Vom 9. bis 14. Oktober fand das 7. Internationale Uranium Film Festival in Berlin statt. Hauptfestspielorte waren wie im vergangenen Jahr das Zeiss Großplanetarium in Prenzlauer Berg und das Kino in der Kulturbrauerei in Pankow. Und wie in den vergangenen Jahren gab sich das Who-is-Who der Atomfilmszene die Ehre. Unter anderem stellte der US-Amerikanische Filmemacher Tony West sein Werk THE SAFE SIDE OF THE FRENCE vor. Der Film dokumentiert die Zusammenhänge und Abläufe, im US-Amerikanischen St. Louis im Zuge des Manhattan-Projekts und wurde bereits beim St. Louis Filmakers Showcase als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Der Festivalproduzentin Jutta Wunderlich ist es diesmal nicht nur gelungen interessante Filmemacher zu präsentieren, sondern auch die Filmauswahl stellte eine gelungene Meisterleistung dar. Noch nie war der Weg des Urans anhand von Filmmaterial so anschaulich zu verfolgen. Von der Urangewinnung durch zerstörerischen Bergbau und die Aufbereitung über die Verwendung von Uran in Atomkraftwerken und als Munitionsbestandteil in Kriegen bis hin zu den Folgen, die die Bevölkerung bei Unfällen in Atomkraftwerken und durch Spätfolgen durch den Einsatz von Uranmunition erleidet.
Auftakt
Dem Schauspieler und Autor Klaus-Peter Grap kam eine besondere Ehre zu Teil. Seine Filmempfehlung TOO PRECIOUS TO MINE von Justin Clifton eröffnete das Festival. Obendrein war der Regisseur persönlich zu gegen und stellte sich nach dem Film den Fragen der anwesenden ZuschauerInnen. Zunächst aber bekamen diese eindrucksvoll geschildert, wie dem Grand Canyon der Uranbergbau droht und somit die Umwelt und das Volk der Havasupai gleichermaßen in Gefahr gebracht werden.
Mit dem Hauptfilm des Abends blieb das Festival ebenfalls in den USA. Die Regisseurin Brittany Prater zeigt mit ihrem Dokumentarfilm URANIUM DERBY, dass die Dekontaminierung von verseuchten Gebieten oftmals falsch gehandhabt wird und somit zur Gefahr für die Allgemeinheit werden. Die Verantwortlichen von Praters Heimatstadt Ames/Iowa haben sich unter Geheimhaltung am Manhattan Projekt beteiligt und somit mitschuldig an den heutigen Umständen gemacht.
Filme
Im weiteren Verlauf des Festivals präsentierte der angereiste Takuya Moriyama seinen Dokumentarfilm UNSILENCED: ANTI-NUCLEAR MOVEMENT IN TURKEY. Mit eindrucksvollen Bildern analysiert er die Anti-Atomkraft-Bewegung in der Türkei. Das Thema insbesondere aus dem Grund aktuell, weil die Türkei seit April 2018 an der Mittelmeerküste zwischen Aydıncık und Silifke, in der Provinz Mersin, im Süden der Türkei ihr erstes Atomkraftwerk (Akkuyu 1-4) errichtet.
Die Künstlerin, Filmemacherin und Produzentin Lise Autogena berichtete mit ihrem Film KUANNERSUIT / KVANEFJELD über die Überlegungen in Südgrönland Uran und Seltene Erden abzubauen. Die Landwirtschaft würde darunter leiden. Jedoch könnte Grönland durch den Abbau seine finanzielle Abhängigkeit gegenüber Dänemark minimieren, so die Befürworter des Uranabbaus. Somit gibt es Für und Wider, die in der Bevölkerung diskutiert werden. Diesen Konflikt fängt Autogena mit ihrem Film ein.
Und zu guter Letzt sei von den zahlreichen Filmemachern Ramsey Cameron erwähnt. Sein Film EINHUNDERT JAHRE URGEIRICA lief am Sonntag als Abschlussfilm des Festivals. Der Regisseur zeigt die Zusammenhänge und Folgen von 100 Jahren Uranabbau in Urgeiriça/Portugal. Die Mine in Urgeiriça war eine der ersten Uranminen weltweit und lieferte unter anderem der Physikerin und Chemikerin Marie Curie das Material für ihre Forschungen. Und obwohl die Mine inzwischen geschlossen ist, geht ihre Geschichte noch über die hundert Jahre hinaus. Die Hinterlassenschaften von einem Jahrhundert Uranbergbau werden gegenwärtig aufwendig entsorgt.
Preisverleihung
Bei der anschließenden Preisverleihung, die den krönenden Abschluss des Festivals darstellt hat in diesem Jahr ANOINTED von Dan Lin mit Kathy Jetnil-Kijiner von den Marshall-Inseln in der Kategorie Kurzfilm den „Gelbe Einstein“, die Trophäe des Uranium Film Festivals gewonnen. In Vertretung von Kathy JetnilKijiner, die leider nicht persönlich vor Ort sein konnte, nahm die 16jährige Berlin Philippo von den Marshall-Inseln die Trophäe entgegen.
Mikel Iriarte und Laura Johnson aus England bekamen den Gelben Einstein für ihren Muppet-Animationsfilm FREDDY AND FUZMO FIX THE WORLD (FREDDY UND FUZMO REPARIEREN DIE WELT). Für seinen Feature-Dokumentarfilm ONE HUNDRED YEARS OF URGEIRIÇA bekam der schottische Filmemacher Ramsay Cameron die Festivaltrophäe.
Der Ehrenpreis ging an Antonio Minhoto aus Portugal. Er war Arbeiter in den Uranminen von Urgeiriça und setzt sich seit rund 20 Jahren für eine gerechte Entschädigung für die durch Uranbergbau erkrankten Minenarbeiter und ihre Familien sowie für die ökologische Sanierung und Sicherung der aufgegebenen Uranminen und radioaktiven Abraumhalden in der Region ein.
Filmpaten
Neben Klaus Peter Grap gaben mit Timo Jacobs, Dennis Buchner und dem Medienwissenschaftler und Moderator Thomas Zandegiacomo Del Bel drei weitere Filmpaten ihre Empfehlungen. BOBBY BROWN HOMELANDS – LIVING WITH THE LEGACY OF BRITISH NUCLEAR TESTING war die von SPD-Politiker Dennis Buchner. Der Film von Kim Mavromatis und Quenten Agius ist ein Zeitzeugengespräch mit beeindruckenden Bildern aus dem australischen Outback und den 1953 dort durchgeführten Atombombentests der Briten.
Schauspieler, Regisseur und Produzent Timo Jacobs gab seine Stimme dem Film von Kelly Whalen DIGNITY AT A MONUMENTAL SCALE. Der Kurzfilm portraitiert die Arbeiten des Straßenkünstlers Chip Thomas. Thomas Zandegiacomo Del Bel, Filmkurator,, Medienwissenschaftler und Moderator gab seine Empfehlung für den Film ANOINTED von Dan Lin und Kathy Jetnil-Kijiner. Der Film veranschaulicht eindrucksvoll, dass mit den Kernwaffentest im Bikini-Atoll, in den 1940er und 1950er Jahren, ein Paradies unwiederbringlich zerstört wurde.
Schirmherren
Neben dem Kreis der Filmpaten, findet sich der, der Schirmherren, die ebenfalls seit einigen Jahren treu dem Festival zur Seite stehen. Neben Klaus Mindrup MdB sind dort Jörg Sommer, Vorsitzender der Deutschen Umweltstiftung und Uwe Bünker von Bünker Casting zu nennen.
Künstlerische Darstellungen
Neben der Filmkunst gab es auch künstlerische Darstellungen. Unter anderem in Form von Tanzperformence von Kazuma Glen Motomura, Takushi Minagawa und Special Guest Maksym Kotsky. Die Künstler stzen sich in ihren Darbietungen schonungslos mit den Lügen der Atomenergie und den Katastrophen auseinander, die im Zusammenhang mit ihnen entstanden.
Festivalspielorte
Neben den bereits aus dem vergangenen Jahr bekannten Festivalspielorten dem Zeiss Großplanetarium und dem Kino in der Kulturbrauerei gab es mit dem Coop-Antikriegscafé einen weiteren Ort, in dem, im Rahmen des Festivals, eine Ausstellung und Vorträge stattfanden.
(FOTO: MAREK KARAKSEVIC)