Private Sicherheitsfirmen – Die Schattenarmee der Macht

Sie nennen sich ´Xe Services´ (´Blackwater´), haben zynische Namen wie ´Armor Group´ und aussagekräftige Bezeichnungen wie ´Private Security´.

Sie fangen dort an, wo die offiziellen Truppen aufhören zu agieren beziehungsweise deren Hände gebunden sind. Sie haben die Legitimation der Vereinten Nationen und müssen sich an die Militärgesetzgebung halten, unterstehen aber keinem höheren Militärkommando. Im Irak und in Afghanistan besitzen einige Firmen den Status einer Koalitionsarmee. Es sind private Sicherheitsfirmen und so handeln sie auch. Die größten unter ihnen, weltweit sind es über 200, sind an der Börse notiert und werfen prächtige Gewinne ab. Nur auf den Profit bedacht, handeln sie unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Interessen, im Namen ihrer Auftraggeber. Die Haupteinsatzgebiete liegen im Irak und in Afghanistan. Da Krisenregionen weltweit zu finden sind, besitzen die meisten Firmen Zweigstellen in Süd- und Mittelamerika, Afrika und Europa.

Der Hauptsitz der britischen ´Armor Group´ befindet sich zum Beispiel in London. Von dort aus werden die rekrutierten Söldner in ihre Einsatzgebiete geschickt.

Wenn diese Soldaten der Schattenarmee unter dem Banner der Menschlichkeit handeln würden, hätte ich keinen Grund warnend meinen Finger zu heben. Da dem aber nicht so ist und die Aussagen einiger Firmenvorstände über die zukünftigen Einsatzgebiete, unter anderem europäische Großstädte, aufführten, will ich an dieser Stelle die Möglichkeit nutzen und einige Eckdaten und Absichten dieser Firmen aufzeigen. Jeder kann dann für sich entscheiden wie nah oder fern uns diese Leute schon im Nacken sitzen.

Firmen wie die ´Armor Group´, ´AEGIS´ und ´Security Managment´ profitieren ausschließlich von den weltweiten Krisen, Kriegen und den daraus resultierenden Folgen einer instabilen Sicherheitslage im jeweiligen Land. Eine Hand voll humanitärer Einsätze stehen einem Berg von fragwürdigen Aufträgen und deren Umsetzung entgegen. Sie übernehmen unter anderem die Bewachung von U.S. Botschaften, sie arbeiten für die Ölindustrie, im Personenschutz und bilden Spezialeinheiten verschiedener internationaler Armeen aus. Vom Geschäftsmann bis zum Spitzenpolitiker bewachen sie alles und jeden, der es sich leisten kann. Die Tagesgage zum Beispiel für einen Blackwater-Mitarbeiter, beträgt durchschnittlich 1000 US Dollar, je nach Ausrüstung und Einsatzgebiet. Das einzige was die Firmen für die Durchführung ihrer Aufträge benötigen, ist die Legitimation des jeweiligen Einsatzlandes und der US Regierung.

Im Irak sind nach aktuellen Schätzungen über 100.000 Mitarbeiter privater Sicherheitunternehmen stationiert. Sie stellen somit gemeinsam das zweitgrößte Kontingent, nach den US-Truppen, an „Soldaten“ in dem Krieg gegen den Terror und um das schwarze Gold. Mit großer Freude faßt der Vorstand der „Armor Group“ den Rückzug der Truppen aus dem Irak auf. Denn da die Sicherheitslage in diesem Land nach wie vor kritisch ist, wird für jeden heimkehrenden Soldaten ein Ersatz benötigt. Die Verantwortlichen versicherten, das Ersatz umgehend von seiner Firma gestellt werden können. Bei den allgemein bekannten Berichten über die sinnfreie Vorgehensweise dieser Firmen kann man davon ausgehen das es auch die nächsten Jahre keine friedliche Beilegung des Konflikts geben wird.Blackwater erzielte im vergangenen Jahr ein Auftragsvolumen von über einer Millarde US Dollar. Derzeit fließen vom Gesamtetat für militärische Einsätze 20 Prozent in private Sicherheitsfirmen. Tendenz steigend.

Die weiterhin geförderte Angst vor Terrorismus, der Kampf um die Ausbeutung von Rohstoffressourcen und die steigende Schieflage der sozialen Umverteilung werden die Auftragsbücher weiterhin zuverlässig füllen.

Desweiteren spielt den Firmen der stetig steigende Unmut der Bevölkerung gegen die immer undurchsichtigeren und fadenscheinigeren Militäreinsätze der Regierungen in die Hände. Für die Politiker wird es immer schwieriger plausible Gründe für den Einmarsch in fremde Länder zu finden. Es gibt nicht erst seit dem Vietnamkrieg Soldaten, die mit der Frage: Warum?, nach ihrer Heimkehr für den ausnahmslosen Rückzug aus so manch fragwürdigem Gefecht demonstrierten. Der steigende Unmut in der Weltbevölkerung und die sinkende Glaubwürdigkeit der Weltregierenden begünstigen dieses Geschäft. Der Umstand das die Gefallenen der Sicherheitsfirmen in keine offiziellen Statistik auftauchen weil sie nicht zu den offiziellen Truppenverbänden gehören, hat einen bitteren Beigeschmack. Die Solda-ten unterschreiben vorher, mit dem Wissen um die Gefahren, den Arbeitvertrag und verhindern somit lästige Schadensersatzklagen seitens eventueller Hinterbliebener.

Blackwater besitzt das größte private Übungsgelände der Welt (3000 Hektar). Dort werden die rekrutierten und angehenden Blackwater Soldaten auf ihre Einsätze vorbereitet. Aber nicht nur das eigene Personal wird hier trainiert, unter anderem werden auch Einheiten des US-Militärs auf ihre Spezialeinsätze vorbereitet. Vom einfachen Schießstand, über die längste private Schießbahn der USA, bis hin zu ganzen Dörfern ist alles vorhanden was das Kämpferherz begehrt. So lassen sich in den verschiedenen Sektionen, vom Gelände-, Häuser- und Straßenkampf sowie die Befreiung von Geiseln trainieren. Es gibt Landebahnen für Fluggeräte jeder Art und für die Ausbildung ihrer Fallschirmjäger verfügt Blackwater über drei Absprunggebiete. Die Waffen mit denen sie das Leben ihrer Klienten und zeitweise auch das eigene verteidigen, stammen aus Österreich (Glock) und Deutschland (Heckler und Koch). Letzterem Waffenproduzenten wurde unterstellt mit Blackwater einen gemeinsamen Forschungsvertrag über die Weiterentwicklung von Handfeuerwaffen unterschrieben zu haben. Dieser Vorwurf wurde von Heckler und Koch entschieden zurückgewiesen. Nach eigenen Aussagen gab es lediglich eine Zusammenarbeit bei der es um die Entwicklung und das abhalten von Ausbildungskursen ging. Diese Kooperation wurde aber bereits wieder eingestellt, nachdem einige Leute in der Öffentlichkeit ihren Unmut darüber geäußert haben.

Nachdem ich die Unternehmen beleuchtet habe, möchte ich nun auf die Söldner eingehen, die sich für eine Handvoll Dollar einem erhöhten Sicherheitsrisiko aussetzen.

Es sind fast ausschließlich Männer, die sich um den Job als Söldner bewerben. Sie sind um die 40 Jahre alt und haben zuvor in irgendeiner Armee, oft in Spezialeinheiten, gedient. Nach dem Ende ihrer offiziellen Dienstzeit, so die Aussage einiger, „fehlte der Kick in ihrem Leben“. So verließen einige von ihnen erneut die Familie mit Frau und Kindern, um in völlig unkontrollierbaren Gebieten für „Recht und Ordnung“ zu sorgen. Nur, dass sie diesmal ihr Leben riskieren und dafür aber bis zu dem dreifachen ihres früheren Solds kassieren. Bis zu 12000 US Dollar sind monatlich, je nach Einsatzgebiet und Aufgabenbereich, drin. Dafür setzten sie ihr Leben aufs Spiel und begleiten Geschäftsleute, Politiker u.s.w durch Gefahrenzonen. Bekanntestes Beispiel ist Ex- US-Außenminister ColinPowell, der bei seinem Besuch seinerzeit im Irak von acht Blackwater Mitarbeitern beschützt wurde. Man vertraute wohl schon damals lieber der Loyalität privater Firmen anstatt der der eigenen Truppe.

Weitaus geringer werden die nicht minder gefährdeten Billiglöhner im Sicherheitsdienst, oder sollte ich besser sagen Kriegsdienst, abgespeist. Die Lager der Sicherheitsfirmen werden von Einheimischen bewacht, die nur notdürftig ausgebildet und schlecht ausgerüsteten sind. Sie erhalten für ihre Dienste einen Monatssold von 700-1.000 US Dollar. Die Ausrüstung, wenn man sie überhaupt so nennen kann, ist genauso erniedrigend wie der Sold den sie erhalten. Veraltete Waffen, keine kugelsicheren Schutzwesten und die Fahrzeuge mit denen sie auf Patroullie fahren sind weder gepanzert noch anderweitig gegen feindliche Angriffe geschützt. Dies sind die Arbeitsumstände mit denen sie dann die Terrorabwehr gegen die lokalen Einrichtungen gewährleisten sollen.

Nur noch ärmer dran ist, wer einen der heiß begehrten Jobs in den campeigenen Versorgungsstationen als Servicekraft ergattert hat. Für eine Vermittlungsgebühr von 3000 US Dollar und einem Lohn von 500 US Dollar stehen Arbeiter aus Indien hinter den Kassen der Shops und den Theken der Kantinen. Sie arbeiten fernab jeglicher Arbeitsschutzgesetze, vierzehn Stunden und länger am Tag, sieben Tage die Woche. Wenn man sich das mal kurz durchrechnet, kommt man auf einen satten Stundenlohn von 1,19 US Dollar. Um dem Ganzen noch einen draufzusetzen, werden die Schwächsten, die Servicemitarbeiter, am Rande der Camps angesiedelt, wo sie feindlichen Angriffen hoffnungslos ausgeliefert sind. Im Falle einer Verwundung oder gar des Ablebens wird wie bei der kämpfenden Truppe vorgegangen. Verschweigen und vertuschen. Entschädigungszahlung und Schmerzensgeld wird meistens abgelehnt. Gewinner dieses Geschäfts sind wie immer, die in den oberen Etagen. Die Billigarbeiter, rekrutiert aus den Sicherheitskräften vergangener Machthaber und den Slums diverser Großstädte, haben im Schadensfall keine Möglichkeit ihr Recht auf ärztliche Versorgung und Schmerzensgeld einzuklagen.

Nun zu der Besorgnis erregenden Entwicklung dieser mit Sicherheitsaufgaben betrauter Unternehmen.

Die Aufgabengebiete und die derzeitigen Einsatzgebiete von Blackwater und Co. sind ja weitestgehend bekannt. Hingegen die zukünftigen und eventuell auch uns bald betreffenden Dienstleistungsangebote der Unternehmen werden hinter vorgehaltener Hand diskutiert, sodaß nun der spekulative aber nicht minder interessantere Teil dieses Berichtes beginnt. Fakt ist die Aussage von Joseph Schmitz, Geschäftsführer von ´Prince-Blackwater´, die er zuden Aufständen von Paris 2005 gemacht hat: „Wenn er die Erlaubnis der US Regierung bekommen hätte, hätte er unterstützend Hilfestellung geleistet und somit die Ausschreitungen schneller eingedämmt als es seinerzeit der Fall gewesen ist.“ Wie diese „Hilfe“ ausgesehen hätte kann ich mir gut vorstellen.

Wie verhält es sich zum Beispiel mit der Bombe in dem „Air-Berlin“-Flugzeug im November diesen Jahres? Der bisherige Ermittlungsstand von BKA und CIA ist, dass der Koffer eine Bomben Attrappe beinhaltete. Dieser Koffer wurde angeblich von einer Firma im US-Staat Kalifornien hergestellt. Wer den Koffer von der Firma gekauft hat und ihn dann am Flughafen in Windhoek in Umlauf gebracht hat, ist noch unklar. Das einzige was angeblich klar zu sein scheint ist, dass es sich um eine Überprüfung der Sicherheitskontrollen am Flughafen gehandelt haben soll. Wenn aber weder ein nach Worten und Erklärung ringender Innenminister eine zufriedenstellende Aussage zu diesem Vorfall machen kann, noch das Bundeskriminalamt und der CIA nach tagelanger Ermittlung eine Spur vorweisen können und völlig darüber im Dunkeln tappen, wer den Koffer gekauft hat, wie er nach Afrika kam und durch wen der Koffer schlussendlich in den Verkehr gebracht wurde, dann ist da was faul im Staate Dänemark.

Könnte es nicht vielleicht auch so gewesen sein, dass da ganz andere Interessen im Spiel waren? Womit wir zum eigentlichen Thema zurückkommen. Nehmen wir doch mal an, dass die Verkündung der erhöhten Terrorgefahr in Deutschland (immer pünktlich zur Vorweihnachtszeit) und das zeitgleiche Auftauchen der „Realtest-Koffer“ bei der Abfertigung eines „Air-Berlin“-Fliegers, reines Kalkül waren. Sei es um eine Rechtfertigung für die Umsetzung schärferer Sicherheitsgesetze in Europa zu haben. Oder aber eine private Sicherheitsfirma gießt absichtlich Öl ins Feuer, indem sie zusätzlich zu den offiziellen Gefahrenmeldungen über neue Terrorführer und deren Anschlagspläne, mit Aktionen wie dieser „Kofferbombe“, die Wichtigkeit ihrer Dienstleistungen untermauern möchte. Erste Annahme und somit eine Entlastung von Thomas De Maiziére, schließe ich fast aus, dafür hat unser Minister fürs Innere zu bescheiden aus der Wäsche geguckt, als dass er detailliertes Wissen gehabt hätte, geschweige denn etwas darüber verkünden hätte können. Unter der Annahme, es handelte sich bei der Windhoek-Aktion um eine „Werbemaßnahme“ einer der zahlreichen privaten Sicherheitsfirmen, um eventuellen Angeboten zur Wahrung der Sicherheit ihrerseits, Nachdruck zu verleihen, scheint auch folgendes nicht mehr so fernab der Realität zu liegen. Denn wenn schon die bloße Ankündigung von Terrorgefahr eine Personalkrise in den Reihen der Sicherheitsbehörden auslöst, dann wäre die Deutsche Polizei im Falle vonAusschreitungen im Ausmaß der Pariser Krawallnächte von 2005 hoffnungslos überfordert und würde vermutlich nach einigen Tagen restlos in seinen Grundfesten erschüttert und seiner personellen Substanz beraubt, am Boden liegen. Damit dieses Horrorszenario der Regierenden nicht eintritt, der behördliche Stellenabbau aber weiterhin reibungslos funktioniert, werden in Zukunft nicht nur Mitarbeiter wie die vom Ordnungsamt, frühere Polizeiarbeit wie Parksünder anprangern übertragen bekommen, sondern eventuell auch skrupellose Söldner-Polizisten (ein genauso bescheuertes Wort wie „Realtest-Koffer“) Demonstrationen bewachen und gegebenenfalls eindämmen, damit es zu keinen unvorhergesehenen Ausschreitungen mehr kommt. Die Polizeiarbeit wäre dann auf die Aufnahme von Unfällen, Einbrüchen und die üblichen Verbrechen beschränkt. Die Soldaten der Bundeswehr fallen weiter im Ausland für die irrsinnigen Fiktionen unserer Politiker. Und für die „Aufständischen“ im eigenen Land, die für die Werte dieses Landes auf die Straße gehen und demonstrieren, mietet sich der Staat beziehungsweise das Polizeipräsidium der jeweiligen Stadt die „Miet Mich“-Söldner von einer der zahlreichen privaten Sicherheitsfirmen. Da bekommt der Name „Leiharbeiter“ gleich eine ganz andere Dimension. Nicht dass etwa der finanzielle Aspekt im Vordergrund stünde. Es ist einzig und allein der Hintergedanke, dass spätestens bei massiven Ausschreitungen, die durch soziale Unzufriedenheit aufzukochen drohen, die Beamten der Polizei oder die Soldaten der Bundeswehr im Extremfall nicht auf die eigenen Landsleute schießen würden. Somit stellen sie eine Gefahr für die in Zukunft unabdingbar benötigte Sicherheit der Regierenden, die sie für die Umsetzung ihrer Pläne benötigen, dar.

Mit diesem Abschlussgedanken zu dem sich jeder seine eigenen Gedanken machen sollte, verabschiede ich mich und verbleibe mit

Filmbeiträge

-Blackwater-Die private Armee

-Blackwater-USA´s Urban Warfare Training Center

-Söldner im Irak

Als deutschsprachiges Buch ist „Blackwater-Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt“ von Jeremy Scahill zu empfehlen.

Interessant ist auch die Fallstudie von Sebastian Feyock mit dem Titel „Die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Privaten Militär- und Sicherheitsunternehmen (PMSU) in Theorie und Praxis“ (ISBN 978-3-640-24892-6). „Krieg als Dienstleistung“ wurde von Rolf Uessler geschrieben und ist im Ch. Links Verlag erschienen.

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