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Autor: Olly - Der Kreuzberger

Horch & Guck: Auf dem Teufelsberg

Es war Donnerstag und ein herrlicher Sommertag. Die Sonne schien an einem strahlend blauen Himmel, und Horch und Guck saßen in der S-Bahn, die sie bis zum Bahnhof Heerstraße und somit auch in die Nähe vom Teufelsberg bringen sollte.

»Wann fängt die Führung an?«, fragte Guck: »Welche Führung?«, schaute Horch seinen Freund fragend an.

»Na, die vom Teufelsberg.«

»Heute gibt es keine Führung. Die finden nur am Wochenende statt.«

»Und was sollen wir dann heute da?«, fragte Guck erstaunt.

»Wie? Was sollen wir da? Wir schauen uns die alten Anlagen an.«

»Wie willst du da reinkommen? Das Gelände wird bewacht.«

»Der ist aber nicht immer vor Ort, und das Schloss am Eingang wird ja wohl kein Problem darstellen. Das habe ich ruck zuck auf.«

»Du willst dort einbrechen?«, fragte Guck erschrocken.

»Nenne es, wie du willst. Ich will einfach nur frei von Touristenführungen die Ruhe genießen und in Erinnerungen schwelgen. Und nun sortiere deine Knochen, wir müssen an der nächsten Station raus.«

»Ich fasse es nicht. Du fragst mich, ob ich Lust auf einen Ausflug habe, und nimmst mich mit zu einem Einbruch!«

»Stell dich doch nicht so an. Es ist ja nicht der Tresor von Fort Knox, sondern nur eine schäbige alte Ruine, in die wir einbrechen. Da werden die uns schon nicht für jagen. Außerdem, bis die Zehlendorfer Bullen aus ihren Startlöchern kommen, sind wir längst wieder weg.«

Der Zug hielt im Bahnhof Heerstraße. Horch und Guck verließen den Zug und begaben sich auf den Weg zum Teufelsberg. Vorbei an den Villen, liefen sie die Teufelsseestraße entlang. Aufgrund der Tageszeit waren kaum Menschen unterwegs.

»Eine herrliche Ruhe ist das hier. Das ist auch mal eine schöne Abwechslung zu dem Trubel in Kreuzberg«, unterbrach Horch die Stille.

»Da ist was dran. Obwohl der Görlitzer Park auch schön ist, aber die Luft hier ist wunderbar«, antwortete Guck und atmete tief durch.

Kurz darauf erreichten sie den Teufelsberg, und die dortige ehemalige Radar- und Abhöranlage der Alliierten.

»Na, hier sieht es ja aus! Und hier soll es einen Wachdienst geben? Was macht der? Schlafen? Also schlimmer als die vorherigen Besucher können selbst wir das Areal nicht hinterlassen. Es ist ja schon alles im Arsch«, merkte Horch an, als er die Gebäude erblickte.

»Hm, da hast du wohl Recht. Sieht wirklich heruntergekommen aus. Ich dachte, hier wollten Investoren ein Hotel errichten. Was ist denn aus dem Projekt geworden?«, fragte Guck.

»Was daraus geworden ist? Das kann ich dir sagen«, antwortete Horch. »Einige Stadtväter wollten mal wieder besonders dicke Eier zeigen und sich mit einem Weltstadt-Projekt brüsten. Sie haben das Gelände damals für 5,2 Millionen D-Mark an eine Kölner Investorengemeinschaft verkauft. Aber die waren finanziell nicht in der Lage, dieses Projekt in die Tat umzusetzen und haben Insolvenz angemeldet. Obwohl ich die Idee von einem Hotel mit Tagungszentrum, Wohnungen, Restaurants und einem Spionagemuseum gar nicht so schlecht fand. Insbesondere das Spionagemuseum. Ich hätte zu gern gewusst, ob der ein oder andere Fall, an dem wir beteiligt waren, dort dokumentiert worden wäre. Und vor ein paar Jahren wollte die Maharishi Stiftung das Gelände kaufen, um eine Universität zu errichten. Mit einem fünfzig Meter hohen Turm! Aber auch die haben kalte Füße bekommen, beziehungsweise vermutlich zu wenig finanzkräftige Anhänger, um die, das Gelände belastenden Hypotheken von dreiunddreißig Millionen Euro und den Neubau ihrer Universität berappen zu können.«

»Und nun?«, fragte Guck.

»Und nun? Nun weigert sich der Senat, der das Gelände seinerzeit zu einem Spottpreis verkauft hat, es für dreiunddreißig Millionen Euro zurückzukaufen. Verständlich, aber angesichts dessen, dass der Quadratmeterpreis mit siebenhundert Euro für die Lage immer noch günstig ist, eigentlich lächerlich, wenn man sich überlegt, was der Flughafen Schönefeld für Unsummen verschlungen hat und über die nächsten Jahre noch verschlingen wird.« Horch schaute sich um. »Dort vorne ist der Eingang. Du hast die Wahl, entweder suchen wir ein Loch im Zaun, oder wir nehmen den Haupteingang.«

»Was machen wir, wenn der Wachschutz heute ausnahmsweise mal nicht pennt?«, fragte Guck besorgt.

»Dann wird mir spontan ein Plan einfallen. Also was nun? Loch im Zaun, oder Schloss knacken und direkt durch den Haupteingang?«

»Wenn schon, denn schon. Knack das Schloss, ich habe keine Lust hier durch den Wald zu kriechen, wie ein jugendlicher Abenteurer.«

Innerhalb von Sekunden hatte Horch das Schloss mit einem Spezialschlüssel geöffnet und ließ das Tor aufschwingen.

»Bitteschön, nach Ihnen«, ließ er Guck den Vortritt.

»Danke.«

Damit das geöffnete Tor keinen Verdacht erwecken oder Nachahmer anziehen würde, schloss Horch die Tür hinter sich mit dem Schloss wieder ab.

»Um uns einen Überblick zu verschaffen, sollten wir als erstes auf den Turm hochklettern. Von dort oben können wir jeden Winkel des Geländes einsehen«, sagte Horch und ging in Richtung Radarturm.

»Na dann los, ich folge dir unauffällig.«

Gemeinsam erklommen sie die Stufen bis zur oberen Plattform des ehemaligen Radarturms.

»Die Vandalen haben ganze Arbeit geleistet. Alles was nicht niet und nagelfest ist, haben sie mitgenommen, und den Rest haben sie mit hässlicher Graffiti besprüht.«

»Was hast du erwartet? Um die Kabel und sonstigen Metallreste haben sich bestimmt die freischaffenden Schrottsammler gekümmert, und ansonsten ist das doch ein idealer Ort um Partys zu feiern.«

»Mir wäre es lieber gewesen, die Stadt hätte sich von Anfang an mehr Mühe gegeben und ein vernünftiges Konzept für das Gelände entwickelt. Jetzt ist alles bis auf die Grundmauern unwiederbringlich zerstört. Man braucht schon viel Fantasie, um sich die Gebäude in neuem Glanz vorstellen zu können.«

»Hey, was machen Sie da?«, unterbrach eine Stimme die Stille. Die beiden schauten nach unten und erblickten einen Mann vom Wachschutz.

»Na toll, habe ich es doch gewusst«, sagte Guck.

»Was wir?«, rief Horch dem Mann entgegen. »Wir kommen von der Investorengruppe, die ab dem nächsten Frühjahr eine Spielbank hier errichten wird, und ich bin gerade mit meinem Architekten hier, um Daten für eine Machbarkeitsstudie zu sammeln.« Horch hob seinen Spezialschlüssel hoch: »Ich habe ja auch einen Schlüssel zu dem Tor, oder was glauben Sie, wie wir auf das Gelände gekommen sind?«

»Mich hat niemand über Ihr Kommen informiert, und von einer Spielbank weiß ich auch nichts. Würden Sie bitte herunterkommen und sich ausweisen.«

»Na klar, wir sind gleich da, wir wollen nur noch kurz die Aussicht genießen. Es wäre somit besser, Sie kämen hier hoch und täten es uns gleich.«

Tatsächlich, der Wachmann machte sich die Mühe und stieg die Treppen bis zu den beiden empor.

»Die Aussicht ist echt einmalig was?«, sagte der Wachmann, als er Horch und Guck gegenüber stand. »Sie sind Investoren?«, fragte er weiter. »Könnten Sie mir bitte ihre Ausweise zeigen, damit ich Sie in die Besucherliste eintragen kann. Das ist Vorschrift und dient nur zu meiner Absicherung gegenüber meinem Chef.«

»Na klar können wir uns ausweisen.«, sagte Horch und zog mit den Worten seinen Ausweis aus der Tasche.

Erstaunt sagte der Wachmann: »Das sind ja Geheimdienstausweise!«

»Der Herr hat Erfahrung auf diesem Gebiet, alle Achtung«, sagte Horch.

»Mein Cousin arbeitet auch bei eurem Verein, daher kenne ich die Dinger. Aber warum interessiert sich der Geheimdienst für dieses Gelände?«

»Tut er ja gar nicht, der Geheimdienst. Das Interesse liegt im rein privaten Bereich. Wir waren früher öfter dienstlich hier und wollten uns nach all den Jahren die Anlage mal anschauen, um in alten Erinnerungen zu schwelgen.«

»Woher haben Sie dann den Schlüssel?«

»Ein Relikt aus alten Tagen«, antwortete Horch.

»Wenn ihr die Anlage so gut kennt, könnt ihr mir doch sicherlich eine private Führung geben und mir noch ein paar ungelüftete Geheimnisse verraten?«, fragte der Wachmann.

Horch schaute zu Guck herüber, der mit einem Nicken seine Zustimmung gab, und willigte ein: »Na klar, wenn es weiter nichts ist.«

Gemeinsam gingen sie die Treppen hinunter und unten angekommen, zeigte Horch auf ein Gebäude in der Nähe des Turms.

»Dort drüben war früher die Funküberwachung untergebracht. Lass uns mal dorthin gehen und nachsehen, ob das Schaltpult noch vorhanden ist.«

»Wieso, was ist mit dem Ding?«, fragte Guck.

»Auf dem Schaltpult habe ich die Frau vom amerikanischen General…, na ja wie soll ich es politisch korrekt ausdrücken…, beglückt!? Der Haken an der Sache war nur, dass wir während unserer Zusammenkunft an den Schalter für die Lautsprecheranlage gekommen sind. Die gesamte Anlage und ein Großteil der umliegenden Wohnhäuser wurde akustisch von unserem Akt der Liebe in Kenntnis gesetzt.«

»Und der General?«, fragte der Wachschutzmann.

Horch schaute den Wachmann grinsend an und sagte: »Die alte Drecksau lag im Puff um die Ecke im Whirlpool und hat sich einen blasen lassen. Und da das, neben seiner Frau, auch alle anderen auf dem Stützpunkt wussten, hat uns keiner verraten.«

Wie es weitergeht erfahrt ihr im Buch »Horch und Guck – Meisterspione a. D.« ab Seite 98.




Es geht voran!

Nachdem heute die vorletzten Arbeiten an der neuen Internetpräsenz durchgeführt wurden, beginnen wir nun die Inhalte einzupflegen und werden spätestens ab dem 1. Januar vom Inhalt her wieder voll rekonstruiert sein. Da wir jetzt viel mehr Spielereien zur Verfügung haben, wird es auf der Seite bunter und bewegter zugehen als zuvor.

Bis demnächst in alter Frische und holy shit Christmas

Olly und das Kreuzberger Team

 




Horch und Guck – Hörbuch Trailer

Für alle Fans von Horch und Guck, gibt es diesen Vorab-Trailer zum Hörbuch, dass 2014 endlich erscheinen wird.

Viel Spaß wünschen Euch Horch und Guck – Meisterspione a. D.




Ausgabe 27

Titelthema: Terroristen als Beifang – Rundumüberwachung (1/2)
Weitere Themen: T.E.K. Jugendladen kämpft ums Überleben / Horch & Guck –
Onkel Horch / Nicht nur für Kinder – Märchenklassiker der Brüder Grimm / Touri-Tipp –
Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park / Woher der Wind weht – Schwarzbuch 2013 / Neues aus dem Kiez
Mathilde-Zimmer-Stiftung e.V. / Literatur Rezension – »Das Mesa Projekt« von Johannes Hucke / Leserbrief:
Paradiesische Ausgangslage für Investoren / Kurz Gesagtes –  Bemerkt von bookfield / Tresen-Test – Das »Thomas-Eck« in Charlottenburg / Ollys Kommentar – Einbürgerung und Asylpolitik / Wenn’s um die Wurst geht – Alanya bietet tierische Service-Innovation

Hier geht es zur PDF-Ausgabe Nr. 27




Wenn’s um die Wurst geht – Alanya bietet mit der Hundetoilette tierische Service-Innovation

Nachdem ich vor Jahren das erste Mal in der Türkei war, um dem Gerücht: »Döner macht schöner – mit einem Dönerteller geht´s schneller« auf den Grund zu gehen, war ich diesmal in Alanya, um meine Freunde, die Mut-Brüder zu besuchen und gemeinsam mit ihnen die Trends des Morgenlandes zu ergründen.

Ich hatte mich gerade in meinem Hotelzimmer eingerichtet, als es an der Tür klopfte. Verwundert darüber, wer so kurz nach meiner Ankunft schon von meiner Anwesenheit wusste und sich zu Besuch einlud, öffnete ich die Tür. Der Grund meiner Reise stand vor mir. Genauer gesagt waren es drei Gründe: Machmut, Unmut und Mitmut – die Mut-Brüder. Freudig fielen wir uns zur Begrüßung in die Arme.

Kurz darauf befanden wir uns in dem Gewimmel von Alanya. Die Stadt kann auf eine mehr als 2.000-Jährige Geschichte zurückblicken. Dementsprechend abwechslungsreich gestaltet sich das Bild der Stadt, die dem seldschukischen Sultan von Rum Alaeddin Kai Kobad I. ihren ursprünglichen Namen Ala-iye, »Stadt des Ala«, verdankt. Erst Kemal Atatürk gab ihr im Jahr 1933 den heutigen Namen Alanya.

Wir gingen durch die Stadt, an der Alten Stadtmauer mit ihren historischen Türmen entlang bis zum Hafen. Wir liefen hier und liefen dort und schauten an manch verwegenen Ort, aber so richtig wollte meine Trendscout-Spürnase keine Fährte nach einer versteckten und neuen Innovation auf dem Markt oder wie man in der Türkei sagt »Bazar« aufnehmen.

»Hm, dass sieht nicht gut aus. Wir sind nun schon stundenlang unterwegs, aber einen interessanten Trend habe ich noch nicht gefunden. So langsam geht´s um die Wurst.« Noch wusste ich nicht, wie sehr sich meine Worte im weiteren Verlauf des Tages bewahrheiten sollten. Mitmut erwiderte: »Immer löcker vom Höcker wie das arabische Kamel sagen würde«, und wollte mir damit ganz offensichtlich Mut machen. Ich jedoch hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, noch einen für Kreuzberg neuen Trend aufzuspüren, als ein kleiner und völlig zerzauster Hund an uns vorbeilief und einen unweit entfernt von uns stehenden Baum ansteuerte. Er hockte sich hin, verrichtete seine Notdurft, drehte sich um, schüttelte sich kurz und machte sich dann über das bereit gestellte Fressen und Wasser her. Danach verschwand er wieder und zog seiner Wege.

Die drei Mut-Brüder machten sich lustig darüber, wie fasziniert ich dem Hund bei seinem Treiben zugesehen hatte. »Na, noch nie gesehen, wie dem Hund die Wurst kommt?«, scherzte Unmut. Gedankenverloren fragte ich: »Was?« obwohl ich seine Frage verstanden hatte. Aber ich war in Gedanken schon viel weiter. Ich hatte meinen Trend gefunden. Nun galt es die Hintergrundinformationen zu beschaffen, um euch mit dem nötigen Wissen versorgen zu können.

Meine Nachforschungen ergaben, dass bereits Ende 2010 im Damalatas Abdurrahman Alattinoglu Park die ersten zehn Hundetoiletten installiert wurden. Eine Tatsache, die diesen Trend für morgenländische Verhältnisse alt aussehen lässt, für uns abendländische Kreuzberger jedoch ein Vorbild ist. Es wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, um auf etwa vier Quadratmetern alles bereitzustellen, was das Hundeherz begehrt. Die öffentliche »Bedürfnisanstalt« für Hunde ist mit Holz umrahmt und mit feinem Sand aufgefüllt. Am Rand steht ein Wassernapf und ein gefüllter Fressnapf, beide aus Metall. Daneben steht ein Mülleimer für die mit den Hinterlassenschaften des Hundes gefüllten Hundekotbeutel bereit.

Während in anderen Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Spanien ein Hundeleben keinen Knochen wert ist, versucht die Stadtverwaltung von Alanya die Straßenhunde gesellschaftlich zu integrieren anstatt zu eliminieren. Die Stadtverwaltung hofft mit der Installation von Hundetoiletten den Umfang der Reinigung von Straßen und Parkanlagen minimieren zu können. Ob dies gelungen ist, konnte ich in der kurzen Zeit meines Aufenthaltes bei den zuständigen Stellen nicht in Erfahrung bringen.

Als wir am Abend zusammensaßen und den Tag ausklingen ließen, kamen wir erneut auf die Hundetoiletten zu sprechen und Mitmut sagte: »So etwas hat es früher nicht gegeben!«

Euer Trend Scout

 




Ollys Kommentar – Einbürgerung und Asylpolitik

Berlin ist Berlin. Hip, lebendig, international, eine Hauptstadt, eine Metropole. Alle Welt schaut nach Berlin. Nicht zuletzt wegen seiner Vielfalt. JedeR vierte BerlinerIn hat einen Migrationshintergrund. Menschen aus aller Welt besuchen Berlin, immer mehr ziehen dauerhaft hierher. Und sie sollen bleiben.

Mit dieser, sich weltoffen präsentierenden Einleitung wird man auf der Kampagnen-Seite www.einbuergerung-jetzt.de begrüßt, die von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen ins Leben gerufen wurde. Die Senatsverwaltung will damit BürgerInnen nicht deutscher Herkunft animieren, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Sie wirbt damit, dass wer »in Deutschland lebt, hier zur Schule geht, studiert, arbeitet und Steuern zahlt« auch »mitentscheiden und mitgestalten« soll. Die Senatsverwaltung weist darauf hin, dass nur die Einbürgerung die staatsbürgerlichen Rechte und einen umfassenden Schutz des Staates garantiert und vergisst nicht im gleichen Absatz auf das Wahlrecht hinzuweisen. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass der deutsche Pass viele Türen öffne, »vor allem in Europa«, »denn er ist nicht einfach nur ein deutscher Pass, sondern auch ein europäischer«, was noch mehr Chancen bedeute und zudem die Möglichkeit böte, im europäischen Wirtschaftsraum uneingeschränkt studieren und arbeiten zu können.

Es ist ein Schlag in die Fresse der Flüchtlinge, die ihre Flucht überlebt haben und für ihren Verbleib im sicheren Europa kämpfen müssen und verteilt Hohn und Spott über die mindestens 17.000 Toten, die in den vergangenen Jahren aus dem Mittelmeer geborgen wurden. Man kann gar nicht so viel fressen, wie man angesichts dieser Heuchel-Kampagne kotzen könnte. Während hierzulande, genauso wie in anderen europäischen Städten gönnerhaft um die rechtsstaatliche, nicht jedoch um die gesellschaftliche »Anerkennung« von Menschen nicht europäischer Herkunft geworben wird, sterben diese auf der Flucht vor sozialer Armut. Bis zum heutigen Tag winden sich die, scheinheilig um Einbürgerung bemühten Staaten darum eine Lösung für die Probleme herbeizuführen. Dafür gibt es Beileidsbekundungen die niemandem helfen. Das Volk steht klein, dumm und stumm daneben und sieht mut- wie machtlos zu, wie Menschen, die nur Aufgrund unseres Handelns zu Flüchtlingen geworden sind sterben – wenn wir auch nur stellvertretend für die Konzerne zur Verantwortung gezogen werden können.

Ebenso lächerlich und unglaubwürdig machen sich die Bundes- und Landesregierungen bei der Aufnahme von syrischen Kriegsflüchtlingen. Über sechs Millionen Menschen sind auf der Flucht, von denen 5.000, zusätzlich zu den bereits seit 2011 eingereisten 15.000 Syrern, in Deutschland Zuflucht finden sollen. Eine Zahl, die angesichts der zirka 730.000 von Libanon aufgenommenen Syrer geradezu lächerlich ist.

Den bereits in Deutschland lebenden Syrern wurde das Angebot unterbreitet, ihre Angehörigen aufnehmen zu dürfen. Die Freude war groß, bis sie das Kleingedruckte gelesen hatten. Darin steht unter anderem, dass sie eine Bürgschaft für die Familienangehörigen übernehmen müssen. In Baden-Württemberg müssen 3.100 Euro, in Niedersachsen 2.300 Euro monatlicher Verdienst nachgewiesen werden können, um die Einreisegenehmigung für die Angehörigen zu erhalten. Frust und Ohnmacht macht sich unter den Syrern breit angesichts dieser Farce mit der die Bundesregierung ihre Unglaubwürdigkeit erneut untermauert.

Geschrieben von Oliver Jung




Das »Thomas-Eck« Typisch Berlin – kühles Bier, deftige Mahlzeiten und ein freundliches Wort

Nach einer weitestgehend ausgeheilten Zahn Operation und der daraus resultierenden einwöchigen Ernährung mit Tomatensuppe und darin aufgeweichtem Toastbrot, stand die erste feste Nahrung auf dem Plan. Doch da gab zwei Probleme: Ich hatte keine Lust zu kochen und meine durchaus charmante Freundin wollte mit mir den Verkaufsoffenen Sonntag für eine kleine, aber aus ihrer Sicht dringend notwendige Einkaufstour nutzen. Da ich noch ein Geburtstagsgeschenk besorgen musste, willigte ich ein mitzukommen.

Eine halbe Stunde später standen wir in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg. Dank meiner miesen Laune, die zum einen von der bereits erwähnten einwöchigen und einseitigen Ernährung sowie dem unbändigen Appetit auf feste Nahrung hervorgerufen wurde, beschränkte sich die Einkaufstour auf das nur wirklich dringend Notwendigste. Mit dem Geld, das am Ende noch in den Taschen knisterte, hoffte ich, noch irgendwo einen Tisch für zwei Personen mit guter Hausmannskost decken lassen zu können.

Bereits vor Jahren hatte der Wirt meiner ehemaligen Stammkneipe, dem »Alt-Berlin« am Kaiserdamm, ein weiteres Lokal in der Pestalozzistraße in unmittelbarer Nähe zur Wilmerstorfer Straße übernommen. Des Öfteren bin ich früher daran vorbeigekommen ohne jedoch jemals die Zeit gehabt zu haben, mich auf ein kühles Blondes einzulassen. Nun, da ich keinen Alkohol mehr trinke, war es dafür zu spät (dachte ich), aber da war ja noch der Hunger der befriedigt werden wollte. So gingen wir die paar Meter hinüber zur Pestalozzistraße Ecke Krumme Straße und siehe da, dort war es, das »Thomas Eck«.

Das Thomas Eck bietet alles, »was eine typische Berliner Eckkneipe ausmacht, ein kühles Bier, eine deftige Mahlzeit und ein freundliches Wort«. Das, was die Internetseite verspricht, wurde, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge erfüllt. Denn obwohl die zwei Bedienungen alle Hände voll zu tun hatten, die Tische nach dem augenscheinlich vorangegangenen Ansturm wieder herzurichten, wurden wir von Britta freundlich begrüßt.

Wir suchten uns an dem milden Nachmittag einen Platz im Freien. Meine Freundin, bestellte sich einen Elsässer Flammkuchen mit magerem Speck, Zwiebeln und Sahne (6,50 Euro) und dazu einen Riesling (0,2l 2,85 Euro). Ich hoffte auf die gute Arbeit meiner Zahnärztin und orderte mit dem »Großen Wiener Schnitzel« eine »deftige Mahlzeit«. Und um meinen Beziehungspflichten nachkommen zu können, das Wiener Schnitzel »Hamburger Art« mit zwei Spiegeleiern (8,80 Euro). Nach zehn Minuten stand das Essen auf dem Tisch, unter den wir unsere Füße gestellt hatten.

Der Flammkuchen sah gut aus und war laut der Kritik meiner Freundin auch genauso lecker. Mein großes Schnitzel sind genau genommen zwei fast Tellergroße Schnitzel gewesen, die mit Bratkartoffeln unterfüttert waren und auf der Stelle, wo der Teller noch die Möglichkeit gehabt hätte zum Vorschein zu kommen, lag Krautsalat. Der Haken an der Sache war, anstatt der Spiegeleier, wurden Champignons in Sahnesoße serviert.

Während wir dort saßen und aßen, sah ich immer wieder Gäste, die sich mit dem Taxi direkt vor die Kneipe fahren ließen, um aus dem Auto direkt in die Kneipen »einzufallen«. Das Ambiente der Kneipe entspricht wie das Angebot, einer typischen Berliner Eckkneipe. Die Gäste bestehen aus dem, für Charlottenburger Verhältnisse, typischen Szenepublikum, das vom Alter jenseits der 50 Jahre liegt und der gutbürgerlichen Mittelschicht zugerechnet werden kann. Da die musikalische Untermalung den Berliner Radiosendern überlassen wird, umfasst sie die gesamte Bandbreite der Kunst: Schlager, Pop und Rock.

Nachdem die Teller restlos geleert waren und wir uns satt und zufrieden zurückgelehnt hatten, überkam mich ein unbändiger Durst auf ein »kühles Bier« und so bestellte ich nach mehrjähriger Abstinenz ein »Kölsch« (0,2 1,55 Euro). Nachdem dieses in einem Zug geleert war, stand ich unmittelbar danach am Tresen und bat um Nachschub.

Als das letzte Bier getrunken, die letzte Zigarette geraucht war und die Rechnung vor uns lag, stellte sich meinerseits, beim Blick auf den zu zahlenden Betrag von 22,85 Euro, vollends Zufriedenheit ein.

All jenen, denen in absehbarer Zukunft eine größere Familienfeier ins Haus steht und abzusehen ist, dass die eigenen vier Wände dem zu erwartenden Ansturm der Gäste nicht gewachsen sind, ist folgender Tipp die Lösung: Das Thomas-Eck bietet für Feierlichkeiten jeder Art bis zu 100 Personen Platz.

Neben dem á la Carte-Essen bietet das Thomas-Eck ein ständig wechselndes Angebot. Freitags ist »XXL-Schnitzel-Tag«. Aber auch an allen anderen Tagen gibt es deftige und leckere Hausmannskost, ganz nach dem Motto: Futtern wie bei Muttern.

Wer Durst auf ein kühles Bier und Hunger auf eine deftige Mahlzeit bekommen hat und in geselliger Runde sitzen möchte:

 

Thomas-Eck

Pestalozzistraße 25, 10627 Berlin

U-Bahnhof »Wilmersdorfer Straße« (U7)

Öffnungszeiten: tgl. von 9:00 bis 2:00 Uhr

www.thomaseck-berlin.de

Geschrieben von Oliver Jung




Machtlose Opposition

Die Wahl ist vorbei und es scheint auf eine Große Koalition hinauszulaufen. Im Schatten dieser Wahl tritt jedoch ein Problem auf: Die verfassungsrechtlich verankerte parlamentarische Oppositionsfunktion droht faktisch verloren zu gehen. Denn die Opposition benötigt 25% der Abgeordneten, um Einspruchsmöglichkeiten gegenüber der Regierung einleiten zu können. Dazu zählen Normenkontrollklagen (Klagen beim Verfassungsgericht, bei denen die Rechtmäßigkeit eines Gesetzes Gegenstand der Klage ist), sowie öffentliche Anhörungen und die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses.

Falls es zu einer großen Koalition kommt besitzt sie knapp 80% der Stimmen, die Opposition bliebe somit unter der Sperrklausel von 25%. Das könnte zur Folge haben, dass die Regierung Gesetze, auch am Grundgesetz vorbei, erlassen kann ohne das Einspruchsmöglichkeiten bestehen. So könnten zum Beispiel, wie bei der NSU- oder der Eurohawk-Affäre keine Untersuchungsausschüsse eingeleitet werden. Dies würde den Werten einer Demokratie komplett entgegenstehen und sie von jeglicher parlamentarischer Kontrolle befreien.

Welche Folgen solche ein Machtpotenzial hätte, kann sich jeder selbst ausmalen, nur demokratisch wäre es nicht mehr. Eine Lösung wäre: Die SPD, die Grünen und die Linke beschließen mit ihrer Mehrheit eine Absenkung der Sperrklausel. Falls dies nicht geschieht, dürfte keine Partei, die sich demokratisch nennt, eine Koalition eingehen, die diese Kontrollfunktion außer Kraft setzt. Somit bliebe nur eine tolerierte Minderheitsregierung. Bei 5 Stimmen, die die CDU benötigt, um eine Mehrheit herzustellen, wäre dies doch mal eine demokratische Herausforderung und würde den Willen der Wähler wohl am besten repräsentieren. Doch die Eier besitzt die SPD natürlich nicht und somit fällt mir nur der alte Spruch ein: Wer hat uns verraten… und alle…!

Geschrieben von Bookfield




Leserbrief Paradiesische Ausgangslage für Investoren

Berlin war zwar arm aber sexy – nun sterben die Berliner Kieze aus. Erst herrschten jahrelang typisch Berliner Verwahrlosung und sogar ein Ehrenmord war 2012 im Kiez zwischen Stresemannstraße, Bernburger- und Köthener Straße möglich. Nun ziehen seit spätestens Anfang 2013 auch hier die Global Player durch den Kiez und gentrifiezieren was das Zeug hält zu Gunsten versprochener Renditen an die Auftraggeber. Noch schnell vor der Gesetztenänderung zur Kappungsgrenze wurden erste Mieterhöhungen verschickt. Mann weiß offenbar immer, was wo und wann hinter den Kulissen läuft, hat seine Netzwerke und Lobbyisten am Hof der Bundesregierung oder beim Senat.

So wundert es kaum, dass die wohl letzten Filetstücke mit ehemaligen Sozialwohnungen in der Nähe zum Potsdamer Platz zum Ziel von Immobilienplanern wurden, die »Großes« vor haben. Tagsüber waren die Parkplätze hier seit einigen Jahren bereits heiß umkämpft wegen der letzten parkscheinfreien Zone im Umkreis von mehreren Kilometern. Erst in der Nacht wurde am tatsächlichen Autoparkbedarf noch sichtbar, dies war bisher eine Lebenszone, wo Menschen mit niedrigem Einkommen und eher wenigen eigenen Fahrzeugen wohnten. Es gab Parkplätze ohne Ende! Diese Zeiten aber sind wohl in Kürze endgültig vorbei. Aus einer »Turmstraße« soll eine »Schlossstraße« gemacht werden, geht es nach den aktuellen Investoren.

Die Nähe zum Potsdamer Platz, aber vor allem das Versagen des Berliner Senats im Punkto Anschlussfinanzierung von sozialem Wohnungsbau bot und bietet Investoren paradiesische Ausgangslagen in Berlin, weil die zumeist noch geringen Mieten im Verhältnis zu den deutschen Hochburgen, richtig aufgestockt werden können und alle 15 Monate automatisch um das Maximum (immerhin nur noch 15% in Berlin) steigen sollen. Modernisierungen die zwar den so genannten Wohnwert steigern sollen, dem Mietern aber tatsächlich nur wenig bis keinen Nutzen bringen, sind da noch nicht mit einbezogen aber eben gesetzlich zulässig. Und als ob das noch nicht reicht, soll der Mieter solchen gesetzlich bereits erzwungen Modernisierungen auch noch zustimmen! Das ist absurd. Mieten von gleichgroßen und ausgestatteten Wohnungen vertriebener Mieter im Viertel stiegen bei Neuvermietungen bereits um 100 %. Von durchschnittlich 5 Euro auf 10 Euro pro qm Fläche. Die Auswirkungen auf den nächsten Mietspiegel kennt dann jeder. Alte Mieter werden derzeit mit dem Maximum an Mieterhöhung und Modernisierungen sowie Klagen überzogen, wenn Sie nicht spuren wie das die neuen Vermieter wollen. Berlin war arm aber sexy; inzwischen ist es ein Disneyland für Touristen und die viel geschundenen Schwaben, zumindest im historischen Kernbereich der ehemaligen Berliner Mauer. Aber auch Münchner Global Immobilien Firmen und ihre Berliner Ableger haben sich längst aufgemacht, um mitzumischen im großen Immobiliengeschäft in Berlin. Hier ist noch richtig Luft nach oben, meint man dort. Und die vielen gut verdienenden Bediensteten der Institutionen von Bund, Ländern usw. wollen auch möglichst nah am Puls der Stadt wohnen und daran teilhaben. Nun nutzen die ganz kreativen neuen Global Player den Standort auch noch als historische Kulisse für Touristen und potentielle Neumieter, werben damit in Wohnungsangeboten, obwohl die Mauer mindestens 300 m entfernt in anderer Straßenverlaufsrichtung verlief. Ahnungslose Berlin-Besucher aus aller Welt glauben sich an der Ecke Bernburger/Köthener Straße auf einer ehemaligen Grenzstraße und staunen nicht schlecht, wenn man ihnen mitteilt, dies sei falsch.

Die Berliner Senatpolitik ist aufgefordert, denn auch dafür sind die politischen Vertreter aller politischen Parteien gewählt worden, den Kiez auch hier im kleinen Kiezeck zwischen Deutschlandhaus, Potsdamer Platz und Berliner Bunkermuseum vor einer zum Teil aggressiven Überformung der bisherigen Mieterstruktur zu schützen. Wo sind denn die Kinder hin, die bis letzten Sommer auf dem Spielplatz hinterm Haus spielten. Man hört sie nicht mehr. Wo sind die vielen Familien geblieben, vor allem aber die Mirganten? Und wo bleiben unsere Werte, die so sehr auf Menschenwürde und Menschenrechte fixiert sind, besonders, wenn es andere betrifft?

Wir alle sind aufgefordert, auch vor der eigenen Haustür zu kehren, unsere Hausaufgaben zu machen und den Alt-Berlinern Wohn- und Lebensraum zu ermöglichen ohne ständige Angst vor unbezahlbaren Mieten. Vermieter dürfen und sollen verdienen, auch, weil sie mit der Vermietung ihrer Immobilie Verantwortung übernehmen für andere. Aber es kann nicht sein, dass Berlin zum Spielplatz nationaler und internationaler Investoren wird, die sich nicht offen zeigen und stattdessen Anwaltsbüros vorschicken, um ökonomisch alles herauszuholen, was »gesetzlich« zulässig ist. Weder Miethaie noch Mietnomaden sind die Lösung.

Geschrieben von Dr. Henning Pietzsch

 




Woher der Wind Weht Schwarzbuch 2013 – Strafen für Steuerverschwendung

Auch in diesem Jahr überrascht uns das Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler Deutschland e.V. wieder mit amüsanten aber auch schockierenden Fällen von Steuerverschwendung durch Bund und Länder. Der Blick fällt dabei nicht nur auf Großprojekte wie den Flughafen BER, sondern regelmäßig auch kleinere Fälle von Verschwendung. Unnötige Politikerreisen, überflüssige Gutachten und unsinnige oder überteuerte Anschaffungen zeugen ebenso von mangelnder Sparsamkeit. Erstmals wurde die Frage aufgeworfen, ob der verantwortungslose Umgang mit dem Geld der Bürger unter Strafe gestellt werden soll.

Der Bundesrechnungshof sowie die Landesrechnungshöfe rügen regelmäßig den sorglosen Umgang mit öffentlichen Geldern. Der Chef des Bundesrechnungshofs, Dieter Engels, hatte bereits im Frühjahr 2013 das Einsparungspotenzial allein beim Bund auf 25 Milliarden Euro veranschlagt.

Der Bund der Steuerzahler hatte deshalb vorgeschlagen, zum bestehenden Untreueparagraf ein Haushaltsuntreueparagraf ins Strafgesetzbuch aufzunehmen. Außerdem plädiert der Verband dafür, eine unterlassene Ausschreibung künftig als Ordnungswidrigkeit zu ahnden und die Arbeit der Rechnungshöfe und -ämter zu stärken. Mit gleichen Rechten und Pflichten wie die Finanzämter ausgestattet, müssten die Prüfer aufgedeckte Fälle von Verschwendung der Staatsanwaltschaft anzeigen, die dann wiederum über eine Anklageerhebung entscheidet. In besonders schweren Fällen sollte Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafen verhängt werden dürfen, fordert der Steuerzahlerbund. »Denn unterschiedliche Maßstäbe bei der Sanktionierung von Steuerhinterziehung einerseits und Steuergeldverschwendung andererseits sind weder aus subjektiver Sicht der Steuerzahler noch aus objektiver rechtsstaatlicher Sicht hinnehmbar.«, sagt Reiner Holznagel, Präsident des Bundes.

Wie sollte es anders sein, lehnen das jedoch 70 Prozent der Abgeordneten im Bundestags mit Argumenten, wie »Es gibt schon genug Kontrollen, außerdem könne man ohnehin nur schwer feststellen, wann etwas Verschwendung sei.« oder »die Abwahl eines Politikers sei Strafe genug« ab. Einzig die Linke hat sich dafür ausgesprochen.

 

Hier einige Beispiele dafür, wie leicht sich Geld ausgeben lässt, wenn es nicht das eigene ist.

Flughafen BER

Das dickste Ei zuerst: Der Hauptstadtflughafen fördert immer neue Planungs- und Baufehler zu Tage. Die Mehrkosten durch die ständige Verschiebung der Eröffnung werden auf rund 35 Mio. Euro pro Monat geschätzt. Die Plankosten von 2,4 Mrd. Euro werden mit zu erwartenden 5 Mrd. Euro bis zur Fertigstellung um mehr als das Doppelte überstiegen.

 

Geister-OP

Im Uniklinikum Düsseldorf wurde vor drei Jahren das Zentrum für Operative Medizin II für deutlich über den Plankosten liegenden 170 Mio. Euro fertiggestellt. Wegen Brandschutzmängeln ist das Gebäude jedoch noch nicht zur Nutzung freigegeben und kostet jährlich rund 2 Mio. Euro nur für Reinigung, Wartung, Heizung, Bewachung etc.

 

Fledermausbrücken

In Biberach wurden Fledermausbrücken errichtet, damit die nachtaktiven Tiere gefahrlos eine Straße überqueren können. Allein die Erfahrung fehlt, ob die Fledermäuse die Brücken nutzen werden. Kosten: 435.000 Euro

 

Schilderwald

Im Tegeler Forst darf nicht gehalten werden. Hier stehen auf 1,6 km 50 Halteverbotsschilder. Unnötige Kosten: rund 5.000 Euro

Mehr Informationen gibt‘s im Internet unter www.schwarzbuch.de. Hier kann das aktuelle Schwarzbuch als PDF heruntergeladen und über eine Strafbewehrung von Steuerverschwendung abgestimmt werden.

Geschieben von Kersten

 




Stadtgeschichte Das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park

Der »Führerbunker« im Zentrum der Stadt wurde zugeschüttet und steht somit nicht mehr als Mahnmal für die vergangene und vergessene Geschichte des Landes zur Verfügung. Über das derzeitige Führerhauptquartier habe ich bereits in der letzten Ausgabe berichtet. Somit ist es an der Zeit über ein Mahnmal zu berichten, das die vergangene und aktuelle Geschichte des Landes gleichermaßen berührt.

Der Treptower Park im Stadtteil Treptow ist das Ziel der geschichtlichen Exkursion. Zwischen der Puschkinallee und der Straße Am Treptower Park gelegen, erstreckt sich der in den Jahren 1876 bis 1888 und nach den Plänen von Gustav Meyer angelegte Park auf einer Gesamtfläche von 88,2 Hektar. Aber nicht der für 1,2 Millionen Goldmark angelegte Park an sich ist das Ziel.

Dort, wo sich früher eine große Spiel- und Sportwiese befand, liegt heute, versteckt im Treptower Park, das Sowjetische Ehrenmal. Es wurde nach dem Ende des 2. Weltkrieges im Auftrag der Sowjetischen Armee errichtet, um den gefallenen Rotarmisten, insbesondere den 80.000 im Kampf um Berlin Gefallenen der Sowjetischen Armee angemessen zu gedenken.

Von den 33 eingereichten Entwürfen wurde ab Juni 1946 der von einem sowjetischen Kollektiv umgesetzt, dem der Architekt Jakow S. Belopolski, der Bildhauer Jewgeni Wutschetitsch, der Maler Alexander A. Gorpenko und die Ingenieurin Sarra S. Walerius vorstanden.

Am 4. Jahrestages des Kriegsendes dem 8. Mai 1949, wurde das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park in Anwesenheit von Otto Grotewohl, Leiter der deutschen Delegation und späteren Ministerpräsident der im selben Jahr gegründeten DDR, eingeweiht. Seine Rede beendete er mit den Worten: »Wir danken der ruhmreichen Sowjetarmee, die uns von der Geißel der Menschheit, dem Faschismus, befreit hat. Das Gelöbnis von Millionen Proletariern lautet in dieser Stunde: Für Demokratie, Frieden und Sozialismus zu kämpfen.«

Betritt man das Ehrenmal, das 7.000 Soldaten als letzte Ruhestätte dient, von der Puschkinallee aus, durchschreitet man einen Triumpbogen aus grauem Granitstein, der zu Ehren der Soldaten die Inschrift trägt: »Die für Freiheit und Unabhängigkeit der sozialistischen Heimat gefallen sind.« Folgt man dem Weg, kommt man zu einem Vorplatz mit der Frauenstatue »Mutter Heimat«, dies für die, um ihre Söhne trauernden Mütter steht. Der von dort aus großzügig angelegte Weg führt direkt zum Hauptfeld der Anlage. Es wird durch zwei, aus rotem Granit bestehenden stilisierten Fahnen markiert, an deren Stirnseiten zwei Skulpturen stehen. Beide Skulpturen zeigen jeweils einen knienden Soldaten mit Maschinengewehr in der Hand, wobei der linke älter und der rechte jünger dargestellt wird. Verfolgt man den Weg weiter, gelangt man zu einer Treppe, die zum symbolischen Gräberfeld hinabführt, das das Zentrum der Anlage bildet.

In der Mitte des Hauptfeldes befinden sich fünf Steinplatten, die jeweils mit einem Lorbeerkranz verziert sind. Links und rechts davon sind, entlang des Weges, jeweils acht Sarkopharge aus Marmor aufgereiht.

Am Ende der Anlage befindet sich der künstlich angelegte Grabhügel, auf dem die, auf zwei konischen Sockeln errichtete 70 Tonnen schwere und 12 Meter hohe Skulptur »Der Befreier« von Jewgeni Wutschetitschi steht. Sie zeigt einen Soldaten, der in der rechten Hand ein Schwert hält, auf dem linken Arm ein Kind trägt und unter dessen Stiefel ein zerborstenes Hakenkreuz zu erkennen ist. Das Kind symbolisiert das Volk, das unter dem Schutz des Retters einer hoffnungsvolleren Zukunft entgegenblicken kann. Unter der Skulptur befindet sich ein Pavillon, in dessen Kuppel sich ein Mosaik mit russischer Inschrift befindet.

Um die Entstehungsgeschichte der Skulptur ranken sich verschiedene Gerüchte. Tatsache ist, dass der sowjetische Soldat Iwan Odartschenko (1926-2013) Modell stand. Einen Zusammenhang mit den ehrenvollen Taten von Sergant Nikolaj Iwanowitsch Massalow (1921-2001), der beim Sturm auf die Reichskanzlei ein kleines Mädchen in Sicherheit gebracht hat oder dem Sowjetsoldaten T. A. Lukjanowitsch, der die Rettung eines kleinen Mädchens mit seinem Leben bezahlt hat und aufgrund dessen je nach Meinung Massalow oder Lukjanowitsch als Helden in der Skulptur verewigt wurden, bestritt Wutschetischi in mehreren Interviews.

Dass jede auch noch so glanzvolle Medaille eine Schattenseite besitzt, zeigt, dass laut der englischsprachigen Fachliteratur Frauen, die die massenhaften sexuellen Gewalttaten, die in der Zeit von 1945/46 von Rotarmisten verübt wurden, miterlebt haben, das Ehrenmal als »Grab des unbekannten Vergewaltigers« bezeichnen.

Neben dem Ehrenmal im Treptower Park gibt es zwei weitere, eines in der Schönholzer Eiche im Stadtteil Pankow und ein weiteres im Stadtteil Tiergarten an der »Straße des 17. Juni« gelegen. Wie auch das Ehrenmal im Treptower Park, dienen auch diese Gedenkstätten gleichzeitig als Friedhof für gefallene Soldaten und sind somit auch Kriegsgräberstätten.

Anfahrt: Die S-Bahn Station »Treptower Park« ist mit den Linien der S8, S9, S41, S42, S85 zu erreichen oder mit den Buslinien 166, 167, 194, 265, 104, 167.

Interessante Orte in der Umgebung: Die »Archenhold Sternwarte«, 1896 errichtet, beherbergt mit dem »Großen Refraktor« das längste bewegliche Fernrohr der Welt.

Geschrieben von Oliver Jung

 




Horch & Guck: Onkel Horch

Horch saß gerade an seinem Schreibtisch und verfasste ein Beobachtungsprotokoll für sein Archiv, als das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab, und sogleich fing die Stimme am anderen Ende an zu reden.

»Horch, komm bitte schnell rüber. Die Polizei ist hier und die wollen Dennis verhaften. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Du musst mir helfen, bitte. Schnell!«

»Bleib ganz ruhig, ich bin sofort bei euch«, antwortete Horch.

Er ließ alles stehen und liegen und machte sich umgehend auf den Weg zu Tina. Tina war eine Schulfreundin von Horch. Von Zeit zu Zeit hatte er sich immer mal wieder um ihren Sohn Dennis gekümmert, wenn Tina, die alleinerziehend war, mal eine Auszeit benötigte. Über die Jahre entwickelte sich so eine freundschaftliches Verhältnis zwischen Dennis und Horch, der für ihn so etwas wie ein Vaterersatz geworden war. Dennis war nun mittlerweile sechzehn Jahre alt und in einem Alter, in dem die meisten Jugendlichen ihren Eltern Probleme bereiten. Das er mal mit einem blauen Auge oder mit einer blutigen Nase nach Hause kam, daran hatte sich Tina bereits gewöhnt. Aber dass er jetzt auch noch die Polizei mitbrachte, die mit einem Durchsuchungsbefehl in der Hand die Wohnung auf den Kopf stellte, war zu viel für sie. Da sie in direkter Nachbarschaft zu Horch wohnte, war dieser innerhalb von ein paar Minuten vor Ort. Mit dem Zweitschlüssel, den Tina für den Notfall bei Horch deponiert hatte, verschaffte sich Horch Zugang zum Haus. Er ging in die zweite Etage hinauf und schloss die Wohnungstür auf, wo die Polizei bereits eifrig damit beschäftigt war, jeden Winkel genau zu durchsuchen.

Sogleich kam einer der Beamten zielstrebig auf Horch zu und fragte ihn: »Wer sind Sie denn? Was machen Sie hier? Wohnen Sie hier?«

Horch schaute den Beamten von oben bis unten an und sagte: »Das Gleiche könnte ich Sie fragen. Wer sind Sie? Und was wollen Sie hier? Dass Sie hier nicht wohnen, weiß ich.«

»Die Fragen stelle ich hier. Sind Sie der Bekannte, den Frau Zimmermann eben angerufen hat?«, fragte der Beamte und Horch antwortete: »Ich glaube Sie stellen ganz schön viele Fragen für jemanden, der mir gegenüber ausweispflichtig ist und mir bis jetzt als unrechtmäßiger Eindringling gegenübersteht. Also wären Sie so freundlich, mir Ihren Dienstausweis zu zeigen, anderenfalls bitte ich Sie, umgehend diese Wohnung zu verlassen«, und zog zeitgleich seinen Ausweis hervor.

Horch wandte sich an Tina und Dennis, die in der Küche saßen und von einem Beamten in Zivil bewacht wurden: »Hallo, ihr beiden, wie geht es euch, alles gut soweit?« Er wandte sich an Tina: »Gib mir bitte mal die Kopie von dem Durchsuchungsbeschluss.«

»Ich habe keine bekommen«, erwiderte Tina.

»Wie? Du hast keine Kopie vom Durchsuchungsbeschluss?«, entrüstete sich Horch und wandte sich wieder dem Beamten zu, der vor ihm stand: »Ist das wahr? Sie haben Frau Zimmermann keine Kopie von dem Durchsuchungsbeschluss ausgehändigt?«

Der Beamte schaute nervös zu seinem Kollegen, der in der Küche den Aufpasser spielte: »Hast du Frau Zimmermann die Kopie vom Durchsuchungsbeschluss ausgehändigt?«

Verlegen schüttelte der Beamte den Kopf.

»Na dann, meine Herren, ist die Durchsuchung hiermit so lange auf Eis gelegt, bis Sie Frau Zimmermann eine Kopie vom Durchsuchungsbeschluss ausgehändigt haben.«

Der Beamte, der vor Horch stand, fragte ungehalten: »Wollen Sie unsere Ermittlungen behindern?«

»Ganz gewiss nicht, ich wende nur das Frau Zimmermann zustehende Recht an, welches Sie mit Füßen treten. Und jetzt könnt ihr euch ganz entspannt hinsetzten und eine Kaffeepause machen, der Einsatz ist fürs Erste stillgelegt.«

»Geben Sie mir doch erst einmal ihren Ausweis«, forderte der Beamte Horch auf.

»Da sagen Sie was. Sie sind mir ebenfalls noch Ihren Ausweis schuldig. Tauschen wir also die Papiere.«

Horch gab dem Beamten seinen Ausweis, und dieser hielt Horch den seinen hin.

»Aha, Herr Hauptkommissar Richter.«

Der Hauptkommissar schaute skeptisch auf Horchs Ausweis und fragte: »Was ist das, wenn ich fragen darf?«

»Mein Ausweis«, erwiderte Horch.

»Der ist doch Marke Eigenbau.«

»Das habe ich schon öfter gehört, aber am Ende war doch alles legitim. Aber bitte, es steht Ihnen frei, die Daten auf dem Ausweis zu überprüfen.«

»Das werde ich auch machen«, unterstrich der Beamte sein Misstrauen gegenüber Horch.

Horch ging zu Tina und Dennis in die Küche und setzte sich zu ihnen an den Tisch.

»So, nun erzähl mal Dennis. Was genau wird dir vorgeworfen?«

»Ach, die behaupten, ich hätte mir unberechtigterweise Zugang zum Rechnersystem vom BND verschafft und mir dabei brisantes Datenmaterial angeeignet.«

Horch war verblüfft: »Was, echt?« und fügte grinsend an »Respekt!«

»Sie sollten den Jungen nicht noch bekräftigen, in dem was er getan hat, das macht die Sache nicht besser«, warf der Beamte ein, der das Trio im Auge behielt.

»Ihr habt doch nur Schiss, dass er irgendwelche Daten hat, die eure Machenschaften aufdecken könnten. Ihr solltet ihm viel lieber dankbar sein. Vielleicht hat er ja, sollte er tatsächlich beim BND herumspioniert haben, noch die versehentlich gelöschten NSU-Daten auf seiner Festplatte gespeichert.«

Der Hauptkommissar wurde sichtlich nervös und fragte einen seiner Kollegen hektisch: »Wo bleibt die Kopie vom Durchsuchungsbeschluss?«

»Stefan müsste gleich mit dem Ding hier sein«, antwortete ihm einer aus der Gruppe.

Horch wandte sich wieder Dennis zu: »Aber zunächst muss dir eins klar sein, bis der Anwalt hier ist, sagst du, außer den Angaben zu deiner Person, kein Wort, verstanden? Nichts, zu niemandem! Und auf jede Frage der Beamten gibst du die gleiche Antwort: Ich verweigere die Aussage. Klar?«

»Ja, klar«, erwiderte Dennis.

Horch wandte sich zu Tina: »Hast du schon einen Anwalt bestellt?«

»Ja, den, von dem du mir damals die Nummer gegeben hast.«

»Dr. Dressler?«, fragte Horch.

»Ja, genau den.«

»Sehr gut, der versteht wenigstens etwas von seiner Arbeit. Nicht wie viele andere Quacksalber, die nur ihre Honorare kassieren, aber keine Leistung erbringen.« Horch drehte sich zu den Beamten: »Da könnten sich die Herren schon einmal warm anziehen. Wenn der auspackt, könnt ihr einpacken. Der haut euch einen Verfahrensfehler nach dem anderen um die Ohren.«

»Ich wette, bis der hier ist, sind wir fertig«, entgegnete ihm einer der Beamten.

»Da setzte ich gegen. Wer auf meine Empfehlung hin anruft, wird bevorzugt behandelt.«

Horch drehte sich wieder zu Tina: »Du hast ihm doch gesagt, dass du von mir kommst?«

»Ja, das habe ich«, erwiderte sie.

»Na dann wird er bald hier sein. Sie haben eh Pause, bis Sie Frau Zimmermann den Durchsuchungsbeschluss in Kopie ausgehändigt haben. Tina, mach den Herren doch mal einen Kaffee, dann wird ihnen die Pause nicht so lang.« Horch wandte sich den Beamten zu: »Die Herren trinken doch Kaffee, oder?«

Einstimmig bejahten die Beamten das Angebot, und Tina machte sich sogleich daran, die Polizisten zu versorgen.

Während sich die Beamten in ihrer Zwangspause bei einem Kaffee angeregt über vergangene Fälle unterhielten, flüsterte Horch zu Dennis: »Hast du das Verschlüsselungsprogramm installiert, was ich dir gegeben habe?«

»Ja, letzte Woche.«

»Na dann lass mich mal machen.«

Horch holte sein Mobiltelefon vor und dank des, von Guck entwickelten Computerprogramms, war er in der Lage, sich von seinem Mobiltelefon aus unauffällig Zugang zu dem Rechner von Dennis zu verschaffen. Ohne, dass es einer der Beamten bemerkte, fuhr Horch den Rechner herunter.

Ein paar Minuten später traf der Beamte mit einer Kopie vom Durchsuchungsbeschluss ein.

»So, Frau Zimmermann, da ist das gute Stück«, und hielt Tina die Kopie vom Durchsuchungsbeschluss hin. »Wir werden dann mal wieder an die Arbeit gehen.

Umgehend machten sich die Beamten daran, die Durchsuchung fortzusetzen. Erstaunt stellten sie fest, dass der Rechner von Dennis, auf dem sie die brisanten Daten vermuteten ausgeschaltet wurde. Empört fragte der Hauptkommissar: »Wer hat den Rechner heruntergefahren?« Er schaute seine Kollegen fragend an. »War das einer von Euch?« Diese jedoch erwiderten die Frage mit einem Kopfschütteln oder Schulterzucken.

»Der Rechner wird sich vermutlich von selbst abgeschaltet haben. Energiesparmodus oder so«, warf Horch grinsend ein.

»Wollen Sie mich verarschen?«, erwiderte der Beamte gereizt.

»Wenn es der Wahrheitsfindung dienlich wäre, ja«, provozierte Horch.

»Scheiße, ich könnte doch glatt wetten, dass der Rechner mit einer Verschlüsselung gesichert ist.«

»Ist er?«, fragte Horch scheinheilig in Dennis´ Richtung der kurz und knapp antwortete: »Ist er«. Der Hauptkommissar fuhr Dennis rüde an: »Wenn Sie sich Ärger ersparen wollen, sollten Sie uns das Kennwort geben. Die Spezialisten aus der EDV-Abteilung knacken das Kennwort sowieso in ein paar Minuten.«

»Das ist doch gelogen!«, warf Horch ein. »Ihre Spezialisten aus der EDV-Abteilung können vielleicht Festplatten rekonstruieren oder die Daten von einem Mobiltelefon sichern, aber an einer Verschlüsselung beißen sie sich die Zähne aus. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Ansonsten würden Sie hier nicht winselnd um das Kennwort bitten, sondern den Rechner einfach mitnehmen.«

Der Beamte schaute zu Dennis. Dieser antwortete ihm selbstsicher: »Ich mache von meinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern.«

»Sehr gute Antwort, mein Junge«, freute sich Horch.

»Dann werde ich mich jetzt mal um Ihren Ausweis kümmern«, versuchte der Beamte nun Horch einzuschüchtern und wedelte mit dem Dokument in der Hand vor dessen Nase herum.

»Tun Sie das, und verbummeln Sie ihn nicht. Das ist ein Unikat.«

»So sieht er auch aus«, erwiderte der Beamte.

Nach ein paar Minuten kam dieser mit dem Ausweis wieder.

»Haben Sie einen Personalausweis?«, fragte er Horch.

»Warum? Stimmt was nicht mit dem Ausweis?«

»Die Zentrale meldet mir zu der Nummer auf dem Ausweis nur einen Sperrvermerk, aber ich würde schon gern wissen, mit wem ich es zu tun habe.«

»Ich würde auch gern so vieles wissen, aber wenn Ihre Kompetenzen nicht ausreichen den Sperrvermerk zu übergehen, wird das wohl seine Gründe haben.«

Wie es weitergeht, erfahrt ihr im Buch ab Seite 63.




Vom Abseits ins Aus?

Jugendladen vor dem Aus – sitzen Jugendliche bald wieder auf der Straße?

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Nachricht, dass der Jugendladen der Till Eulenspiegel-Kette e.V. in der Köpenicker Straße 189 aufgrund von Budgetkürzungen im Bezirk wahrscheinlich zum Jahresende schließen muss. Grund genug für uns, um nachzufragen, mit den Betroffenen zu sprechen und einen Interviewtermin mit einer der verantwortlichen SozialarbeiterInnen des Jugendladens war zu nehmen.

Der T.E.K. Jugendladen leistet nun seit über 37 Jahren (seit 1976) integrative Jugendarbeit in den Bezirken Kreuzberg und seit Maueröffnung auch in Friedrichshain. Integration bezieht sich hierbei nicht nur auf Jugendliche mit Migrationshintergrund, sondern auch auf solche aus sozial schwierigen Verhältnissen. Der Jugendladen arbeitet selbstverwaltet, d. h. alle Vorschläge, Änderungen und Aktivitäten werden in einem Plenum aus betreuten Jugendlichen, SozialarbeiterInnen und Verwaltung abgestimmt.

Im Schnitt werden ca. 30 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 25 Jahren in festen Gruppen betreut. Diesen Jugendlichen bietet der Jugendladen einen Rückzugsort genauso wie eine Begegnungsstätte, aber auch umfassende Hilfe bei der Bewältigung von persönlichen und alltäglichen Problemen, wie häuslicher Gewalt, Drogen, Obdachlosigkeit oder dem Wahrnehmen von Bildungschancen. Unter anderem stehen ein Jugendwohnzimmer, eine Siebdruckwerkstatt und eine Küche zur Verfügung, die gemeinsam genutzt, bewirtschaftet und gepflegt werden. Aber auch Reisen und Aktionstage (Kino, Sport, Ausflüge) fördern das Miteinander unter den Teilnehmern. Das Zusammenleben findet nach bestimmten Regeln statt, die gemeinsam in der Gruppe festgelegt werden. Hinzu kommt ein offener Bereich in Form eines Cafés, das unter anderem auch als Veranstaltungsort und Anlaufstelle dient und allen Interessierten zur Verfügung steht.

Das Konzept umfasst Einzelunterstützung und Gruppenarbeit von klärenden Gesprächen über Beratung bei psychosozialen Problemen, gezielter Hilfe bei Wohnungs-, Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche bis hin zur Begleitung von Ämtergängen oder der Zusammenarbeit mit weiteren Betreuern, wie z. B. Bewährungshelfern.

Das Ziel der T.E.K. Jugendarbeit besteht darin, die Jugendlichen durch Partizipa-tion und Selbstverwaltung in alle Entscheidungsprozesse einzubeziehen und mittels Überwindung von Rassismus, Sexismus und anderen Unterdrückungsmechanismen den Weg zur Entwicklung von selbstbestimmten, eigenverantwortlichen Persönlichkeiten in einem verantwortungsvollen Zusammenleben zu ebenen.

Und nun plötzlich soll kein Geld mehr für dieses etablierte und erfolgreiche Projekt vorhanden sein???

Der Grund dafür sind Sparmaßnahmen im Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain. Von den rund 729.000 Euro/p.a. im Bereich Jugendsozialarbeit, die sich unter acht Projekten aufteilen, sollen im kommenden Jahr ca. 30 Prozent u.a. mit der Begründung eingespart werden »dass durch zunehmende Gentrifizierung und Besserstellung des Bezirks der Hilfebedarf unter den Jugendlichen sinkt«. Zur Rechtfertigung der Sparmaßnahmen wurde außerdem eine Liste mit weiteren Kriterien für die Zukunft des Jugendsozialarbeit aufgestellt, bei der einige Projekte zwangsläufig durch das Raster fallen, unabhängig davon, wie erfolgreich ihre Ansätze in der Vergangenheit waren.

Die vom Bezirk vorgegebenen Sparmaßnahmen werden im Jugendhilfeausschuss umgesetzt, der sich aus Vertretern des Jugendamts, Politikern und Bürgerdeputierten zusammensetzt. Die Vorschläge für die Umsetzung der Sparmaßnahmen wurden nach unseren Informationen vom Jugendamt zwischen Ende August und Mitte September wohl sehr kurzfristig, ohne rechtzeitige Einbeziehung der T.E.K.-Verantwortlichen und ohne Berücksichtigung von z. B. Kündigungsfristen für Mitarbeiter oder Räumlichkeiten beschlossen.

Aufgrund von politischer Unterstützung durch die Piraten und die Linke, aber auch durch die Proteste der Betroffenen bei den entsprechenden Sitzungen und das plötzliche Auftauchen zusätzlicher Finanzmittel im Bezirk scheint nun das letzte Wort hoffentlich doch noch nicht gesprochen.

Zur Zeit ist jedoch noch unklar, ob und wie es weiter gehen wird. Es liegen derzeit drei Vorschläge auf dem Tisch. Der Erste sieht die Schließung, der Zweite eine dramatische Kürzung der Mittel vor, und nur der Dritte würde eine Fortführung des Projekts mit der bisherigen und dringend benötigten Finanzierung in Höhe von 75.000 Euro pro Jahr ermöglichen.

Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Jugendladens soll nun am 5. November 2013 in einer weiteren Sitzung des Jugendhilfeausschusses fallen. Diese Sitzung ist öffentlich und findet um 17 Uhr im Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain, Yorkstraße 4-11, statt. Jede/r die/der sich für den Fortbestand des Jugendladens einsetzen will, ist herzlich willkommen.

Wer mehr über das Projekt erfahren möchte, kann sich unter www.tek36.de im Internet informieren oder einfach mal Donnerstag bis Sonntag zwischen 17 und 22 Uhr im Café vorbei schauen.

Geschrieben von Kersten

 




(Vogel)Frei und Spaß dabei!

Thomas Drach hat für die Entführung von dem Millionenerben und Wissenschaftler Jan Philipp Reemtsma mehr als 13 Jahre Haft verbüßt und befindet sich seit gestern wieder in Freiheit. Eine Freiheit, die von einigen Personen mit Misstrauen betrachtet wird. Der Ex-Ermittler Dieter Langendörfer sagte im Interview mit dem Fernsehsender N24: „Thomas Drach ist ein Berufsverbrecher, eiskalt und emotionslos.“ Das Interview mit Langendörfer vermittelt den Eindruck, dass da ein Berufskriminologe eiskalt in seiner Berufsehre erwischt wurde und auf die „Teilniederlage“ (ein Großteil des Lösegeldes konnte bis heute nicht gefunden werden) emotional reagiert. Dass Reemtsma eine Detektei beauftragt hat die, die bislang vermissten Millionen Euro aufzuspüren soll, ist nachvollziehbar. Dass jedoch Langendörfer und andere Stimmen äußern, dass nicht nur die von Reemtsma beauftragte Detektei nun hinter Drach und seinen Millionen her sei sondern auch nicht ganz so „liebenswerte Menschen“ beziehungsweise „Kriminelle“ versuchen werden, dem Geld habhaft zu werden – kann auch als Aufruf an nicht ganz so „liebenswerte Menschen“ verstanden werden. Was in dem Interview mit Langendörfer aber ganz gewiss vorhanden ist, ist die Missgunst darüber, dass es ihm nicht gelungen ist Drach, der „nicht wahnsinnig intelligent aber bauernschlau“ sei, das gesamte Lösegeld abzunehmen.

Dabei sollte jedoch nicht in Vergessenheit geraten, dass Drach in den vergangenen Jahren im Gefängnis sitzend und somit von Kriminellen umgeben, wusste sich ihnen gegenüber zu behaupten und das Geheimnis um das Versteck des Geldes für sich zu behalten. In dieser Zeit hatte er zudem auch ausreichend Zeit sich Gedanken darüber zu machen, wie er nach der Haftzeit an sein Geld kommt. Er wird also kaum unüberlegt und vorschnell handeln.

Davon abgesehen saß Drach 15 Monate länger im Gefängnis, weil er seinen Bruder Lutz erpresst hat, der laut Langendörfer zumindest von einem Teil des Geldes wusste und an der Entführung sowie an der Geldwäsche von Teilen der Beute beteiligt gewesen ist und dafür ebenfalls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, aber bereits im Jahr 2009 wieder aus dem Gefängnis entlassen wurde. Hat dieser das Geld vielleicht schon mit vollen Händen ausgegeben?

Dass die Schweizer Bundesstaatsanwaltschaft ein Strafverfahren eingeleitet hat, weil sie Medienberichten zufolge den Verdacht hegt, das Teile des Lösegeldes in ein Bordell in Frankfurt am Main geflossen sind zeigt, dass Drach die zwei Jahre nach der erfolgreichen Lösegeldübergabe allem Anschein nach sinnvoll genutzt hat, um sein Geld – „bauernschlau“ – gewinnbringend „anzulegen“.

Für die Entführung von Reemtsma hat Drach seine Strafe bekommen und abgesessen. Seiner Kaltschnäuzigkeit verdankt Drach, dass er vermutlich noch immer über eine Summe verfügt, die ihm einen sorgenlosen Lebensabend beschert. Auch wenn ich die Tat von Drach nicht gutheiße, fühle ich mich dazu hingezogen, bezugnehmend auf das Zitat: „Verbrechen zahlt sich nicht aus“, zu sagen: Go Tommy go!

PS. Sollte die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergehen, werde vermutlich lauter kleine Drach´s durch die Lande ziehen und die Reemtsma`s dieses Landes entführen – jedoch nicht um eine „Verschwendungssucht“ zu befriedigen, sondern um das Überleben zu sichern.

Das Interview mit Dieter Langendörfer: http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/3713146/-thomas-drach-ist-ein-berufsverbrecher–eiskalt-und-emotionslos-.html

 




Keine Schließung des T.E.K.-Jugendladens !!!

T.E.K. e. V. ist ein Kollektiv, welches seit 1972 in Kreuzberg alternative Kinder-, Schüler- und Jugendarbeit leistet. Der T.E.K.-Jugendladen besteht seit 37 Jahren, bis 2006 in der Oranienstr. und nun in der Köpenicker Str. 189. Wir arbeiten mit sozial benachteiligten Jugendlichen, die ihren Lebens-mittelpunkt in Kreuzberg haben. Unser Projekt ist einzigartig, denn wir arbeiten selbstverwaltet und vertreten die Grundsätze der Selbstbe-stimmung und Freiheit. Doch dies ist nun vorbei: uns droht die Schließung! Wir fallen dem Rotstift des Bezirks zum Opfer, der immer weniger Geld für Jugendarbeit zur Verfügung stellt und sich den Sparmaßnahmen des Senats beugt.

Unsere Jugendlichen werden ab dem 01.01.2014 auf der Straße stehen und sie haben keine Alternativen.

Doch auch unser Gesamtverein (4 Kinderläden, 1 Büro) ist betroffen, denn die Jugendarbeit war und ist ein wichtiger Eckpfeiler unserer Vereins- und Öffentlichkeitsarbeit.

Durch die Kürzungen in der Jugendarbeit geht aber auch Vielfalt verloren und die Auswahlmöglichkeiten der Jugendlichen zur Gestaltung ihrer Freizeit werden weiter eingeschränkt.

Wir lassen uns das nicht gefallen und werden für unser Fortbestehen kämpfen!