf den Tresen und sagte zur freundlichen Dame hinter dem Tresen: „Ich habe keinen Termin, würde aber trotzdem gerne zur Frau Doktor, meine Ohren sind dicht und schmerzen“. – „Na dann geben Sie mir mal Ihre Krankenkassenkarte und setzen Sie sich dort hin, ich rufe Sie dann auf. Die Praxisgebühr bezahlen Sie bei der Frau Doktor“.

„Wasn das?“, fragt ihr. Ein Tresen-Test in einer Arztpraxis? Jepp!

Erstens ließ mein Gesundheitszustand es nicht zu, mich im Zuge der Recherche für diesen Bericht in einem Schankbetrieb zu besaufen und zweitens befindet sich in einer Arztpraxis unbestreitbar auch ein Tresen, nämlich der Empfangstresen!

Wer von euch also schon einmal Ohrenschmerzen hatte oder gerade welche hat, sollte diesen Bericht unbedingt bis zum Ende weiterlesen, um in Zukunft eine kompetente Anlaufstelle zu haben.

Das Publikum war bunt gemischt. Jedes Alter war vertreten und da neben Frau Dr. Kluge (wäre bestimmt auch ein guter Name für eine Bar) eine Fachärztin für Innere Medizin praktiziert, waren auch die Leiden der einzelnen Anwesenden unterschiedlich.

Die musikalische Untermalung der Szenerie im Wartebereich war für mich aufgrund meiner akustisch eingeschränkten Wahrnehmung weder genau zu erkennen, noch war sie für mich zu lokalisieren. Es hätte auch die laut aufgedrehte Stereoanlage eines Mieters von nebenan sein können. Nach unerwartet kurzer Zeit rief mich Frau Dr. Kluge ins Behandlungszimmer und fragte nach meiner Befindlichkeit.

Als ich ihr mein Leiden geklagt hatte, schaute sie sich den Schaden genauer an. Mit ein paar behutsamen Handgriffen legte sie das schmerzende Ohr trocken und unterzog es weiteren Behandlungsmethoden. Nachdem sie mir noch weitere Verhaltensmaßnahmen mit auf den Weg gegeben hatte, stand ich schon wieder am Tresen und vereinbarte mit der netten Tresenkraft einen Termin für den nächsten Tag. Ein paar Stunden später waren zumindest die Schmerzen vergessen und die Ohren auf dem Wege der Besserung.

Fazit: Alles in Allem war es eine Bereicherung für mich und die Gesundheit meiner Ohren, Frau Dr. med. Kluge, Fachärztin für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde kennengelernt zu haben und kann sie mit bestem Gewissen weiterempfehlen.

Praxis-Adresse: Marchlewskistraße 101, 10243 Berlin

Öffnungszeiten: Mo. u. Di. 8-12 Uhr und 14-16 Uhr, Mi. 13-18 Uhr, Do. 8-12 und 13-15 Uhr, Fr. 8- 12 Uhr.

Anfahrt: Über Warschauer Straße mit der U1, M10, M13, dem Bus 347 oder der S5, S7, S75.

Das nächste Mal gibt es wieder einen Bericht über einen Tresen, an dem ihr euch nach Herzenslust besaufen, darauf einschlafen oder tanzen könnt. Ich wünsche allen Gesunden, dass sie es bleiben und allen Kranken eine baldige Genesung.




Fracking – Risikoreiche Erdgasgewinnung in Deutschland

Die Menschen haben seit Beginn des Industriezeitalters mit allen möglichen Mitteln versucht, der Erde die Rohstoffe zu entreißen. Mit riesigen Baggern wird über Tage Erdreich abgetragen, um an die darunter liegende Braunkohle zu gelangen. Unter Tage wird Gold, Silber, Kohle und seltene Erden abgetragen und an das Tageslicht befördert.

In Afrika wird der Erdaushub gewaschen, um Diamanten zu gewinnen und mit Bohrungen an Land und zu Wasser wird Öl und Erdgas gefördert. Alles nur, um den Bedarf an Energie und Rohstoffen zu decken. Um diese Versorgung auch zukünftig sicherzustellen, bedienen sich die Unternehmen einer für uns relativ neuen Methode, um an die Gasvorkommen zu gelangen. Fracking heißt das Zauberwort und beschreibt eine höchst umstrittene Methode der Erdgasgewinnung.

Auf dem Markt der Schiefergasgewinnung tummeln sich Firmen wie ExxonMobile (USA), Total (Frankreich), RWE DEA (Deutschland) und etliche andere. Da jedoch ExxonMobil der einzige Konzern ist, der Daten zur Verfügung stellt, konnte ich auch nur auf diese zurückgreifen, um mehr oder weniger verlässliche Zahlen zu liefern.

 

Hydraulic Fracturing

Hydraulic Fracturing wie die offizielle Bezeichnung lautet, kommt in den USA bereits seit 1949 kommerziell zum Einsatz. Nun verhält es sich mit dem Fracking, wie mit so vielem auf der Welt: Eine eigentlich gute Idee wird dazu verwendet, geldgierigen Konzernen die Kassen zu füllen. Denn Fracking kann zur Stimulation des Wasserflusses in der Tiefen-Geothermie und von Grundwasserbrunnen, sowie für die Vorentgasung von Steinkohlegruben verwendet werden. Jedoch bietet Fracking auch die Möglichkeit unter Zuhilfenahme von Zusatzstoffen, das begehrte Schiefergas, auch unkonventionelles Erdgas genannt, zu fördern.

 

Die Methode

Beim Fracking wird zunächst eine Tiefenbohrung von 1.000 bis 5.000 Metern durchgeführt. Wird bei dieser Bohrung Grundwasservorkommen durchstoßen, wird dieses, laut Aussage der Unternehmen mit einem sicheren Betonmantel abgedichtet. Ist die Bohrung erfolgreich und es wurden Gesteinsschichten gefunden, in denen das Schiefergas vorhanden ist, wird eine Flüssigkeit, das Fracfluid, unter enormen Druck in das Bohrloch eingefüllt. Dieses bewirkt, dass die Gesteinsschichten regelrecht gesprengt werden und dadurch das Schiefergas freigesetzt wird. Da dies aber nur gelingt, wenn eine Mixtur aus bis zu über hundert Chemikalien ihre Wirkung entfalten, gibt es aus Angst vor Umweltverschmutzungen zunehmend Einwände aus der Bevölkerung gegen diese Art der Gasgewinnung.

 

Das Fracfluid

Das derzeit weltweit verwendete Fracfluid besteht neben Wasser aus sechs bis mehreren hundert Chemikalien, darunter unaussprechliche Namen wie Polysaccharidderivate, 5-Chloro-2-Methyl-2H-Isithiazol-3-One und 2-Methyl-2H-Isothiazol-3-One, Tetraethylenpentamin, Tetramethylammoniumchloride und 2-Butoxyethanol-Propan-2-ol. Wenn, wie ExxonMobil angibt, in Cappeln (Niedersachsen) ein, auf die Gesamtmenge bezogener Anteil von nur 1,56% an giftigen, ätzenden und gesundheits- sowie umweltgefährdenden Chemikalien dem Fracfluid beigemischt und in das Erdreich eingebracht wird, so ist die Gefahr, die von den chemischen Substanzen ausgeht, für die Umwelt ungleich höher. Denn das Problem ist, dass die Chemikalien nicht vollständig aus dem Bohrloch und den aufgesprengten Erdzwischenräumen abgepumpt werden kann und somit stets ein Rest Fracfluid im Erdreich verbleibt.

Der Gaskonzern OMV (Österreichische Mineralölverwaltung) hat mit der Montanuniversität Leoben (Österreich) ein Pilotprojekt durchgeführt, bei dem das Fracfluid ausschließlich aus Wasser, Stärke und Bauxit Sand (verunreinigtes Aluminiumhydroxid) besteht und trotzdem seine Wirkung entfaltet. ExxonMobile will ab nächstem Jahr sogenanntes ‚Clean Fracking‘ ohne den Zusatz umweltschädlicher Stoffe durchführen.

Ob dies ebenfalls mit den drei zuvor genannten, unbedenklichen Mitteln, Wasser, Stärke und Bauxit-Sand geschieht, bleibt offen.

 

Die Umwelt

Welche Auswirkungen Fracking auf die Umwelt hat, ist derzeit Streitgegenstand von Experten. ExxonMobil behauptet, dass sie in Deutschland seit über vierzig Jahren mit dieser Methode Erdgas fördern und es noch zu keinem ernsthaften Zwischenfall gekommen sei. In Amerika hingegen häufen sich die Fälle, in denen Grundbesitzer, die ihr Land zur Ausbeutung an Energieunternehmen verpachtet haben, von kleineren Zwischenfällen bis hin zu schwerwiegenden Grundwasserverseuchungen berichten. In einigen Haushalten enthält das Leitungswasser so viel Methan, dass es brennt, wenn man ein Feuerzeug an den Wasserstrahl hält. Hinzu kommen die chemischen Rückstände im Wasser, die von unabhängigen Laboren nachgewiesen wurden.

Darüber hinaus geben die Energieunternehmen widersprüchliche Aussagen von sich. Zum einen behaupten sie, dass die Grundwasservorkommen durch hunderte Kilometer dickes Gestein geschützt werden. Zum anderen sagen sie, dass, wenn Bohrungen Grundwasservorkommen durchstoßen, diese mit einer dicken Betonverschalung vor Verseuchung abgedichtet werden.

Es kann also nur als eine Art Schuldeingeständnis der Energieunternehmen angesehen werden, wenn diese, wie in Amerika bereits geschehen, den von Grundwasserverseuchung betroffenen Haushalten Wassertanks aufstellt und die kostenlose Versorgung mit Trinkwasser übernommen haben.

Der enorme Wasserverbrauch beim Fracking ist auch ein Punkt, der heftig diskutiert wird. Denn für die in das Erdreich zu pumpenden Chemikalien wird Wasser als Trägermittel benötigt. Somit werden pro Bohrloch bis zu mehrere Millionen Liter Wasser verwendet, welches danach verseucht ist und als Sondermüll entsorgt werden muss. Zu dem Thema der Entsorgung kommen wiederum aus Amerika besorgniserregende Nachrichten. In offenen Auffangbecken wird das verbrauchte Wasser-Fracfluid-Gemisch gesammelt und mit Tanklastern zu Kläranlagen abtransportiert. Die Kläranlagen, die das mit Fracfluid verseuchte Wasser aufbereiten sollen und danach in die Umwelt geben, stehen diesem Bärendienst hilflos gegenüber. Die Mikroben, die das normale Abwasser der Haushalte reinigen, sind nicht in der Lage, die mit Fracfluid verseuchten Wasser, enthaltenen Stoffe zu verarbeiten. Somit gelangt das verseuchte Wasser ungehindert und vor allem ungeklärt in die Umwelt.

Nicht nur das Grundwasser ist Gefahren ausgesetzt, auch die Luft wird durch austretende Gase verunreinigt. Ein Gemisch aus Methan und anderen sich verflüchtigenden Chemikalien, welche den Anlagen entweichen, nährt die Besorgnis von AnwohnerInnen der Förderanlagen gesundheitliche Schäden davonzutragen. Von unabhängigen Experten wurde bestätigt, dass das Methan durch Risse im Gestein zu Tage treten kann und unkontrolliert in die Umwelt entweichen kann.

 

Fazit

Fracking ist von den Gefahren für die Umwelt nicht unbedenklicher als die seit Jahrzehnten angewandten Methoden der Öl- und Gasgewinnung. Nur haben wir bisher fremde Länder wie Afrika ausgebeutet und verseucht. In Amerika gibt es bereits seit Jahren ein Problem mit Fracking, nur hat dies hierzulande niemanden ernsthaft interessiert. In zwanzig Städten und Gemeinden vom Bundesstaat New York, sowie in der Stadt New York selbst, ist Fracking aus Sorge um das Grundwasser verboten. Erst in jüngster Zeit, seit 2010, mit dem Erscheinen des Dokumentarfilms „Gasland“ von Josh Fox, kamen hierzulande die ersten Diskussionen auf. Das Problem ist wie immer erst dann akut, wenn es vor der eigene Haustür steht. Deutschland befördert bei der Erdöl- und Gasgewinnung jährlich bis zu 2.000 Tonnen radioaktiven Bohrschlamm an die Erdoberfläche. Wenn man unsere Produktionszahlen mit denen der erdölexportierenden Länder vergleicht, kann man sich die Menge Sondermüll ausrechnen, die dort bei der Öl- und Gasförderung anfällt. Die Gefahr der Grundwasserverseuchung ist nicht nur gegeben, sie ist bereits eingetreten!

Nicht nur durch Fracking ist unsere Grundwasserversorgung gefährdet, sondern auch durch Phosphor-Dünger, in dem Uran 238 vorhanden ist und der auf Felder und Ackerflächen ausgebracht wurde, (Der Kreuzberger berichtete in Ausgabe 13/S.10) sowie undichte Endlager, in denen jeder erdenkliche atomare Sondermüll entsorgt wird. Wollte man Fracking verbieten, müsste man es allem anderen umweltgefährdenden Raubbau gleich tun.

Hierzulande bemüht sich ExxonMobil um ein gutes Image. Das Unternehmen steht Bürgerinnen und Bürgern auf seiner Internetseite Rede und Antwort. Wenn auch wie in dem Fall von einem Herrn O. nur unzureichend. Siehe dazu: http://dialog-erdgasundfrac.de/frage/warum-gibt-es-keine-3d-seismik-vor-dem-ersten-probe-frac

Hinzu kommt, dass ExxonMobil als erstes Unternehmen eine Liste mit den beim Fracking verwendeten Chemikalien veröffentlicht hat. Die Liste findet ihr unter: http://www.erdgassuche-in-deutschland.de/hydraulic_fracturing/frac-fluessigkeiten/index.html

Zudem gibt ExxonMobil an, ab nächstem Jahr mit einem Fracfluid arbeiten zu wollen, welches für die Umwelt gefahrlos sein soll. Solange wir jedoch nicht alle Risiken für die Umwelt insbesondere das Grundwasser ausschließen können, wären wir gut beraten, diese Methode nur sehr behutsam und bedacht einzusetzen. Das Konsortium, welches sich riesige unterirdische Süßwasservorkommen in Südamerika gesichert hat, würde sich freuen wenn wir uns, durch chemische Verseuchung unserer Trinkwasser Ressourcen berauben, in dem wir eine andere Ressource, wie in diesem Fall Schiefergas, zu Tage fördern.

Abschließend hinterfrage ich die Verhältnismäßigkeit sowie die Daseinsberechtigung unserer behördlichen personell überbesetzten, jedoch offensichtlich geistig völlig unzureichend ausgestatteten Bürokratendiktatoren und -diktatorinnen in den Amtsstuben, die eine von den Gefahren nicht genau einzuschätzende Fördermethode, wie das Fracking in unmittelbarer Nähe von Wasserschutzgebieten zulassen, aber dem Veranstalter der diesjährigen Seefestspiele untersagen, sein Festival in einem Wasserschutzgebiet am Wannsee stattfinden zu lassen, nachdem dieser dorthin umgezogen ist, weil er wegen der Proteste von Naturschützern den ursprünglichen Veranstaltungsort von der Halbinsel Hermannswerder aufgeben musste.

Alles klar!?

 

Weiterführende Informationen zu diesem Thema:

WAZ, „Gelsenwasser: Erdgasbohrungen sind ‚Gift für das Trinkwasser‘“: http://www.derwesten.de/region/rhein_ruhr/gelsenwasser-erdgasbohrungen-sind-gift-fuer-das-trinkwasser-id4434506.html

Vereinigung der Initiativen gegen unkontrollierte Erdgassuche und Hydraulic „Fracking“ Fracturing in Deutschland: http://www.gegen-gasbohren.de/

Bildnachweis:

1 Quelle „ExxonMobil“

2 FEELGUIDE, a online Magazin: http://www.feelguide.com/




120-Stunden Deo – Waschen war gestern!

Wer kennt das nicht? Man steigt an einem herrlichen Sommertag während des Berufsverkehrs in die U-Bahn, die S-Bahn oder in den Bus. Die Türen schließen sich hinter einem. Urplötzlich überkommt einen der übel riechende Duft ausdünstender Achselhöhlen eines in direkt befindlicher Umgebung aufhaltenden Mitmenschen. Durch den Mund anstatt durch die Nase atmend, versucht man verzweifelt sich diesem Geruch zu entziehen. Nachdem dieser Versuch zweifelsfrei scheitert, kann man sich nur noch entscheiden an der nächsten Haltestelle um- beziehungsweise auszusteigen oder man ergibt sich der Lage. So, oder so ähnlich muss es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kosmetik-Industrie fast täglich ergehen. Anders jedenfalls ist die Entwicklung von Deodorants mit 24- und 48-Stunden Wirkzeit nicht zu erklären.

Nun hat die Industrie dieses Produkt einer weiteren Veredelung unterzogen und herausgekommen ist, man mag es kaum glauben, das 72- oder sogar 120-Stunden-Wirkzeit-Deodorant. Als ich vor Monaten das erste Mal von dieser Errungenschaft hörte, war meine erste Frage:

 

Wer braucht das?

Nach kurzer Überlegung kam ich auf folgende Personengruppen: Obdachlose, Schiff-brüchige, ExpeditionsteilnehmerInnen, BesucherInnen von mehrtägigen Festivals und vollgekokste PartygängerInnen, denen von Freitag Abend bis Montag früh Durchhaltevermögen abverlangt wird.

Ich begab mich auf die Suche und sah mich hier und da um, welche Produkte es noch auf dem Markt gibt, die eine überdurchschnittliche Wirkzeit boten. Dabei traf ich auf „syNeo“, ein Deodorant, welches laut Herstellerangaben versprach fünf Tage, also 120 Stunden zu wirken! Lächerlich dachte ich. Aber ich wagte den Versuch. Bei der zarten Haut einer Frau mag das Mittel noch seine volle Wirkung entfalten, aber meine – männlich behaarten, durch Sport, Sommer und Arbeit strapazierten, T-Shirtbedeckten – Achselhöhlen trotzten diesen Schweiß unterbindenden Zusatzstoffen mit einem müden Lächeln. Schon nach etwa zwei Tagen nach Anwendung der Probe, fing ich an, …sagen wir mal…, leicht auszudünsten.

Vielleicht ziehen sich nach regelmäßiger Anwendungen von „syNeo“ausreichend Poren zusammen, so dass kein oder nur wenig Schweiß an die Oberfläche dringt. Für einen derart aufwendigen Test fehlten mir jedoch die finanziellen Mittel und der Wille meinen Körper chemischen Mitteln unbekannter Natur auszusetzen.

Denn die Inhaltsstoffe, die den Schweißfluss unterbinden, sind in ihren Nebenwirkungen nicht immer ausreichend erforscht. Eine Aussage diesbezüglich lautet u.a.: „Propylene Glycol kann vielfältige Bilder allergischer Hautreaktionen hervorrufen. Es kann dazu durch das Einschleusen durch die Haut zu Nierenschäden und Leberanomalien führen.“ (Quelle: http://www.biokosmetik- konservierungsstoffe.de/propylene-glycol-weichmacher-kosmetik.html)

In anderen Deodorants finden sich Inhaltsstoffe wie Aluminium Chlorohydrate, das im Verdacht steht, Brustkrebs zu verursachen. Dieser Verdacht wurde bisher jedoch noch nicht wissenschaftlich bestätigt. Ein weiterer gängiger Inhaltsstoff ist Benzyl Benzoate. Diese Substanz ruft Reizungen der Haut und Schleimhäute hervor und ist mit der EU-Gefahrenstoffkenzeichnung Xn (Gesundheitsschädlich) und N (Umweltgefährlich) belegt. Auch die anderen aus- und unaussprechlichen Inhaltsstoffe können im Internet auf ihre Gefahrenklasse hin überprüft werden.

 

Die Deodorants für jeden Zeittyp

Axe und 8×4 haben eine 24-Stunden Wirkzeit

Nivea hat eine 48-Stunden Wirkzeit

Lavilin (Israel Kosmetik) und Garnier haben eine 72-Stunden Wirkzeit

syNeo hat eine 120-Stunden Wirkzeit

Schon immer habe ich mich gefragt, wie die Industrie es fertig bringt, Jahr für Jahr neue Produkte zu entwickeln die Zähne noch weißer machen, Wäsche noch porentiefer reinigen, Badezimmer noch kalkfreier glänzen lassen, Abwasch noch fettfreier spülen und Haaren ein noch voluminöseres Aussehen verleihen.

Bei dem 120-Stunden-Wirkzeit-Deodorant bleibt mir jedoch nichts anderes übrig, als kopfschüttelnd zu verbleiben und kann nur noch sagen: So etwas hat es früher nicht gegeben!

TIPP! Informationen zu den Inhaltsstoffen von Kosmetika findet ihr unter:

http://www.cosmeticanalysis.com/de/

TIPP! Unter regelmäßiger zu Hilfenahme von Wasser und Seife sollte auch ein 24-Stunden Deo ausreichende Wirkung entfalten.

Euer Trend-Scout




Lesermeinung – Alles ändert sich (nicht)

Hallo erstmal, ich weis gar nicht, ob Sie´s schon wussten…Um die Sache etwas witzig zu beginnen, aber mir stinkt´s gewaltig.

Nun habe ich meinen Mut zusammengenommen um auch Mal etwas beizutragen. denn es ändert sich zu wenig in positivere Richtung. Im Gegenteil, die Leute die Deutschland mit ihre Arbeit aus der Scheiße geholt haben, können die Mieten der ‚Nicht-Genug-Bekommer‘ nicht mehr bezahlen und werden zugunsten irgendwelcher Besserverdienender (die Meisten bekommen nur, verdient haben sie es nicht) an den sozialen Rand der Gesellschaft gedrängt.

Warum überhaupt dieser Rand, warum Obdachlosigkeit, warum Arbeitslosigkeit und noch soviel anderes Unrecht? Weil so Typen wie Wowi, oder früher Diepi und Konsorten, lügen wenn sie das Maul aufmachen und sich nicht schnell genug die Taschen voll stopfen können. Dieses ganze Regime (bis auf wenige Ausnahmen) ist korrupt und gierig bis in die Haarspitzen. Leider kann ich auf Einzelne nicht weiter eingehen, denn dazu müsste man ein Buch der Dimensionen eines Brockhaus schreiben und da ich kein Schriftsteller bin und auch noch andere Dinge ansprechen will, die in meiner Geburtsstadt Berlin in unmittelbarer Umgebung passieren, danke ich dem Kreuzberger für diese Möglichkeit mich zu äußern.

Ich werde jetzt auch nicht alles was mir auf der Seele brennt loswerden können, aber auf einiges möchte ich doch Aufmerksam machen und wenn ich nicht alleine bin mit meinen Anmerkungen, bitte ich die Leser des Kreuzbergers die Herausgeber in jeder nur erdenklichen Form zu unterstützen und sei es nur durch einen Leserbrief wie den meinen. Im Übrigen will ich einmal darauf hinweisen, dass wahrscheinlich auch Spenden in jeder Form sehr willkommen sind, denn was ich so mitbekomme, geben der Herausgeber und alle Beteiligten am Kreuzberger ihr letztes Hemd um Euch mitzuteilen, was hier Phase ist. In diesem Sinne habe ich große Achtung vor solchen Leuten, die ihr Dasein nicht auf Eure Kosten bestreiten, sondern Gleichgesinnte suchen, die auch eine Möglichkeit darin, sehen mal Dampf abzulassen, ohne dem Nächstbesten aus Wut darüber was hier mit uns gemacht wird, auf die Fresse zu hauen.

Da bin ich auch schon bei meinen Themen, denn die Aggressivität, der Lärm, der Dreck, die Rücksichtslosigkeit, der Egoismus, die Hektik, der Leistungsdruck u.v.a. nimmt stetig zu und immer mehr Menschen werden krank (ist ja auch kein Wunder, denn der Fisch fängt immer vom Kopf her an zu stinken).

Was ich meine ist z.B. der Lärm, der immer mehr krank macht, wenn rücksichtslose Rasenmäherfahrer, Liefer-Pkw/-Lkw, Autofahrer, Gartenbauamt, Müllabfuhr, Straßenreinigung, u.a., die Spielstraßen als Rennstrecken betrachten, die sie nach Gutdünken berasen können, weil sie nicht kapieren eben nicht alleine auf der Welt zu sein.

Eltern die Ihre plärrenden Gören nicht im Griff haben und meinen mit dem erworbenen Kitaplatz auch das Recht zu haben jeden Tag Anwohner zu nerven, weil ihre Kleinen ja noch kein Verständnis haben können (wo soll´s bei den Kleinen denn auch herkommen?). Selbst Erzieher können nicht für geordnete Lautstärke sorgen (weil sich die Kinder ja entfalten sollen) und wer am Ende laut genug schreit hat Recht, oder was!?! Oder Schüler aus dem Bildungswerk die ihre Pausen vor der Schule auf der Straße verbringen müssen, damit auch alle Anwohner mitbekommen was sie am Wochenende versäumt haben. Menschen, Telefonierende, Touris, die besoffen (oder auch nicht), sich lautstark anbrüllend, die Straßen der Stadt bevölkernd und dem armen Berlin Devisen bringen sollen !?! Ich glaub ich bin im Osten.

Nicht, dass wir das alles nicht bräuchten z.B. Müllabfuhr, Straßenreinigung, Lieferanten, u.s.w. Aber nicht die Denke: Hauptsache schnell mit MEINER Arbeit fertig werden und nach MIR die Sintflut. Oder: „Wenn ICH arbeite, brauchen andere nicht schlafen!“. Das es aber auch noch andere Leute gibt die arbeiten gehen (um die scheißteuren Mieten zu bezahlen), wenn DU die Füße hochlegst oder Urlaub machst, kommt nicht in den Sinn. Wenn jeder ein wenig Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen würde, hätte wahrscheinlich die Bevölkerung unserer Nachbarplaneten einen besseren Eindruck von uns.

Nun möchte ich noch von einem letzten Spaziergang berichten, den ich mit meiner Frau am Sonntag früh gemacht habe. Es ekelt mich an und ich verstehe nicht, was ich hier sehe. In jedem Gebüsch, an jedem Baum, in jedem Rinnstein, auf jedem Gehweg, auf jeder Wiese, an jedem Wasser, einfach überall nur noch Dreck!!!

Wir haben in Berlin eine hervorragende, wenn auch rücksichtslose Stadtreinigung und Müllabfuhr, eine Garten und Landschaftspflege, Gewässerschutz und was weiss ich nicht noch alles, wofür die Berliner Bürger eine Menge Steuern zahlen.

Ist das der Grund dafür, das hier jeder nur noch seinen Dreck fallen lässt, wo er geht und steht? Leben die Leute zuhause auch so, als wenn sie in ihr eigenes Wohnzimmer scheißen? Macht sich denn keiner mehr Gedanken, wie lange so ein Kronkorken/Plastikdeckel/Chipstüte braucht um zu verrotten? Oder soll das jemand anderer aus dem Gebüsch holen? Ich kann ja noch verstehen, wenn man mal eine Pfandflasche stehen lässt, da leben mittlerweile einige Leute davon. Alle 3m hängt/steht irgendwo ein Mülleimer, aber ich sehe nur noch eine einzige Müllkippe und das macht mich nicht nur traurig, sondern wütend.

Es gibt noch ewig viele Beispiele und die Verarschung und Bevormundung vom Gesetzgeber hat schon lange die Grenze des erträglichen erreicht (z.B. Nichtraucherschutzgesetz, worüber ich mich vielleicht beim nächsten Mal noch äußern werde).

Ich bitte alle Mitbürger und Besucher der Stadt Berlin auf Dreck-, Müll- und Lärmvermeidung zu achten.

Auch Hundebesitzer die ihre Tiere beim einkaufen alleine draußen lassen (die Tiere bellen laut vor Angst alleine gelassen zu werden), die Notdurft ihrer Tiere nicht beseitigen und sie überall hinpissen lassen (auch gegen fremdes Eigentum wie Fahrräder, Motorräder, Hausecken u.s.w.). Oder Kraftfahrzeugführer, die meinen ihre Hupen ständig überprüfen zu müssen.

Des Weiteren hatte der Herausgeber in seinem Artikel über Radfahrer auf Bürgersteigen mit ignoranten Sprüchen auf den Lippen auch schon ein Thema angesprochen, worauf ich jetzt nicht mehr näher eingehen werde. Aber, sollte mich einer mal anfahren, wenn ich aus dem Haus gehe, dann wird dieses Zusammentreffen sehr unglücklich für den Radfahrer ausgehen.

In diesem Sinne und in der Hoffnung das unsere Gesellschaft einen Weg findet sich zu arrangieren oder aufzulehnen, um den gierigen, egoistischen, machtgeifernden, korrupten, sich die Taschen voll stopfenden, über Leichen gehenden, respektlosen Individuen zu zeigen, dass es auch anders geht! Wenn ich noch einmal die Kraft finde – ‚denn ich habe noch lange nicht genug‘ geschrieben – dann bis demnächst und reden Sie mit uns, wir reden ja auch mit Ihnen!

Ihr/Euer OM




Wir stehen auf Heilkräuter – Heilsames Kreuzberger Stadtunkraut

Eine Gruppe Frauen und Männer, dazwischen auch ein Kind, stehen in gebückter Haltung rund um einen Fahrradständer in der Kreuzbergstraße. Passanten, die an dieser Gruppe vorbeilaufen, versuchen deren Inneres zu erblicken. Manch einer gesellt sich dazu, ein anderer läuft kopfschüttelnd weiter, ein weiterer versucht aus der Ferne zu enträtseln, was denn der Kern des Interesses sein möge.

Heilkundige früherer Zeiten liefen oft nicht weit, um die geeignete Medizin für ein Leiden zu finden. Rund ums Haus, in der Hecke, am Brunnen, am Wegesrand fanden sie eine Vielzahl ihnen bekannter Heilpflanzen. Dieses Vorgehen erscheint uns heutzutage als befremdlich, einfach und naiv. Wir erwarten von unseren Pharmakologen, dass sie im Labor mit chemischen Reagenzien hantieren und nicht wie Wilde in den Büschen herumkriechen. Unsere heutige Medizin ist komplex und hoch spezialisiert – und doch bringen die modernen Leiden sie bisweilen an ihre Grenzen.

Auf der Suche nach Lösungsansätzen blickt man sich um: Was nun? Neue Wege beschreiten? Oft genügt jedoch das Beschreiten ganz gewöhnlicher Wege. Den Gehsteigen zum Beispiel.

Auf den Gehsteigen Kreuzbergs wird kaum einer Heilpflanzen sammeln. Soll er auch nicht. Doch lassen sich direkt vor den Haustüren der Kreuzberger Bürger Heilpflanzen kennenlernen und ihre Heilwirkungen verstehen. Man muss nur lernen, genau hinzuschauen. Doch wo sind sie bloß, diese Heilpflanzen? Wir stehen darauf! Sie sind buchstäblich unter uns, zu finden in Parks, an Baumscheiben oder als vermeintliches Unkraut zwischen Gehwegplatten.

Die Gruppe von Frauen und Männern beginnt vorsichtig zu tippeln, drehen die Schuhsohlen beiseite, um eine solche Heilpflanze zu entdecken. Hier und da erscheint ein kleiner Klecks Grün, mal mit bekannter Form, ein Grashalm, mal völlig unbekannt. Langsam und Pflanze für Pflanze beginnen wir die verschiedenen Vertreter der Trittpflanzengesellschaften kennenzulernen. Es sind Pflanzenspezies, die sich ein sehr besonderes Biotop ausgesucht haben: Sie wachsen dort, wo wir lang laufen, dort, wo wir unsere Füße hinsetzen, sie bevölkern unsere Gehsteige und finden sich in spärlichen, schmalen Ritzen zurecht.

„Wer hat denn schon an einer wiederkehrenden schmerzhaften Blasenentzündung gelitten?“ In der Gruppe meldet sich die eine oder andere Hand. Sollte die Antibiotikatherapie keine dauerhafte Symptomfreiheit gewährleisten, so darf man sich ruhig die Unterstützung von ganz unscheinbaren Helferlein sichern. Gerade Therapeutika für die Niere und Blase finden sich ausreichend auf den Gehsteigen.

Eine davon bildet einen Miniaturteppich aus unzähligen noch kleinen Blättern und wahrscheinlich tausend noch kleineren Blüten: Das Bruchkraut.

Ein Tee aus diesem Kraut mit der lateinischen Bezeichnung Herba Hernariae riecht überraschend aromatisch, lieblich. Die enthaltenen Cumarine riechen und schmecken nicht nur gut, sondern sie entspannen auch schmerzhaft verkrampfte Muskulatur, vor allem im Beckenbereich. Bei einer Blasenentzündung lindert dieses pflanzliche Spasmolytikum die unangenehmen Krämpfe der Blasenmuskulatur. Von den Saponinen des Bruchkrautes weiß man, dass sie einen günstigen Einfluss auf den Blutdruck haben. Unterstützend kann diese Pflanze also in Kräutermischungen bei erhöhten Blutdruckwerten eingesetzt werden. Dies kann auch während einer schulmedizinischen Therapie geschehen, sollte jedoch auf längere Zeit von professioneller Seite begleitet werden.

In einer Stadt wie Berlin ist es fast unmöglich, nicht auf Heilpflanzen zu stehen. Alle stehen wir auf Heilpflanzen. Tagtäglich. Die meisten jedoch nur mit dem Fuß, manche aus gutem Grund nicht nur damit.

Sebastian Vigl ist ein in Kreuzberg praktizierender Heilpraktiker und Pflanzenkundler sowie Mitarbeiter der Zieten Apotheke Berlin im Fachbereich westliche Heilkräuter. Auf seinen Heilpflanzenführungen rund um den Kreuzberg bringt er Interessierten die Heilpflanzen der Stadt nahe. Die Führungen finden an verschiedenen Samstagen im Jahreskreis statt. Teilnahme gegen Spende.

Termine und mehr Informationen zu den Führungen im Netz: www.sebastianvigl.de

Geschrieben von Sebastian Vigl




Kurz Gesagtes – Lieber Paul Kalkbrenner,…

wusstest Du, dass Deine grandiose Musik von Berlin Calling inzwischen für jedes Abspritzer-Format im TV genutzt wird?

Nun gut, Jan Delay unterlegt die Blockwart-Denunziantenserie ‚Mein Revier‘ auf Kabel1, aber Du?

Ich komm drauf, weil ich beim Durchzappen bei ‚Berlin Tag & Nacht‘ auf RTL2 verweilte. Sofort kämpfte ich mit einem spontanen Brechimpuls und musste mal wieder mit Erschrecken feststellen, ich bin ein Masochist.

Das den Privaten nichts heilig ist, war mir bekannt. Aber sie spielen deine Musik, während sie parallel diese Serie mit abspielen lassen. Wusstest du das? Kannst du das nicht verbieten lassen? Dürfen die das? Brauchst du das Geld?

Um dir kurz die Brisanz der Sendung mitzuteilen: Dort gibt es einerseits tätowierte Mastmännchen und Silikonbräute und zum anderen junge ‚Erwachsene‘ (in dem Fall Vollpfosten) aus der ‚Szene‘ (Oh Gott! Hab ich wirklich Szene geschrieben?) und alle vertreten eine Moralvorstellung, bei der sich meine Oma im Grabe umdrehen würde (Alter Ehre…).

Der Inhalt der Serie ist schnell erklärt: Sich aufregen, weil jede/r mit jeder/m fickt und gleichzeitig die Moral von 1868 (Modern Style) vertreten.

Das Problem ist, X-berg ist zu oft im Bild! Die zeigen X-berg mit deiner Musik. Die Zuschauer glauben, der Ballermann ist jetzt in X-berg. Genau so ne Leute kommen jetzt schon nach X-berg.

Deine Musik könnte eine positive Assoziation bei den Fernsehzuschauern auslösen, so dass sie eine Aufforderung verspüren, irgendetwas zu wollen, so dass in ihnen ein Bedürfnis heranwächst nachzufragen, wo dieser Ort wohl sei, aus der Serie.

Und – was noch viel schlimmer ist – sich auf den Weg machen!

Aber was noch viel viel schlimmer ist, wenn sie ihn gefunden haben, diesen Ort aus der Serie!

Ist es das was du willst, Paul?

Geschrieben von bookfield