Osama bin Laden (10.03.1957 – 02.05.2011)

In der Ausgabe 9 berichtete ich unter „Osama bin Laden ist tot!“ in gewohnter Form darüber, dass sich Osama bin Laden aufgrund seines Alters und seines Gesundheitszustands, körperlich geschwächt, vom aktiven Kampf gegen die westliche Welt zurückgezogen hat. Die Formulierung „tot“ war in dem Fall als ironisch anzusehen und meinte im übertragenen Sinn den „Ruhestand“ des Anführers von Al Qaida. Heute wissen wir, dass ich mit diesem Bericht gar nicht so verkehrt lag.

Seit Jahren hatte er sich vom Kampf zurückgezogen und seinen Ruhestand in einem Haus in Abbottabad/Pakistan genossen. Einem Menschen, dem es gelungen ist, die Welt über Jahre in Aufregung und Panik zu versetzen und der der Presse so manch spektakuläre Schlagzeile geliefert hat, sollte die Öffentlichkeit Tribut zollen. Wenn er schon unehrenhaft den Fischen zum Fraß vorgeworfen wurde, möchte ich es nicht versäumen, ihn wenigstens mit einem mehr oder weniger ordentlichen Nachruf zu verabschieden. Dem möchte ich im Folgendem nachkommen:

Die Welt verabschiedet sich von Osama bin Laden. Einem Mann, dem in den letzten Jahren keiner das Wasser reichen konnte wenn es darum ging, weltweit Angst und Schrecken zu verbreiten. Aber nicht nur Angst und Schrecken gehörten zu seinen aufsehenerregenden und weltweit beachteten Leistungen.

In seiner Jugend galt er als ruhig und scheu. Seine Freunde von damals beschreiben ihn als ehrgeizig und ehrlich. Darüber hinaus galt er in seinem Bekanntenkreis als friedfertig und wenig jähzornig. Im Gegensatz zu seiner Jugendzeit, war Osama bin Laden im späteren Leben nicht mehr nur ein Mann der Worte. Nein. Entschlossen griff er zu seiner Waffe und schritt zur Tat. Er bot den Weltmächten die Stirn wenn es darum ging, sein Land, seinen Glauben und seine Landsleute gegen einfallende Vandalen zu verteidigen. Nach dem Krieg gegen die Sowjetunion, in dem er sich den Mudschahedin angeschlossen hatte und von der CIA unterstützt wurde, zog er sich ein paar Jahre zurück. Es wurde ruhiger um ihn und die Geheimdienste nahmen kaum Kenntnis von seiner Person. Dies änderte sich schlagartig als er seit 1998 beschuldigt wurde, zwei BND – Mitarbeiter umgebracht zu haben und ihm die Urheberschaft für den Selbstmordanschlag auf die USS Cole im Oktober 2000 zur Last gelegt wurde. Nichtsdestotrotz gelang es ihm, sich weiterhin frei zu bewegen und seinen Kampf fortzuführen.

Der am 11. September 2001 ausgeführte Anschlag auf das World Trade Center, der die amerikanische Nation im Herzen traf, wurde ihm zur Last gelegt (Das FBI hat bis heute keinen Beweis) und ließ ihn für seine Anhänger unsterblich werden. Die in den Folgejahren teilweise zu unrecht gegen ihn erhobenen Anschuldigungen ließen ihn, in seinem Kampf für Tradition und Freiheit, nicht missmutig werden. Auch dies ist ein Grund dafür, dass seine Anhänger bis weit über seinen Tod hinaus zu ihm halten. Denn stets hat er seinen Kopf für sie hingehalten wenn es um die Schuldfrage ging. Immer hat er sich im Rampenlicht der Öffentlichkeit, schützend vor seine Männer gestellt und ihren Einsatz verteidigt und gerechtfertigt.

Dass zu seiner Lebensleistung nicht nur Mord und Totschlag gehörte verdeutlichen nachstehende Worte: Osama bin Laden hinterlässt über zwanzig Kinder, die um ihren Vater trauern und fünf Frauen die ihren Mann beweinen. Mit Osama bin Laden ist für viele Menschen ein Freund, ein Geschäftspartner (z.B. Straßenbauprojekte), ein Investor (Sudan/diverse Firmengründungen), ein Glaubensbruder oder gar ein Idol aus dem Leben geschieden. Auch die Presse wird in Zukunft den auflagenstarken Zeiten, in denen ein Osama bin Laden für Schlagzeilen gesorgt hat hinterhertrauern. Darüber hinaus ist mit ihm ein Mensch des Glaubens von uns gegangen. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die meisten Menschen ihren Glauben verloren haben, ein zusätzlicher Verlust. Zu guter Letzt, auch wenn das unsere Bundeskanzlerin und Pfarrerstochter Frau Merkel nicht bemerkt haben sollte, ist mit Osama bin Laden auch ein Mensch von uns gegangen.

 

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