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Autor: Olly - Der Kreuzberger

Das Kurzarbeitergeld…

wurde bis März 2012 verlängert. Wie in unserer Dezember/Januar-Ausgabe befürchtet, haben die politisch Verantwortlichen sich gegenüber der Wirtschaft erneut gebeugt und das Kurzarbeitergeld entgegen ihrer Aussage vom November 2009 erneut verlängert. Mit dieser Entscheidung werden die öffentlichen Kassen bis März 2012 zusätzlichen belastet. Dieser Beschluss bestätigt außerdem die Aussage unseres Bundesverteidigungs-ministers Dr. zu Guttenberg (Der Kreuz-berger Ausg.:7): “Das die Wirtschaftkrise mitnichten vorüber ist”. Zudem bestätigt sich auch unsere Befürchtung einer weiteren Pauschal-Subvention für die Industrie. Wir dürfen also gespannt sein wie lange die von der Bevölkerung erwirtschafteten Steuergelder weiterhin in den Erhalt unwirtschaftlich arbeiten-den Unternehmen und deren Manager gesteckt wird. Der Vorwand, mit dieser Maßnahme Arbeitsplätze sichen zu wollen, wurden bereits durch Fälle wie zum Beispiel Arcandor als Lüge enttarnt. Im Gegenzug werden kleine Händler die jede freie Minute in ihre Exsitenz stecken von der Staatsmacht drangsaliert und abkassiert (s. Bericht “Die Ordnung ist wieder hergestellt”).

 




Die Ordnung ist wieder hergestellt …

…zumindest im Wrangel-Kiez und zumindest hinsichtlich der Laden-Öffnungs-Zeiten!

Zwei stattliche, vom Ordnungs-Amt besoldete und bekleidete Männer haben am Sonntag, den 11. April – von den Kirchen als Weißer Sonntag bezeichnet – unsere kleinen Zeitungs- und Spätkauf- Läden heimgesucht.

Innerhalb weniger Stunden haben sie mindestens 2000 € Beute gemacht. Ihre Waffe war (und ist) einzig das (Laden-Öffnungs)-Gesetz. Mit ihren Reizgas-Geräten mussten sie noch nicht einmal drohen. Denn: die Rechtslage ist eindeutig:

Seit 2007 ist die Handhabung des Gesetzes reine Ländersache. Und: Berlin brüstet sich zwar damit, in der BRD eine Spitzen-Position hinsichtlich: “unbüro-kratischer, arbeits-platz-schaffender und flexibler Lösungen” zu sein und auch Sonn- und Feiertage sind dabei grundsätzlich kein Hindernis.

Öffnungszeiten für Kunst- und Trödelmärkte bis 18 Uhr (Früher bis 16 Uhr), und Tankstellen rund um die Uhr (mit Getränken, Tiefkühlkost und Waren des täglichen Bedarfs) (mit welcher Begründung eigentlich???)

Ausnahme-Regelungen a) jährlich 10 Sonntage generell, zuzüglich, b) Grüne Wochen, März Musik Fest Tage (was ist das?), Theatertreffen und Fußball Welt-meisterschaften… sowie lokale Jubiläen und Straßen-Feste.

Diese Groß-Zügigkeiten gelten aber offensichtlich nur für die Großen. Und, wenn es die Großen stört, dann gibt es keinen Wettbewerb im Kleinen. Zu den Großen gehört übrigens (und immer noch) die übel-beleumdete Firma Kaiser´s: die Filiale hinter der Warschauer Brücke hat jede Nacht bis 24 Uhr geöffnet.

Nun kann mensch verschiedener Meinung darüber sein, ob das schön ist, wenn Sonntags nach 16 Uhr alles zu ist (außer Tankstellen und Imbiss-Buden) aber:

ich meine: es ist eine Große Schweinerei, den Spät-Kauf-Betreibern (übrigens darf auch der Copy-Shop) an Sonntagen nicht mehr öffnen – anders, als die Späten: überhaupt nicht!), also den “Kleinen Leuten” ohne Vorwarnung und drei Jahre nach Inkraft-Treten der neuen Regelung 230 Euro abzuknöpfen!!!

Und: bösatige Menschen (wie ich) könnten darin auch einen Bestandteil der “Gentrifikation” sehen. (Gentrifikation ist das Fachwort für “Aufwertung” eines Armen Kiezes und Vertreibung von weniger zahlungskräftigen Bewohnern)

Zur gepflegten Erinnerung: der “Trend” zu Eigentumswohnungen und deren Folgen (Baugruppen, Car-Lofts …) hält nicht nur an: er beschleunigt sich. Eine Bus-Linie wird gestrichen. Das Graffitti verschwindet. Die Grünanlagen werden auf “kriminalitätssicher” und “pflege-leicht” runtergefahren. Es steht zu befürchten, dass wir einen Auto-Bahn-Anschluss kriegen ….

Im übrigen bin ich der Meinung: es gibt keinen schöneren Kiez. Trotz alledem

Geschrieben von Ulf

 




Neues von Jan Pfennig: „In Berlin ist das Publikum cooler“

Im Herbst letzten Jahres stellte sich Jan “Stix” Pfennig dem Kreuzberger für ein Interview zur Verfügung. Jetzt traf sich Marek erneut mit dem sympathischen Musiker, der zwischenzeitlich ein Marathonprogramm an Auftritten in Hallen und Clubs absolviert hat. Dreieinhalb sehr intensive Tournee-wochen mit SIDO im Winter und eine zweite kleinere Tour im April, ebenfalls mit dem angesagten HipHop-Star liegen hinter ihm.

Clubs und Säle waren durchwegs immer voll, oft bis auf den letzten Platz ausverkauft, berichtet Jan Pfennig. Tolle Stimmung während der Auftritte und danach auch, denn intensiv gefeiert wurde auch. Zumal bei Bands dieser Kategorie die Musiker den Komfort haben, dass Instrumente und Equipment von Bühnenarbeiten versorgt werden.

Einen besten Spielort kann Jan nicht benennen. „Es gibt immer beste Auftritte nicht den besten Auftritt.“ Aber was das Publikum betrifft, so gab es doch Unterschiede: In Berlin ist das Publikum cooler! Im Süden waren die SIDO-Fans jünger, 14 bis Mitte 20. In Berlin kamen eher die ab 20-Jährigen, und die haben natürlich schon mehr gesehen und wissen gute Musik zu schätzen.

Für die nächste Tour mit SIDO ist noch kein Termin festgelegt, da steht frühestens im Herbst wieder eine größere Tour an, denn bisher ging’s jeden Winter auf Tour. Trotzdem ist der Schlagzeuger bis dahin kaum weniger auf Achse: „Ich spiele ja auch bei anderen Bands. Mein zweites Standbein ist Rotfront, eine Multi-Kulti-Band aus Berlin.

Mit Rotfront sind wir sehr viel unterwegs. Das sind jetzt keine Touren in dem Sinn, dass ganze Wochen vollgepackt sind, aber wir sind quer durch ganz Europa unterwegs. Über Kneipen in Frankreich bis Finnland, Holland, Polen, Tschechien, Österreich und die Schweiz.“ Deswegen bleibt der Koffer auch weiterhin immer gepackt, griffbereit für den nächsten Einsatz.

Mehr über Jan Pfennig – unter anderem auch Live-Konzert-Mitschnitte vom Frauenfeld Openair 2009 mit SIDO und von einem Konzert in Budapest mit Rotfront – Emigrantski Raggamuffin findet ihr unter www.myspace.com/janpfennig




Howard Marks – Dopestorys über Señor Nice im KitKat Club

Nur dem Zufall war es zu verdanken, dass ich von Howard Marks und seinem bevorstehenden Auftritt im KitKat Club erfuhr. In der Klatschpresse las ich einen achtzeiligen und gut versteckten Text der auf dieses Ereignis hinwies. Da ich zufälligerweise gerade an einer Buch-vorstellung von “Dope Stories” und “Señor Nice” saß, fügte sich die Möglichkeit, den Autor persönlich kennenzulernen, in meine Arbeit optimal ein. Komisch ist es aber schon, dass selbst der Verlag, mit dem ich seit längerer Zeit aufgrund des Berichtes in Kontakt stehe, mich nicht auf diesen Termin hingewiesen hat.

 

Zur Person:

Howard Marks (65), war in den ´70 und ´80 Jahren im großen Ausmaß dafür verantwortlich, dass Marihuana und Haschisch die Konsumenten weltweit erreichte. Von den Anbaugebieten in Asien, Südamerika und Pakistan schmuggelte er in seinen Glanzzeiten bis zu 50 Tonnen, der von staatlicher Seite her verbotenen Pflanzenteile, mit Hilfe von Flugzeugen und Frachtschiffen, quer über den gesamten Globus zu den Abnehmern in Australien, Amerika und Europa. Seit der Verhaftung und einer mehrjährigen Haftstrafe in einem amerikanischen Gefängnis ist aus dem ehemals erfolgreichen Drogenschmuggler ein nicht minder guter Schriftsteller und Unterhaltungskünstler geworden.

Dieser ehrenwerte Mann, der früher unter anderem als “Mr. Nice” seine Geschäfte abwickelte, besuchte am 17.07.2010 unserer Stadt um über seine Erlebnisse und die Erfahrungen die er im Zusammenhang mit seinem Beruf als Drogenschmuggler gemacht hat zu berichten.

Mit Kamera, Aufnahmegerät und jeder Menge Vorfreude auf diesen viel versprechenden Abend begab ich mich in Richtung Veranstaltungsort. Da ich schon reichlich spät dran war, hatte ich Bedenken noch eine Eintrittskarte zu bekommen. Ich kam, unter dem Einfluss von der in meiner Vorbereitungszeit auf dieses Ereignis eingenommenen Substanzen, am Ort des Geschehens an und war……der 1! Wie konnte das sein? Der Veranstalter hatte in der Hoffnung, dass sich weitere Zuschauer einfinden würden, um den Worten des Meisters zu lauschen, den Beginn der Veranstaltung um 30 Minuten auf 21:30 Uhr verschoben. Ich nutzte die Zeit des Wartens sinnvoll und brachte eine weitere Dosis der bewußseinsverändernden Substanz in meinen Körper ein und ließ mich auf einem der noch leider zahlreich freien Plätze nieder. Und so waren es sechs Leute die sich im kleinen Kreis um Howard scharten um seinen Auftritt zu verfolgen. Mit einer kurzen Begrüßung der Anwesenden durch Howard und seiner durchaus charmanten Begleitung Andrea Mohr, die an diesem Abend ebenfalls aus ihrem Leben berichten sollte, begann der Abend.

Einleitend wurde ein Film mit Interviews von DEA-Agenten und anderen Personen, die ihn über Jahre hin verfolgten und schließlich auf Mallorca fest-nahmen, gezeigt. Anhand dieser Aus-sagen wird deutlich, wie geschickt er es verstand, sein Spiel mit den Behörden zu treiben. Der nachfolgende Auftritt baute auf den zuvor gezeigten Beitrag auf und ergänzte ihn durch weitere Informationen. Im Wechsel mit Andrea Mohr, die an diesem Abend über ihre eigenen Erfahrungen im Drogengeschäft berichtete, sprach Howard über sein abenteuerliches Leben, in dem er unter anderem als MI6-Agent gemeinsame Sache mit DEA-Agenten, IRA-Kämpfern und der Mafia machte.

Was ich persönlich am bemerkenswertesten fand und was Nachahmer bei ihren Planungen bedenken sollten, dass Howard ausdrücklich auf sein unermessliches Glück, das er in seinem bisherigen Leben und insbesondere bei der Arbeit als Schmuggler hatte, hingewiesen hat.

Um nur einige Beispiele zu nennen: Er hat sein Studium in Physik erfolgreich beendet, danach erfolgreich Drogen gehandelt und mit noch mehr Erfolg geschmuggelt. Kam, als er er-wischt wurde, vor Gericht damit durch, im Auftrag des englischen Geheimdienstes gehandelt zu haben und musste einige Jahre später in Amerika, zu 25 Jahren verurteilt, nur sieben Jahre davon absitzen. Völlig mittellos nach England abgeschoben, bekam er das Angebot sein erstes Buch “Mr. Nice” zu schreiben. Die Auftritte bei den Werbeveranstaltungen für seine Bücher waren so erfolgreich, dass er fortan auch als Unterhaltungskünstler mit seiner Show sein Geld verdiente. Ob es immer nur Glück oder nicht doch hier und da auch mal der richtige Kontakt im Spiel war, hat er nicht verraten.

Und damit Howard auf seine alten Tage auch in Zukunft nicht auf seinen “Guten-Morgen”-Joint verzichten muß, komme ich nun zum eigentlichen Grund dieses Berichtes. Mit “Dopestories” und “Señor Nice” sind nämlich vor einiger Zeit zwei weitere Werke erschienen, die ich euch an dieser Stelle kurz vorstellen möchte.

Das Buch mit dem fast zu erwartenden und passenden Titel “Dope Stories” behandelt Themen wie das amerikanische Knastsystem, was man darüber wissen sollte und was man dort lernt. Ich vermute, die meisten von euch haben noch keine Erfahrung mit den Sitten und Gebräuchen in Gefängnissen gemacht. Sollte sich dies im Laufe eures Lebens jedoch einmal ändern, bietet euch dieses Kapitel nützliche Tipps und Informationen für das korrekte Verhalten hinter Gittern. Des Weiteren findet ihr Ratschläge, wie man als Drogenhändler spurlos verschwindet. Vermutlich wurden diese Tipps mehrfach vom Meister persönlich auf ihren Erfolg hin getestet und über die Jahre, die er auf der Flucht war, perfektioniert. Kurz und knapp berichtet er auch über die schlimmsten 10 Sekunden seines Lebens. Sein Einsatz für die Legalisierung von Marihuana und die Aufklärungsarbeit zu diesem Thema, die er durch seine Bücher und Auftritte leistet, kommt genauso zur Geltung wie seine zahlreichen Reise-berichte aus den unterschiedlichsten Ländern wie Dänemark, Brasilien, Estland und Israel.

Zudem haben einige Gastautoren ihren Beitrag zu diesem Buch geleistet und Texte der Literaten Charles Baudelaire und von William S. Burroughs finden ihre Erwähnung. Kurzum findet man auf den 179 Seiten über dreißig Kurzgeschichten die fast alle irgendwie mit Drogen zu tun haben und sei es nur deshalb weil Howard darin vorkommt.

Fazit: Die Thematik des Buches ist klar vorgegeben und man bekommt, was man erwartet. Auszüge aus dem Leben eines, an erlebten Abenteuern, reichen Mannes. Es ist gut geschrieben und noch besser zu lesen, so dass ich nach wenigen Stunden, die es dauerte, das Buch in sich auf zu saugen, feststellte: Schade, das war´s schon!?

Die Endtäuschung währte nicht lang, denn schließlich gab es da ja noch ein weiteres Buch, das darauf wartete gelesen zu werden.

Das Werk mit dem Titel “Señor Nice” ist die Fortsetzung der erfolgreichen, in fünf Sprachen übersetzten und weltweit über 750000 mal verkauften Autobiographie von Howard Marks, die 1996 unter dem Namen “Mr. Nice” veröffentlicht wurde. Das Buch schließt nahtlos an diesen Bestseller an und Howard Marks bekräftigt mit dem zweiten Teil zu seinem Leben, den Ruf als intelligenter und unterhaltsamer Schriftsteller.

Er berichtet über die Jahre 1996 bis 2006. Die Zeit nach seiner Karriere als Schmuggler und die ersten Jahre in Freiheit. Seine ersten Schritte im Showgeschäft verlaufen erfolgreich und das Rahmenprogramm bei diesen Auftritten bietet hier und da Ereignisse, die Howard mit in die Geschichten einfließen lässt. Er schreibt über die Kandidatur für die “Legalize Cannabis Party” zum britischen Unterhaus und die dafür notwendigen Auftritte in Pub´s, Club´s, Bordellen und anderweitig skurrilen Orten an denen er Werbung für die Partei machte.

Interessante Einblicke in seinen Familienstammbaum bietet die von ihm intensiv betriebene Ahnenforschung. Diese ließ er auch bei seinen zahlreichen Aufent halten in den verschiedensten Ländern, nie außer Acht und brachte Unglaubliches zu Tage. Auf der Suche nach Spuren seiner walisischen Vorfahren bereiste er unter anderem Länder wie Panama, Jamaika, und Brasilien. Er folgte Hinweisen, die ihn auf die Spur von Henry Morgan, dem berüchtigsten Piraten der Karibik, brachte.

Er trifft auf seinen Reisen die unterschiedlichsten Leute an den unwirklichsten Orten dieser Welt. Zu den prominentesten Personen zählen dabei zum Beispiel Jimmy Page, Sean Penn und weitere Größen der Promiszene. Andere Begegnungen mit völlig unbekannten Personen, die er bei seinen Aufenthalten in den verschiedensten Ländern kennen lernte, waren von von nicht minder interessanter Natur.

Von Jamaika berichtet er über ein abgefahrenes Open-Air Konzert mit Musikgrößen aus der Region und schreibt ausführlich darüber, wie er den Tod vor Augen, auf einem Traktor durch den Dschungel rast.

Ihr erfahrt warum Howard Marks auf die Schweizer Behörden, denen er stets positiv gegenüber eingestellt war, einen starken Gram hegt. Hingegen ist er von den mexikanischen Behörden, die ihn bei seiner Einreise in das Land zu einer “Autogrammstunde” zwangen, stark begeistert.

 

Fazit:

Das Buch “Señor Nice” bietet nicht die gleich hohe Spannung wie das Buch “Mr. Nice”. Doch an Witz und Provokationen mangelt es in seinen Geschichten auch diesmal nicht. Für jeden, der das erste Buch gelesen hat, ein absolutes Muss.

 

Bezugsquellen

Erschienen sind die beiden Bücher “Dopestories” und “Señor Nice” im Edition Steffan Verlag und sind in jedem gut sortierten Buchladen zu finden oder aber zu bestellen. Auch der Hanfshop eures Vertrauens kann euch bestimmt bei der Beschaffung dieser Lektüren behilflich sein. Ihr könnt euch auch direkt an den Verlag wenden,

Edition Steffan Verlag

Hansaring 145-147

D-50670 Köln

Tel.-Nr.: 02 21/ 73916 73

www.edition-steffan.de

Dope Stories ISBN: 3-923838-55-7

Preis: 9,90€/180 Seiten

Señor Nice ISBN: 3-923838-54-9

Preis:14,90€/345Seiten




Kunst im Kiez – Kurt Mühlenhaupt

Er fand bereits in vielen Berichten vom Kreuzberger seine Erwähnung. Sei es als Bewohner eines Kiezes oder als bedeutender Künstler. Aufgrund umfangreichen Informationsmaterials und guten Kontakten zu Menschen die “Kurtchen”, wie sie ihn liebevoll nannten, gut kannten und immer wieder besucht haben, haben wir uns in dieser Ausgabe für ihn und seine Arbeiten entschieden.

So turbulent und abwechslungsreich wie sein Leben war, so turbulent war auch der Start in sein Leben. Er entschied sich, seiner Mutter die langweilige Zugfahrt, am 19.Januar 1921, von Prag nach Berlin, durch seine Geburt etwas aufregender zu gestalten.

Wenn er auch immer wieder verschiedene Dinge aufgegriffen hat und sie umsetzte, so war die Kunst von Beginn seiner beruflichen Laufbahn stets Mittelpunkt in seinem Leben. Es begann 1936 mit einer Lehre zum Modellbauer die er erfolgreich beendete. Nach einer nie völlig verheilten Kriegsverletztung besuchte er 1943 für ein Jahr die Kunstschule des Westens. Von 1946 – 48 erweiterte er sein Können an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. In den folgenden Jahrzehnten arbeitet er als Leierkastenmann, Trödler und Schalenbimmler. 1961 gründete er in Kreuzberg die Künstlerkneipe “Leierkasten” und ein Jahr darauf den ersten Bildermarkt vor seinem Trödelladen.

Mit der Errichtung der ersten Druckwerkstatt, 1965, war der Grundstein für spätere Vorhaben gelegt. Denn bei der grundsätzlichen Idee, Grafiken für kleine Leute zu machen, blieb es nicht lange. Drei Jahren nach Eröffnung erschien das erste Handpressbuch unter dem Titel “Haus Blücherstraße”. Weitere sollten folgen.

1970 zieht er zum Chamissoplatz, um sich besser um seine Ladengalerie und Kundschaft kümmern zu können. Gemeinsam mit Aldona Gustas, Günther Grass, Wolf-Dieter Schnurre und anderen gründet er 1971 die “Künstlerpoeten”. Mit dieser Gruppe hatte er die nächsten fünfzehn Jahre im In- und Ausland erfolgreiche Ausstellungen. In dieser Zeit zieht er sich auch etwas zurück und es wird ruhiger um ihn. Er nimmt aus Rücksichtnahme auf seine Gesundheit Abstand von dem Trubel der Großstadt und zieht 1976 von Kreuzberg nach Kladow. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Dudu-Zwerge. 1978 entstehen im Zuge seines bisher größten Auftrags, vierzehn große Bezirksbilder für das Internationale Kongresszentrum (ICC) in Berlin-Charlottenburg.

Das Kurtchen nicht nur malen konnte, bewies er mit dem ersten Platz, den er für seine Plastik “Feuerwehrbrunnen” erhielt. Das in zweijähriger Schaffensphase entstandene Kunstwerk wurde 1981 auf dem Kreuzberger Mariannenplatz eingeweiht.

Für einen mehrmonatigen Studienaufenthalt verließ er 1984 Berlin und zog in die Metropole New York. 1986 erwarb er ein Weingut in Montes des Cima, baute sich ein Atelier aus und arbeitete fortan mehrere Monate im Jahr im sonnigen Portugal. Über das Centro Cultural de Almansil veranstaltete er vor Ort mehrere Ausstellungen und brachte somit auch den Portugiesen seine Kunst näher, die dies über ihr zahlreiches Erscheinen zu würdigten wussten.

Mit dem Erwerb einer ehemaligen Berliner Brauerei in Kreuzberg entstand in Gemeinschaftsarbeit mit seiner Lebensgefährtin Hannelore Frisch, 1989 ein Künstlerhof im Herzen von Berlin. Auch heute befinden sich in der Fidicinstraße 40, zurückgezogen auf den Hinterhöfen, kleine Werkstätten und Ateliers verschiedener Künstler und Handwerker, die zum stöbern und vorbei schauen einladen.

Nach über 60 Jahren holt ihn seine alte Kriegsverletzung ein und fesselt ihn für fast zwei Jahre an sein Bett. Das war für ihn aber kein Grund nichts zu tun und so schrieb er in dieser Zeit seine in elf Bänden verfassten Memoiren. Nach der Genesung gab er 1995 seiner Lebensgefährtin, Hannelore Frisch, das “Ja”-Wort und heiratete sie in dem nördlich von Berlin gelegenem Ort Bergsdorf. Hier lebte und arbeitete Kurt Mühlenhaupt gemeinsam mit seiner Frau auf einem Gutshof. Die, in der Ferne, aus der Erinnerung entstandenen Bilder über Berlin rechtfertigte er mit den Worten:”Ick hab´ Berlin im Kopp!”.

So ist es auch nicht verwunderlich, das der Speicher auf dem Gutshof schnell und reichlich mit Kunstwerken gefüllt war.

Im Jahr 1998 beginnt er die Mark Brandenburg künstlerisch zu thematisieren. Es entstehen Werke über die Dorfbewohner, die typischen Landschaften der Mark sowie Blumenstillleben.

Am 16. April 2006 verstarb Kurt Mühlenhaupt in Bergsdorf.

Informationen und Veranstaltungstermine findet ihr im Internet unter: www.muehlenhaupt.de




Dr. Markus Ternes – Die Festkörperforschung

Ich erinnere mich noch gut an meine Schulzeit und die, meiner Meinung nach, Unnötigkeit des ein oder anderen Unterrichtsstoffs, den ich nie wieder benötigen würde aber ihn trotzdem für die Klassenarbeiten in meinen Kopf quetschen musste. Zu einem Großteil hat sich diese Ansicht auch bestätigt. Denn wer brauchte in seinem späteren Leben noch die Daten des Dreißigjährigen Krieges? Wer benötigt im Alltag die Bruchrechnung? Wer zieht effektiven Nutzen aus dem Wissen rund um die verschiedenen Sphären, die unseren Planeten umgeben? Niemand!? Aber das ein oder andere holt einen früher oder später doch wieder ein. Denn hätte ich im Physik-Unterricht ein wenig mehr Einsatz gezeigt, hätte ich euch zu dem Thema der Oberflächenforschung ein paar Grundinformationen liefern können. Aber Der Kreuzberger wäre ja nicht Der Kreuzberger, wenn uns für dieses Problem nicht eine Lösung eingefallen wäre. So ist es mir eine Ehre, euch Dr. Markus Ternes – Fest-körperforscher am Max-Planck Institut in Stuttgart vorstellen zu dürfen.

Am Anfang ein paar Daten aus dem Leben unseres Gastes.

Sein Leben bis zum Beginn seiner beruflichen Laufbahn ist schnell erzählt und recht unspektakulär. Er wuchs in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hamburg auf. Hier besuchte er die örtliche Schule und absolvierte erfolgreich sein Abitur. Das war´s.

Mit dem Abi in der Tasche zog er nach Berlin und wohnte im seiner Zeit noch lebendigeren und angesagtem Charlottenburg.

An der Technischen Fachhochschule studierte er in den nächsten Jahren Physik und spezialisierte sich in den letzten zwei Jahren seines Studiums auf den Forschungszweig der Oberflächenforschung der er bis heute treu geblieben ist. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums arbeitete Dr. Markus Ternes für vier Jahre in der Schweiz, in einem Labor in Lausanne. Aufgrund besserer Chancen und eines guten Teams, das er bereits in einem dreimonatigen Aufenthalt zuvor kennen-gelernt hatte, zog es ihn nach Californien. Hier arbeitete und forschte er zwei Jahre in einem renommierten Labor. Danach zog es ihn wieder zurück in die Heimat Deutschland. Seitdem arbeitet er im Max-Planck Institut in Stuttgart an der Erforschung von Atomen. ihren Funktiontionen und deren Verhalten unter verschiedensten Bedingungen. Jeden Tag steht Dr. Ternes mit seinen Kollegen vor neuen Aufgaben und Herausforderungen. Sei es, dass Ergebnisse und Bilder eines zuvor durchgeführten Experiments neue, unvorhersehbare Fragen aufwerfen, die zu klären sind. Oder sie müssen für eine anstehende Versuchsreihe ein Gerät entwickeln. Hierfür sitzen die Forscher beisammen und führen endlose Diskus-sionen, sie beraten die nächsten Schritte um die Fertigung neuer Bauteile voran-zutreiben. Nach Plänen der Forscher stellen dann die Schlosser, Elektriker, und Feinmechaniker die Einzelteile her. Diese werden dann wiederum von den “Auftraggebern” zusammengesetzt.

Zum Beispiel das Rastertunnel-Mikroskop (siehe Foto). Mit diesem Instrument ist es den Forschen möglich, atomare Strukturen aufzulösen.

Wie das Rastertunnel-Mikroskop aufge-baut ist und wie es funktioniert hat Dr. Markus Ternes im Interview mit Marek eindrucksvoll beschrieben.

Jetzt wird es kompliziert:

Das Hauptbauteil des Rastertunnel-Mikroskop ist ein Draht mit einer sehr feinen Spitze. Sie ist so fein, dass sie am Ende aus nur einem Atom besteht. Als Materialien für diesen Draht werden Wolfram und Platinverbindungen (Platin-Iridium oder Platin-Rhodium) ver-wendet. Um das Ende des Drahts auf ein einzelnes Atom zu reduzieren kommt bei Wolfram ein Ätzverfahren zum Einsatz und bei den Platinverbindungen wird dies durch ein Zug-/Schnitt-Verfahren erreicht. Diese Spitze fährt die zu untersuchende Probe rasterförmig ab.

Dabei nutzt es den quantenmecha-nischen Tunneleffekt aus. Vereinfacht ausgedrückt funktioniert das Ganze wie die Nadel bei einem Schallplatten-spieler. Die Nadel liegt auf dem Objekt auf und tastet es ab. Bei einem Schallplatten-spieler ist das Resultat, der Ausstoß von Schallwellen. Bei dem Rastertunnel-Mikroskop die Anzeige von Meßergebnissen.

Das Rastertunnel-Mikroskop stellt die Oberfläche nicht als Bild im klassischen Sinne dar. Die Auflösung wird nicht durch Wellenlänge, sondern durch den Radius der Spitze und die Genauigkeit der Positionsbestimmung der Spitze bestimmt. Somit erreicht das Auflösungs-vermögen atomare Größenordnung.

Desweiteren fielen in dem Gespräch Begriffe wie Schrödingergleichung, Ray-leigh-Kriterium, HOPG, Piezo-Effekt, auf die ich aber nicht weiter eingehen möchte.

Soweit der fachliche Teil.

Stellt sich abschließend die Frage:

Wem nutzt die Oberflächenforschung?

Ein Beispiel das Dr. Ternes benennen konnte, sind ultra glatte Farben und Lacke. Ansonsten ist dies Grundlagen-forschung. Mit dem Wissen auf dem Gebiet der Oberflächenforschung werden zum Beispiel auch folgende Fragen beantwortet: Warum sind viele Eisenatome magnetisch aber ein einzelnes Eisenatom nicht? Ab welcher Zahl an Eisenatomen werden diese Magnetisch? Wovon hängt es ab?

Wir bedanken uns bei unserem Gesprächspartner für das Interview und wünschen Dr. Markus Ternes weiterhin viel Erfolg bei der Suche nach Antworten auf seine Fragen.

Für diejenigen unter euch, die sich intensiver mit diesem Thema befassen möchten, gibt es im Internet zahlreiche Informationsmöglichkeiten.

PS: Hätte auch nur einer von uns in der Schule besser aufgepasst, dann wäre jetzt wenigsten einer unter uns der verstanden hätte worum es ging.

Interview/Foto: Marek

Text: Olly




Horch & Guck: In Friedrichshain

Die Grillsaison ist im vollen Gange und Horch & Guck wollten in Erfahrung bringen, ob der saisonbedingte Preis-anstieg bei Grillkohleanzündern negative Auswirkungen auf die Branche der Brandstifter, speziell die der Autobrand-stifter hat. Den letzten nennenswerten Anstieg im Bereich der Autobrand-stiftung, der dem revolutionärem Wider-stand angelastet wird, gab es zum Ende der Grillsaison 2009. Damals haben sämtliche Händler der Stadt ihre Lager-bestände für den Winter, von Grill- auf Heizmaterial umgestellt und die Grillan-zünder zu Schleuderpreisen veräußert. Nun ist es, im Bereich der aktiven Kapitalvernichtung, seit einiger Zeit wieder etwas ruhiger geworden und dem Staatsschutz gehen somit wertvolle Folgeaufträge durch die Lappen. Unterm Strich eine wirtschaftliche Katastrophe, denn: Die Autohersteller verkaufen keine neuen Autos, den Versicherungen fehlen die Argumente und Gründe für neue Vertragsabschlüsse und der Staatsapparat sitzt, zur Untätigkeit verdammt und völlig unterfordert in den Amtsstuben und verschlingt sinnlos Steuergelder.

Mit dem Ziel die Ursachen für diesen unhaltbaren Zustand zu ergründen, zogen sie los und fanden…..

Gar nichts. Wenn da wenigstens Nix gewesen wäre, aber da war absolut überhaupt rein gar nichts das einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen dem Preisanstieg von Grillkohleanzündern und dem wirtschaftlichen Zerfall der Anti-Mobilitätsbewegung gegeben hätte.

Und so nutzten Horch & Guck das schöne Wetter für einen ausgiebigen Zug durch die Nachbargemeinde Friedrichshain. Sie schlenderten durch die Revaler Straße vorbei am RAW-Club und bogen dann in die Libauer Straße ab, um dem Kopier-Planeten in der Kopernikus Straße, den Vervielfältigungskomplizen vom Kreuzberger, einen Besuch abzustatten. Als die stets freundlichen Mitarbeiter sie in der Ferne erblickten, wollten sie noch schnell eine Mittags-pause vortäuschen und abschließen, aber Horch & Guck waren schneller. So waren sie der verbalen Belästigung ihrerseits gnadenlos ausgeliefert. Gut gelaunt zogen sie weiter und durch-stöberten die Antiquitäten- und Zweite Hand Läden in der Grünberger Straße. Dank einer beschissenen Rente und der daraus resultierenden Finanzkrise im Geldbeutel ist es dann auch beim Stöbern geblieben. Nach einiger Zeit (eigentlich komisch, dass es überhaupt so lange gedauert hat) überkam Guck sein all gegenwärtiger Hunger. Dank früherer Expeditionen in diesen Bezirk, einigten sie sich unverzüglich auf die “Futtern wie bei Muttern” – Küche beim Fleischer “Domke”, der strategisch günstig an der Warschauer Straße 64, Ecke Kopernikus Straße liegt. Der absolute Geheimtipp im Kiez. Riesige Portionen zu kleinen Preisen und das Allerbeste ist, es schmeckt. Von der Bockwurst bis zur Rinderroulade mit Kartoffeln und Rotkohl, gibt es alles was das Herz begehrt. Mit voll gefressener Plauze begaben sich Horch & Guck Richtung Heimat. Weiter als bis zur Warschauer Brücke schafften sie es allerdings nicht. Auf der Wiese zwischen all den bereits Anwesenden war noch Platz für die zwei Meisterspione a. D. und so ließen sie sich für einen gemütlichen Gedankenaustausch nieder. Nach einigen Stunden rafften sie sich wieder auf um auf einen Sprung in der “Bar 25”, die in der Holzmarkstraße 25 liegt, vorbei zu schauen. Nach kurzer Wartezeit in einer Schlange von Leuten, die gleichermaßen darauf warteten die Gesichtskontrolle zu bestehen und somit ungehinderten Eintritt zu erhalten, betraten sie den Klub, nachdem sie an der Kasse noch 10 € Eintritt abgedrückt hatten. Ein Rundgang durch den Klub unter freiem Himmel verschaffte Horch & Guck einen Überblick über die verschiedenen Angebote an Unterhaltung und die Lage der Bars. Das Puplikum, viel zu jung für zwei in die Jahre gekommenen Meisterspione a. D., bestand zu 99,9 Prozent aus “wichtigen” Persönlichkeiten wie Szenedrinktrinkern, sich laut unterhaltende (damit auch jeder mitbekommt, wie enorm wichtig sie sind) Agenturmitarbeitern und Appel-Nutzern, die selbst hier nicht die Finger von dem geliebten Gerät lassen konnten. Mit der Erkenntnis, im richtigen Klub, aber unter den falschen Leuten zu sein, traten Horch und Guck den Rückzug an und verließen die “elitäre” Runde. Vorbei an der East-Side Gallery schlenderten sie im Anschluß über die Oberbaum-brücke und erreichten nach einem erlebnisreichen Tag die Heimat.

Einkaufstipp: Subculture – Streetwear Shop in der Grünberger Straße 33, ein Muss für jeden der Friedrichshain besucht.

Geheimtipp: Nehmt bloß keine Grill-kohleanzünder mit. Ihr befindet euch automatisch im Kreis der Verdächtigen, wenn ihr nicht anhand von drei Zeugen, deren polizeiliches Führungszeugnis keine Eintragungen vorweisen darf und eines psychologischen Gutachtens, in dem ein staatlich anerkannten Gutachter bestätigt das ihr Grillkohleanzünder ausschließlich zum entzünden von Grillkohle verwendet, das Gegenteil beweist.

Horch & Guck – Die Meisterspione a. D.




Monsanto – Genial oder einfach nur Gen?

Wie bereits im Vorwort erwähnt, hatte ich vor, mit diesem Bericht auf den Zug der allgemeinen Presse aufzuspringen und das ein oder andere noch nicht gelüftete Geheimnis von Monsanto aufzudecken und bereits aufgedecktes anzuprangern. Aber die von mir gewissenhaft und unvoreingenommen betriebene Recherche brachte die Erkenntnis, dass Monsanto branchenüblich handelt und somit keinen Mehr-wert an Kritik liefert. Wenn ich also einen reißerischen Bericht über die Gentechnik hätte machen wollen, so hätte ich die anderen Unternehmen wie BASF, Bayer, DuPont und die ganzen anderen mit einbeziehen müssen. Da dies den Rahmen gesprengt hätte oder eine 74-teilige Serie entstanden wäre, habe ich mich darauf beschränkt, objektiv über das Thema – Monsanto – zu berichten. Beginnend mit den zusammengefassten Eckdaten aus dem Werdegang des Unternehmens findet ihr im Anschluss daran Auszüge aus dem Gespräch mit dem Monsanto – Presse-sprecher Dr. Andreas Thierfelder, mit dem wir uns in Düsseldorf getroffen haben.

Monsanto Chemical Works – wurde 1901 von John Francis Queeny in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gegründet. Das Unternehmen hatte sich vorgenommen, Produkte für die Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie zu produzieren. Die aktive Produktion begann in dem Jahr 1902, mit der Herstellung von Saccharin und es folgten 1904 die Produkte Koffein und Vanillin. 1917 beginnt die Aspirin-Produktion und Monsanto ist mit diesem Produkt bis in die 1980er Jahre unangefochtener Marktführer im eigenen Land.

International tätig ist das Unternehmen seit 1919, durch den Erwerb von 50% an den R.A. Graesser Chemical Works in Ruabon (Wales). 1929 übernimmt Monsanto die Firmen Rubber Services Lab. (Kautschukchemikalien), Merrimac Chemicals & Co. (Textilchemikalien, Papier- und Lederherstellung). 1930 folgt dann noch der Zukauf von Southern Cross Chemical Co. Pty Ltd. in Melbourne (Australien).

Im Jahr 1933 verstirbt der Firmengründer John F. Queeny und hinterlässt ein am Markt gefestigtes international aufgestelltes Unternehmen. In den folgenden Jahren erwirbt Monsanto Chemical Works, dass sich 1933 in Monsanto Chemicals Company umbenennt und 1964 seinen endgültigen Namen Monsanto Company annimmt, weitere Unternehmen der Chemie- Industrie. 1950 wird mit American Viscose das Gemeinschaftsunternehmen Chemstrand für die Produktion von Acrylfasern und Nylon gegründet. Die daraus entstandene Solutia Inc. ist heute ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von Monsanto und Weltmarktführer in der Acrylfaser- und die Nr. 2 bei Nylonproduktion. Von 1954 bis 1967 arbeitet Monsanto zusammen mit Bayer in dem Gemeinschaftsprojekt Mobay an der Isozyanat-Chemie. Das Düngemittelgeschäft, dass Monsanto seit dem Erwerb der Lion Oil 1955 betreibt, wurde 1960 um die Sparten Herbizide und Astro Turf erweitert und in einer eigenen Abteilung zusammengefasst.

Seitdem wird die Entwicklung und Produktion hinsichtlich der Schädlings- und Unkrautbekämpfung kontinuierlich voran getrieben.

Weitere nennenswerte Unternehmenszukäufe gab es 1997 mit dem Zukauf von Calgene, dem Hersteller der Flavr-Savr-Tomate. 2005 mit der Übernahme von Seminis, einem amerikanischen Produzenten von Obst- und Gemüsesaatgut. 2005 fügte Monsanto – Emergent Genetics Inc. mit in seine Unternehmensstruktur ein. 2006 war es Delta & Pine, ebenfalls Saatguthersteller und führend auf dem Gebiet der sogenannten Terminator Technologie (Genetic Use Restriction Technologies) die für den Betrag von 1,5 Mrd. US-Dollar hinzu-gekauft wurden. Die bisher letzte Betei-ligung ist der Kauf von dem auf gentechnisch veränderten Weizen spezialisierten Unternehmen West Bred im vergangenen Jahr 2009.

Aufgrund der aktuellen Medienberichterstattung, haben wir die Vergangenheit ruhen lassen und uns auf die Klärung der gegenwärtige Sachlage konzentriert. Dazu merkte Herr Dr. Thierfelder im Vorgespräch zum Interview an: Das es beiden Parteien, Monsanto genauso wie den Kritikern, schwer fällt aufeinander zuzugehen. Da die jeweilige Seite auf dem vollen Wahrheitsgehalt ihrer gemachten Aussagen besteht. Bei genauer Betrachtung der Dinge stellt man fest das es weder schwarz noch weiß gibt, sondern sich die Suche nach der Wahrheit in einem Graubereich abspielt.

Mit der Einführung des ersten GVO- Saatguts in Europa im Jahr 1996, begann die Diskussion um die Frage von Sinn und Nutzen der neuartigen Technik. Monsanto, als Vorreiter auf dem Gebiet von genoptimierten, Saatgut, geriet zunehmend in den Focus von Genforschung – Kritikern und der Presse. Als erstes wollten wir deshalb wissen wie es zu erklären ist, dass Monsanto mit seiner Arbeit gegenüber seinen Konkurrenten wie Bayer, Hoechst, DuPont oder Pioneer HiBred, derart massiv in die öffentliche Kritik geraten ist.

Man sich vor Augen halten, erklärte uns Dr. Thierfelder, dass Monsanto in den Jahren von 1980 bis 1996 annähernd 1,5 Mrd. US-Dollar in die Studien zur Erforschung von genetisch verändertem Saatgut investiert hat. In der selben Zeit konzentrierten sich die anderen Unternehmen mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 15 Mrd. US-Dollar auf die Weiterentwicklung von Pflanzenschutzmitteln und haben somit den Anschluss auf diesem Sektor der Forschung verpasst. Monsanto konnte mit einem anfänglichen Vorsprung von 16 Forschungsjahren seine weltweite Marktpräsenz ausbauen. Es ist somit den Aktionären zu verdanken, die mit risikoreichen Investitionen in die Gentechnik ihr Vertrauen in Monsanto bekräftigten und am Ende mit steigenden Kursen belohnt wurden. Allein 2009 wurden Investitionen in Höhe von über eine Milliarde US-Dollar in die Weiterentwicklung der Gentechnik gesteckt.

Auf die Frage nach der Marktführerschaft, die im Bereich von genverändertem Saatgut annähernd bei 90 Prozent liegt und was in jedem Pressebericht gerne als Zeichen des skrupellosen Vorantreibens der Geschäftspraktiken.

gewertet wird, klärt Dr. Thierfelder auf: Die von Monsanto erreichte Marktführerschaft von 90 Prozent bezieht sich auf den US-amerikanischen Markt und das Geschäft mit den Bauteilen der Gentechnik. Derzeit arbeiten ungefähr 180 unabhängige Saatgutzüchter in Amerika mit Gen-Bausteinen von Monsanto. Diese erwerben von dem Unternehmen die Lizenz, einen oder mehrere gentechnisch veränderte Bausteine in ihr eigenes Saatgut durch Pflanzenkreuzungen einzubringen. Das daraus gewonnene Saatgut ist somit nicht von Monsanto produziert, enthält aber die “Technik” des Unternehmens.

Auf die Frage nach der umstrittenen Terminator Technologie (Genetic Use Restriction Technologies – GURT), antwortete Dr. Thierfelder: Monsanto hat einen Vertrag unterzeichnet, der festlegt, dass die Terminatortechnologie nicht bei Saatgut wie zum Beispiel Weizen, das für die Lebensmittelproduktion verwendet wird, eingebracht werden soll. Außerdem kann diese Technologie auch dazu eingesetzt werden bestimmte Eigenschaften in dem Saatgut abzuschalten. Das bedeutet, dass das mit Lizenz erworbene Saatgut zum Beispiel die Eigenschaft besitzt, resistent gegen bestimmte Schädlinge zu sein und dementsprechend einfach zu handhaben ist. Das aus dieser Pflanze bei der Ernte gewonnene Saatgut hingegen hat diese Eigenschaft durch den Einsatz der Terminator Technologie “ausgeschaltet” und muss ohne Resistenz dement-sprechend umfangreicher behandelt werden.

Zu der Problematik der indischen Baumwollbauern und deren Missernten, die überwiegend mit den Produkten und Geschäftspraktiken von Monsanto in Verbindung gebracht wurden, erklärt Herr Thierfelder folgendes: Hierzulande ist es aufgrund von Bevölkerungsstruktur und des vorhandenen Bildungsniveaus leichter, durch Lehrgänge das Wissen um die korrekte Verwendung und den Umgang mit dem gentechnisch verändertem Saatgut und den Pflanzenschutzmitteln zu vermitteln als in Indien. Während in Deutschland ein paar dutzend Landwirte an diesen Veranstaltungen teilnehmen, können es in Indien einige tausend Bauern sein, die sich informieren wollen. Dass bei diesen Massen nicht die Probleme des einzelnen geklärt werden können, liegt auf der Hand. Die Pflanzenschutzberater können vor Ort nur den falschen Versprechungen der Händler entgegenwirken und versuchen durch die Vermittlung von Wissen, Mißernten zu begrenzen. Am Ende jedoch liegt das Vertrauen bei den Händlern von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln, die ihre Ware auf die typische Art und Weise anpreisen. “Magic Beans” ist nur ein Wort das im Zusammenhang damit fällt und aus dem indischen übersetzt werden kann mit: “Egal wann und egal wo, dieses Saatgut, mein Freund, wächst immer und überall, vor allem unter jeder Bedingung”.

Wenn der Landwirt viel zu spät bemerkt, dass dem gegebenen Versprechen des Saatguthändlers nicht so ist, sind die Folgen, eine Missernte, bereits unabwendbar. Hinzu kommen die Fehler im Umgang mit den Pflanzenschutzmittel. Weder Schutzmaßnahmen für die eigene Gesundheit noch die Hinweise für den fachgerechten Einsatz des jeweiligen Produkts werden aus Bildungsmangel missachtet. So kann es sein, dass Saatgut gegen eine, in bestimmten Gegenden massiv auftretenden Schädlingsart resistent ist, aber andere Lebewesen weiter-hin mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden müssen. Lassen die Landwirte dies außer Acht ist das Ergebnis Ernteausfall und eine daraus resultierende Verschuldung der Bauern bei Banken und Händlern.

Außerdem gibt Dr. Thierfelder zu bedenken, dass Monsanto seine Produkte in jedem Jahr aufs neue an den Mann bzw. die Frau bringen muss. Jeder Landwirt hat schließlich die freie Wahl von welchem Hersteller er sein Saatgut bezieht. Somit liegt auch die Priorität bei Monsanto in der Herstellung von qualitativ hochwertigen Produkten. Dies gilt für die Sparte von gentechnisch verändertem Saatgut, genauso wie für die Sparte der Pflanzenschutzmittel.

Die Frage, wo steht das Unternehmen Monsanto in 25 Jahren, beantwortete Herr Thierfelder mit der Vermutung, dass das Unternehmen seine Aktivitäten im Bereich der Genforschung weiterhin ausgebaut haben wird. Man wird wohl auch die Marktführerschaft, durch den schon heute vorangetriebenen Zukauf von Saatgutproduzenten, ausgebaut haben. Das Hauptaugenmerk wird aber wohl weiterhin auf die Arbeit mit Mais und Soja als Futtermittel und auf Baumwolle und Raps als Faserpflanze gerichtet sein. Die Zukunft wird zeigen ob Monsanto sich darauf konzentrieren wird, die Möglichkeiten im Bereich der Gentechnik durch seine Forschungen voranzutreiben und die daraus resultierenden Ergebnisse in Form von Lizenzen dem Markt zur Verfügung zu stellen. Der Bereich Pflanzenschutz wird in Zukunft nicht maßgeblich an der Entwicklung des Unternehmens beteiligt sein.

Ein weiterer Punkt den wir klären wollten ist die Beteiligung von Monsanto an der Weltsaatgutbank auf Spitzbergen. Auch hier gab sich Herr Thierfelder unerwartet auskunftsfreudig. Gemeinsam mit Bill Gates, dem größten Finanzierer des Projekts, der Rockefeller Stiftung, der Syngenta Stiftung, DuPont Pioner, HiBred betreibt Monsanto diesen in ein Bergmassiv getriebenen Saatgutbunker. Bis zu 3 Mio. verschiedener Pflanzensamen können darin für die Zukunft sicher und haltbar eingelagert werden.

Percy Schmeiser, ein Farmer aus Kanada, ist der wohl bekanntesten Fall, bei dem es zu Rechtstreitigkeiten um die Verwendung von Monsantos Saatgut kam und die am Ende von dem Unternehmen gewonnen wurden. Es ging in dem Fall um die Frage ob Herr Schmeiser wissentlich und mutwillig Saatgut von Monsanto, das zuvor durch starke Winde von Nachbarfeldern auf seine Felder geweht wurde, angebaut hat.

Herr Schmeiser sagte dazu vor ein paar Jahren in einem Interview: Durch die ungewollte Kreuzung seines Saatguts mit dem von Monsanto sind 50 Jahre eigene Zuchtarbeit zerstört worden.

Herr Dr. Thierfelder sagt zu dem Fall: Das Herr Schmeiser laut Gutachten auf einem bestimmten Teil seiner Felder und somit gezielt Saatgut von Monsanto ausgesäht hat. Die Höchstgrenze von zufällig ausgebrachter Fremdsaat liegt bei einem Maximum von 50%. Der Anbaubereich um den es in konkretem Fall ging, wies hingegen ein Vorhanden-sein von 90% Monsanto Saatgut nach.

Wie die Problematik der Saatgutvermischung in Zukunft geregelt wird, werden wohl die Gerichte entscheiden.

Wir bedanken uns bei Monsanto und ihrem Pressesprecher Herrn Dr. Andreas Thierfelder für die Beantwortung unserer Fragen.

Mal schau´n ob “Bayer” demnächst genauso bereitwillig auf unsere Anfrage reagiert.

Abschließend habe ich die Fernsehberichte aufgeführt, die dazu veranlasst haben, diesen Bericht zu schreiben:

“Gift im Angebot-Die Erfolgsstory des US-Multis Monsanto”

“Tote Ernte – Der Kampf ums Saatgut” “100% Baumwolle-Made in India”

“Monsanto-mit Gift und Genen”

“Die Genverschwörung”

Interview: Marek & Olly

Foto: Marek

Text: Olly




“Sex habe ich genug… (Vorwort 8)

….das Leben fickt mich jeden Tag!”

Unter diesem Motto standen die letzten Monate , so dass ich gezwungen war, dem Kreuzberger eine Sommerpause aufzuerlegen, um in der Zeit ein paar Dinge in eigener Sache erledigen zu können. Das heißt natürlich nicht, dass die Arbeit am Kreuzberger in dieser Zeit völlig zum erliegen kam. Die kreative Schaffenspause habe ich dazu genutzt, um mich intensiv mit einigen Themen auseinander- zusetzten und mich mit anderen Journalisten aus den jeweiligen Themen-gebieten, über das recherchierte Material auszutauschen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werde ich euch in den folgenden Ausgaben präsentieren. Ich sage nur soviel vorweg: wer tief bohrt, stößt nicht immer nur auf Erdöl oder Gold, sondern auch immer öfter auf zum Himmel stinkende Scheiße.




Ausgabe 7

Titelthema: Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg – Im Kurz-Interview
Weitere Themen: Der Kreuzberger – Todgesagte leben länger / Erhard Schütze – Ein fränkischer Maler mit Berliner Schnauze / Die Stimme aus dem Kiez – 36FM / Kurz Gesagtes: Den Weltwassertag…, Forschungsarbeiten…, Der Rote Flohmarkt / William Wires – Schneesturm / So etwas hat es früher nicht gegeben! Die Campo Granny´s / Tresen Test – Junction Bar / Touri-Tipp – Der Chamissoplatz / Woher der Wind weht – Guido und das römische Reich

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Erhard Schütze – Ein fränkischer Maler mit Berliner Schnauze

“Ich nenne mich nicht Künstler, ich bin Maler”, sind die ersten Worte, die aus Erhard Schütze heraussprudelten, als ich ihn kurz vor seiner Heimreise traf, um mehr über ihn und seine Kunst zu erfahren.

Der aus dem fränkischen stammende Maler war bereits im Dezember anlässlich seiner Vernissage in Treptow. Marek und ich nutzten die Chance und waren bei der Eröffnung zugegen. Allein die Rede Erhard Schütze´s bot einen Unterhaltungswert der seines Gleichen sucht. Mit einer Begeisterungsfähigkeit und dem Elan eines 20- Jährigen verstand er es, die anwesenden Besucher in seinen Bann zu ziehen und in das Wissen um seine Werke einzuweihen. Im Anschluss gab er eine persönliche Führung. Hierbei erklärte er seine Arbeiten im Detail. Was ihn dazu bewegte dieses Bild zu malen, um welchen Stil es sich handelt und welcher tiefere Sinn darin zu finden ist.

Nachdem Marek sich am Buffett durchgefuttert hatte und wir uns die Bilder noch einmal in Ruhe angeschaut hatten, plauderten wir noch ein wenig mit dem Künstler und begaben uns dann Richtung Heimat.

Es war knapp drei Monat später, als ich an den Ort des Geschehens zurückkehrte. Erhard Schütze war gerade damit beschäftigt, seine Werke in den bereitgestellten Transporter zu verstauen, als ich eintraf. Freudig begrüßte er mich und kurze Zeit später saßen wir beisammen, um gemeinsam seinen Lebenslauf zu durchleuchten. Was ich dabei alles in Erfahrung gebracht habe, lest im Folgenden. Erhard Schütze wurde 1935 in Mährisch Ostrau in Tschechien geboren. Mit fünfzehn begann er eine Grafische Lehre im Atelier von Herbert Smagon in Stuttgart, die er mit einem Abschluss an der Grafischen Fachschule und einem Abschluss mit Auszeichnung an der Dekorationsfachschule bestand. Danach arbeitete er eine Zeitlang als Werbezeichner. In den späten siebziger Jahren fokussierte er sein Können.

Seitdem liegen die Schwerpunkte in der Wandmalerei – Fresko. Daneben beschäftigt er sich mit Glasmalerei und Portraits. Von 1982 bis 1986 nahm er an der jährlich stattfindenden Internationalen Sommerakademie in Salzburg teil. Diese wurde von Prof. Arik Brauer, Prof. Giselbert Hoke sowie von Prof. Georg Meistermann geleitet. Seit dem Jahr 2000 assistiert er zudem bei der Internationalen Alpen-Adria Sommerakademie für bildende Kunst in Kroatien.

Neben den vielen Preisen, die er für seine Arbeiten abräumte, ist der 1.Preis des Syrlin- Kunstpreises von 1992 besonders hervorzuheben. Diesen erhielt er für sein Werk – “Gorbi Tür”, in dem sich die Umstände, die den damaligen Präsidenten Gorbatschow in der Zeit des Umbruchs seines Landes begleiteten, widerspiegeln (Die bis ins Detail ausgeführte Definition des Werkes an dieser Stelle, würde den Rahmen sprengen).

Eine besondere Ehrung seiner Kunst ist es, dass eines seiner Bilder von der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in München angekauft wurde und ausgestellt wird. Weitere Arbeiten von Erhard Schütze in öffentlichem Raum und Besitz befinden sich unter anderem in den Städten Kulmbach, Bayreuth und Bamberg. In letzterer zudem auch im Historischen Museum der Stadt.

Natürlich hatte ich noch ein paar Fragen, die die Kunst im Allgemeinen betreffen. So wollte ich zum Beispiel von ihm wissen:

Olly: Ist es für junge Künstler heutzutage leichter oder schwerer mit ihrer Kunst am Markt zu bestehen und Geld damit zu verdienen?

E. Schütze: Beides. Schwerer, weil es ein Überangebot an Kunst gibt und heutzutage jeder alles macht. Und leichter, weil die neuen Medien, wie das Internet, Möglichkeiten der Verbreitung bieten, die es früher nicht gab. So gibt es auch in der Kunstszene “Popstars” die, wie in der Musikszene, kurz aufleuchten und dann aber auch ganz schnell wieder verschwunden sind.

Olly: Wie steinig war ihr Weg bis heute?

E. Schütze: (lachend) Ich hatte es immer einfach. Ich war immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe dort immer die richtigen Leute getroffen.

Olly: Welchen Nutzen kann ein Künstler aus der Mitgliedschaft in einem Berufsverband ziehen?

E. Schütze: Zum einen hat man die Möglichkeit zwei Ausstellungen im Jahr durchführen zu können, zum anderen und das ist wohl das Wichtigste, ein aufwendiges Aufnahmeverfahren, in dem der Künstler und seine Arbeiten von Fachleuten beurteilt wird, entscheidet, ob eine Mitgliedschaft erteilt oder abgelehnt wird und trennt somit die Spreu vom Weizen.

Olly: Welche Pläne und Projekte stehen in Zukunft an?

E. Schütze: (kopfschüttelnd) Nichts. Ich plane nicht im Voraus!

Dann war die Zeit auch schon wieder vorbei. Ich bedankte mich bei ihm, und Erhard Schütze – der Maler von Ludwag machte sich auf den Heimweg.

Auf seiner Internetseite unter www.schuetze-bamberg.de findet ihr weitere Informationen über den Maler.




Der Kreuzberger – Totgesagte leben länger

… und so sind wir immer noch fleißig dabei euch mit allem Nötigen und Unnötigem zu versorgen. Auch wenn der ein oder andere von euch das ein oder andere Mal verzweifelt den Kopf geschüttelt haben wird: So sind wir, so bleiben wir.

Ein Jahr ist vergangen und es ist an der Zeit Resümee zu ziehen. Fangen wir mit der Titelseite an. Jedem Spinner, der behauptet die Schriftform von Der Kreuzberger ähnelt der Schrift aus der Nazi-Zeit, dem sei klar und deutlich gesagt: Wenn man keine Ahnung hat, sollte man gelinde gesagt, die Schnauze halten. Und so verweise ich auf das Internet, wo dieser Schriftgrad nicht unter “OldGermanNaziOptiRegular” sondern unter “OldEnglishFiveOptiRegular” geführt wird. Abgehakt.

Weiter im Text. Dieser war mal mehr, mal weniger mit Rechtschreibfehlern versehen. Selbstverständlich werden wir auch in Zukunft weiter daran arbeiten diesen Mangel auf ein Mindestmaß zu beschränken. Die Kopierqualität konnte seit den ersten Ausgaben verbessert werden, sodaß wir euch seit Ausgabe 5 eine “verschärfte” Optik zur Verfügung stellen konnten. Die Jubiläums-Ausgabe wurde aufgrund einiger Spenden von begeisterten Leserinnen und Lesern sowie einer Hand voll Neukunden im Anzeigenbereich in einem richtigen Druck erstellt. Hierfür möchten wir uns bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken. Ob dies jedoch in Zukunft beibehalten wird kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht versprechen. Bei den Daten und Informationen zu einigen Orten und Themen lagen wir nicht immer ganz richtig. Wie zum Beispiel in der letzten Ausgabe in der wir über den Viktoriapark berichteten. Dort war zu lesen, dass der Wasserfall eine Gesamtlänge von 24 Metern hat. Das stimmt so natürlich nicht. Richtig hätte es heißen müssen: Der Wasserfall hat eine Gesamthöhe von 24 Metern. So hoffen wir auf eure Nachsicht, dass uns hier und da mal ein Fehler unterlaufen ist. Aber auch an diesem Punkt werden wir weiter feilen, um die Fehlerquote gen Null zu senken. An dieser Stelle sei erwähnt, dass konstruktive Kritik, jederzeit gerne entgegengenommen wird.

Nach der Selbstgeißelung nun aber zu den Dingen die sich im zweiten Jahr von Der Kreuzberger ändern werden. Eins kann ich euch vorweg sagen, der Schriftgrad des Titels wird es nicht sein! Bevor wir zu den Neuerungen kommen, möchten wir uns aber erst einmal beim Deutschen Journalisten Verband Berlin bedanken. Dieser gab unserem Antrag auf einen Presseausweis 2010 statt und unterstrich somit die Seriosität der von uns bisher geleisteten Arbeit. Um dieses entgegengebrachte Vertrauen nicht zu enttäuschen, sind wir direkt ins kalte Wasser gesprungen und haben uns gleich vorbei, an den D-, C- und B-Promis, einen A-Promi geschnappt. Den Bericht dazu auf Seite 3 habt ihr vielleicht schon gelesen.

 

Die Neuerungen

Was euch als erstes aufgefallen sein müsste, ist das Titelbild. Dies stand im ersten Erscheinungsjahr von Der Kreuzberger unter dem Motto: Weitsicht. Für das zweite Jahr haben wir uns überlegt, werden wir das Gesicht unseres Bezirks in dessen Türen widerspiegeln. Und so rufen wir für die folgenden sechs Ausgaben das Motto aus: Zeigt her eure Türen. Damit wir euch im nächsten Jahr mit noch mehr Informationen, Wissenswertem und absolutem Blödsinn belästigen können, haben wir den Zeilenabstand verringert und somit wertvollen Platz gewonnen. Um euch zu beweisen, dass wir die Arbeit mit und um den Kreuzberger auch ab und zu mit dem gewissen Ernst betreiben, werden wir versuchen in Zukunft in jeder Ausgabe ein Top-Thema bereitzuhalten. Wir haben uns, um euch in diesem Punkt und auch sonst aktuell informieren zu können, bei facebook eingenistet. Dort findet ihr zum Beispiel weitere Fotos von dem Interview mit Jan Pfennig, sowie den aktuellen Stand der Dinge im redaktionellen Bereich. In der Vergangenheit hat sich auch personell so einiges getan. So hat Marek seinen Standpunkt in der Redaktion gefestigt und mit dem neuen Jahr die Fotoredaktion und Grafikabteilung übernommen. Jutta Wunderlich, freischaffende Journalistin, ist in den letzten Wochen zu uns gestoßen und betreut in Zukunft unsere Anzeigenkunden und wird hier und da mal für uns recherchieren und zu dem ein oder anderen Thema ihren Senf in Form von redaktionellen Beiträgen, dazu geben. Schröder hat sich im letzten Jahr bewährt und wird somit weiterhin den Datenschutz übernehmen. Und ick mach weiter die Texte.




Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg im exklusiv Kurz-Interview

Bingo! Dachte ich mir als an einem Mittwoch im März die Nachricht auf dem Bildschirm erschien: …der Termin am Samstag steht zu 100%. Sofort rief ich Marek an, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen. Nur kurze Zeit später trafen wir uns in der Redaktion, um die Vorbereitungen für das Unternehmen “Guttenberg – Interview” zu besprechen und einen Schlachtplan zu entwerfen. Denn unsere Taktik war dahingehend ausgerichtet, in einem möglichst kleinen Rahmen auf den Verteidigungsminister zu treffen und somit die Chance an ihn heranzukommen zu erhöhen.

Aus diesem Grund haben wir uns für die Mitgliederversammlung von focus-europa e. V.  entschieden. Einem Verein für Kunstförderung, der seinen Hauptsitz im schönen Frankenland hat und dessen 1. Vorsitzender Dr. zu Guttenberg ist. Mit seinem guten Namen und seinem Amt, das er derzeit bekleidet ist er natürlich ein enormes Zugpferd für den Verein. Obwohl es ihn, laut eigener Aussage beschämen würde, wenn es lediglich der Name oder das Amt wäre, was er dem Verein zugute kommen lassen könnte. Sprachs und zahlte am Ende der Sitzung die gesamte Zeche der anwesenden Vereinsmitglieder.

Ein Mann ein Wort.

Auch Marek, unser “Kiezfotograf”, ist Mitglied dieser Vereinigung von Künstlern, Kunst-Interessierten und Kunst-Förderern. So war es ihm in der Vergangenheit mit Unterstützung von focus-europa möglich, mehrere Ausstellungen in Münchberg und Berlin durchzuführen.

Einige Tage später, an einem Samstag, war es soweit. Bis zu diesem Zeitpunkt war nicht einmal klar, ob Herr zu Guttenberg in letzter Sekunde womöglich doch noch absagen muss.

Ob wir es schafften, uns gegen die anderen Journalisten vor Ort, die mit dem gleichen Ziel wie wir angereist waren, durchzusetzen. Oder wir ihn zwar zu Gesicht bekämen, uns seine Bodyguards aber gar nicht an ihn heran lassen würden. Und zu guter Letzt, wenn alle Hindernisse überwunden wären und wir vor dem Ziel unserer Begierde stehen sollten, die Frage: Wie viel Zeit haben wir? Für eine Frage, fünf oder gar mehr? Alles Dinge, die wir bis zu unserer Abfahrt nicht beantworten konnten.

So fuhren wir ahnungslos, dafür aber mit strahlendem Sonnenschein über dem Haupt, ins Ungewisse.

Oh ja, liebe Leserinnen und Leser, glaubt mir, wenn ich euch sage, dass einige von euch wieder mit dem Beten angefangen hätten, wenn sie dabei gewesen wären. Nach einem Viertel der Strecke befanden wir uns wechselweise in einem Schnee-/ beziehungsweise Hagelsturm. Extreme Seitenwinde ließen LKWs umstürzen und unzählige Unfälle, mit meist glimpflichen Ausgang, säumten unseren Weg in den Süden. Ständig den Tod vor Augen und den eisigen Polarwind im Nacken kämpften wir uns an unser Ziel, Neudrossenfeld, heran. Nach vier Stunden Fahrt durch “unvorhersehbar harte Witterungsbedingungen” kamen wir an und begaben uns umgehend in den Versammlungsraum. Da dies eine vereinsinterne Versammlung war, Marek aber Mitglied von focus-europa ist, hatten wir ungehinderten Zutritt.

Getreu dem Motto “frech kommt weiter”, sicherten wir uns einen Platz in der ersten Reihe. Somit hatte Marek die ganze Zeit freies “Schussfeld”, um seine Fotos zu machen. Ich lauschte den Worten des Verteidigungsministers, in dem Fall 1. Vorsitzenden von focus- europa.

Bevor dieser die Sitzung eröffnete begrüßte er alle Anwesenden persönlich mit Handschlag und auch bei der Presse bedankte er sich für das Erscheinen.

Im Verlauf seiner Ansprache erfuhren wir unter anderem: “Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist mitnichten vorüber, meine Damen und Herren. Mitnichten. Manche glaubten ja, dass mit dem Jahreswechsel 2009 zu 2010 die Uhren wieder auf irgendein Normalmaß zurück-gesetzt werden. Normalmaß gibt es in diesem Zusammenhang nicht mehr. Ich habe gerade bei einer Veranstaltung in Eggolsheim, woher ich gerade komme, gesagt: Dass das Berechenbarste in unserer Zeit die Unberechenbarkeit geworden ist.”

In der Pause, so wie es die Tagesordnung vorsah, verließ Herr zu Guttenberg die Sitzung. Dies war auch genau der Zeitpunkt, den wir uns für das Interview vorgenommen hatten. Bevor unser Auftritt erfolgen sollte, wurde Marek, der durch seine professionelle Arbeit als Fotograf während der Versammlung aufgefallen war, gebeten das offizielle focus-europa Vorstandsfoto zu machen (unter www.focuseuropa.de). Als dies im Kasten war und sich Herr zu Guttenberg von allen Anwesenden, wiederum persönlich und mit Handschlag verabschiedete, hatte er wohl schon gehofft das Schlimmste überstanden zu haben.

So kann man sich täuschen.

Denn als er bei mir angelangt war, fragte ich ihn, ob es möglich wäre, uns ein paar Fragen zu beantworten. Er verwies freundlich aber bestimmt auf seine weiteren Termine an diesem Tag, sagte aber dennoch zu. Und um euch nicht weiter mit Belanglosem zu quälen hier nun das exklusive Kurz-Interview:

Olly: Was halten Sie von dem medialen Hype der um Sie veranstaltet wird?

Dr. zu Guttenberg: Manchem begegnet man mit Verwunderung. Deswegen ist es immer wichtig, sich das, was man sich an Bodenhaftung anerzogen hat, zu bewahren und sich auch der Relativität eines medialen Hypes bewusst zu sein.

Olly: Unter welchen Voraussetzungen kann es in Deutschland wieder eine Leistungsgerechtigkeit geben?

Dr. zu Guttenberg: Dann, wenn die gesamte Gesellschaft auch bereit ist sich darauf einzustellen.

Olly: Warum wird aufgrund ausreichend gestreuter Hysterie die Notwendigkeit vorgetäuscht, gegen den Terrorismus mit immensem Kostenaufwand vorzugehen, obwohl in anderen Bereichen wie z.B. Verkehrsunfälle und durch Krebs jährlich mehr Menschen sterben, dort aber nur ein Bruchteil in die Bekämpfung gesteckt wird?

Dr. zu Guttenberg: Terrorismus ist ja in dem Sinne kein Phantom, sondern Terrorismus ist Faktum. Von daher ist es schon wichtig, hier die entsprechend notwendigen, Mittel bereitzustellen, aber das nicht gegeneinander auszuspielen.

Sprach´s und verschwand in einer der beiden bereitgestellten Mercedes – Limousinen, um zum nächsten Termin zu eilen.

Während ich dabei war die Anspannung mit einem Obstler herunterzuspülen, führte Marek bereits ein Gespräch mit dem persönlichen Referenten des Verteidigungsministers, Herrn Weiler. So erfuhren wir noch, dass für Herrn zu Guttenberg der Sonntag ein heiliger Tag ist und er ihn, soweit es sein Terminkalender zulässt, in familiärer Umgebung verbringt.

Und obwohl er keinen Schritt ohne seine Beschützer machen kann und in der Öffentlichkeit bekannt ist wie ein bunter Hund, besuchte er im letzten Jahr in gut bürgerlicher Tarnung ein AC/DC-Konzert. Am Schluss des Gesprächs drückten wir ihm noch die aktuelle Ausgabe vom Kreuzberger in die Hand. Und wer weiß, vielleicht steckt jetzt irgendwo im Ministerium der “DKWH2010” in der Wand. All Denjenigen die nun fragen: Für drei Fragen den ganzen Aufwand??? Denen sei gesagt: Ja. Der Spaß war es uns wert und ein unterhaltsamer Bericht ist auch noch dabei herumgekommen.

Zum Abschluss dieses Berichtes bedanken wir uns beim Bundesverteidigungsminister Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg für das Interview.

Weitere Informationen, sowie den vollständigen Namen unseres Bundesministers für Verteidigung findet ihr online unter: www.zuguttenberg.de

Wir haben selbstverständlich die Fragen, für deren Beantwortung vor Ort keine Zeit mehr war, schriftlich bei Herrn zu Guttenberg eingereicht. Sollten wir einen einigermaßen guten Eindruck hinterlassen haben, dürfte die Chance für eine positive Rückantwort gegeben sein. Diese würde dann auch in einer der nächsten Ausgaben vom Kreuzberger Erwähnung finden.

Marek (Fotos) & Olly (Text)




Woher der Wind weht – Guido und das Römische Reich

Es ist immer wieder verwunderlich, welch herrliche Steilvorlagen einem die eigenen Volksvertreter für einen Kommentar liefern. In diesem Fall war es Guido Westerwelle, der mit seinen Worten über Hartz IV – Empfänger eine Welle der Entrüstung über sich ergehen lassen musste. Gleichzeitig gab es aber auch genug Zustimmung aus politischen Kreisen und der Bevölkerung. Stoff und Grund genug für einen eigens von mir kreierten Kommentar zu diesen Worten.

Schauen wir uns zunächst die Aussage unseres Außenministers genau an: “Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.”

Anstrengungsloser Wohlstand – Es ist schon eine Anstrengung für die breite Masse der arbeitenden Bevölkerung, den Großteil der sich derzeit an der Macht befindlichen Politiker und deren geistigen Unrat zu ertragen. Um wie viel schwerer muss es erst einem Menschen fallen, der auf staatliche Hilfe angewiesen ist und der nicht nur von seinen Mitmenschen mit Verachtung gestraft wird, sondern nun auch noch von Seiten der Politik eins in die Fresse bekommt.

Zudem weiß jeder, der schon einmal Arbeitslosengeld, in welcher Form auch immer, beantragt hat, wie anstrengend der Schriftverkehr und die Diskussionen mit dem/der SachbearbeiterIn vom Jobcenter sind. Wenn man dennoch alle Hürden bewältigt und die Hose bis zu den Knöcheln herunter gelassen hat, erwartet einen ein exorbitanter Wohlstand von 365€. Mit dieser monatlichen Grundsicherung pro Person zuzüglich Miet- und Nebenkosten schwelgt man dann, in den Augen von Guido Westerwelle und seiner geistigen Anhängerschaft, im grenzenlosen Luxus spätrömischer Dekadenz. Das uns zum zweiten Teil der Aussage bringt.

Spätrömische Dekadenz – Die Worte “spätrömische Dekadenz ” lassen sich am besten übersetzen mit: Ausschweifend, luxuriöser Lebenswandel.

Nun frage ich mal so in die Runde: Wer führt in diesem Staat einen ausschweifend, luxuriösen Lebenswandel? Der Hartz IV-Empfänger, mit 365 € zuzüglich Miete und Nebenkosten? Lächerlich. Die Familie, dessen Oberhaupt als Gebäudereiniger Tag ein Tag aus den Dreck der anderen wegmachen darf und am Monatsende als Bittsteller zum Amt rennen muss, damit das Geld zum Überleben reicht? Anstrengungsloser Wohlstand ist auch hier nicht zu finden.

Vielleicht ist es aber die Berufsgruppe der Forscher und Wissenschaftler, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Fortschritt der Menschheit leistet? Mittlerweile gehört auch diese Berufsgruppe nicht mehr der dekadenten Lebensform an. Nur einige Ausnahmen bestätigen die Regel. So suche ich weiter nach der Berufsgruppe mit dekadentem Lebenswandel. Schauspieler? Auch die müssen den Gürtel enger schnallen. Oder warum wohl ist ein zweitklassiger Film bis in die letzte Nebenrolle mit “erstklassigen” Schauspielern besetzt? So bleiben also neben Drogendealern, Zuhältern und Managern nur noch einige politische Aktivisten aus dem Bundestag übrig, die für einen dekadenten Lebenswandel stehen. Dass diese Kreise seit Jahren miteinander einhergehen, haben Funde von Drogenrückständen auf den Toiletten der Bundestagsabgeordneten im Reichstagsgebäude, sowie die Nachrichten über vergnügliche Runden deutscher Manager in unzähligen Puffs rund um den Globus unwiderruflich bewiesen. Am Ende besprechen die Manager mit den Politikern, in welche Richtung das Volk gelenkt werden soll, und so schließt sich der Kreis. Das Ganze könnte dann so aussehen: Um die trockene Atmosphäre bei geschäftlichen Treffen zwischen Politik und Wirtschaft aufzulockern, besorgt die eine Seite das Koks und die andere Seite die Prostituierten.

Da fragt man sich: Wer führt hier nun den spätrömisch dekadenten Lebensstil?

Frau Merkel ließ über die stellvertretende Regierungssprecherin, Sabine Heimbach folgendes zu Westerwelles Äußerung verkünden: “Dies ist sicher weniger der Duktus der Kanzlerin.”

Duktus bedeutet – eine charakteristische Art und Weise zu schreiben und zu sprechen beziehungsweise sich auszudrücken. Was unterm Strich bedeutet, dass unsere Bundeskanzlerin sich gewählter ausgedrückt hätte aber die Aussage an sich unterstützt.

 

Fazit:

Wenn ein Streuselkuchen bei Facebook.com weit mehr Freunde hat als Guido Westerwelle, dann sollte das einem schon zu denken geben!




Touri – Tipp – Der Chamissoplatz

Diesmal berichten wir euch von einem Geheimtipp architektonischer Baukunst, aus der südwestlichen Ecke von Kreuzberg. Dem Chamissoplatz.

Er wurde nach dem Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso (1781-1838) benannt. Zwischen Willibald-Alexis- und Arndtstraße gelegen ist der Chamissoplatz nur einen Katzensprung von der Bergmannstraße entfernt. Er ist in dem hektischen Treiben, welches um ihn herum stattfindet, eine Oase der Ruhe und Erholung.

Der Platz ist durchweg eingerahmt von Häusern aus der Gründerzeit (1859-1873). Detail liebende Hausbesitzer haben in den vergangenen Jahrzehnten liebevoll in den nahezu originalgetreuen Erhalt ihrer Häuser investiert. Mit dem im Zentrum gelegenen Spielplatz ist er auch für Familien aus der Umgebung ein beliebter Treffpunkt, um vom Alltag abzuschalten. Der Bestand an alten Bäumen und die um den Spielplatz angelegte Grünanlage trägt zu einem harmonischen Gesamtbild bei und bietet zugleich einen natürlichen Schallschutz.

So verwundert es kaum, dass die Kulisse rund um den Chamissoplatz regelmäßig von Filmproduktionen für Dreharbeiten genutzt wird. Auch die meisten Stadtrundfahrten steuern diesen Kiez an, wenn es darum geht einen gut erhaltenen und typischen Ort Berlins zu präsentieren. Rund um den Platz laden zahlreiche Bars und Restaurants zum gemütlichen Verweilen ein. Auch das ein oder andere Geschäft bietet fernab von dem sonst üblichen Einkaufstrubel seine Waren an, zudem findet an der Ostseite des Chamissoplatzes jeden Samstag ein Biomarkt statt. Die Produkte, die dort angeboten werden, stammen alle aus eigenem Anbau beziehungsweise eigener Produktion und kommen ausschließlich aus der Region Berlin und Brandenburg.

Ein weiteres “Bauwerk” aus der Zeit um 1900 verschafft dem originalgetreuen Gesamtbild des Chamissoplatzes eine einmalige Vollständigkeit. An der nordwestlichen Ecke, schräg gegenüber von Haus Nr. 1 befindet sich ein voll funktionsfähiges Pissoir und zugleich eine der letzten Domänen der Männlichkeit.

Die Geschichte dieser öffentlichen Bedürfnisanstalten lässt sich bis in die 1870er-Jahre zurückverfolgen. Den Bau dieser, im Volksmund auch als “Madai-Tempel” bezeichneten Anlagen, veranlasste der damalige Polizeipräsident von Berlin, Guido von Madai. 1878 wurden diese durch modernere, nach Plänen des Baustadtrats Carl-Theodor Rospatt entwickelten Nachfolger ersetzt. Aufgrund ihrer Form waren sie allgemein als “Café Achteck” bekannt. Mit dem Einzug der “Mir-Egal”-Mentalität in den 70er und 80er-Jahren verkamen diese, zu stinkenden Kloaken. Erst seit 1996 bemüht sich ein Berliner Unternehmen um die Sanierung und den Unterhalt dieser Anlagen. Das Pissoir am Chamissoplatz war eines der ersten das im Zuge dieser Maßnahme denkmalgerecht restauriert wurde. Um das Niveau dieses Berichtes ein wenig anzuheben, begeben wir uns nun in die kulturellen Kreise rund um den Chamissoplatz.

Kurt Mühlenhaupt (1921 – 2006), ein erfolgreicher Maler, Bildhauer und Schriftsteller, verbrachte hier viel Zeit mit Freunden und hielt unzählige Augenblicke vom Kiez in seinen Bildern fest. Genauso wie der Dichter Gerhard Kerfin. Nicht so bekannt, aber kulturell nicht minder wertvoll, beschreibt dieser in seinen Büchern die Eindrücke und Erlebnisse, die er in seinem Kiezleben gesammelt hat. Bisher sind 17 Werke in Eigenauflage und in limitierter Stückzahl von 300 bis 500 Auflage erschienen. Zwei Menschen deren Leben und Karriere nicht unterschiedlicher hätten verlaufen können. Nach wie vor ist der Chamissoplatz ein beliebter Treffpunkt für Künstler und Individualisten und nicht selten läuft einem hier oder da ein Schauspieler, Filmproduzent oder Musiker über den Weg.

 

Aufgrund seiner zentralen Lage ist der Chamissoplatz aus allen Richtungen gut zu erreichen.

Verkehrsanbindung
U7 – Station Gneisenaustraße
U6 – Station Platz der Luftbrücke
U6, U7 – Station Mehringdamm
Bus 140, M19 – Station U Bhf. Mehringdamm

TIPP: Die Bergmannstraße – mit vielen verschiedenen Läden, Cafés und Bars die Flaniermeile des Kiez´ und ein Muss für jeden, der von sich behaupten möchte, Kreuzberg erlebt zu haben. Die weltberühmte Currywurstbude “Curry 36” befindet sich direkt um die Ecke, am Mehringdamm 36 direkt an der Kreuzung Mehringdamm/Yorckstraße. Der ehemalige Flughafen Tempelhof und das Denkmal für die Opfer der Luftbrücke von 1948/49, liegen etwa 15 Minuten Fußweg entfernt.