Die Oberbaumbrücke liegt zwei, drei Schritte vom U-Bahnhof Warschauer Straße entfernt und ist das Wahrzeichen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Wenn man mit der U-Bahn anreist fährt man unweigerlich über sie hinweg.
Im Jahre 1893 waren zeitgleich zwei Brückenbauprojekte in Planung. Zum einen sollte ein Ersatzbau für eine in die Jahre gekommene hölzerne Straßenbrücke entstehen. Zum anderen erhielt die Firma Siemens & Halske die Baugenehmigung für eine Eisen-bahnbrücke. Vor Baubeginn einigte man sich jedoch darauf, eine kombinierte Straßen-/ Eisenbahnbrücke zu bauen.
Die architektonischen Grundlagen bildeten die unter der Leitung von Stadtbauinspektor Pinkenburg und unter der Mithilfe der Architekten Otto Stahn erstellten Pläne für die ursprünglich geplante Straßenbrücke.
Das neugotische Bauwerk entstand in den Jahren 1894 bis 1896. Nach ihrer Fertigstellung bot sie zunächst dem allgemeinen Straßenverkehr sowie Fußgängern die Möglichkeit die Spree zu überqueren. 1902 wurde dann auch der Betrieb auf dem Hochbahn-Viadukt aufgenommen. Dem beschaulichen Fußgänger bot sich der Anblick eines in mittelalterlicher Art ausgeführten Kreuzganges. Die beiden Türme auf dem mittleren Brückenbogen waren mit ihren herausragenden Wehrgängen dem Mitteltorturm der Stadtmauer in Prenzlau und einem Torturm in Kyritz nachempfunden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde, wie so vieles in unserer schönen Stadt, auch die Oberbaumbrücke erheblich beschädigt und auf Befehl Adolf Hitlers teilweise gesprengt. Dabei wurde der mittlere Gewölbe-bogen zerstört der später durch eine provisorische Brücke aus Stahl ersetzt wurde. Bis Mitte 1961 konnten Fußgänger die Brücke nutzen um vom amerikanischen in den sowjetischen Sektor oder umgekehrt zu gelangen. Außerdem boten einige Händler den Besuchern des West-Sektors ihre Waren an. Die Wechselstuben, die auf Kreuzberger Seite ansässig waren, boten ihre Dienste meist zu fairen Konditionen an. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 war die Brücke komplett gesperrt und wurde erst 1972 als “kleiner Grenzübergang” wieder für Fußgänger freigegeben.
Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1990 fand ein Architektenwettbewerb für die Grundsanierung der Brücke statt, und wie für Berlin üblich, fanden sich genügend Interessenvertreter, die sich gegenseitig in ihren Kompetenzen beschnitten sahen. Und so mussten die Pläne des Architekten Santiago Calatrava auf Wunsch von Denkmalschützern, Vertretern der Schifffahrtsbehörde, Experten von Bauämtern und schlussendlich der beiden zuständigen Stadtbezirke bis zu ihrer Umsetzung mehrfach überarbeitet werden. Im Jahre 1995 war es dann aber endlich soweit und die Oberbaumbrücke konnte erneut und im frischen Glanz für den allgemeinen Fußgänger- und Straßenverkehr freigeben werden. Bereits drei Jahre später entbrannte der freundschaftliche “Streit” zwischen den Friedrichshainern und den Kreuzbergern um die Vorherrschaft über die Brücke. Und so findet fast jedes Jahr direkt auf der Oberbaumbrücke eine Obst- und Gemüseschlacht statt, die seinesgleichen sucht. Am Ende wird dann ausgiebig bis in die späten Abendstunden gefeiert und diskutiert, wer denn nun eigentlich gewonnen hat.
Und damit Ihr auch noch den Rest der Geschichte erfahren könnt, haben wir die schicke, von der Stadt Berlin gesponserte Informationstafel auf Kreuzberger Seite (auf der anderen gibt´s keine) von Schmierereien und lästigen Aufklebern befreit.
TIPP: Auf der Friedrichshainer Seite von der Oberbaumbrücke findet ihr die “East Side Gallery”, die derzeit aufwendig saniert wird.
Verkehrsanbindung: U1 – U-Bhf Warschauer Straße